2 Eine Orangen-Party filr dit Kleinen. Das junge Volk zählt so viele Verehrer der goldigen Apfelsinen, daß ein Kinderfest mit Benutzung der Orangen als Hauptattraction sicher den lebhaftesten Beifall der Kinder welt finden wird. Der liebe Himmel bat uns außerdem «in«n solchtn Ueber fluß an dieser Frucht u>nd gerade zu einer Zeit verliehen, in der alle and«- der Fall ist. Varty! Der Tisch oder die Tischchen, verziert werden. Mit Hilse von Crepe- Papier, natürlich in der Farbe der Orangen, werden bie verschiedensten Zur Anfertigung „Ching Wang's" klein« Apfelsine. Di« kleinere ist be stimmt, den Kops des Chinesen darzu dem man aus beiden Seiten des Kop ses die Schalt ausstülpt, und so das Männchen mit Gihörwerkzeugen ver- Orange wird Hut und Oberkörper des Gentleman hergestellt. Zu diesem Zwecke wird sie in zwei gleiche Hälften oeschmtten, die ein« davon ihres süßen Inhaltes vollständig beraubt, so daß nur die Schale übrig bleibt, deren Band dann gleich der Krempe eines runden Hutes umgestülpt wird. Die andere Hälfte, auf der Schnittfläche ruhend, bildet den Rumpf des Chine sen. Um diesen schließlich noch mit Körper bildenden halben Orange ab schneiden, oder einen Streifen von der weißen Hutkrempe ablösen und dank um jene Stelle schlingen, wo der Hals woll«n. Er wird aus einer Orange, zwei Sträußchen oder Mücheln Rosi nen, zwei kleinen Weinbeeren und ei- Aus jenem Theil der Orange, welch: das Hinterbaupt bildet, löst man ein so großes Stück Schalt ab, daß man Seite nach außen. Dann hebt man an beiden Seiten, des Kopfes die Ohren bervor, indem man die Schale tin schneidet und aufstellt, ferner formt man, die weißen Augäpfel durch Aus schneiden der gelben Schale und be zeichnet die dunklen Pupillen, indem man in die rechte Ecke jedes Auges die Weinbeeren placirt. Dies verleiht dem Negerkops einen überaus komischen Be zeuge eingesteckt. Ferner muß ein Las sendes Stück Schal« für dir Nase los gelöst werden, welcher man den nöthi — Ein „Mosbacher". A.: in's Gesicht zu lachen?" B.: „O, das ist sehr einfach dit ist mein« Frau!" Dichter: „Ach nein! Sechs Paare habe ich glücklich verheirathet; nun bleibt -üir noch ein alt«: General und eine «Mi!?" Zwei Dulderinnen. Bon Leo Hilbeck. Von einem frisch aufgeworfenen saß-F straße?" Ohne sich zu rühren, öffnete die Alte ihre farblosen Augen. „Die erste Straße rechts, und dann man immer — Sie wollen woll zur Dvkter'n Serling?" fügt« sie mit einem aufmerksamen Blicke in das Gesicht der „Ja.... aber —" Ueberrascht blieb «rsten Frau?" fuhr die Alte fort. „Ist ja ganz dasselbe Gesicht! Na, so 'ne gute Frau die hätte nicht so früh wegsterben dürfen. War auch immer Winter ging „Frau Friedebold'n", sagte sie, „da hab' ich wieder was vor Ihnen —" mal 'ne Jacke und mal 'n Duch. Jemine, und nu stirbt der Mann, und da sitzt nu die zweite Frau mit den dielen lütjen Kindern Ueber das bleiche Gesicht der Dame hatte sich eine tiefe Röthe gebreitet. Sie grüßte mit schmerzlichem Lächeln Bor einem grün gestrichenen hölzer nen Gartenthor, in dessen einen Pfeiler ein blankes Messingschild mit dem Na men „Dr. Bruno Serling" eingelassen fünfzehn Jahren zum letzten Mal gese hen hatte, den schlanken feingebauten Mann mit dem seidigen rothbraunen Barte und den verträumten Gelehrten- Spitze hineingewachsen war. Solch ein hübsches, gutes, hilfloses Denkerge sicht.... Ob Ottilie ihm noch so ähn lich sah? Rasch stieß sie das knarrende Gar tenthor auf. schritt auf das einstöckige Haus zu und trat in die Thür, in deren Rahmen sie einen Augenblick stehen blieb. schmalen Seitensenster empfing. Un ter diesem Fenster setzte die Treppe an. ein zweites Fensterchen, von Blatt ragdfarben oberhalb der Hinterthür. Rechts führte eine verhängte Glasthür in die Paterreräume. aus denen ein grobe weibliche Stimme ununterbrochen herausschallte. Die vordere Abcheilung des Flurs war fast wie ein Zimmer eingerichtet. stand aus einem Kokosteppich ein roth gedeckter Klapptisch nebst einigen Stüh len. Hier saß ein in tiefe Trauer ge- Aehnlichkeit des Mädchens mit dessen .Ottilie !" Augen noch weiter. „Mit wem habe ich..." Und plötzlich schrie sie auf: »Tante Liddy —! Nicht wahr Tank Liddy?" Und sie machte eine Bewegung, als wolle sie sich in die ausgebereiteten Ausdruck: „Du kommst etwas spät, Tante Liddy!" „Kind", versetzte die Tante lebhaft Trauernachrickit erreichte mich erst vor gestern in Königsberg, und da habe ich mich sofort auf die Bahn gesetzt, ob gleich meine tränke Freundin mich noch recht nöthig gehübt hätt«. Gott weiß. wo der Brief schon herumgewandert war. Daß ich nun erst eine voll« Woche nach der Beerdigung —" Ottilie macht: eine ungeduldige Be wegung und schob der Tante mechanisch „O so mein' ich's nicht!" sagte sie mit finsterer Miene. „Was kommt auf die eine Woche an! Nein, Tante in sich aufgespeichert zu haben schien. Der schmerzlich resignirte Ausdruck in den Aiiaen der Tante vertiefte sich schaftliche Gesicht -der Nichte beobachte te. auf dem eine trotzige Energie die vorhin bemerkte Aehnlichkeit mit dem Vater völlig verwischte. Und dann glitt ihr Auge aus das derbknochige blonde Kind ab. das aufgestanden war und die fremde Dame mit seinen blauen, weißbewimperten Augen unver wandt anstarrte. Es hatte eine Strick nadel in den Mund gesteckl und zupfte die erwachsene Stiefschwester mit ner venzerreißender Beharrlichkeit an der Schürze. „Was willst Du denn?" fuhr Ottilie die Kleine an mit der Gereizheit derje nigen Personen, deren Nerven durch die unausgesetzte Beschäftigung mit vielen Kindern gelitten haben. „Fang' m.-ch 'ne neue Nadel an, Otty!" verlangte das kleine Mädchen und reichte ihr schmutziges Strickzeug hing. heißt es!" verbesserte Ottilie und fügte zur Tante gewendet hinzu: „Wenn ich nicht aufpaßte die Kinder lernten hier zu Hause kein richtiges Wort! Geh' zu Deiner Mama in die Küche, Kürche, Lieschen, ich habe mit der Dame zu sprechen und will nicht ge stört sein. Komm', gib schön «ine Hand die rechte! Das ist ja die link«! So ist's recht. Und nun Gehorsam, aber ohne die Augen von der Besucherin abzuwenden, ging Lies chen rückwärts nach der Glasthür, hin ter der sie verschwand, die sie hinter sich zuwarf, daß die Scheiben klirr ten. Ottilie zuckte nervös zusammen, hielt sich die Ohren zu und schüttelte dann mit hoffnungslosem Seufzen den Kopf. „Sie machen mich noch toll," sagte sie. „Wenn man an der Mutter so gar kein« richtig« Unterstützung findet ich mit meinen dreiundzwanzig lahren soll für Alles und Alles da sein, für's Benehmen und fllr's Lernen und auch sonst noch. Die vier älte sten lungens gehen wenigstens in die paar Stunden Ruhe. Aber Lieschen und die Kleinen die geben einem was auf, sag' ich Dir. Und dann die Garderobe damit ist nie fertig zu werden. Guck', da" sie hob die schwarzseidenen Streifen in die Höh« „da sitze ich nun her und mache für die Jungens Halsbinden aus Papas altem Regenschirm; sie müssen doch jetzt schwarze tragen, und kaput sind sie doch gleich wieder; kaufen M nicht!" „Was hast Du für «in Leben ge habt, Ottilie!" sogt? die Tante leise und kopfschüttelnd. „Aber damit ist es jetzt vorbei wenigstens wenn es Dir so recht ist. Ich dachte mir näm lich, Du solltest gleich mit mir kommen. Eigentlich gehören wir zwei dock) zu „Mit Dir?!" Das junge Mädchen schrie es fast: in ihren Augen blitzte es auf. und der Athem wurde ihr kurz. Mit vorgestrecktem Halse, die zusam mengepreßten Hände aus dem ungedul dig wippenden Knie, saß sie der Tante gegenüber und schiein ihr jedes Wort vom Munde holen zu wollen. „Willst Du?" „Oö ich will!" Ottilie that einen lauten Athemzug, und «in fast glückli ches Leuchten lag auf ihren hübschen Zügen. Aber allmälig erlosch es, und zwischen die dichten Augenbrauen grub sich die frühere Falte. „Warum bist Du nicht vierzehn Jahre früher gekommen!" murmelt« sie die Lippen auf. „Um die besten Ju gendjahre bin ich betrogen! Für Je den warst Du da, für die entferntesten Verwandten. Wenn «ine Deiner Schwägerinnen ein Kindchen bekam husten hatte immer war sofort Tante Liddy da und Pflegte und sorgte. Nur für uns hattest Du keine Zeit! Damals, als Mama starb. Deine ein zige Schwester —" „Da war ich gerade in England!" fiel die Tante hastig ein, und ein« feine Röthe stieg ihr bis in die Schläfen em por. „Ja aber als D« zurückkamst?" „Man hat mich ja nicht.... Dein Vater hätte mich rufen sollen!" „Rufen dazu war er der Rechte! Zu den Anderen gingst Du doch nnge rufen! Nein, Tante, was Du an uns gesündigt hast, an Papa und mir, das kannst Du nie, nie wieder gut ma chen!" Sie saßen sich eine Weile schwei gend gegenüber. Jedes in seine Ge danken versunken. Durch die Etagen thllr schallte die keifende Weiberstimme mit kurzen Unterbrechungen. Ottilie ja tüchtiger und konnte Papas klei nen Eigenheiten besser Rechnung tra gen, als die verwöhnt« Mama. Bei uns war das Dienstmädchen die eigent liche Herrin. O Kinder fühlen so etwas merkwürdig fein heraus! Und als dann Mama starb, und Papa trotz StinesZuvorkommenheit !m ersten hal ben Jahr« fortwährend sagt«: Wo mag nur Liddy stecken? Ich begreife nicht, daß mein« Schwägerin nicht tommt hu, was machte die Stine da ftir ein Gesicht! Und wie warf sie mit den Tellern! Ich weiß noch, wie sie ein mal ganz pikirt sagte: Man sollte mei nen. Herr Doctor kriegten bei mich Ihr Recht nicht! Na, da schwieg er still. Hat immer tolassalen Respekt vor ihr gehabt. Alles was recht ist: sie hielt das Haus musterhaft, und Keints wußte mit seinen Sachen so gut Be scheid, wie Stine. Ich hing ihr ja auch immer am Schürzenband, beson ders nachdem die beiden Brüderchen an der Diphtherie gestorben waren. Ach Gott, das war schrecklich! Papa war seinem Laboratorium heraus ins Kinderzimmer war er seit der Zeit nicht mehr zu bringen. Eigentlich hatte ich aar nichts davon, daß ich einen Papa hatte. Wenn er mich nur ansah, —- gleich kamen ihm die T->ränen in die Augen, und dann ging er aus der Thür. Lieber Himmel, so allein war ich mit neun lahren!" Tante Liddy hatte den Ellenbogen aufaeftükt und das Gesicht mit der Hand beschattet. „Na, Stine verstand es, mit ihm umzugehen. Herr Doctor hier und Herr Doctor da, und immer sein« Lieblingsgerichte gekocht, und den Aschenbecher nachgetragen. Damals dachte ich mir natürlich nichts dabei, aber später kommt ein«m das Alles wied«r ins Gedächtniß, und man tau tet es sich.... Und nach einem Jahre kündigte sie plötzlich. Ich sehe es noch vor mir; wir saßen beim Abendessen, und wie sie uns bedient hatte, kam sie damit heraus. Papa sank ordentlich entsetzt in d«n Stuhl zurück. Sie wollte fort? Aber nein, das ging ja gar nicht, was sollte denn aus d«m Hause und dem Kisd« werden und wem sonst konnte er die Reinhaltuing seines Laboratoriums anvertrauen? Sie zuckte die Achseln. Ja —^was „Und als ich zurückkam ach Gott, Tante Liddy! Es war ein fach das Bequemst« so. Nun nes Nachmittags bei Mariechen Bal ich, wie Frau Streicher mit Frau Pa stor Tholl tuschelt, und wie sie sagt, am Psingstsomitag sei die Doktor'» Serling in die Kirch: gekommen, wie eine Psingstkuh. Ich nicht saul Ohrfeige riskirte, ab-.>r so ausgiebig.wie sie ausfiel, hatte ich sie mir doch nicht vorgestellt. Aber was meinst Du der Hut verschwand auf Nimmer wiedersehen!" „Ach Tante, das war ja Alles noch gar nichts. Aber dann kamen die Kin der. ... O Gott, o Gott, diese Kinder! Jahr, immer wieder eins, und immer wieder eins. Ich dachte, das ginge nun in alle Ewigkeit so fort ich konnte mir schließlich gar nicht mehr vorstellen, daß das einmal ein Ende nehmen müßte. Und das Drumherum, dieses ewige Waschen, und das Geschrei und Gekrabbel, und die Kinderkrank heiten mit all' ihrer Angst und Aufre gung, und der complicirte Haushalt großer Himmel, daß ich nicht verrückt geworden bin!" „An Papa hatte ich nun auch gar keine Stütze eigentlich sah ich ihn nur bei den Mahlzeiten. Wie ich so heranwuchs ich weih nicht ich kann das Gefühl nicht los werden, daß er sich vor mir geschämt hat..." „Ich glaube, Du hörst gar nicht zu, Tante —" „Ich hör«", sagte Tante Liddy hin ter der aufgestützten Hand. „Mir ist auch gar zu wihl, daß Ich mir 'mal MeS so vom Herzen herunter schwatzen kann. Weißt Du sie sie batte doch etwas wie Respekt vor mir, sie fUH'.k doch wohl, daß ich die feinere Natur war. Und dann einer Arbeit gescheut hätte! Abge rackert habe ich mich mit dem Hgus halt und den Kindern, daß es die Art hat. Da sich 'mal meine Hände guckst Du, ganz roth und ausgearbeitet und hier die wunden Knöchel ist von der Wäsche. Faulheit hat sie mir wahrhaftig nie vorwerfen können. Kannst Dir denken, daß mir zum Ver gnügen nicht allzuviel Zeit bleibt abgesehen davon, daß wir uns seit Jah ren von aller Geselligkeit zurückgezogen haben " Voll Bitterkeit blickte sie vor sich „Nur voriges —sie erröthete plötzlich „da durft' ich Mariechen Baldauer's Hochzeit mitmachen weißt Du, das war zu schön! Aber wer weiß! es wäre vielleicht besser gewesen wenn ich gar nicht —" „Da hast Du also ihn kennen ge lernt", sagt« die Tante, ließ die Hand sinken und blickte Ottilie gelassen an. „Ihn —? Wen?" fragte Ottilie, noch den Kopf. „Nichts! Nur weiter!" die Thränen in die Augen, und mit lei denschaftlicher Heftigkeit warf sie sich der Tante in die Arme, während ein borgenen Schmerz verrieth. „Kam er in euer Haus?" flüsterte die Aelter« und drückte ihre Wange auf des Mädchens Haar. „Um Dich näher kennen zu ler nen?" Ottilie richtete sich auf und strich sich -die Haare aus dem thränenfeuchten Gesichte. Er konnte gar nicht verbergen wie -tief verletzt er war . Und ich, Tant«, und ich! Konnte er nicht meinen, ich hätte sie vorbereitet, sie vielleicht gar für ihre Rolle abgerichtet? Denselben Tag noch ist er abgereist." „Ach Gott ja.Tante! Aber wa rum so spät?" Otty?" fragte das alte Fmulein letse. Mit großen Augen blickte Ottilie in das feine verblichte Gesicht der Tante empor. Und plötzlich schob sie sie von !"s t si bis er mich rufen würde siehst Du das ein?" „Nein, Tante," sagte Ottilie mit energischem Kopfschütteln, „das sehe ich nicht ein! Meinst Du, das hätte er nicht längst vergessen gehabt, so ein zerstreuter Mensch, wie Papa war? Und überhaupt, aufrichtig gesagt —" inen. „Mußt nicht böse sein, Tantchen! Aber siehst Du wenn ich bedenke —: staltet und wie glücklich hättet Ihr „Vielleicht wirst Du es noch", sagte Tante Ltddy ohne Bitterkeit. „Ich Augen. „All die Jahre hat sie mich auch Anrecht auf ein bischen Lebens freude wie? Wer hält mich hier?! Ich bin majorenn ich bin mein eige aleich niederzudrücken versuchten. Ot tilie sprang h:rzu und schlug dem hauptsächlichsten Quälgeist auf die Finger. „Willst Du wohl Bruno zufrieden lassen. Du Schlingel! Oskar, was ist das Extemporale ausgefallen?" „Sechs Fehler", erwiderte der Aelte jte. den Ranzen von sich schleudernd. „Schafskopf! Was hast Du Im Französischen auf? Na, laß' jetzt nur legt erst drinnen eure Sachen ab, nachher zeigt ihr mir eure Ausgaben- Hefte. Apropos, Bruno", wandte sie sich an den Kleinsten, der indessen die fremd« Dam« scheu von der Seite be trachtet hatte, „hat Dir Fritz Mül ler Dein Taschenmesser wiedergege ben?" „Nci nein!" stammelte Bruno, und hob die schönen, änglichsten Au gen. „Er sagt, er hätte es wegge schmissen." „Na, tröste Dich, zum lrieait Du «in neues." „Aber aber, Mama haut mich!" „Bewahre, das leid' ich nicht dann rufst Du mich!" Sie beugte sich und küßt« ihn auf die Wange. Er schlang seine Aermchen um sie und erwiderte die Liebkosung, dann verschwanden alle vier hinter der Kleinen mit heißen Blicken. Als sie sie daS mblaßte Gesicht des jungen Mädchens noch immer nach der Glas thür gerichtet. „Was hast Du denn, Ottilie?" „Wenn ich nur wüßte, was aus den Kindern werden soll ohne mich!" gab sie langsam und kopfschüttelnd zu rück. „Man müßte sofort für einen tüchti gen Hauslehrer sorgen der Vor mund muß uns darin unterstützen. Was ist denn eigentlich über die Vor mundschaft bestimmt?" „Still!" machte Ottilie, und lauschte angestrengt nach der GlaSthür, hinter der die belfernde Frauenstimme von wurde. Und plötzlich ging dieses Wei nen in ein furchtbares, angsterfülltes Kreischen über. „Otty —! Ottiiii —!" „Wart', Ich will Dich beoktyen, Du insamigter, unniitziger Bengel Du" Mit einem Schrei machte Ottilie sich von der Tante los, die ihr Handgelenk umfaßt hatte. „Laß mich laß mich sie schlägt Bruno sie schilägt den süßen, zarten Jungen Tante, ich kann nicht ich geh' nicht mit Dir ich bleibt bei den Kindern!" Damit stürmt« si« nach der Glasthür und war im nächsten Augenblicke ver schwunden. Sin Schwcrcnöthcr. Garde - Lieutenant von Herzenbruch (im Kreise seiner Kameraden erzäh lend): „Auf Ehre, meine Herrn Kame raden, habe da diesen So«mer jelun genen Coup ausjeführt! Kam auf mei ner Spritztour spät Nachts nach Aal selden und fuhr zum „gold'nen Ele phanten"; vorher war ich zwei Nächte durchjereist na, und die Hitze war, wie Sie wissen, Heuer ooch nich ohne. Sie werden es also begreifen, daß ich mich nach Ruhe sehnte und ohne Wei teres das einzige Zimmer nahm, das im Hotel noch frei war: dritte Etage, ! hinten 'raus! Aber das war mir, wie den Wirth jemacht. Stellen Sie sich „I, was Ihnen nicht einfällt! Wo wollen, und mit meinem Schlaf wär's dann wohl nischt jewesen. Aber was thun? Zimmer war kein anderes zu übelster Laune! Da schoß mir plötzlich 'n Jedinke durch den Kopf. Rasch öffnete ich mei stramm Kehrt und verschwand. Meine Mission war beendigt. Ich schlief die janze Nacht unbehelligt und wie ein Murmelthier! Und 'n jutes Werk hatte ich auch vollbracht. —Ich versichere Sie, meine Herrn, die Sache hat mir unje mein viel Spaß jemacht empfehle Ihnen das Mittel zur Nachahmung! Sluf Ihr Wohl, meine Herren Kam«- Der Staalsanwa»' Der junge Staatsanwalt NeuntöH» ter kommt zum ersten Mal seit seiner Hochzeit, die vor vierzehn Tagen statt gefunden, spät von der Stammkneipe heim. Ohne Licht anzuzünden, will, er sich ins Schlafzimmer schleichen, um sein« Frau nicht zu wecken; stolpert je doch unglücklicher Weise über den Stie felknecht. worüber sie sofort die Augen aufschlägt. „Bist Du's, Männele?" „Frage! Oder erwartest Du sonst noch Jemand?" „Schäker! Uebrigens ist's drei Uhr „Die wär's jetzt auch, wenn ich da heim geblieben wär!" „Du bist ein Philosoph! Xvtakoli«,-,. erinnerst Du Dich noch des heutigen, Datums vom vorigen Jahre?" „Des dreißigsten Mai? Hm, am ersten Juni hitlt ich bei Deinem Papa „Und des Abends vorher?" „Richtig; da saßen wir in der Jas schimmelig gewordenen Liebesschwüre!"' „Spötter; damals sprachst Du an ders, als Du vor mir auf den Knieen lagst!" „Und Dir fiel es nicht ein, mich über Deine Kenntniß von sogenannten Gar dinenpredigten aufzuklären!" „Die niemals nöthig geworden fein: würden, wenn sich Dein Eheleben Dei nen! damaligen Versprechungen ange paßt hätte!" „Der Abend scheint Dir ziemlich in? Gedächtnisse kleben geblieben zu sein!"' „Wie man's nimmt; jedenfalls aber besser als Dir! Denke mal darüber nach, was Du mir Alles versprachst!'" „Hm, es beginnt schon zu däm mern." „Auf den Armen wolltest Du Nach trägen ..." „Seit jenem Tage hast Du um min destens zehn Kilo zugenommen!" „Und jeden Wunsch aus meinen Augen ablesen!" „Da hätte ich mir längst die Augem verdorben, so vitl müßte ich lesen!" „Das im Allgemeinen! Den Haus-' schlüssel wolltest Du nur dem Namen, nach kennen lernen!" „Wir erhielten von unserem Haus besitzer zwei; über den zweiten sprachen, wir nicht!" „Damals fandest Du Alles schmack haft, was ich kochte; jetzt hast Du jeden Tag auszusetzen!" „Weil einmal die Suppe versalzen» dann der Braten angebrannt, heute die- Kartoffeln geschmacklos und morgen-, das Gemüse nicht zrt essen ist!" „Du versprachst meine armen, kran ken Nerven zu schonen, indem Du nie mals mit mir zanken würdest!" „That ich es, so hattest Du doch ge wiß immer den Anfang gemacht!" „Immer wolltest Du mir das letzte» Wort lassen!" „Das Du auch ohne mein Verspre chen stets haben würdest!" (Zehn Minuten Pause.) „Und dann das Wichtigste, daß ich'S nicht vergesse! Stammkneipe, Vier freunde, Karten- und Kegelspiel, das sollte Alles mit dem Hochzeitstage für immer abgethan sein; Du wolltest nur Deinem Herzblatt, wie Du mich zärt lich nanntest, leben und betheuertest das mit einem heiligen Schwüre!" Auf die letzten Ausführungen Frair Neuntödter's erfolgte nicht sogleich eine Antwort. Der Staatsanwalt hatte sich schlaftrunken in seine Decke ge wickelt, wobei er eine Weile halblaut' vor sich hin monologisirte. Endlich richtete er sich halb in die Höhe und streckte die Hand im Dunkle» vor sich hin. „Nach den Aussagen der letztdernom mentn Zeugin werden Sie mit mir„ meine Herren, von der Schuld des An geklagten überzeugt sein. Ich bean trage unter Ausschluß mildernder Um stände eine Zuchthausstrafe von zwer lahren und die sofortige Vethaftunz, des Angeklagten." Das UnglanbNchste. Um den Redacteurposten eines be deutend unbekannten Wurstblättchens bewerben sich drei Herren. „Meine Herren," sagte der Besitzer zu denselben, „wer mir von Ihnen die unglaublichste Nachricht bringt, dem sei die Stellung!" „Gut," sagten sie und der Erste be gann: „In j. geht man mit dem Ge- Der Zweite sprach „In Schneeberg gen zum Umzug!" Er erhielt die Stellung! —K ürzester Ausweg. „Aber^. es ist jetzt gerade so ein« eigentümliche Herbstzeit! Für den Winterüberzieher ist es noch zu warm und für den Som — Deutlicher Wink. Dorf» schullthrer" „Josef, wenn Dein Vater vier Speckseiten im Rauchsange hän — Schüler: „Drei!" Lehrer: „Gut, Vater, damit er sieht, was Du inr Rechnen für Fortschritte gemacht hast!"