Genie der Tkat. (6. Fortsetzung.) ' Abe? es ging noch einmal so ab. Der Mann der heiligen Hermandad war ein geschulter Samariter. Er lei tete ganz sachgemäß die B?mühungen Astas unz Fritzis. Annie wut bald wie der so weil, daß man daran denken Zonnte, sie nach Haus« zu bringen. Joseph und Breying legten nun ihre Hände zu einer Trage zusammen, wie es die Kinder machen. Franz mit den Schwestern ging hin- Z:rdrein. „Si«hst Du, Fritzi." bemerkte er sen- Zenziös, als der etwas ausfällige von dem Schutzmanne eskortirt, durch die leere, neue Straße sich auf Alt- Moabit zu bewegte, „siehst Du, da ha ben wir nun ja unsre Extravaganz!" An der Melanchthonstraßenecke kam der ausgeschickte Skinträger mit einer Droschke, in die man Annie bettete. Sie war noch sehr bleich und zu Tode er schöpft, allein klar bei Sinnen. „Bitte zu euch!" brachte sie müh sam heraus, als Franz dem Kutscher die Adresse angeben wollte. „Zu uns?" fragte Asta. „Schön!" rief sie verständnißvoll. „Zu uns! Nach der Thiergartenstraße, Kutscher!" „Hühl" rief Franz, während der Ku tscher noch mit verblüfften Augen um sich sah, und das Gefährt fetzte sich in Bewegung. Breying und Joseph schauten nach den Booten aus. Bald hatten die Schiffer von den nahen Kähnen den Rock und die Boote aufgefischt. Allein es war zum zweitenmal innerhalb Wasser geholt! Was, Marenholz, das ist doch unbestreitbar? Aber, ich bitte, davon, wenn es sich gerade so macht. Der Vater der Kleinen ist mir neulich grob gekommen da soll er sich wenig stens mir nun verpflichtet fühlen. Soll zu mir kommen, mir danken! Meine Rache!" „Ist ja erstaunlich edelmüthig!" meinte Joseph. „Nun wollen wir aber diesen Marterkasten besteigen" er hielt eine Droschke an. „Wir bekommen sonst ein Gefolgt. Uebrigens sollten S>e sehen, in trockene Kleider zu kom men. Haben Sie hier in Moabit einen bekannten," „Nein," erwiderte Breying mit der selben, Joseph unverständlichen Freude. „Ist inir auch ganz egal!" Er setzte bei sich hinzu: „Als ich im vollen Rudern war, war ich ja auch heiß dachte einen Augenblick 'kann 'n Schlagfluß geben, gehst Du jetzt in's Wasser. Bin aber doch gegangen. Und ob ich mir nun 'nen Schnupfen hole oder nicht, das geht in eins hin! Ich meine, die Partie ist gewonnen. Doch nein jetzt heißt es den Sieg auch ausnutzen!" Kaum hatte er sich in seiner Woh nung umgekleidet und zwei große Glä ser Allasch, den er besonders liebte, hinuntergestürzt, so ließ er sich in vol lem Jagen nach der Thiergartenstraße fahren, um Franz zu instruiren. X. ständen geworden wäre. Jetzt aber dort in der Villa lag sein Kind, das er beinahe lebend nicht ander- herzlich, als an jenem Abend in der Heiligengeiststraße. Dann kam Asta und geleitete ihn zu von Ttolz: „Ein Mann aus meines Baters Blut hat es so weit gebracht, daß er in so einem Palast wohnen kann An ihrem Bette stand der Arzt Alle thaten leise in dem Zimmer es war Astas Schlafzimmer dcr Arzt verschrieb Phenacetin, ver langte die äußerste Ruhe seine bei- und veranlaßte bald alle Überflüssi gen, das Gemach zu räumen. sagte: „Ich danke euch ihr habt mein Kind da gedettet wie eine Prin zessin!" Asta richtete ihr: großen, dunklen Augen fragend auf ihn. „Ja, wie eine Prinzessin lag sie da in dem Prachtbett!" wiederholte er. „Zu Haus hat sie es nicht so gut!" Das Mädchen lächelt?, ein wenig be lustigt: „Erstaune nicht, Onkel, es ist nur mein Schlafzimmer!" Sie sah eine Falte auf seiner Stirn. „Aber es freut mich" fügte sie freundlich hinzu, „daß Du Annie bei uns gut aufgehoben findest. Sei nicht böse, daß wir si« Dir in dem Zustande, in dem si: sich befand, nicht in's Hauch gebricht h.ibcn. Ich meinte, Du würdest zu sehr erschrecken, wenn Du sie so wie derkommen sähest. Und dann dachte ich auch, daß sie bei uns, sobald sie wieder hinaus darf, den großen Garten zur Verfügung hat und transporti ren wirst Du sie doch im Hi?ber n'cht lassen nicht wihr, sie sarf eine Woche oder so lange, bis sie sich recht erholt hat. bei uns bleiben? Bitte, hier hu'.cin, Onkel!" Damit öffnete sie ihm eineThür, und sie traten in ein Gemach des ersten Stockwerks, in dessen Prunk und mat tem Licht Heinrich Graas sich wiederum höchst unbehaglich fühlte. Was so an genehm auk Nerven „bevorzugter" Menschenkinder wirkt, wen» in einem Zimmer unedlich viel schwere, weiche Stoffe am Boden wie an den Wänden jeden Schall, jedes Wort matt abdäm pfen, war ihm einGreuel, bedrückte ihn, der im gewöhnten Lärm und freien Schall arbeiterfüllter Werlstätte sich wohlfühlte. Aber er mußte sich zusammennehmen —er blieb nicht an der Thüre stehen er that vor dem Diener, der ihm eine Erfrischung bot, nicht, als seien ihm die dicken Kanten luxuriöser Tep piche Fallstrick« zum Stolpern, bequeme moderne Fauteuils ein Sonntagssitz, und doch trat er sehr vorsichtig, saß sehr steif auf de?n Seidenplüfchsessel. Die Unruhe um sein Kind war ge wichen er sah, ein wenig Fieber und sie würde ihre rothen Wangen wie der haben, würde bald hier im Garten sitzen, herumtollen mit ihren Kousinen sich recht wohlig und zu Haus füh len hier im Luxus und in der an spruchsvollen Behaglichkeit des moder- dieser Luxus so schön, stolz und berechtigt trat er dem schlichten Manne hier allenthalben entgegen, daß ein dumpfer, finsterer Haß, zum er stenmal ein wirklicher Haß gegen ihn in ihm aufquoll. Die Seele seines Kin des xiar ihm verloren, blieb sie hier, auch nur acht Tage hier fort mußte sie, nach Haus, und stürbe sie darüber! Ach nein, das war ein schlechter Dä mon, der ihm diesen Gedanken einflü sterte er durfte sie nicht mit sich fort nehmen durfte sie nicht „reiten." Und dazwischen ging Astas Ge spräch fort mit einer Glätte, Si cherheit und doch voll Inhalt, voll Em>- pfindung ebenso, wie er sich gedrückt, klein, geschlagen, ein überwundener Standpunkt in diesem Prunkraum fühlte, ebenso bäuerisch und banal em pfand er sich neben dem jungen Mäd chen. Sie waren nicht flach, nicht hohl, nicht gering, diese „bevorzugten" Men schen sie standen über ihm! Er mußte sprechen. „Asta." begann er, so ernst, daß sie mitten in der Rede abbrach und sich gütig gegen ihn neigte, „ich muß Dir etwas sagen, was Du nicht verstehen Haus! ?!ch bitte Dich, Asta, ich habe zu Dir Vertrauen gefaßt, da Du heut so gut für sie gesorgt hast, hüte Du sie mir, so gut es geht, und schicke sie mir tie"e Erregung altel Mal nes weckte Astas herzliches Mitgefühl. und freundlich, „ich wollte über diese Dinge längst mit Dir reden. Ich ver stehe Dich, Onkel, und doch, es wird nicht anders gehen, als daß Du Konzes sionen machst. Ich verspreche Dir gern, Annie zu hüten, vor uns selber, wie Sache zwischen Eltern und Kindern, es wird alles nichts helfen, Du wirst sie schließlich ihren Weg gehen lassen müssen!" helfen!" da er hier eine Pflicht ehrlich erfüllen wollte. vom Tisch und aus den Rahmen ge nommen, aufgeschlagene Bücher hier » und mit dem Kitzel heimlicher Freu de bemerkte er, daß HerrnGraafs Blick, der im Zimmer prüfend umging, zu-- frieden auf tessen Bewohner zurück kehrte. Der herzliche Dank des Vaters that als den Mann der überlegenen Initia tive, sas Gen« der That fühlte, und frohlockte, jenen wider seinen Willen zu sich geführt zu haben, hatte er doch beim wirklich die Empfindung, sich ausneh mend wacker als Erretter eines Men schenlebens erwiesen zu haben. Ein Strom angenehmer moralischer Werth schätzung seiner selbst drang auf ihn ein, und das war ihm ein reizvoll un gewohntes Behagen. Wo irgend der moderne Mensch über Virtuosität an. vo» scher Thatkraft, edlen Impulses in fe zialen Ueberhebung nun einmal nicht mag, als im Durchschnittsbiirger. Diese Tugenden sind ihnen erblich an erzogen. Allen Respekt vor den guten alten Geschlechtern unsrer Mark und unsers Pommerlandes, vor „unsern" Blllows und Kleists, Seydlitz Und drei einem fränkischen Junker denselben Zug. Er sieht mein Kind im Wasser, sieht vor sich eine noble That, ein weib liches Wesen in Noth er setzt sein ei gen Leben ein und ihm fehlt nicht die ncr Jugendlektüre mit der jungt Preuße der alten Zeit war mit Sieben jährigem Krieg und Freiheitskriegen, mit der Bewunderung Friedrichs des betrat er die Brücke, die zwischen den Ständen in der Mark stets bestand, die sind vom selben Platt, von derselben Märker Derbheit und Gemüthlichkeit Empfindung, dieser Haß! Ward da eine Brücke von Mann zu Mann gefunden, wie gern überschritt Schellen des Patriotismus. »<-<-«»»<> ii ix'l'iiliüi' <'i'!»k>", wo das Denken selbst ein besonderes Handwerk geworden ist, das wirklich nicht, wie alle andern Berufsarten, überfüllt ist. Breying hatte sich gesagt: Machen wir es den Franzosen, diesen allzeit gu ten Rechnern, nach münzen wir die tisnilis aus; natürlich müssen die klei nen Münzen einen Zusatz geringeren Metalls erhalten, einen Zusatz an deut schem Chauvinsmus. Nun schaute er scharf aus nach allen jungen nationalen Gedanken, d e in den warmen Herzen edlerer Männer ent sprangen, und raffte sie an sich, um sie in den Spalten seines Zeitungstheils zu verwerthen. Kaum hatte der gut: Freund, den er während des F«rien- vertreten sollte, den Rücken ge wandt, ta ward das Lokale dcr *"Zei lung urtheimkch deutsch-national. Die Fremdwörterfrage, die Kolonisations frage, die Schulfrage er wußte sie anwüpfend an Verfügungen lokaler 'Behörden, an Vorträge in der Reichs hauptstadt, bei jedem leisesten Anlaß in das Gebiet seiner Spalten zu ziehen. Was in der Schulsrage andre ehrliche Leute ersonnen, eignet« er sich kurzer hand an, stempelte ei kräftig ab: „deutsch-national", und Verleger wie Publikum staunten. Er scheute keine Mühe, Artikel, die ihm wurden, in diesem Sinne umzu schreiben; und wenn er das mit dem ihm unleugbar zu Gebote stehenden Schreibtalent gethan hatte, waren die sachlichen Notizen eherne Drommeten stöße geworden, die Aufmerksamkeit er regen mußten. Und allemal war sein Schlagwort: „Hier muß eine That geschaffen wer den" Graf Breying fühlte sich seit dem Stücklein an der Moabiter Brücke als das Genie der That und fühlte seit dem guten Erfolg«, den er in der Unter redung mit Johannes Graas durch den Stoß in das Horn Deutschland ge ihabt, deutsch-national bis in die seinste Fiber. Schon die ersten Nuismern, an denen «r mitredigirt hatte, erregten Aufsehen. Die stillen Männer der Studierstube, die mit dem Problem „Schulreform, nationale Einheitsschule" sich ehrlich abmühte», waren erstaunt und hielten die Breyingschen grellen Farbentöne für etwas ungehörige Ueberpinselung ihrer Studien. Der wackere, ehrlich deutsche Mann, der zuerst in der Oes sentlichkeit die Forderung gestellt, die Schule solle keine Humanistenlehrlinge, sondern junge moderne Deutsche erzie hen, fand es eine Frechheit, daß ein andrer seinen Gedanken kurzerhand an sich riß allein das Publikum, das nicht merkte, die heilig« Fahne sei von profaner Hand ergriffen worden, dies vertrauende Lesepublikum war rafch be geifert. Ist sonst eine Postkarte an die Redaktion aus dem Leserdreise meist Trägerin lästiger Anfragen oder Be schwerden und Berichtigungen so regnete es jetzt auf den Tisch des Herrn Chefs und Verlegers, der alle Korre spondenz durch seine Hände gehen ließ, nur fröhliche Zustimmungen der Abon nenten, Anregungen, Beiträge von Fachmännern, Bitten, in der neuen, kraftvolleren Tonart fortzufahren kurz, der Chef machte mit einemmal die unangenehme Entdeckung, bei dem al ten Lokalredakteur, dem guten Herrn von Quast, sei die Rubrik arg in Ver sumpfung gerathen der neue aber bringe ein erfreuliches frisches Leben, neuen „Zug" hinein, wovon die guten Folgen bei der nächsten Quartalsbe stellung schon nicht ausbleiben dürsten. Nun hat ein Zeitungschef die ernsthaf teste Pflicht, seine komplizirte Spiel dose die Zeitung beständig daraufhin zu kontrolliren, ob an der Walze sich nicht irgend ein Stift abge schliffen hat und durch einen neuen scharfen ersetzt werden muß denn je dermann kennt die traurige Wirkung eintritt. So auch hatte Breyings Chef schon am dritten Morgen die Ueber zeugung, einen Personenwechsel vorneh men zu müssen, vorausgesetzt, daß der neue Besen fortfahren würde, gut zu lehren. Er fuhr fort; und bei der Ausmün zung d«r herrlichen Goldader nationa len Empfindens siel alsbald für Brey ing ein Präaeschatz von zunächst zwölf hundert Thalern jährlich als Redak tionsgehalt ab zum Juli oder zum Oktober, je nachdem Herr von Quast sich anderweitig versorgen oder auch verabschieden ließ, sollte er fest in den Berband der ""Zeitung eintreten. Das war der Erfolg, den er nicht versäumte, Herrn Heinrich Graas mit zutheilen. Denn, wenn es galt, ein Er eigniß für sich auszubeuten, hielt sich „Also Ihre Stellung an der *'Zei» delt? Nach so kurzer Zeit? Das freut mich ich gratulire Ihnen!" Dieser arme, brave Junge vom gu ten, alten Stamm mußte sich auf Re mußte sich fein Leben selbst schaffen Riesenschritten vorwärts mit ihni. Und Herr Heinrich Graas fühlte eine gewisse Hochachtung vordem andern in und wann besuchen zu dürfen. Der Alte zog plötzlich die Augen sagen? Und Annie? in diesem Leben stehen, an die man sich > gern anlehnen, von denen man gern lernen möchte, sich von denen zurückge stoßen zu sehen. Mein Gott, es ist einer Bürgerwiege gelegen habe. Da sind auch 'meine neuen Visitenkarten" > — er setzte es unter dem scharf beob sehen?" Er hielt den offenen Karton hin. „Leonhard Graf Breying, Redakteur der '"Zeitung", las Annies Vater lä chelnd. „Auf den Grafen verzichte ich nicht!" meinte Breying zaghaft-trotzig. „Ich werde dem Lebensretter meines Kindes nicht meine Thür verschließen können!" schloß HeinrichGraaf zögernd Danke noch einmal die Hand. - Es war der letzte Abend der drit ten Woche gewesen. Die Wette war ge wonnen. Franz hatte einen Korb MoA uvid Chandon zu zahlen - ' XI. ' Ein Offizier, der seinen Abschied ge nommen hat, fühlt sich plötzlich nur noch als ein halber Mann. Der Dienst, die Kameradschaft eben noch frisch fröhlich bei der Arbeit als Rad in gro ßem Getriebe mit ernemmale allein, »in aus einem Buche gerissenes Blatt. Marenholz wußte nicht, wie er seine Tage hinbringen sollte. Jede banale Zerstreuung war ihm Sein Wort falsch abgegeben das war, als wäre ihm das Rückgrat ausgerissen. Zwangsjacke geschimpft, eine goldge stickte Livree der Knechtschaft genannt. Asta merkte, daß etwas Tiefschmerz liches an ihm nagte; sie zermarterte sich tigt hatte. Es „Revenants", Wesen, die Und auf Joseph Marenholz häufte Asta und er, sie richteten ihr Be- h Dich vielleicht geliebt, die Mitleids scheint, daß die Vergebung, im Ange sicht des Todes geübt, keine Kraft hat o mein Gott, warum werde ich so mit ihrem Empfinden höher hinaus wMe mit all dein, das sie ihm an- gethan, ihm nur Vertrauen und Lieb zeigen. „Sie haben Dich anonym bei mir verdächtigt ich aber helfe die Unid sie ahnte nicht, daß der Mann deswegen fast begann, sie zu hassen. Da s.and er am frühen Morgen auf Ferne zu, wie die übten. Er zerbiß seine Zigarre zwischen den Zahnen und sah von Zeit zu Ze't hinter sich, ob nicht etwa ein Kamerad von der Vorstadt her über die Brücke Richtig, da kommt der Premier Sy bek Marenholz wendet sich ab und geht davon das würde ein schön steifes Grüßen geworden sein zwischen dem pedantischen Sybel und ihm! Dann geht er nach den Kirchhöfen hinüber Asta hat ihn gebeten, zu sehen, ob die gLrtner'scheAlttschmUckunz des Grabes der Unglücklichen, die si« gewünscht hat, nun in Ordnung fei. und ihr Bescheid zu sagen. Nun steht er in zornigem Unbeha gen, zerrissen von streitenden Empfin dungen cm dein Grabe zum erstenmale allein. „Daß Du schön warst daß ich Dir gefiel, das war unser Verhäng niß. Darin war noch kein« Schuld ich habe meine Larve nicht geformt. Daß ich Dich lieben lernte, daß Dil mich lieben lerntest, war da- Schuld? Nein! Natur gab uns die Lockmasken, damit wir uns gegenseitig dadurch an zögen, wie sie dem Pfau die Federn gibt,' der Nachtigall die Stimme. Al lein, daß wir der Leidenschaft nochga ben da beginnt die Verschuldung. Wäre es ein banales Liebesverhältnitz gewesen, da wäre es verpufft, wie täglich solche Knoten zu Tausenden ge schürzt und gelöst,t werden. Du aber warst so thöricht, Temperament ererbt zu haben, Du ließest es zurLeidenfchaft des Herzens werden? und das müssen wir nun beide büßen. Dein Leben ist hin meine Ehre? wer von uns ist besser dran? O verflucht. Du edelmü thiges Weib, die mir noch in ihrer letz ten Nacht ihr Geld schenken wollte, um mich ganz zu degradiren vor mir sel ber! Glaubst Du, boshafte Närrin, ich würde hincinschlllpfen in das vergiftete Hemd des Bewußtseins, von Deinem Gelde zu leben, und mein Lebeirlang, daß Dein Andenken Dich rächen sollte, dies mit mir herumschleppen? Und Du, andre edelmüthige Närrin, die mich zwingt, mich um dieses Grab ei nes leichtsinnigen Weibes zu kümmern, glaubst Du, ich soll Deine Regungen des Mitleids mit dieser für wahr, für groß, für bewundernswerth nehmen und Dich deswegen lieben? Grotzi?uth gegen mich soll mich verpflichten? Sie demüthigt nur! Ja, bis vor wenigen Wochen empfand ich anders. Es war ein ehrliches, gutes Gelöbniß, das ich an jenem Abend, da die Todte ihre letzte Vorstellung in meinem Zimmer gab, das ich da that; ich wollte jede ih rer Thränen zu Lächeln auf Deinem Gesicht, Asta, umwandeln Du soll test «inen braven Kerl Heirathen. Jetzt will ich das nicht mehr. Ihr habt mich genug gequält mit eurer Empfindsam keit, ihr beiden Weiber habt mir die Ehre aus dem Leibe gerissen jetzt bin ich auch toll und will euch beißen! Es ist ja alls hysterische Uebertreibung, was ihr empfindet, eure ganze Edel muthskoinödie, Astas Sorge um di«s Grab— das soll sie mir nur interessant machen, begehrenswerth, ich soll mich recht fest beißen an dem Köder, es ist auch nur ein Pfauenschweisrad, ein mo ralisches, das sie vor mir schlägt. Wart, ich will Dich nicht schonen, ich will Dich lehren, natürliche Empfindungen he gen, wenn ich Dir nun die Geschichte vom falschen Ehrenwort erzählen wer de. Das wird Dir ein wahrhaftiger Schmerz sein, und ich will mich freuen, wenn Du mehr leidest, weil Du ihn Ar wieder hysterisch übertreiben wirst. " Marenholz, der schöne, arme, weich herzige Kerl, setzte sich die Sporen in die Seiten, um den Muth zu finden, ihr wehe zu thun. Und er mußte es doch, es mußte heraus, das bittere Ge ständniß: „Ich hab' Dir ein falsches Ehrenwort gegeben! Das Weib liebte mich ich liebte sie." Wie Andre sich Muth trinken, entflammte er sich an dem Funken stillen Zornes, den Astas ungewöhnliche Handlungsweise in ihm angeblasen hatte. Er hätte es sonst nicht vermocht, ihr so wehe zu thun, wie er nun mußte. (Fortsetzung folgt.) Einsichtsvoll. —Grün: Stimmen Sie immer mit Ihrer Frau übereil!, wenn dieselbe eine Behauptung auf stellt? bewahre! D«n -— Was dasselbe ist. D« Broque (zu seinem Bedienten): „Es thut mir äußerst leid, daß ich Dir den Lohn für den letzten Monat nicht bezahlen kann. Da aber Zeit auch Geld ist, so gebe ich Dir statt dessen einen Monat Ferien." Es machte ihm nichts aus. Frau Nicker (ihrem Manne in's Ohr flüsternd): „Andres, ich glaube, da ist ein Einbrecher im Zimmer und durch sucht eben Deine Kleider nach Geld!" Nicker: „Laß' ihn nur suchen! Der ahnt nicht, daß Du schon über meinen Taschen warst!" Nicht ausgewachsene Eier. Junge naiv« Hausfrau (zu einer Bäue rin, welche jede Woche Eier in die Kü che bring): „Ich verstehe nicht, warum die Eier, welche Sie bringen, in letzter Zeit so klein sind?" Bäuerin: „Wie es sich eben trifft." Hausfrau: „Wa rum lassen Sie dieselben nicht etwas lünger im Nesic liegen, damit sie noch rin w«iig wachsen?" Alt- und Jung-Vermama. , ' '' - i. Es steht ein alter German« Im öden Haidegefild, Gelehnt mit seiner Linken Auf einen ehernen Schild. Doch mit der Rechten führt er Ein mächtig' Horn zum Mirnd Und bläf't, daß rinqs die Erde Erdlöhnt in weiter Rund'. Und jeder lenkt zum Recken Sein erzumgürtet' Roß Jetzt sprengt vom nahen Hügel Der Kampfgenossen Troß. Ued jeder lenkt zum Recken Sein stahlgepanzert Thier Und ruft, vom Sattel springen», i Ein markiges „Heil Dir!" 11. Es sieht nach tausend Jahren^ Ein Schild im sonn'gen Strahl. Und mit der Rechten führt er Ein machtig' Horn zum Mund Und laßt den Inhalt gleiten Wohl in den durst'gen Schlund. Daneben an der Schenke, Da lehnt sein stählern' Roß— Jetzt saust vom nahen Hügel Der Sportsgenossen Troß. Und jeder lenkt zum Trinker Sein Roß, schnell wie ein Pfeil. Und ruft, vom Sattel springend. Ein markiges «All Heil!" Der franzSstsche «ammer-PrSside»» Eugene Henri tArisson, der soeben zum Präsidenten der französischen De» putirtenlammer gewählt worden ist. hat im Jahre 183 S zu Bourges das Licht der Welt erblickt. Advocat vor« Beruf, begann er seine politische Car riere auf dem Gebiete der Journalistik als entschiedener Gegner des Kaiser nichs. Nach dem Sturze Napoleon'^ gehörte er der National-Bersammlung als Bertreter des Seine-Departementt an. Auch nach Constituirung der Re» an dessen Stelle, als dieser die Mini» Am k. April 1888 wurde das Ministe rium Ferry gestürzt und Brisson vom Präsidenten Gr,r leign,." Gedankensplitter. Der Wein schwatzt mehr aus, »I» 3