«in Genie der Tlmt. male die unmöglichsten idealen Zu stände in Deutschland herrschen, da wir „das R«ich" hatten, die allgemein? Verbrüderung der Stämme, der Stä nde, der Konfessionen, begeistert-edler 'Sinn, ein gewaltiges Wiederaufleben aller -intim» lik?i'»li»m, kein Jnte ressentampf, sondern brüderlicherAus gleich aller im nationalen Parlament, ein ewiger Friede ach, alles Dinge, die sich leider nicht verwirklichen ließen bisher, die sich vielleicht noch verwirkli chen unter vnserm Helden Siegfried, unsrem dereinstig«n zweiten Kaiser. Ich alter Mann habe Freudenthränen in den Augen gehabt, als ich die erst: Münze mit den heiligen Worten „Kai ser" und „Reich" in den Händen hielt jetzt bin ich etwas ernüchtert; nicht die Begeisterung unseres Geschlechts, -der Alt«n Begeisterung, hat das Reich geschaffen, sondern die That, die kluge, rücksichtslose That; diese war freilich so klug, der Begeisterung nicht ganz «ntratben zu wollen allein diese ist sie doch nur ein Requisit gewor den. ein wirksames Theaterrequisit, wie der Dvnn«r, den der Obermaschinist Plötzlich losläßt. Die Seele des Gan zen war und bleibt die That. Darum ist diese so ein gewaltiges, alles umge staltendes und neu bcseelendes Bei spiel geworden darum aber auch er mangelt unsre Volksseele, wie sie seit dem gestimmt ist, ermangeln alle unsre Verhältnisse der geträumtenJdealität!" „Sie hören, unser Papa ist der rich tige Reichsnörgeler!" meinte schmun zelnd Johannes Graaf, d«m derartige Reveergüsse offenbar nichts Neues wa „Reichsnörgeler!" fuhr d«r alt- Herr auf ihn los, „warum nicht gleichßeichs feind?" Aber sein Zorn war nicht ganz echt. Es war eben die Zeit, in der der Schlimmste selbst in Frieden leben muß Sonntags nach Tische wo die Behaglichkeit, di« aus dem Magen stammt, auch den bittersten Groll fänstigt. B«i d!«ser Art gutbürgerlichtn Schwadronirens fühlte Breying nur eins lebhaft: Langeweile. Annie tvar draußen, hantirte am Kafseetifch. D«s alten Herrn Meinungen bekümmerten ihn verzweifelt wenig. Das Genie der That braucht kein« Meinung. Und das urdeutsche Behagen, in gehobenem Ge spräch neu« Gedanken in sich zu ent wickeln und auszutauschen, war ihm halber. So beschloß er, dem Alten nen zu genügen?" So redegewandt HeinrichGraas war, hier saß er s«st. Und er fühlte selbst, daß alles, wgs geisterung, so gut wie ihr Allen? Ivir haben unsre vaterländisch« Poesie, den ki" nur an Wildenbsuch; allenthalben im Reich sind Krieger-, Schul- und Studentenvereine an der Arbeit, die vaterländische Empfindung zu Pflegen; wir fördern die Reinheit unsrer Mut tersprache, wir erstreben die Emanzi pation unsrer Schulen vom Humanis mus und der Nachahmung der Antike, i?ir Wirten und steuern für koloniale Zwecke selbst in der Musik ist eine neue Richtung vorhanden, die man na tional nennen kann, die Wagner'sche —" „Ja, Wagner!" unterbrach ihn sein Vater. „Ich habe auch meiner Zeit meinen Grimm und Wolfs gelesen die Figuren unsrer Götter- und Hel densage sind ganz anders ernsthaft, keusch und groß, als die Wagner'» schen!" „°sch kann darüber nicht abschlie ßend urtheilen, Papa!" erwiderte Jo annes mit seiner gewöhnlichen Nüch ternheit, „allein in meinem Fache bin ich sicher, daß man da bald von einem neuen nationalen Baustil wird reden können, der sich ungewollt und ohne Lärm vorbereitet." Der wackere Junge hätte hinzufügen können, daß sein« liebsten Träume die sen Weg gingen er beschränkte sich, es zu denken. Bei jedem, was Johannes anführte, hatte Breying zustimmend mit dem Kopfe genickt, >vas deutlich sagte: Bit te, Herr Graas, hier sitzt auch einer von den wackeren Männern, die kräftig das Doutschthum fördern, der Redakteur der ""-Zeitung, Leonhardßreying. Jetzt nahm er das Wort, um dem alten Herrn den Gnadenstoß zu geben. „Ja, Herr Graas, «s ist so, wie Ihr Herr Sohn sagte. Sie haben Ihrer Zeit das „Deutschland, Deutschland 'über alles" g«sung«n heut singen wir es. Sie sangen es sehnsüchtig und voller Schmerzen wir singen es voll «itel Trotz und Stolz. Deutschland den Deutschen, Fort mit all dem Fremd thum, das noch an uns hängt oder sich wieder an uns hängen möchte! Das erste und mächtigste Land der Erde soll es sein! Seine Flagge soll herr schen draußen in der Welt! Und jeder Deutsche soll das freudige Nationalbe wußtfejn haben, etwas Besseres zu sein als alle andren Nationen. Sehen Sie, idasist unsr« Begeisterung, das sind unsre Ideale, dafür wirke ich tagtäglich meinem Blatte. Ist es nicht die Ver jüngung und Fortsetzung Ihres Pa triotismus?" Er wurde unterbrochen. Annie kam und bat zum Kaffee. Breying legte die Zigarre weg, die ihm feierlich ange boten worden war, und Papa Graaf ging mit dem deutlichen Empfinden hinaus, die beiden jungen Leute stän den gegen ihn zusammen, sein Sohn und Breying. Und dieserßreving stellte genau jene bewußte thatkräftig- neue deutsche Welt vor, die «r verwünschte, die er gelten lassen muhte und gegen >die er, da sie ihm in's Haus gedrun gen, nicht einmal in seinen eigenen vier Pfählen aufkam, weder gegen ihr« Argumente, noch gegen die Lockung, mit der sie ihm seine Kinder nahm, und der er obendrein zum innigsten Danke verpflichtet war. Ohne diesen Dank aber ja da hätte er den jungen Herrn nie Und hinter dem Rücken des Hinaus gehenden reichte Breying seinem jun gen Bundesgenossen warm die Hand, wie: .Wir beide verstehen uns, nicht wahr?" Und dann, als er in das Berliner Z'mmer an d«n sauber gedeckten Tisch kam, da wiederum tauschte er mit An- Sohn einen ticfzärtlichen Blick. Wie er von dem Mädchen seine Au gen rasch und vorsichtig auf den al ten Herrn wendete und sah, daß die ser gedankenvoll seinen Platz einnahm und mit dem vorausgegangenen Ge spräch nach deutsch-philiströser Weise 'Noch lange nicht fertig war, da blitzte sein Blick in stillem Spott auf, als wolle er sagen: „Umzingelt, gefangen genommen, alter Herr!" Dies war der erste Sonntag, den Graf Leonhard in der Familie ver brachte. Ihm folgt«» andre. Breying „Rechte Liebe erträgt alles!" Auch Johannes ließ sich täuschen. Er glaubte an Breyings Liebe und an Breyings Ehrenhaftigkeit, nachdem ihm dieser versichert, daß er jeden Ver kehr mit Annie hinter dem Rücken des Papas aufgeben wolle. Ja, er empfand nickt einmal mehr die stille Warnung, seiner Schwester, für den ihn sei» Papa und er selbst sich hielt -- w«nn die kleine, muthwillig« Fritzi begann, ihre Architekten Aufmerksamkeit völlig in Anspruch genommcn selbst der dum- pfe Druck, den «in vor der Thür stehen ! des Examen auf jeden jungen Deut schen ausübt, wich da auf Viertelstun den völlig von seinem Herzen -- wenn ihm freilich äußerlich auch nie mand etwas anmerkt«. XIII. Fräulein Irma hatte ihren freien Das d« d lb Graaf sich zu Haus mit dem dringenden Bedürfniß, einmal gründlich frische Luft schöpfen zu müssen, schon um elf Uhrßormittags „sortgeschlängelt" und für den ganzen Tag empfohlen: er wol le eine süchtige Lcmfpartie durch den Grunewald machen. Er war in der That im Grunewald gewesen. Gegen zwölf Uhr war man aufge brochen, hatte die Stadtbahn genom men, in Westend eine« Wagen gemie thet und war nach Pichelsnxrder ge fahren. Es war ein Wochentag Alles,was sich zum Frühstück dort vorfand, war «in Käsebrötchen gewesen und eine „Weiße". Aber die Luft machte Appetit es schmeckt«.^ und sich ein paar Stunden auf der Ha vel getummelt. Würd« Franz müde— lange hielt er die Ruderarbeit nicht aus so nahm Fräulein Irma die Ruder; unv ihre kräftigen Arme ermüdeten nicht. DasPaar erregt« nicht allzuviel Auf sehen, obwohl Fräulein Irma ein hüb sches, stattliches Mädchen war, und ihr lichtes Sommerkleid, der grüne hohe Kapottehut sie ganz vorzüglich kleide ten. ober in Berlins Nachbarschaft sind die Wirthe undSommerkoloniften m-n -cherlei gewöhnt. Als die Idylle auf d«m Wasser die Beiden zu langweilen besann, ging es heim in das Restaurant am Ufer, wo man ausgespannt hatt«, und das Mit tagessen war bereit. Nach Tisch kam «in gemüthliches Schläsch«n im Grünen, dann ein klei ner Bummel durch den Wald, der Nach mittagskaffee, wozu der gutmüthige Wirth sogar «twas Sträußelkuchen mit Gelegenheit hatte kommen lassen, und dann ging es wieder aufs Wasser, dies mal mit ein«m gemietheten Ruderer. Das war der schönste Theil des Pro gramms, das behagliche Faullenzen im Boot auf der stillen Wasserfläche, über deren ganz« Weite Sonnenglanz und Frieden gelagert war. Das arme ge drückte Geschöpf im Boote, dessen Le benslauf aus Elend und Frechheit sich seltsam zusammensetzte, athmete frei und fröhlich auf, fühlte sich harmlos, ein Mensch, der wie andere seinGemiith an der Natur auslüftet. Und Franz, dessen physisch« wie moralisch« Gesund heit ziemlich angegriffen war, bedurfte eben einer solchen Ansrischung durch die ewige Heilmutter alles menschlichen Elends, di« Natur. Daß sie schließlich nicht als Mann und Frau oder als Geschwister diese Fahrt machten, beeinträchtigte bei der abgestumpften Empfindung beider diese gute Wirkung nicht weiter. Man sang auf dem Wasser, man „döste so hin", man wurde wieder mun ter und riß schlechte Witze, man leerte auch die mit ins Boot genommenen bei den Flaschen schlechte» theuren Larose, wobei die gutmüthigen Herzen den Schifferknecht nicht vergaßen kurz, es war ein köstliches Vergnügen. Dann kam die Heimfahrt im Wa gen durch den dämmernden Grunewald nach Westend.die Beide schweigend aus kosteten. Leider aber sollt« der schöne Tag mit «in«m Knalleffekt schließen. Eben waren sie in der Stadt ausge stiegen und kamen vom Bahnhof Fried richsstraße her die Straß« herunter ge gen die Linden. Franz führte sein« Be gleiterin der Bürgersteig war eng, und nur langsam schob man sich an ein ander vorbei, da an einer der beleb testen Stellen bei der Mittelsiraße trat vom Damm plötzlich ein graubärtiger Arbeiter vor das Paar, starrte mit fin sterer, verächtlicher Miene dem Mädchen ins Gesicht und schien keine Lust zu ho ben, ihnen Platz zu machen. „Bitte, mein Lieber!" sagte Franz mit gutmüthiger Herablassung und ei ner nachlässigen Hanidbewegung. Ein kurzer, geringschätziger Blick deS Alten streiste ihn. „Teufel", fuhr Franz ärgerlick auf, „was wollen Sie, Mann? Machen Sie, daß Sie nxiter kommen!" „Was ich will?" gab der Arbeiter in einem seltsam grollenden Tone zurück, „dieses saubere Geschöpf will ich mir mal ansehen! Weiter will ich nichts, junger Herr! Und von Ihnen will ich überhaupt nichts!" „Ich untersage Ihnen jede beleidi gende Redensart gegen diese Dame", Franz ?iirück und erhob sein« befehlenden Ton. „Kommen Sie, Ir ma, lassen Sie den Kerl stehen scheint angetrunken!" Aber es war nicht so leicht, im Ge dränge des engen Bürgersteigs weiter zu kommen, zumal bereits eine leicht« Stockung durch das Stehenbleiben der leinen Gruppe eingetreten war. „Irma? Also so läßt Du Dich jetzt nennen, du sauberes Früchtchen?" sagte der Arbeiter halblaut, dem Mädchen dicht ins Gesicht. Irma ließ Franz' Arm los, schlug die Hand vor die Augen und lehnte sich „Jetzt geht mir die Frechheit denn doch zu weit!" rief Franz. „Machen Sie augenblicklich.daß Sie fortkommen, Mann, sonst lasse ich Sie verhaften!" Er fühlte sich verpflichtet, alii Be denn jetzt bildete sich bereits ein Knäuel „Mich verhaften lassen?" entgegnet: jener laut. »W«il ich d«r Person da sage, daß sie «ine Dirne ist? Was ist sie denn anders? Schweigen Sie ruhig still, junger Herr, ich kenne sie s«hr gut, mit Jhn«n hab« ich nichts abzumachen, ich sage es Ihnen nochmals. Aber ich hab« ein gutes Recht, dieses feine Fräu lein mir mal anzusehen. Und dazu, glaub' ich, hat jed«r das Recht." Au Franz' größtem Erstaunen erwi derte jetzt dos Mädchen dem Alten, in dem si« ihn zum erst«nnwl wieder fest ansah: „Ich ernähre mich redlich du brauchst mir keineVorwiirf« zu machen! Und im Uebrig«n ist hier nicht d«r Ort Sofort trat Franz beiseite und ver sucht«, sich durch die Mauer der Umste henden Bahn zu brechen. „He, Herr, Sie vergessen Ihre Dame mitzunehmen!" rief ihm der Alte zu. „Geh, Kreatur!" fügte er gegen Irma hinzu, „ich will dich nicht um deinen Verdienst bringen!" Das Mädchen brach in lautes Wei- Besonderes. Ich wollte mir nur tirt", sagte «ine Stimme aus der Men ge. „Auf oss«ner Straße. Es ist «in« Schande!" Der Beamte faßte den Sprecher ins Äuge. „Machen Sie, daß Sie wegkommen!" erwiderte er ihm. „Sie kenn« ich. Bitte die Herrschaften weiter zu geben! Sie kommen mit mir, Sie auch", wandte er sich z» dem Arbeiter und dem Mädchen. „Gehören Sie zu d«r Dam«?" fragte er Franz. „Freilich gehört der Herr zu der Da me", erwiderte der Alt«. „Bitte, kommen Sie auch mit", be deutet« der Beamte Fraizz. Der kleine Zug setzte sich in Bewe gung, der Auflauf vertheilte sich. Franz war sehr unbehaglich zuMuth. Er wurde zum Abendessen zu Hause er wartet man hatt« Gäste «s war auf die Polizeiwache geführt. „Herr Wachtmeister!" begann da das Mädchen. „Der Mann hat mir ja wei ter nichts gethan. Er hat mich bloß ein mal ansehen wollen, wie ich aussehe. Und einen Auflauf hat es ja eigentlich auch nicht gegeben; es ist bloß so enge >da in der Friedrichstraße; da mußten die Leute gleich stehen bleiben, weil wir stehen blieben!" „Er hat Ihnen nichts gethan?" frag te der Schutzmann. „Ich dente, er hat Sie insultirt?" „I bewahre", fuhr sie fort, hat mich mir gescholten." „Gescholten?" „Nun ja?" „Ein wildfremder Mann was hat der Sie zu schelten?" Vater!" „Ihr Vater?" wiederholte jener laut und erstaunt, so daß Franz es hörte. alle Leute hören! Ich will nichts von dir willen. In die Welt gesetzt hab' ich dich weiter hab' ich nichts mit dir zu schassen. So steht's. Und gethan „Was sindSie?" fragte er das Mäd „Kennen Sie di« Dame aus dem Lo- Der Arbeiter knirschte mit d«n Zäh nen. besieht, Sie festnehmen zu lassen." „Nein, Herr Wachtmeister" rief das Mädchen. kurz grüßend, ohne Blick oder Wort für feine Tochter, Franz ein« Geberde von Zorn, Rachsucht und Ekel zeigend. ' lunzu, dem im Grunde nur daran ged iegen war, den Auflauf rasch zu zer streuen. Franz rief eine Droschke heran und ließ Irma nach Hause fahren. Er selbst blieb stehen und bot dem Beamten aus „Ich danke Ihnen!" lehnte der Schutz wenig rühmlichen Erlebnisscs. Am nächsten Morgen hielt Asta, die des Korrespondenz zu b« sorgen „Geehrter Herr Kommerzienrath! Nehmen Sie cs einem Ihrer alten Arbeiter nicht übel, wenn er Ihnen et- Ivas Unangenehmes schreibt. Ihr Herr Sohn geht mit mciner ältesttn Tochter, wegen laufen, mit wem sie mag. Aber Ihr Herr Sohn ist für solche Kreatur zu schade. Sehen Sie ihn an, ob er sich nicht zu Grund« richtet. Vielleicht, wenn Sie ihn n«il in's Gebet nehmen. Und nichts für ungut, geehrteste: Herr seit 1846 in Ihrem Lohn und Brot. Mit aller schuldig«» Achtung Johann Kretschmar." Mit welchem Schmerze Asta die? Schreiben erfüllt«! Fast zürnt« si« dem ehrlichen Ungeschick des Alten, nicht geschwiegen zu haben. Also auch ihr Bruder! ' Fast meinte sie, den Brief in's Feuer werfen zu sollen. Seit der großen Enttäuschung war sie in eine Art Apathie versunken. Ihr Vater war gelähmt der Tod stand von Asta nicht beeinflussen mit Grauen gewahrte si«, daß Fritzis Welt kenntniß und Raffinement von Tag zu französischen Romanen der Ftwal und Belot waren Fritzis Ideal«, Frauen von stählernen Nerv«n, die ebenso gut Franz drauf und dran war, zu Grunde zu gehen, daß er der doppelten Versu chung, Reichthum und Müßiggang, er legen war. Und Marenholz? Und sie selbst? Im vollen Feuer brennenden Edel muths hatte sie ihm verziehen an j«n«m Morgen, als sie plötzlich begann um sein Leben zu bang«n. Si« wollte ja, gewiß, si« mußte ihn nun ja hei- sich selbst sehr gerührt the Mädchen empfand, sie besitz« die ganze Kraft und Größe d«s Gemüths doch nicht, einfach und wirklich zu ver g«ss«n. Es ging ein Spalt durch sie. .Nur nicht kleinlich handeln, nur nicht kleinlich handeln," rief ihr Verstand ihr zu, der den schönsten Idealen nach strebte. „Es ist und bleibt ein großes Heldenthum, das Du übst, wenn Du ihn nimmst. Du bist etxl und gerecht, und er ist ein Lump!" «rwidert« ihr Herz, dem di« mächtigen Schwingen, ein tiefes Glück empfinden, fremde Fehler mit Bergen von Liebe zuschüt ten und völlig vergessen zu können das Festest« «ntschloss«n, nicht von ihm zu lassen. Sie that unrecht daran. Man muß nach," das war das trostlos« Wort, das sie selbst für ihre Lage gefunden. So war sie, so Franz. so Fritzi, so d«m Untergang« geweiht. Sie verwünschte ihres Vaters Reich thum, d«r alles verschuldet hatte. Sie derber „Wohlstand", ängstlich in Ei senspinden verschloß und zu vergessen trachtete, dak er da war. Sie analysirte sicb. Woh«r kam die ser Fluch, daß sie groß zu sein begehrte und nicht groß zu sein vermochte? ModerneGemiithszersplitterung war es «in« Modtkrankheit. Und wie kam si« zu dieser? Dadurch, daß si« beruflos aufge wachsen im Hause, ohn« Hausfrau zu s«in. Sie hatte keinen Wirkungs kreis, kein« Pflichten; durch nichts be schränkt und zusammengeschnürt zerfa serten sich ihre Neigungen, Bestrebun gen und Gedanken in das Weltall hin ein. Sie verstand nun, warum si« in Tirol, wohin sie allsommerlich ging, die armen braunen Kerle beneidete. Das waren ganze Naturen, festgeschmiedet durch di« Noth, ganz im Lieben, ganz im Zorn, keine gebrochenen Existenzen, wie ihr Bruder, ihr Bräutigam, sie selbst. Ja, ja, sie Asta gehörte zu den beiden andern, sie hatte nicht das der und sich selbst! r.ing«s, eingehendes Gespräch mit ihrem Baier. Als sie diesen verließ, blickte der alte Herr mü Augen voll stillen, sreu manches geseben manchmal trub« an seines Hauses Zukunft gedacht jetzt erstand ihm unerwartet ein« lei denschaftlich eifrige Bundesgenossin, und er segnete ihren Arm, daH er di« Stärke bewahren möchte, die ernst», srtudig«r Entschluß in ihn legte. „Mein lieber Joseph/ sagte Asta zu und recht« Veranlassung dazu, mich freizugeben!" Si« sprach in jenein eignen Ton schwermüthigen Scherzes, den si« sich in d«n letzten Wochen angewöhnt hatte. Joseph blickte si« befremd«! an unter der Andeutung jener früheren bedeutungsvollen Unterredung, womit Asta begann, war er peinlich berührt zusammengezuckt. „Wohlan ich bin nicht mehr das reiche Mädchen, das ich vordem war seit heute Morgen weiß ich von unsrem Papa, daß der Mann, der mich nimmt, wird arbeiten müssen!" Si« beobachtete ihn prüfend von der Seit« «r vrrharrte in dem gleichen, «twas stumpfen Ernst, der ihm feit Wochen eigen ihre Mittheilung schien ihn nicht sonderlich zu «rreg«n. Eine kurze Zeit ging «r stumm und gedankenvoll neben ihr. „Asta," sagte er dann, „sage mir kurz und ehrlich: Willst Du mich Ks sein? Antworte ganz ehrlich ich nehm« «s Dir nicht übel, wenn Da «s wolltest. Ich weiß am besten, was an dem Joseph Marenholz dran ist! Nun, ja oder nein?" , len Augen. „Ganz ehrlich: Nein!" gab sie mit Hellem, vollem Ton zurück. „Mein guter Genius!" rief er und zog ihr« Hand an fein« Lippen. „Mein oute>' Genius," fuhr er fort, „dann wol len wir für den Joseph Marenholz eine Thätigkeit finden, die ihm erlaubt, ei nen Hausstand zu begründen! Ja, lie bes Mädchen, ich will arbeiten!" „Und wie denkst Du Dir ein« solche Thätigkeit?" fragt« sie weiter. „Welche vermöchtest Du zu ergeisen?" „Der pensionirte Offizier." erwiderte er trübselig, „eine soziale Frage! Nichts kann ich, von nichts verstehe ich etwas; «in bischen von der Landwirthschaft ich bin draußen in der Mark zwischen Stall und Scheune aufgewachsen!" „Gut! Es wird nicht viel sein, was Du da prositirt hast," meinte Asta, „aber jedenfalls vermöchtest Du doch einem Inspektor auf die Finger zu se hen, ihm seine Künst« und sein« Er fahrung abzugucken?" „Ich meine, es wird gehen!" Er sagte «s etwas kläglich. „Und den ehrlichen guten Willen hät test Du dazu?" „Ja, Asta." «rwiderte er mit bli tzendem Blicke, „den hätte ich! Ich wür de glücklich sein, hätte ich erst so ein Jahr treuer Pflichterfüllung unter Dei nen Augen hinter mir und fühlte mich vor Dir dadurch wieder rehabilitirt!" „Also höre! Papas Vermögen steckt zum großen Theil in der Fabrik. Dies« hat in letzter Zeit «inen behütenden Aufschwung genommen, d«r zunächst Kapitalien nur absorbirt, aber noch nicht verzinst. Bleibt die Zeit der Großindustrie günstig, so holt sie das später in reichem Maße nach, wenn nicht, ist es verloren«? Gelb. Papa wird sich einschränken und kann mir trotzdem nicht mehr als etwa hundert tausendMark mitgeben, wie er mir heu te erklärte. Mit einer solchen Sinnme kann man nicht l«b«n, wenn man sie nicht von vornherein nur als Wasser auf das Mühlrad betrachtet und sich entschließt, das Mühlrad selbst zu sein. Wir werden uns dafür ein billiges Gut in Hinterpommern oder Posen kaufen, ein Gut von etwa dem doppelten Preis«, «in« jener Besitzungen, die mit Kapital und Energie in die Höhe zu bringen sind. Wir werden da in einfachen Ver hältnissen lsben und beide arbeiten müssen, unermüldlich und unter Aufge bot äußerster Umsicht. Beim Ankaufe wird uns ein« landwirtschaftliche Au torität zur Seite stehen und uns auch einen tüchtigen Oekonomen aussuchen nachher müssen wir uns selbst hel fen. Willst Du diese Existenz mit mir theilen, Joseph?" „Ich will, Asta, ich will!" rief er in denkst!" Asta sah zur Seite. „Versprich mir!" drängte Joseph. „Nur, ja, ich verspreche es für den äußersten Nothfall, der ja nicht eintre ten wird!" Sie blickte ihn mit einem gütigen Lächeln an, das ihr Gesicht er hellte und auch aus dem seinen einen warnren Widerschein ausgehen machte. Dazu reichten sie einander die Hände. „Und wenn es Dir recht ist Franz nehmen wir mit uns!" fügte Asta hinzu. „Er soll mir nicht verkom men in dem Lotterleben, das er in Ber- An kiikrt! Magst Du ihn i. Deinem Hause haben?" i „Gern, Asta; ich will, wa» Du willst, guter Genius!" sagte Joseph. Dieses Gespräch war t»r erste Son nenbkick in ihrer beide: Leben die erste Rückkehr zu der frühere» Harmlo sigkeit. Sehr männlich erschien dem Mädchen ihr zukünftiger Eheherr dabei n cht, aber sie daß bei Ver trauen unld gutem Willen zuletzt auch sein Selbstbkw-uß'fem sich wied«rfind«n würd«, und »hr Muth zur Zukunft wuchs. (Fortsetzung sogt.) Kakao und Chokolade. Kakao, der Hauptbestandtheil der Chokolade, jenes bei Damen und Kin dern besonders beliebten Genußmittels, tst ursprünglich ein Erzeugniß des tro pischen Amerika. Der über Mittel- und Südamerika und die w«stindischen Inseln weit verbreitet« Kakaobaum birgt in seinen fleischigen, gurkenarti gen Früchten die kostbare» Kakaoboh stecken reihenweise 30 —4(1 eiförmig«, weißliche Bohnen. Zur Reifezeit wer den die Früchte abgenommen, die Beh ningen und eine ganz gleichmäßige Masse, die Chokolade, bilden. Die an gewärmte, und daher zähflüssige Cho kolade wird in Form«n von verschiede ner Gestalt gegossen, welch« erkaltet die fertigen Ehokoladentafeln liefert, die meist in Stanniol verpackt werden. koladenfabrikativn; natürlich werden die Chokoladen mit den verschiedensten Würzen und Einlagen versehen, um die mannigfachen Variationen der Prali vees, Dessert- und Speisechokoladea hervorzubringen, die heutzutage von herstellt werden. Da d«r tiukao, mit Milch oder Wof kaoteig in Tücher eingeschlagen und in ein«r Press« starkem Druck ausgesetzt, wodurch das Fett ausgepreßt wird und in darunter stehende Formen abläuft, in denen es zu einer gelblichen Masse, der Kakaobutter, erstarrt. Diese Ka kaobutter wird wieder zur Bereitung zuckerreicher und Deckmas sen gebraucht, oder zu Pomaden. Sal ben und anderweit verwerthet. D«r «ntölte Kakao ist mit Recht ein sehr be liebtes, diätetisches Nährmittel für Se nkende, Schwache und Kranke, da «r stärkende, nährende Substanzen in Menge enthält. Außer anregende,» z. B. isländisches Maos. Chinin und ander« Substanzen. Kakao und ebenso Chokolade waren seit langen Zeiten bei den Bewohnern Mexikos in Gebrauch, im Anfange des 16. Jahrhunderts kamen sie nach Spa nien; heute ist ihr Gebrauch ungeheuer. Der beste Kakao ist wohl d«r von So conusco, «r ist klein und fast goldgelb, wird aber nur selten exportirt. Sehr gute Sorten sind der Caracas, Guaja quil, Maranhao, Berbice u. a.; der auf den Ankillen gezogene ist ebenfalls noch gut, minderwerthig dagegen ist im All gemeinen d«r Kakao Brasiliens. Geistesgegenwart. Der Bildhauer Stichler hat sich In Pen Modellirthon gekauft und trägt ihn auch gleich selber heim, wobei «r je doch, da er sich in einer Weinkneipe et was aufhielt, in die sinkende Nacht hin» einkommt. Wie er über eine große Wiese geht, die ferne Behausung von »er Stadt trennt, fällt ihn plötzlich ein Gauner mit einem starken Stock an inrt» schreit: „Das Geld her, oder ich er schlag' Dich!" Stichler trägt kerne Waffe Sei' sich, haut er dem Strolch seinen Thontlum» pen mit solcher Gewalt in'S Gesicht, daß der Vagabund zu Boden- stürzt- Dann läuft er, 112» schnell es geht, mit dem negativen Abdruck nach Hause, sießt denselben ra Gyps und übergibt ,m nächsten Moegen die wohlgetrosfene KesichtsmaSk« des Wegelageetrs der Polizei, die darin sofort «in oft adae strasksS Individuum ertennt und die ses noch am selben Tage festnimmt. Stichlers Lob aber steht in allen Zei tungen: Was seine Kunst nie ver mocht hatte, seine Geistesgegenwart »achte ihn berühmt! Aus Erfahrung. Schuld ner (der seinem Gläubiger aus der Straße begegnet): „Ein« Prise gefäl lig. Herr Preller?" Gläubig«»: „Erst wölkn wir mal üb«r di« Rech nung sprechen neulich sind Sie mir auch durchgegangen, während ich geniest hab«!" 3