Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 31, 1894, Page 3, Image 3

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    WMSkMeiiz.
<3. Fortsetzung.)
„Beste Mama, vorläufig hat er noch
nicht um mich angehalten; was Du als
Huldigung betrachtest, ist vielleicht nur
der Ausfluß seiner ritterlichen Natur
uns Verlassenen gegenüber, die allen
diesen feurigen Tropenmenschen eigen.
Und dann," setzte sie leiser und gesenk
ten Hauptes hinzu, als würde es
schwer, das Bekenntniß abzulegen, „ich
erkenne ganz die Vorzüge Doktor
Montsantos, er mag im Vergleich zu
Egon von Saßwitz ein Ideal allerer
sten Ranges in jeder Beziehung scin,
aber es läßt mich fält, weil ich Egon
liebe und ihm mein Wort gegeben
will."
Frau Doktor Rombeck seufzte ge
räuschvoll und warf den Blick ankla-
Antwort erspart, da das Knarren der
kunst Doktor Montsantos verrieth.
Romano fühlte sich wohl in dem ge
zuthat, der Mokka selbst, fehlte, erqui
berauschte ihn; da fühlte er sich geho
ben, die Gebild« der Phantasie er
standen greifbar deutlich, es >ubelte in
Tönen, in denen Lust und Schmerz
so seltsam sich verschmolzen und
schwermuthsvollesFrühlingsahnen mit
selte.
In solchen Momenten träumerischen
Sinnens ertappte sich Romano oft
mals bei dem Gedanken an Daniela,
und statt der lieblichen Kamilla sah er
das schwärmerische Augenpaar der ein
stigen Geliebten vor sich; so war zur
Zeit ein Zwiespalt in seinem Innern
rege geworden, der ihn rathlos zwischen
diesen beiden hin- und herschwanlen
ließ.
Als Frau DoktorNombeck sie war
ihm gegenüber ganz lächelnde Zuvor
kommenheit später fragte, wo er
zu lernen, entgegnete er:
„Zum größten Theil im Hause des
Oberst von Weddingen, er sprach von
jeher am liebsten sei» gemüthliches
Deutsch mit mir; außerdem hielt ich
mich vor den letzten Semestern in St.
Paulo, zwei Jahre auf deutschen Uni
versitäten, hauptsächlich inßerlin aus."
„In Berlin," rief Frau Doktpr, die
olles bewunderte, was Graf Romano
hat es Ihnen denn gefallen, was für
«in Urtheil fällen Sie über unsere
Landsleute dort?"
Auf Romanos nachdenklichem Gesic
hte zeigte sich sein liebenswürdiges Lä
ckxln, welches diesmal einer heiteren
Erinnerung zu gelten schien.
„Vor allem flößte mir das äußerst
regsame Geistesstreben des deutschen
Volles Hochachtung ein," entgegnet
er, die eigensinnige Stirnlocke mit der
ihm eigenen kurzen Bewegung zurück
werfend, „am meisten importirte mir
jedoch sein beispielloser Fleiß, die fie
berhafte Geschäftigkeit, die in so grel
lem Widerspruch zu der Trägheit mei
mr eigenen Landsleute steht, und sich
auf alle Kreise erstreckte. Ich besaß
'damals die etwas sonderbare Manie,
an alle hervorragenden Geisteshelden
tes, seien es Maler, Schriftstellerin
unwilllürlich dazu. Aber durchweg
erhielt ich von allen fast ausnahmslos
«ine kurz abweisende Antwort, die im
mer mit der feierlichen Versicherung
schloß, daß man ein sehr beschäftigter
Mensch sei, und zum Briefwechsel
durchaus keine Zeit übrig habe. Was
ouf mich stets den Eindruck machte, als
würde mir bedeutet, dieses eine Mal
Landsleute besitzen unsere guten Teut
schen allerdingsincht viel; sie könnten
darin manches von Ihnen lernen."
tend erschienen."
»Und daran thun Sie gewiß sehr
unrecht, lieber Graf," äußerte Frau
Doktor Rombeck, „denn was ich einmal
flüchtig in Ihrem Atelier gesehen ha
be, Dona Angela zog mich hinein
das ist vollständig würdig, sich unseren
Meistern an die Seite zu stellen."
überschätzen mich unendlich,"
erröthete. „Das Wollen ist
da, aber leider geht mir das Können
ab."
Als Kamilla hierauf bedauerte, in
jenen ersten Tagen der Trauer und
Verwirrung versäumt zu haben, sich
das Atelier anzusehen, bemerkte er,
eifrig die Gelegenheit ergreifend:
„Wenn es den Damen Vergnügen
bereiten sollte, einige recht schöne Sa»
chen von Böcklin, Hauck und Wollet zu
getroffen sind, so würde es mir eint
besondere Freude gewähren, sie Ihnen
zeigen zu dürfen."
??rau Doktor Rombeck griff natür
lich mit b>iden Händen zu, und so
würd/ verabredet, daß man sich am
weil an diesem Tage
auch Konstanz: und Leopold daran
theilnehinen durften, zu einer Tasse
Kane bei Dona Angela einfinden
wolle.
Es fing schon leise an zu dämmern,
als Romano sich entfernte und gedan
kenvoll den schmalen, zu beiden Sei
ten mit hochansirebenden Kokospal
men bestandenen Thalweg dahinschritt,
dirs» Riesenkroneu sich unter dem
leuchtenden Abendhimmel domartig
schlössen; auch heute war erKamilla um
kcinen Zoll näher gerückt, sie behandelte
ihn freunvlich, doch so spröde und zu
rückhaltend, daß es unmöglich war, zu
erkennen, ob sein Entgegenkommen
bei ihr Anklang fand; denn obgleich
die Pforten seines jungen Helens os-
Er war eben !n eine breitere Straße
eingebogen, als Konstanze auf ihrem
Nachhauseweg aus dem Geschäft da
herkam.
„Gut, daß wir uns treffen, Doktor
Montsanto," sagte sie erröthend mit
glücklichem Lächeln, „ich habe eine
große Bitte an Sie, die mir schwer auf
..Das ist die größte Freude, die Sie
mir bereiten können, Dona Konstanze,"
erwiderte Romano w«rm. „was Sie
den ich mich wenden könnte," begann
Konstanze in leichter Verwirrung,
„und außerdem besitzen Sie mein gan
gen." ch S s 1 s
„Sicherlich nicht," stimmte Romano
begeistert bei. „Es wundert mich, daß
Sie nicht schon jetzt der ebenso grän-
sind, Gras Montsanto."
scin."
„So sende ich Ihnen die Arbeit in
den nächsten Tagen; aber, bitte, zu nie-
Aber stets hastet noch der Fluch deZ
zen der versumpfenden Alltäglichkeit,
und um das zu vermeiden, möchte ich
mir der Erfolg gewiß und ich mich
guten Muthes in die Reihen der für
Recht und Gerechtigkeit Kämpfenden
stellen darf."
„Und das wird Ihnen gelingen,"
versicherte Romano lebhaft. „In Ihnen
wohnt das heilige Feuer der Begeiste
rung, der Funke echter Poesie, und
der warme Herzschlag für alles große
und erhabene, der dasWerk jedesSchas
fenden durchdringen soll; denn so lan
ge die Welt stand und stehen wird, ist
es die erhabene Ausgsbe des Dichters,
die Menge aus ihrer stumpfen Träg
iiberkam Konstanze doch ein banges
Gefühl der Furcht; si« e>annte plötzlich
ihre Unzulänglichkeit und ahnte nach
Romanas inhaltreichen Worten, daß
ihr« Arbeit nicht vor ihm bestehen
würde.
4.
Ueber Rio liegt das Licht des Voll
merung Übergossen, ruhen die vor
nehmstillen Straßen dir Vorstadt; un
bewegt, wie erstarrt, träumt die üp
pige, glänzende Pflanzenwelt, unter
dem Schleier der sinkenden Nacht, und
aus ihrem Schooße quellen in dem
feuchtwarmen Athem Millionen neue
Keime in's Leben.
Hin und wieder schweben die blauen
Flammen der Leuchtkäfer, fallen
den Sternen gleich, durch die dufter
füllten Lüfte, um lautlos im Dunkel
zu verschwinden.
Auch in der Olindastraße ist es stille
Welt hinaus.
nere Rastlosigkeit und Angst haben
wohnte Gesellschaft der kleinen Ver
einigung. in welche er von seinemKol
des Verlustes schnell die für seine Ve
r das selbstbewußte Aus
zu beweisen pflegte, erwarben ihm iin
Fluge zahllose Mädchenherzen. Wa
rum sollte es nicht gelingen. Daniela
dung eines eigenen Heims denken
durfte. Aber wem das Glück hold sein
will, tröstete er sich, dem verwirklicht
dem eisernen Gitter auf der niedrigen
Felswand, welche den Park abschloß,
ihre grotesken Schattenformen auf den
auffordern, näher zu treten.
Es sollte inoessen noch günstiger,
kommen.
Ein leises Rauschen, wie das Strei
fen einer Kleid.'rschleppe über den
Gestalt, die neben der schlanken Säule,
welche das zierliche Dach eines Altans
trug, auf die Brüstung lehnte und
hinabsah; ein freudiger Schreck durch
fuhr ihn, es war Daniela, die ihn so
fort erkannte.
„Leopold Sie? Sie wollen ge
wiß zu Papa! Einen Augenblick
mich Ihre Aehnlichkeit mit ihm so
sehr, daß ich Ewald selbst zu sehen
glaubte."
Als sie den Blick hierauf schwer
trauen Sie mir rückhältslos, betrachten
Sie mich als Ihren Freund, der Ih
nen von ganzem Herzen ergeben und
welche ihr im Aufwallen der G/fühle
entschlüpft, aber durfte sie nicht vor
dem Bruder Ewalds ein vertrauendes
„Ich glaube und danke Ihnen, Leo
pold; Ihre Freundlichkeit thut mir
doppelt wohl, da sie von Ewalds Bru
der kommt, doch helfen können Sie
mir nicht; das, worin der große Kum
mer meines Lebens besteht, läßt sich
schwer in Worte fassen. Sagen Sie
„Mein Gott, ein solches Leben
Leben Derartig verbittert," Äußerte
Leopold theilnehmend. „Jedenfalls
mißgönnt Sie Ihnen den Platz, wel
nicht mehr herauskomme."
„Aber das ist ja eine systematische
Lebensverkümmerunq, unter derem
Drucke Ihre frische Jugend elend z»
Grunde gehen muß," sagte Leopold
entrüstet.
„Und doch gibt es keinen Ausweg für
mich aus diesem Jammer," flüstert-.
Daniela halb zu sich selbst
blühenden Vanille eine Wolke heißen
Dustes brachte und d:r stolzen Krone
eiistr der Magorapalmen neben ihnen
mit seltsam seufzendem Geräusch ein
Blatt entriß, das welk hernieder sin
kend, am Stamme h«gen blieb.
Leopold neigte das Haupt tiefer zu
dem jungen Mädchen, das die Hand
welche er sich leicht gestützt hatte.
„Sollte es wirklich keinen Ausweg
geben?" fragte er endlich vibrirend,
Daniela sah ihn wieder an, groß
und erstaunt. „Ich verstehe Sie nicht,
Herr Rombeck."
„O, Sie müssen mich verstehen," bat
sen erlösen dürfen, in denen Sie un
terzugehen drohen? Ist es nicht viel
mehr vollständig begreiflich, daß ich
Herr Rombeck, die ich nicht ahnte und
niemals erfüllen kann! Was mich zu
Ihnen führte, war einzig und allein
nur die Freundschaft für den Bruder
Ewalds."
während ihre Wangen sich mit der
Gluth desUnwillens vor seinerDreistig
keit färbten. „Es thut mir, wie gesagt,
unendlich weh, Ihnen die Enttäuschung
bereiten zu müssen, wenn es wirklich
Leovold biß sich aus die Lippen.
„Abgeblitzt," zischte eine hohnvolle
Stimme seines Innern, während die
Blässe des Aergers ihm in das Gesicht
S' si dhrt db th 'l 'ch
höher schätzen lernen," bemerkte Leo
pold verletzt.
„Verzeihung, ich wollt« Sie nicht
kränken." Daniela zuckte die Achseln,
doch ihre Lippen bebten. „Bei reiflichem
Nachdenken werden Sie sich zweifellos
selbst gestehen müssen, daß in solcher
Erklärung kaum drei Monate nach
löschliche Beleidigung für mich lag."
Was hatte er gethan! Leopold hätte
sich selbst ohrfeigen mögen, so tölpel-
Mittellostgkeit zu.
Mann, den Frauen ungleich gefähr
licher, als sein schlichter Bruder,
aber
reits auf solchem Fuße stehen? Wie er
sich auch bemühte und seinen Stolz zu
Hilke rief, sie zu vergessen, bei ihrem
Anblick versanken alle energischen Vor
„Mein Gott, wie ernst ist doch Ihr
„Und nicht einmal des Abends läßt
man Ihnen Ruhe, sondern ruft Sie
noch um diese Zeit in jene Hütten der
Armuth," warf sie, erfüllt von Mit
leid und Bewunderung für ihn, ein.
„Dort ist mein Feld, Daniela", er
widerte er in dem gedämpften Ton
seiner niedergeschlagenen Stimmung.
„Die Reichen, welche den Arzt bezahlen
können, brauchen mich nicht und ich sie
nicht, ich gehöre den Armen, weil mein
Reichthum mir die Mittel gibt, zu hel
fen und unbezahlt zu ihnen zu kom
men; in diesem Sinne meinen
„Größere Gesellschaft" wiederholt«
er laut, „durchaus nicht, nur die Rom-
Blatt, jeden Lichtefielt, Über die Blu-
Geleite.
Valeska meine Bitte ausrichten?"
„Gewiß; im Nichtfalle schreibe ich
„Auf Wiedersehen?" Er hielt die
Hand des Mädchens fest, zögerte
und schien noch etwas sagen zu wol-
Gestalten der sich Entfernenden sicht
ßend den Hut und war gleich darauf
verschwunden. (Fortsetzung folgt.)
Unter uns Trauen.
W-..
Wenn es wirklich eine Welt gibt, iir
welcher der Grundzug all' dessen, was
da lebt und webt,in ungesunder Ueber
treibungssucht gipfelt, dann ist es die
jenige, welche uns umgibt. In dieser
Mensch selbst nur als Resultat all'
und Umgangsformen der Leute in der
alten Welt eine gewisse gemessene ge
müthliche Grandezza verrathen, so ath
den.
Während die weiblichen Wesen in,
der alten Welt einer möglichst beschei
denen. unauffälligen, soliden, dauer
haften, farblosen Kleidung den Vorzug
geben, so gefallen sich die amerikani
schen Damen nur in übertrieben effekt
vollen, auffallenden, luxuriösen, glän
zenden, farbenreichen, wenn auch sehr
kurzlebigen, d. h. undauerhaften Toi
letten. Während die Französinnen ge
schmackvolle Moden zu erfinden bemüht
sind, werden die Amerikanerinnen die
selben Moden durch ihre Sucht, zu
übertreiben, in Karrikaturen verwan
deln.
Während man in den verschiedenen
europäischen Ländern dem Essen seine
gehörige, wohlgemessene Zeit widmet,
wird hier die Nahrung in einem über
mäßig beschleunigten Tempo ver
schlungen; während man drüben eine
gesunde gemäßigte Temperatur der
Speisen und Getränke anstrebt, wer
den hier beide entweder in allzu heißem
oder eiskaltem Zustande gesucht.
Und wenn in irgend etwas die exal
tirte Atmosphäre, in welcher wir leben
und uns bewegen, sich ganz besonders
kundgibt, so ist es in der Sprache und
der ganzen Ausdrucksweise. Es mag
Einbildung sein, aber es will mir schei
nen. daß man keine andere Cultur
sprache in einem solch rasenden Galopp
abhaspeln könnte, als es bei der anglo
amerikanischen geschieht. Und ferner
wage ich zu behaupten, daß die Eon
versation der neuweltlichen Damen an
Superlativen, Uebertreibungen und
Die Damen hier kennen nur Be
schäftigungen oder auch Dinge, welche
sie hassen und verabscheuen, oder lieben
und anbeten. Man haßt z.B. Strüm
pfe zu stopfen und man betet den süßen
Candy an.
Kommt zufällig das Baby einer an
deren Frau des Weges, dann ist es:
sect angel". Doch fühlt sich die Lady
unbeachtet, dann bedenkt sie ihren eige
nen Sprößling mit dem reizenden Kose
namen „mean pig".
Verabschiedet man sich von der Gast
geberin, dann hatte man „a lovely
tune" und Alles war „persectly exqui
site". Doch Hand auf's Herz, gestehen
sich die Besucherinnen unter einander,
daß es „awsul dry and dull and
simply terrible tedious" war.
Die Damen verfügen stets über
„immensen" Muth, läuft aber ein
Mäuschen durch das Zimmer, dann
verfallen sie in Krämpfe oder werden
von einer Ohnmacht ereilt, und wenn
ein männlicher Jemand die „audacity"
hatte, an ihre Thür zu pochen, wäh
rend das zarte Jüngserlein mit ihrer
Toilette beschäftigt ist, so können wir
versichert sein „that she nearly had a
fit".
Aber erst die Klasse der stets gig-
Affecte läßt sich blos in den Ausrufen:
„I roared, I almost burst, I nearly
angehenden Blaustrümpfe ganz gelehrt
zurufen: „that t»kes the cale", und wer
weiß, ob es überhaupt rathsam wäre,
krauen aus der liebgewordenen, sie be
glückenden, stets gewohnten Welt der
Uebertreibung verjagen zu wollen, aber
Boshaft. Fräulein: „Sehen
Sie, auf diesem Bilde bin ich als
zwölfjähriges Mädchen." Herr:
„So! War denn damals die Photogra
phie schon erfunden?" 3