Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 29, 1894, Page 6, Image 6

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    6 Uralte Ponneröüchsen.
In unserer von Waffen starrenden
Zeit hat die Artilleriewissenschaft, Dank
den männermordenden Kriegen und
zahlreichen Erfindungen der letzten
Jahrzehnte, gewaltige Fortschritte ge
macht. Die modernen Riesenkanonen
schießen centnerschwere Geschosse mit
der größten Präcision auf meilenweit«
Entfernungen und mit den Mafchinen
geschUtzen läßt sich ein schier ununter
brochenes Feuer aufrecht erhalten. Im
Vergleich mit diesen Kriegsmaschinen
erscheinen die alten Donnerbüchsen un
serer Vorfahren kaum gefährlicher, als
harmloses Spielzeug für Kinder, und
doch finden wir in der Construction der
ersten Geschütze Principien, welche erst
in neuester Zeit wieder angewendet wer
den. Das Princip der Hinterlader
ist uralt und.thatsächlich waren die er
sten Geschütze ausschließlich Hinterla
der. Als im 14. Jahrhundert die er
sten Bombard:», Karthaunen, Feld
schlangen u. s. w. angefertigt wurden,
stand die Technik der Eif-nbearbeitung
noch auf einer verhältnißmäßig niedri
gen Stufe; von dem Gießen der Ge
schützrohre war daher keine Rede, man
stellte dieselben vielmehr, wie ein Faß,
Lus Eisenstäben her und erhöhte die
Haltbarkeit der Rchre durch starke ei
serne Reifen. Später wurden die
Nohre gegossen und die Hinterlader ge
riethen allmälig in Vergessenheit, bis in
neuester Zeit Krupp, Armstrong, Ma
xim, Nordenseldt, Hotchkiß, und wie
die Erfinder der modernen Mordma
schinen alle heißen mögen, die uralten
Systeme aus dem Moder der Jahrhun
derte ausgruben und vervollkommneten.
Die ersten beglaubigten Urkunden
über die Verwendung von Geschütz-n
haben wir in der Metzer Chronik vom
Jahre 1324. Der Tradition zufolge
ist die Schlacht von Crecy (1346) durch
Donnerbüchsen entschieden worden, doch
ist dies unwahrscheinlich, da in jener
Zeit die Feldschlachten mehr ein Kampf
von Mann gegen Mann, weniger von
Massen gegen Massen waren. Histo
risch ist aber, daß in jener Schlacht
Kanonen Verwendung fanden. Ein
Kanone von Crecy.
Geschütz, welches am 26. August 1346
20,0V0 Engländern zu einem blutigen
Siege über 68,0V0 Franzosen verhalf,
ist in vorstehender Illustration darge
stellt. Dasselbe war aus Schmiede
eisen hergestellt und das an beiden En
den offene Rohr mit eisernen Ringen
lich pachte. "
Geschütz mit Schirmdach.
An die sogenannte Verschwindelasette
unserer Zeit erinnert die Montirung
des vorstehend abgebildeten Geschützes,
das ebenfalls von hinten geladen wurde
und der zweiten Hälfte des 14. Jahr
hunderts angehörte. In der Verschan
geschützt, Wierschem die Römer ihre
Balliste» zu decken pflegten.
Hinterlader auf Räder-
Lafette.
siebender Illustration dargestellte Hin
dern 16. Jahrhundert. Das accurat
gearbeitete Verschlußstück wurde mit ei
nem .Bolzen befestigt, und hat das
Ganze «ine auffallende Ähnlichkeit mit
den modernsten Verschlußmethoden.
Elllenbogknförmiger
Mörser.
Eine Curiosilät eigener Art tst ekn
ellenbogensörmiger Mörser, der in Ma
rescalch.'s „Jnstitutionum relpublicae
militaris" vom Jahre 1616 beschrieben
ist. Dieser Mörser war ein Hinterla
der und mit einer beweglichen Kammer
versehen; welchem Zweck, der Ellenbo
gen diente ist nicht ersichtlich.
Todt«norgel.
Als Vorläufer Unserer Maschinenge
schütze, Mitrailleusen u. s. W.ist das
Orgelgeschütz, auch Todtenorgel ge
nannt, zu betrachten. Das vorstehend
abgebildete Mordinstrument, welches
aus dem 17. Jahrhundert stammt,
hatte 42 Läufe, von denen je sechs auf
solche Todtenorgel uitter dem in ge
schlossenen Haufen kämpfenden Fußvolk
«in furchtbares Blutbad anzurichten
Leichtes Geschütz mit Dreh-
Lafette.
Ren leichte Hinterlader auf drehbaren
Lafetten im Gebrauche. Im Jahre
1632 wurde vom Schwedenkönig Gu
stav Adolf in München ein Hinterlader
zurückgelassen, dessen Mechanismus im
Puckle's Geschütz.
Vorstehende Illustration zeigt ein
Geschütz, für welches der Engländer
James Puckle im Jahre 1718 ein Pa
tent erhielt. Das leichte Rohr mit sei
nem zusammenlegbaren, vierbeinigen
Gestell und die ganze Adjustirung zeigt,
daß Puckle ein Meister in seinem Fache
war, wie Maxim, Nordenseldt, Krupp
Andere. Dieses Geschütz hatte
chen in Action bleiben konnte.
Verlobung bor der Geburt.
Im Mittelalter war es vielfach
Sitte. Prinzen und Prinzessinnen schon
als Kinder im zartesten Alter zu ver
aber auch über noch nicht geborene
fürstliche Kinder in gleicher Weise ver
fügte,dürfte denn doch nur ausnahms-
Fall ereignete sich im Jahre 1368, als
dem Kaiser Karl dem Vierten der
Zrinz Siegmund geboren wurde, der
bei der Taufe mit Katharina, der
Tochter des Burggrafen Friedrich von
Nürnberg, verlobt worden ist. Bei
dieser Gelegenheit ward nämlich gleich
zeitig bestimmt,daß eine Tochter Karls
des Vierten, die ihm innerhalb fünf
Jahren seine Gemahlin schenken sollte,
sich mit dem Sohne des Burggrisen,
der innerhalb derselben Zeit das Licht
erblicken würde, «instmals vermählen
sollte. -Ein jüngeres Brautpaar als
dieses dürfte kaum jemals vorgekom
men sein. Aber „gekriegt" haben sie sich
doch, den 1373 ward dem Kaiser Karl
dem Fünften eine Tochter, Margare
tha, geboren, die nachmals die Gemah
lin Johannis des Dritten, Burggra
fen von Nürnberg, wurde. Nichi zu
sammengekommen ist aber das 1368
verlobte Paar Siegmi-nd und Katha
rina. Ersterer, nachmals römischer
Kaiser, heirathete zuerst Maria von
Ungarn, in zweiter Ehe Barbara Grä
fin von Cilli, während Katharina in's
Kloster ging Und 1409 als Aebtissin
zu St. Clara im Hof starb.
Grob. Alte Jungfer: „Sie
können mir'» glauben, Herr Doctor,
auch ich war einmal jung! Herr: Wa
um soll ich das nicht glauben? Heutzu
tage kommen ja die unmöglichsten Sa
—A ufgewogen. Was? Du
willst die nehmen? Die hat ja unzäh
lige Schätze gehabt! Aber die wer
den reichlich aufgewogen durch die
Schätze, di« sie hat!
Wunsch. Bauer (unten im
Hause zu dem oben arbeitenden Wei
be): Anna bist D' oben? Weib: Ja
wohl! Was willst? Bauer: Thu' mir
eine Freud'! Weib: Na, die wäre?
Bauer: Bleib' oben.
Jalscher Same.
„Womit kann ich dienen, werthe
Frau Mllller?" fragt Herr Blum, d«r
Inhaber der Samenhandlung Blum >k
Sohn eine Frau in schwarzer Tracht
mit dem Wittwenschleier.
Frau Müller verlangt Resedasamen.
„Mein seliger Mann", fügt die gesprä
chige Frau Müller erläuternd hinzu,
„liebte Reseda leidenschaftlich, und da
will ich feine Lieblingspflanze mit eig
ner Hand auf feinen Grabhügel pflan
zen." Und während Frau Mllller im
Anschluß an diese Erklärung sich über
die Eigenheiten ihres seligen Gatten
in ausgiebiger Weise verbreitet, sucht
Herr Blum das Verlangte heraus und
legt ein Päckchen mit dem gewünschten
Resedasamen auf den Ladentisch. Eben
will Frau Mllller dasselbe ergreifen,
als die Thür sich öffnet und ihre Bu
senfreunvin Frau Schulze eintritt.
Mit überfließender Zärtlichkeit begrü
ßen sich die -beiden zungengewandten
Damen, und während Herr Blum ei
nige andere inzwischen eingetretene
Kunden bedient, wendet sich sein Sohn
an Frau Schulze mit der Frage nach
ihrem Begehr. Frau Schulze verlangt
Radieschensamen.
„Mein Mann ißt nämlich, wie Sie
wissen müssen, liebe Mllller, Radieschen
für sein Leben gern, und da will ich
selbst welche in unserm Kärtchen zie
hen; selbst gezogene Früchte schmecken
immer am besten", meint Frau
Schulze.
Blum junior legt das Päckchen mit
dem Radieschensamen auf den Laden
tisch. Aber Frau Müller und Frau
Schulze sind mittlerweile so tief in's
Gespräch gerathen, daß si« Reseda und
Radieschen und Zeit und Ort vergessen.
Frau Müller läßt sich über die Tugen
den ihres Seligen, Frau Schulze über
die Untugenden ihres lebenden Gatten
mit echt epischer Breite aus. „So ei
nen Mann kriege ich nicht wieder!" ist
der Refrain der Reden der Frau Mül
ler, und Frau Schulze meint: „Ich
sage Ihnen, liebe Müller, ich muß mei
nen Mann behandeln wie ein rohes
Ei."
Bei solcher Unterhandlung vergeht
die Zeit gar schnell, und erst als die
Uhr im Laden die Stunde schlägt, fährt
Frau Schulze «ntfetzt zusammen:
„Himmel, ich muß nach Hause wenn
das Essen nicht pünktlich auf dem Ti
sche steht, macht mein Mann einen Hei
denspectakel!"
„Ich begleite Sie ein Stückchen,"
sagt Frau Mllller, die ihr stets vol
les Herz noch nicht ganz ausgeschüttet
hat.
Eines Tages Herr Blum denkt
„Ist das Reseda?" ruft sie wüthend
lich überschnappt. „Das das ist
lich.
gehört, daß min Radieschen auf Grä
ber pflanzt?"
Herr Blum reißt die Augen und den
ihres seligen Mannes besser im Stand
hält, als ich das des meinigen, die hat
mich schön ausgelacht m!t meinem Un
kraut; und nun trägt sie mich in der
ganzen Stadt herum, weil ich das
Grab meines Mannes zum Gemüse
beet gemacht habe. Solche Niederträch
tigkeit! Ich bin blamiert, entsetzlich
blamiert!" schluchzt Frau Mllller.
„Und daran sind Sie Schuld Sie!"
fährt sie dann plötzlich auf; „Sie ha
nette Wirthschaft in Ihrem Geschäfte
pfui!" Da aber ist die Geschäfts
ehre des Herrn Blum angegriffen und
darin kennt er keinen Spaß.
„Ich muß sehr bitten, werthe Frau
bei mir herrscht die peinlichste Ge
wissenhaftigkeit kein Apotheker kann
achtsamer sein als wir ich entsinne
mich jetzt ich selbst habe Sie be
dient, und zwar ganz Ihrem Verlan
gen entsprechend."
Jetzt mischt sich Blum junior, dem
inzwischen eine merkwürdige Ahnung
Noch hat Blum junior nicht ausge
sprochen, da wird die Thüre ausgeris
sen, und herein stürmt mit unHeil
der Hand ein Gewächs schwingend,
das die Anwesenden alsbald als Reseda
erkennen.
„Da da haben Sie Ihre Radies
chen!" ruft sie mit Nachdruck und wirft
die Pflanze auf den Ladentisch, „essen
ist das nicht!"
„AlsoSie sind es," zischt Frau Mün
chen überlassen hat."
„Verehrtest«, Sie waren die erste, die
eines der Pakete natürlich das fal
sche nahm und so das ganze Unheil
anrichtete jetzt ist mir freilich alles
klar!"
„Das ist eil-i Lüge!" schreit Frau
Müller dagegen, „Sie sind die Anstif
terin!"
„Was? Sie schimpfen mich eine Lüg
nerin? Da haben Sie Ihre Reseda
zurück, Sie " und Frau Schulze
rafft die Reseda vom Ladentisch wieder
an sich und wirft sie der Busenfreundin
a. D. ins Gesicht.
„Und -da haben Sie Ihre Radies
chen verzehren Sie sie mit Gesund
heit!" kreischt Frau Müller und
schleudert mit sicherer Hand das
Radieschen nach dem wüthenden Geg
ner.
Herr Blum verbittet es sich energisch,
sein Lokal zu einem Schlachtfeld zu
machen und weist die kämpfenden
Frauen hinaus.Zähneknirschend räu
men die erbitterten Amazonen das
Feld, und furchtbaren Groll im Herzen,
gehen die ehemaligen Freundinnen als
geschworene Widersacher auseinander;
der vertauschte Reseda- und Radies
chensamen war für sie zum Samen der
Zwietracht geworden.
Gegen die Kibiye.
Auf „Kibitze", die unbeteiligten Zu
schauer beim Kartenspiel, war man
schon vor Jahrhunderten nicht gut zu
sprechen. Die „Berliner Schenkwirthe"
haben im Jahre ISB3 durch Leonhart
Thurneisser im grauen Kloster die fol
gende „newe Straff-Ordnung" drucken
eyn heyße angst wurdt, den soll man
bald verjagen und heiß in eyn Kibitz.
Wer aber die charte von zween spielern
die gasse."
denn, wenn die Leute Dich über uns
befragen? Ich sage: Sie sind noch
gar nicht verheirathet!
Auskunft. (Auf dem Per
ler.) Ihr Name? Heinrich Leh
mann.,— Ihr Alter? Auch so.
Am 26."Mai 1860. Ihr Stand?
-Habe kemen, verkaufe von der
Enttäuscht. Schwiegermut
ter: Ihre große Zärtlichkeit für meine
Tochter, mit welcher Sie so sehr zur
Hochzeit drängen, ist ja sehr erfreulich,
daß Sie sich aber nicht einmal in einen
vierteljährigen Brautstand finden wol
len. ist mir unbegreiflich. Bräuti
gam: Mir aber nicht denn ich kenne
mich. Wenn die Sache nicht schnell
geht, gefällt mir am Ende wieder eine
Andere!
Billig« Fahrt.
„Dort kommt Einer, der schläft schon
halb und halb, das ist unser Mann!
Nicht vergessen: Du bist Graf und ich
Baron, das gibt viel mehr Respekt!
Und er ahnt absolut nichts. Kut
scher! Wir wollen- mch der großen
Gürtelstraße; waS kostet es?" „3
Mark, Euer Gnaden!" „Gut, ich
aber fährt bis zur Gürtelstraße. Ich
werde schon klopfen. So, bitte Herr
Graf, nehmen Sie Platz!" „Aber,
Herr Baron, steigen Sie zuerst ein!"
„Bitte, Herr Gras, steigen Sie nur
«in!" „Aber bitte! Aber bitte! So,
.Schimmel, jetzt sei stolz, Du hast
«im noble Fuhre, -einen Baron und ei
nen Grafen, so 'was ist Dir noch
nicht passirt! HU, Schimmel! Hü!"
„Gut ausgedacht, Schwupsel! Ob's
aber gelingen wird? Wir sind am
Ziel. Ich spreche mit dem Kutscher
und Du —" Werd's schon machen!
Wir sind da!" „So, ich bin da.
Also, Kutscher, «r ist gut gefahren.
Jetzt fährt er den Herrn Grafen Gür
telstraße 111. Der Herr Graf wird
dann zahlen!" ..I' bitt. Herr
' :
Graf Wir sind schon da. Is «i'
steigen! Bitt' Euer Gnaden! Ja,
iv- sind denn Euer Gnaden? Der Wa-
gen ist ja leer KreuzmiMonendon
nerwetier! Was schaust mi' denn jetz!
so dumm an, Roß übereinander!?
Zwei solche Schwindler. A, da hört
si' Alles auf!"
A Morgabclrachlung.
Ä Schlaihäbluafcht g'feah',
Jetzt fcheaner, noi', ka' n es
Net glei' ebes gea'.
I fchtand na' an d Hecka
Wia lang? Und die Blüathla
's ischt wia bei de Mädla.
Doch schtille jetzt sei',
So'fcht lang i bei deans
In Dräck am End nei'.
Gedank/nfplitter.
Den theuersten Marstall bilden
die Steckenpferde.
Der Mensch soll von seinem
Nächsten nur Gutes reden. Da nun
Jeder sich selbst am nächsten ist, so
viel Selbstlob in der Welt gepflegt
Dummheit ist ein Werthpapier,
welches die Klugen zu versilbern
wissen.
Erschrick nur nicht! 's hat keine Noth!
Den, der sich stets geduldig plagt,
Nennt ihr Philisters«!'.
Indeß es ist so wohlbestellt,
Wie paßte wohl in diese Welt
Ein feuriges Kameel!
der Elektricität lebt.
Wer im Geiste will hoch hinaus,
Muß auch auf Alltägliches sinnen,
Sonst erbaut er ein hohes Haus
Mehr als Unglück und Berken-
Aus Schlüssellöchern und Bretterspal
ten
Hat Fama schon oft ihr Futter er
halten.
Durch «in s«ltsam«s
Hinderniß erlitt der zwischen Belle-
Störung, wohl aber dem nächsten. Die
ser um 5 Ulir 45 Min. Bellegarde ver
lassende Passagierzug war kaum an der
nahm der Zugführer zu folgendem
Mittel seine Zuflucht: Nachdem man
zwischen den Stationen Plaine und
Savigny schon 49 Minuten Verspä
tung konstatirt hatte, stieg er aus und
ließ von dem ganzen Zugpersonal die
Liebesbrief ein«s Ne
da c eurs. Theures Fräulein! Ich
liebe Sie innig und frage hierdurch an,
alle unnöthigen Facta bei Seite und be
schreiben Sie das Manuskript nur auf
einer Seite!
Aus der Berliner Ge
srech! Das ist doch selbstverständlich."
„Sagen Se det nich, Herr Jerichts
hos; ick hab' 'ne Schwester, die is zum
Beispiel mit 'ne MannZp:rs»n verhei
rath'!" . ~ - , -
Si» Must«r-Hot«l.
Es giebt ein Hotel in der Nachbar
schaft London's, das auf seltene Art
des Besuchers Anerlennung sich zu er
werben sucht. In dem Haupteingang«
hängt nämlich in alter englischer, grob
deutlicherHandfchrift «in solide
gende zu lesen ist:
~'l'lis jjusl, Ilotsl.
Der ganze Komfort des eigenen
Hauses ohne irgend welche Verant
wortlichkeit.
Dieses Hotel ist speciell gebaut und
eingerichtet für den Komfort und un
eingeschränkte Benutzung der Besucher.
Gefällt Ankommenden die Lage
bahn, einem Piano, einem Restaurant,
«inem Post- und Telegraphen-Bureau
und anderen modernen Einrichtungen,
Apotheker, eine Waschfrau, zwei Lauf
burschen und drei Kellner. Diese Kell
ner können beliebiger Nationalität und
Farbe sein, mit in der Mitte gescheitel
tem Haar, nach Wunsch gestutztem
Bart oder glatt rasirt, mit Glacehand
schuhen, tadellosem Fack, stets die ge
wünschte Blume im Knopfloch. Dol
metscher für alle Sprachen auf gefällig«
Requisition zu jeder Tages-und Nacht-,
zeit. Alle nur gewünschten Wörterbü
cher, Grammatiken, Zeitschriften, Ta
gesblätter, Bücher und so weiter in der
Minute geliefert. Mahlzeiten zu jeder
Minute auf Zimmer oder in dem Spei
saal, wo für jeden Gast der beste Platz
refervirt bleibt. Jeder Gast, dessen
oder Diner nicht innerhalb
16 «Sekunden vollkommen heiß und ta
dellos servirt wird, ist gebeten, sofort
im Bureau des Hotels Beschwerde zu
erheben. Kinder
aus dem Sammetteppich der Zimmer
Kreisel zu spielen, bei schlechtem Wet
ter sich auch einen Pony zum Zeitver
das Herunterfallen von Stiegen etc.
Was an Desserts von Müttern und
brannte Tischdecken werden gerne durch
der Nachtzeit servirt. Die Clerks des
Hauses sind sämmtlich Universalgenies:
sind Meister in Cricket, Fußball und
allem anderen Sport? Überdem sind di«
verpflichtet,bei allen Nennen die gewin
nenden Pferde vorauszuwissen. Beten
und Predigen ist die besondere Domäne
des Bureauchess und seiner Untergebe
nen. Die Kenntniß der Hotelbeamten
in Bezug auf Reisewissenschaft ist er
staunlich und übertrifft Alles, was nur
«in „Bradfhaw" oder „Bädeker" davon
hält. Hunde bittet man frei im Hause
herumlaufen zu lassen; sie werden der
Gegenstand besonderer Aufmerksam
keit sein. Herren können in allen Räu
men rauchen, trinken, fluchen, die ande
ren Ankömmlinge begaffen etc. etc. Der
Hotelbesitzer wird stets glücklich sein,
von seinen Gästen zu hören, daß sein
anderes Hotel viel besser ist, als „The
Bush", daß seine Weine scheußlich, sein
Essen miserabel, die Behandlung er
bärmlich, daß er, mit einem Wort, der
Besitzer eines Stalles, nicht aber eines
Hotels ist, daß die Polizei ilm als
Schwindler einsperren sollte für den
Betrug, den er an den Besuchern durch
James Watts, Besitzer."
Zu höflich. Müller: Ach,
Augenblick! Schulze: „Was wollen Sit
denn, Müller? Müller: Ich habe ge-
Sie: „Glaubst Du, daß ich ein Ge
trag' meinen vorjährigen Hut neugar»
nirt schon beinahe acht Wochen und
hab' es bis jetzt noch keiner Menschen
seele erzählt!"
Unser« Dienstboten.
Madame: Minna, Sie haben ja heut«
noch gar nichts zerbrochen. Dienst
mädchen: Ja, wissen Sie, Madame,
heut ist doch Ihr Geburtstag, da wollte
ich Jhmn 'ne kleine Ueberraschung be
reiten!