2 Perj MiPrauä, von Arjne e i und Eienuljmittcln. Zu allen Zeiten und in allen Län dern hat es sich für die Menschen als nothwendig herausgestellt, den zur Er haltung des Lebens erforderlichen Speisen und Getränken noch irgend ei nen anderen Stoff hinzuzufügen, der das Nervensystem anregt und auf das Befinden wohlthuend einwirkt. Ganz äußerlich betrachtet, ist ein solches Ge nußmittel für den Menschen unnöthig, denn seine Erschöpsung nach Entbeh rungen und Beschwerden würde auch ohne solche Anregung allmälig wieder dem Wohlbefinden weichen. Aber di< Gleichmäßigkeit dts Verlangens nach einem derartigen Stosse bei den ver schiedensten Völkern und auf den ver schiedensten Stufen der Civilisation läßt doch dm Gedanken nicht schweigen, daß dabei ein wirtliches, begründetes Bedürfniß des Körpers vorliege. Außer dem Tabak rechnet man zu Alkohol, allerdings in sehr verschiede nem Maße, je nach der Art d«s Ge tränks, worin er genossen wird. Außer der wirtlichen Alkoholmenge kommt nämlich für seine üblen Wirkungen sehr hervorragend der Grad feiner Frage. Gutes Bier, das etwa I—H Procent, und Wein, der 3—12 Pro- Von den annähernd 4t>,lXX) Geistes b6 mindestens 15,000 Epileptischen ,land ist Trunksucht des Vaters als Ur "tionskrankhiiten durchaus nicht an die Seite zu setzen. Das ist doppelt schlimm, wenn man bedenkt, in wie Willenskrast besitzt, ist ein mäßiger wendet, werden dirs« an sich so werth vollei» Mittel bald die ständigen Be gleiter des „Kranien", dem ost weiter heitsgemikj'.es Leben südrt. Das Mor phium ist »n dieser Richtung besonders gefährlich, weil sein Mißbrauch die Menschen energielos, pflichtvergessen lind leistiMK-unsiihig macht, und weil ftigcn und körperlichen Selunkenheit immer nur durch eine neue Morphium einspritzung avf kurze Zeit zu beseiti gn ist. Ja wenn Alter Geizhals (zu einem Bettler): "ch gebe Ihnen baupt etwas zu geben, würden Si« mir sehr dankbar sein. Menschenloose. Vom Himmel zog rauschend Viel Regentropfen sacht; Ich hörte lauschend, lauschend Ihr L-lei> in dunkler Nacht: „Wie wir so traulich wallen So hell, so klar, so rein, Welch' Loos wird, wenn wir fallen Auf Erden unser sein?" Auf Blüthen fiel der Eine Und schw«lgte ihm Genuß, Geliebt vom Sonnenschein« Storb er von seinen Kuß. Im Mecre nahm den Zweiten Still auf d?r Muschel Schoos, Der ward für Ewigkeiten Zur Perl- hell und groß. Ein Andrer fiel auf Eisen, Das just von Flammen roth Uno brannte sich mit leisen Und flüchten Seufzern todt. Der Vierte der Genossen T«cb mit den Lüsten Spiel Und war schon leicht zerflossen Eh' er zur Erde fiel. Philippine Weiser. Der Augsburger Patriciertochter, deren Name in der Erinnerung des deutschen Volkes mit so leb«ndig«m Klange fortlebt, ist es wie vielen ande ren geschichtlichen Persönlichkeiten er gangen: di« unerbittliche Quellenfor schung unserer Zeit hat den Nimbus zerstört, den Dichtung und historische Legendenbildung um ihr Haupt gewo ben hatten. Ab«r wenn ihr Bild da durch auch an romantischem Zauber große Einbuße erlitten hat, so strahlt es uns nun im hellen Lichte historischer Wahrheit um so freundlicher und an muthender entgegen, als das einer wahrhaft deutschen Frau, die in treuer Ausübung der schönsten weiblichen Pflichten die eigentliche Bestimmung ihres Lebens sah. Alltäglich war der Weg ihres Daseins gewiß nicht, da er sie aus einem bürgerlichen Hause bis an die Stufen des Kaiserthrones führte, und deshalb wird sich auch die Theilnahme an ihren Schicksalen le bendig «rhalten. Als vielbeweinte und Dulderin, „welche die Schuld, das Auge zu einem der Höchstgestellten der Erde erhoben zu haben, mit dem Tode bezahlen mußte", kann sie jedoch fernerhin unser Mitleid nicht mehr beanspruchen, denn wenn man auch noch heutzutage im Schloss« Ambras bei Innsbruck die Badestube zeigt, in welcher Philippine Welser durch Oeffnen der Adern ermordet sein soll, so steht es doch urkundlich fest, daß sie am 24. April 1530 in Gegen wart ihres Gemahls und einer großen Anzahl von Personen friedlich eines natürlichen Todes starb. Philippine Welser wurde im Jahr« 1527 zu Augsburg geboren; den Tag, an dem sie das Licht der Welt erblickte, meldet uns leine Urkunde. Ihre ganze Jugendzeit ist in vollständiges Dunlel gehüllt, von der Erziehung, die sie ge noß, erfahren wir nichts. Ihr Vater, der eine Leinweberei betrieb, war ein wohlhabender Mann und zählte zu den angesehensten Bürgern Augsburgs, aber was Reichthum anbetrifft, so konnte er sich doch nicht entfernt mit seinem älteren Bruder Bartholomäus vergleichen, der zu den unternehmend sten Handelsherren seiner Zeit gehörte und dessen Schiff« von Sevilla aus Venezuela eroberten und colonisirten. Ein noch auf der Best« Koburg vor handenes Bild Philippinens, das wohl aus ihrem achtzehnten Lebensjahr« stammt, läßt es uns begreiflich erschei nen, daß ihre Schönheit di« Zeitgenos sen zu hoher Bewunderung begeisterte. Mit freundlichem und verführerischem Jugendreiz blickt sie hier in di« Welt hinein, das Haar mit einer perlenbe setzten Goldkette und «inem Barett aus schwarzem Sammet geschmückt. Das Kleid aus rothem Sammet ist tief aus geschnitten, ab«r w«iße, mit feiner Spitzenarbeit verzierte Seide verdeckt züchtig Brust und Hals. Der wunder bare Glanz ihres goldblonden Haares scheint besonders Ausländer «ntzückt zu haben, sogar in den Augen eines hohen geistlichen Würdenträgers fand sie mit ihrem Liebreiz Gnade. Am Schlüsse eines Schreibens, das der Erzbischos Granvella im Jahre 1551 on den berühmten Bildhauer und Erz gießer Leone Leoni richtete, spricht er von einer Medaille, die dieser am An s-rng des genannten Jahres von der .Bella Filipino" ausgeführt habe; er (Granvella) hab« davon einen Abguß in Metall herstellen lassen, den er ihm als Zeichen, daß die Arbeit dem Gold schmied nicht schlecht gelungen sei, nach Mailand send«. An Bewerbern fehlte es d«r schönen Augsburgerin gewiß nicht, aber ein Jahr nach dem anderen verging, ohne daß mi freier nach der Wahl ihres Herzens Ihre» Weg kreuzte. Schon hatte sie das für ein Mädchen nicht unbedenkliche Alter von dreißig Jahren erreicht, und es schien, als ob sie ihren Weg auf Erden ledig vollenden wollte. Da unternahm sie im Jahre 1556 zum Besuch ihrer Tante Katharina von Loxan eine Reise nach Böhmen, die sich für ihre Zukunft von höchster Bedeu tung «rwies. Jetzt traf sie von Neuem mit dem Erzherzog Ferdinand zusam men, den sie wahrscheinlich schon im lernt hatte. Doch wie dem auch gewe sen sein möge, jedenfalls entsprang aus dieser erneuten Bekanntschaft d«r Beiden rasch die innigste gegenseitige Zuneigung, denn schon am Anfang bei Jahres 1557 ließ sich Ferdinand vurch seinen Beichtvater mit „Frauen Fili- pina'. W?« di« Wtlstrin in einer zeit genössischen Anführung der B«rmäh lungk - Urkunde genannt wird, heim lich zu Bresnic trauen. Und ebenso wie der Act d«r Trauung wurde auch di« Geburt des ersten Sohnes im fol genden Jahre sorgfältig vor aller Welt verborgen gehalten, indem man das Kind als vom Thurmwart gefunden ausgab. Jedoch schon im Jahre 1559 erhielt der Kaiser von diesen sein Haus Bald dll'auf siedelt« die Erzherzogin in das aliberühmte Schloß Bürglitz über, das, w't Boeheiw schreibt, als Königsburg und Kerker zuglnch seit dem 12. Jahrhundert Zeuge des höch sten Erdenglücks wi« der dunkelsten Verzweiflung gewesen war. Hier gab Philippin« im Lai'fe der näckistenJahre noch mehreren Kindern das Leben, die, wi« das erstt, zunächst an «inem ande ren Orte niedergelegt und dann als Findelkinder wieder zurückgebracht wurden. Ihre Herzensgiite, di« sich ihr ganz«s Leben hindurch im Wohl thun offenbarte, fand auf diesem böh mischen Schlosse «ine besondere Gele genheit zur edelsten Bethätigung. Mit dem Jahr« 1567 begann für Philippine ein n«uer Abschnitt ihres Lebens. Von nun an bildete sie auf dem prächtigen Schlosse Ambras bei Innsbruck den Mittelpunkt eines glänzenden Hofhalts, nachdem sich im Laufe der Jahr« für ein« immer grö ßer« Anzahl von Personen der Schleier von dem Geheimniß ihrer Ehe mit dem Erzherzog gelüftet hatt«. Durch den freundlichen Zauber und die Beschei denheit ihres Wesens gewann sie die Liebe der ganzen Bevölkerung von Ti rol, d«s Adels wie der bürgerlichen Klassen. Hier noch mehr als in Böh men, wo sie in größerer Zurückgezogen heit hatte leben müssen, entfaltete sie «ine so unermüdliche samkeit in mannigfacher Hinsicht, daß noch viele Jahre nach ihrem Tode der Schmerzensrus laut wurde: „Wir ha ben an unserer gnädigsten Frau sehr übel verloren." Für Hilfsbedürftige, ob sie nun krank oder arm oder Beides waren, konnte es keine bereitwilligere Helferin geben. Gemeinschaftlich mit ihrem Leibarzt Pflegte sie ein« große Anzahl von Kranken, darunter auch türkische Gefangene, einen Moskowiter, Handwerker und Landleute u. A. In ihrem Schloss« hatte sie sich «in« Apo theke reich ausstatten lassen, in der sie mit dem sachkundigen Gorin Guaranta die Arzneien selbst bereitet«. Noch heute wird auf d«r Wiener Hofbiblio thek ihr Receptbuch aufbewahrt, das von ihren reichen Erfahrungen auf dem Gebiete der Heilkunde Zeugniß ablegt. Unverschuldete Armuth linderte sie, wo sie konnte, mit nie ermüdender, freige biger Hand, aber ihre Menschenlieb« fand noch auf ein«m anderen Gebiete reiche Gelegenheit zur Bethätigung. Aus allen Gegenden des Landes wand ten sich Bittsuchende vertrauensvoll und selten vergebens an sie um Beistand: Frauen slehten für ihre veruriheilten Männer um Begnadigung, Gefangene um Befreiung, Schuldner um Stun dung ihrer Zahlungsfrist, Mütter um Versorgung ihrer Kinder. Einige re deten sie dabei freilich als „durchlauch tigsie Fürstin Frau Philippine von Oesterreich" an, Andere aber auch als „Gnädiges Fräulein", woraus man schließen darf, daß auch damals die Kenntniß ihrer rechtmäßigen Ehe mit dem Erzherzog im Volke noch keines wegs allgemein verbreitet war. Viel leicht gibt es für sie kein schöneres zeit genössisches Lob, als das, welches in der einen Anrede „Liebhaberin aller betrübten« Herz«n" ausgesprochen ist. Di« Sorge um das Wohl ihres Ge mahls. an dem sie mit der innigsten Liebe hing, hielt Philippin« für ihre vornehmste Pflicht als Hausfrau, um fomehr, als seine Gesundheit häufigen Störungen ausgesetzt war. Er hatte sich denn auch, indem «r ihre Zuneigung treu erwiderte, im Laufe der Jahre so sehr an ihre Psl«g« gewöhnt, daß er, wie der venezianische Gesandte seinem Senate berichtete, keine Stunde ohne sie s«in konnte. Auf seinen Reisen mußte sie ihn fast immer begleiten, und als Ferdinand sich um die polnische Krone bewarb, gab«n die Vertreter d«r tirolischen Stände ihm zu sein«m eige nen Besten den Rath, „seine Gemahlin laden sein sollte, Ihre Gnaden ihm fleißig aufwarte, wie Seine fürstliche Durchlaucht solches gewohnt s«i. Ueberdies sei sie auch still, fromm und gottesfürchtig und habe sich in Böhmen und in des Erzherzogs Landen stets so rühmlich und wohl gehalten, sei so ge liebt worden und in so hohem Ansehen gestanden, daß auch im Königreiche Polen Niemand sich über selbe zu be schweren haben werde." Häuslicher Fl«iß scheint neben der Mildthätigkeit eine der hervorragend sten weiblichen Tugenden der Welserin gewesen zu sein. Mit ihrem noch jetzt in der Wiener Hofbibliothek aufbe wahrten Kochbuch zählt Philippin« nach dem Urtheil ihres Biographen zu den ältesten und besten Autoren dieser Literatur. Zum Nutzen d«r Leserin nen und als kurien Beitrag zurKennt niß der deutschen Kochkukst des sechs zehnten Jahrhunderts wollen wir hier aus demselben wenigstens ein Recept mittheilen. „Wenn Du willst einen Hecht einmachen, so nimm zwei Peter filienwurztln und sechs Zwiebeln und schütte selb: in einen Hafen mit zwei !Haß Wasser darin. Sied« sie durch zwei Stunden, nimm sodann düWur zeln mit den Zwiebrlu heraus, gebe eine Schnitte gebähtes Brot dazu, treibe dieses gut durcheinandek und gebe dieser Brühe etwas Est ig, Saf fian, Zucker und Pfeffer bei. Danach fege den Hecht in's Wasser, und wenn er schön gesotten ist, so gieße das Was ser vom Fische weg und die Brühe über selben; laß ihn so eine gut« Stund« laug dünsten, so soll er gut und recht sein." Die Küche muß in der That aus ver schiedenen Gründen im Schlosse Am bras «in sehr wichtiger Raum gewejen sein. Nicht allein tiebte Ferdinand es, hier üppige Gastmähler zu ixranstal ten, sondern der überaus zahlreich« Hofstaat des «rzherzoglichen Paares stellte Tag für Tag gewaltige An sprüche an jene Abtheilung hes Haus wesens. Im Jahr« 1571 wurden, ab gesehen vom Wildpret, täglich durch schnittlich 900 Pfund Fleisch und 50 Pfund Schmalz verbraucht, und di« beständige Befriedigung solcher Bedürf nisse verlangte von Philippine, die nie das Sc-'pter aus der Hand kgte, auch beständige unermüdlich« Umsicht. Bon ihrer Geschicklichkeit in kunstvollen Handarbeiten legt noch heute eint per lärmenden Schwärm großer Hoffest lichleiten vor. Wie gegen alle ihre Gäste, so war sie auch gegen Durchrei sende, die sich nur wenige Tage unter ihrem Dache aushielten, eine liebens würdige und aufmerksame Wirthin. Ein Begleiter des Herzogs von Bayern schreibt in seinem Tagebuch: „Als wir am 12. Februar 1579, von Venedig heimreisend, nach Ambras kamen, hatte uns die Philippina zu Nacht in ihr Zimmer geladen, alles auf Majoliken in kleinen Schüsseln zu «ssen und zu trinken gegeben, stattlich traktirt; nach tigkeit erlangt zu haben, denn bei einem Armbrustschießen im Jahre 1570 be schämte sie die an demselben theilneh menden Herren, indem sie den ersten Preis in Gestalt eines Bechers gewann. Für alle vornehmen Gäste gab es bei ihrem ersten Besuche auf dem Schlosse Ambras eine geheimnißvolle Ueberra fchung. Im oberen Garten befand sich eine Felsenhöhl«, das „Heiligthum des Bacchus", in die jeder Gast von Rang hineingeführt wurde. Ahnungs los betraten die Fremden den Raum; sie bewunderten di« schön bemalt«n waren, und merkten zu spät, daß man sie eingesperrt hatte. Plötzlich erschien «in« Schaar von Priestern des dithy rambischen Dionysos mit gläsernen Trinkgefäßen in den Händen. Ihr Vorsteher las den Gästen mit ernster Miene die Gesetze d«s Heiligthums vor. Di« Fremdlinge wurden gewarnt, den Zorn des stiergehörnten Gottes zu rei zen, und gemahnt, sich, in die Geheim nisse des Heiligthnms gutwillig einwei hen zu lassen. Die Einweihung be stand in dem Leeren eines Glasbechers in der Form eines Fäßleins, etwa mit einem halben Quart guten Weines ge füllt, wonach der Eingeweihte der Eh« theilhaftig wurde, fein«n Namen in das Verzeichniß der Trinker einzutra gen. Einige dieser Trintgefäße des Heiligthums sind noch heute vorhanden. Die für die Dam«n bestimmten sind be deutend kleiner, schiffchensörmig gestal tet und enthalten nur wenig mehr als «in viertel Quart. Ebenso werden in den kunsthistorischen Sammlungen zu Wien noch die Verzeichnisse als die „Trinkbüch«r von Ambras" aufbe wahrt. Auch Philippin« hat sich 1567 mit dem Spruche «ingetragen: „Ich hoff' zu Gott." Diejenigen Gäste aber, d«nen es an der nöthigenUebung fehlte, die vorgeschriebenen Gesäße mit einem Zuge zu leeren, mußten auf die Ehre verzichten, ihre Namen in die Trink biicher von Ambras einzuschreiben. Als der Herzog Karl Friedrich von Jülich und Kleve auf seiner Reise nach Ita lien im Jahre 1574 Ambras besuchte cknd mit seinen Begleitern jene Trink probe zu bestehen hatte, gilang sie frei lich ihm und den meisten derselben als echten deutschen Männern ohne alle Be schwerde, aber Anderen sah man doch an ihrer Miene deutlich an. daß der Schluck ihnen «twas kräftig war, und ein gewisser Pighius, der die Reise des Herzogs in lateinischer Sprache be schrieben hat, mußt« sich sogar schließ lich für besiegt erklären: wie ost er auch d«n Versuch wiederholte, jedes Mal ging ihm zu seiner Schande d«r Athem zu früh aus. Seinem Namen fehlt deshalb auch der Ruhm, in d«n Trink büchern d«s tirolifchtn Schlosses ver zeichnet zu stehen. In den letzten zehn Jahren ihres Lebens hat Philippine Wels«r ihren Wahlspruch: „Ich Hofs' zu Gott" wohl oft mit gefalteten Händen vor sich hin gesprochen, denn seit dem Jahre 1570 wurde sie alljährlich bis zu ihrem Tode im Jahre 1580 von derselben heftigen Krankheit, die sich in schweren Fieber anfällen und Brustbeklemmungen äußerte, heimgesucht. In solchem Zu stande hatte sie, wie sie selbst sagte, das Gesühl, als ob Himmel und Erde auf ihr lägen. Zweimal besuchte sie mit dem Erzherzog Karlsbad, um hier Lin derung ödtr gar Heilung ihres alten Leidens zu suchen, aber obwohl sie, wie ihr Leibarzt getreulich berichtet hat, täglich bis zu acht Seideln Karlsbader Wasser trank, so gewann jenes doch von Jahr zu Jahr größere Gewalc über ihren Körper, bis «s diesen schließlich zu völliger Gebrechlichkeit niederbeugte, bevor sie noch ihr fünfzigstes Lebens jahr vollend«! hatte. Ihr« letzten Jahre scheint sie in der That in bedauerns werthem Sitchthum verbracht zu ha ben, und der Tod ihrer geliebten Tante am 13. Apri! 1580 brach vol lends den schwachen Rest ihrer Lebens krast. Am 24. April empfing sie die Sterbesacramente in dem vollen Be wußtsein, daß das Endt ihrer irdi schen Laiifbahü unmittelbar bevorsteht. Um ihr Sterklager war«n außer ihren nächsten Angehörigen di>. Herzoge Otto Heinrich von Braunschweig und Ferdi nand von Bayern, sowie ein« große Anzahl befreundeter Personen versam melt. Den Erzherzog bat sie um Ver leihung für den etwaigen Kummer, den sie ihm in ihrem Eheleben bereitet habe; ihre Söhne befahl sie Gott und ermahnte sie, ihrem Bater in kindlichem Gehorsam stets Freuoe zu machen. Als sie dann plötzlich mit freudigem Lächeln nach oben blickte und ihr Ge mahl sie nach der Ursache ihrer heite ren Stimmung fragte, erwiderte sie: „Ich sah etwas, das mich freut." In zwischen hatte der Herzog von Bayern die Sterdekcrze angezündet und hielt sie in der der Sterbenden. „Als der Augenblick des Todes nahte, küßte sie das Kreuz und versprach Allen fromme Erinnerung, wenn ihr die Gnade des Himmels zu Theil gewor den fei. Noch hörte man die Worte: „Ich will bald b«i Dir sein" dann entschlummerte sie ohn« jeden Todes kampf für immer. So starb Philippine Welser im drei undfünfzigsten Lebensjahre im Frieden mit Gott und der Welt. Ihre Men schenfreundlichkeit und Herzensgüte, die sie in unermüdlichem Wohlthun offen barte, haben um ihr Haupt den schön sten Kranz der Erinnerung geflochten: der unvergänglichen, werkthätigen Nächstenliebe. Wie sie gelebt und ge wirkt hat, so soll sie auch im Gedächt niß der Nachwelt fortleben. Die böse Photographie. Wie die Turteltauben lebten der Herr Premierlieutenant Kasimir von Dambrügge und sein jung«s Weibchen, Ludowika Marianna, geborene Freiin Leopsdorser; eitel Maienmorgenson nenschein durchsluthete ihre kleine ele gante Häuslichkeit, und von srüh bis spät hallten die trauten Räume dersel ben von Frau Ludowikas Silber glocknlachen wieder. Das war aber lein Wunder, denn sie hatten sich beide unmenschlich lieb, waren erst seit einem viertel Jahr Mann und Frau, und hat ten auch sonst Alles, was' das Leben angenehm zu machen geeignet ist. Der gibt. Jungfer Ursel lochte iii der That chen. Da kam plötzlich das Manöver. Nun gab es Weinen und Wehklagen auf der einen, Trösten und Küssen auf der an dern Seite, und dann schied man mit dem heiligen Versprechen unwandelba rer Treue und täglichen Briefschrei bens. Das war recht schön, aber ver sprechen ist leicht, haltenHst schwer, im Manöver zuweilen sogar unmöglich. An der Treue verginge» sich selbstre dend weder die männlichen, noch die weiblichen Partner dieses Quadrioli ums; aber von den ersteren kamen schon nach zwei Tagen statt ausführlicher Briefe flüchtig gekritzelte Nachrichten höchst unregelmäßig an. Das ist schlimm für junge Gattinnen und lie bende Köchinnen. In Ursels Kammer sowohl als in Frau Mariannas Bou doir flössen Thränen. .Verrathen, verloren!" seufzte man hier wie d»rt, und endlich «s ist ja bekannt,daß Eifersucht und Langeweile die tollsten Dinge aushecken, begann Frau Ludowika Marianna ihres Gatten Briefschaften durchzustöbern, und nach Beweisen für seine Treulosigkeit zu su chen. Ist das Weib eben erst dahin ge langt. dann schiebt ihm der Satan sicher etwas zwischen die Finger, das seinem Argwohn Nahrung gibt. Frau Ludowika fand in einem Geheimfache des Schreibtisches ihres Gatten eine fast noch neue Photographie, welche ein junges, üppiges Frauenzimmer in Trikots darstellte. Der Odem der Frau Premier-Lieutenant stockte und emt h-ißt Nöthe stieg ihre Schläfen hinan. Warum verbarg ihr Gatte dieses Bild vor ihr? Er hatte doch andere Balletdamen oft in noch zwei felhafteren Costümen in den Albums stecken. Warum stak dieses Bild nicht dabei? Und nun kam ihr gar so vor, als ob sie das Original schon gesehen habe, als ob diese lachenden Augcn sie schon angeblitzt hätten, ja, als ob si diese Person schon in unmittelbarem Verkehr mit ihrem Gatten beobachtet, sie in ihrer Gesellschaft empfangen hätte. Die Schläfen drohten d«r Frau Lieutenant zu zerspringen. So weit war es also schon gekommen, daß Er, ven sie mit aller Innigkeit ihrer Seele geliebt hatte, solche Weiber in ihreNäbe brachte; und sie hatte dies ahnungslos geduldet. »Aber warte. Treuloser —!" Fra« Ludowika barg das böse Bild in den Falten ihres Gewandes; „kom-! nie Du nur nach Haus, Deine Strafe soll surchtvar sein, und dann Tren nung aus ewig!" Von diesem Tage an sah es trübe in der Lieutenantswohnung auö. Frau von Dambrügge geb. Freiin Leopsdor ser war finster, übelgelaunt und heftig, Jungfer Ursula infolgedessen eigenwil lig und vorlaut. In allen Winkeln leiste und zankte es. Schon dreimal hatte Ursel der gnädigen Frau den ander geblieben, um die Treulosen zu bestrafen und sie dann auf ewig zu verlassen. breitete sich verlangend nach ihnen aus. „Nanu?!" Der Herr Premier eilte nach Frau Mariannas Boudoir, und „ Tag, kleine Wita, da sind wir wieder!" „Verrathe? -—-!" Frau Ludowika „Ja was Ist Dir denn, Schatz? „Mein Herr wagen Sie es noch so —so zu fragen. Wer ist diese Person hier?!" Damit hielt Frau Lieutenant dem Herrn Gemahl die lich jetzt ist der Schnurrbart wieder ge wachsen, den habe ich damals opfern müssen. Hahaha !" den Trikots dargest«llt hatte, und ni-N barg sie ihr heiß erglühendes Antlitz an des noch immer lachenden Gatten „Abtreten! Marsch! Mund halten!" befahl dieser dem wackrn Burschen und überflüssigen Zeugen det weiteren Ent „Zu Befehl, Herr Lieutenant!" zwei weichen Armcn umklastert und von zwei brennenden Lippen geküßt. Jungfer Ursel batte gehorcht und war dadurch übe? Frau Lieutenants Miß stimmung aufgeklärt worden. Seitdem herrscht wieder Maienmor gensonnenschein in dem von Dambrüg gesch«n Hause, der nur zuweilen ein bischen schwül zu werden droht, wenn der Herr Premier unter Anspielung auf die Dame in Trikots zu lachen be ginnt. Aber das kommt natürlich nur höchst silten vor. Srtra-Gratisication. Dir«ctor einer Schmiere: „Meine Herren und Damen, ich habe BZi« zu mir bitten lassen, um Ihnen Mitthei lung von einem freudigen Ereigniß zu machen. Meine theure Gattin hat i.uch soeben mit «inem Zwillingspaar versprochene rückständige Gage auszu zahlen. Sie sollen jedoch anderweitig glänzend entschädigt werden: In An erkennung Ihres stets an den Tag ge legten Eifers habe ich mit meiner theu ren Gattin beschlossen, Ihnen Allen eine Extragratisication zu Theil wer den zu lassen. Ich geb« diesem Ent schluß Ausdruck, indem ich Sie Alle hiermit feierlichst zu Taufpathen er nenne!" Moderne Ehen. Frau Müller: Ich habe mich riesig über Ihre Heirath gewundert, wie kamen Sie ei gentlich dazu, «inen so alten, und da bei nicht reichen, häßlichen Mann zu heirathen? Frau Schulze: Ja, wissen Sie, ich habe mich eben getäuscht. Er war so häßlich, so albern, so aufge blasen, daß ihn alle meine Freundin nen für einen reichen Mann hielten! Grob. Pati«nt: Sie verstehen ja gar nichts, ich nichr, daß allen meinen Patienten. Patient: Lie ber Herr, ich spreche ja keine todten Sprachen! Nochbtsser. Arzt: Da Sie also heute Appetit haben, so soll Ihnen Ihre Frau ein Ei lochen. Patient: Ach, Herr Doctor, es wäre mir lie mitloch.n lassen, w lche- gelegt Sehrrichtig. Erst«r Bumm ler: Du, ich möchte reich sein. Zweiter Bummler: Wozu denn? Dann könn jctztt Amerikanerin in i Sie weiß von Allem EtwaS, Doch von Wenigem genug; Sie liest nur Anfang und Ende. . Doch nie die Mitte vom Buch. Sie kennt die Namen alle Der größten Männer im Land, Doch ihr Verdienst zu nennen, Das wäre sie nicht im Stand. Die Dichter sind bekannt ihr Von Homer bis auf Heinen, Doch von der Dichtung Inhalt Versteht si« auch nicht Einen. Sie klimpert am Piano Und spielt die Mandoline; Sie bläst auf der Trompete Und kratzt die Violine. Sonntäglich geht sie zur Kirch: Und faltet devot die Hände; Viel' blitzende Steiii' und Ringe ' Fast jede Agenwimper Ist eines Mannes Schlingt. Sie brach schon viele Herzen, Denir sie liebt von Allem Etwas, Bitterkalte Winternacht. Auf der aufgeschlagenem Rockkragen und tief in die Schulter gezogenem Kopf, die Hände in den Paletottaschen, tauchen auf, um alsbald in einer der Seiten straßen zu verschwinden. Vor dem Jmperial-Hotel steht ein unnumcrirter Fiaker. Der Kutscher, «in ältlicher Mann mit etwas vertrunkenem Gesicht, auf dem Bock, wie in einem Schaukel stuhl zurückgelehnt, er spitzt die Lip pen und pfeift den Refrain vor sich hin: .... Da kann Aner nv' was lerna". Ein Mann mit einer Bortenmütze auf dem Kopfe tritt eilig aus dem Thor und gibt dem Kutscher einen freund schaftlichen Puff: „Dei' Herrschaf! > kommt!" Der Fiaker richtet sich auf ! und beugt sich vor, um den Flur des Hotels sehen zu können. Ja, sie kommen. Ein junger Mensch, hohl wangig, blasirt, übernächtig glän zender Cylinderhut, lange, schlürfende Lackschuhe, der Pelz allerletzten Zu schnitts. Neben, oder etwas vor ihm, trippelt eine kleine Blondine. Seal» skin-Jacke mit bauschigem Achseltheil; bei jedem ihrer kurzen Schritte rau» . schen, «in dünnes Regenschirmchen mit j vergoldeter Krück« im Arm, eine Wolke i starken Parfüms. Vom Theater. Ihr Eavalier läßt sich vom Nachtpor , tisr noch Feuer geben für seine C-iga , rette und sucht dabei in der Tasche nach > Kleingeld. Die kleine Balleteus« hat ! sich inzwischen dem Kutscher, d«r die Decken von d«n Pserderücken zieht, ge nähert. „Gelt, kalt ist's schau, daß wir z' Haus' kommen! Da hast!" Sie steckt ihm, ohn« daß es ihr Begleiter > bemerkt, «inen zusammengefaltete» „Fünfer" zu. Dann setzt sie ihr blitz blankes Stiefelchen auf den Tritt des Wagens, der Kutscher schnalzt mit der Zunge. „Gutherzig sind sie Alle", sagt ein berühmter Dichter es ist brav von der Kleinen, daß sie ihrem Vater ein splendides Trinkgeld gibt. Modethorheit. „Mach dir det man ab!" lautet eins der neuesten geflügelten Worte in Ber lin, aber trotz dieser zarten Aufforde rung ist es doch gekommen, das Mo nocle d«r Damen nämlich, und zwar d«r Damen der guten Gesellschaft. Wie «in Orden minderer Güte wird «s frei lich noch am Bande getragen, doch das Band wird dünner und kürzer werden, und eines Morgens wird die überraschte Welt der der vollzogenen Thatsache ge genüberstehen. Ach, und die lang«n Wimpern der Stolz des Auges, sie werden geopfert werden müssen, denn sie incommodiren natürlich. Ab«r Nie mand kann eben zween Herren dienen, entweder er wird das Monocle lieben und an den Wimpern klimpern, oder er wird den Wimpern anhangen und das Monocle verachten. Klein und zierlich ist das Glas,von einem schmalen Gold ader Schildplattreif «ingefaßt. Beson ders der letztere ist beliebt, da er fester hält, wenn er warm geworden ist. Selbstverständlich hat das ftärlere Ge schlecht diese Herausforderung bemerkt und erwiderte jene Thorheit mit einer anderen, aber wie es den Männern eigen ist sie sind der Sache mehr auf den Grund gegangen, nämlich auf die Stiefel. Was reitet oder wenig stens so thut, natürlich abgesehen von den Reitern aus Beruf, trägt jetzt bis zum Knie reichende, enganliegend«, harte, gilbe Stiefel. Wie einst vor Troja die Kämpfer nach den Bildern alter Dkister gelbe Beinschienen anhat ten, so wiederholt «s sich jetzt von Neuem. Es ist ästhetisch ein ungemein wohlthuender Anblick, die gelben Röh« nn so daherpe-ideln zu sehen, trotzdem der Berliner, um ein anderes geflügel tes Wort von ihm zu gebrauchen, sagt: .Der durfte ja nunich kommen." Er kennt ih s. A.: Da 'mal hören, der Mann predigt ausge zeichnet! B.: Nein, ich danke, ich' habe den Mann einmal gehört, und A.: Mes/denn? B.: Na. d-r Nann hat mich doch getraut!