6 Elliptische Cignretlcn. ten Rauchringe weckten ihre Migräne kurz, wen» ihr Glück nicht gestört werden sollte, so wußte Hans Sören sen, was er zu thun und zu lassen hatte. Das Thun war: Schweigen! Und das Lassen: Rauchen! Also rauchte er drau-Ben, auf seinem Bureau und auf der Straße. Aber just, wenn ihn am meisten nach einer duftigen Cigarette gelüftete, nach dem Mittagessen, beim Kaffee, Abends nach verstorbenen alten Staatsraths Thör ey. Oft lustwandelten die beiden grauen Nachmittags in dem schönen stllndchtii mit der Nachbarin zu ver bringen. Im Hause fand sie Frau Thorby nicht. Die Gesellschaftsdame, habe, erwartet zu werden. Unschlüssig, ob sie unter solchen Um ständen die Freundin aufsuchen oder ihren Besuch lieber auf eine spätere Stunde verschieben sollte, ging Frau Ebba durch den Park zurück, aber ihre daß sie die großen dunklen Augen nach allen Seiten ihre Blicke richten ließ, sim von der Freundin und dem Herrn, der „so dringend" sie zu sprechen be gehrt habe, etwas zu entdecken. Und richtig drüben unter der al ten Buche saß Frau Thdrby, und ein höchst modisch, aber etwas auffallend gekleideter Herr schien ihr eindringlich etwas mitzutheilen. Von einem Ge büsch gedeckt, hemmte Frau Ebba den Schritt. Ihre Evanatur machte sich bei ihr gelten, der brennende Wunsch, zu wissen, was jener jung- Mann mit der Freundin zu verlpndeln habe, ward rege und immer reger, als sie sah, wie schließlich der Fremd: mehrere kleine Packchen hervorzog und wie eins davon in den Händen der Frau Thorby blieb. Jetzt nahm der Modische ein Notizbuch hervor, zeichnete etwas ein und verabschiedete sich dann unter einer Anzahl tiefer Verbeugungen. Der Fremde verschwand, die Frau von Thorby blieb sitze» und schien sich angelegentlich mit dem K istchen zu be schäftigen. Als Frau Ebba herantrat, legte sie es mit einem leichten Errathen bei Seite. Das steigerte natürlich der Letzteren Neugier und alsbald rückte sie mit einer Frage nach dem schmucken liebsten Freundin, nicht anvertrauen?" sagte Frau von Thorby nach einer klei nen Pause. „Da sieh selbst —" „Sossidi Co.", las Frau Ebba denen Buchstaben auf der bunten Eti quette. „Was ist das?" „Oessne!' »Was? Ciga:ett:n?" Eigarelten echte egyptische. Warum schaust Du so verduyt drein? Ich rauch: sie mäßig, aber sehr gern. Mein guter alter Gatte hat mir die Passion sür sie eigentlich beigebracht. Wen» ich ausreite und draußen vor der Stadt allein bin, dann zünde ich mir eine an. Und ich will sogar ganz offen sein unv Dir sagen, daß ich in meinem verschwiege!'?» Boudoir auch hin und w>eder den köstlichen aromatischen Ge ruch einigen dieser zierlichen weißen Röllchen entlocke!" „Aber das ist doch kein Genuß!" rief Frau Ebba ganz entsetzt. „Doch ein ganz eigenartiger so gar! Weißt Du was, Ebba, wir gehen hinein und ich sröhne meiner Nauchlei denschaft. Und wenn Du ganz weiss bist, dann versuchst auch Du eine Ci garette. Erstens sieht es Niemand und zweitens ist's kein Verbrechen!" „Ich, o nie!" rief Frau Ebba. „Halt! Das habe ich auch einmal ge sagt!" lachteAbigail, „und nachher that ich's doch. Komm!" Ach, über die Grundsätze einer Frau! In diesem Augenblicke scheinen sie noch in einem tiefen ssundamente zu wur zeln und im nächsten flattern sie wie eine Schaar kleiner Vöglein davon. eine Viertelstunde verging, sah Ebba mit wechselnder Neugier, wie zwischen den rothen Lipven Abiqails kokett die Cigarette schwebte und nach weiteren zehn Minuten versuchte sie selbst mit leicht bebender Hand eine solche zum Munde zu führen. Die beiden Frauen waren so vertieft in ihre Beschäftigung, daß sie gar nicht bemerkten, wie für einige flüchtige Se cunden ein Männerkopf am Zensier sichtbar ward und wie sich auf dem hübschen Gesichte Hans Sörenfens, denn diesem gehörte der obbemeldete Kcps, ein so großes Erstaunen aus prägte wie das Bild, das seine Augen schauten, nur hervorzurufen im Stande war. Ebba seine Frau die einge schworene Feindin jedes Tabaksaualms die Bernichterin seiner so schön ge planten häuslichen Rauchopfer, sie rauchte, rauchte Cigaretten! Ganz verdutzt ging Hans, der ge kommen war, um sein Weibchen abzu holen, in den Park zurück. Was sollte er thun? Die Damen zu überraschen versuchen? Beim ersten Klopfen an die Thür würden die Cigaretten verschwin den und der Thatbestand würde einfach und mit echt weiblicher Hartnäckigkeit abgeleugnet werden. Nein, so ging es, nicht! Aber nutzbar machen wollte er sich den Anblick, so viel stand fest. Frau Ebba fand ihren Gatten heute Abend ein wenig wortkarg. Es war zu dem sein „Clubabend", so nannte er sein allwöchentliches Zurückfliichten an den Stammtisch, und so kam es zu keiner Frage nach der Ursache. Als Hans sein Stammlocal betrat, kam ihm ein Herr entgegen, der ihn sehr devot ansprach: „Mein Haus hat wohl nicht mehr die Ehre, ."thren ganzen Bedarf an Cigar ren und Cigaretten zu decken, 5->err Sörensen? Ihre Bezüge sind geaen frü her viel geringer geworden. Schade wir haben jetzt aanz prächtiae egyptische Cigaretten. Hätte ich Sie heute Nach mittag in Ihrer Wohnung anzutreffen erwartet, ich würde Ihnen die neuen Qualitäten vorgelegt haben, be fand mich in der unmittelbaren Nähe Ihres Heims." Wie ein Blitz durchnickte es s>ans. „Bei unserer Nachbarin, der Frau von Thorby?" fragte er gespannt. „Wie?" rief der Andere überrascht, „Sie wissen? Nun, dann ist es ja kein Geheimniß mehr, und ich kann einge stehen, daß mein Haus die Ehre hat, auch die gnädige Frau zu ihren Kunden zu zählen." „Welche Qualität raucht Frau von Thorby?" „Diese: Sossidi >K Co. ganz vor zügliche! Der Khedive raucht sie nicht besser!" Und damit zog der Cigarrenreisende ein Schächtelchen aus der Tasche und reichte es Hans. „Famos!" rief dieser. „Diese da behalte ich gleich! Und von derselben Sorte senden Sie mir zunächst eine Viertel-Mille! Aber gleich morgen!" „Zu dienen!" Noch nie war Hans an seinem Stammtische so ausgeräumt gewesen, wie am heutigen Abend. Der nächste Morgen kam. Kaum war Hans aufgestanden und der Ruf zum Kaffee von den Lippen Frau Ebba's erschollen, da stellte sich Hans ein, im gemüthlichen Morgen habit, zwischen den Lippen eine „Sos sidi -8: Co." und so Paffend, als wolle er das ganze Zimmer in wenigen Zü gen mit dem aromatischen Rauche fül len. Frau Ebba prallte erschreckt zurück. „Aber Hans das ist doch —" . „Bitte?" sagte Hans mit unheimli cher Höflichkeit. „Du rauchst ja hier im Wohn zimmer nein, wirklich, das ist zu arg! Du weißt doch, daß ich den Rauch nicht vertragen kann!" „Wirklich?" lächelte Hans. „Hm! Von anderen Cigaretten vielleicht nicht, aber diese doch wohl?" Und er schob das Schächtelchen hin. „Bitte, überzeuge Dich, es Deine Sorte!" „Meine ?" Frau Ebba's Augen blickten starr auf ihren Mann. „Hans Du Du Du weißt ?" „Alles! Daß Dir bei Frau von Thorby die egyptifchen Cigaretten fa mos schmecken, und daß Du mir hier das Rauchen verbietest! Nein, liebe Frau kein Wort mehr nun ist's vorbei mit dem Rauchverbot!" Ehe Frau Ebba antworten konnte, kam das Mädchen mit einem Packet herein. „Das ist soeben von Qualm <5: Co. Ebba das erste Viertel-Mille der neuen Egvptischen! Jetzt rauche ich wei ter und wenn Du klug bist, kleine Ob sie es gethan hat? Ich weiß eS nicht. Ich weiß nur von Qualm L: Co., daß Sörensens zu den besten Pri oatkunden der Firma gehören. Der Krücke n s po tte t, wer ihrer nie bedurfte. Gottfried August Bürger. Hundert Jahre sind verflossen, seit Gottfried August Bürger, der Sänger der „Lenore", auf dem Göttinger Fried hofe seine letzte Ruhestätte fand. Ein schlichtes Denkmal bezeichnet hier die Stelle, wo sein sterbliches Theil beize gesetzt wurde, aber der Kreislauf der vollen hundert Jahre musste sich schlie ßen. bevor die Frage ernstlich erwogen werden sollte, ob ihm. dem um unsere Literatur unzweifelhaft Hochverdienten, nicht ein anderes Erinnerungszeichen als dieser einfache, jetzt dazu noch halb verwitterte Stein geßihre. Ein selt sames Schicksal verfolgte den Mann. Man hat, und nicht mit Unrecht, fein Leben ein, freilich wenig in die Sphäre der Poesie fallendes, bürgerliches Dra ma genannt, und er selbst hat, unfähig, die Conflilte desselben durch künstleri sches Schaffen zu überwinden, mit verhältnißvoller Offenheit auf einzelne Abschnitte desselben «in allzu Helles, wenig erquicklichtes Licht fallen lassen. Gottfried August Bürger. Am 1. Januar 1748, wie er selbst mangelhafte und unregelmäßige Erzie hung, bis sein mütterlicher Großvater Bauer, ein nicht unvermögender bäuer licher Gutsbesitzer in Aschersleben, sich BürgersGeburtshauS. Studenten auch in Göttingen fort; Miller, Hölty, Ewald, Hahn, Claus- Bürge rs Gr abinGöttingen. hatte sie doch das Gute, daß sie eine schicklich« dürfen als bekannt vorausge setzt werdxn. Das Glück war nicht an seinen Lebensweg zu bannen. Un glückliche Unternehmungen, wie es scheint, auch allzu große Bertrauens seligleit räumten bald mit dem groß väterlichen Erbe, das, aus achttausend Thalern bestehend, für jene Zeit und die Umstände Ks Dichters nicht unbe trächtlich war, auf. Ein Ehebiindniß, das er wohl mehr zur Erlangung eines geordneten Hausstandes als aus Her zensneigung mit Doreite Leonhart schloß, wurde dadurch verhängnißvoll für ihn, daß es, wie e? selbst gesteht, schon am Traualtar eine verzehrende Leidenschaft zu der jüngeren Schwester der erwählten Lebensgefährtin in ihm aufkeimen ließ, Zwistigkeiten und Zer würfnisse mit seinen Patrimonialherren thaten ein übriges, ihm die Gerichls halterstelle, nachdem er sie zwölf Jahre lang belleidet, zu verleiden, und so siedelte er 1784 als Privatdozent nach Nöttingen über, wo er nach Dorettens Tode seine angebetete „Molly" heira thete um auch diese nach zweijähri gem Eheglücke zu verlieren! Der trau rigen Episode, die Elise Hahn, das „Schwabenmädchen'', in dem Leben des unglückseligen Dichters spielte, sei hier nur flüchtig gedacht. Vor der Zeit ge altert, krank, in den zerrüttetsten Ver hältnissen beschloß Bürger am 8. Juni 1754, ein an L«b und Seele ge- Schiller im Jahre 1791 in der „Litera- Lebensende nicht verwinden konnte. Alles, was der Dichter geben kann, so Dorett«. Molly. führte Schiller aus, ist seine Indivi dualität. Drese muß es also werth sein, vor Welt und Nachwelt aufgestellt zu werden. Kein noch so großes Ta lent kann dem einzelnen Kunstwerk ver leihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, oie aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegbringen. Schiller vermag in Bürgerschen Gedichte im Jahre 1802 Idealbild, etwa von Schiller selbst ab das Märlein vom Abt von Sankt Gal ganze seine Formgesühl des echten und wirtlichen Dichters. Berufsliebe. —Verdien t e N u h e. Student A.: „Nun, altes Hius, bist Du schon zur -kür hinaus gcwor- ?ic fünf Zinne des Studenten. Geruch. Wenn ein Blumenmädchen fein Und adrett auch muß sie sein Sich im Mittagssonnenschein Auf der Promenad' stellt ein Kauft er sich ein Röselein, Heftet's in das Knopfloch 'r«in. Daß es dort, im ros'zen Schein Geschmack. Das Studiren ist kein Spaß, Arbeit gibt's ohn' Unterlaß. Wenn die Kathi Maß für Maß (NB. Prächt'ges Mädel das!) Weiß der Studio, daß voll List Gesicht. Des echten Studio Gesicht Gehör. Ach, wie hört der Studio schwer. Klopfen maz er noch so sehr, Aufgemacht das wird nicht mehr! Doch, so um den Ersten her. Wenn der Wechsel fällig wär', Ei, wie sein wird da, auf Ehr', Unsers Studio's Sinn: Gehör. Gefühl. Wenn der Tag, den man erharrt, Kam und „angesetzt" man ward, Wenn man, riesig ungeniert, Endlich steht, anbandagiert, Wenn es heißt: „Auf die Mensur!' ' Und die Hiebe pfeifen nur Wenn dann endlich es schmerzt hart, Wird vernäht die Riesenquart Seufzt der Studio leise noch: „Sieh', Gefühl auch hab' ich doch!" AnEin«m genug. Ihr Vater: „Sie lieben also meine Toch ter?" Ihr Anbeter: „Mehr als mein Leben." Ihr Vater: „Das genügt. Einwilligung bekommen. Wissen Sie, ich bin selbst ein Lügner und ein Lüg ner in der Familie ist gerade genug. Für Concurrenz danke ich." Der erste Patient. A.: „Wer ist denn der Herr dort, der so selbstbewußt einhergeht?" B.: „Das ist der junge Thierarzt, der sich vor zwei Monaten hier niedergelassen dat. Gestern ist er zu einem kranken Kanarienvogel gerufen worden, und nun hat er den Größenwahn!" HerblWtc. Mit Recht kann eine Toilette unvoll ist der kleidsame Amazonenhut am Platze, mit zwei langen, von einer chiken Sammetbandmasche ausgehenden, vol len Straußenfedern garmrt. Der Grundzug der Hutmode für den Herbst ist, wie dies nach dem allgemeinen Cha rakter der Toiletten nicht anders zu er warten war, ungesuchte Einfachheit. Es kommen viele Bandgarnituren oder Arrangements aus klein brochirten Seidenstoffen in Anwendung, die vor wiegend in Maschenart gesteckt und vorn« placirt werden. Die Köpfe der Hüte sind mäßig hoch, ebenso haben die Amazone. welche prophezeit wurde? grivirte, daS heißt mit Jaisstaub bestreute Vögel gestecke in allerverschiedensten Form undFarbencompositionen beliebt. Roth blau-grün schattirte Flügel, ganze, kleine Papageien oder große schillernde erotische Vögel sitzen, oft den ganzen Kopf deckend, auf den Hüten, doch ge- M''FW KN KW. slen Bilde dargestellt. Der Krämpen- Bogel. Sammethut. Recht malerisch wirkt ein rundes Hütchen (dritte Abbildung) aus schwar- zem Sammet,- derselbe hat eine vorne und seitwärts etwa 31-2 Zoll, hinten nur halb so breite Krämpe, die einen geraden, 11-2 Zoll hohen Kopf um schließt. Der Kopf des Pettinetgestel les ist außen, die Krämpe innen und außen glatt mit Sammet bezogen, der am Rande der Krämpe mit einer Hohl naht aneinander gefügt ist. Den Kopf rand umgibt ein glattes Bandeau; zwi schen der, wie ersichtlich, an beiden Sei ten hochgebogenen Kkämpe und dem Kops sind an der linken Seile ein paar stehende Straußfedern eingefügt, wäh rend die Krämpe an beiden Seiten volle Rosetten aus schwarzem Atlasband zie ren. Ein eleganter Eapotehut für junge Damen (letzte Abbildung) besteht aus einer sehr langhaarigen, gelb dun kelblau changirenden Angora - Filz platte, die vorn in zwei hochstehende, hinten in zwei schräg verlausende Fal ten geordnet ist. Der Theil inmitten der letzteren ist aufgeschlagen und mit ein paar kleinen Schmucknadeln festge stellt; die Platte ruht auf einem runden Pettinetrand, der mitDraht benäht und mit Sammet eingefaßt ist. Die Gar nitur besteht aus dunkelblau und alt stehende Schleife gebunden ist, die aus vier Oesen und zwei Enden besteht. Zwischen den Schleifen hervor tritt Capotehut. und durch den festen Knoten der Schleife sind, sich entgegentretend, zwei lange Nadeln aus Wachsperlen« und Goldbronze gesteckt. Den Bügel gar niren vorn zwei gezogene kleine Roset- Fatale Situation. „Aeh, Hut entflogen... Kuckucks wind... lauf ihm nach...Trinkgeld. „Js scho recht; halten S' nur der „Aeh, eigenthümliche Situation, das!" „All: Wetter, Melanie.... nein, solches Pech!" Schalkischc Wcltwcishci». Seh'«inen Greis ein Mädchen ich frei'n, So denk' ich an dies Bild: Was willst Du um d:n Wein Dich Dch is er g he , den Der Reben voll Dankbarkeit und Wonns! Gutmüthig. Auf der Ei senbahn fällt aus dem Gepäcknetz auf den Kopf eines Passagiers fortwäh rend «in Koffer, den der Eigenthümer Se sich nich mehr zu entschuld'gen nu' bin ich's genxehnt!"