6 Die Ceflaiiientsklalilkt. Das prachtvolle Palais in der 32. Avenue, dessen Eingangsthür einem Triumphbogen glich, stand in tiefer Trauer. Ein Schlaganfall hatte den Bankier Robby Smitfon, den Chef des Bankhauses Smitfon >!: Son, da hingerafft. Droben in dem großen Schlafzim mer, das durch zwei brennende Kerzen nur mit einem matten Lichtschimmer erhellt wurde, betete die Wittwe in na menlosem Schmerz neben dein Leich nam. der kalt und starr auf dem Tod tenbette lag. Am Schreibtisch saß Arthur und wartete auf den Moment der Aufbah rung. Inmitten dieser traurigen, nur durch das leise Geräusch der knistern den Flammen und des zerknitterten Papiers unterbrochenen Stille kamen der Wittwe träumerische Erinnerun gen, und sie durchlebte in Gedanken noch einmal die ferne Vergangenheit. Mit zehntausend Dollars hatten sie Beide ihren Hausstand in hoffnungs freudigem Vertrauen auf die Zukunft begründet, Robby Smitfon hatte ein Schiff gekaust, dann war es ihm durch umsichtige Geschäftsführung ge lungen, allmälig sich eine kleine Flot tille zuzulegen. Seitdem hatten siL Dollars auf Dollars gehäuft. Wie viel kühne und stets von Erfolg ge krönte Speculationen! Gewaltige Vermögen verschwanden, große rivali sirende Häuser fielen der Vernichtung anheim: Smitfon blieb seiner Devise „Vorwärts!" treu, und das Bankhaus erhob sich über all diese ver krachenden Firmen immer reicher, im mer größer, immer mächtiger. Inmitten dieser ungeheuren Reich thümer hatte Smitfon senior sich eine gewisse Herzensweichheit, eisten Zug von Sentimentalität bewahrt, wofür aber sein Sohn nur ein Achselzucken hatte; in einer kleinen Kassette be wahrte der Alte in seinem Arbeits zimmer in Rollen von Goldstücken die ersten zehntausend Dollars auf, mit denen er fein Glück begründet hatte. Dieses Kästchen war ihm wie ein Fetisch, der dem Hause Glück bringen mußte, aber das Müßigliege» der zehntausend Dollars gefiel dem jungen Arthur ganz und gar nicht; dieselben dünkten ihm ebenso unnütz wie der Stein, den der Philosoph in der Fa bel dem Geizhals an die Stelle seines entwendeten Schatzes zu legen räth. Arthur träumte von allerlei bei der Leiche seines Vaters. Das Scepter ging jetzt in seine Hand über, er war der neue Machthaber. Denn König Dollar regiert unumschränkt. Die im Zimmer herrschende Stille unterbrach die Wittwe endlich mit den Worten: „Arthur, wir dürfen nicht vergessen, die Kassette mit den zehntausend Dol lars in den Sarg Deines Vaters zu legen. Du weißt, daß dieses eine der ersten Klauseln des Testaments ist/ ~Ja, ja," brummte der Sohn übel launig, „in der That eine absonder liche Idee von meinem Vater!" Inzwischen waren die Leichendiener eingetreten und hatten ihr trauriges Geschäft begonnen; sie hatten den Todten in den dreifachen Sarg gelegt und ließen im Kamin in einem Tiegel Blei schmelzen, um die Plomben anzu „Dies ist der Augenblick," sagte Madame Smitson, indem sie mit den Augen auf die Kassette deutete. Arthur erhob sich seufzend. Schließ lich war das, was er zu thun im Be griffe war, doch widersinnig. Diese zehntausend Dollars, die seit zwanzig Jahren nicht gearbeitet hatten, reprä sentirten vielleicht mit ihren Zinses zinsen einen baaren Verlust von hun derttausend Dollars, und man wollte sie auch ferner unverwerthet lassen, man machte sich daran, sie in einen Sarg zu vergraben! Und warum das Alles, warum? Um den sentimentalen Wunsch eines Todten zu erfüllen, der mit diesen zehn Rollen irgend einen Aberglauben verbunden hatte. „Wenn Papa »och da wäre," dachte Arthur, und ich ihm meine Gründe auseinandersetzen könnte, so bin ich sicher, daß er der Erste wäre, mir recht zu geben, vollständig recht. Aber wie Mama das begreiflich machen?" In der That hatte Frau Smitson diesen inneren Kampf in dem Mienen spiel ihres Sohnes gelesen, denn sie sagte mit fester Stimme: „Schnell, A rthur! Laß uns den Willen Deines Vaters erfüllen." der junge Mann nahm das Kästchen von dem Plüschsockel, auf dem es schon seit so vielen Jahren wie. auf einem Piedestal geruht hatte, und legte es zu „Schön," sagte die Wittwe, „jetzt will ich mich fertig machen zu diesem traurigen Gange." Lippen Arthurs, „warten Sie!" „Der gnädige Herr wünschen das Gesicht des Todten noch ein letztes Mal „Jawohl, ich möchte noch einmal sein« Züge sehen." Ehrerbietig entfernte sich der Ange wirklich zu dumm!" Er öffnete schnell die Kassette und ergriff die zehn Goldrollen, welche er in den Schreibtisch schob; da kam ihm plötzlich eine Idee, er setzte sich an das No. 2399. New Dork, 4. December 1L93. Zählen Sie gefälligst gegen diesen Check an die Ordre des Herrn Arthur Smitfon. „Auf diese Meise,mein armer Papa, wirst Du nichts verlieren," überlegte «r, „der Check ist sicher, Du weißt es besser, als irgend Jemand sonst." sein Interesse mit seinem Gewissen in Einklang gebracht hatte, legte er den Check in die Kassette und wandte sich dann an den Bediensteten, der noch immer watete, „Das wäre gemacht. Jetzt ist Alles in Ordnung, und Sie können den Sarg schließen." AuS dem Nachlaß berühmter Ton dichter. Wenn heutzutage einem Componi sten ein Werk «inschlägt, so ist er ge wöhnlich für alle Zeit finanziell gebor gen. Ganz anders war es vor 10V, ja noch vor 50 Jahren, wie ein Blick auf die Hinterlassenschaften berühmter Tondichter lehrt. So waren bei Mo zarts Tode an baarem Gelde 60 Gul den vorhanden. Das ganze Inventar einschließlich der kleinen Musikalienbi blivthek hatte einen Schätzungswerth von kaum 400 Gulden. Beethovens Hinterlassenschaft gestaltete sich besser: Nach der Mittheilung des Curators betrug das ganze Activ - Vermögen an Baarschaft, Erlös für vertaufte Möbel und Musikalien 10,232 Gulden Conv. - Münze. Davon ging«n ab an Krankheits- und Beerdigungskosten so wie gerichtlicheGebühren.l2l3 Gulden, so daß rein erübrigt wurden 9019 Gu lden. Der Curator, D. Bach in Wien, bemerkte hierzu: „Daß dieser geringe Vermögensnachlaß dem Verdienste die ses großen Meisters nicht angemessen war, ist wohl richtig und würde auf seine Zeitgenossen ein schlimmes Licht werfen, wenn die Ursachen dieses Zu standes nicht in der Denk- und Hand lungsweise desselben gesucht werden müßten. Er war nur Meister, er kannte nur die Kunst, di« Vortheile davon ließ er Anderen übrig." Zum Erbarmen-ist nach den im Archiv des K. K, Wiener Landesgerichts be findlichen Franz Schubert'schen Ver lassenschaftsakten der Nachlaß des großen, unerreichten Liedercomponi sten. Derselbe bestand in folgenden, gerichtlich geschätzten Effecten: 3 Geh röcke, 3 tuchene Fracks, 10 Beinkleider, 9 Westen, zusammen im Werthe vtm 37 Gulden; 1 Hut, S Paar Schuhe, 2 Paar Stiefeln, Werth 2 Gulden; 4 Hemden, 9 Hals- und Sacktücheln, 13 Paar Socken, 1 Leintuch, 2 Bettzii chen, im Werthe von 8 Gulden; 1 Ma tratze, 1 Polster, 1 Decke, im Werthe von 6 Gulden; einige alte Musikalien, geschätzt auf 10 Gulden. Außer die sen genannten Sachen im Gefammt werthe von 63, sage dreiundsechzig Gulden (!) war an irdischen Gütern vom Sänger des „Erlkönigs" nichts vorhanden. Zur Badesaison. „Nun, Fräulein Pade, ist mein wei ßes Flanellkostüm fertig?" „Be nicht." „Aber, Fräulein, ich begreife das nicht. Sie wußten doch, daß ich morgen reisen will." „Es wäre ja auch schon fertig, wenn mir nicht noch etwas rothe Seide zum Abfüttern ge fehlt hätte." „Dann zeigen Sie mir doch wenigstens, wie weit Sie damit sind." „Gnädige Frau Baronin, ich zeige grundsätzlich die Sachen den Da men niemals im Rohbau. Morgen ist es bestimmt fertig." „Dann halten Sie aber auch Wort. Adieu!* Empfehle mich!" „Marie, wie lange haben Sie noch mit der Taille der Frau Consul zu thun?" „Ungefähr gute zwei Stunden." „Schön, dann schneiden Sie sogleich das Flanellko stüm für die Baronin zu, sonst bekom men wir es bis morgen nicht zum Ab liefern, und Sie haben doch eben ge hört, wie nöthig die Dame es braucht." „Ach wat, jlooben Sie doch die nischt. Wenn die wirtlich morjen rei sen dhäte, denn hätte det heute hier je brannt!" „Aber, Fräulein Pade, ich bin außer mich, daß Sie mir so in Stich lassen. Die Säßong in Wiesbaden hat läng stens anjefangen und ich befinde mir noch immer hier." „Frau B. hätten ia ruhig abreisen können. Ich würde die Kleider schon nachgesandt haben. Zu der Merveilleux - Robe kommt überhaupt die Jettgimpe erst anfangs nächster Woche aus Paris." „O Monkjeh, da könnt man ja die Platze kriegen!" „Ich bitte Sie, Madame, Sie haben doch erst in vori ger Woche zwei Kleider herausbekom men." „Das ist mich janz «jal; ich brauche de Fludersch, und wenn Se mich mein Tressor nicht herstellen kön nen. denn muß ich Ihn' meine werthe Kundschaft entziehen." „Na, macht die aber'n dicken Wilhelm; trotz ihrer Vornehmigkeit sitzt ihr die Hökersche noch immer in's Jenicke," lachte die Zuschneiderin. „Aber wer det Jeld hat, kann ooch den Deibel tanzen las sen." „Det stimmt!" meinte der stets vorlaute weibliche Lehrstift, der abseits sitzend seine Frühstücksstulle ver schmauste. Unter guten Freun dinnen. Fräulein A.: Das letzte, was Heinrich that, war, daß er mir eine» Kuß gab. Fräulein B.: Das glaube ich. daß das das letzte war, was er that! Ein Vorschlag. Untersu chungsrichter: „Na, Huber, für den Diebstahl bei der - werden Sie jedenfalls eine recht empfindliche Strafe davontragen!" Angeklagter: „Herr Richter, wenn ich nun das Mä- Luftige Toiletten. Die wonnigen Tage, an welchen man sich nach Herzenslust in der freien Natur tummeln und die Glieder in die frische Fluth tauchen kann, sind gekom men; es ist also an der Zeit, die Machtgebote der Tyrannin Mode in Betreff der neuesten und fefchestenßade toiletten zu verkünden. Vor wenigen Wochen noch schien es, als würden in dieser Saison die allzu lustigen Bade costüme verpönt werden. Was von in dieser Saison sind die Costüme so zierlich, daß man dieselben ohne beson dere Mühe in einen halbwegs großen Handschuhkasten packen kann. Zu ei nem fafhionablen Badecostüm darf aber in dieser Saison keine Dame den gewöhnlichen blauenFlannel verwenden. Es ist kein Rhythmus, keine Poesie in einem solchen hausbackenen Anzüge hat Frau Mode gesorgt, und dagegen darf sich Niemand auflehnen. Mohair -Costüme. Mohair gilt als das bevorzugteste Material; dasselbe hat allerdings ei nen bedeutenden Vorzug vor dem Fla nell. da es das Wasser leichter abfließen läßt und nicht so schwer wird wie letz terer. Auch Serge in den verschieden sten Farbenschattirungen wird vielfach verwendet. Ein aus Paris importir tes, fesches Costüm ist aus weißerSerge mit rothem Besatz gefertigt. Das Leibchen ist ziemlich weit, dir Hals tief Französisches Costüm. ausgeschnitten und der Matrosenkragen anderes hübsches Costüm aus blauer Serge hat Weste und Revers auf dem Leibchen; der aus weißem Kaschmir dratsörmiges Stück Phantasiestoff, des- Schleifen gebunden, deren Enden man weit abstehen läßt. Die langen Strümpfe müssen die Farbenharmonie In Betreff der Sommertoiletten hat Stoffen wie Battist, Muslin u. s. w. stellten Muslins, Battists u.s.w.? Da- Ansprüchen wird mit wunderhübschen Blumen- und Arabeskenefsekten Genüge geleistet. Bevorzugt wird punktirter Schweizer Muslin vor dem einfach weißen Fabri kat. Vorzüglichen Effekt macht eure Toilette von schwarzem Muslin mit l weisM Punkten, über deren am Hals gen wird; ein schmaler Gürtel und eine breite Schärpe von schwarzemßand vervollständigen das Costüm. Ebenso geschmackvoll und chic ist ein Kleid von dunkelblauem Stoff mit klei nen weißen Punkten; ein solches Kleid ist außerordentlich kühl, da der Stoff nicht überall gefüttert zu werden braucht. Eine tief ausgeschnittene Taille von Seide läßt sich unter einem solchen mit Vortheil tragen, da sie genügende Stabilität gewährt, ohne un erträglich heiß zu sein. Toiletten von punktirtem schwarzen Muslin sollten mit spanischen Falbeln, die mit Spitzen besetzt sind, verziert werden; Pannier- und Fichu-Effecte in solchem Muslin machen sich sehr gut. Erdbeben in Griechenland. Die Erdbeben in Griechenland, von denen das atlantische Kabel die aus führlichsten Mittheilungen machte, ha ben Gottlob keinen großen Verlust an Menschenleben verursacht, jedoch eine große Anzahl von Ortschaften und Dörfern sind in Folge dessen unbe wohnbar geworden. Die großen Lon doner Blätter enthalten jetzt Illustra tionen der Folgen des Erdbebens. Wir copiren in dem beigegebenenßilde die anschaulichste jener Folgen. Der Erdboden ist derartig zerklüftet und von tiefen Spalten durchfurcht, daß der so heimgesuchte Distrikt eine Landschaft des alten Böotien.kö Mei len nordöstlich von Athen mit dem Hauptort Atalante fast unbewohn- Hi»nch>u»g der Anarchisten. Die sechs spanischen Anarchisten, welche die entsetzliche Katastrophe im Theater von Barcelona angerichtet haben sollen, wurden, wie das Kabel berichtet hat, vor Kurzem erschossen. Das beigefügte Bild, nach Londoner illustrirten Blättern,veranschaulicht die Execution. Alle sechs Anarchisten gin gen dem Tode kaltblütig entgegen. Sie betrachteten sich als Märtyrer einer großen Sache. Man glaubt in Spanien, daß unter den Hingerichte ten sich mehrere Haupträdelsführer der internationalen anarchistischen Verbindung befunden haben. Unter Dienern. „Was rauchst Du denn da für schlechte Cigarren?" „Denke Dir, so was raucht mein Herr!" Das böse Gewissen. mal auf Gastspielreisen, Herr Brül ler?" „Ja, schauen Sie, das ewige lischt Stimmung!" Auchein Geschenk. A. zu B. (einem eingefleischten Geizhals): „Du solltest doch eigentlich Deiner l Nichte, die sich nächstens verheirathet, eine Freude machen!" B. (nach kän ! gerem Nachdenken): „Will ich auch! j Weißt Du was, ich werde mich krank > stellen!" ZaSi ssarnot, Kas Vpser ewes Meuäitlmördcrs. Sonntag, 24. Juni, statt. Präsident Aus Anlaß der dortigen Ausstel lung weilte Carnot in Lyon, wo er von dem Volke mit dem größten Ent husiasmus begrüßt worden war. Equipage nach dem Theater fuhr und sich vor dem Gebäude des Credit Ly onnais in der Rue de la Republique einem Stilett, das er mit einer Zei tung verdeckt hatte, auf den Wagen tritt und stieß ihm den Stahl in die Präsident der dritten französischen Republik, geboren am 11. August 1837 in Limoges, war ein Enkel des Staatsmann. Sadi Carnot war Ei des Krieges 1870 71 war er Prä fect des Departements der Seine Jn ferieure; im Februar 1871 wurde er vom Departement Cote d'Or zum Mitglied der Nationalversammlung erwählt. Er fungirte mit Auszeich nung als Mitglied von Ferry's und Freycinet's Cabinet und wurde im December 1887 zum Präsidenten er wählt. Präsident Carnot vermählte sich am 8. Juni 1866 mit der ältesten, Madame Carnot. im März 184F geborenen Tochter des französischen National 5 Oekonomen Dupont White. Madame Carnot ist eine hochgebildete Dame, welche von ihrem gelehrten Vater in das Stu dium der National-Oekonomie einge weiht wurde und die ihm bei der Uebersetzung der Werke von John Stuart Mill hilfreiche Hand leistete. Der höchst glücklichen Ehe sind vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne, entsprossen. Die Tochter ist das älteste und an einen Richter in Dijon verheirathet, in dessen Haus der er mordete Präsident vor seiner verhäng nißvollen Reise nach Lyon weilte; die Namen seiner Söhne sind Sadi, Francois und Victor. Madame Car not ist eine Brünette! sie hat dunkel blaue Augen und schwarzes, wieSeide glänzendes Haar. Sie gilt als das Muster einer Gattin und Hausfrau und trotz ihrer hervorragenden Stel luiia überwacht sie persönlich alle Haushaltungsangelegenheiten. Präsi dent Carnot und seine Gattin führten in dem officiellen Palais der Präsi denten der französischen Republik, dem Elysee, ein höchst einfaches Leben; Madame Carnot selbst bekundete sür die Arbeiten und Studien ihres Gat ten sehr lebhaftes Interesse und nahm regen Antheil an den Werken der Wohlthätigkeit. ' " > Elysee. Das Elysee, früher Elysee-Vour» bo«>, ist einer der startlichsten altadeli gen Paläste in Paris, zwischen de? Straße des Faubourg St. Honore und den Elyseeischen Feldern belegen, und im Jahre 1718 von dem Architekten Molet für den Grafen von Evereux bebaut. Er wurde später von der Marquise von Pompadour, dem Fi nancier Beaujon, der letzten Herzogin von Bourbon, dem Prinzen Murat, Herzog von Berry, Grasen Chambord, Ludnxg Napoleon bewohnt und hat seit 1871 dieselbe Bestimmung für den Präsidenten der Republik. Der Palast grenzt an die Champs-Elysees. Die Seine und das Stadtviertel von Chaillot an der linken Seite und rech ter Hand die beiden Vorstädte St. Honore und Le-Roule bilden die un gleiche Grenze. Das große Theater. An der Place de la Comedie bele gen, ist das Große Theater, wo zu Ehren des Präsidenten Carnot eine Gala-Vorstellung stattfinden sollte, eines der schönsten öffentlichen Ge bäude der Stadt Lyon. Dasselbe ist in den Jahren 1827 bis 1830 von dem berühmten Architekten Sousslot auf geführt und hat vier Millionen Francs gekostet. Das Theater prangte im prächtigsten Festschmuck, unp war bis auf das letzte Plätzchen von einer ent husiastischen Mengt gefüllt, auf welche die Nachricht von dem ruchlosen Attentat wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirkte. Jean Casimir Perier. Der Nachfolger des ermordeten Prä sidenten Carnot, ist der wohlbekannte und verdienstvolle französische Diplo mat und Politiker Casimir Perier. Es ist mit ziemlicher Gewißheit anzuneh men, daß er die Regierung im Sinne feines Vorgängers leiten wird. Casi mir Perier gehört nicht zu den Re vanche Politikern Frankreichs. Die Le ser finden hier das Portraits des neuen iranzösischen Präsidenten. Eugene Turpin. Wir bringen hier das Bildniß des vielgenannte» französischen Erfinders Eugene Turpin, welcher, nach den Ka beldepeschen, soeben wieder viel von sich reden macht. Er soll der deutschen Regierung seinen neuesten und furcht barsten Svrengstoff, das Panclastite, für schweres Geld' verkauft haben. Obfchon Herr Turpin, der Erfinder des Melenits, früher mit den Englän dern Geschäfte gemacht haben soll, welche ihn seinen Revanche-lustig«, Landsleuten als vaterlandslosen Lump erscheinen ließen und ihn in's Gesang niß brachten, so ist doch die Nachricht, daß Turpin mit Deutschland einen Schacher gemacht haben soll, mit gro ßer Vorsicht aufzunehmen. Die deut sche Regierung pflegt ihr Sprengmate rial nicht aus französischen Quellen zu beziehen, auch wenn dieselben noch so trübe sein sollten. Vermeidung alles dessen, was den Franzosen Ursache zum Aerger geben könnte, ist ja eines der Hauptgrundzüge der deutschen auswärtigen Politik. Tiefes Leid. Klavier Und paukt die „Klosterglocken!" —Neu e r Trick. Kunde: Ihre Chef: Die habe ich als Schutz ge gen Ladendiebe engagirt; die Hallun ken wissen dann nie, wo die Mädchen eigentlich Hinsehen! MS Gattin kaum begehrenSwetth. In setzt gegenwärtig ein Fräu lein Alnivtis das Publikum in Stau nen. Sie ist eine „Kraftmeierin" aller erster Güte. Mit den Zähnen hebt sie ein schweres Faß, aus welchem zwei Männer sitzen. Bei einer ihrer Vor stellungen trat neulich ein junger Mann vor und bot ihr mehrere hundert Francs Belohnung, sowie den vollen Ersatz für allen Schaden, wenn Frl. Alniotis den fchiveren Flügel mit den Armen aufhe ben und von der Bühne in's Orchester werfen würde. Kaum war das Geld für die Wette hingezählt, als dies Aus nahme-Exemplar des „schwachen" Ge schlechts, die Aufgabe auch schon gelöst hatte. Wer die zur Frau kiegt, geht gewiß selten des Abends in die Loge. Noch zwei Kraftmenschen. Mit der Alniotis rivalrsiren in Paris gegenwärtig zwei Deutsche, der ehema lige Hamburger Wirth Carl Abs und der sog. bairische Herkules Hans Stey rer. Letzterer hat z. B. eine Schnupf tabaksdose von Riesendimensionen. Sie über einen Fuß lang, «inen halben Fuß breit und dreiviertel Fuß hoch. HanS Steyrer geht mit diesem Ding um, als ob's ein winziges Ding wäre. Es wirkt wunderbar komisch, wenn er den bietet. Auch Steyrer's Sohn ist ein vielversprechendes Talent. Carl Abs hat die Franzosen ganz »baff" gemacht mit seinem neuesten Stückchen, welches darin besteht, dah . Abs einen Elephanten in die Höhe hebt. Natürlich ist dieses Rüsselthier nicht so groß und nicht so schwer, als „Jumbo" seeligen Angedenkens aber es ist doch schon ein recht stattliches Thier und Kraftleistung ist gewiß stairnenfrregend. Der Elephant wird zwischen ein Gerüst gebracht und Abs hebt das Thier cnr einem Gürtel bis zu sieben Fuß in die Höhe. Während des Hebens klettert dieser HamburgerGoliath an den spros senartigen Seitenstäben des Gerüsts Sprosse um Sprosse m die Höhe, um den Elephanten möglichst hoch schwe bend zu zeigen. Uebrigens habe» sowohl Abs als Steyrer mit amerika nischen Unternehmern Contrakte abge schlossen und nächsten Winter wird mm, diese Kraftmenscheil auch hier bewun dern können. . Ein ganz Schlimmer. Laß mich durch, Hugo! Wenn Du mich nicht gehen lassen und noch einmal wieder küssen willst, dann rufe ich Vet ter Heinrich °zu Hilfe! Also, ich allein genüge Dir nicht mehr? O. Du Nimmersatt! Die theure Gattin. „Sag' aufrichtig, Oskar, könntest Du ohne mich leben?" „O ja, sogar viel züchtigt): Weißt Du nicht, daß der große Salomo gesagt bat: „Wer sein Kind lieb hat, der züchtigt es"!? Der kleine Oskar: Wie er ein kleiner Junge war, wird er das wohl nicht gesagt haben!