2 Aus dem Zrauenlcben. Durch die Stellenvermittelung des Allgemeinen deutschen Lehrerinnen vereins erhielten im Jahre 1893 94 654 Mitglieder Stellen, nämlich 360 durch das Leipziger Centralbureau und die mit diesem verbundenen Agen turen in Deutschland, 219 durch den Berein deutscher Lehrerinnen in Eng land, 6V durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Frankreich und 15 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Italien. Die Centralleitung der Stellenvermittelung befindet sich Leip zig. Pfaffendorferstraße 17. An der Berliner Universität ist jetzt eine Lehrerin durch besondere ministe rielle Erlaubniß zum Besuch der Vor lesungen zugelassen. Die Dame hört «in sprachwissenschaftliches Kolleg bei Prof. Johannes Schmidt. Als Volontärärztin an der Univer sitäts-Frauenklinik in München ist Frl. Sophie Nordhoff von dem Direk tor der Klinik Prof. von Winckel an qestellt. In Bielefeld geboren, studirte die junge Dame in Washington Me dizin und bestand dort die Prüfung summa cum laude. Nach beendeten Studien nach Deutschland zurückge kehrt, suchte sie ihre Kenntnisse an der Wiener Universität zu erweitern. Der Sängerin Frau Katharina Klafsty wurde vom König von Würt temberg die golden- Medaille des An- In Gadki rettete eine muthige Schwimmerin, Frl. Wanda Wojcicka, einem siebenjährigen Knaben, der in den Swiderfluß gefallen war, das Le- Die Petersburger höheren Lehrkurse für Frauen, historisch-philologische und physikalisch-mathematische, wurden im letzten Jahr vor 468 ZuHörerinnen ge halten. Das geplante medizinische Institut für Frauen wird in Peters burg bald ins Leben treten. Die Pe tersburger Stadtverwaltung stellt dem Institut kostenlos das Lokal zur Ver fügung und öffnet den ZuHörerinnen zu praktischen Uebungen die städtischen Hospitäler. Weibliche Aerzte sind in Rußland bekanntlich bereits recht zahl reich in Thätigkeit, und zwar fast aus schließlich für Frauen- und Kinder krankheiten: das Publikum kommt ih nen allgemein mit Vertrauen entgegen, und man rühmt ihre unverdrossene Sorgfalt. Dadurch erklärt sich die Opferwilligkeit des Publikums für die Zwecke des Instituts. Der Umstand, daß Rußland über zwölf Millionen mohamedanifcher Unterthanen hat,läßt die Ausbildung einer großen Zahl weiblicher Aerzte als staatliche Noth wendigkeit erscheinen; denn die Moha medanerinnen lassen sich durch männ liche Aerzte nicht behandeln, denen nur qanz ausnahmsweise der Zutritt zu den inneren Gemächern des Hauses, also auch den unter weiblicher Obhut stehenden Kinderstuben gewährt wird. Eine Ausstellung von Frauenarbei ten wird im nächsten Jahre in Kopen hagen stattfinden. Die Leistungen der Frauen auf den Gebieten der Kunst rmd Wissenschaft, Philanthropie, des Schulwesens, der Kranken- und Kin derpflege, der Haushaltung, des Gar ten- und Ackerbaues, der Industrie u. f. w. soll in zweckentsprechender Weise zur Veranschaulichung tommen. Das Protektorat über die Ausstellung nommen. Die medizinische Fakultät der Pa riser Hochschule verlieh einer jungen deutschen Dame, Frl. Gorvitz, die Dok torwürde auf Grund einer Disserta tion über die „Anomalien der Endo karditis infectiofa bei Kindern". In Japan, wo das Massieren viel mehr gebräuchlich ist, als bei uns, und wo es nach jeder Anstrengung, z. B. nach jedem größeren Spaziergange zum Vorbeugen gegen Steifheit ange wendet wird, bildet das Massieren einen Haupterwerbszweig für Blinde. Diese blinden „Reiber" und „Neiderin nen" gehen dort beständig in den Str aßen auf und ab und klingeln mit Schellen, wie bei uns Ausrufer und Milchwagen. Ihre Bezahlung ist den Menschen. Blinde Masseusen bei uns gute Beschäftigung finden. Der japanische Brauch, Blinde im Massie ren auszubilden, hat in London be — Glückseligkeit. Na, Süffel, was stierst' denn die Kiihherd so nachdenkli an? Nu, i denk', wenn all' die KUH' Bier statt der Milch ge ben könnt' ! nachher führen! Aha! Mann (zur Frau): Him mel Millionen Schockschwerenoth, was ist das für ein Ton, den Du heute ge gen mich anschlägst, bildest Dir wohl ein. Du hast Deinen Schwiegersohn vor Dir! Allerdings. Frau A. (vom Friedhof heimgehend): Ei, ei. wer hätte wohl je gedacht, daß der Mann ein solches Ende nehmen wird. Frau B.: Da haben S' Recht, dem hat man es auch nicht an der Wiege gesungen, daß er sich mit 45 Jahren aushängen wird! Unfehlbares Mittel. Herr Meyer: „Herr Doctor, was fehlt eigentlich meiner Frau?" Arzt: „Bewegung. Sie sollte viel spazieren gehen." Herr Meyer: „Ja, das sag' ich ihr immerzu. Aber sie thut's halt nicht. Können Sie mir gar keinen Rath geben, was ich mit ihr anfangen soll?" „Kaufen Sie ihr ein elegan tes Bonnet." Wer wirft den ersten Stein» In wenigen Tagen ist die Verhand lung. Ich bin als einziger Augen zeuge geladen wordey, und ich will mein Wer wirst den ersten Stein? Ich Die Wellen desselben Sees, die daS den Anhöhe, welche das stolze, moderne Herrenhaus des Gutes Padöhl trägt. Ein Dorf mit weitverstreuten Häu- Das Dorf heißt Hollen, und der Sein Wasser ist tückisch. Wer an sei henden Ränder sind oft nicht stark ge nug, um die Last eines Menschen zu tragen. Die Dörfler meiden den See. Ein paar Boote, die am Ausgange des Dor fes, nahe dem Gutspart von Padöhl, in rauschendem Schilfe halb versteckt angekettet liegen, gehöre» den beiden alten Fischern, welche die Fischerei gerechtigkeit des Sees von den Herren ben. Die Fahrzeuge sind plump und roh gebaut und stechen von den beiden Booten, die zu den Gütern gehören, Herrenpalästen. Von den Bauern be sitzt keiner ein Boot, und selten traut sich ein jüngerer Bursche mit den Fi- Sees, an denen das Ufer flach ver läuft und zum Tränken der Pferde be nutzt werden kann. Die Kinder waten schein und glatt abgeschliffenen Stei nen. An den schroff abfallenden Rän dern der Wiesen Übt höchstens ein ein hat. Unter den Opfern ist der letzte Guts her von Padöhl, Klaus von Nohr. Er ausgewandert, die ihn in der Ferne festgehalten hat, bis der Allbeherrscher Tod dort auch ihn ereilte. von Nohr mit ihrem Töchterchen. Als der Gutsherr von Padöhl sein Grab in den Wellen fand, zählte seine Tochter Elise acht Jahre. Die Wir wieder sah, sich des tiefsten Mitleids er- Pari und Garten, Feld und Wald, in lig, freundlich, selbstbeglückt half. Ka- Elise auf sie zu. die hellen Blauaugen strahlend, das liebliche, frische Gesicht Nach der traurigen Katastrophe hü tete das Gutskind, das mit schwärmeri scher Liebe an dem Vater gehangen hatte, wochenlang das Bett, und der Arzt hatte genug zu thun, den schwa chen Lebensfaden nicht völlig reißen zu lassen. Die Dorfkinder standen nach der Schulzeit stumm am Ausgange der Allee und blickten scheu auf das große, schloßartige Herrenhaus und auf die Fenster, hinter denen sie die vielent behrte kleine Kranke wußten. Und in ihre jungen Augen stahl sich manche Thräne, die verlegen mit der Schürze oder dem Rücken der Hand abgetrocknet wurde. Der stolze Herrenbau, der ihnen frü her als das Höchste aller ihrer Vorstel lungen und schier übermäßig kostspie lig und schön erschienen war, hatte sei nen Hauptreiz in ihren Augen verloren. Eher brachten sie ihn jetzt in eine dunk le, geheimnißvolle Beziehung mit dem Unglück. es keine hundert haben durfte. Unser Herr wollte es. Aber hundert Stuben hat der König, und der hat's nicht erlaubt. Da ist zwischen zwei Stuben die Wand, die schon gebaut war, wieder weggerissen worden, und aus den zweien hat man eine gemacht. neunzigste, hat Elise bekommen, und in der liegt sie jetzt hinter den luftigen, weißen Gardinen, mit wundem Herzen oder ihr aus der Ferne freudig zu nicken, wenn die gnädige Frau sich in der Nähe aufhalten und sie hindern Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, und als ihre Sehn sucht endlich in Erfüllung ging, wagte führen; denn Elise lehnte reglos in ei nem Fahrstuhle, der von einen fremden, goldbetreßten Diener langsam auf den gelbbraunen, sauberen Kieswegen da hingeschoben wurde. Erst als der Wa gen in die Nähe der Allee kam, schritt achtete ihrer nicht und schob den Roll stuhl weiter. Enttäuscht ließ die Kleine den Arm mit der verstümmelten Puppe Augen. „Gah nah!" tönte es da aufmun ternd hinter ihr, und da sie den Fischer „De Kopp de Kopp!" stieß die „Der Kopf —" kam es seltsam rauh über ihre Lippen. „Ja, der Kops! Es ist nicht gut, den Kopf zu verlieren. Willst Du meine Puppe?" Die Kleine konnte sich nicht mehr fas sen, ein tiefes Erbarmen in ihrem un schuldigen Kinderherzen ließ die Thrä nen unaufhaltsam aus den Augen stür zen,und da sie zugleich sich ihrer schäm- Elise war auch selten zu sehen. Als sie soweit hergestellt war, daß sie sich wieder allein ergehen konnte, weilte sie mit Vorliebe zu Füßen der Anhöhe und blickte sehnsüchtig auf den See hinaus. Ihr fröhliches Plaudern war ver stummt, das Lachen von ihrem langsam wieder erblühenden Gesichte verschwun den. Eine stumme Frage lag in ihren Schmerz um ihren weichen Mund. Frau von Nohr Überließ die Obhut ihrer Tochter ausschließlich der Erziehe rin. Das Verhältniß zwischenMutter u. Tochter war ein räthselhaftes. Fuhr die Gutsherrin aus, so mußte ein be treßter Diener neben dem Kutscher Platz nehmen und ihres leisesten Win kes gewärtig fein. Nie sah man das gleitete sie nicht. Das Mittagsmahl das Kind, und dieses athmete jedes Mal auf, wenn die Tafel vorllber war. Bild im Wasser, das in dem leichten Wellenschlag wundersam verflüchtigt und verzerrt wurde. Aber in das Sin nen stahl sich bald ein glückliches Lä cheln, als sei sie von einem schweren Frau von Nohr schien die Heimath zu vergessen. Jahre kamen und gin gen und nur selten traf selbst im An sang eine flüchtige Nachricht von ihr auf Padöhl ein. Nur das Eine stand fest, daß sie sich in Hamburg eine Villa hinein. Elise von Nohr feierte ihren acht zehnten Geburtstag. Die Gutsleute hatten zu ihrer allsei tigen Ueberraschung am frühen Vor- Dein F. 28.57." Der 28. Juli war der Todestag des Vaters... Eonstane hieß ihre Mutter ... Also waren an sie, und an diesem Tage die Zeilen gerichtet? Wem hatte sie eine geheime Zusammenkunft ge währen sollen? Mit welchem Rechte war eine solche von ihr gefordert wor- Sie schlang die Hände ineinander und ließ den blonden Kopf tief sinken. Blitzschnell reihten sich die Gedanken zu gefunden wurde. Wäre es an eine gleichgiltige, nur denselben Namen führenden Person gerichtet gewesen: es wäre nicht dorthin gekommen. Die Adressatin war ihre Mutter, o Schmach! und der Zufall oder die Fügung hatte die Ladung in die Hände dessen gebracht, den gerade zu umgehen sie be stimmt waren. Wer war der Absender ? Das Mädchen schluchzte aus. „Immer und ewig Dein F."... F... Fritz von Tuxen! Der Herr von Tie fenau. Der Freund ihres Vaters, der nach dessen Tode in die Welt gegan gen war, um nimmer Es ist nicht auszudenken Der 28.7... Er sollte ihn verrathen haben? Ihm sollte der Vater in der stürmischen Nacht entgegen gefahren fein, um seine Ehre zu schützen, oder zu rächen, und dabei den grausamen Tod zu fin den? Und an diesem Tode sollte viel leicht nicht das Unwetter allein Schuld, sollte vielleicht der verrätherifche Freund unmittelbar betheiligt gewesen sein? Sie erinnerte sich einer ausfälligen Schilderung des Fischers Hinrich Pries, die dieser von dem Unglücks abend gegeben hatte, und des Umstan des, daß der Tiefenauer Gutsherr bei seinen vielen Besuchen stets über den See zu kommen pflegte... Und sie dachte der Mutter, die wie einst je ner ein ruheloses Wanderleben in wußt? Die zarten Finger bebten, als sie das Blatt wieder verbarg, den Schreib- Taschen gleiten ließ. Sie ging durch eine Reihe Zimmer und sah im letzten thränenden Auges und stumm fragend zu dem aus prunkendem Goldrahmen auf sie niederblickende/i Bilde der Mut ter empor... Es gab keine Antwort und brachte keinen Trost. stand am Fenster und sah den See durch die Bäume des Parkes silbern zu sich herauf grüßen. Sie trocknete die Thränen und schellte nach ihrer Diene rin. „Ich lasse Hinrich Pries bitten, mich zu besuchen." Der Gerufene fand sich bald ein. Besorgt blickte er auf das eregte junge Mädchen. „Hinrich Pries," begann Elise, „Ihr habt mir einmal erzählt, was Ihr ge sehen an dem Abend Ihr wißt, was ich meine? Wollt Ihr mir das noch einmal sagen, recht sorgsam und genau?" Der Fischer war etwas befremdet, folgte aber der an ihn ergangenen Auf forderung. „Ja, giern, so gut als ich kann," sagte er. „Ich meine man, daß das nich so leicht is. Mein Kops wird all was schwach. Aber es wird woll gehn. Nich wahr, das wissen Sie noch, daß es zehnmal en höllisch stürmischer Abend gewesen is, un düster draußen, daß man knapp die Hand vor den Au gen sehen konnte. Ich habe noch mein Netz einholen wollen, was ich ausge spannt hatt un was mir der Sturm leicht hätt zerreißen können. Da kam ein Lichtschein den Berg herunter, un als ich hinsah, da war's der Herr Va ter. Er trug seine große Laterne, die neumodsche, höllisch helle, leucht mir ins Gesicht, un sagt, ich solle heim ge hen in dem Hundewetter, un er wolle noch nach Tiefenau fahren. Nee, sagt ich, Herr, das geht nich, denn das Wet ter is wie behext. Ruhe, sagt er, ich fahre. Un ich mit, setzte ich hinzu. Du bleibst un machst, daß Du die Decke über die Ohren kriegst, sagt er, hängte die Laterne fest hin un stieß ab. Ich hab nich mit dürfen, Fräul'n, sonst " „Ich weiß, lieber Pries. Sonst wäre das Glück auf Padöhl wohl nicht so jäh zerstört worden. Ihr saht das Boot noch lange?" „Nee, das Boot nich, Fräul'n. 810 ß das Licht. Das gaukelte drau ßen in der pechschwarzen Nacht wie ein Irrlicht. Un schier war mir's, als ob es immer halten blieb, wo es war, auf derselben Stelle, daß ich mir schon dachte: auf wen wartet er denn nu? Aber meine Augen müssen mich w«hl für'n Narr'n gehalten haben, denn als ich sie kurze Zeit zumachte un wieder hin sah, da war's gar so, als ob zwei Lichter da wären un hin un her spran gen, als ob sie tanzten. Ich graule mich nich leicht, Fräul'n, aber ich kriegte ne Gänsehaut un wurde erst wieder ruhig, als ich endlich nich mehr dop pelt sah, als ob ich benebelt wäre, son dern deutlich wieder das eine helle Licht erkennen konnte, das sich nu auch richtig > nach Tiefenau zu weiter bewegte. Dann is es in der Bucht verschwunden, un ich hab gedacht, nu kommt der Herr richtig an un bleibt die Nacht bei sei nem Freunde, dem Herrn von Tuxen. Is aber doch nich geblieben. Is gar nicht dagewesen. Ja, de See, de ver dammte See Ich bitte, daß Sie das man entschuldigen, was mir da ! herausgeplatzt is. Ich fluche ja nich, j Elise von Nohr dankte hastig und verabschiedete den Fischer so schnell, daß er in der Bestürzung sogar die be absichtigten Glückwünsche völlig verges sen hatte. „Dat is doch rein ton Dullwar'n," brummte er kopfschüttelnd, „Ja ja, de verdammte See!" Zwei Lichter! Elise lehnte sich müde gegen einen Schrank und strengte ihr zermarter tes Gehirn zu logischem Nachdenken an. ! Zwei Lichter. Wirklich zwei? Oder ! war es Sinnestäuschung gewesen, wie Hinrich Pries es angnommen hatte und noch glaubte? Still gelegen hatte das Boot, daß es ausgesehen, als ob der einsame Ruderer Jemanden erwartet hätte. Nur ausgesehen? Oder traf die un.wußte Reflexion das Richtigte? Hai'e der Verrathene thatsächlich ge wartet, um dem Frevler an seiner Ehre, den er muthmaßte, den er viel leicht kannte, den Weg des Verrathes abzuschneiden? Und halte dann ein unheimlicher Zweikampf dort draußen stattgefunden in dem heulenden Sturm, zen Nacht und des sturmgepeitschten Sees und mit ihm der doppelt Unglück liche?. ... Armer Vater! Elise faßte sich. „Ich danke. Das kann mir nichl gelten. Ich bin auch nicht zuge ! gen." > Elise eilte den Parkweg hinab an den See,trat ins Boot und ruderte hin aus. ! Die Sonne fiel grell und blendend auf das Wasser. Die Ruder blitzten bei jedem Ausholen. Die aufsprühenden Tropfen funkelten im heißen Sonnen- ! licht. Eine Wildente erhob sich Ilat- schend, um ein paar Schußweiten ent fernt wieder inS Wasser zu fallen. Der blonde Scheitel des Mädchens leuchtete golden, ihre helle Gewandung hob sich schwanenweiß vom Boot und der glitzernden Wasserfläche ab. Eine Stunde ruderte sie im Son nenbrande. Ermüdet von der Anstren gung, matt von der Gluth, landete sie im Schatten mächtiger, tieszweigen der Buchen. Sie warf die Kette um den Stamm einer verkrüppelten, niedri gen Erle, strich sich mechanisch über die erhitzte Stirn und kniete in dem Boote nieder, die Arme auf die Bank stützend und den Kopf in die Hände vergra bend. Armer Vater! Alle ihre Gedanken konzentrirten sich auf ihn.... Und dann hatte sie Alles ringsum, und was ihr Herz in fiebern dem Schmerze schlagen ließ, vergessen, den Vater, die Mutter, den Verräther, den Festtag, den Sonnenbrand über den Wipfeln und über dem gleißenden Wasser, den Weg, der in der Nähe an den See streifte und von dem aus ihr Boot beobachtet werden konnte, und sich selbst Wie ein Kind hatte sie sich in den Schlaf geweint, der dießrust sich ruhig dehnen ließ und den blassen Wangen neue Färbung lieh. Plötzlich schreckte sie auf und erhob sich jäh. Jeder Blutstropfen wich aus ihrem Gesichte. Auf ihrem Nacken brannte ein Kuß, vor ihr stand ein Fremder, jung, städtisch gekleidet, ein Monocle im Auge, ein breites, vertrau tes Lächeln um den offenen Mund. Die Scham entpreßte ihr einen hei seren Schrei, das ahnende Erkennen des Sohnes des verhaßten Berräthers ließ sie blitzschnell nach einem der Ru der greifen, ein Schlag, und der Ein dringling stürzte über den Bootsrand in die aufspritzende Fluth. Wie gejagt sprang das Mädchen ans Land und flog dem Herrenhause zu, hilferufend, bis ihr die Stimme und die Füße den Dienst versagten und sie bewußtlos vor den tieferregt hinzueilenden Gutsleuten zusammenbrach. Die Stelle, an der Friedrich von Tuxen ein tragisches Geschick ereilte, ist tief. Er war kein Schwimmer und theilte das Grab mit dem Guts herrn von Padöhl. Die Retter kamen zu spät. In Folge des Processes gegen Elise von Nohr ist bekannt geworden, was jahrelang verschwiegen herumgetragen worden war. Wie ich es gehört und wie ich den letzten Akt selbst gesehen habe, Sein letztes Opfer hat der See nicht behalten. Es ruht im Erbbegräbniß auf Tiefenau. Elise von Nohr aber steht im Schutze der Göttin des Rechts. Wer wirft den ersten Stein auf sie? Wie ich de» Stieryörnern entkam. Der geneigte Leser kennt vielleicht mein Abenteuer mit dem Elephanten, der so fürchterliche Zahnschmerzen hatte, daß er sich auf die Schienen der Zuge überfahren zu lassen. Ich zog aus dem ich mir nachher eine meterhohe Elfenbeinstatue der Diana schnitzen ließ. Aber dies 'Elephantenabenleucr war noch nichts im Vergleich zu dem Stier-Abenteuer, das ich in den spani schen Pyrenäen bestand. Es war Winter und ein grimmig kalter dazu. Schnee war nur wenig gefallen. Die meisten Berge waren frei davon. In unser kleines Ge birgsdors kam da eines schönen Tages wilder Toro, der schon ein paar arme Bergbewohner, die ihm zu Gesicht ge kommen waren, aufgespießt hatte, lasje sich in der Nähe sehen. Sofort er wachte meine Jagdlust. Mein Beglei ter, ein junger schottischer Lord, de.- in nach meinem Geschmack, so war ich ei nes Unfalls fast sicher, als eine alte, zahnlose Spanierin uns dicht vor dem Schotte, der allen Aberglauben belä chelte, setzte mir mit seinen satirischen Worten so zu, daß ich allem Weid mannsbrauch zum Trotz den Jagdzug nicht aufgab. Wir stiegen mit vieler Mühe die schmalen bis knr cm her, um sich zu tränken, und wir be schlossen, ihn hier zu erwarten. Wir machten es uns so bequem wie mög lich, zündeten hinter einem Felftnvor- fprunge ein kleines Feuer an und be reiteten uns unser Frühstück. Wäh rend der Schotte alsdann noch einmal Jch hatte gerade eine Felshöhe Pas sirt und meine Schnupftabaksdose ich bin bekanntlich ein leidenschaftlicher Schnupfer und gehe nie ohne eine starke Dose voll Nießkraut aus zur Hand genommen, als ein lauter Schrei >nei» peitschte zornig mit dem starken Schweif seine Flanken. Ich lasse die Schnupftabaksdose fallen, so daß der braune Inhalt auf den felsigen Aodea Gefehlt! Nur in die breite Wampe eine schnell tödtende Kugel dem grau sen Schicksal, aufgespießt und aufge schlitzt zu werden von den furchtbaren gezogen. Wie ich zu Boden geschleudert war, so war ich liegen geblieben stell' dich todt, dachte ich blitzschnell, vielleicht Aber die Dose, der Schnupftabak! Kaum zehn Centimeter von meiner Nase entfernt lag ein Häuflein dieses Nasenlabsals und just in dem Mo ment, als der Stier, der mich mit sei nen blutunterlaufenen grimmigen Au gen einen Augenblick betrachtet hatte, mit einem brummigen Schrei den Kopf noch tiefer zu mir herabneigte, ver spürte ich jenes Kribbeln in der Nase, das einem kräftigen Hatzii voraufzu gehen pflegt. Meine Herren in diesem Augen blicke stockte mein Blut in den Adern. Ich wußte nun, der nächste Augenblick mußte mir den sicheren Tod bringen. Die heiße Schnauze des gereizten Thieres streifte mein Gesicht da Hatzii! Hatziiii! Hatziiiiii! Der mächtige Kopf des wilden Stie res schnellte zurück, so sehr schien ihir dieser menschliche Naturlaut erschreckt zu haben, aber das Gebrüll, das er gleich darauf ausstieß und das in der Schlucht furchtbar dröhnend wieder hallte, zeigte zugleich, daß seine Wuth nur noch durch den kleinen Zwischenfall vermehrt war. Jetzt senkte er den Kopf und seine Hörner streiften wie zwei stählerne Kolben meinen Kopf. Ich schloß die Augen und erwartete den Todesstoß. Da, was war das? Ein fürchterliches Niesen scholl an mein Ohr, noch einmal, noch einmal und wieder einmal es klang, als ob eine ganze Compagnie Grenadiere aufCom mando a tempo zusammen meßte. Ich öffnete die Augen und sofort wurde mir die Situation klar. Der ausge streute Schnupftabak hatte seinen Reiz nicht nur auf mein Riechorgan, son dern auch auf das des Stieres geltend gemacht schnobernd hatte sich der Stier eine große Quantität Schnupf tabak in die Nase gezogen und das ge waltige Thier nießte nun herzbrecheno. Der ungewohnte und scharfe Nafenreiz äußerte sich beim Stiere genau wie beim Menschen. Er kniff die Augen zusammen und ein Schwanken seines mächtigen Körpers verrieth, daß der Reiz es für einige Augenblicke seiner gefährlichen Instinkte völlig beraubt hatte. Diese? Augenblick, meine Herren, war meine Rettung. Jedesmal, menn der Stier niesend seine Augen auf Se kunden schloß, zog ich die im Bereich meines Armes liegende Büchse, deren nicht abgeschossener Lauf mit einer Mc tallkugel geladen war, näher zu mir heran. Und in dem Moment, als das Thier vor einem neuen Nieß-Ausbruch blinzelnd den Kopf ein wenig zur Seite wandte, schob ich den Laus hart an sei nen Kopf heran und drückte ab. I Wie ein Mehlsack, so lautlos sank das Unthier zusammen, zum Glück nach der von mir abgewendeten Seite ich war auf das Wunderbarste ge rettet worden. Ich sprang auf die Füße und jubelte meinen ob des Vorganges ganz ver blüfften Schotten zu. Aus Dankbar ! keit aber habe ich mir aus den Hörnern des Stieres lauter Tabaksdosen drehen lassen nie gehe ich ohne eine dersel ben aus die Jagd. Man muß eben dankbar sein, meine Herren! Umschrieben. „Wenn nur mein« Frau, als sie ledig war, Klavier gespielt hätte!" „Sei doch froh, daß sie es nicht kann!" „Ja, weiht Du, dann hätt' ich si« «ben nicht geheira thet!" Fachmännisch« Bezeich nung. „Wer war denn der Herr, j dem Du soeben eine Unterstützung ge ! geben?" „Ein vagirender Correc ! Tor!" „So, so, also gewissermaßen ein armer Druckfehler - Teufel!" ! Gefährliches Mittel. ! A: „Ist denn das Haarfärben wirtlich so gefährlich, wie die Aerzte imfl'er sa gen?" B: „Gewiß! Darauf kannst Du Dich verlassen! Erst kürzlich hat es ein Onkel von mir versucht, und in drei Wochen war er mit einer Wittwe mit vier Kindern verheirathet!" ! Ungerechtfertigt. Chef (der seinen Clerk über den Büchern ein geschlafen gefunden hat): „Ich will Ihnen etwas sagen, Meyer, am näch sten „Ersten" können Sie gehen!" Clerk (mürrisch): „Na, deshalb brauch ten Sie mich doch nicht jetzt schon aus ! Zuwecken!"