Die tolle Komteß. De? Personenzug von Berlin hielt Prustend und kreischend vor dem klei nen Bahnhofsgebäude des Haltepunk tes Mellenthin an. Da das Wetter so heiter war, hatte sich der Stationsvor steher seine neue rothe Mütze aufgesetzt sobald nämlich eine Wolle am Him mel stand, pflegte der Vorsichtige zu der älteren Garnitur zu greifen; hatte er aber die neue auf, so gab sich der ganze Mann einen Ruck m's Strenge, Wichtige hinein, reckte sich, nahm die nein Abtheil zweiter Klasse entstieg ein einzelner Herr. Das war alles für Mellenthin, rer und gab dann mit herablassendem Gruße die Erlaubniß, zur Abfahrt. DreiGlocken schlüge, und pvlternd, weg müde und faul setzte sich der Zug wie der in Bewegung. Der einsame Reisende zweiter Klasse stand, ein leichtes Kösserchen in der Hand, auf dem Bahnhosssteiz und sah sich, die kühne Adlernase etwas hoch hier nicht ein Wagen vom Grafen Psungk aus Räsendors?" Der Herr hatte so etwas Militäri „Allerdings das heißt, ich will spelter!" Der greise Kutscher saß stocksteis auf dem Bocke, in einen rehfarbenen langen Mantel gehüllt, die Beine trotz des warmen Wetters in eine Pferdedecke wie wenn er aus einem angenehmen Halbschlaf aufgeschreckt würoe, und schnitt feinem muthmaßlichen neuen wunderlichen Empfang, der ihm hier LU Theil wurde. „Ja, der Hetr Bon bin ich schon," rief er laut. „Nun fahren °Packmeister schob das Kösferchen unter den Rücksitz, empfing sein Trinkgeld, und dann setzte der alte Hinrich seine „Sagen Sie mal, Hinrich," schrie der Fronde, als sie eine kleine Weile ge fahren waren, „haben Sie denn für diesen Puppeiuvagen keine leichteren Pferde? Das ist ja ein unheimliches Fahren!" Der Alte nahm die Zügel kürzer, wandte sein bosl>afteZ Affengesicht her um und sagte mit Anstrengung hoch deutsch sprechend: „Andre Pferde? Oh, was werden wir keine andern Pferde haben! Aber mit die Ponnys, die hier eigentlich zugehören, da sind Frau Gräfin mit Kunteß Bicki zum Mis sionsfes! gefahren, nach Pä-ielow. Kun teß Aicki iutschirt bloß die PonuyS; und n?as die Graditzer sind, dic sonst Kunteß Marie immer fährt, die müs- Aiissionsjesk!" („Müschohnsfeste" sprach er das Wort aus!) ~AHa! Nu» weiß ich Bescheid," lachte der Fremde. Er lehnte sich so be quem zurück, als dic steife Lehne des Sitzes und die geringe Federkraft des Polsters dies gestattete. Er hatte sich der Handschuhe entledigt und strich sich mit seiner sehnig mageren, vor nehm geformten Hand über den ganz modern gestutzten Bart. Die kurzen Be merkungen Hinrichs über die Stallver hältnisse genügten seinem scharfen Geist, um sich sofort ein ziemlich deut liches Bild zu machen von den Verhält nissen des gräflich Pfungkschen Hau ses. Die Mutler, welche mit der from men, gehorsamen Komteß Tochter und mit den ebenso frommen Ponnys auf die dörflichen Missisnsfeste fuhr, die andre Atomtest Tochter, welche sich aus dergleichen nichts machte, und der Graf selber, von welchen, nicht die Rede Ivar, welcher aber, nach diesem Kutscher und diesem Gespann zu schließen, je denfalls ein äußerst konservativer, sparsamer und wahrscheinlich auch we nig lebenslustiger alter Herr sein moch te, denn bei einer Spazierfahrt in diesem rasselnden, klirrenden Marter >vägelcl>en, das mit fußhohen Sprün gen über jeden Kieselstein stolperte, tonnte einem jede Lebenslust gründlich vergehen! das alles ergab sür einen Menschen von einiger Einbildungskraft eine wenig anmuthende Borstellung von Hausstande. habe doch schon so manches fertig ge bracht. Haha! Die Graditzer sind ihm für gut!" So ungefähr Gefahr zu bringen. „Prächtig, prächtig," rief der Frem de im Wagen ganz laut; und leiser setzte er hinzu: „Aber wüste Wirth schaft! Da gäb's was zu thun für mich." Der Weg machte eine Biegung, und es plötzlich in den Ziveigen zur Rech ten, gedämpfter Hufschlag erklang im Galopptakt, und etwa fünfzig Schritt« vor ihm sprengte in mächtigen Sätzen eine schlanke Reiterin quer über den Weg, um blitzartig, wie sie erschienen, wieder zu verschwinden. „Holla! Wer war denn das?" rief der Fremde eifrig und berührte Hin dei dulle Kunteß!" „Die tolle Komteß? Wer ist denn das?" „Dei dulle kunteß, hebe! Dat weilen Se nich, Herr? So nöhm'n dei Lüd uns' Kunteß Marie, hehe! Ja, Herr, dat is Ein'!" Der alte Hinrich zwin kerte bedeutungsvoll mit den Meer kateraugen und klappte ein paarmal mit den sechs Zähnen zusammen, daß es ordentlich gespenstisch anzusehen '.Prachtvolles Weib! Reitet ja wie der wohl diejenige Komteß, welche die Missioirsfeste nicht leiden kann?" „Hehe!" bellt? der Alte, und knallt« Verwunderung die groß«n Köpse be dentlich zu schütteln begannen. „Sagen Sie mal, ist denn kein Sohn ~Ne, bloß Dam's. I, Herr, mit dei Dam's, da is dat so Na, dat jeit mi ja wider nix an, hehe!" nicht etwa gar München?" Aber der wunderliche Alte drehte wirtlich um, obwol.' ~er Wagen dabei hätte, während auf der andern Seite die Pferde das Gebüsch niederstamps -5» daß «» ein Jammer war, uiH dann ließ er wieder sein Zischen hören, versetzte den Gäulen einen leichten Schmiß hinter di: Ohren, und dann ging's denselben Weg zurück, so rasch sie laufen wollten. Der Fremde bekam ordentlich Angst und schrie aufgeregt: „He, Hinrich, he! Was soll das heißen?" „Dat helpt all nix," bellte der Alte, aber weiter war durchaus nichts aus ihm herauszubekommen de» ganzen Weg über, bis er endlich wieder hinter dem Bahnhofsgebäude still hielt. Da nahm er seinen Hut ab, rieb sich mit dem baumwollenen Handschuh in komi scher Aufregung den kurz geschorenen Graukopf und gab endlich die Aus kunft, daß ihm erst bei der Frage nach den Damen wieder eingefallen sei, daß er ja auch ein« Dame habe abholen sollen, „Eine Dame?" frug der Fremde ver wundert und wußte nicht recht, ob er über den Alten lachen oder sich ärgern sollte.- Der Stationsvorsteher war neugie rig aus der Thür getreten. „Na, Hin rich, was wollen Sie denn nun wie der?" sa-zte er mit einem halb mitleidi gen Lächeln, welches andeuten sollte, daß er die Schwäche des alten Rosselen kers genugsam kenne. „Ick sall ja ein' Dam' ashalen. Hän» ick Sei dat nich verteilt, Herr Büch ling? Js dei Dam' nicht mitkamen?" Jetzt mußte der Fremde doch laut lachen. „Mit mir sind bloß noch ein paar Bauernweiber ausgestiegen. Soll ten Sie die etwa mitbringen?" „Ne, ne, ein sin Mamsell ut der Stadt, dei Fru Gräfin sich expreß för dei Wirthschaft up'n Schloß verschrä wen het. Herrje, wat ward dei Fru Gräfin seggen, wenn ick ahn' dat Fröl'n komm'! Sei hätt' mi all letzte Wcch' en' ollen Dusselkopp heten, weil ick dat vele Bäden un Singen nicht mehr verdragen kann." Jetzt platzte auch der zurückhaltende Beamte mit lautem Lachen heraus und gab dem Fremden auf seine Frage zur Auskunft, daß die Frau Gräfin wegen ihrer strengen Andachtsübungen von ihren Dienstleuten nicht wenig ge fürchtet und auf zehn Meilen in die Runde verspottet werde. Dann wandte er sich wieder an den immer noch sehr aufgeregten Hinrich und fragte ihn, Stunde," sagte der Vorsteher. Und der alte Hinrich wickelte sich aus seiner Decke, kletterte bedächtig vom Bock herunter und grunzte ganz ru hig: „Na, denn möten wir noch'n ba den fremden Herrn, welcher so ungedul dig der entscheidenden Stunde entgegen sah, >venn er sich dem Grafen würde leicht verständlich. Er mußte sich daß der alte Graf gewichtige Bedenlew gegen khn erheben tonnte, daß isdeni falls, wenn er die Stellung erhielt, dit Arbeit, die seiner wartete, ein« reqt schwere sein würde. . Er lieb sein Aug: über die ruhig anmuthige Gegend schweifen. Die Son ne sank eben hinter der sanft geschwun genen Hugelreihe im Westen, und ihre re!ne, tieft Gluth spiegelte sich auf den kkeinen Fenstern des Bahnwärter häuschens, das da gerade vor ihm lag, so daß es aussah, als ob es im Innern lichterloh in Flammen stände. Und im wunderlichen Gegensatze dazu saß der Bahnwärter vor dem Hause auf dem Bänkchen und schmauchte friedlich fein Pfeifchen, während sein kleiner Knabe mit unablässigem Bemühen eine große blaue Tüte mit einem durchgesteckten Holzspan nach Art eines Drachens zum Fliegen zu bringen suchte. Auch das Blondköpfchen dieses Kleinen war glü hend purpurroth, man wußte nicht, ob von dem Widerschein der sinkenden Sonne oder von der Anstrengung sei ner kindischen Sisyphusarbeit. Im Grase zirpten die Heimchen, aus den Stoppelfeldern stiegen die Lerchen noch ein letztes Mal flatternd und zwit schernd aus, ehe sie sich zur Nachtruhe in ihre Nester duckten. Um den hohen Wipfel einer Eiche, der den Rand des nahen Forstes hoch überragte, schwärm te mit unablässigem Gekrächz eine große Schaar von Krähen, die dort allnächt lich Einkehr zu halten pflegte. Ein Bauernwägelchcn rollte auf der Land straße heran, dem Bahnhof zu. Noch einmal erglühte das Schienengeleise feurig im letzten Sonnenstrahl und dann war es Abend geworden. In dem nächsten Dorfe, welches, im Grünen ganz versteckt, etwa eine Viertelstunde vom Bahnhof entfernt lag, schlug eine Thurmuhr acht Mit jenem tiefen, vollen Feiertlang«, der dem einsamen dringt, wie kaum ein frommes Lied mit Orgelklang. Dem Fremdling mit den scharfen, dem frischen Hauche trauter Heimath lichkeit zu umwehen. Er wandte sich wieder dem Bahnhofs zu und mur mal ausruhen! Das Land gefällt mir, es hat so gar nichts Aufregendes. Hier wird mich niemand suchen. Und die Leute? Mein Gott, mit wem habe ich mich nicht schon alles abfinden müssen!" Das Bild der kühnen Reiterin, die vorhin seinen Weg gekreuzt hatte, huschte wieder durch seinen Gedanken gang. Die tolle Komteß! Das klang nach etwas. Ein stiller Zufluchtsort, harmlose, altmodische Menschen, die sich und Geist O nein! Der Ge katergrim.isscn geboten haben mochten. Er lachte vor sich hin: „Die tolle Komteß, haha!" daß er es doch nicht lassen konnte, daß es ihm ein so bren nendes Bedürfniß war, allezeit ein Weib im Mittelpunkte seines Denkens und Empfindens verborgen zu wissen! Die Glocken des Signalthiirmchens am Bahnhof schlugen an. H, G, E der Fremde summte die Melodie wei ter, welche den Anfang jenes Walzers ergab, den gerade damals die Dreh orgelspieler in alle Welt trugen: wartet wurde. Da trat der Stations wrsteher Biichting an ihn heran und meldete, daß soeben eine Depesche für den Grafen Pfungk eingetroffen fei, nicht abzuwarten, Herr * „Was tausend!" lies der Fremde. „Konnte das Fräulein nicht eine Stun !awl!^°" ktiirschte der Kies, das Wägelchen hielt tvr dem stolzen Portal des gräflichen Schlosses. Als der Fremde oie steiner nen Stufen hinaufstieg, griff er in mein« Ankunft/ trug er dem Diener auf; »'nein Name ist: von Norwig!" > Und leichten Schritte?, voll Hoff nung und Selbstvertrauen stiez er, dem Diener folgend, die breite Treppe > hinauf. 2. Kapitel. Herr van Norwig wurde zwei Trep pen tzinQus und dann durch einen law» gen Flur in das Zimmer geführt, ches ihn für diese Nacht beherbergen sollte. Sehr behaglich sah es darin ge rade nicht aus, eher etwas gasthaus mäßig. Ein Beth ein unbrauchbares Sofa, Waschtisch, Kleiderfchrant und «in paar Stühle. Das war alles. Da zu siel ihm »och die große Geschmack losigkeit d?r Tapete und die kindlich farbenfreudige Bemalung der Rollvor hänge auf. Er packte eilig sein Köfserchen aus und legte, als ordnungsliebenderMann, sogleich seine sieben Sachen in die vor handenen Schubfächer des Waschtisches. In jeder Lade, die er aufzog, gerieth ihm cuus den ersten Griff ein Buch in die Hände. Im Kamm- und Bursten sach lag ein Neues Testament, im Hem denfach ein Gesangbuch und im wolle nen Fach «in vollständiger Jahrgang der Zeitschrift „Emmaus, ein christli cher Sonntagsfreund." Mit einem ei genthümlichen, achtungsvollen Lächeln legte er die schwarzen Bände an ihre Plätze zurück und dann badete er sich den Reisestaub vom Gesicht, band ei nen neuen Stehkragen um und wählte unter den vorhandenen Krawatten, in der Muthmaßung, daß in diesem hoch christlichen Hause wahrscheinlich die weltlich« Eitelkeit auch in Gestalt von lachs- »der ponceaufarbenen Halsbin den übel angebracht sein möchte, eine einfach schwarze aus. Er bürstete sorg fältig sein dunkles Haar, welches auf dem Scheitel bereits recht dünn zu wer den begann, suchte zum Schluß feinen Mienen wie seinem Rocke eine möglichst vertrauenerweckende reinliche Glätte zu geben und verfügte sich dann nach dem ersten Stockwerke hinunter, wo der Die ner ihn bereits erwartete, um ihn in das Zimmer des Grafen zu führen. Sie durchschritten einen weiten Spei sesaal, von dessen holzgetäfelten Wän den lange Reihen gräflich Pfungkscher Ahnen herabblickten. Doch der Fremde hatte nichts weiter davon gesehen, als was der Lichtschein, der beim Oessnen der Thür von außen hereinfiel,, auf einen Augenblick erhellte, denn der weite Raum war dunkel. Der getäfelte Fußboden schien frisch gewachst zu sein, denn Herrn von Norwigs neue Stiefelsohlen klebten davn fest, so daß es bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch gab, das in dem weiten lee ren Raume einen wunderlichen, beinahe unheimlichen Widerhall erzeugte. Der Diener öffnete eine zweite Thür und scheinen werde. Herr von Norwig trat mit lautlosen Schritten aus dem dicken Smhrnaer chen Linien und dem vollendeten Eben maß dieses prachtvollen Körpers. Er erinnerte sich nicht, alles das jemals bei srisirt. geschlitzte graue Augen, eine ziemlich flache Nase, großer Mund, stark hervor tretende Backenknochen, schlechte Far es, mein: gnädigste Komteß, die heute im Forst meinen Weg kreuzte. Ich kann Sie versichern, wenn nicht der alte Hin dorben hätte, so würde ich Sie auf Ih rem feurigen Rappen entschieden für eine leibhaftige Walküre angesehen ha ben. Die Erscheinung zuckte ja wie ein Blitz vorüber; aber, auf Ehre, gnädig ste Komteß, ich war auch geblendet wie vom Blitz." „Ach. machen Sie doch keine Redens arten!" fiel ihm die Komteß tn'sWort. .Ich kann so etwas gar nicht leiden, Hier sind Zigarren. Wollen Sie sich nicht eine aastocken?" statten, einer Dame in irgend welcher Gestalt blauen Dunst vorzumachen!" „Hm, nicht übel!" lachte die junge Dame, welche selbst im Sitzen beinahe größer erschien als ihr Gegenüber; „Sie scheinen ja ein Witzbold zu sein. Wissen Sie, ich mache mir nicht viel daraus, aber Papa liebt das. Mit mir werden Sie am besten thun, von Pferden zu Hrechea. Sie find doch Reiter?" „O, meine Gnädigste—fünfter Ulan gewesen! Erst vor wenigen Monaten auF den Pampas zurückgekehrt." „Aus den Pampas? Das ist ja fa belhaft interessant! Da müssen' Sie mir noch viel davon erzählen!" rief die Komteß lebhaft, indem sie die oer schränkten Arme auf den Tisch stü tzend, dem Gsste enigegennei?!?. Da that sich hinter ihr die Thür auf, und Graf Pfungk schritt über die Schwelle. Norwig sprang auf, ver beugte sich ehrfurchtsvoll und blickte dann mit wirklichem Staunen zu dem alten Grafen empor, der sogar seine: Riesin Tochter nvch fast um Hauptes länge überragti und neben dem cr selbst sich fast wie ein: Knirps erschien:. Der Graf begrüßte den neuen Ivärter auf die Oberverwalterstelle mit! größter Zuvorkommenheit. Seine Ge stalt war etwas zu hager, die Haltung «in wenig nachlässig, crkier der schmale graue Kopf wunderschön. ein echter Velasquez! „Ich empfehle Dir Herrn von Nor wig," wandte sich die Komteß an ihren Bater: „Er stand bei den fünften Ula nen und kommt direkt aus den Pam pas. Laßt uns nicht zu lwrge warten, Papa, der Theetisch ist schon gedeckt." Sie verabschiedete sich mit Verbeugung des Kopses und verließ mit großen vornehmen Schritten das der Thür hin. Herr von Norwig verbeugte sich und bemerkte, 'daß er bereits Gelegenheit gehabt hätte, die Komteß als Amazone zu bewundern. „Ach ja," seufzte der Gras, „es ist ein Jammer, daß sie iein Mann ge worden ist! Dann brauchte auch ein Mädchen ist. Sie nimmt mir wirk lich viele Arbeit in der Feld- und Vieh wirthschaft ab, seit es mit meiner Ge- Es kommt mir darauf an, zum Ober 'venoalter einen Mann zu gewinnen, der mit hoher Intelligenz und Fachbil? Dung ein sicheres, imponirendes Austr«- Frohnvogt zu werden. Sie werden mich verstehen: dieselben Leute, welche dem Herrn selbst ohne Murren Gehorsam leisten, betrachten oft jede strenge Maß regel eines angestellten OberSeamten als eine unerträgliche Anmaßung. Be sonders hier in Mecklenburg, wo dem älteren Geschlecht noch die Leibeigen schaft im Blute liegt, scheint es mir gefährlich, einen solchen Quast-Re genten, und noch dazu einen landes ten für ihn denselben Gehorsam zu verlangen, wie sozusagen gegen das angestammte Herrscherhaus. Sie begreifen, daß ein ganz besondererTakt dazu gehört, eine solche Stellung in meinem Sinne auszufüllen. Ich habe daher Ihrer Bewerbung unter zahlrei chen anderen den Vorzug gegeben, weil ich glaube, daß Sie, der Sie selbst frü herer Grundbesitzer undEdelmcmn sind, vielleicht am ehesten den richtigen Ton im Berkehr mit den Untergebenen fin den dürften und gleichzeitig mir selbst mehr werden könnten, als eben nur ein bezahlter Beamter." Der Graf hätte seine lange Rede mit vielfachem Stocken und leichtem Hüsteln vorgebracht, in einem verbindlichen, leicht gedämpften Tone, der merkwür dig gut zu seinem Gesicht: stand. An der Art, wie er seinen weißen Schnurr- und Zwickelbart mit einer gewissen ner vösen Unruhe mit den Fingerspitzen be arbeitete und wie er. es vermied, Herrn von Norwig gerade in die Augen zu sehen, merkte dieser scharfe Beobachter sogleich, daß der gute Graf sich selbst durch seine lange Rede genirt fühlte und daß er in gewöhnlichen Zeiten si cherlich derselbe liebenswürdige alte Herr sein würde, wie so viele seiner Standesgenossen, die sich auf prinzi pielleErörierungen und dergleichen nicht gern einlassen, sondern zufrieden sind,, wenn ihre Angelegenheiten in eineT Weise besorgt werden, daß sie davon, möglichst wenig m«rten und nur die gewohnten Erträge mit einiger Regel mäßigkeit vorgerechnet bekommen. Er hielt ihm also eine wohlgesetzte Rede aus dem Stegreif, in welcher er seinen Anschauungen in allen Punkten bei pflichtete, und knüpfte hieran eine er bauliche und belebrfame Betrachtung über den Zustand der heutigen Land- Wirthschaft und deren Aussichten fü» die Zukunft bei vernünftiger, moder» ner Bewirthschaftung. Als Herr vonNorwig endlich schwieg, that Gras Pfungk eine sehr vernünftig« Frage: „Nun, sagen Sie mal. wenn Sie das alles so scharf erkannten, wie war es denn möglich, daß Sie selbst gingen? Sie schrieben mir doch, daß Sie ein so schönes, große! Gut besessi» yätten!" (Fortsetzung s»lzt.j Mr die Küche. Englische Sandwiches. —- Won frischem Weißbrot schneidet man I gleichmäßige Scheiben, welche man odal aussticht. U«berreste weißen Geflügel fleisches wiegt man nebst der gleichen Menge gekochter Ochsenzunge fein, keibt die Masse im PorzcÄanmörser mit 3 1-2 bis 5 Unzen Butter zu Brei darauf mit etwas Pfeffer uns einem Löffel englischen Senf zu vermischen. Die Hälfte der Brotschnitten wird mit der Farce dick bestrichen und die an dern Scheiben fest und gleichmähics da rauf Abrückt. Kurz v.ir 'dem Anrichten werden die Sandwiches in geschmolze ner Bvtter auf beidenSÄten goldbraun gebacken' und mit ausge,Eickener Peter silie garnirt safort aufgetragen. I n vi.s ch e Curry - S u p e. für Hcrrenefsen zi empfehlen.) Man braucht M Bereitung dieser Suppe eine und nine dunlle Hühner, sowie emige Stück rohen Schinken man mit >m abge nommenen SuppcuM.gibt einige Tas sen Bouillon hinzn, fügt als Gewürz «ine Möhre,, ZwiebÄn, eine Knolle Sellerie, etwas Petersilie, Thymian, sin Lorbeerblatt; drei Nelken und einen Eßlöffel Curry'Pulv« hinzu u»id kocht di? Hühner weich. Ist dies geschehen, so wird das Vrustfletsch in seine Strei fe»! geschnitten, die BriHe entfettet und zv'der vermischten. Bouillon gegeben,die man damit fünf Minuten langsam durchkocht, und ihr- daim eine halbe Flssche Madeira, und eine Prise Ca yenne zusetzt. Man richirv-die Supp« über dem Hühnerfleisch aü und srrvirt die' Bouillon weich und Urnig gekoch ten Reis nebenher. Wienerßei s k'u ch «n. Man kocht 1 1-2 Pfund Reis, nachdem man ihn mehreremal in Wasser abbrühte, in einem Oliart Sahne mit einem Pfund Zucker und einem Sitick Vanille weich und sehr dick, läßt ihn «in wenig» aus kühlen und verrührt'ihn mit Äl-2 Un zen Butter und zehn Eigelb. Zuletzt zieht man den steifen Eiweißschnee von drei Eiweiß unter die Reismasse, füllt sie in eine ausgestrichene, glatte Form und bäckt sie im Ofen goldbraun. In dieser Zeit schält man vierzehn schön« Aepfel, schneidet sie in seine Scheiben, vermischt sie mit einem Pfund einge machten, entsteinten Kirschen (ohne Saft, dieser muß abtropfen) und dämpft sie mit einem (Ras Rothwein, drei Löffeln Apfelsaft und 6 Unzen Zucker weich. Wenn der Reiskuchen fertig ist. stürzt man ihn auf eine stä che Mehlspeisenschussel, schneidet, oben fingerdick vom Rande entfernt, einen Deckel ab. höhlt dann den Kuchen aus, füllt die Aepfel hinein, legt den Deckel wieder darüber, bestreut den Kuchen mit Zucker und gibt eine Kirschsaft sauce nebenher. Alte Hühner wie Wtldpret bereitet. Zwei ausgewachsene Hüh ner werden in bekannter Weise zube reitet, fein gespickt und drei Tage mit einfachem Essig marinirt, den man zu vor mit einem Lorbeerblatt und einem gehäuften Eßlöffel Wachholderbeeren aufkochte. Nach Ablauf der genannten Zeit dämpft man die Hühner in einer Kasserolle mit Butter und ein wenig Wasser weich, beständig etwas saure Sahne nachgießend. sie sich zu mit einigen Löffeln voll in Wasser auf gelöstem Fleischextrakt, quirlt weiter einen Löffel Mehl in saurerSauce klar, nimmt die Hühner aus der Sauce, ver tocht diese mit dem Mehl und gibt zu letzt die zerlegten Hühner noch einmal hinein,um sie gut durchziehen zu lassen. Portion sür 10 Personen., Regeln be i B e,re.i tun g des Kaffees. Man, beurtheile ven Kaf» fee nicht nach der, Farbe der Bohnen, sondern nach dem Geschmack (der Kaf fee ist oft gefärbt»;, beim Rösten acht« man daraus, daß,den Kaffee nur kasta nienbraun, ja nicht schwarz werde, da mit seine edelsten Bestandtheile, die sich leicht verflüchtigenden ätherischen Oele, nicht verbrennen, wodurch der Kaffee einen unangenehmen.bitteren Geschmack bekommt. Den frisch gerösteten Kaffee schütte man nicht m ein enges Gesäß, sondern behufs, schneller Abkühlung auf ein Sieb oder in dessen Ermangelung auf eine möglichst große Platte, damit der heiße Kaffee nicht nachrösten und verbrennen, kann.. Nachdem der Kaffee erkaltet ist,, bewahre man ihn in ein-r gutschließenden Blechbüchse auf, und zwar an einem trockenen, jedoch nicht zu warmen Orte; d>is Quantum der zu mahlenden Bohnen bestimme man nicht durch «in. Gefäße, sondern nach dem Ge wicht, tw die Bohnen leichten Kaffees beim Veennen größer wie diejenigen schwerer und kräftiger Sorten werden,, so d?L man Sei Anwendung eines Ge säßes von leichtem Kaffes weniger und' von kräftigem mehr Gewicht erhält, während es doch gerade umgekehrt sein sollte. Man nehme zur Tasse etwa ein Drittel Unze gemahlenen Kaffee, wsl-. ches Q-wntum sich als das geeignetste bewährt hat; der Kaffee M so sein als möglich gemahlen werden; je feiner er gemahlen ist, desto besser entleuz! er sich. Der Kaffee darf nicht gelocht, sondern muß durch auf einmal aufzu schüttendes, start kochendes Wasser zu bereitet werden; man bediene sich hier bei keines Kasfeesackes. sondern einer zweckmäßigen FiltrirmaUine, deren Boden je dem zu öerettenden Quant.um größer oder kleiner sein muß; der Kaffee soll.nachdem er siUrirt < durch langes Nach/und Ausniä.'men a» : Aroma verliert. 3