2 Eine Zndianergcschichte. Apotheker (der früher im Indianer» gebiet gewesen, am Stammtisch erzäh lend): „Aenne gans eegendiehmliche Geschichte is mir da unter andern bas» sirt. Eeenes Dages nämlich, wie un ser« Exbedizjohn so ä wildes Felsen dahl durchstreeft, un mir drei Forscher, de Gebrieder Humbold un ich, grade unsern Soldaten L Stickchen vorneweg geeilt sin un ganz arglos aus ä Hohl wege treten heernse, da gommen Sie zwee Drubbs Indianer uff «emal in sausender Karriere 'rangesprengt— links ä Drubb Sioux un rechts ä Drubb Irokesen denn ich gannte die Brieder an den Federbischeln ä Hagel von Feilen saust auf uns ew un haste nich gesähen! stecken m'r ooch schon zwee von den verdammten Dingern in der linken Seite. Nu is es immer gut, wenn der Mensch Kennt nisse un de Oogen offen hat. De Feile gengift von Strychnin is! Wie m'r das dorch de Gedanken schoß, war ich ooch schon nach rechts vorgesprungen. Awer in dän Oogenblick erschienen un sere Soldaten, gingen mit ään drei mal'gen Hurrah vor un de Indianer kratzten aus. Ich in der Angst, daß rs zu spät ser mich wär'n gennte,renne den eenen Irokesen nach un schreie in «enen fort uff irokesisch nadierlich: „Schießen Se nur noch ä eenz'gen Feil uff mich! Nur L allereenz'gen! Heernse, sein Se doch so gut!" Un das Luderchen muß es endlich ooch begriffen ham. Denn uff «emal sdreht er sich um un fchwibb! sitzt m'r noch schon ä Fitscheseil im Bauche. Ich war gerettet awer 's war ooch de iheechste Z«it,un drei Dag« haw ich noch von wägen den Schrecken krank ge legen!" Chinesische Hcirathsbräuche. Wenn Jemand im Land der Zöpfe ein Mädchen freien will, so ist das Erste, was er thut, datz er das „Horo skop" seiner Geliebten stellen läßt, um zu erfahren, ob er mit ihr eine glückliche Ehe haben wird. Fällt es günstig aus, so wechseln zuerst die Eltern des Bräu tigams und der Braut Briese. Der Water der Braut redet von seiner Toch ter als „verächtlich". Sein Haus ist tine kalte Wohnung, während die El- Nater und einer seiner Freunde leiten die Unterhandlungen. Nachstehend sei in wörtlicher Uebertragung der Brief Tochter eines seiner Nachbarn für fei nen Sohn bat: „Auf den Knieen bitte ich Dich, nicht dieses kalte und gemeine lose Geschlechter auf die Vollendung des Maßes aufrichtiger Zuneigung. Mö gen sie singen vom Einhorn und jede Glückseligkeit genießen. Auf den Knieen bitte ich Dich, meinen Vorschlag günstig auszunehmen und den spiegel hellen Glanz Deines Auges auf diese Zeilen zu werfen." Auf dies Schrei ben erwiderte der Vater mit solle. „So sei zu hoffen, daß dem Paar beständiges Glück zu Theil werde." Weiter nichts. Dame: „Ich möchte gern Unterricht im Malen nehmen, Herr Professor; -wie würden Sie mir das Honorar berechnen?" Maler: „Ja, mein Fräulein, es ist zu spät für Sie, jetzt erst anzufangen, wenn Sie was Ernsthaftes schaffen wollen." Dame: „Ach. das will ich ja gar nicht, ich will nur so viel ler nen. daß ich nachher Unterricht geben lann." Unverbesserlich. Rich ter (zu einem schon vielfach abgestraf ten Wilderer): „Sie sind zu einem Monat Arrest v«rurth«ilt; haben Sie noch etwas zu bemerken?" Ange ber Schonzeit absitzen!" Abkühlung. Dichterling: „Nur ein Wort, Gnädigste, ein einzi lichen!" Auch ein Berus. Vater (reicher Hausbesitzer): Ja, Junge, sagt willst? Sohn: Ach, Bater, dann Ken Durst. Derselbe ist grundlst." Der Kalraktar von Scialla. Die türkische Vilajetstadt Scutari am Skadarsee ist berühmt ihrer Waf fenfabriken wegen, man bringt dort dort noch viel seltsame alte türkische Waffen. Letzteres lockte mich von Vene dig, wo ich den Winter verbracht, nach dieser Stadt, dem Scodra der Alten, um nach dergleichen kostbaren Alterthü mern zu spüren. Ich war nun schon acht Tage in der Garnisonsstadt und mein Aufenthalt dehnte sich in die Länge, da ich auf die Rückkehr eines ausrangirten Nizamoberst warten mutzte, der um seine Pension einzukla gen, nach Konstantinopel gereist war, und ich schlenderte außerhalb der Stadt umher, machte auf der Drinafa briicke Halt und schaute über den tief blau schimmernden See, auf dem fon nenumhaucht« Segel schwammen, zu den-albanesifchen Bergen hinüber, die sich in erhabener Majestät austhürm ten, ihre eis- und schneebedeckten Fir nen zum Himmel emporstrickend. - Es lag eine wunderbare Färbung auf der Landschaft, der See strahlte in einem geradezu erstaunlich durchsichtigenßlau, die röthlichen Hügel seiner Ufergelände waren in den Falten mit südlich üppi ger Vegetation geschmückt, weiß leuchtend dehnte sich die Stadt mit ih ren spitzen Minarets, goldigen Kup peln und würfelförmige» Häufern, blauer Duft umschwebte den unteren Theil der Berge, blendend von der Maisonne waren die Eisfelder und Gletscherfirnen bestrahlt. Ueber all diesem spannte sich ein wolkenloser glasklarer südlicher Frühlingshimmel. Es war ein Landschaftsbild, wie man es in der Welt kaum zum zweiten mal in der Vereinigung einer solchen Vroßartigkeit mit entzückender Lieblich keit erblicken dürfte. Ich stand im Anschauen dieser Pracht ganz versun ken, da weckte eine Stimme neben mir, die in deutschen Lauten sich kund gab, mich aus meiner Begeisterung. „Ja, schön sind diese Berge," sprach ein Mann, der ohne daß ich darauf Acht gegeben, neben mir gestanden, mich an, ,wunderschön,aber nur von außen, hier in der Türkei ist Alles nur von außen schön drmnen ist Elend und Ver kommenheit überall hier, Herr." Ich schaute den Sprecher an es Mar ein Mann in der Mitte der Vier ziger, schlank gewachsen, mit feinem aber wenig energischem Gesicht, dessen ganz« Erscheinung sofort den deutschen Gelehrten erkennen ließ. Ich mußte Wohl bei dieser unvermutheten Anrede ein etwas überraschtes Gesicht gemacht haben, denn der Herr griff schnell in die Seitentasche seines Ueberrocks und gab mir mit entschuldigender Beflissen heit eine Visitenkarte auf welcher ich las: Dr. Heinrich Tänner, Professor -- Leipzig. „Ich bin Geologe, lehre ün der Universität in Leipzig, kenne Land und Leute hier genau. Sie sind ein Landsmann, Ihrem Ausruf nach. Wenn ich Ihnen mit etwas dienen kann." So sprach der redefertig« Herr weiter. Ich verneigte mich. „Sehr lie benswürdig", gab ich zurück. „Sie sind Vöhl schon längere Zeit hier?" „Das dritte Mal," beeilte sich der Mann, zu sagen. „Auf Forschungs reisen für eine belgische Aktiengesell schaft. Ich soll nach verschiedenen Metallen in den AlbanerVergen suchen. Ss wird wenig dort zu holen sein. Als ich das erste Mal dort war der Sprecher deutete auf die Schneeberge getragen aber kein Gold und Sil ber. kein Nickel und kein Platina, son — erstaunlich etwas echt Albanesi sches." Obwohl jene Berggebiete kaum eine von Scutari entfernt, sind sie dennoch fast völlig unbekannt, besonders für den Fremden, auch der Türk« verirrt sich selten dahin und der Beamte, welcher ab und zu in jene Berge versendet wird, dürfte auch wohl kaum tief dort eindringen. Mich in leressirte es deshalb.durch einen gebilde ten Menschen etwas von den weltabge schlossenen Albaner Schluchten und Felsennestern zu erfahren und ich frug den gesprächigen Herrn: ob er in jenen »nzugänglichenßergwildnissen vielleicht längere Zeit gewesen? „Mehrere Tag« einmal, das war genug. Mein jugendlicher Magen selbst hätte es nicht länger dort oben ausgehalten falls ich tiefer dort hinein gekommen wäre. Wollen wir nicht in das Kaffee drüben gehen und ein Stündchen daselbst plaudern," for derte der Herr mich auf. Der Professor deutete auf ein größe res Haus am Stadtkai. und bald schlürften wir trüben aber sehr starken guten Kaffee. „Ja, ich war drei Tage einmal hin tereinander in jenen Bergen" be gann der Professor. „Meine Excursion nahm jedoch einen höchst unerwarteten Werlaus. Es war im Jahre 1883 im Frühling, ich sollte Untersuchungen an stellen und reiste von Scutari mit zwei Trägern auf Packeseln, ich selbst ritt stolz per Maulthier." Die Landschaft war noch frisch grün, der Staub mäßig und verhältnißmä ßig schnell traten wir in die höheren Bodenerhebungen ein. Bald nahmen Albanerberge auf. Als wir ein paar Stunden höher hinauf, in die kahle Felsenwildniß ge stiegen waren, traten uns an einer rie senhaften, engen, völlig vegetationslo sen schwärzlichen Schlucht ein Paar große in schmutzige weiße Wollbosen und eben solch« Jacken g-kleidete dun kelhaarig« und scharfäugige Burschen entgegen, deren blaue Leibgurte! ein ganzes Arsenal von Pistolen und Dolchmessen zeigten, hielten uns ihre langen Flinten entgegen und riefen: Halt: gibt's?" «Nicht weiter!" „Warum denn nicht?" . »Wer seid Ihr?" „Ich bin ein deutscher Gelehrter', radebrecht» ich auf Albanisch. „Wir sind Träger des Herrn," antworteten meine Begleiter auf türtisch. „Zurück ihr da!" riefen die Albaner meinen Stambuler Genossen zu „den Esel mit dem, was darauf ist, laßt hier. Macht, daß ihr fort kommt" und bei dieser freundlichen Aufforderung legten die wild herunter gekommen aussehenden Bergbewohner ihre Gewehre auf meine Begleiter an. M»ine Türlen zögerten denn auch keine Minute. Sie ließen mich und die Esel im Stich und rannten bergab wärts so schnell ihre Beine sie tragen wollten. „Was willst Du hier bei uns?" fru gen mich jetzt die Kerle. ..Steine unter suchen für ein wissenschaftliches Werk." Unsere Steine sind wie alle andern lich. „Du willst Wege auskundschaf ten für die Hunde, die Türken." Die Augen der langgewachsenen Bur schen blitzten bei diesen Worten mich „Ich bin kein Türke, habe mit keinem Türken was zu schaffen, und die Tür ken gehen mich absolut nichts an. Ich wohne seii einem halben Jahr in Scu. tari und mein Ziel und meine Beschäf tigung war dort einzig Steine unter suchen." „Laßt mich weiter ziehen zu Eurem Bairaktar" das ist der Borsteher des Stammes, denn die Albanesen bil den Gruppen von Gemeinden, die unter Führung eines von ihnen gewählten etwas begüterten und sonst hervorra genden Stammesgenossen stehen, er klärte mir der Professor, „der soll ent scheiden." Die Ker.e standen noch immer un heimlich beisammen und nun machte sich der eine verdächtig mit seiner Flinte zu schaffen. Mein Herz klopfte jetzt recht bedeu tend und die Worte wollten mir nicht aus dem Munde, so trocken wurde mir mit einem Mal der Hals. „Ich habe ein Schreiben von einem Gutfreund an den Bairaktar von Scialla das ist ein Hauptort in jenen Gebieten schrie ich und hielt den Kerlen einen aus geschriebenen Brief, den Glücksfall erhalten, hin. Die Bur schen nahmen das Blatt und sahen hin ein, aus ihren Mienen wurde mir klar, daß keiner von ihnen zu lesen verstand. Sie warfen das für mich so kostbare Blatt an die Ehre, der eine von ihnen, ein Riesenkerl mit langen herabwallen den krausen Haaren und einer schön mit Elfenbein ausgelegten Flinte, er griff mein Maulthier und suchte das selbe von dem Saumpfad abbiegend, in eine Seitenschlucht zu ziehen. Ich sprang von dem Thier. „Ich folge nicht" rief ich. „Ihr habt kein Recht mich fortzuführen. Ich bin kein Feind. Ich habe Euch nichts gethan. Ihr handelt wie Räu ber." Die Kerle antworteten gar nichts der hinter mir gehende gab mir je doch als Erwiderung auf meinen Pro test einen solchen Kolbenstoß in das Kreuz,daß ich ein halb DutzendSchritte vorwärts stolperte. Jetzt war die Sache entschieden un gemüthlich. „Hilfe, Hilfe, zur Hilfe!" schrie ich, - obwohl dies ja eigentlich ein Un sinn war, denn wer sollte mich hier hören, aus Lebenskräften auf Alba nisch. Mein Ruf gellte in vielfachem Echo in dem engen Felsthal. Ein paar weitere Kolbenstöße bewirkten, daß ich mein Schreien einstellte und weiter stol perte. In diesem Augenblick ver nahm ich hinter mir Rusen. Ich wandte mich um und sah eine Mann auf uns zukommen, der meinen Perga ment-Brief in der Hand hielt. Es war ein großer, stattlich gewachsener Mann in etwas besserer sauberer Klei dung mit einem wallenden blonden Bollbart. „Dieser Brief ist an mich gerichtet, mein Herr" sprach jetzt der Näher gekommene mich in reinem Türkisch an. „Ich nehme Sie unter meinen Schutz. Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Leute handelten aus Mißverständniß," erklärte er mir und legte mir die Hand in eigenthüm licher Weise auf die Schulter. Die Hand dort lassend, sprach er darauf wieder für mich unverständlich zu den Albanesen. Jetzt wandte sich der Zug aus der Schlucht heraus auf den Saum» Pfad zurück und folgte diesem weiter bergauf. „Sie kommen zu einer schlimmen Zeit in unsere Berge" nahm jetzt der Bairaktar das Wort und schaute mich dabei aus seinen dunkelblauen Augen scharf prüfend an. „Die Türken be reiten gegen uns etwas vor. Das wissen wir, und die Stimmung der Albanesen ist derart, daß sie alles todt schlagen wollen, was Türkisch ist oder nur von jener Seite" er deutete nach der Tiefe „kommt. Es ist da her für Sie am besten, wenn Sie um kehren. Heute können Sie das mit Sicherheit nicht. Ich bitte Sie da her bis morgen mein Gast zu sein. Länger werde ich wohl kaum im Stande sein, Ihnen Schutz zu gewäh ren." Der Mann sprach diese Worte beinahe leise mit beobachtenden Blicken auf die uns vorausgehenden Albanesen, die meine Esel und das Maulthier trie ben. Ich dankte dann stockte die Unterhaltung und wir wanderten schweigsam stundenlang unwegsame Pfade in kahle, öde Felsengewirre hin-! Scialla. „Wir sind angelangt," rief jetzt der Bairaktar. „dort ist mein Haus! Er sprach wieder zu den Männern, die mich gefangen genommen und forderte mich dann auf, den Leuten einen klei nen Lohn zu zahlen. Wir waren vor dem bezeichneten Hause angelangt und hielten. Ich gab den Männern ein Zehnsrank-Stück, das sie ohne Dank nahmen. Der große Albanese spuckte auf das Geld stück und steckt« «s in den Gürtel be vor ich begriff wie und wohin, waren die Kcrle verschwunden aber vor mir auf der Schwelle des Hauses stand ein Wesen, das mir wie eine überirdische Erscheinung vorkam. Die blasse Früh lingssonne beleuchtete ein großgewach senes Weib, mit einem klassisch regel mäßig-edlen griechischen Gesicht. Es hatte eine durchsichtige Blässe, die an durchleuchteten edlen gelblichen Mar mor erinnerte und aus diesem Gesicht strahlten in sanftem Feuer groß«, schwarze mächtige Augen, welche die Frau nach einem langen forschenden Blick auf mich niederschlug und in der Folge nur selten noch erhob. Die Lider waren seltsam breit und von ei genthümlich zartem bläulichen Schim mer überhaupt. „Mein Weib, sprach der Bairak tar. Es heißt den Gast aus unserer Schwelle willkommen —". Die Frau gab mir eine sich kalt anfühlende kleine Hand. Ich bemerkte dabei, daß ihr Arm eine wunderbar« Formvollendung hatte. Sie wandte sich zum Hause und wir folgten ihr. Ein kahles Ge mach mit rothgepflastertem steinernem Fußboden, auf dem Strohmatten la gen, nahm uns auf. Der Bairaktar bat mich, es mir bequem zu machen. Das fei ihr Prunk- und Fremden zimmer, fügte er mit einem wehmüthi gen Lächeln hinzu. Ob'ich Vorräthe bei mir hätte? frug er darauf, denn sie hätten nichts als harten Ziegenkäse und Maismehlbrod, das mir wahr scheinlich nicht munden würde. „Wir sind arme, sehr arme Leute," fügte er hinzu. Ich antwortete, daß ich für zehn Tage Proviant auf meinen Eseln hatte. Der Bairaktar ging hinaus, und ich hörte ihn die Esel abladen und dann Anordnungen ertheilet?. Eine Stunde später erschien die Frau und trug einen niedrigen Tisch in das Zimmer, legte ein grobes Lein tuch daraus, setzte einige Zinnteller hin und brachte dann Schüsseln mit gekoch tem Lammfleisch. Reiz, Zwetschen und Kouservensupp«. zubereitet aus meinen Vorräthen. Sie that dies alles schweigend ohne aufzublicken, aber mit einer wahrhaft holdseligen Miene und Bewegungen, wie eine Königin. Ich hatte in meinem Leben nie eine so schö ne Gestalt und solch eine edle natür liche Grazie gesehen. Der Bairattar erschien und blieb in der Thür stehen. „Bedienen Sie sich, mein Herr, und lassen Sie es sich schmecken," forderte er mich auf, indeß die Frau mir die Suppe auf den Teller that und hinter d:n Sessel sich stellte. „Sie speisen doch mit mir," lud ich meine Wirthsleute ein. „Ich rühre sonst nichts an." „Wenn es Ihr Wunsch ist. darf ich, ihn nicht abschlagen," erwiderte der Bairaktar. Es ist jedoch bei uns nicht Sitte, daß die Frauen mit den Männern gemeinsam essen." „Und darf hiervon nie eine Aus nahme gemacht werden?" „Wenn meine Frau will," gab der Bairattar mit einem fragenden Blick auf das schöne Weib zurück. Die Frau schüttelte ernst das Haupt und blieb hinter Stuhle stehen. „Sie ist sehr konservativ und hält streng an unseren Gebräuchen." sagte der Bairaktar. „Sie ist eine Alba nesin vom Scheitel bis zur Sohle. Sonst gut, sanft, Nachgiebig und lenksam, ist sie in in dieser Hinsicht starr und unerschütterlich, wie ein Fels.". So fügte ich mich denn in die Lan dessitte. Schweigend und schnell, laut los bedient von der schönen Frau, ging das Mahl vorüber. Tann räumte sie ab und bereitet« im Zimmer mein La ger. Das war recht primitiv. Ein Sack voll Maisstroh, der an den Bo den gelegt wurde und ein paar Schaf selle darüber. Der Bairaktar brachte aus meinem Gepäck noch einige Wolldecken. Er sagte, daß er es für sicherer für mich hielte, wenn ich nicht ausginge, er wollte mir, falls ich es erlaubt«, Ge sellschaft leisten. Mir wäre es natür lich lieber gewesen, nicht in gewisserma ßen halber Gefangenschaft in d«n er sehnten Bergen mich zu befinden. Was konnte ich jedoch machen? Das, Was ich erlebt, schien die Vorsicht mei nes Wirthes zu rechtfertigen. Ich nahm daher den Borschlag meines Wirthes dankend an und bot ihm von meinen Cigarren an. Der Bairattar bracht« j«doch «ine herrlich« Wasser pfeife mit zwei Schläuchen, gab mir das eine Bernsteinstück und nahm für sich das andere. Die schöne Frau trug ein Kohlenbecken, in welchem ein alterthümlichcs bauchiges Kupfergefäß stand und ein sesselartiges tleinesTisch chen mit Schälch«n gestoßenen gesüßten Kaffeepulvers herein, setzte es mit nie dergeschlagenen Augen vor uns hin und ging hinaus. Mein Wirth goß mit einer Blechkelle lochendes Wasser in die Tassen, lud mich zum Trin ken. „Vor einer Woche noch." sprach er, Kopf. Ihr Mann sprang hinzu und vertheidigte sein Weib. Der Türke stach den Mann nieder. Das bei uns Arm nach der Ebene und Scutari hin unter „eifrigst rüsten. Leute ha ben wir genug, ein Albaneser gilt hier Waaren können uns nicht die geitü gende Munition verschaffen. Die Angelegenheit steht daher für uns schlecht und deshalb finden Sie diese lich. glauben in gutem Recht gehandelt zu haben. Ach Herr," fuhr der Bairak tar fort. „Die Zeiten unserer Frei heit sind vorbei das glaube ich. stantinopel gelebt und Kenntniß von Vielem, was unten vorgeht. Wir leben noch heute, wie vor fünfhundert Jahren. Das geht nicht, nachdem die unten so weit vorgeschritten. Die haben Eisenbahnen, Dampfschiffe, Fa- Nichts Geld machen. Geld ist heute die größte Macht. Wir haben nichts, nicht einmal einen Eisenpflug, um un serem harten Land ein paar Feldfrüchte abzugewinnen. Wir schmachten in Armuth, nur eisersüchtig bedacht, un sere Freiheit und unsere alten Gesetze zu bewahren. Wir sind stehen geblie ben um uns wogt und brandet eine neue und mächtige Zeit, deren Haupt kraft das Geld ist und diese Woge wird uns und unsere Freiheit verschlin gen." „Das sind traurige Aussichten. Können Sie denn gar nichts thun, um die Leute in die Bahnen der neuzeitli chen Verhältnisse zu lenken?" warf ich ein. „Die einzige Möglichkeit uns zu ret ten, wäre die Allianz mit den Türken. Dann würden Wege zu uns gebahnt werden. Wir erhielten Maschinen, unser karges Land zu bearbeiten, könn ten Industrie, regelrechten Ackerbau bei uns einrichten, hätten leichten Absatz sür unsere Produtte aber unsere Leute sehen das für schmähliche Knecht schaft, für Unterjochung, für Verlust ihrer Freiheit an. Ich habe leise und vorsichtig Versuche nach dieser Richtung hin angestellt es hat mir aber fast mein Leben gekostet. Man hält mich seit dem für einen halben Verräth«! und traut mir nicht recht. Mein Weib selbst ist auf der Seite der Albanesen," beichtete mir der Bairaktar leisen Tones, finster. Die Sonne war untergegangen, es ward dunkel der Mond stieg über den schroffen, scharsgeschnittenen Fels zacken auf und leuchtete durch die gar dinenlosen Fenster in mein ödes Ge mach. Mein Wirth erhob sich. lich wieder herunter zu bringen. gen Sie gut ruhen!" Mir beide Hände auf die Schulter legend, verab schiedete sich der Bairaktar nach diesen Worten von mir- und ließ mich Erschöpft schlief ich ein. Ich war schon völlig Tag. „Herr," sprach er mich an. „Ge stern Abend sind zweitausend Mann Infanterie und Reiter von Scutari ge gen uns abgegangen. Hafis Pascha führt sie, ein alter erfahrener Krieger. schlössen werden wollen, müssen Sie schleunigst in die Ebene. Stehen Sie auf, Herr!" Ich sprang schnell auf meine Füß:. Mein Mckulthier und die Esc! stan den schon gesattelt vor dem Hause. Nachdem wir ein frugales Früh stück eingenommen hatten, ritten wir bergab. Der Bairattar war schweigsam und schaute starr vor sich nieder. Ich wollte ihn nicht stören so ging es stundenlang zeichen von einer Jndus.rie ..er Begleiter. „Wenn das ein Aufrecht halten der Freiheit ist, so ist das Narr heit." Das waren die einzigen inhalt schweren Worte, welche während der nem ganz anderen" Wege, war, vermittelst dessen ich nach Scialla ge langte, die Ebene erreicht. Hier bielt mein Begleiter. „Sie brauchen mei ne Führung und meinen Schutz nickt weiter," nahm er jetzt dasWort. „Möge es Ihnen gut gehen." „Und Ihnen und Ihrer Frau desgleichen das wün sche ich aus aufrichtigem Herzen. Mögen Ihre Befürchtungen sich nich! , erfüllen." „Sie werden auf's Haar eintreffen," erwiderte der Bairaktar finster. „Wenn nicht " er brach schnell ab, reichte mir dir Hand und trieb sein kleines zottiges Bergseld in den Felsen paß zurück.' hause die Bestätigung dessen, was der Bairaktar mir mitgetheilt. Es waren starke Truppenzüge mit viel Reiterei und Geschützen unter Führung des nach den albanesifchen Bcrgen abge gangen, um die wilden, stets aufsässi gen Stämme endgültig der Pforte zu zu verbringen, unternahm ich eine wissenschaftliche Reise nach Griechen land und kam erst zwei Monate später Auf meine Erkundigung nach dem Stand der Dinge in den albanesifchen Bergen erfuhr ich, daß der Feldzug Hafis Pascha's sehr glücklich verlaufen sei. Der tapfere General habe vier Hauptstädte der Albanesen, Scialla, Hotti, Kastrati und Schkreli zerstört, viele Wasfen erbeutet und die zwanzig Missethäter, welche die Hauptwache angefallen, nebst dem Bairaktar von Scialla gefangen genommen man erwarte seinen Einzug in Scutari täg lich. Mich berührte diese Nachricht sehr traurig.. Ob man die Frau auch ge fangen genommen und ob und wie ich sie wiedersehen würde fragte ich mich schweren Herzens. Es vergingen acht Tage. Da zog der siegreiche Hafis Pascha mit der Beute und den Gefangenen, unter ihnen der Bairaktar von Scialla in Scutari ein. Dürftig war die Beute, einen trau rigen Eindruck machten die Gefange nen. Trotz seines gesenkten Blickes sah der stattliche Bairaktar neben dem kleinen Hafis Pascha wie der Sieger aus Die zurückkehrenden Truppen bezo gen ein Lager am östlichen Ende Scu tari's. Die Gefangenen wurden in ebenerdigen Räumen einer alten Ka serne dicht bei dem Lagerplatz unterge- lch hätte gern den Bairak tar gesprochen. Es wurde mir je doch bedeutet, daß dies heute nicht an ginge, da der Mann zu seiner eige nen Sicherheit in Gewahrsam gehalten werde. „Zu seiner eigenen Sicherheit?" frug ich einigermaßen verwundert den Officier, welcher mir Auskunft gab. „Ja!" erhielt ich zur Antwort. „Der Bairaktur kämpfte zwei Monate lang tapfer an der Spitze seiner Scial la's, als sie endlich eingeschlossen wa ren und die Hälfte seiner Leute von Hunger und Entbehrungen starben.pak tirte er gegen den Willen seiner Stam mesgenossen mit Hafis Pascha, wies ihm den Versteck der Waffen übri gens nur altes unbrauchbares Zeug gestand mir vertraulich der Officier die guten haben sie behalten und zog mit uns. Man hat ihm die Stil lung eines Hauptmanns der Garnison noch nicht entschieden." Und sein Weib frug ich mich wie der. Was mag die arme schöne Frau machen. Vielleicht ist sie auch Hungers gestorben. Ich empfand eine Trauer und einen Schmerz, als « « « Ein glühend heißer Augusttag neigte sich seinem Ende. Eine dämmerig milde Nacht war angebrochen. Der Mond schien nicht, dagegen leuchteten aus leicht umflortem Himmel mit süd licher Krast die Sterne alles in ein un gewisses flimmerndes Licht setzend. Ich fand keine Ruhe im Hause und strich staubter Ulmen wandelnd. Plötzlich sah ich hinter den Bäumen sich verber gend «ine Gestalt an mir vorbeihuschen. Es war ein Weib sie erinnerte mich trotz des flüchtigen Gäriges an eine Erscheinung, die ich schon gesehen hatte, in einer gewissen Entfernung hinter ihr schlichen noch zwei Männer, —es waren Albanesen. Was woll ten diese tollkühnen Menschen hier wo sie jeden Augenblick entdeckt und ten. Di: Frauengestalt schlich sich zu der Kaserne, jetzt stand sie im tiefen Schatten dieses langgestreckten Gebräu- Ich drückte mich in den Schatten des Hauses und kam näher. Jetzt er kannte ich die Stimme ' des Wei tar. „Ich habe Zangen, Oel und Feile. Dich zu befreien. Ich schlich auch nach. Der Truzzi und Mankelo sind auch zu Deiner Hilfe da. Komm mit uns." „Es ist ein Unsinn, Jeli. Wir sind Wicken. .Das ist Verrath an unserer Frei- heit Du bist ein Abtrünniger" hörte ich dumpf die Stimme der Frau erwidei». Resko Ich flehe Dich an. Unsere Leute vergeben Dir, was Du gethan. Laß die scheußli chen Türken. Es sind Hunde, sie be trügen Dich komm mit hier ist das Oel und die Feile. Truzzi und Mankelo stehen Dir bei Komm Ge liebter!" lch habe des Elendes,des völlig aus zu Eurem Besten. '„Du willst nicht kommen" hörte ich mit einem lebenden schluchzenden Laut. „Nein, Jela Geliebte bleibe Du. Geh zu Hafis -- Du bist dort in Leben. „Du kommst nicht?" ertönte es noch mals seltsam heiser. „Nein Jela." Plötzlich sah ich die Frau den weißen Arm erheben und etwas wie ein Messer blitzen. Ich stürze auf die Frau zu. Ich vernehme vom Fenster hinter dem Gitter einen rauhkreischenden Auf schrei, einen ächzenden Laut der Frau und ihr Körper fällt schwer in meine Arme.die ich instinktiv ausgestreckt hatte um ihr den blitzenden Gegenstand zu entreißen. Etwas Warmes rieselte an meiner Hand herunter die Gestalt zuckt in meinen Armen und wird im mer schwerer. In demselben Augenblick i fällt hinter mir, wo ich die Albanesen gesehen «in Schuß. Ich fühlte ein Brennen am Arm höre einen zwei ten röchelnden Aufschrei am Fenster und die Gestalt des Bairaktar ver schwindet. Das alles ereignete sich in Aus den Blitz und Knall des Schus ses eilen Soldaten aus dem Lager her bei, man kommt mit Fackeln. Sie machen bei mir Halt und beleuchten, wie ich von Entsetzen gelähmt dastehe, zu meinen Füßen aus meinen Ar men gesunken regungslos die Frau des Bairaktar auf ihrem Gesichte liegend. Man hob sie auf und ich sah den Griff einer der fast handbreiten albanesifchen Dolchmesser aus ihrer Brust ragen langsam quoll in dem Fackelschein schwärzlich aussehendes Blut an ih r:n weißen Kleidern hinab zu Bo den. Die Augen der Frau waren ge schlossen, ihr Gesicht marmorstarr und ihr Mund offen die Frau war todt. Stimmengewirr und Geräusch er tönte aus der Kaserne. Wie in ei nem schweren Traum höre ich reden und rufen und vernehme die Worte, daß der Bairaktar mitten durchs Herz geschossen, todt am Fenster liege. Man durchsuckfte eilfertig den Platz bei den Ulmen, woher der Schuß gekom men, von den Männern war nicht eine Spur zu entdecken. Nach einem langen Berhör, das ich auf d«m Confulate unter dem Beisitz von türkischen Richtern und Militär personen zu bestehen hatte, reiste ich schnell von Scutari ab, direkt in meine Heimath/um jetzt nach 12 Jahren, nachdem die Albanesen wenigstens ei nigermaßen sich als Vasallen der Pforte fügen meine Untersuchungen fortzu setzen. Verlorene Liebe. In Träfen war'sch, wo ich zeerscht se Dochsß »^deM Wort; fort In Träfen war'sch. In Meißen war'sch, wo ich se wieder sah: Ach, wie se leise slisterte: „Ei ja!" Als ich ihr meine Liebe dhad gesteh'n. Indem ich niedersank auf's linke Been In Meißen war'sch. In Bärne war'sch ich weeß nich, wie's geschah Babba, Adee! In Bärne war'sch. Tickpjennig. Vielleicht haben es die Uebereifrigen unter unseren Sprachreinigern schon wurzelechtdeutschen Bezeichnung wei chen will. Denn in dem Worte „Denk münze" steckt ja leider der fremde Be standtheil „moneta". Da hat uns denn ein glücklicher Zufall einen tröst lichen Ausweg finden lassen. Profes sor Ludwig Geiger veröffentlicht näm- A. BoettHer, dem Weimarifchen Ober konsistorialrathe und Freunde Goetbe's, an David Friedländer. Hier findet sich nun der deutsche Wortersatz für Medaille. Man höre: „Sie haben mich," so schreibt er von Dr-sden, 23. August 1816, „durch die Uebersendunz des gewichtigen bronzenen Dickpfennigs auf Held Blücher gar sehr zu Ihrem Schuldner gemacht." „Dickpfennig" statt Medaille oder Denkmünze ist prachtvoll! Gut informirt. Mutter: „Sie sind also das einzige Kind Ihrer Eltern? Da haben Sie es freilich gut; meine vier Töchter müssen sich „Weiß e«, Frau Bierhuber! Toch 22.Ü0) Dollars!"