Die tolle Komteß. (2. Fortsetzung,) Die Herrschaften schritten jetzt auS dem Hofraum hinaus in's Feld. Der Graf gab seinem neuen Verwalter Auskunft über die ungefähre Ausdeh womit sie im vergangenen Sommer bestanden gewesen wären, und beant wortete seine Fragen über die bisherige Art der Bewirthschaftung. Damit ging wohl eine gute Stunde hin; und dann übernahm es die Komteß, Nor wig die weiter gelegenen Gebiethstheile zu zeigen. Man ging nach dem Stall. Die Komteß befahl für Norwig einen noch jungen Fuchswallach, mecklenbur gischer Zucht, zu satteln, während sie selbst sich ihr Leibroß, einen feurigen Graditzer Hengst, vorführen ließ. Herr von Norwig hielt ihr der Sitte gemäß seine Hand hin, damit sie beim Aufsteigen ihren Fuß hineinsehen soll te; aber sie lachte ihn aus: „Lassen Sie das nur bleiben. Mich kriegen Sie doch nicht hoch. Wissen Sie, was ich wiege?" Norwig lächelte fein: „Sie haben ruhigeren Fuchs einher, während seine Hochser auf dem wilderen Hengste schon ein? strecke vorausgesprengt war. doch immer etwas unruhig, wenn sie auf dem Hengst sitzt. Sie wild sich Ih nen heute vielleicht etwas zeigen wollen Stimme, und die fast drohenden Blicke, mit denen er seine Worte begleitete, machten die Komteß stutzig. Sie mußte annehmen, daß ihre schroffe Art ihn verletzt habe. Ein flüchtiges Roth huschte über ihr Antlitz. Sie war es nicht gewohnt, daß jemand seinem Mißfallen über ihre Art und Weise solchen Ausdruck gab. Sie War nun einmal nicht, was man für gewöhnlich rücksichtsvoll nennt, sie sagte jedem ihre Meinung frei in's Gesicht und kleinliche Uebelnehmerei war ihr ein Greuel. „Ah, mein Herr!" sprach sie bei sich selbst, „wenn Sie mit Handschuhen angefaßt fein wollen, dann werden Sie auf das Vergnügen meiner näheren Bekanntschaft' verzichten müssen." Sie setzte eine trotzige Miene auf und über ließ es ihm, die Unterhaltung in Fluß zu bringen. si sch ' ster sinnend vor sich hin und schien mit seinen Gedanlen weit ab zu sein von der Herrlichkeit dieses Spazierrittes in der frischen Kühle dieses dunklen vor einer Krähe, die dicht vor Nim aufflog, stieg in die Höhe, drehte sich kurz um und versuchte in entgegenge setzter Richtung durchzugehen. Da aber mußte es zu seinem Schaden seinen Meister spüren: txnn Norwig nahm es mit mächtigem Druck zwischen die Scheniel, riß seinen Kopf mit solcher Gewalt herum, daß es nachgeben muß te und setzte ihm schließlich die Sporen verart in die Weichen, daß das Blut zu beiden Seiten in halbfingerbreiten Strömen den Bauch hcrunterrieselte. Dann aber ließ er dem Pferde plötzlich Sie Zügel und setzte es in Karriere, es durch Peitschenschläge und wilde Zu rufe, wie er sie wohl von den Gauchos m Südamerika mitgebracht haben mochte, zu immer tollerem Laufe an treibend, Die Komteß, welche anfangs >ur Seite abgelenlt hatte, um zu beob- Thiere fertig werden würde, gab ttun dem lebhaften Drange ihres Heng stes nach und sprengte in gestrecktem Salopp hinter Norwig her. Jetzt bog »ieser aus der breiten Kastanienallee in Dein größeren und auch edleren Thiere ;«lang es ziemlich schnell, den Meck lenburger Fuchs einzuholen, und beide ven mit leichtem Sprunge genommen. Zbenso etwas später einige Schafhür den, die für den Tag zu vieren Hin- Kreits mit Schaumflocken über und sber bedeckt, ihr Antlitz glühte, ihr Lüsen wogte, ihr Athem hastete und lange genug an ihrer Aufregung ge weitet hatte: „Verzeihen Sie mir, daß ich Sie zu diesem tollen Ritt verführte zu toll trieben!" Er lachte laut auf, aber das Lachen llang hart und ge zwungen. „Ich rathe Ihnen, meinem Vater dergleichen nicht wieder zu verspre chen!" rief die Komteß mit einem selt samen Aufblitzen ihrer grauen Augen. „Ich habe mich sozusagen selbst, in Freiheit dressirt, ich dulde weder Zaum noch Zügel!" Sie warf den Kopf ver ächtlich zurück: „Ueberhaupt wie gegen eine Dame: aber dem Wesen nach sehe ich leinen großen Unterschied zwischen mir und einem vernünftigen „Wollen Sie damit sagen, daß Sie Ihr Geschlecht nicht zu den vernünf tigen Menschen rechnen?" „Ihr Männer rechnet es ja nicht da zu! Ihr setzt es aus einen Altar, wie eine vergoldete Holzpuppe und bcräu damit zu haben, wenn es sich benebeln ließ! Oder halten Sie es etwa eines vernünftigen Menschen für würdig, sein ganzes Leben auf einen so blinden sür ein Mädchen ist?" Norwig ritt eine ganze Wcile schwei gend neben ihr und lächelie zu ihrem hin. Endlich konnte sie nicht länger an sich halten und rief: „Ha! da haben wir's! Sie lächeln! Das ist die ge eine Frau herbeiläßt, vernünftig mit ihnen zu reden? Wissen Sie auch, daß ich das Recht habe, so zu reden? Ich weiß sehr wohl, daß ich nichts begeh wohl befinde? Daß die Aussicht, eine alt« Jungfer zu werden, gar nichts ASlchrzcken'des für mich Ixn? habe mein Lebtag lieber nii! 'Nänlirrn verkehr!, als mit Frauen, weil mir diz kleinen Wciberinteresse» unendlich gleichgiltig sind, und weil ich in eiium Manne niemals einen Gegenstand dss süßen Schreckens sehen konnte!" S>? lachte laut auf und gab ihrem Pctrin,- pos einen leichten Schlag ?us den HalZ, so daß er sich in Trab sehte, Norwig hatte sie zu verschiedenen Malen zu unterbrechen versucht. Jetzt erwiderte er ihr, indem er sich gleich falls in Trab setzte: „Sie haben mein Lächeln völlig mißdeutet, Gnädigste! Es kommt mir so drollig vor, eine Frau mit solcher Bitterkeit von der Ehelotterie sprechen zu hören als bleibt ihm doch immer noch die sch.vere Kette von tausend Pflichten zu schlep pen übrig, die er nicht abwerfen darf, von der Seite den Blick an ihrer stolzen Gestalt hinabgleiten liest. „Sehen Sie wohl, gnädigst« Kom „Muß ich Abbitte Ihn?" entgeg nete die Komteß lächelnd. „Gewiß nicht!" versetzte er höflich. „Aber es würde mich glücklich machen, Norwig, so schwer es mir auch wird, Ihnen das zuzugestehen, aber dies ist die erste Schmeichelei, die mir wirklich Spaß gemacht hat!" Dabei lachte sie freundlich auf und sah ihm voll in's Gesicht. „Ich habe so eine Ahnung, als bluti,i!cit,..." h S 's Nick bns Wägelchen dahzrge bc.',rußen? Sie scheint sehr hübsch zu sein. Mein Papa ist schon ganz aufge regt vor Erwartung." Norwig zwang seine Mienen ei- Brinkmann l'.eß die Zügel lose auf der Pseroe Rücken liegen, hatte sich ganz herumgewendet und sich derma „Allerdings, gnädige Frau!" erwi derte die Gefragte. „Nun sehen Sie, Fräulein, wie feierlich Sie eingeholt werden!" lä chelte die Komteß: „Die älteste Tochter des Hauses reitet Ihnen mit dem stelle ich Ihnen Herrn von Norwig vor." Norwig trieb sein Pferd zwei Schritte vor, denn die Komteß hatte ganz andre Nase ich bitte sehr um Verzeihmlg!" 4. Kapitel. zu recht!" „Haben Sie etwa selbst die Lücken und Tücken des Satans erfahren?" viele herb: Erfahrungen. Aber ich glaube, ich darf sagen, ich habe die Welt überwunden! Ich betrachte es als eine ganz besondre Gnade vom lebhaftem Sie fühlte sich sehr streben sein wird, Ihren leisesten Win speltor ist ja Gott sei Dank in die äl- teüe Pastorstochter verschossen, Drink ter sich!" Zufällig kam ihr der alte Graf dabei zärtlich flüsterte: „Na Vickichen?" fu^erschrlcken"»'' welchem er seinen in rothen Karneol geschnittenen Siegelring trug, zum Zeichen, daß d.is kleine Mißver beugend, vor und huschte dann mit kindlich leichten Tritten vollends die Treppe hinunter. Tete: Stellung als englische Gesellschafts endlich sehr umsichtig und sclbstständig in der Führung des Haushaltes. Ih rer etwas angegriffenen Lunge wegen Herzen unsres einzigen Sohnes ge fährlich zu werden drohe, so ließen wir sie gewiß nicht ziehen. Ich kann Sie icdoch versichern, gnäsigste Frau Grä sm, daß ihr Benehmen meinem Sohne, 'sowie überhaupt der Herrenwelt ge genüber, nie zu den g-.ringsten Zwei- seln an ihren Grundsätzen Veranlas sung gegeben hat. Alles übrige werden Sie aus ihren Papieren ersehen. Fräu lein Bandemer kam mittellos und ohne eine Seele in Hamburg zu kennen, hier an. Sie wurde mir von einer Agentin zugeführt. Denken Sie, wie leicht ein junges Mädchen ohne die streng sten Grundsätze unter solchen Ver hältnissen in's Unglück gerathen kann! Darum freute es mich ganz besonders, daß ihr guter Stern sie gerade irr mein Haus führte. Möchte diese meine Empfehlung dem vortrefflich«!? Mäd chen auch das Ihrige eröffnen. Genehmigen Sie, gnädigst« Frau Gräfin, d«n Ausdruck meiner vorzüg lichsten Hochachtung, mit welcher ich verbleibe Ihre ganz ergebenste Frau Konsul Wuwermann." Der Graf steckte das Schreiben wie der in den Umschlag und lehnte seinen schönen Velasquez-Kopf auf den Stuhlrückcn zurück. „Sie ist charmant, trotz ihrer Grundsätze ha ha!" lachte er leise und dann hauchte er einige kunstvolle Rauchringe in den Sonnenstreifen hin ein und schloß endlich die Augen. Auch drüben im Wohnzinrmer der Gegenstand des Gesprächs gewesen. Die Gräfin Mutter hatte nicht ver säumt, ihre Weltentsagung bei so viel Reiz und Jugend den Komtessen Töch tern als leuchtendes Beispiel vor Au gen zu stellen. Obwohl sie mit sittlicher Entrüstung die Gewohnheit des Mittagsschläfchens „Ist sie nicht reizend?" eröffnete Komteß Vickl das Gespräch. Die große Schwester nickte nur und fahren. „Ach, Marie, solche entzückende Taille werde ich wohl niemals bekom könnte sogar ziemlich weh thun." Komteß Marie lachte laut auf. „Ach, Du unglaublicher Kindskopf Du! Wen wolltest Du denn mit solchen herrlichen könnte?" „Du eitle kleine Katze! Du guckst ja schon viel zu viel in den Spiegel!" Er?" „Ach so? Der ist also jetzt der Mit „Was denn?" „Ach nichts!" ' .Pst! Nicht laut," beschwichtigte weiter? „Er ist zu reizend, wenn er verliebt ist! Und jetzt hat er schon so lange nichts fiir sein Herz gebabt, daß junge Männer hübsch zz finden." „Was ivird aber Dein. Mann dazu sagen?" wegwehenden Bewegung des Kopfej. Und So?»i beugte sie sich, plötzlich auf einen andern Gedanken überspringest», zu ih«r Schwester Hinüber und sagte: „Glaubst Du wohl, daß er mich auch gut tsiden mag?" Vicki ließ sich nicht irre machen son dern fuhr fort: „Nein, ich sa>ji Dir, wie er in den aiten gräßlichen Puh! machte, das war zu reizend!" Die Schwester lachte, bÄ ihr die Augen in Thränen standen. „Ach Vick- lv as soll das noch werden mit Puh! zu machen, um et zum Schmel zen zu bringen, dann wird es wohl zer flogen sein, ehe sich ein Stück Brot dazu gefunden hat." (Fortsetzung folgt.) M die Kllch?. auf dem Brette durcheinandii gearbei tet. Maiv wellt den Teig fingerdick aus, sticht mit einer geeigneten Form Nacht bäckt sie hellgelb. ES Reisauflauf. Ein halbes Qucrrt Milch mit einem Viertel Pfund vom Feuer, gibt 3 1.-2 Unzen Butter, welche mit sechs Eigelb schaumig ge rührt wurde, in die erkaltete Masse, rührt schließlich den steif geschlagenen, Schnee der sechs Eiweiß gut hinein und füllt sie in eine mit Butter bestrichene Form, gibt den Schnee von einem Ei weiß darauf, backt den Auflauf in etwa drei Viertel Stunde in mittelheißem Ofen, bis er oben gelb und schön aufge gangen ist,, löst ihn oben von der Form, stürzt ihn auf eine Platte und bestreut ihn mit Zucker. Bringt man mit einem Fruchtsaft zu Tisch«. Behandlung schlecht ge wordener Butter. Hat man Butter, die alt geworden ist und einer» schlechten Geschmack angenommen hat, so kann man dieselbe wieder wohl schmeckend machen, indem man sie «inigemale mit frischer Milch gut durcharbeitet und dann mit kaltem Wasser so lange nachwäscht, bis das selbe ganz klar ist. Dieses Mittel ist höchst einfach, gibt aber der Butter ih ren ursprünglichen, frischen, Geschmack wieder. Ein anderes Verfahren, das ober nur in Landhaushaltungar gut anwendbar ist, ist folgendes: Gleich nach dem Buttern, sowie die frische Butter aus dem Faß genommen ist. schüttet man die alte, schlecht schme ckende, nachdem man diese in kleinere Stücke zerschnitten hat, wieder hinein und buttert sie in der frischen Butter milch etwa eine Viertelstunde lang wie der tüchtig durch, worauf sie ebenfalls mit kaltem Wasser gehörig ausgewa schen werden muß. Um Butter, die längere Zeit aufbewahrt werden soll, vor dem Ranzigwerden zu schützen, hat man nicht nur für «ine regelrechte Be handlung bei der Bereitung, sondern auch für einen zweckmäßigen Aufbe wahrungsort zu sorgen. Da außer der Wärme auch das Licht sehr nachtheilig auf den Buttergeschmack wirkt, so hat man der Butter stets einen kühlen und zugleich dunklen Platz zu geben.« Verschiedenartige Ver wendung der sauren Gur ken. Aus sauren Gurken läßt sich ein guter und äußerst erfrischender Salat herstellen. Man schält sie. schneidet oder hobelt sie in feine Schei ben und mengt diese mit Essig, Oel und feingewiegter Petersilie, auch wohl einer Prise Pfeffer. Solcher Salat paßt zu dem feinsten Braten. Die marinirten Heringe werden bedeutend schmackhafter, wenn man ihrem Bei gusse einen Teller gewürfelter oder in Scheiben geschnittener Gurken beifügt; dem Schöpsenbraten fügt imm eben ken bei, wie diese auch eine, angenehme Sauce zu Klops aus rohem Riild- und Schweinefleisch geben. Endlich ist die Unentbehrlichkeit der sauren Gurke zir Heringssalat und Ragouts bekannt. Man pflege die eingesäuerten Gurken >xut; beschwere sie nur mit eichenen Brettcyrn, in Ermangelung dieser mit Porzellantellern und sters mit peinlich reinem Stein, nehm«, so oft sich wieder Schaum gebildet hat, diesen sorglichst ab und koste von Zeit zu Zeit das Gur kenwasser, ob es auch nicht etwa faulig schmeckt. Es ist in diesem Falle noch nicht-i verloren; man gießt es sodann ab und macht neues Salzwasser, auf 36 Gurken etwa 1 Pfund Salz und das nöthige Wasser nehmend. Verzieht sich die Lake, ohne schlecht zu schmecken, so muß man so diel Salzwasser nach gießen, datz die Töpfe wieder angefüllt sird. l.,kannte Zubereitungsart gewisser fleisch- und Fischsorten außerordent lich beliebt. Als die hauptsächlichsten Regeln für „Broiling" beachte man Folgerndes: Das Feuer muß lellglü hend ftin, es darf nicht noch darf es während des cesses zurückgehen. Man begannt da her, sobald das F«uer seinen, höchsten Hitzegrad erreicht hat und bplt es in die/er Höhe durch die Dauer des Pro cesses. Eine Platte wird wißt gestellt, Butter, Salz »nd Pfeffer Kreit gehal tn. Nun schiebt man das Fleisch in das G-tter und hält es 2 Mnuten lang . ziemlich dicht auf die Äluth nieder, dann dreht man es um. Aus diese Weise verhindert nnn vor allen An gin das Entweichen des Softes und kam? dann ruhig weitergehen in der nothwendigen Behandlung. EZ muß dann aufmerksam beobachtet und an haltend, bald auf die eine, Said auf die andere Seite gedreht werden. Es wird für Beefsteak ungefähr l 0 Minuten er fordern. Ist et innen nick,t mehr blau- Platte gegeben, mit Butter bestrichen, nachdem man diese Behandlung auf der anderen Seite des Beefsteaks wieder» holte, ist e» zum Serviren bereit. 3