«i» MinmiMMiliig. ... (4. Fortsetzung.) Als ich auf der Bank anlangte, schickte ich kurze Antworten auf meine Briefe ab, und jede dieser Antworten hatte imWesentlichen denselben Inhalt, im Ofsiciercasino in der Kaserne sein würde. Ich will den Leser nicht mit Mittheilung der verschiedenen Ver stoß mit Jones. Das Geschäft ging chen, und so in Frieden gelassen, be schäftigte ich mich mit den letzten Vo rbereitungen. Ich verbrannte vieießriese und schrieb einen rührenden Abschieds gruß an meinen Vater, in dem ich un ter dem Schleier großmüthiger Verzei hung die Gelegenheit benutzte, ihm klar überzeugen, ob das Ding in gehöriger Ordnung sei. Endlich um sllns Uhr schloß ich die Bank, begab mich nach war ich froher, als da der Augenblick zum Handeln endlich da war. Wäh rend ich mit dem Anziehen beschäftigt liebevoll zögernd mit dem Gefühl be trachtete, daß ich es vielleicht nie wie der anlegen oder wieder auszieben überbracht, der vor meine Thüre ge sprengt kam. Ich kannte den Reiter von Ansehen sehr wohl, es war der denn ich war selbst die Treppe hin abgeeilt. Der Kerl war augenscheinlich in unser Geheimniß eingeweiht, denn pier übergab. „Ich sollte so rasch als möglich rei ten," sagte er, „und den Brief vernich ten, wenn mir Jemand zu nahe käme." Ich nickte und erbrach das Schreiben. Es lautete: „C. ist gegen sechs Uhr hat Verdacht. Wenn Sie ihn sehen, schießen Sie ihn auf der Stelle nieder." Ich wandte mich an den Boten. „Hatte Mr. Carr ein Pferd?" fragte ich. „Nein, er ist zu Fuß fortgegangen." „Aber auf seinem Gut hat er Pferde?" „Nein, der Herr OSerst hat sie alle Es war immer noch Hoffnung vor handen. Die Entfernung vom Gut des Obersten »ach dem Johnnys betrug auf dem Landweg zehn Meilen, und die von Johnnys Besitzung nachWhit tingham sechs. Der Mann errieth meine Gedanken. „Schnell kann er nicht vorwärts, Herr, er ist am Bein verwundet. Wenn er zunächst nach Hause geht, was er je daß alle seine Pferde abgeholt sind, kann er frühestens um elf Uhr hier eintreffen." „Zu Befehl, Herr. Der Herr Oberst rmd als er herunterkam und nach sei nem Pferd verlangte, sagten wir ihm, er könne nicht fort. Er sagte weiter Wege kommt," und ging auf die Haus thüre los. Ich kann Ihnen sagen, Herr, wir waren sehr in Verlegenheit. Wir mochten nicht auf ihn schießen, wie er so dastand, und ich glaube, wir hätten ihn vorbeigelassen, aber gerade als er die Thür erreicht hatte, kamen der Herr Oberst dazu. „Holla, Johnny!" sagte er, „was soll das?" „Sie haben eine Teufelei im Werke," entgegnete Mr. Carr. „Ich glaube, Sie haben mir et was eingegeben. Aus dem Weg, Mc- Gregor, oder ich zerschmettere'Jhnen den Schädel." «Wo wollen Sie denn hin?" fragte dre Herr Oberst, „Nach Whittingham zum Präsidenten," ant wortete er. „Heute nicht," antwortete der Herr Oberst. .Kommen Sie her, Johnny, seien Sie verständig. Morgen werden Sie wieder ganz wohl sein." „Oberst McGregor," erwiderte er, „ich bin unbewaffnet und Sie haben einen Sie Haben mir irgend einen Streich ge spielt, und bei Gott, Sie sollen dafür büßen." Damit sprang er auf dmHerrn Oberst los. Dieser aber trat zur Seite und ließ ihn vorbei. Dann ging er hin ter ihm her an die Thür, wartete bis er etwa fünfzehn Schritte gemacht hat te, hob dann seinen Revolver so kalt blütig wie möglich und schoß ihn ganz ruhig in's rechte Bein. Mr.Carr macht.» einen Purzelbaum und lag eine Minute oder so Iva» laut fluchend da, und dann wurde er ohnmächtig. „Lest ihn auf, verbind.-! seineWu>nde und legt ihn ins Jett," befahlen der Herr Oberst. „Es ist nur eine Fkischwunde, Herr, und wir machten'- ihm ganz behaglich, und da lag er die ganze Nacht." „Und wie ist er heute fortgekom men?" „Wir waren alle fort auf Mrs. Carrs Gut, um feine Pferdc zu bor gen." Hier grinste der Kerl wieder. „Als wir die Pferde hatten, ritten wir um die Stadt herum und kamen zwischen hier und unserem Gute wieder auf die Straße. Wir hatten zehn Pfer ds und ritten dorthin, um den zehn Mann, die die Straße abpatrouilliren, frische Pferde zu bringen. Von denen hörten wir, daß Niemand die Straße passirt habe. Als wir nach Haus ka men, war er seit zwei Stunden fort." „Aber wie hat er das fertig ge bracht?" „Ein Frauenzimmer, Herr," entgeg nete mein Krieger mit erhabener Ver achtung. „Gab ihr einen Schmatz und zehn Dollars, daß sie die Hausthür aufschloß, und futsch war er! In den Stall zu gehen, um sich ein Pferd zu holen, konnte er nicht wagen. Er war also genöthigt, auf seinem angeschosse nen Bein sortzuhumpeln." „Armer alter Johnny," sagte ich. „Sie sind ihm nicht gefolgt?" „Keine Zeit, Herr. Wir durften die wenn er glücklich nach Haus gekommen war, dann hatte er dort ein Dutzend Leute, und die hätten uns die ganze Nacht zu schaffen gemacht. Aber ich muß fort, Herr. Haben Sie eine Ant wort für den Herrn Oberst? Er wird um elf Uhr vor dem Goldenen Haus sein, und wenn Mr. Earr später ein trifft, wird er nicht hineinkommen." „Sagen Sie ihm nur, er könne sich auf mich verlassen," antwortete ich. Aber trotzdem dachte ich nicht daran, Johnny ohne weiteres niederzuschießen, wenn ich ihn sähe. So machte ich mich höchst beunruhigt auf den Weg nach der Kaserne, mir den Kopf zerbrechend, wann Johnny wohl in Whittingham eintreffen und ob er wohl dem Oberst vor dem Goldenen Haus in die Hände fallen werde. Eine sehr Unangenehme Wahrscheinlichkeit war es mir, wie mir schien, daß er kommen und mir die Stimmung verderben werde. Kam er zuerst dort an, dann würde die Ver schwörung wahrscheinlich schon sehr früh auf meine schätzbare Wirkung ver zichten müssen. Was aus mir werden sollte, war mir schleierhaft. Als ich aber meinen Ueberrock im Vorzimmer ablegte, bückte ich mich und untersuchte noch einmal meinen Revolver. 9. Capitel. Pas Festessen an jenem Abend wer de ich nie vergessen, so lange ich lebe. Schon lediglich als gesellschastlicheVer einigung betrachtet, würde es erin nernswerth genug sein, denn niemals vorher oder nachher habe ich mit zehn fragwürdigeren Gesellen zu Tisch ge sessen, als es meine Wirthe waren. Die Officiere der Armee von Aureataland waren eine sehr gemischte Gesellschaft zwei oder drei Spanisch-Amerika ner, drei oder vier Brasilianer und der Rest Nordamerikaner von der Sorte, worauf ihre Landsleute am wenigsten Kerl darunter war, dann gab er sich die größte Mühe, seinen Anspruch aus dieseAuszeichnug sorgfältig zu verber kein einziger nüchterner darunter war. Die Menge der Flüssigkeiten (aber kein Waller), die vertilgt wurde, war un glaublich, und ich sah mit einer sünd haften Freude, wie Mann für Mann sich in einen Zustand versetzte, der ihn zu einer, wie es die Diplomaten nen nen, „quantite negligeable" machte. Die Unterhaltung bedurfte aller Nachsicht, eine gemeineSchnapskneipe ungewöhn lich roh gewesen. Alles dies wäre mei nemGedächtniß entschwunden oder hät te sich mit meinen allgemeinen Erinne rungen an Aureataland zu einem har monisch abgetönten Bild vereinigt, hätte nicht die eigenthümliche Lage, in der mich befand, mir eine besondere Schärfe der Wahrnehmung verliebn. Zwischen dieser Bande betrunkener Zecher saß ich wachsam, ruhelos und ungeduldig, und that so, als ob ich der Rädelsführer ihrer ausschweifenden Lustigkeit wäre, während ich in Wahr heit nüchtern, gesammelt und bis in die Fingerspitzen wachsam war. Sorg sam beobachtete ich ihr Benehmen und ihren Ausdruck. Ich brachte das Ge spräch aus den Präsidenten und jubelte innerlich, als ich ossenes Murren und versteckte Drohungen über seine nieder trächtige Undankbarkeit gegen die Mä nner hervorlockte, die die Stützen seiner Macht waren. Seit sechs Monaten hat ten sie keinen Gehalt bekommen und waren zu jeder Schandthat reif. Mehr als einmal trat die Versuchung an mich heran, dem Oberst zuvorzukomme» und die Revolutiyn auf eigene Hand zu beginnen; nur die Unmöglichkeit, ihnen Ueberredungsmittel vor Augen zu stel len, die Eindruck auf sie machen wür den, hielt mich zurück. Die elfte Stunde war gekommen und vergangen. Der älteste Hauptmann hatte die Gesundheit des Präsidenten ausgebracht. Sie war mit verdrossenem Schweigen aufgenommen worden, und ich war der einzige unter den Anwe senden gewesen, der sie durch Erheben von seinem Sitze geehrt hatte. Der Major hatte die Armee leben lassen, und sie hatte einen tiefen Trunk auf ihr eigenes edles Ich gethan. Ein junger Mensch mit schwachem Ausdruck und etwas wackelig auf den Beinen hatte ein Hoch „auf den Handel von Aureataland, womit der Name Mr. Jack Martins unauflöslich verknüpft ist," in sehr überschwänglichen, aber etwas zusammenhanglosen Redensar ten ausgebracht, und dann erhob ich mich, um zu antworten. O, öiese Rede! In Bezug auf Weitschweifigkeit, Wie derholungen und reinen Blödsinn hat sie wohl nie ihresgleichen gefunden. Un verdrossen redete ich d'raus los, nur unterbrochen von Rufen nach mehr Wein. Je länger ich redete, um so. ge ringer wurde die Aufmerksamkeit mei ner Zuhörer. Mitternacht war vorüber. Der Strom meiner Beredsamkeit rie felte dünner und dünner, und noch war draußen nichts zu hören. Um zwölf Uhr fünfzehn Minuten fing ich an, den Schluß meiner Rede einzuleiten. Kaum hatte ich damit begonnen, als einer der jüngeren Herren in leisem ner nach dem andern fiel ein, bis die schwellende Fluth der Stimmen meine herrlichen Perioden übertönte. Wohl oder übel hielt ich inne. Sie standen jetzt alle auf ihren Füßen. Wollten Sie aufbrechen? In Verzweiflung über den Gedanken erhob ich meine Stimme laut und klar (die einzige klare Stimme im Zimmer) und stimmte bei der schamlo sesten Strophe dieses schamlosen Liedes in den Gesang mit ein. Die Hände meiner Nachbarn ergreifend, fing ich an lanasam um den Tisch herumzuge hen. Das war ein glücklicher Gedanke! Alle folgten der Bewegung und die ganze Gesellschaft, die Stühle mit den Füßen umstoßend, tanzte mit schwer fälligen Schritten um die „debris" von leeren Flaschen und Cigarrenasche. Das Zimmer war von dickem Rauch und Weindünsten erfüllt. Mechanisch stimmte ich den Chor an, während ich te. Die Bewegung machte mich schwind lig, und erschöpft von der Ueberan strengung meiner Nerven, fühlte ich, daß ich in wenigen Minuten an der Grenze meiner Kraft angelangt fein würde, als ich endlich ein lautes Ge brüll und das Durcheinanderschreien vieler Stimmen hörte. „Was ist das?" rics der Major in heiserem Ton und blieb stehen. Ich ließ seine Hand fallen und er griff meinen Revolver. mcrn Sie sich nicht darum!" „Ich muß gehen," entgegnete er. „Charakter Aureataland Armx auf dem Spiel." „Ein Esel nennt den andern Lang ohr, was, Major?" rief ich. „Herrrr! Was meinen Sie?" stam melte er. „Lassen Sie mich gehen." „Nicht von oer Stelle, oder ich schie ße, Major!" schrie ich, meineWasse her vorziehend. Nie im Leben habe ich grö ßere Ueberraschung aus einem mensch lichen Antlitz gesehen. Er fluchte laut und dann rief er: „Hier, haltet ihn er ist toll er will schießen." Die Umstehenden stießen ein brüllen des Gelächter aus, denn das, was sie sür einen Scherz von mir hielten, macbte ihnen ungeheuren Spaß. „Recht so, Martin," rief einer. „Bringen Sie ihn zur Ruhe, wir ge hen noch lange nicht nach Haus." Der Major wandle sich nach dem Fenster. Es war Mondschein, und als ich mit ihm hinausblickte, sah ich, daß der ganze Hof voll Soldaten war. Wer befehligte sie? Die Antwort auf diese Frage war für mich von der größten Wichtigkeit. Der Anblick ernüchterte den Major etwas. „Meuterei!" rief er. „Die Soldaten haben sich erhoben!" „Gehen Sie zu Bett!" entgegnete der jüngste Fähnrich. „Seht doch aus dem Fenster!" schrie der Major. Sie stolperten alle nach den Fenstern. Als die Soldaten sie erblickten, erhoben sie ein lautes Geschrei. Ob es '.ine Be grüßung oder eine Drohung war, konnte ich nicht unterscheiden. Sie nah men es für's letztere und eilten der Thür zu. „Halt!" schrie ich. „Den ersten, der die Thür öffnet, schießen ich über den Ueberrascht wandten sie sich gegen mich; ich stand ihnen gegenüber, denße volver in der Hand. Nur einen Augen blick zögerten sie, dann stürzten sie aus mich IoS. Ich feuerte, fehlte aber. Dann hatte ich ein unbestimtes Bild, als ob eine Flasche hoch geschwungen würde, eine Sekunde später traf mich das Ge schok vor die Brust, und ich taumelte gegen die Wand. Als ich sank, entfiel die Waffe meiner Hand, und sie stürz ten über mich her. Schon glaubte ich, alles sei vorüber, aber als sie in der Tollheit des Rausches und der Wuth hin und her wogten, sah ich, zwischen ihnen hindurchblickend, wie sich die Thür öffnete und ein Haufen Menschen Hexindrang. Wer stand an ihrer Spitze? Gott sei Dank, es war der Oberst und seine Stimme erhob sich über den Tumult: „Ruhe! meine Her ren, Ruhe! Jeder nimmt seinen Mann auf's Korn und zwei von euch bringen Mr. Martin hierher," fügte er. zu fei nen Leuten gewandt, hinzu. Ich war gerettet. Um zu erklären, wie das gekommen war, muß ich erzäh len. was sich im Goldenen Haus bei dem nächtlichen Ueberfall zugetragen hatte. lo.Capitel. Es ist eine traurige Nothwendigkeit, die uns zwingt, die Schwächen unserer Nebenmenschen ausfindig zu machen und daraus Nutzen zu ziehen. Ich bin nicht Philosoph genug, um sagen zu können, ob diese Lebensregel ihre Be rechtigung aus ihrer allgemeinen Ver breitung herleitet, aber wenn es auf ihre Anwendung ankam, habe ich nie mals gezögert, mich mit den Menschen, mit denen ich zu thun hatte, aus die selbe Höhe sittlicher Anschauung zu stellen. Es mag wohl gelegentlich auch einmal vorgekommen sein, daß ich es der anderen Seite überließ, diese An passung vorzunehmen, und es ist mir kein Fall erinnerlich, wo dies nicht ge schehen wäre. Ich sühlte demnach sehr geringe Bedenken den einen entdeckbaren schwachen Punkt in der Rüstung un seres furchtbaren Gegners, Seiner Ex cellenz des Präsidenten von Aureata land, auszunützen. Das Auge des Le sers hat ohne Zweifel die Spalte im Panzer des großen Mannes, gegen die wir unsere Pfeile richteten, schon her ausgefunden. Als Liebhaber war mir die Verwendung der Signorina zu die sem Zweck sehr unerwünscht, als Poli tiker war ich stolz auf die List, als Mensch sah ich ein, was wir alle nur zu bereitwillig einsehen, daß es nicht meine Sache war, mich zu weigern, mit den Werkzeugen zu arbeiten, die anscheinend in meine Hand gegeben waren. Was immer auch das Urtheil der Moralisten über unsern Plan sein mag, der Erfolg bewies, daß er weise war. Der Präsident hatte keine Ursache, eine Falle zu argwöhnen, als verständiger Mann entschloß er sich also, den Abend lieber mit der Signorina, als mit sei nen tapferen Officiern zu verleben. Mit ebenso gutem Geschmack richtete er es so ein, daß er ihn im tete-a-tete mit ihr verbrachte, als sie ihm die Gelegen heit dazu bot. In unseren späteren Un terhaltungen über diese Ereignisse war die Signorina nicht sehr mittheilsam darüber, wie die ersten Stunden des Abends hingegangen waren. Sie zog es vor, ihre Erzählung mit dem Zeit punkt zu beginnen, wo ihr trauliches Beisammensein gestört worden war. Da ich sür diesen Abschnitt meiner Er zählung auf die Mittheilungen der Signorina und des Obersten angewie sen bin, sehe ich mich gezwungen, von demselben Zeitpunkte zu beginnen. Da nach scheint es, daß einige Minuten nach elf, als der Präsident friedlich eine Cigarre rauchte und der Unterhaltung seiner schönen Besuchen» lauschte, die er durch einige beunruhigende Bemer kungen über ihre Nachdenklichkeit und Schweigsamkeit zu einer erkünstelten Lebhaftigkeit aufgestachelt hatte, ein lautes Klopfen an derHausthür an fein Ohr schlug. Das Mahl war in einem klejnen Zimmer an der Rückseite des Hauses hergerichtet, und der Präsident tonnte den Klopfenden nicht sehen, ohne Haus lief, zu treten und nach der Vor derseite zu gehen. Als das Klopfen ge hört wurde, fuhr die Signorina in die Höhe. „Bitte, beunruhigen Sie sich nicht," sagte der Präsident höflich. „Ich habe strengsten Befehl gegeben, daß ich heute Abend für Niemand sichtbar bin, aber ich dachte, es könnte vielleicht Johnny Carr sein. Ich möchte ihn gern einen Augenblick sprechen und will eben 'mal herumgehen und sehen, ob er's ist." Während er sprach, wurde ein be scheidenes KlSpsen an der Zimmerthür hörbar. „Was gibt's?" fragte der Präsident. „Mr. Carr ist an der Hausthür und wünscht Ew. Excellenz dringend zu sprechen. Eine eilige Sache, sagte er." „Sagen Sie ihm, ich würde gleich nach vorn kommen und auf der Veranda sident. Er ging nach dem Fenster und öff nete es. um herauszutreten. den Worten der Signorina erzählen: „Gerade in diesem Augenblicke hörten wir den Hufschlag vieler heranspren gender Reiter. Der Präsident blieb stehen. „Holla! Was ist das?" sagte er. „Dann erscholl ein Geschrei, eine Salve krachte, und ich hörte die Stim me des Obersten: „Nieder mit euren Waffen", schrie er, „nieder, sag' ich, oder ihr seid des Todes!" „Der Präsident eilte durch's Zimmer nach seinem Schreibtisch, nahm seinen Revolver, ging nach dem Fenster zurück, trat hinaus und verschwand, ohne ein Wort zu reden. Ich konnte nicht einmal den Scball seiner Schritte auf der dann das Trampeln vieler fchen vor der Thür, der Oberst stürzt herein, mit gezogenem Säbel, den Re volver in der andern Hand, gefolgt von zehn oder zwölf Männern. „Erschreckt lief ich auf ihn zu. „Ist jemand verwundet?" rief ich. „Wo steckt er?" fragte er hastig. „Ich zeigte nach der Veranda und ächzte: „Dort ist er hinaus." Dann wandte ich mich an einen der Männer. noch einmal. „Nur Mr. Carr," rrrwderte er. .Die andern waren ein gut Theil zu vor sichtig." „Ist er todt?" „Todt ist er, glaube ich, nicht." ent gegnete er. „Er hat ober tüchtig etwas abgekriegt." „Als ich mich wieder umwandte, sah ich den Präsidenten vollkommen ruhig im Fenster stehen. Kaum erblickte ihn der Oberst, alz er seinen Revolver hgh. ... ... .... „Ergeben Sie sich, General Whit tingham!" sagte er. sind zwölf gegen einen." „Während er sprach, richteten sämmtliche Leute ihre Wgfsen auf den Präsidenten. Dieser stand den zwölf Revolvern gegenüber; sein eigener hing lose in seiner Hand. „Theatralischer Heldenmuth ist nicht nach meinem Geschmack, McGregor," sagte er mit einem bitteren Lächeln, ser „Ich konnte das Wort, das ihm auf den Lippen schwebte, nicht ertragen. mich." und seine Waffe auf den Boden werfend, fragte er: „Haben Sie Carr „Sie waren wahrscheinlich, der „Der Oberst nickte. „Der Präsident gähnte und sah nach der Uhr. „Da ich in den Vorgängen dieser Nacht keine Rolle weiter spielk," sagte er, „wird es mir wobl gestattet sein, zu Bett zu gehen?" „Wo ist das Schlafzimmer?" fragte der Oberst kurz. „Dort," entgegnete der Präsident, auf die Thür zeigend, die der, durch welche der Oberst eingetreten war, ge rade gegenüberlag. „Mit Erlaubniß," sagte er und trat ein, ohne Zweifel, um nachzusehen, ob das Schlafzimmer noch einen anderen Ausgang hatte. „Meine Leute bleiben hier." fuhr er fort, als er gleich wieder zurückkehrte, „und Sie müssen die Thür offen lassen." „Ich habe nichts dawider," antwor tete der Präsident. .„Sie werden ohne Zweifel mein Schamgefühl achten!" „Zwei von euch bleiben hin im Zim mer, zwei halten Wache auf der Veran da, der eine an diesem, der andere am Schlafzimmerfenster. Drei weitere Po sten werde ich draußen aufstellen. Ge neral Whittingham darf dies Zimmer nicht verlassen. Wenn ihr hört oder seht, daß da drinnen etwas Unrechtes vorgeht, tretet ihr ein und verhindert es nötbigensalls mit Gewalt, im Uebrigen behandelt ihr ihn mit Ach tung." „Danke für Ihre Höflichkeit," sagte der Präsident, „ebenso für die in die sen Vorsichtsmaßregeln zum Ausdruck kommende Schmeichelei. Es ist wohl die Angelegenheit der Staatsschuld, die Ihre Vaterlandsliebe zum Aufstand getrieben hat?" „Ich sehe nicht ein, was es nützen kann, in diesem Augenblick Staatsan gelegenheiten mit Ihnen zu besprechen," erwiderte der Oberst, „und meine Ge genwart ist an einem andern Ort noth wendig. Ich bedaure. daß ich Ihnen die Gesellschaft dieser Leute nicht ersparen kann, Ihr Ehrenwort würde mir keine ausreichende Gewähr bieten!" „Der Präsident schien durch diese Beleidigung nicht verletzt zu sein. »Ich habe es Ihnen noch gar nicht angeboten," sagte er einfach. „Handeln Sie nur ganz nach eigenem Ermessen, indessen brauche ich Sie wohl nicht länger aufzuhalten, Herr Oberst?" „Der Oberst antwortete ihm nicht, sondern wandte sich mir zu. „Signorina Nugent." sagte er, „wir warten nur auf Sie, und die Zeit ist kostbar." „Ich werde Ihnen im Augenblick folgen," entgegnete ich, den Kopf noch immer in den Kissen vergraben. „Nein, kommen Sie jetzt." „Aufblickend gewahrte ich ein Lä cheln im Angesicht des Präsidenten. Während ich mich unwillig zögernd er hob, stand auch er von dem Stuhl auf, worauf er sich geworfen hatte, und hielt mich mit einerHandbewegung auf. Ich hatte furchtbar Angst, er werde mir harte Worte sagen, allein sein« Stimme drückte nur eine Art belustigten Mit leids aus. „Also das Geld war es, Signo rina?" sagte er. „Junge Leute und schöne Leute sollten niemals geldgierig sein. Armes Kind! Für Dich wäre es auch besser, wenn Du zu mir gehalten hättest." „Ich antwortete nichts, sondern ging mit dem Oberst hinaus, während er sich wieder auf den Stuhl setzte und anscheinend belustigt die beide» Schild wachen, die drohend an der Thür stan den, betrachtete. Der Oberst trieb mich zur Eile an. „Wir müssen nach der Kaserne rei ten." sagte er. „Wenn die Neuigkeit dort vor uns anlommt, kann die Geschichte schief gehen. Sie gehen nach Haus, Ihr Wert ist gethan.^ „Sie stiegen wieder zu Pferde, rit ten fort und ließen mich auf der Straße stehen. Abgesehn davon, daß dieThür schief in ihren Angeln hing, lmd von einem oder zwei Tropfen Blut auf der Schwelle, wo sie den armen Johnny Carr zusammengeschossen hatten, war keine Spur eines stattgehabten Kam pfes zu bemerken. Ich ging ohne Auf enthalt nach Haus, und was in den nächsten Stunden im Goldenen Haus vorgefallen ist, weiß ich nicht und laut es unter den Verhältnissen, in denen ich den Präsidenten dort zurückließ, nicht erklären. Ich ging nach Haus und weinte, bis ich glaubte, das Herz solle mir brechen." Soweit die Signorina. Ich muß die Aufmerksamkeit des Lesers ganz besonders aus die letzten Zeilen ihrer Erzählung richten. Bevor ich aber das sehr überraschende Ereigniß mittheile, worauf sie hinweisen, ist ee nothwen- Sache an einem ziemlich bedenkliche» Wendepunkt angelangt war. Als die Officiere ihr Speisezimmer plötzlich von bewaffneten Soldaten erfüllt fa llen und den beunruhigenden Befehl des Obersten hörten, lenkte das ihre Auf merksamkeit vollständig von mir ab.Sie drängten sich auf der einen Seite des Tisches zusammen, dem Oberst und sei nen Leuten, die aus der andern standen, gegenüber. Unterstützt von den beiden mir zu Hilfe geschickten Leuten ergriff ich die Gelegenheit, mich durchzudrän gen und meinen Platz an der Seite mei nes Führers einzunehmen. Nach einer augenblicklichen Pause begann der Oberst: „Das letzte, was wir wün schen, meine Herren, ist, daß wir ge zwungen werden, zur Gewalt unsere Zuflucht zu nehmen. Allein die Zeit zu Erklärungen ist kurz. Das Volk von Aureataland hat sich endlich wider die Tyranney erhoben, die es so lange er tragen hat. General Whittingham hat die Sache der Freiheit vertreten. Er hat seine Stellung unter dem Banner der Freiheit errungen, er hat sie be nutzt, um die Freiheit zu vernichten. Die Stimme des Volkes hat ihn seines hohen Amtes verlustig erklärt. In meine Hand hat das Volk das Schwert der Rache gelegt. Gestärkt durch diesen erhabenen Auftrag habe ich mich an die Armee gewandt. Die Armee hat bewie sen, daß sie ihren Ueberlieferungen treu ist treu ihrer Eigenschaft als Schü tzerin, nicht Bedrückerin des Bolkes. Meine Herren, wollen Sie, die Sie die Führer der Armee sind, die Ihnen ge bührenden Plätze einnehmen?" Keine Antwort folgte auf diese rüh rende Ansprache. Er trat ihnen einen Schritt näher und fuhr fort: „Einen Mittelweg gibt es nicht, entweder seid ihr Freunde des Vaterlandes, oder Ve rräther. Freunde der Freiheit oder Freunde der Tyrannei. Hier stehe ich und biete such entweder den Tod der Verräther, oder, wenn ihr es vorzieht, Leben, Ehre und die Befriedigung aller eurer gerechten Ansprüche. Mißtraut ihr dem Volke? Ich, als sein Vertreter, biete euch hier alles, was das Volk euch rechtmäßig schuldet Schulden, die schon längst getilgt worden wären, wenn es die Geldgier jenes großen Ve rräthers nicht gehindert hätte." Als er diese Worte sprach, nahm er einigen seiner Leute ein paar Säcke den Tisch. Major de Chair sah erst die Geld sagte er. „Nieder mit dem Tyrannen!" Und das ganze Pack bellte im Chor mit. wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Gott sei Dank, daß das vorbei ist," sagte ich zu mir selbst. Ich will den Leser nicht mit den wei teren Vorgängen ermüden. Es genügt, neten und nach der Piazza marschirten. Die Nachricht hatte sich inzwischen ver breitet, und in der schwachen Morgen dämmerung sahen wir, daß der Platz voll Menschen war Männer, Wei ber und Kinder. Als wir dort ausmar schirten, empfing uns ein Hurrah, kein sehr begeistertes, mehr ein besänftigen des, denn sie wußten noch nicht, was wir zunächst thun würden. Der Oberst hielt eine kurze Rede und sicherte ihnen Frieden, Sicherheit, Freiheit, Ueberfluß und alle Güter des Himmels zu. Mit einigen ernsten Worten warnte er sie Auflehnung gegen die provisorische Re gierung sofort bestraft werden würde. Dann vertheilte er die einzelnen Com- Ruhe. „wollen wir nach dem Goldenen Hause zurückkehren und den Kerl an einen si chern Ort bringen?" „Ja," erwiderte ich, „und uns ein bischen nach deinGelde umsehen." Denn (Fortsetzung folgt.) Gröbler: Was bedeutet denn der Buchstabe „G" cus Ihrem Locket, Mi ster O'Rourke?— O'Rourke: That means Gee —chovah! „Wie ich höre, hat der Erfinder jener Flugmaschine die Hoffnung, in derselben in höhere Regionen empor zusteigen, ganz aufgegeben." „Wes halb denn?" „O, die Gläubigen haben die Maschine mit Beschlag be legt." Besucherin: „Ist Frau Schnep per!« zu Hause?" Dienstmädchen: „Nee. Die is aus; Die hott heut' ihre Erstes Clubmitglied: „Hast scharr geSört? Bannermann ist aus dem Club ausgestoßen worden." Zwei tes Clubmitglied: „Warum denn?" Erstes Clubmitglied: „Es hat sich »ine vorgefunden." Junge Dame (zu einer Fremdin, die sich kürzlich verheirathet hat: Nun, ist Dein Gatte auch der Mann, den Du Dir erhofft hast? Die Ver heirathete: O gewiß! Feiner Mann? Liebevoll? Mehr als daS, er ist ein wahres Muster von einem Gatten; auch redet er wie ein Buch. Junge Dame: Na, warte nur, bis Du erst beim zwei te» Bande angekommm sein wirst. Vielleicht wirst Du anderer Ansicht sein. —, Ms Junge hatte ich die Gewohnheit angenommen, bei verschiedenen Hanti rungen die linke stajt der rechten Hand zu gebrauchen. Nachbars Fritz war links, und da man bekanntlich in der Jugend alles gerne nachäfft, so hatte ich mir in den Kopf gesetzt, auch ein Linkser zu werden. Eines Tages ließ ich mir beikommen, links zu essen. Mein Vater sah mich groß an, da ich aber darin viel mehr eine Aufmunte rung als einen Tadel erblickte, so ließ ich mich nicht stören und lachte sogar beim Weiteressen. „Du willst noch la chen,Biirschchen," rief mein Vater er bost, indem er mich auf die inkrimi nirte Hand schlug, daß die Gabel klir rend unter den Tisch fiel ich will Dich lehren mit der linken Hand zu essen!" Das Linisessen gewöhnte ich mir rasch wieder ab, aber der Fall kam mir nicht aus dem Gedächtniß. Immer wieder erinnerte ich mich seiner, wenn ich Jemand links Hantiren sah, und ich dachte oft darüber nach, warum man denn eigentlich zu allen Dingen vor zugsweise die rechte Hand gebrauche. Daß der Ursprung in Kriegsgebräu chen liege, wie gellend gemacht worden ist, mag ja sein. Dies gab mir aber keine ausreichende Erklärung für die Verpönung des Gebrauches der linken Hand. Dieses Moment war es eben, das mein Nachdenken reizte. Durch das Studium des Volksaberglaubens wur de ich endlich auf Spuren geführt, die deutlich genug waren, um Schlüsse zu ziehen. Im Volksglauben gehört die linke Hand und damit überhaupt die linke Seite zu den zauberkräftigen Dingen, während die rechte Hand (und die rechte Seite) nur ganz vereinzelt und gewissermaßen ergänzend oder ne bensächlich in dieser Bedeutung vor kommt. Hier erscheint also die rechte Hand der linken entschieden unterge ordnet, ganz im Gegensatz zu ihrer ge wohnheitsmäßigen Geltung. Merk würdigerweise erscheint aber auch die zauberkräftige Wirkung der linken Hand vorwiegend im helfenden Sinne, so daß mithin «in starker Grund zu ih rem vorzugsweisen Gebrauch anstatt zu ihrer Vernachlässigung vorgelegen hätte? also ein neues Räthsel! Die Er klärung werden wir geben, nachdem wir uns durch Vorführung von Bei spielen mit dem betreffenden Aberglau ben etwas näher bekannt gemacht ha ben. Ein linker Strumpf oder Schuh, ein linker Maulwurfsfuß (man muß ihn selbst abgebissen haben), das linke Auge einer Fledermaus und so weiter sind förderlich zur Erfüllung von Wünschen. Wenn die Vraut bei der Trauung ihren linken Fuß aus den rechten des Bräutigams setzt, so erhält sie das Regiment in der Ehe. Wenn man den linken Schuh in einen Wir belwind wirft, so legt er sich (Wirbel winde und so weiter werden nach dem Volksglauben durch Hexen erregt). Wenn man einer von der linken Seite kommenden Schafherde begegnet,so be deutet es Glück. Umgekehrt ist es ein böses Zeichen, wenn ein Rabe von der linken Seite geflogen kommt.weil dann das Unheilvolle (der Rabe ist Teusels- Der Biß trifft die Zunge des Ver keim Aufstehen mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bette steigt. Auch bei schwarzen Henne sieben Tage lang un ter der linken Achsel trägt. Man macht sich unsichtbar, wenn man das linke Auge einer Fledermaus (oder deren Herz) in der Westentasche trägt. So gar gegen die göttlichen Strafen des nämlich das Frevelhaft-Dämonische, grell zu Tage. Seinen Gipfel findet diefesMerkmal aber in dem Umstände, daß die Teufelsbündnisse des Mittel diesen Merkmalen, insbesondere den letzterwähnten, ist auch wohl der Hauptgrund der zu s'»hen, die die Begriffe links und s» weiter erhielt und sich in der Vernach lässigung Äer linken Hand bis heute geltend gemacht hat, während doch eigentlich eine Bevorzugung dersewen gerechtfertigt wäre. Der Grun> ist darin zu suchen, daß alles, was mit Zauberei zusammenhing, voit der schädlich auf die körperliche Entwicke lung ein. Der Sprachbegriff „linkisch" ist dafür ein redendes Zeugnitz. 3