Genie der Tlmt. <7. Fortsetzung.) Anni« hatte ihre leichte Erkrankung Ab«rstanden. Sie war aus gesundem Mut; aus ein wenig Ertrinken macht« sie k«in«n Typhus und kein gastrische? Fieber. Acht Tage Ruh«, und di« ro chen Backen kamen wieder. Sie saß in ihres Onkels Garten am "Eingang der Fliederlaube, in Hellem Kleide, den Rücken gegen die an Ran ken hochgezogene grüne Wand. Eine warme, ruhig« Sonn« schien auf sie. Ihres Angesichts gesunde weiße Hau? war von innen durchglüht von der ver heißendenFarbe wiederkehrender Kraft, stiller Erwartung des Mannes, dem sie fortan ihr Leben schuldete. In der Laube selbst lag Asta auf einer Hängematte. Ihr lichtes Kleid und ihre weißen Röcke flössen über den Rand des schaukelnden Segeltuchs her unter, man sah ihre gekreuzten kleinen Füße, gewölbt mit kühnem Spann in lichtem, engem Seidenstrumpf. Sie hatte den Arm unter den dunklen Kopf gelegt und las in einem Bande Stifter. Die beiden Mädchen waren allein von Zeit zu Zeit wechselten sie ein Wort. Annie hatte einen Strauß schö ner, herb duftender Marschall Niel in ihrem Schooß liegen und erhob ihn dann und wann, ihr Gesicht hineinzu drücken in die frischen Blütheu. Der Strauß war von ihm, der täg lich nach ihrem Befinden fragen kam. Heute sollte sie ihn zum erstenmale selbst sehen. anfeuernd. „Deine Schwester turnt, als wollte sie Kunstreiterin werden!" bemerkte „Sie liebt leidenschaftlich jede Art „Reitet sie auch?" „Gewiß," sagte Asta lächelnd und fügte leiser inzu, „am liebsten auf un gefatteltem Pferde, ohne Gu.'t und Decke, allein in unsrer Manege hinter dem Stall und dann, wenn man sie un liches Mädchen!" War es erst seit diesem Gespäch, daß er bleibt, ihr Verlobter? Was bringt den? Und Annie? Aus Astas Mittheilung vös. Es siel Asta aus die seinen Arm fernend. Es war ein Morgen der Gestand' nisse. Das hatte?n dt» Lust gelegen. Breying saß auf «nein niedrigen Gartenstuhl vor ?'nnie seine Augen wenig fchverer und langsamer athmen als sonst und ihr, jungen Augen fingen an zu schimmelt und zu glän- Micken. „Annie!" sagte er endlich, sehr leise, und ergriff ihre H»nd, die sie ihm ließ. feiner Stimme. „Annie," wiederholte er noch leiser, «ich liebe Dich!" Ein Schrecken durchrieselte sie sie Ranken, ihr Haupt ruhte gegen die schwanken Spalierstäb«, sie schloß ihre Augen, schwieg und athmete tief, ,t t ' t E Ihre Brust wogte etwas wi« ein verstohlenes, schelmisches Lächeln flog über ihr Gesicht und blieb in den ver schleierten Augen haften, blitzte ihn un tzer den Lidern her an. „Wie hieß das Wort?" fragte sie flüsternd und leis erschauernd zurück. „Ich liebe Dich," sagte er lauter, ein leises Jauchzen in der Stimme „ich liebe Dich wiederholen Sie mir das Wort, geliebte Annie!" bat er drin gender. schlössen!" Das Mädchen Lffnete in freudiger Ueberraschung die Augen weit und nä herte ihr Antlitz langsam dem seinen. „Ja, di«s groß« Hinderniß habe ich aus dem Wege zu schaffen gewußt," fügte er stolz hinzu. „So werden mir auch alle andern weichen müssen, wenn ich weiß, daß Sie wollen, Annie." Si« sprachen sich in's Angesicht, Blick „Ich will!" sagte sie sehr leise und er warf plötzlich die Arme um ihren Hals und küßte sie brennend auf ihr« glückverlangend halb sich ösfn«nd«n, feuchten Lippen. Dann sprangen sie beide erschrocken auf sie waren allein Fritzi turnte nicht mehr Asta und Franz standen sern in erregtem Gespräch, achteten ih- Arme um das Mädchen und preßte sie gegen sich, mit leidenschaftlichem Druck, ihr leuchtendes Haar, ihre weiße Stirn, Sie rang sich los, stand vor ihm, fein« beiden Hände haltend, er sprach in Stolz und Glücksrausch, wie außer sich in diesem Augenblicke der Erre gung, alle Berechnung vergessend, auf sie ein: „Vertraue mir, Süße, Ge liebte! Du weißt nicht, wie ich Dich liebe? vertrau' meiner Kraft und Lei- Habe, mich anzunehmen. Er hatte mir seine Thür barsch verschlossen; be leidigend war di« Art, wie er's that. Und Dein Bruder Tro wie tief verzweifelt ich war, welche fin steren Entslhliisse in mir kämpften, als Du in meinem Boote saßest. Ich be herrschte mich, aber ich fühlte die Ka tastrophe nahen. Da kam mir der rech te Entschluß, entweder sterben wir nun miteinander, eins im Arme des an dern oder ich rette Dein Leben und dies Recht wohl anerkennen muß. Ich stürzte das Boot um, ja, erschrick nicht, ich mußte ja alle Hindernisse überwäl tigen, oder mit Dir zu Grunde gehen ich tonnte nicht anders. Und sieh, wir sind nicht gestorben, wir leben und lieben, und ich darf nun kommen, um Dich zu werben das alles hat meine wilde That zuwege gebracht. Entsetze Dich nicht vor der Gewalt meiner Lei denschaft, Du süßes Kind, liebe mich, ich will Dich auf Händen tragen; zit tern vor mir mag nur, wer sich unsrer Liebe und unsrer großen Zukunft in den Weg stellt. Du weißt, immer vor an, wir beiden, in stolzem großem Fluge, weit voran allen andern! An nie, wäre es Dir lieber gewesen, ich hätte feig entsagt?" Sie legte sich bebend an seine Brust und war stolz auf ihn. Der Bund für's Leben zwischen den beiden Seelen >var geschlossen. Der Adlersflug der That kraft berauschte sie. In ihre jugendliche Liebesempfindung mischte sich die Er kenntniß, „dieser wird imstvide sein, die geheimen, stolzen Wünsche, die Du hegtst, zu erfüllen, um jeden Preis." Sie machte in diesem Augenblick den großen Sprung über den Abgrund, der von jedem heftig Strebenden einmal übersprungen werden muß, den Ab grund moralischer Vorurtheile. Die Er regung lieh in ihr die Empfindung nicht zu ihrem Rechte kommen, daß es ein schamloser Frevel, ein Betrug, ein Hazardspiel mit ihrem Leben gewe sen, durch das er ihren Vater umge stimmt ihr Schauer davor ging un ter in dem der Bewunderung vor der rücksichtslosen Energie der That, in den Schauern bräutlicher Sinnesregungen Empfindung, di« dem phantasiebegab ten Mädchen so lange schon mit reizen der Lockung vor der Seele gestanden hatte, sie nun plötzlich überfiel und er scheu getreten, ein Graf Breying stam melte ihr leidenschaftliche Liebesworte, warb um ihre Hand. Die Liebesroman- Verzweiflung, verbrecherisch - kühne That, Leidenschaft und nun das Glück. Ja, jetzt Ade Onkel Scholwien und „Darf ich nun bei Deinem Papa um Dich werben?" ..Ja, Leonhard, ja!" und getheiltem Geheimniß einer frevel haften That verbündet also zu Liebe und Frevel. und ab gegangen, ohne daß cr den Muth hatte, zu beginnen. Sie sprachen von diesem und dem doch fühlte sie zu sagen. Blick sie streifte, ein seltsamer Blick, scheu und voll finsteren Vorwurfs zu gleich, voll des gehässigen Vorwurfs, bei dem man sich bewußt ist, ungerecht zu sein. Endlich hielt es Asta nicht mehr aus, , zu märten. „D>? willst mir heut etwas sagen, Joe?" fragte sie und trat ihm in den Weg, so daß er ihr stehen muhte. Ei« blickten einand«r in die Augen, beide späh«nd, fast sinft«r. Josephs Lipp«n zuckten dann ward sein Gesicht streng und starr. „Ja, ich habe Dir eiwas zu sagen habe Dir zu sagen, Asta, daß ich Dich nicht heirathen will." Sie richtet« sich stolz auf. „Nicht heirathen kann, weil Du '>n braves Mädchen bist und ich ein Schuft!" .Joe!" „Ein Schuft!" bekräftigte er mit knirschenden Zähnen. ' „Joe, mein Joe!" rief sie in schmerz lichem Staunen und ergriff seine bei den Hände. „Um Gottes willen bist Du krank?" Nicht verrückt, nur ein Schuft!" Asta wollte ihn verlassen. „Nein, laufe nicht weg, Du mußt erst Dich liebe? Was drückt Dich sage «s gemeinsam trgen!" „Ich will nicht," knirschte er, „denn Du bist auch schuld daran. Du Närrin Asta erbleichte. „Mein Gott, ja sie die Todte! Sie „Und Du?" rief sie plötzlich, ihn doller Angst, „Du?" auf. „Dann wardst Du ihrer überdrüs sig?" „Und verließest sie?" ..Ja!" „Und verlobtest Dich mit mir?" .Ja!" „Ehe von ihr losgesagt, „Ehe ich mich von ihr losgesagt!" „O pfui, pfui!" schrie Asta auf und stampfte mit d«m Fuße. „Ich habe einmal gelogen an dem Tag? vor ihrer Leiche, als ich sie ver — ich bin jetzt wahr!" „Ja, herzbrechend wahr!" rief sie in unsäglicher Bitterleit, „herzbrechend wahr! Und warum hast Du mich da belogen? Warum hattest Du da, als ich ihr den Schleier vom Gesicht zog, zu sagen?" Herzen trug. Ich hattte nicht den Muth, hätte mich selbst lächerlich gefunden, hätte ich die Josephsrolle gespielt. Und daß ich Dich betrog? Alle unsre Frauen erlauben, daß wir sie betrügen, ja, sie wollen betrogen sein. Was bist Du so überspannt und willst dem allgemeinen ich's. Ein Schuft, ein Schuft, daß Du's weißt!" „Weil Du ?" sie vollendete nictit. nicht so fürchterlich, wie sie jetzt ist!" klagte sie starren Antlitzes. „Asta, es war eine grausame Qual, Mitleid mit Dir. Ich fühlte, wie es machen müßte, gestände ich es. Und wie ich einmal gelogen hatte und sie ver- leugnet, ging es Schlag auf Schlag schwindelnd rasch abwärts auf der schiefen Ebene dringende ängstlich« Frage und immer lügnerischere Ant wort: „Liebtest Du sie?" „Nein!" „Ja!" „Auf Deine Ehre?" Ich zögerte. „Du erschrickst?" riefst. Du er blassend. „Nein, nein, ich erschrecke nicht!" „Auf Deine Ehre?" „Ja, auf meine Ehre!" Und da lagst Du glückselig an meinem Herzen. Ich hatte Dich von dem Alp des Verdachtes, der Dich zu Tode drückte, erlöst um den Preis meiner Ehre. Und doch, wie Du da Dich an mich schmiegtest, fühlte ich ein tiefes, stilles, trauriges Frohlo cken darüber, daß ich Dir dies Opfer gebracht. Asta, ist dies nicht auch eine Liebe?" Ein bitteres Lächeln, das ihre wei ßen Zähne entblößte, war ihre Ant wort. „Lügst Du jetzt wieder?" fragte sie dann. „War es Mitleid, oder war es vor's Gesicht, seine hohe Gestalt knickte ist verwirkt das ist. vorbei. Höh ne, lache, zische doch, wenn ich sage Ehrenwort!" In ihrem bitteren Schmerze über strahlte Astas Antlitz eine großmüthige Regung, leise erst, dann leidenschaftlich entschlossen. „Was sollen wir nun thun, Joe?" fragte sie, sich sammelnd, und streckte ihm ihre Hand hin. „Wir?" antwortete er. „Ich meine, dies sei ein Abschied!" Er nahm ihre Rechte nicht. trotz allem. „Abschied? Nur nichtsKlei nes thun, nur nicht verzweifeln, nur nicht eine billige Kugel oder was Du sonst im Sinne hast. Leben, leben wie gingen. , Gesicht sehen. Mein ist der Schmerz, Dein ist der Vorwurf. Es ist alles zer worfen und zerschlagen, was ich ge träumt, woran ich so selig hing. Ich sehe Dich nun vor mir stehen, wie Du bist, vielleicht wie Du warst, einer von den vielen, und doch bist Du in energi scher Selbstläuterung begriffen ein andrer hätte vielleicht Betrug auf Be trug weiter gehäuft Du hast we nigstens endlich mich vor Dir selber ge warnt. Seid ihr wirklich alle so? O, ich hätte so gern ein reineres Glück ge habt, als alle meine Schwestern haben thörichte Vermessenheit! Den Schmerz aller meiner Illusionen, die herbe Enttäuschung die kannst Du mir nicht nehmen, damit muß ich selber sehen, fertig zu werden! Aber Du —" immer noch hielt sie seine Hand „Du, Dir sitzt ein Wurm am Herzen, gegen dessen Nagen ich Dir Hilfen kann. Du warst früher «in Lügner, Du schö ner Mann, so lange Du in meinen Augen ein Ideal edler Männlichkeit warst. Jetzt, da ich sehe, daß Du ein Lügner bist, bist Du wahrhaftig ge gen mich. Niemand weiß um den Fle cken an Dir als ich. Und ich, Joe gib mir Dein Ehrenwort, daß Du es überleben und mannhaft tragen willst an. „Gib mir Dein Ehrenwort, daß Du leben willst," er hörte mit jauchzen dem Herzen den ängstlichen, flehenden Ton in ihrer Stimme, „daß Du in Zukunft allezeit wahr fein willst gegen mich, wahr, auch auf die Gefahr, mich zu Tode zu betrüben!" „Und Du würdest mir glauben?" „Wenn ich Dir sicher und fest ver spreche, mich auf Deine Ehre zu verlas sen, da wirst Du. denke ich, selbst wie der an sie glauben und nie wieder von dem heiligen Palladium weichen!" „Asta, Asta!" rief er in bitterer Be „Niemand weiß darum, als wir bei de. Die Uniform da hast Du Dich selbst bestraft ich bin kein Kriegsge richt, ich bin ein Mädchen, das Dich liebt. Ich verurtheile Dich nicht ich spreche Dich frei, weil Du Kron zeuge gegen Dich selbst geworden bist!" Dich!" Dann schickte sie ihn fort sie hätte nun wieder zuAnnie und Breying das nxisie Batifttüchlein rinn.n, eine plötzlich Verarmte! Xll. Wer so ein« alte, gute Berliner Häuslichkeit knnt, der wird sich auH des Höhepunkte? In ihrem TageNkben, des Sonntag-Mittagessens, mit Beha gen entsinnen. Ein schneeweißes Tischtuch, steif und mit den unvertilgbaren Kniffen, die es im Gedränge des allzuvollen Wä scheschrankes bekomm«», und in di« es die ganz« Woche hindurch unter der Hausfrau wachsamem Auge genau wie der zusammengelegt werden muß. sol len sich die stets bereiten Donner häus lichen Zornes nicht entfesseln ein schönes, schweres Porzellan, sinnig mit blauen od«r rosa Blümch«n „dekorirt" ser die gewaltige Suppenterrine, deren Deckel (während des Aufsüllens mit der schweren Silberkelle) auf feinem stets Rollversuche macht, bis der Nächstsitzends oder der nervös werden de Gast irgend etwas zum Halt un ter seinen Rand schiebt, um ihn fest zulegen dann die Brühsuppe selbst, so markvoll kräftig, daß der Gast be reits gesättigt ist und eine Appetit paust machen muß, Hot er einen Teller davon bewältigt sammt dem Einkauf oder den delikaten Fleischtlößchen oder den halbzerkochten BlumentohlstrUnk chen, di« darin schwimmen nach der Suppe «in Braten, ja ein Braten, wie er überhaupt bloß in Branden burg, Pomm«rn und Mecklenburg auf den Tisch kommt, eine Kalbskeule von guten dreiundzwanzig Pfund oder ein Rinderschmorbraten, imposant, mit stolzen, festen Flanken, wie ein Ozean fahrer, so appetitlich knufverig und gebräunt, riefelnd vom eignen sauce sen verstohlen zu schnuppern anfangen. Nun beginnt das Tranchiren meist übt d«r Sohn d«s Hauses seine lverdtti.de Kunst an dem Ungethüm, schmack di« knusperigen od«r die gla ten Stücke wählt. Auch die Sauce darf sich sehen las sen. In vielen Fällen ist sie mit Sahne zubereitet, in allen ist sie voll Mark und Kraft. feln mit Kompotten, die in reichlicher Fülle aufgestellt sind, gestooste gelbe Boisdorfer von der seinstenSorte, süß gestrengen Gattin das leider wieder da neben getropfte Rothweinspritzchen, das erste auf dem jungfräulichen Tischtuche, nicht übersehen, aus das nun sofort eine Messerspitze Salz gestreut werden muß. Und ist dann reichlich zugelangt wor- Speise. Der Konditor hat sie gerade zur rechten Zeit gebracht sie hat drau ßen nur noch ein paar Augenblicke auf Eis zu stehen brauchen, denn es ist Schlagsahne dabei. Schlagsahne vielmehr „Schlachsahne" welcheßer liner Haustochter zäblt diese nicht zu den Dingen, die dereinst im Himmel gungsausflug in die Stadt Schlag sahne Mittags über dem Kirschenkom pott oder der Speise, Schlagsahne des Nachmittags zum Kaffee und Abends, wenn abgespeist ist: „Na, wer will noch von euch Kindern? Es steht so fest und erfolgreich angefaßt worden ist, da kommst Du bei dem Weiseren und tiefer Blickenden zu? wohlverdien ten Ehre, denn Du nährtest Deine Ber liner und Märker leicht un>d kräftig und erhieltest ihnen die kerngesunden Mägen. Und bekanntlich entsteigt jeder thatkräftige Entschluß dem Magen, der sich heiter, frei und tüchtig suhlt. Man hat immer den .preußischen Schulmeister" gepriesen einen gu ten Theil seines Glanzes muß dieser sicherlich abtreten an unsre heimische Hausfrau und ihre Kochkunst. Denn nicht der Schulmeister macht uns Mär kern die langen, soliden Marschschenkel, die das Entsetzen der Franzosen wa ren! Die kommen von gut brandenbur gischer und plattdeutscher Küche her! Keine Trüffeln, keine Austern, keine pikanten Saucen und Gewürze al- Kraft. Also war auch das Mittagessen, zu welchem in Herrn Heinrich GraafS Haus Breying geladen war der Sonntagmittagsgast. Ohne viel „Konversation" Brenings Versuche dazu fanden wenig gutwillige Unterstützung sättigte man sich amVorhandenen. Anale sühlt« eine sonderbar« Rührung, daß er zwi schen ihnen saß und sich's gefalle» ließ, wie es bei ihnen von altersher gehalten ihm dabei ihren eigenen Geschmack am Knusprigen aufzwingend, und ihn er mahnte, die Sauce von unten heraus aus der Sauciere zu nehmen, wo die Kraft sich s»mmle, und nicht die But ter, die oben schwimme. Breying stieß sich im stillen an aller lei Spießbürgerlichkeit. Das Mädchen servirte ungeschickt; als eine neue Auf lage silberner Dessertgabeln zum Nach tisch wegen eingeschobenen und Käses" nöthig ward, fand sich, daß von den sonst in Gebrauch gegebenen keine mehr rein waren und daß erst aus dem schwergefüllten Silbertasten des alten Büffets ein sorglich in viel faches Seidenpapier geschlagenes hal bes Dutzend unter »ielemGeknitter aus gewickelt werden mußte. Aber im Ganzen wehte ihn doch et was von der patriarchalischen Behag lichkeit des reichen, altmodischen Bür gerhauses an, zumal es ihm nicht we nig schmeichelte, daß Annie, die Haus frau, bei solchen kleinen Anstößen ficht barlich beschämt wurde. Nach Tische kam nun die ruhevolle Zeit stiller Verdauung, zwischen Mittag und Sonntagskaffee wie eine Perle Papa Graaf sich durch sanftes Räso niren über die „moderne Zeit", diese sein« spezielle Windmühle, zu verkürzen Besuch abnehmen lassend Herr Graaf hatte die Hände über seinem wohlgefüllten Bäuchlein gefaltet und drehte dann und wann die Dau feinpflegt. ' In der andern Fensternische, so daß er im das Gesicht zukehrte, hatte Brey ing Platz nehmen müssen, in dessen Nä stelltes Rauchtischchen placirt. S' s Gesch"f der Herr Gras Julius Andrassy beab nen Weinbergsbesitzungrn in Deutsch land, speziell in Berlin einzuführen. Augenblicklich weilt der bevollmächtigte so etwas sein, wie die vermaledeiten bunten Bilder, d« sich stalle Tabaks händler in ihre Schaufenster stellen, ir möglichst viel zur Schau getragenen. Fleisch die gemeinste Art, Käufer für die Waare heranzuziehen, die er lm,der genannt hat. beherrscht die „Da? Genie der That?" wiederholte !ich aufgestoßen und er berühmte sich ja vor sich selber, ein solches Genie zu sein. , (Fortsetzung folgt.) Unter uns Frauen. Das alte Jahr ist stille von dann«» gezogen und Niemand hat dem Schei denden Thränen aufrichtigen Abschieds nachgeweint. Es war keine glänzende Erscheinung, dieses entschwundene Kahr 1894, es hat weder besonder» gute Zeiten, noch eine gute Ernte ge bracht und sicherlich ungleich mehrMen schen Schmerz und Trübsal als Glück und Freude bereitet. Doch haben wir Alle in den verflos senen Monden wieder einen Theil un seres mühselige« Lebensweges zurück gelegt, wir sind wieder um ein ganzes Jahr älter, also an Erfahrungen, aber auch Enttäuschungen reicher, an Hoff» nungen ärmer geworden. Das Le ben hat uns abgestumpft, wir gebe« weder enthusiastischer Freude noch ver zweifeltem Schmede mehr Raum. In dem wir versuchten, prüfend rückwärts zu blicken und mit kühler Erwägunz vorwärts zu schäum, haben wir ge lernt, das Wesentliche vom Unbedeu tenden zu trennen mid die Ziele und Zwecke des Daseins mit klarem Blicke zu erkennen. Und unwillkürlich fra gen wir uns dann, wofür leben wir? Was erwarten speciell wir weibliche» Wesen von diesem Dasein? Was er warten die Anderen von uns? Der Lebenslauf der meisten Frauen Ist weiter nichts als eine lange, schwere Kette von Mühen, Sorgen und Arbeit, welche weder von dem Ende noch dem Anfang der einzelnen Jahre in ihrer gleichmäßigen Gliederung unterbrochen junge Mädchen sich mühen und plagen und unausgesetzt an sich arbeiten, da mit aus ihr etwas Rechtes werde, sie körperlich und geistig so beschaffen sei, daß sie Weg durchs Leben erfolg reich antreten und einst als Eheweib im Stande sei, körperlich und geistig vol lendete Wesen in die Welt fetzen zn dann verschwindet die eigene Persön lichkeit der Frauen immer mehr in dem Beruf der Mutter. Jedes Kind ist wohl nur ein Theil ihrer selbst, aber doch geht in den Kindern das ganze Selbst der Mutter auf. Sie lebt nur mehr in den Kindern, ihr Wachsthum und ihr Gedeihen, ihrs Entwickelung, ihre Gesundheit, ihr Lernen, ihr« Wohlfahrt, ihre Freude, ihr Glück, ihr Fortkommen und ihr Erfolg machen das ganze Leben der Mutter aus. Kaum daß sie als Hüterin, Pflegerin und Erzieherin der Kleinen noch im Stande ist, auch ihren Aufgaben als Gattin und Hausfrau nachzukommen. Also die Frau lebt eigentlich nur für Andere, und ihre Erwartungen vom Dasein sind dann erfüllt, wenn sie im Stande ist, diese Anderen, ihre Kinder, ihren Mann glücklich, zufrieden und wohlauf zu sehen. Der Zweck ihres Daseins ist in ihren eigenen Augen er füllt, wenn sie dieses hohe Lebensziel erreicht. Und die Anderen erwarten von ihr nichts mehr, als daß sie in de« Ausübung ihres Berufes, in dem Er reichen ihres selbstlosen DafeinszieleS Befriedigung und Glück findet. Diese Befriedigung und dieses Glück sind aber nur auf einem Wege zu er reichen, dessen Anfang und Ende die Pflicht ist. von der Pflicht zur Pflicht führt. Wie ein Jahr in das andere übergeht ohne Zwischenraum, ohne Stillstand, so hören die heiligenPflich ten der Frauen niemals auf. Möchten wir Alle auch zu Anfang des neuen Jahres, welches uns dem I « n u a r. Starrende Kälte; Eisesgefunktl. Aufwärts wieder aus traurigem Dun kel Wandelt der Winter, der ernste Schweiger Auf der Weltuhr leuchtendem Ziffer blatt! Gläsern klirren des Frostes Flügel. Zorniger schwingt er die blanke Gertzek. Aber zärtlich mit spitzem Meißel Forint und bessert er nächtelang hang. Wunder schafft er. der harte Geselle, von blanrr Kuppel mit weißer Helle Leuchten die Sterne zum stillen Werke, Schweigend Vonseiner Tyran-nenstirke Träumt der gefesselten Ströme Schaar. So entschwebest du, Januar - DaS Wahrheit!!! eben de Krnd. Gattin: „Ich hoffe. Mann, Du wirst unser» Karl nie mehr wegen Lüg« schlagen!" Gatte: „Wie so? Was hat er denn 112» Großartiges gethan?" Gattin: „Die Frau Neu marm fragte ihn vorhin, ob ihr kleines Mädchen nicht ein reizendes Geschöpf s«:, und da meinte er. sie sehe aus w> Schön gesagt. A.: „Was? blanl noch immer nicht bestiegen?" B.: mein lieber Herr, ein Mont blanc läßt sich nicht so «ins. zwei, drei llber's Knie brechen!" Auseinem Romane. „Der Verstorben« ist keintSanne d«r Wissen« i schasr g«wes«n. Aber c»ch «in gutes Nachtlicht vermaz seine Schuldigkeit zu l thu»." 3