Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 09, 1894, Page 3, Image 3

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    WMieilHLekM.
(13. Fortsetzung.)
Ein am Ausganz sitzender Herr hat
sie die Kajüte verlassen sehen, er hört
schlagen im Wasser und stürzt hinaus;
er sieht das entsetzliche, ruft um Hilfe
und das Dampfboot wird gestoppt.
'Dort, schon in einiger Entfernung,
tauch! der Körper des Mädchens, ge
tragen von den Wellen, noch einmal
gung, und am folgenden Morgen brin
gen die Zeitungen unter andern, die
kurze Notiz:
„Tragisches Ereigniß. Mit dem
Dampfboot „Maria" fuhr gestern
los aus. Die Motive zu der verzweifel
ten That sind bis dahin völlig unbe
kannt."
immer irdisch eng begrenzten Blick des
setzes im Weltenall, das alle seine Ge
schöpfe in gleicher Weisheit und Har
-5» 5 »
Im sonndurchglühten Park der Pal
menvilla singen die Vögel in den lich
gewahr werden, daß von der für sie
bestimmten Hälfte des Nachlasses noch
eine kleine Summe für Frau Rofalie
gräßliche Person, die sich endlich als
Danielas Mutter entpuppt!
Ein wahrer Regen von fortgesetztem
Mißgeschick hatte sich während der letz
ten Monate sie ergossen; auch der
stillstand eingetreten, da Negine es
absichtlich vermieden hatte, der Mutter
neue Veranlassung zu dergleichen un
beruhte das im Grunde nur aus berech
nender Klugheit und glich der Ruhe vor
dem ausbrechenden Sturme, der jetzt
Vecks interessirte, würde er zweifellos
tndem er ihnen nach ihrem Vorschlag
das so heiß erstrebte Glück der Ver
bindung ermöglichte.
Jetzt wurde die zum Korridor füh
rende Thür geöffnet, Negine trat her
ein, morgenfrisch; die üppigen Formen
umschloß ein duftiges, zartgrünesKleid,
auf dem bräunlich schimmernden Haar
saß ein runder weißer Spitzenhut mit
Rosen; a>H ihrem vollen runden Ge
sicht sprach ein ruhiger, verklärterAus
druck, der Widerschein innerer, seliger
Befriedigung. Negine erschien durch
ihre Liebe veredelt und verschönt.
„Guten Morgen, Mama," begann
sie, am Tische stehen bleibend, den lan
gen dänischen Handschuh zuknöpfend,
„ist es schon Zeit zum zweiten Früh
stück? Ich habe keinen Hunger und
möchte mich entschuldigen."
„Ich dächte, Du könntest eine passen
dere Zeit zu Deinen Ausgängen wäh
„Sollte Leopold Rombeck in der That
das gibt, Gott sei Dank, den Ausschlag,
Dir jedenfalls noch unbekannt."
„Durchaus nicht; das Gesetz ist in
derßeziehung allerdings gegen uns und
Kopfe. Du l l"ckl'
kommen, höchst nett, muß man sa
gen! Oh, ich traue Deinem Starrkopf
zu, das schamlose zu begehen, verlore
nes, gesunkenes Geschöpf, das einen in
famen Charakter besitzt! Vater imHim
mel, was für Früchte ernte ich an mei
nem einzigen Kinde!"
„Jedenfalls nur solche, die Du gesäet
hast," erwiderte Regine scheinbar ge
lassen, „Dein Leben ist aus lauter Po
se zusammengesetzt, es ist mir unmög
lich, Dich zu achten, und da ich nun ein
mal zu einer liebevollen Tochter in
Grund und Boden verpfuscht bin, so
will ich wenigstens als Gattin in mei
ner Liebe zu Leopld ein ganzes Weib
sein, in ihr aufgehen und für sie käm
pfen mit dem Muthe einer Tigerin!"
„Ah," entgegnete Valeska aus keu
fchiedenheit ertragen, die Komödie ver
wandtschaftlicher Zärtlichkeit gespielt,
mich willig den Launen eines alten,
griesgrämigen Narren gefügt, um
schließlich seiner von dec Landstraße
gen geopfert, ersteht mir jetzt eine
Feindin, die hohnvoll vernichtet, was
es ist mein letztes Wort!"
Damit rauschte Valeska der Thür
zu, welche in den vorderen Salon siihr
zurück, hinter derselben stand On
kel Karl. Den Park verlassend, war
der Oberst in der Absicht durch den
Schwächling und Krüppel bin, wie Du
Dir vorgestellt. Unsere Gemeinschaft
ist von heute an zu Ende, magst Du
Das war zu einen Schrei aus
stoßend, sank Frau von Hasselbach auf
das Sopha; Daniela, herbeigelockt von
Vaters vernommen und bestürzt über
den heftigen Auftritt, schlang sie ihren
Arm um den Greis, während Negine
die Schläfen der Mutter mitKölnischem
Wasser rieb. Danielas Augen ruhten
auf der gebrochen Daliegenden, und
einen Herzschlag lang erstand wohl die
Erinnerung an all die gehässigen Ver
leumdungen, die spitzfindigen Demü
thigungen, welche ihre Jugend verbit
tert hatten, in ihrem Geist, doch nur
einen Augenblick, dann machte das
Mitleid für die so tief Gefallene der
aufwallenden Empfindung der Genug
thuung Platz.
„Mein lieber, lieber Vater, ich bin
so glücklich, Dich zu haben und mache
mir wirtlich nicht das geringste aus
dem Gelde? laß Valeska die Hoffnung
des Besitzes, Du nimmst ihr sonst al
les, was ihr das Dasein lebenswerth
erscheinen läßt," bemerkte Daniela, im
Augenblicke unbewußt der Ironie, die
dem sie betet, ist das Geld," entgegnete
der Oberst, während sein Körper noch
vor Empörung bebte und es gering
schätzend um seine Lippen zuckte. „Im
Uebrigen bitte nicht für diese Komö
diantin, meine Tochter, die selbst Dich
so erfolgreich zu verdächtigen wußte,
daß Zorn und Mißtrauen überhand in
mir zu nehmen drohten. O, die Wei
ber, das ist ja ein wahres Otternge
züchte, von dem wir harmlosen, gutmü
thigen Männer uns blindlings übertöl
peln lassen; pfui Teufel, wie kann ein
Mensch so tief sinken und nur um des
elenden Geldes willen seinem nächsten
Verwandten gegenüber zum Komö
dianten und Verräther weiden! In
der That ein ehrenwerthes Bestreben,
und fällt das Ergebniß nicht ganz nach
Deinem Geschmacke aus, so ist das nur
eine gerechte Strafe," fügte er. gegen
Frau von Hasselbach gewendet, verächt
lich hinzu.
Diese war wieder zu sich gekommen
und wanlte. die Hände gegen den Kopf
gepreßt, hinaus, im Bewußtsein des
solltest Du Dich, Negine! Heirathe
meinetwegen wen Du w llst, wenn Du's
nicht lassen kannst, mit Deiner Mut
ter aber bin ich fertig, sie kommt mir
von heute an nicht mehr vor das Ge
sicht."
In einem Zustande halber Bewußt
losigkeit erreichte Valesla von Hassel
bach den oberen Salon; das war also
das Facit ihres Lebens! Schiffbruch,
13.
Welt.
ganzes Herz vor ihm ausgeschüttet."
„Aber Negine, ich besitze wahrhaf
tig nicht mehr das Recht, sein Aner
bieten auszuschlagen und willige in
dig. „Kannst Du Dich entschließen, den
den? Es wäre so viel schöner, Leopold;
denn Du mit Deiner stolzen, kraftvol
len Figur, die geschaffen ist zum Ge-
Herr/'
viel, Du hast recht, es ist tausendmal
besser, dort Herr zu sein, als sich hier
in ewiger Misere von erbärmlichen
lassen."
bestrittene Besitzer des Paradieses.
Wunderst Du Dich nicht über meine ge
schäftlichen Kenntnisse und mehr noch
über das prachtvolle Anerbieten, Leo
pold? Denn als Romano fort war, hat
mir Dona Angela anvertraut, das Pa
achttaufend Milreis werth, und würde
noch bedeutend im Werth steigen, wenn
Bahnstation gebaut wird; was sagst
Du zu dem Plane?"
„Daß er mir wunderbar gefällt," er
widerte Leopold freudig überrascht.
zum zweiten Mal, ein Narr, wer da
nicht Zugriffe! Wir werden uns Mühe
geben, die Farm so bald wie möglich
Glückes.
„O, eS wird köstlich, Leopold!
so wird sie es mit allen ihr zu Gebote
stehenden Kräften zu verhindern wis-
Ü d d nn begann ein leiser AuS.
und wieder durch einen Kuß oder eine
Liebkosung unterbrochen, bis nach einer
Stunde der ganze Plan fertig bespro
chen bis zum Ausführen vor ihnen lag;
die langgestreckt bis zu ihren Füßen
rollen, gleiten schweigsam in das Mee»
resbett zurück.
den ausgleichenden Ziele.
Eine Woche war seit diesem Gespräch
verganaen, an den inneren Verhältnis
lichen Umständen die Tage ihres Auf
enthaltes im Hause Onkel Karls ge
zählt seien; sie war bereits so weit ge
che Brot enthob.
Negine hatte sich während der letzten
Zeit liebevoller gegen die Mutter ge
zeigt, aber an ihrem Vorhaben ver
mochte selbst die tiefe Niedergeschlagen
heit Valeskas nicht zu rütteln; so saß
ste sie nur. sobald ich fort bin im
Falle sie sich von Dir trösten lassen
will."
Es wird stiller in der Villa, Onkel
Augenblick steht sie stille, preßt, nach
gend, aus tiefer Brust „Möge Gott
Regine?
.Ja! Denn ich gehöre zu Dir, und
was mich an Dich bindet, Ist stärker
und heiliger noch, als das Band selbst
zwischen Mutter und Kind."
Am Bahnhof trafen sie mit Roma
no und Konstanze zusammen; Leopold
Aussicht auf die lichtvollere und gesi
cherte Zukunft des Bruders versöhnte
sie mit dem unvermeidlich damit zu
„Seien Sie ganz beruhigt, Dsna
Konstanze," tröstete Romano die Ge
beugte, während sie auf dem nächtlich
matt erleuchteten Bahnsteig wartend
nem Freunde, dem Marquis Celfo No
drigues, empfangen, der sie so lange
bei sich wohnen läßt, bis die gesetzmä-
Helgoland bedeutet."
Konstanze reicht ihm schweigend die
Hand; am Eingange erscheinen Leo
der Gegenwart eines großen Schmer
zes. „Einsteigen!" erschallt die schnar
rende Stimme des Schaffners. Die
schlössen, der Zug setzt sich in Bewe-
ll s
„Vielleicht. Ich habe viel und erust
der Würde des Menschenthums schuld
liegt meines Erachtens eine viel größe
re Selbstsucht, als man denkt; — denn
es gibt in der That kaum etwas be
halte.
ersten Mal?"
d,e sie .hm zum gereicht hatte.
„Ja, Dona Konstanze. ich wollte
schon davon beginnen, fürchtete jedoch.
selbst zu. einem bestimmten Berufe der
Kunst hat. Die Novelle
Magdakene ist ein echtes Kunstwerk,
das dsi Stempel Ihres Geistes, trägt.
ekcltes, von seinem schöpferischen Geist
durchwehtes, und das ist Ihnen voll
ständig gelungen."
senden und auf dem eingeschlagenen
Wege weiterschaffen?" fragte sie, wäh
rend ein zartes Roth der Hoffnung sich
über ihr ernstes Antlitz ergoß.
(Fortsetzung folgt.) '
Zlikolaus und Alk.
In dem herrlichen Luftschlosse Li»
vadia.Sterbenslager desZaren Alexan
der des Dritten, hat die Eheschließung
des Großfürsten-Thronfolger Nikolaus
Alexandrowitfch mit der Prinzessin
Alix von Hessen stattgefunden, nach
dem letztere in formeller Weise zur
griechischen Kirche übergetreten war.
Die Verlobung des fürstlichen PaareS
war am 20. April dieses Jahres in
In der gleichen Morgenstunde, in
welcher der hessisch« Großherzog Ernst
Ludwig mit seiner jungen Gemahlin,
der coburgischen Prinzessin Victoria,
in Darmstadt einzog, fand zu Coburg
die feierliche Verlobung seiner viertel«
und jüngsten Schwester Alix statt. Ihr
Bräutigam, Nilolaus Alerandrowitsch,
an dessen Seite sie die russische Kaiser
krone tragen wird, ist geboren am 18.
Mai 1868, also LS 1-2 Jahre alt.
Seine Verlobte, um 4 Jahre jünger,
ist eine Enkelin der Königin von Eng
land, denn deren so jäh dahingeraffte
liebenswürdige Tochter Alice, Groß
herzogin von Hessen, war ihre Mut
ter. Ein Herzensbiindniß fand in der
Eheschließung des Paares nicht seine
Weihe. Der Großfürst-Thronfolger,
der übrigens körperlich wie geistig ein
höchst unbedeutenden Mensch ist. un
terhielt seit Langem ein Verhältniß
mit einer Dame vom Theater die
Einen nennen ste Lochnitzka, die Ande
ren Labunsla einer polnischen Jü
din, welchem Verhältniß zwei Kinder
entsprossen sein sollen. Nikolaus
sträubte sich mit solcher Hartnäckigkeit
gegen die Verlobung mit der Prinzes
sin Alix, daß er sogar auf die Thron
folge zu verzichten bereit war, wenn
man chm in seiner Liebesaffäre freie
Hand lassen wollte. Ein Machtspruch
feines Vaters zwang ihn schließlich je
doch zur Unterwerfung unter dessen
Befehl.
primeh Topast.
In nachstehender Abbildung stellen
wir den Lesern eine „allerliebste Klei
«igkeit" vor, die kleine Prinzeß Topase,
welch« zur Zeit in Berlin austritt. DaS
DeminutiV-Fräulein, welches 17 Lenze
zählt, mißt nur 26,4 Zoll; sie bleibt
also hinter dem bekannten Zwerge „Ge
neral Mite" der «ine Größe von 32
Zolk auswies, und dessen Braut, Miß
Millie, die 28,4 Zoll' hoch war. noch
um mehrere Zölle zurück und dürfte
wohl uster den Kleinen die Allerlleinste
sein. Jedenfalls aber ist sie d« Al'-r
-lich zu unterhalten. Sie fingt Cou
plets mit der Verve eine routinirten
Chlmsonette, wnzt Tarantella und
und entwickeÄ große Gelvwndtheit und
Kraft in dem modernsten und phanta
stischsten alldr Spezialitäkntänze, im
Serpentintanz. Besondere Geschicklich
keit «ntwickelt die Liliputprinzessin in
ihren PMtmctionen der Salonmagie.
Trauschein für Manchen
die Bescheinigung, daß er nur dem
Scheine traute.
Das BaNetgretchen.
Choristin (neu engagirt, zu einer Col
leain vom Ballet): Denke Dir nur, da
bekomme ich neulich anonym ein wun-
Verehrer, wie die Karte sagt ich
war außer mir.... was sagst Du zn
solcher Keckheit? Ich? Ich gäb'
was drum, wenn ich nur wüßt', w«
jener Herr gewesen ist! 3