2 Die Seide des Meeres. Man verkauft in den italienischen Stäken des Mittelmeer-Gebietes ein« Menge Artikel in Form von Shawlen. Socken. Hauben, Handschuhen, Börsen u. dgl., welche fabrikmäßig aus Fasern gemacht werden, die ein im Mittelmeere weit verbreitetes Weichthier, Pinna squamosa, abscheidet. Diese Fäden sind von großer Feinheit, aber um so kürzer, denn das Thier scheidet sie eben nur ab, um sich durch sie an Felsen zu befestigen. Je größer jedoch das Thier ist. um so länger müsse» die Fäde» zu ihrer Verwendung sein; und nur diese sind brauchbar. In Frankreich nennt man so große Weichthiere, in Folge ih rer Form. Jambonneau (Schinlchen). Man trifft die Geschöpfe häufig an den Küsten von Sardinien und Kor sika, Italien und Sicilien bis Malta, wo sie inmitten submariner Wäl der bei einer Tiefe von S bis 6 Meter leben. Man holt sie mit einem eisernen Kratzer vom Felsen herab und beraubt sie ihres seidenen Faserstoffes, den man mit Seife reinigt, dann kämmt und verspinnt. Es geschieht dies, indem man auf drei Strahlen einen Seiden saden beimischt. Der so gewonnene ,Raden wird nun in Wasser gewaschen, das etwas Citrone enthält, mit der Hand gerieben, um ihn geschmeidiger zu machen,und über warmem Eisen ge glättet. So erhält man schließlich einen Faden von schöner gelbbrauner und goldiger Färbung. Natürlich kann «in Großhandel nicht mit diesem Stoffe ge trieben werden, dazu liefert ihn das Meer doch zu sparsam; aber es ist in teressant zu sehen, wir sinnreich und fleißig der mittclmerrische Arbeiter ihn zu gebrauchen versteht. Die Ma'ckiel ist auch unter dem Namen Steckmuschel bekannt, und schon die Altcnobenutzten sie in der angegebenen Art. Den Stoff selbst kennt man als Bhssus, als Lana überall von gleicher Güte, sondern rich tet sich nach dem Grund u»d Boden. Mühsam ist und bleibt jedoch diese In dustrie und so kann das Industrie- Produkt selbstverständlich nur durch «ine» hohen Preis die aus dasselbe ver wendete Zeit und Mühe lohnen. An ders ausgedrückt, habe» wir ein Kurio >sum vor uns, das nur dahin gehört, wo ein Ueberfluß von Arbeitskräften herrscht. l!uKf e i « d Von den Londoner „Melioristen" wird eine „Anti-Kuß-Gesellschaft" be -fürwortet. „Meliorist" ist ein neues »n die englisch.- Sprache eingeführtes Wort für Weltverbesserer. Unter dem «rnsten Titel „Dinge, die uns krank machen", bringt ein im Dienste dieser Melioristen stehendes Magazin einen Artikel, d«r versichert, daß zu jenen ge sährliche» Dingen der Kuß gehöre. „Di« Japaner," heißt es hier, „müssen ei» Süssen sollen; die Deutschen sind thö richt, denn sie küssen immer. Unser «nglisches Vaterland hält sich an einem Mittelweg, doch wie lange man dies überhaupt erlauben wird, ist abzuwar ten." Man dürfe frrilich noch nicht hoffen, daß von Gesetzes wegen bald «ingeschritten werden würde. „Wenn man," erwidert «in Kritiker darauf, «dieser ärztlichen Warnung Folge ge l>e» wollte, so müßte man in Zukunft immer ein Fläfchchen desinficirenden Liqueurs bereit halten, damit ein Kuß leinen Schaden thue. Die Ladies müßten sich damit ebtnfo befreunden wie mit dem heutigen Ri«chfläfchch«n. Aber wir stillen der medicinischenPressc die Aufgabe, -in einziges Mitglied des zarten Geschlechts vorzuführen, daZ eidlich versicherte, daß ihr Küsse jemals «in Leid verursacht hätten." In Eng land küssen sich Männer unter einander »licht und schon s«it m«hr«ren Jahren gilt es in den Cirkel» des Westends als plebejisch, wenn di- Ladies bei -inem Feste mit der Wirthin bei Ankunft oder tbeim Abschied einen Kuß austauschen. Jetzt fassen sie einander nur bei der Hand und den Arm aufhebend nicken sie sich unter d«m auf diese Art gebildeten, reich juwelirten Bogen gegenseitig lä- Um »cn Eitelkeit Willen. Die Kaiserin von Oesterreich besitzt bekanntlich ein« vollendet schöne Gestalt, zu deren Erhaltung sie sich allerhand strenger Mittel bedient. So rastet sie früh und Abends und ihre einzige re gelmäßige Mahlzeit besteht aus einein Gericht gerösteten Fleisches und etwas Biskuit und einem Glase Wein zum Mittag. Gelegentlich nimmt sie vuch wokl ein rohes Ei und etwas Obst zu sich. Sie Irägt zu allen Jah reszeiten Flanellunterwäsche, nimmt Dampfbäder, läßt sich massiren, reitet lehr viel und hat mit allen diesen Mit l-ln -rr-icht. daß trotz ihrer s-chsund liinsziq Jahre ihre Taille nur zwanzig Zoll Umfang mißt. Au! Erster Akrobat (zu fei lem Kollegen): .College, feh'n Sie Iber reducirt aus!" Zweiter Akro bat: „Glaub's schon. War ja früher .August" im Circus, und da mußte ich ?em Rufe der Menge: „August, sollst untergekommen!" Mißverstanden. Gnädige Hrau: Karline, in 14 Tagen gebe ich vir ein bischen helfen! Ehelicher Zwist. Er: Du villst wissen, was ich wäre, wenn ich licht Dein Geld bekommen hätte? Sie: Ha, das möcht« ich allerdings wissen. Dr: Ganz einfach, Junggeselle! Die Zriedtnspseifc. lliii Intermezzi ron Wilhelm Wolter». Auf meinem Geburtstagstische, an d«7> mich meine Frau mit geheimniß gebogenen, einem Strohhalm ähnlichen Röhrchen. Meine Frau saßte sie zier lich an dem Strohröhrchen und hielt sie gen. „Da.... das schenkt die Mama! Sie meint, das Pfeifenrauchen sei ge nicht üblich gewesen waren, mußte ich diese sinnige, Aufmerksamkeit doppelt hochschätzen denn, „der Wille und nicht die Gabe macht den Geber", sagt Nathan's guter Klosterbruder. Dieser zartandeutende Wille von dieser Seite erhöhte den Welth dieser Friedenspfeife etwa fünfzig Pfennige betrug) ins Untaxirbare. Ich nahm den kleinen Thon köpf wie ein alter, gewiegt«! Rau» schätzbaren Küssen. Meine Schwiegermutter mochte Recht haben mit ihren Ansichten über das lieferanten ein Viertelpfund von dem herrlichsten Knaster, dem gelben, den uns Apollo je präparirt, „Gold-shag" Es schmeckte vortrefflich. Ich bat Nikotinstengel in den Mund ste cken konnte! Und dann diese Gelder sparniß! Für fünfundzwanzig Pfen nige rauchte man ungefähr fünfzig von diesen Pfeifen; den Tag fünf gerechnet, macht zehn Tage. In d«r selben Zeit hätte man, wenn man ganz gewöhn liche Achtpfennig-Cigarren qualmte, für vier Mark verpraßt! Es g«ht in die Hunderte, was man in «inem Jahre Kapital! Die Cigarren wurden ganz in Acht und Bann gethan. Ich war glücklich. Zunge. Ich tauschte sie deshalb, nach dem das Viertelpfund zu Asche ge brannt war, mit einer wunderbaren Mischung zweier echt türkischen Kräu ter, deren Genuß nicht nur die Zung« gelte. Das ging nun so, so lang es ging. Plötzlich, «ines Tages, versagte die klein« Pfeife den Dienst. Ich zog, ich blies, ich klopfte, zerbrach bei un fruchtbaren Bohrversuchtn ein« Strick zen Perle geschmückte Hutnadel meiner Frau, Alles vergeblich, sie blieb ver- M ' Tbk k Leid klagte, zuckte die Achseln. „Ja, enge Rohr mit einer Taubenfeder rei nig«». Aber Sie sollt«n sich lieber eine ordentliche türkische Pfeife anschaf fen." Der Mann hatte nicht Unrecht. „Wenn schon, denn schon", dachte ich, und rannte spornstreichs zu Gebrüder Muschweck, der größten Pfeifenhand lunq der Stadt. Ich war zwar lange schwankend, ob ich ein Büsselhorn- oder das ich erstanden. Ein wirklicher, ech ter, großer, türkischer Thonkopf, das Rohr nicht allzulang, dafür aber aus holz, ein so seltenes Stück, wie es nur der K«nner zu schätzen weiß und wie es nur in der Residenz zu sinden ist. Sapristi! Ja, das war ein Ge nuß! In die Sophaecke zurückgelehnt, sog ich. den Mund wie zum Kusse ge spitzt, an dem dicken Büffelhornende meines Cedernrohrs, und unten kräu selte sich aus der weiten Oessnung des Thonkopses der dustende, blaue Rauch wie der zitternde Rauch «ines Weihal tars langsam in die Luft empor. Die Pfeife wurde „Fatme" getauft, die mit telst einer Taubenfeder einigermaßen wieder dienstsähig gemachte.Schwieger mutter" einstweilen in den Ruhestand versetzt. Nur eins war schlimm. Ich merkte, daß zwischen dem Türken und dem Deutschen doch noch ein Unterschied be steht. Wenn der Türke genießt, so arbeitet er nicht, er genießt eben ganz; wir wollen selbst während der Arbeit genießen. Zum Rauchen meiner dick rohrigen Cedernpseise waren beid« Hände nöthig, so daß mir keine mehr zum Schreiben übrig blieb. Ja, es war herrlich, dieses contemplativeSin i'.en und Träumen beim Küssen der ge liebten Fatme, um ss mehr entbehrt« ich die Wonnen dieses Naucheinsau »ens. w.'nn ich am Sckreibiisckx saß. Es blieb mir nicht- ü-riiz, als «in Aushilfsmittel auch für dies« ju suchen dies sand sich in einer kur zen Pfeife aus schönstem, maserirtem Bruyere-Hvlz, die man bequem zwi schen den Zähnen halt«n konnte. brachte nun die selig zwi schen Maryland doux und Dubec moyin. M«ine Leidenschaft für Char lotte Corday (so hieß di« Bruyere „Was? Kurze Pfeife?" sagte Fr«und selle par «xcellenc«), indem er gering schätzig die Mundwinkel herabzog. „Das ist ja scheußlich! Total ungesund!.... len!" nas-Kanaster, Littera A, von Wilhelm „Ah... «rsäuft! Natürlich! Meh rere Pfüifen! Selbsterständlich! So «escheibt hätte ich eigentlich auch sein können! Und daß Porzellanwassersack sauberer sein muß, leuchtet «inem ohne weitere Erklärung ein! Es ist was man all- Tage lernen Meine Pf«isensaminlu».g wuchs in Folge dieser neuesten Erkenntniß um ein weiterrs Exemplar mit Porzellan zückend, diese kleine Kompagnie Revue Passiren zu lassen und ewig schade, daß man sie während ihrer dienstfreien Stunden so ganz unbeachtet in den Ecken umherstehen und hängen ließ. Meine Frau sah zwar, wie sie sagt«, durchaus kein« beleidigend« Gering schätzung darin, allein ich nahm trotz- Oberboden stellen zu müssen. Freilich als sich bald darauf ein Zwillings paar in Gestalt einer Dr. Zacharias längst verstorbenen Onkels, der auch qessenheit das Bild seines Pfeis-nregals vor meinen Augen auf. Ich sah ganz dock..." Ich schnitt ihr den Satz ab. „Ich habe so viel an Cigarren gespart, Schatz, der Tischlermeister, den ick mit d«r ehrenvollen Aufgabe der Verwirklichung meines Traumes betraut hatte, sich mit einem rothen Taschentuch« den Schweift von der Stirn trocknend, d'.e Ersehnte selbsteig«nhändig in meinZim mer nieder. Sie war trotz dreier vor angegangener Conferenzen zwa- nicht ganz so ausgefallen, wie ich gewünscht hatte, aber denn doch noch immer schön «in paar lumpig« Mark! Wir (meine Frau und ich) sahen uns im Zimmer um. „Ja, wo soll si« nun hin?" Nicht das kleinste Plätzen war stellers ew Bücherschrank steht! Laß durch den eiligst herbeigerufenen Tisch ler vermittelst Leim wieder paralystrt werden tonnte. „Frisch gestrichen? Mitten im Win ter? Das ist ja entsetzlich? Das geht nickt!" Blick zu. „Was soll daS bedeuten? Willst Du etwa plötzlich dir Zantippe spielen?" nen Fall, der zu «inem Präcedcnzsalle hätte werden können. Mein« Autori tät stand aus dem Spiele. Es bli«b me'r, in dem meine Frau mit rothen Augen saß, brüllten unsere beiden Klei nen, als ob sie am Spieße geröstet würden. Die Möbel meines Arbeits der Größe des Kaspischen Meeres auf: „Muhe! Zum Donnerwetter! Willst Du ihnen denn nicht endlich die Mäuler zustopfen?! Glaubst Du, daß man bei solchem Lärme sichten kann?!" der die Galle auf. „Was?'Athmen? willst, daß ich Euch im Weg« bin, nur, gut, so werde ich ausziehen ich werde mir oben in der vierten Euch, „Das Brot für uns?" schlucht« meine Frau. „Also wir «ss«n Dir zu viel Du wirfst mir ser daß ich Dein Bro —o— ot esse... o Gott, so weit ist es also gekommen ich g«he... ich gehe > ich will Dir nicht zur Last fallen Du bist meiner über drüssig ich habe es länger bemerkt . möblirtes Zimmer bei Mit hü hülkrs... ich lasse mich Dir scheiden..." Das war mir denn doch zu stark. „Gut, so laß Dich scheiden!" ries ich, schlug die Thür zu und rannte davon, die Treppe hinunter, hinaus ins Freie. Ich wäre erstickt da drinnen. Das Blut kocht« mir. Mechanisch trat ich an der Ecke in den Laden meines Tabaklieferanten. Brasiliero.. „Zehn Stück Brasilieros!" wieder holte ich beinahe schreiend, ohne eigent lich zu wissen, was ich sagte. „Spreche ich etwa so leise, daß man mich nicht Dabei knipste er dienstfertig die Spitze ab und reichte mir eine von den geh-n. mich mit einem Male. Ja, was war denn eigentlich gesche hen? Herrgott, ich rauchte ja wieder eine Cigarre! Ich blieb stehen und lachte so laut auf, daß ein vorübergehender Schusterjunge ebenso laut sagte:„7tanu, was giebt's denn?" Ohne ihn einerAnt wort zu würdigen, drehte ich mich um und eilte nach Hause. Meine Frau kam mir mit aufgelö sten Haaren- und mit emem durch unterdrücktes Schluchzen in seiner vollen Kraftentfaltung gehemmten Schrei entgegen und flog mir an den Hals. „Liebster, bester Franz, vergieb Ich schmunzelte innerlich: meiner triumphirenden Autorität wegen —> aber ich war gerührt. „Weißt Du," sagte ich, mein« Frau umarmend, „wer Vergil war?" Meine Frau hob verwundert den Kopf. „Dann hat Dir Dein Bruder wohl vuch niemals verdeutscht, was das heißt: „quidquid id est, timeo Damaos et dona ferentes?" „Nein." „Na es ist auch nicht nöthig ich meine, an allen Aufregungen ist doch eigentlich die Friedenspfeife schuld." „Wie?" „Nichts, ich habe mich nur verspro chen aber weißt Du, ich möchte am liebsten Alles beim Alten haben ohne Dielenstreichen und möblirtes Zimmer..." „Franz!" „Aber Du mußt mich niemals ver führen wollen aus Ersparnißrücksich t«n —" „Denn sonst..." „Nein, nein, nein, »ein, nein!" rief mein« Frau freudestrahlend und hätte es vielleicht noch fünf Ma! wiederholt, wenn ich ihr nicht den Münd verschlos sen hätte. Die Friedenspfeife steht mit ihren Kameraden und Kameradinn«» sammt d«r Etagere auf dem Boden. Meine fsrau lacht mich jedes Mal aus, wenn ich mich meiner Pfeifenkennerschaft rüh me: das ist nicht sehr respektvoll gegen meine „Autorität" aber sie thut's eben dennoch! Professor (welcher einen Stübecken hypnotisirt hat,zu den Hörern): „Meine Herren! Ich will nun an Ihrem Colle ge» die wunderbaren und räthselhaften Erscheinung,'» der Suggestion zeigen. Sie, Alles, was ich ihm nun Schneioer vorstellen, werde ihm dieses Buck als eine Rechnung im Betrag« von 10V Mark präsentinn unk er wird Wirklichkeit, bezahlen! (Zum Medium gewendet): Ich bin Ihr Schneider!" Medium: „Ja!" Professor: „Hi«r ist di« Rechnung bezahlen Sie!" Das Medium springt auf, faßt den Professor bei'm Kragen und wirft ihn zur Thür« hinaus. Einst nannt ich Dich „m«in Röslein zart," „Mein Veilchen," „mein Vergißmein nicht," Als imm«r neue Blumenart Pries Dich manch herziges Gedicht. Nun ward des Bessern ich belehrt, Blüth' fällt nach Blüthe aus dem Heut' weiß ich, die ich einst verehrt: Das Blümlein ist ~'ne n«tte Pflanze!" Aus der Schule. Lehrer (den Regenbogen« erklärend): „Wes halb schielst Du denn immer nach mei nem Hut da am Schrank hinüber, Seppl?" „Weil der Vater gesagt hat, dem Herrn Lehrer sein Hui glänzt auch in allen R-genbogensarb-n!" —I »i Eifer. Professor: „Ja, meine Herrschaften, die Darwinsche Theorie von der Abstammung desMen schen vom Asien ist nicht von der Hand zu wi-fen. Ich selbst bin bereit, Ih nen davon dcn Beweis zu liesern! Die schönere Halste. Die alte Excellenz von Goethe hatte manchmal auch wunderliche Einfälle und sprach gelassen große Worte aus, die zuweilen paradox klangen. Bei ir gvnvwelcher Gelegenheit soll sie einmal gesagt haben: „Wer die Musik nicht liebt, ist kein Mensch, wer sie nur liebt, ist ein halber, doch nur der, ber'sie liebt Mensch." Irgendwo hatt« der MusikschUle» der Höhe der Menschheit. Was ist der Gelehrte? Er ist nur Kopf, nur Ge hirn. Der Handwerker? Er ist der Arm, der Muskel aber wir Künst ler und vor allem wir Musiker, wir sind die Hauptsache, das Herz, der Le benspuls des M«nsch«,nthüms." Un willkürlich richtete der junge Mann sich xerade auf in feincm Strohsessel, warf «inen Blick in den Spiegel neben seinem Arbeitstisch und strich sich mit genial nachlässiger Handbewegung eine ver irrte Locke aus der blassen Künstler, stirn. In demselben Augenblick pocht« es an die Thüre. Die Hauswirthin trat herein und störte die weiteren Be trachtungen Emanuels, indem sie ihm einen großen Brief auf den Tisch legte, den der Postbote soeben überbracht hatte. Neugierig öffnete der junge Künstker das Couvert und entnahm daraus ein längeres Schreiben, in wel chem «s hieß: Werther Herr Schöberl! Ich sehe mich veranlaßt, energisch dar aus zu dringen, daß Sie mich endlich bezahlen. Im Mai wird's ein Jahr, daß Sie meinen Credit beanspruchten, ohne, trotz meiner Aufforderung, die geringste Theilzahlung gemacht zu ha ben. Ich denke, ich habe lange genuz gewartet. Es ist übrigens von Ihnen sehr undankbar gegen mich. Wissen Sie noch, wie Sie aussahen, als der Herr Maier Sie zu mir führte? Arg um nicht zu sagen schäbig sahen Sie aus. So hätten Sie sich nirgends sehen lassen können, hätten keine Stun den zu geben bekommen und in Gesell schaft hätte Sie erst recht niemand ge laden. Ich habe Sie nach neuesten Moden ausstaffiert und habe erst so einen ganzen Menschen aus Ihnen gemacht. Weiter las der junge Musiker nicht. Also nicht die Musik? Der Schneider! Der? Durch den erst ein ganzer Mensch? Und auch noch auf Borg! Aber der wunder lich« Handwerker hatte so unrecht nicht. Emanuel dachte an die Zeit, wo ihn sein Onkel mit kleinem Wechsel in die große Residenz geschickt hätte. Der Sonntagsstaat aus dem Provinzstädt- Straße zu gehend In di« Musikschule nicht geben; an das Besuchen von Ge sellschaften, sein höchstes Ziel nach der Kunst, war erst recht nicht zu denken. Maier, der immer gutgekleidete Mül lersfohn und Student, einem Schnei der empfohlen, der sich nach längerem Bedenken herbeiließ, den jungen Musi ker neu zu kleid«». Gleich zwei Anzüge unv einen Paletot bestellte Emanuel. Von der Zeit an fühlte er sich wieder Mensch, ja, ja! Damals kam er auch zuerst in Familien, da faßte er Selbst vertrauen und sogar den Muth, Lini, der angebeteten Hausherrntochter, sein Herz auszuschütten ja, ja. der brave Schneidermeister hatte so unrecht nicht. Und Goethe? Was hatte der Alte ge sagt? Die Musik mache ganze Men schen? Wie man'S nimmt! Nicht allein die Wissenschaft, auch die Kunst muß an uns arbeiten, um uns auf die Höhe der Menschheit zu heben; wohl wahr. Aber zur Vollendung des gan uns so nothwendig, wie dem schönen Liede bie musikalische Begleitung, Der Schneider soll bezahlt werden! Aber wie? Nach längerem Sinnen zog der junge Mann seinen schwarzen Rock an und ging. Er ging zu Linis Vater, der erst vor kurzem nach einigem Sträuben damit einverstanden war, daß die Verlobung seiner Tochter mit ihrem heißgeliebten Emanuel veröf fentlicht werde, wenn der Musiker die Akademie verlassen und eine erste An stellung gefunden habe. Linis Vater. ! ein bürgerlicher Bäckermeister, hörte die! Bitt« des künftigen Schwiegersohnes um ein Darlehen ruhig an. Emanuel hatte ihm Ireuhtrzig gesagt, daß er die Kl«id«rschuldei, nothwendig habe ma chen müssen, da zu einem ganzen Men schen heutzutage auch ein ganzer Rock gehöre. Als der Alte dem dankbar schmunzelnden Kunstjünger die begehr ten Scheine hinlegte, mußte dieser noch eine neue Variation der Goethe'schen Wort« hören. Der Bäckermeister meinte: „Nicht allein einen ganzen Rock muß der Mensch anhaben in der Tasche muß auch ein Stück Geld sein, erst dann ist man bei diese» Zeiten ein ganzer Msnn." Als der junge Künstler eine Viertel stunde später seiner Angebeteten diesen Ausspruch ihre? Vaters erzählte, r:es sie lachend: „Ach was! ein ganzer Man» bist du erst, wenn wir einmal v-rbeirathet sind, jetzt fehlt dir noch deine „schönere Hälfte"!" Was gehört heutzutage nicht alles dazu, ein ganzer Mensch zu sein! Zur unsere Zrauen. Viele Krankheiten werden erfolg reich geheilt, weil die Aerzte und Leuch ten der Wissenschaft ihre Ursachen er gehören wohl die beide» oben angeführ ten U«bel, ohne daß bisher ihren Ba cillen eifrig nachgeforscht worden wäre. Stimmungen zu machen, von welcher Studienreise sie Folgendes berichtet: Ganz unerwarteter Weise wurde ich auf meiner Fahrt in unwirthliche Ge genden verschlagen, wo ich mich recht fremd und verlassen fühlte. Alles rings umher war unfreundlich, uner quicklich, die Luft erfüllt von drücken der Gewitterschwüle, die Vegetation mosphäre lag bleiern schwer auf dem Ankömmling. Ich versuchte in einem der nächstgelegenen Gebäude Einlaß und Unterkunft finden und fetzte mürrischer, gerade nicht höfliche Ver wünschungen murmelnder Hausgeist der Kellerthüre und verklagte de» bösen Ofen, welcher sich so ungebührlich aus führte, Rauch anstatt Hitze zu geben. Schließlich wurde mir, wenn auch nickt besonders gern«, Einlaß gewährt und ich in ein ebenfalls von grauem Rauch erfülltes Gemach geleitet, in welchem auch sonst keine viel gastlichere Stim mung zu herrschen schien. Man mel dete mich der Frau des rauchigen Tau schend« Stimmen, eilige Schritte, Thü ren öffnen und zuschlagen und schließ lich stolpernde Tritte die Treppe her unter. Dann stand sie vor mir mit Worte dazwischen. Wie die Winds der zankenden Frauenstimmen, Krei schend bewegte sich die Thür in ihren Angeln und mit einem bitterbösen, von Ausregung entstellten Antlitz, in dem es noch blitzte und wetterleuchtete, er- So weit der Bericht der reisende» Forscherin. Ick persönlick bedauere nur Eines, daß die Dame eigentlick nichts Ganzes geleistet. Wohl ist eS recht löblich, die Brutstätte einer Krankheit zufällig zu entdecken, aber dock noch viel wichtiger, auch M-dika» mente und Arzneien anzugeben, mik welchen das Uebel in eiwaiaen, wenn auch seltenen, Fällen bekämvft und ge heilt werden kann. Vielleicht sind nun wissenschaftlich gebildetere, erfahrenere weibliche und männliche Aerzte im Menschheit alle bisher erfolgreich ange wendeten Mittel gegen Launen und» Verstimmungen baldigst bekannt zi» geben. Bis dabin aber wollen wir je nem bösen Hause mit seinen Anlteck" ungskeimen vorsichtig aus dem Weg? gehen. Mißglücktes Compli ment. Junae Hausfrau: Darf ich Ihnen ein Glas Wein einschenken. H«rr Müller? Herr Müller: Nein, ich danke, gnädige Frau, ich trinke nie Wein. Junge Hausfrau (in der Ab sicht. dem Gast etwas angenehmes ,u sagen): Nicht möglich. Sie sehen aber gar «icht so au?! Eigene Anschauung. Lehrerin: „Hier seht; hier ist «::? uns nur wo vorkommen?" Schüler;' ,Als Schimpfwörter!"