Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 31, 1894, Page 6, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    6 Im Seiche der Mode.
Selten noch hat sich ein Detail der
weiblichen Toilette so lange in Mode
gunst erhalten, wie der Gürtel, der nun
schon seit Jahren ununterbrochen, wenn
auch in Variationen, die Form der
Toiletten beherrscht. Ob er nun in
Stoff, Leder oder Band auftritt
immer gilt er als Abschluß von Rock
und Taille; durch eine kurze Spanne
Zeit allerdings hat sich ihm eine Be
gleitung aufgedrängt, die er jedoch
bald wieder von sich schüttelte: das
Schößchen oder der Volant. Er ist in
alter Glorie wieder zu Ehren gekom
men, der praktische Ledergürtel und hat
insoserne einen Schritt vorwärts ge
than, als man es nun gar nicht ver
schmäht, ihn an Seidentoiletten ebenso
wirksam gelten zu lassen, wie an Reisc-
und Hauskleidern.
Man ist auch zur Einsicht gekom
men, daß das ehemals zu seiner Her
stellung in Verwendung gewesene, steife
Leder viel zu wenig schmiegsam sei,
und der dehnbare, sammtweiche Chair
ledcr-Gürlel, mit Glaceleder unterlegt,
läßt, wenn er auch breit ist, die Taille
ebenso zur Geltung kommen, wie das
schrägsadige Stoffband, das lose um
gelegt wird. Die kleinen Rienchen,
die zu seiner Befestigung dienen, tra
gen zur schönen Formirung der Taille
nicht unwesentlich bei. Es ist nämlich
falsch, dieselben gleichmäßig anzuspan
nen, da man dadurch keine gefällige
Schweifung erzielt; richtig ist es, das
mittlere um ein Liickchen straffer an
zuziehen, als das obere und unter-,
wenn der Gürtel deren drei besitzt; sind
es fünf, so verfährt man mit den bei
den mittleren so und läßt die beiden
oberen und das eine untere 'Riemchen
in gleicher Länge.
Selbstverständlich ist der Gürtel so
wohl was Form als Art anbelangt,
mannigfache» Variationen unterwor
doch sind auch kurze Schnebbengürtel
mit geradem, oberen Rande sehr kleid
sam, besonders für kurztaillige Damen.
Anders die Art der Gürtel, welche der
Phantasie mehr Spielraum bietet. Vor
Allem sind es die aus sarbigem Glace
leder (blahgrün, rosa, hellblau, gelb,
lila) hergestellten, die in erster Linie
unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Sie treten als Modedebutanten auf,
denn es ist das erste Mal, daß farbige
Ledergürtel in kommen.
Diese neueste Neuerung verdient als
hübsch besonders lobend erwähnt zu
werden ein solch Heller Gürtel mit
seinen ileinenGoldschnallen oder Gold
schließen und Agraffen oft sino es
buch matte Silber- oder oxydirte Ei
senfchnalleii, die zu seiner Befestigung
dienen ist wirklich das Reizendste,
was man sich denken kann, besonders
auf einer schlanktailligen Figur und zu
einer Toilette, der er sich würdig an
paßt. Durch eine neue Erfindung ist
auch dem lästigen Herausgleiten des
Nockbesatzes aus dem Gürtel Einhalt
geboten worden. Rock und Taille
werden durch «inen dünnen Metallbe
schlag, der innen anzubringen (er hat
kleine, zum Festnähen bestimmte Lö
cher) und mit kleinen spitze» Zahnhäk
chen versehen ist, untrennbar miteinan
der verbunden, indem sich die Häkchen
an den Rock klammern, ohne ihn aber,
wie etwa angenommen werden könnte,
zu beschädigen. Der Gürtel liegt
dann vollständig auf dem Rockbesatze
ouf, der sich auf solche Art niemali
Mattrosa Seidenkleid.
Zum Befestigen der Bandgiinel be
dient man sich kleiner goldener Sicher
heitsnadeln, die man rückwärts sichtbar
anbringt. Ledergürtel können in Er
mangelung der BefestigungspläUchen
auch entweder durch Leder- oder dünne
Passepoilestosfspangen gezogen Wersen,
von denen man etwa drei oder vier un
terhalb des Rockbesatzes außen an
bringt; sie müssen den Gürtel sest um
schließen, damit er sich nicht verschieben
könne. Diese Art des Festhaltens
wird besonders zu Blousentaillen sich
als praktisch erweisen.
Unsere Illustrationen bringen meh
rere hochelegante Toiletten zur An
schauung.
Gestickte Hellrosa Seidengaze, sowie
rosa und grün changeant Surah bil
den das Material für die erste Toilette.
Der runde Rock aus Gaze liegt der hin
mene krause Vordertheile einen breiten
Latz von gesticktem Batist einschließen;
ein seitwärts unter einer Schleife endi
die mit halblangen, mit gleichem Band
und Schleifen verzierten Puffärmeln
verbunden ist.
Kleid aus Batist mit Moi
reeschärpe.
Die in der zweiten Illustration ver
anschaulichte elegante Toilette aus
mattrosa Seidenstoff mit schwarzen
Sammetpunkten besteht aus einem
leicht schleppenden glatten Rock und ei
ner reich mit cremefarbenem, gesticktem
Kleid aus Wollen st off.
Sehr zart und duftig erscheint das
für junge Mädchen überaus kleidsame
Kostüm aus weißem, schwarz gepunkte
tem Batist, dessen glatten Rock ein hin
ten mit einer Schnalle und lang hcrab
hängenden Enden verzierter Gürtel von
weißem Moireband begrenzt. Der
ausgeschnittenen Futtertaille schließt
sich, wie die Abbildung zeigt, passenar
tig plissirter, weißer Batist an, dessen
Ansatz die eckig ausgeschnittenen Vor
der- und Rückentheile aus gemustertem
Batist decken, welche oben in der Mitte,
je ein Köpfchen bildend, eingereiht und
am Taillenabschluh leicht gefaltet sind.
Plissirter weißer Batist liegt, wie er
sichtlich, in vier Pussen arrangirt, den
mit einer gleichen Frisur begrenzten
Aermeln, sowie auch dem Stehkragen
auf, der hinten unter einer kleinen
Schleife von gleichem Stoff geschlossen
wird.
Die letzte Illustration zeigt eine ge
schmackvolle Toilette aus blauem Wol
lenstoss, deren an einerSeite mit gleich
farbigem Sammt bekleideter Rock aus
Tafset, wie ersichtlich, mit einer daselbst
eine Tollfalte bildend gerafften Tunika
überdeckt ist, die mit einer breiten
Moireblende begrenzt und mit einer
Moireschleife ausgestattet ist. Die
glatte, mit einem Sammeteinsatz ver
bundene Taille ist mit einem großen,
mit einer plissirten Gazefrisur besetzten
geschlitzten Kragen von schwarzem
Moire garnirt und mit einem, mit klei
nen Rosetten verzierten Moirsgürtel
begrenzt.
Verschn a p p t. Herr: Fritz,
Abends!" „Ah, Sie sind'der Erste,
Der Protz. Kellner: „Was
soll ich für Käse bringen, meine Herr
schaften Emmenthaler, Gorgon
zola?" Bankier: „Wie haißt? Un
sereins ißt nur Schloßkäse!"
Verhört. Wllrttembergischer
Batterie - Chef: „Na, Herr Lieutenant,
Hobe Sie fcho' g'lade?" Lieutenant:
„Nein, Herr Hauptmann, Chocolade
nicht, aber einen ausgezeichneten
Cognac!"
Moderne Centauren.
Welches Land hat die besten Reiter?
Diese Frage, welche von Laien in
der Reitkunst oft gestellt wird, kann,
nach dem Dafürhalten eines der er
fahrensten Kenner von „Pferdefleisch"
unseres Landes, Colone! Theodore
AyraultDodge von der Bundesarmee,
nicht beantwortet werden. Wer Men
weiß, daß es überall guten Tabak und
einen guten Trunk gibt, und ebenso ist
es mit den Reitern. Kein wirklich gu
ter und erfahrener Reiter beansprucht
siir sich das Alpha und Omega seiner
Kunst; er weiß, daß Methode, Sattel
und Gebiß dem Pferde, der Ausgabe,
dem Terrain und dem Klima ange
paßt werden müssen, ein bestimmtes
Kriterium siir den „besten" Reiter da
her nicht aufzustellen ist.
Der Orient war die ursprüngliche
Heimath des Reiters und der Krieg die
erste Schule des Pferdes. Die Alten
ritten ohne Sattel und Bügel, entwe
der auf Decke, Kissen oder bloßem Rü
cken; trotzdem, oder vielleicht gerade
deshalb, waren sie ausgezeichnete Rei
ter. Der nordamerikanische Indianer
ritt noch vor 40 Jahren ausschließlich
aus ungesatteltem Pferde; abgesehen
von etwaigem Aufputz war sein Pony
ebenso nackt wie er selbst. Und dabei
war er ein persecter Reiter. Wenn
man bedenkt, dah er auf der Jagd wie
auf dem Kriegspfade seine Hände zu
etwas Anderem gebrauchte, als zum
Lenken des Pferdes, sind seine Lei
stungen als geradezu bewundernswerth
zu bezeichnen. Mit Lanze, Pfeil und
Bogen in den Händen, stürmte er in
rasendem Galopp in ein Heer wilder
Büffel, deren gewaltigem Anprall er
Widerstand zu leisten vermochte, trotz
dem er sein Pony nur mit Schenkel
druck und Worten regieren konnte.
Solches Reiten freilich war nicht mehr
Kunst, es war Natur selbst. Später
lernten die Indianer den Nutzen des
Sattels und der Bügel kennen und
adoptirten deren Gebrauch. Allein bei
Veranstaltung von Wettrennen reitet
der Indianer auch heutzutage noch aus
ungesatteltem Pferde. Die indiani
schen Reiterkunststücke, im vollen Ga
lopp Gegenstände vom Erdboden aus
hängend auf den Feind zu schießen,
sind von den Rothhäuten schiA
Jahrzehnten gemacht worden.
Gaucho.
Dem Indianer am nächsten, was
Blut sind. Was diese vortrefflichen
hen steckt. Daß diese primitiven
Steigbügel beim Aufsitzen nutzlos sind,
liegt wohl auf der Hand. Der wilde
Bursche springt denn auch auf den
Rücken seines Pferdes und arrangirt
dann erst den Riemen mit den Ringen
für seine Zehen. Ein stählernes Ge
biß kennt der Guacho ebenfalls nicht.
Er bedient sich vielmehr einer ledernen
Halfter mit ledernem Gebiß, das er mit
Salz einreibt, um es seinem Thiere
annehmbar zu machen. Trotz seiner
Wildheit behandelt der Gaucho sein
Pferd mit großer Milde, auch mal
traitirt er dasselbe beim Zureiten nicht
in so roher Weise, wie es unsere Cow
boys thun. In den „Volas" hat der
Gaucho eine sehr gefährliche Waffe, die
er mit großer Geschicklichkeit handhabt.
Diese Waffe besteht aus einem langen
und geschmeidigen Seil von Leder, an
dessen Ende drei kürzere Riemen befe
stigt sind; letztere laufen in kleine
Säckchen aus und in diesen befinden
sich schwere, runde Steine. Wenn der
Gaucho in vollem Galopp dahin
sprengt, kann er mit den hochgeschwun
genen Bolas das stärkste Thier zer
schmettern. ! >
Bockendes Bronco.
Durch seinen Charakter mit dem
Guacho nahe verwandt, durch sein
Aeußeres himmelweit von ihm verschie
den, in jeder Hinsicht aber ein ebenso
vortrefflicher Reiter ist der mexikani
sche Vaquero. Von Kindesbeinen an
lebt er sozusagen im Sattel; sein
Pferd ist sein Alles und es ist wohl
natürlich, daß er Sattel und Zaum
zeug in der phantastischsten Weise mit
glaubliche Quantitäten von Silberfä
den wie Silberbeschläge werden hier
für verwendet und ebenso pittoresk ist
Lariat den nöthigen Halt gewährt.
Die Vagueros sind nicht nur brillante
Reiter; in den zahllosen Rencontres
mit den als Pferdedieben berüchtigten
Apaches und Commanches haben sie
auch gezeigt, daß sie mit Revolver,
Büchse und Messer gut umzugehen
verstehen.
Cowboy uno Bronco.
Wer den amerikanischen Reiter par
excellence, den Cowboy, nicht auf den
schier unendlichen Prärien des We
stens und Südwestens sein Roh hat
tummeln sehen, hat wohl Gelegenheit
gehabt, diesen eigenartigen Menschen
schlag in einem Circus oder in einer
„Wild West Show" zu bewundern.
Araber^
bedient sich beim Reiten eines unge
wöhnlich hohen Sattels, sitzt sehr ele
gant zu Pferde und wacht einen fa
als Reiter übertrifft, wird bestritten.
Freilich läßt sich zwischen diesen bei
den Reitertypen wohl kaum ein Ver-
Kossak.
und Weise zu reiten, erscheint aus den
ersten Blick absonderlich. Er hockt mit
emporgezogenen Knien auf einem hohen
gepolsterten Sattel, der mit drei
Riemen befestigt wird; die Steigbügel
sind so klein, dah sie kaum den Zehen
Platz gewähren. Wer auf einem nach
Kossakenart gesattelten Steppenpferde
im Galopp seinen Sitz behält, muß
schon ein guter Reiter sein. Allein der
Kossak thut noch mehr. In voller Car
riere springt er vom Pferd und nimmt
ein Taschentuch auf; er läuft eine
Strecke neben dem galoppirenden
Pferde hin, während er sich mit einer
Hand am Sattel hält, um dann wie
der aufzuspringen und, mit dem Kopf
auf letzterem und den Beinen hoch in
der Luft, weiter zu galoppiren. Ein
beliebtes Kossalenstückchen besteht fer
ner darin, die Steigbügel quer über
den Sattel zu werfen und, in denselben
stehend, mit geschwungenem Säbel da
hinzujagen.
Mehr werth.
A.: „Warum lassen Sie sich denn
jetzt so viele Anzüge machen?"
B.: „Mir ist ein großes Glück wi-
A.: „So? Haben Sie vielleicht das
große Loos gewonnen?"
B.: „Nein, aber ich habe einen
Schneider gefunden, der mir pumpt!"
„Wahrhaftig, Egon hat Zeichenta
lent das bin ich! Aber warum hast
Du mich mit offenem Munde darge
stellt?"
„Aber Tante, zu habe ich Deinen
noch nie gesehen!" >
Das schlimme Clavier.
„Was, Du bist den ganzen Nach
mittag im Cafe und beim Skat wo
bleibt denn Deine junge Frau?"
„Sie spielt darum spiele ich
auch!"
AH
Pfarrer: „Aber Jacob, schämt Ihr
lieber a biss'l!"
Wie Du, mein Liebchen!
Und als mir die Erkenttnih ward.
Daß Du mich schnöd' betrogen.
Da nahm ich meinen Wanderstab,
Und bin davon gezogen.
Die ganze Welt hab' ich durchstreift,
Im Norden und im Süden,
Doch ward mir nie Vergessenheit
Und nie des Herzens Frieden.
Nur eins gewährte Lind'rung mir
Ich sah die Weiber an dem Nil,
Wie Du, mein Liebchen, machten.
Prosaisch. Lieutenant: „Nun,
was sagte meine Braut, als Sie ihr
das Vlumenbouquet gaben?" Bur
sche: „Riech' mal, Auguste," hat sie
zum Dienstmädchen gesagt!"
Abenteuer unter canadischen
Indianern.
Es war bald nach der Vollendung
der Northern Pacisicbahn, welche für
die Vesiedelung und Erschließung Ca
nadas ein Ereigniß von unberechenba
rer Bedeutung bildete. Unter den
zahllosen Einwanderern, welche herbei
gelockt wurden, befand sich auch eine
große Anzahl unlauterer Elemente,und
bald stellte es sich heraus, daß die Po
lizei die Zügel der Regierung straff
anziehen muhte, wenn die bisherige
Ordnung aufrecht erhalten werden
sollte. Die Indianer selbst wurden
aufsässig, und als es sich herausstellte,
daß die Ausrottung des Büffels eine
vollendete Thatsache sei,bemächtigte sich
der Indianer eine tiefgehende Miß
stimmung gegen die weißen Jäger. Sie
machten sich kaum noch ein Gewissen
daraus, den Weißen ihr Bieh wegzu
treiben und ihre Pferde zu stehlen.
Das war wiederum der Anlaß -u blu
tigen Zusammenstößen mit den An
siedlern und bald bekam die Polizei alle
Hände voll zu thun.
Einer der schlimmsten Räuber unter
den Indianern war ein Unterhäupt
ling der Schwarzfußindianer, Namens
Bull-Elk. Er hatte fast bei allen Rin
derdiebstählen im größeren Stil seine
Hand im Spiel gehabt, und Inspektor
Dickens beiläufig ein Sohn des be
rühmten Romanciers verfügte seine
Verhaftung. Die Ausführung dieses
Befehls aber war mit bedeutenden
Schwierigkeiten verbunden. Allerdings
?eigte sich der Angeschuldigte, als
Dickens selbst mit zwei Constciblern
und einem Sergeanten die Verhaftung
vornahm, in keiner Weise widersetzlich.
Aber als er nach dem Militärlager ab
geführt werden sollte, fanden die Be-
Gefangenen fest. Der Inspektor selbst
gen, sich zu zerstreuen und die Waffen
niederzulegen. Der schuldige Bull-Elk
wurde nach Fort Macleod abgeführt
und dort verurtheilt.
Berechtigte Frage.
„Herr Baron, da Sie eine meiner
stt"sO,OM°Mar?,'die°A^
Mark und meine Aelteste 90,000 Mark
„Verzeihen Sie, Herr Commerzien
rath haben Sie noch eine ganz
alte?"
Cousine: „Spielst Du nicht Pfän
derauslöfen mit, Tante Aurelie?"
'ommtn, damit ich Ihnen was ver»
schreibe!
Plimpernilllt!.
Von der Entstehung des Works
Pumpernickel erzählt man sich mitßor
liebe folgende Anekdote: Ein Fran
zose sei eines Tages hungrig in einem
westfälischen Wirthshause eingekehrt.
Da habe er unter Anderm auch den
schwärzlichen Pumpernickel mit vorge
setzt erhalten, der durch seine Derbheit
wohl einem kernfesten deutschen, nim
mer aber einem süppchenverwöhnten
welschen Magen frohes Behagen er
weckt. Den Franzmann überfiel auch
ein nicht gelindes Grauen bei diesem
Nickel! (Gut für Nickel!) Mit Neckel
den Niederlanden eine Art kleiner, un
ansehnlicher Pferde. Und des Fran
zosen Pferd, das draußen vor der
Hausthür angebunden stand, gehörte
dazu. Aus bon pour Nickel, nahm
man an, sei dann Vompur- und Pum
pernickel geworden. Die Westfalen
selbst erzählen sich diese Anekdote gern,
die ihnen viel Spaß macht. Und spä
ter tauchte so allen Ernstes die Mei
nung auf, das Wort Pumpernickel sei
darauf zurückzuführen. Aber schon
die alten deutschen Landsknechte sangen
„Bsmpurnickel ist wiederkommen,
Hat die Schuh' mit Bast gebunden."
Hier ist es indessen der Name für eine
Logau:
„Heißt Marzipan Soldatenbrot? so
essen's nur die Großen,
Der arme Knecht, der mag sich nur an
Pumpernickel stoßen."
1695 suchte dann der gelehrte Götze
in Osnabrück nachzuweisen, daß Nickel
ein deutsches Wort sei, eine niederdeut
sche Verstümmelung von Nichte, Nicht
gen, Nichtelgen. Das sei als Schimpf
wort für die Wirthschafterinnen unoer
heiratheter Männer gebraucht worden,
weil die sich gern als deren Nichten
ausgaben. Bon pour Nickel heiße also,
für diese „Nichten" ist das grobe Brot
gut. Und das haben die biederen
Westfalen auf französisch gesagt? Da
mit, daß Nickel deutsch ist, hatte der
brave Denker, der mitten im Pumper
nickellande wohnte, ja recht. Nur,
daß es nichts mit Nichte zu thun hat.
Es ist ein in ganzDeutschland gebräuch
liches Schimpfwort, das mit necken
zusammenhängt und ursprünglich ei
nen Kobold (Nix, Neck), später aber
ein boshaft trotziges Kind bezeichnete.
Und auch „Pumper" ist gut deutsch,
eine alte Nebenform für plumper. In
Wenn also die Nachbarn der West
falen die selber nur den Ausdruck
„grobes Brot" gebrauchen deren
seltsames Brot spottweise Pumpernickel
nannten, so wollten sie damit sagen, es
ähnelt in der Gestalt einem klotzigen,
dickköpfigen Knirps, einem plumpen
oder pumpen Nickel. Das schwarz
braune, verbrannte Aussehen, der
derbe, angenehme Brotgeschmack und
die, gesunden Magen außerordentlich
zusagende starke Nährkraft des Pum
pernickels werden durch die eigentbüm
schroten, aber nicht gebeutelt wird, s»
daß die ganze Kleie darin bleibt. Den
Teig überläßt man dann 16 bis 20
„voll Furcht und Hunger ritterlich
In Pumpernickel biß,"
so dachte er nicht daran, daß dem West
falen kein anderes Gebäck über seinen
Pumpernickel geht und daß der solcher
Liebe auch werth ist. Herzlich gelacht
hätte er, der süßliche Halberstsdt?r
Anakreontiker, aber, hätte ihm Einer
prophezeit, der verachtete Pumpernickel
werde, noch ehe hundert Jahre in's
Land gehen, in der Welt als Deli
katesse geschätzt werden. Da brachte
der humorvolle Hamburger Johann
Gottwert Müller dem westfälischen
was sag' ich! auch dem deutschen
Geschmack tieferes Verständniß entge
gen, wenn er in seinem heiteren Ro
man „Siegfried von Lindenberg" so
schön phantasirt, wie das „Thor aus
zwo entsetzlichen Schinkenschnitten be
freut uns Lichtenbergs Wort: „WaZ
Das Richtigere. A: „Sie
der Zeijung geschnitten, bevor Sie st«
Ihrer Frau und Ihren Töchtern mit
nach Hause nehmen?" V: „Ach nein,
ich habe nur die Annoncen der Putzge-