6 Wurstgift. Bon OSlar Klein. Herr Zacharias Flötenbaum war, wenn man diesen Ausdruck hier ge brauchen dürfte, ein «ing«fl«ifch t«r Vegetarianer, der sich rühmte, seit seinem 16. Lebensjahre keinen Bissen Fleisch zu sich genommen zu haben. Er war natürlich Mitglied des vege tarischen Clubs „Zum zufriedenen Kohlkopf" und sein stattliches Bäuch lein gewissermaßen der Triumph des ganzen Clubs. „Sehen Sie hier un sern Freund Flötenbaum," pflegte der Vorsitzende immer zu sprechen, wenn er einen Ungläubigen dem vegetarischen Club gewinnen wollte: „sehen Sie hier unsern Freund Flötenbaum, der seit seinem 16. Lebensjahre dem eklen Lei chensraße entsagt hat; wie ist sie ihm angeschlagen, die vernunftgemäße Le bensweise, wie blühend, wie rund, wie wohlgenährt sieht er aus!" Und wirk lich, Flötenbaums feistes Aeußere wirkte mehr als alle Reden. Nur in seinem eigenen Hause war er ohn mächtig, denn weder sein« Frau, noch sein hübsches Töchterch«n Anna schie nen die Kraft zu haben, ihrem natürli chen Herrn und Gebieter auf dem Wege der Entsagung des Fleisches nachzufol gen. Das tränkte natürlich unsern guten Vegetarianer; noch mehrSchmerz bereitete es ihm jedoch, daß sein Aenn chen sich unter allen Menschen der Welt gerade den zum Verlieben aussuchte, den er am wenigsten zum Schwieger sohn wünschte, nämlich den jungen Arzt Theo Hinrichs, den einzigen Dok tor des Städtchens unk gleichzeitig der Vorkämpfer für den „entsetzlichen Brauch, feinen Magen zum Kirchhofe für thierifche Leichen zu machen", wie der Club schaudernd erklärte. Selbst verständlich verbot Flötenbaum seiner Tochter jeden ferneren Verkehr mit dem „verruchten Fleischfresser", und ebenso selbstverständlich trafen sich die jungen Leutchen von nun an erst recht. Den noch würde, obwohl die Mutter der Verbindung sehr geneigt war, recht wenig Aussicht zu einer solchen gewe sen sein, wenn sich nicht das Schicksal in's Mittel gelegt hätte. Eines Mor gens nämlich, Herr Flötenbaum war gerade am Abend vorher von einer klei nen Reis«, die er ziemlich oft zu machen hatte, zurückgekehrt, fühlte er sich nicht so wohl als sonst und mußte zum Arzte schicke« lassen. Als derselbe end lich kam, fand er unfern Vegeiarianer ernstlich krank. Seiner Kunst gelang es bald, den Leidenden wieder herzu stellen, worauf er um Annas Hand bat. „Niemals, und wenn Sie mir zehnmal des Leben gerettet hätten," tobte Papa Flötenbaum, „werden Sie mein Schwiegersohn!" Aennchen weinte, Dr. Hinrichs aber, der tröstend ihre Hand erfaßt hatte, meinte lächelnd: „Schwiegerpapa, man soll nichts ver schwören!" „Der Deibel ist Ihr Schwiegerpapa!" vlüllte Flötenbaum aufgeregt, „lassen Sie sofort die Hand meiner Tochter los und gehen Sie Ihrer Wege!" Das werde ich auch," meinte der Doktor seelenruhig, „und wissen Sie, wohin ich gehen werde? In die Redaktion unseres Wochenblat tes, um daselbst einen kleinen Artikel einzureichen, wie einer unserer eifrig sten Vegetarianer neulich fast an einer Vergiftung mit Wurstgift gestorben wäre!" „Was wollen Sie damit sagen?" fragte Flötenbaum, der plötz lich sehr sanft geworden war.—„Nichts weiter," war die Antwort, „als daß Sie neulich an einer Erkrankung durch Wurstgist daniederlagen. Gestehen Sie es nur, Schwiegerpapa, Ihre häu figen Reisen haben meist nur den Zweck, dem „Leichenfraße" zu sröhnen, ein Wort von mir, und Sie sind in der ganzen Stadt blamirt; geben Sie mir also Ihre Tochter oder" „Da haben Sie sie," schrie der entlarvte Vegeiarianer. Dt« Nede eines Ncdncrs. Wenn ich als beredtester Redner der rednenden Redezeit mich überreden lasse jetzt eine Rede zu reden, so reden Sie sich nicht etwa «in. daß ich Ihnen et was vorreden werde; davon ist keine Rede. Wenn man sich einredet eine Rede reden zu können, und sich überre den läßt, sich redlich zu bemühen, als rednender Redner beredtest von sich Rede zu machen, so muß man vor allen Dingen Reden reden können. Ich rede mir ein, Ihnen aufreden zu können, daß ich ein Redner bin. Sie werden nicht in Abrede stellen, daß meine Anrede mehr eine Vorrede war, auf die von einer Nachrede keine Rede mehr sein kann, aber lassen Sie mich ausreden! Nicht jed?r Redner, der re dend Reden red«t, kann solche Reden reden, wie ich rede, denn ich kann Re den rede», sage ich Ihnen, darüber könnte man Reden reden! Und wenn Sie von dieser Rede, die ich Ihnen jetzt vorgeredet habe, noch reden werden, rede, dann rede ich mir ein, ich kann als beredtester Redner der rednenden Rednerzeit in beredter Weise von mir Grob. Junger Dichter: „Wie Licht unter den Scheffel gestellt." den Scheffel, das fällt keinem Men schen auf." Un nöthige Sorge. Drei alte Jungfern (nachdem sie zum Fenster hinausgesehen): „Wollen w>r lieber vom Fenster weggehen! Die Herren da unten auf der Straße könnten sonst meinen, hier sei ein Mädchenpen siona t." Drillmlmn's Uätcr. Eine Soldatcngeschtchtc. «Die Schwenkung war mal wieder unter aller Kanone. Rein zum Ver zweifeln!" wetterte der Lieutenant Öikitirdorf, ein kleiner, gutmüthiger Marsjiinger, der sich jedoch höllisch in Wuth reden konnte, „wenn er gerade nicht auf seinem Groschen war", wie Unterofsicier Drillmann zu sagen pflegte. „Der zweite Mann vom rech ten Flügel aus soll mal vortreten. Wie heißen Sie? Ach so, der Herr Bacherl mit der Künstlertolle! Habe ich Ihnen nicht gestern schon ge sagt, Sie sollen sich Ihren Urwald vom Regimentsbarbier herunterhobeln lassen?" „Zu Befehl, Herr Lieutenant!" ent gegnete der arme Sünder, den sich das Schicksal und Lieutenant Hilgendorf zum Opferlamm auserkoren hatten. „Nun und warum rft das unterblie ben? Oder ist das etwa schon wieder Nachwuchs?" „Der Regimentsbarbier ist auf drei Tage beurlaubt, Herr Lieutenant!" be schwichtigte der Feldwebel der Com pagnie den Gestrengen. „50?.... Na, dann ist das was anderes. Aber Ihren Schlenkerschritt müssen Sie sich noch abgewöhnen. Ba cherl, Sie schlottern ja ordentlich mit den Beinen. Was sind Sie denn von Beruf?" „Schauspieler, Herr Lieutenant!" „Ah, Schauspieler!.... Schauspie ler! Geben wohl immer verrückte Lieb haber! Drei Schritt über die ganze Bühne weg und futsch, was?" „Ich bin Charakterspieler, Herr Lieutenant!" erklärte Bacherl und ein leises Lächeln huschte über sein aus drucksvolles Gesicht. „Na, als militärischer Charakter sind Sie gerade kein Licht! Wenn Sie Ihre anderen Rollen nicht besser spie len. werden Sie an faulen Affeln auch keinen Mangel haben." „Bis jetzt habe ich dergleichen Früchte noch nicht geerntet, Herr Lieutenant!" „Nee, er spielt sehr gut!" erklärte halblaut der dicke Feldwebel. „Neulich war ich mal auf seiner Stube, wie er'n Ende aus Schillern seinem „Fiasko" deklamirte! Das war ord'ntlich grau lich!" „Alle Wetter!" meinte Herr von Hil gendorf. „Sie machen Einem ja bei nahe den Mund wässerig. Na, dann bitt' ich, daß Sie mir nächstens auch mal 'n Stück von Ihrer Kunst zeigen! Haben Sie Lust?" „Es wird mir eine Ehre sein, Herr Lieutenant. Haben Sie vielleicht einen Wunsch?" „Ganz, was Sie wollen. Kommen Sie nur gelegentlich mal auf mein Zimmer, wenn Sie Zeit haben und ich zu Haus« bin." «Zu Besebl, Herr Lieutenant!" »Na, nu treten Sie zurück!.. Still gestanden.... Richt't Euch! Wir wer den die Bewegung noch mal ausfüh ren! Aber nu mal 'n bischen proppe rer. meine Herren Schlapphosen!" er munterte Herr Hilgendorf die Land- Wehr-Eompagnie und mit sittlichem Eifer kamen die wackeren Vaterlands vertheidiger seinen Commandos nach, sy daß sie nach Verlauf einer kleinen halben Stunde für diesen Nachmittag entlassen werden konnten. „Sagen Sie mal, Bacherl," erkun digte sich Drillmann beim Nachhause marsch, in welchem Theater kann man Ihnen denn bewundern, wenn Sie Ihre Uebung hinter sich haben?" „Im Karl-Theater, Herr Unterofsi cier!" gab der Angeredete Auskunft. „Was? Karl-Theater? Da bin ich doch letzten Winter an die zehn Mal drin gewesen. Aber gesehen habe ich Ihnen nich. Nich mal auf 'n Zettel. Was meine Braut is, geht nämlich nich ohne Zettel, 'n Zettel muß fe partout kab'n Aber Bacherl Ba cherl? Nee, der Name wär' Einem doch aufgefallen!" wunderte sich Drill mann. „So steh' ich auch nicht darauf ver zeichnet, Herr Unterofsicier!" bemerkte Bacherl lachend. „Ich habe als Schau spieler einen sogenannten ix»n äe „Auf Lateinisch verstehen wir uns »ich bei's Militär. Was heißt das?" fragte der ehrliche Drillmann. „Das heißt eigentl.ch Kriegsname, bedeutet in diesem Falle jedock Büh nen- oder Schauspieler-Name!" setzte Bacherl ihm höflich auseinander. „Na, das is ja doch aber schnurrig. Ihr Kriegsname muß doch wohl Ba cherl sein! Als Bacherl werden Sie in den Listen geführt. Ja, ja, die Herren Künstler stell:» die ganze Welt auf 'n Kopp!" philofophirte Drillmann. „Na, nu aber mal raus mit die wilde Sau! Zettel?" " „Als Erlbach, Herr Unterofsicier!" „Erlbach? Ja wohl, den kenne ich sehr gut. Der spielt immer di« Hal lunken und schlechte Sorte! .... Potz Und das sind Sie? Das hätt tch wahrhaftig nickt gedacht! auf Erlbach?" „Seh'n Sie, Herr Unteroffici«r Ba cherl klingt für unfereinen 'n bischen zu triste! Ist kein rechter Schwung d'rin! Ein Theatername muß nach was aussehen! Und da habe ich mit meinem eigentlichen Namen mal „ho kus, pokus, eins, zwei, drei!" gespielt, rechts nach links und links nach rechts gesetzt und da ist eben e das eigentlich zusammenhing. „Was ist denn da?" meint« er halb entrüstet, halb verwundert über die schnurrige Heiterkeit in der Compag nie. „Drillmann Mandrill? Was soll denn das sein? Mandrill? Das ist ja quatsch, darüber zu lachen. Man drill ist ja gar nichts. So was gibt's ja gar nicht!" „Wenigstens bei uns nicht!" be merkte vorlaut ein Berliner, der sich den Schnabel schon öfter verbrannt hatte. „So? Dann also doch wo anders? ....Wollen Sie mir wohl gleich sa gen. wo man so 'n Ding zu feben krie aen kann?" wetterte beleidigt der Un terofsicier. „Ick werde mir hüten!" entgegnete vorsichtig der Berliner. „Den Donnerwetter aber, ich will's wissen!" sagen: Im Affenkasten!" „Wa? Sie knickebeeniger Berliner? So was wagen Sie sich, Ihrem Un terofsicier anzudichten?" schrie in höch „Ja, Drillmann, Recht hat er!" etwa nicht? Wie?" Nachmittag zu Hause bleiben und die Leibwäsche beaufsichtigen. Vielleicht besinnen Sie sich bei der Gelegenheit ein bischen auf den Respekt, den Sie Ihren Vorgesetzten schuldig sind!" Der nächste Tag war ein Sonntag. Drillmann hatte denselben zum Trä wollte „sie", nämlich die ehr- und tu gendsame Jungfrau Minna Höpsner, Köchin bei der Frau Geheimrath Bacherl fühlte tiefes Mitleid mit »Denken Sie vielleicht, er wartet bloß iuf Sie, daß Sie zupp«n sollen, damit lr nicken kann?" „Nein doch. Aber ich hätte eine ?>dee. Nur dürfen Sie mich nicht ver- Und voll Eifer «r drm An :!er sagt«, aber ein Rettungsanker in ttr verzweifelten Lage, in die ihn das Schicksal nun einmal hinein"-s«oß«n iin Schmiedehammer klopfte, sagte er mdlich ja zu allem, was Mevbisto-Ba jh«rl von ihm verlangte. Lieutenant von Hilaendors batt« gut lefrüchstückt. Ein Glas Portw«in und itliche Schoppen Hofbräu hatten nicht ,-fehlt und so lag er in der angenehm i.-x Laune auf dem etwas mageren Zopba seines Zimmers in der Käsern«, ils «s plötzlich draußen klopfte und auf «in „Herein" sich demüthig ein alter, «bückt«! Mann in ärmlicher Landklei- du«g hereinschob. Das Elend sah der Gestalt aus den flackernden Augen. Die knochig«» Wangen, das dünne graue Haar, die schlotterige Haltung verrie then «in Leben voll Drangsal und Ar beit und auch aus der müden Stimme zitterte «in Klang, den di« Entbehrung geboren hatte, so wehmüthig drang es an das Ohr des gesättigten und daher weichgestimmten Lieutenants. Der Alte war seiner Sympathie sicher. „°>ch bin der alte Drillmann!" wim merte die Jammergestalt. „Setzen Sie sich Alter. Was führt „Ach Du lieber Gott, Herr Lieute meinem Gottlieb, den Sie beute kuschen lassen wollen. Da bin ich meine drei Stunden von Walkendorf Hrgeschli chen, um mich mal sein« Minna von ihm zeigen zu lassen und nu muß ich so etwas erleben! Acht Kinder hab' ich, Äerr Lieutenant, und alle Mann, gut und fleißig und keins mackt mir Schande. Aber glauben Sie man, dieser Gottlieb is der Beste von alle Dummheit da was hingesagt hat, da kann er nich vor, Herr Lieutenant. Das hat er von mich. Das haben sie alle achte und Gottlieb am meisten, denn der is der Beste von cklle achte. Das können Sie glauben Wollen Sie 'n denn nich noch mal laufen lassen? Schon um seinem alten Vater, Herr Lieutenant!" Die Stimme ging in ein Schlugen über: der Lieutenant wischte sich ge rührt über die Augen, stand auf, ging nach der Thüre und beauftragte einen vorbeigehenden Soldaten, den Drill mann zu ihm zu schicken. In wenigen Augenblicken war der zur Stelle. Eine heillose Angst lag aus seinem biederen Gesicht, als der Lieute nant ihn ansah. Seine treuherzigen Augen flackerten und große Schiveiß tropfen flössen ibm von der Stirn. „Na, nur nicht ängstlich, Drill mann!" sagte wohlwollend der Vorge setzte. „Ihr alter, braver Vater Hat ein gutes Wort für Sie eingelegt. Ziehn Sie los mit ihm und grüßen Sie Minna und hier, Alter" dabei holte er einenThaler aus s«in«m Porte monnaie „da trinken Sie mal auf meine Gesundheit!" Der Alle weigerte sich, das Geld zu nehmen und DriMnann sah noch im mer recht bange in die Welt. So eine Teufelsgeschichte hatte er ~.n Lebtag nicht mitgemacht. Plötzlich wandte er den Kopf nach der Thüre, ftatte das geklopft, oder war das sein böses Ge wissen gewesen, das ihm im schwarzen Busen hämmerte. „Herein!" rief Hilgendorf, der den Thaler schließlich in des Altem Brust tasche praktizirt hatte und sah erwar tungsvoll dem Eintretenden «"«-"»en. Er erwartete seinen Freund Rosenberg, mit dem er um diese Zeit eine Partie Schach zu spielen pflegte. Aber statt seiner erschien im Rahmen der Zimmerthüre eine wahre Hünen „Na, was wollen Sie denn alter Sohn?" fraate Hilgendorf verwundert. „Gehorsamst zu melden, Herr Lieu aenblicke die Welt untergehen. „Der Bengel hat sich ja Wohl so hundsföttisch betragen, wie ich eben auf seiner Stube gehört habe, daß Sie ihm einen Strafsonntag aufgewichst haben! ?lst ihm recht, dem Lümmel, und die Schwerenoth soll ihn krieaen, wenn er sich nicht bessert! Man hat blos den Einen und dann will so 'n Racker Fisi matenten machen? Hört ja doch alles auf! Wollt« aber dock "»^samst bitten Mir den Jungen für heute Nach mittag freizugeben, indem sich der Dä nruß natürlich sein!" Lieutenant von Hilgendorf sah nicht wenig verwundert drein. So was war ihm d«im doch noch nicht vorge kommen. .Zun, Donnerwetter! Drillmanm. wie viel« Väter haben Sie denn?" „Einen, Herr Lieutenant!" heulte der Unterofsicier. .Und der bin ich!" sagt« d«r alte sorsch« Wachtm«ist«r und machte «in paar Augen dazu, als wolle er den Sohn streitig machen wollte. „So?" fragte Hilgendorf lachend und faßte den andern scharf in's Auge. „Hier steht aber noch einer, der es auch sein will!" „Da soll doch gleich ein heiliges bitte um Entschuldigung, Herr Lieute nant aber das ist doch ein starkes Stück! Junge, bin ich Dein Vater oder der da?" „Ich weiß nich!" jammerte Drill mann, der alle Fassung verloren hatte und sah seinen Lieutenant an, wie das Schaf seinen Scheerer. „Junge!" schrie der Alte wild, aber der Lieutenant fiel ihm m den Arm und begütigte ihn lachend: „Er Reck>> Wacht wissen!. ..Aber ich weiß Bescheid. Nehmen Sie ihn nur beim Kragen und lesen Sie ihm ordentlich die Leviten. Mit diesem aber hier werde mal «in Wörtchen im Vertrauen reden!" Dabei blinzelte er vielsagend zu Drillmann's „erstem" Vater hinüber. ..Gnade, Herr Lieutenant!" wim merte Drillmann. „Er spielt ja immer die Hallunken und so hat er mich auch verführt!" „Wer denn, DrAmann?" der Bacherl, Herr Lieutt- Auch Bacherl fühlte so etwas wie ein gelindes Gruseln über seine Haut rieseln, als die Katastrophe ihm näher und näher rückte. Aber er war ein zu guter Schauspieler, um die Courage zu verlieren. Dreist nahm er die Perrücke von der Stirn, wischte sich mit dem Taschen tuch nochdürftig die Falten aus dem Gesicht, verbeugte sich dann höflich vor dem Lieutenant und fragte so harmlos wie möglich: „Habe ich meine Rolle gut gespielt, Herr Lieutenant?" „So'n Windhund!" fluchte halblaut der echte Drillmann, „da hört ja die Weltgeschichte aus!" „?!un sagen Sie mal, Backerl, was sollte denn das eigentlich sein?" fragte Hilgendorf und zwang sein Gesicht zu recht ernstem Aussehen. „Eine Vorstellung, Herr Lieutenant. Sie forderten mich ja gestern auf, nach Belieben zu Ihnen zu kommen...." beiten doch nicht etwa?" „Sie halten mir die Wahl überlas sen, Herr Lieutenant!" „Hm na, das war denn aller dings kläglich genug." „Kein Ensemble!" meinte Bacherl, der gut Wetter merkte. „Ich wollte auch deshalb das Honorar nicht!" Und dabei legte er den vorhin empfangenen Thaler auf den Tisch. Hilgendorf mußte lachen. Di« Ge schichte war doch zu lustig gewesen. „Was wird denn aber nun?" fragte er und machte einen letzten Versuch, ernsthaft zu bleiben. „Ich bin an allem Schuld, Herr Lieutenant!" sagte Bacherl. „Auch ge stern schon bei der Namensverdrebung. Lassen Sie mich büßen, aber den Drill mann frei!" Ein auter Schauspieler weiß immer das richtige Register zu ziehen. „Er ist doch 'n guter Kerl!" dachte Drillmann, „trotzdem er immer den Kallunken vorstellt!" „Na, dann wollen wir mal »Schwamm d'r-iber" sagen!" entschied sich der Lieutenant lächelnd. „Aber ich bitte demnächst um eine bessere Vor stellung. Herr Bacherl. Das war nichts beute!" Und befriedigt schoben die Drei zur Thüre hinaus, Drillmann mit seinen beiden Vätern.... Der Lieutenant aber steckte seinen Thaler wieder in's Portemonnaie.! Lieutenants haben di« Thaler auch l nicht allzudick. Wer wollt« ihm daher! das Schmunzeln verdenken, das sich! um ferne Lippen dabei leate? Oder freute er sich noch immer über „Drill- Großen Herrn ist nicht gut dienen. Denn sie feh'n's als Gnade an. Wenn fie's leiden, daß man ih«n Umschrieben. A. (Za sei nem Freunde 8., der sich mit einer nicht ganz gerade gewachsenen Dam« verlobt hat): „Du, unter uns gesagt. Deine Flamme scheint etwas schief zu brennen." Vor Gericht. Präsident: Die Angeklagte habe Sie also geschla gen? Zeugin: Ja und außerdem hat sie mir die Haare ausgerissen, und die haben mir doch solche Menge Geld gekostet, Herr Präsident! Sogar. Gast: „Man sieht fa gar keinen von den jungen Leuten mehr, die früher hier verkehrt haben!" Wirth (alter Junggeselle): „Die sind auch alle gestorben und verdorben ... ich glaube, einer ist sogar verheira thet!" > Dummheit. Unteroffizier (der sich eine Cigarre anzünden will, auf der Straße zu einem vorüberge henden Rekruten): „Sie da, Feuer!"— Rekrut: „H«rr Unteriffizi» entschul digen, ich hab' mein Gewehr nicht bei mir." Am Kelche der Mode. Um die Neujahrszeit, wenn di« Vor bereitungen für den Carneval ihren Anfang nehmen, sind die Modegesetz« für die Saison bereits fertiggestellt und Indiskretion Ehrensache, wenn es ge lungen ist, einen Blick in das Allerhei ligste des Ateliers zu werfen. Heute sind wir deshalb in de: Lage, unsere rÄ- oder Balltoiletten bekannt zu ma chen. Diese beiden geschmackvollen Toilet?«n «ignen sich ihrer soliden Ele ganz wegen ganz besonders für junge Frauen, sowie für nicht zu junge Mädch«n. Balltoil«tte in Prinzeß- Di« in der ersten Illustration veran schaulichte Toilette besteht aus hellgrün und roth changierender Seide und Damast. Das an den unteren Ecken gestickte Ueberkleid in Prinzeßform aus ersterem Stoff ist vorn mit schrägem und mit einem plissirten Jabot ausge stattet ist. Ueber die weiten kurzen Aermelpuffen aus glatter Seidengaze farbenem Grunde Gewinde von Friih lingsblüthen in Querstreifen trägt. Bei Anordnuno der Toilette ist darauf zu achten, daß diese Streifen immer genau aneinander treffen, fodaß sie alle wie geschlossene Kränze erscheinen. Die Taille ist nur leicht gekraust, der Rock ben, der an der linken Seite mit einer großen slotten Schleife und langen i Enden abschließt. Den vorn tiefen, vorn unter einer Bandrosette zusam mentritt. Die kurzen Aermelpuffen aus Gaze schließen unten mit einem Spitzenvolant, oben mit gleichen Epau lettes ab. Visrtentoilette. tig bekleidet, während der obere aus gekrauster glatter Bengali»« gebildet ist. Die Verbindung deckt «in gescltk- tes Sammetbandeau, welches an der linken Seite mit einer Rosette endet. Der Rückentheil besteht aus glatter Bengaline und ist ohne Naht, nur im Taillenabschluß mit leichten Falten ge arbeitet. Ein faltiger Stehkragen und ein Gürtel aus Sammet schließen die Taille ab. Den mit Sammetban deaux begrenzten Aermeln aus gemu stert« Seide sind große Puffen aus glatter Bengalin« aufgesetzt. Das zierliche Hütchen aus violettem Sam teich facettierten Stahlschnalle ge schmückt. die ein paar zusammenhält. Kleid mit Blusentaille. Um bei dem Eleganten nicht des Nützlich«,? zu vergessen, veranschauli chen wir in der letzten Abbildung ein dem täglichen Gebrauch dienendes Kleid. Meses hübsche Costüm ist aus blauem Wollenstoss gefertigt und seine Garnitur besteht theils aus glattem, theils aus mit Perlenstickerei überdeck» tem, blauem Sammet. Ersterer ist für di« zwei lang herabhängenden Enden, welche vorn an beiden Seiten dem Rock aufliegen, sowie 'ur Ausstattung der Aermelpuffen verwendet, während der breite Gürtel, sowie der Stehkragen und die passenartige Garnitur der bau schigen Blusenlaille aus gesticktem Sammet bestehen. derte von Fuß aus Rollen transportirt, ohne daß Wände und Decken Risse be kommen, ist eine bekannte Geschichte. Kämpfer, Riesen bis zu SlX> Fuß Län ge, in der Mitte durchschneiden und „Baiern" im Dock, zwischen beiden Hälften ein ganz neues außerordentlich« Vergröß«rung des La deraums (2400 Kubikmeter) gewon nen. Einflicken von SO Fuß. Mr die Ausführung wurde die Werst von Blohm und Voß in Ham burg ausersehen, deren gewaltiges Anspruch. Unsere Bilder zeigen den im Umbau begriffenen Dampfer „Baiern". Wintert Grau der Himmel, weiß die Flur, Schneebedeckt die Linde. Oed' und farblos die Natur, Rauh und kalt di« Winde. Hat sich angeschickt die Welt, Winterschlaf zu halten, Ruh« herrscht in Wald und Feld. Bäume, Wiesen, Rasen. Und die einz'g« Färb« nur Sind noch rothe Nastal