6 ««,»dt« «ms«l pfiff. Von Victor Blüthgen. ' «Nun, mein Sohn, wenn Du denn satt bist, so wollen wir uns in aller G«mllthsruhe an das Feuerchen da setzen und bei «in«m gut«n Tropfen von alten und neuen Dingen schwatzen. Franz, hol' «in paar Flaschen 1875 er Rauenthaler heraus, Berg- Auslese mit Goldknopf, und dann räum' ab! Du hast ja einigen Weinverstand, Heinz, oder besser ge sagt: eine Weinzunge... denn der Verstand kommt erst mit den Jahren und der Erfahrung; beim Wein geht Probiren über Studiren, oder viel mehr, es läuft beides auf dasselbe hinaus. Was ist das für ein när risches Frühjahr Heuer! Gestern zwölf Grad Wärme, heute wieder Ofen- und Kaminfeuer. Es gibt weiße Ostern morgen, pgh auf!" Der Onkel ist ein kleiner fetter Herr; er nimmt sein bequemes Lo denjackett, das er als Hausrock trägt, über der grauen Plüschweste zusam men und steuert von dem Tisch mit d.'n Ueberresten des Abendessens zu dem lovernden Kaminfeuer hinüber. Dort steht ein niedriger Tisch, darauf eine offen: Cigarrenkiste, daneben zwei niedrige Lehiistühle. Er wirft ein paar Scheite aus dem Holzkasten in das Feuer, stochert mit einer Zange durch die glühend« Masse und setzt sich dann gemächlich, indem er sich und den Neffen mit einer Cigarre versorgt. Das alles thut er mit einer gewissen wirkt. Er ist ein leidlich wohlhaben der Junggesell in den Fünfzigen, der fcin Delikatehwaarengeschäst bereits seit zehn Jahren verlauft hat, sich sei nen Diener hält und das Leben an seiner eh- und trinkbaren Seite hin. Als Vormund seines Neffen Heinz es gab da nicht viel zu verwalten hat er durch einigen Zuschuß zu den Kosten des Studiums der Familie ein gelehrtes Mitglied gewonnen, was ihn mit Genugthuung erfüllt. Heinz ist «in tüchtiger Philologe; im Herbst war seine Studienzeit zu Ende, er hat sich leck sofort zum Staatsexamen ge meldet, hat den Winter auswärts, bei heute ist Heinz sogar Doktor. Die Familienehre steht.in leuchten dem Glänze!^ siehst Du daraus, daß ich Dich nicht „Was, Junge, Du willst Deinem braven Onkel auf'sGewissen knieen ... Franz, die Glaser her! Na, prosit, Herr Doktor, und recht bald einen net ten Anfangsposten.. Die Römer trafen einander, dann tranlen Onkel und Neffe bedächtig; der Feuerschein flackerte vom knistern beides ein, es muh gcheirathet sein, und im Grund: ist die ganze Liebschaft nichts als sozusagen «in erster Versuch. Man ist auf die Lieb« eingerichtet in den Jahren, hat das Gefühl: irgend wo mußt Du hin damit und die erste beste passende oder unpassende Ge legenheit wird benutzt, um das Herz sind ja meist die vernünftigeren, sind sich schon nach einem halben Jahr« klar, daß das geliebte Wesen doch ei gentlich keine richtige Frau für sie ab gibt, und wer da ein bißchen Schneid' hat, macht zeitig ein Ende. Ueber das Ach und Weh kommen dann schließlich Erinnerung an den Ungetreuen, und wenn sie ihn zufällig einmal wieder sehen, werden sie noch nach fünfund zwanzig Jahren roth. Na das ist so, wie es sein soll. Aber es fehlt nicht geworden in dem halben Jahre." Der Onkel zieht die Stirn hoch und zwinkert. „Du, so ganz kurirt scheinst Du mir doch nicht zu sein." „Vernünftig wär's und mir um Deinetwillen lieb, Junge. Es fallen nicht umsonst neun Zehntel Blüthen taub vom Kirschbaum. Ich habe recht, glaub's mir! Eins will die Ju gend nicht kapieren, was einem, je äl tet: daß nämlich lieben und Heirathen zwei grundverschiedene Dinge sind. Was ist man in der Jugend? Ein junger Mensch, das ist alles. Und ein liebensbedürstiger dazu. Man künftigen Stellung schuldig ist. Ihr junges Volk solltet nur wissen, wie wählerisch Ihr nach zehn Jahren, nach „Eh, das ist schließlich auch nicht Heinz seufzte. „Es bleibt Lotterie spiel, Onkel. Ich kann mich beim Rechnen oerrechnen, und ich kann mit geliebte Edith!" mcht On von hier würde ich Edith aufgeben ..." „Der Mann gefällt mir," schaltete der Onkel ein. endlich fest"und herb. „Hat d'.e Kleine denn nicht ein ein- -tiges Mal schriftlich angefragt, waZ Dein Schweigsn zu bedeuten habe? Oder hattet Ihr die Prüfung mit ein ander verabredet?" „Keines von beiden. Zu Anfang quälte mich die leidenschaftlichsteSehn sucht nach ihr, plagte mich die Erinne rung an die Vergangenheit dieser Liebe... dann wurde das alles über meinen angestrengsten Studien blasser und blasser... ich hatte ein Gefühl, als ob ich eine Fieberkrankheit über standen hätte und in der Genesung wäre. Eine gesunde Nüchternheit überkam mich, mir wurde so hell zu Muth, als wäre mir die Welt um mich herum neu geschenkt, nachdem sie mir bald darauf war das wie weggebla sen. Und heute kann ich völlig ruhig an sie denken das einzige, was mich noch peinlich berührt, ist die Möglich keit, ihr zufällig zu begegnen. Ich wehre den Gedanken daran mit beiden nung. Famos, Heinz, das hast Du großartig gedeichselt... dafür mußt Du mal eine Frau kriegen, die sich ge waschen hat... Prosit auf die zukünf tige Frau Doktor!" Heinz trank ohne sonderlichen En thusiasmus. „Und doch —" sprach er halb für sich. „Na und doch?" " daß Du glücklich drüber »zeg bist... Weißt Du, komm mit, ich gehe noch ein paar Stündchen in's Kasino, wir tiechen." Der behagliche kleine Mann erhob sich; aber Heinz blieb sitzen. „Laß mich hier, Onkel; ich bin et was schlaff nach der Aufregung von heute düh und werde mich lieber zeitig „Wie Du willst!" „Weiht Du, nun laß endlich den Unsinn!" Der Musikus Sonnemann, ein mittelgroßer Mann mit auffallend starkem blonden Schnurrbart,brummte es verdrießlich. Er saß am Tisch in dem kleinen bescheidenen Stübchen mit dem alten dünnen Urväterhausrath und hatte seine Posaune zwischen die Kniee geklemmt eben tauchte er den Putzlappen frisch in den Napf auf dem Tische und rieb an dem Instrument weiter. Die Mutter auf dem Sofa, eine kleine gealterte Frau, ließ den Strick strumpf sinken. „Gott, das kannst Du doch dem Mädchen nich! verdenken, jetzt, wo sie weih, daß Tausing in der Stadt ist. Das rührt doch natürlich wieder alles bei ihr auf. Er geht schlimmstenfalls schließlich fort und dann ist'S gut. Sie wird sich schon wieder fassen." Edith lehnt in einem hochlehnigen Korbstuhl abseits vom Tische, wohin das Licht der grünschirmigen Lampe nur mit schwacher Dämmerung dringt. Der Korbstuhl knarrt, wie sie hastig das Taschentuch hebt und über die Au gen fährt. „Der Vater hat recht, Mutter. Heinz ist die Thräne nicht werth. Der Ba ter hat in der ganzen Sache recht ge habt." „Ich hatte selber gehofft, er würde nun kommen und fein Schweigen auf- Der Musikus stieß ein spöttisches ein. „Auch! Habe gar nichts dagegen. Aber das sind weiße Raben; ich miß traue jedem, und es wäre besser gewe sen, Ihr hättet dasselbe gethan, dann brauchte das Mädel jetzt nicht herum zufttzen und zu flennen; aber gegen Euch Weiber kommt keine Vernunft „Du hast wohl nöthig, hinterher, wo nichts mehr zu ändern ist, dem Kinde mit übler Laune das Herz noch schwerer zu machen, statt ihr gut zuzu reden." Sie sagt« das nicht heftig. Sie hatte doch etwas Gedrücktes, wie eine Art Schuldgefühl, an sich. Edith schwiea der Musikus schwieg gleich falls und rieb mit gleichmähiger Be wegung sein Instrument, das morgen in der Nikolaikirche sollte Ostennusik machen helfen. „Sonderbar ist'S doch," brach die Mutter das Schwelgen. „Wie seid Ihr zwei denn zuletzt auseinanderge gangen? Habt Ihr Euch gar nicht ausgesprochen, Ditha?" Edith schüttelte mit dem Kopfe. ,Eß war ein Abschied wie immer; er meinte: .Hoffentlich auf Wiedersehen gegen daS Frühjahr hin,. Ich sagt« Ihm: ,Du schreibst mir doch?. Dar aus küßte er mich, antwortete aber nichts. Doch nun ist's gut und v»r bei, und nun laßt mich'S vergessen! Ich will schlafen gehen, das ist das beste." ; Sie sprang auf und reichte den El tern nach einander die Hand. „Gute Nacht!" dann ging sie auf ihr Zim mer, nahm da im Dunkeln ein Tuch um die Schultern und setzte sich an das Fenster. „Treuloser..." sagte sie vor sich hin. Das war «in Wind, just wie da mals! Nur wenig später die Jahres zeit... eine jener kleinen Gesellschaf ten, wie sie unter der Bürgerjugend größerer Städte sich zahlreich bilden, hatte einen Landausflug gemacht, ge scherzt, getanzt. Sie mit, und «r auch. Ein Jugendbekannter von ihm, der Mitglied war, ein Photograph, hatte ihn bereits im Winter eingeführt, da mit er in einer Liebhabertheater-Vor stellung mitwirke. Er hatte Edith schon nach der ersten Umschau bevor zugt. Und in jener Mainacht waren sie beide Arm in Arm heimgekehrt, die Eltern immer fünfzig Schritt hinter sich lassend... wenig redend, thörichte gleichgiltige Worte. Eine so dunkle, dunstige Mainacht mit sausendem Wind! Das Tuch flog ihr immer von es auseinander: ein so großes Tuch, weit genug für zwei... und sorglich legte er es um sie beide und schlang sei nen Arm um sie. Sie bebte und er bebte; sie hatte eiskalte Hände, sie fühlte es, und sah ihn an ... und er „Ach Gott, wär's doch nie gewesen!" Er kann jetzt Heirathen, jetzt muß er sich entscheiden... ah, er hat's ja schon gethan, er hat sich gegen sie entschieden, sie fühlt es, trotz der Hoffnungen der Mutter. Manchmal hofft sie wohl auch plötzlich; aber dann zuckt es wieder schmerzvoll durch ihre Seele: „Nein! eS ist nicht möglich!" „Nicht möglich mehr!" Sie fröstelt schaudernd zusammen, nimmt das Tuch fester um, «rhebt sich slen Gaslaternen, von denen die «ine ihr Licht auf den großen Aprikosen baum im Garten wirft. Ein guter pünktlich seine Last trägt! Seit zwei Tagen sind die Blüthen aufgesprungen, tarmmrothe Blüthen über und über. Das junge Mädchen späht unwillkürlich durch die feucht überhauchten Scheiben, ob sie die Blü then im Laternenlicht zu erkennen ver steh. Hl und der ist start verschleiert. All die Sterne fort! Heinz. »ig; lind vorhin war'S auch warm,aber jetzt streicht so kalte dicke Luft, eine recht frostig« Luft. zu. Und plötzlich donnerte es «in we nig! „Das Wetter weiß auch nicht, was Er freilich, er weih genau, was er will. Ei weih zum Beispiel ganz bestimmt, dah er die hübsche Edith einem Würdi zum Beispiel im Augenblicke klingt ihm etwas im Ohr, wks sie ihm tin- hat: „Willst Du mir den Lauspah ge ben? Dann muh ich weinen." Etwas so Gewöhnliches.... man muß aber gehört haben, wie s!e daS sagt«; so ras sinirt wi« «ine kleine geschickte Schau spielerin! . ! i Und sie ist doch gar leine Schauspie lerin von Natur, sondern ein klares, munteres, natürliches Mädchen. Eben diese Klarheit ohn« Mache und Phrase läßt den Reiz deS Weiblichen bei ihr gan, unverkürzt wirken. Im Grunde braucht ein „höherer" Schulmeister sich «keineswegs ihrer zu schämen, wenn er sie heirathet; eS hiebt genug unbedeu tende und dabei viel reizlosere Lehrers frauen. ... Aber «S ist doch nicht nöthig, Edith zu h«irathen! Man kann gleichgiltig ,wuden, wenn man fern von ihr ist; das ist ein sicherer Wink der Natur: thu's nicht! Er ist ja auch entschlossen, es zu un terlassen. Heinz ist in die Nähe des Hauses ge langt, in welchem Edith wohnt, und der Gedanke reizt ihn, den Weg durch ldiese Straße um die Ecke dort zu wählen. Eine Wolke, ein einzelner grauer Koloß mit blendend weißen Rändern und weißen Ballenhäuptern, schwimmt über ihm, überschattet ihn, niederzustäuben.... er thut wohl da ran, auf dem kürzesten Wege heiinzu ,kehren. Ein kurzes Besinnen noch, die Flocken vermehren sich, dichter, dichter, es wir belt und kreiselt um ihn mit einem Herzklopfen. Ei vom Garten her pfeift es. Das ist eine Amsel. wirbeln. Heinz sieht die Amsel, sie sitzt alter Aprikosenbaum, um und um blü hend wie mit Rosen aus dem blatttah len Zweigen auf ein«m der blühen den Zweige die Schwarzamsel mit dem iorangegelben Schnabel. Durch den seliger Brust.... ! Dazu Glockenläuten! Heinz bleibt stehen.... seine Brust ist in Aufruhr, und das steigert sich nicht zu beschreiben. Ein Sturm von Liebe und Glückseligkeit durchtobt sein Inneres; er kehrt das Unterste zu oberst, es ist an gar keinen Widerstand belt die Liebe: die Flocken stäuben,aber ich bin Sieger; der Frost umhaucht mich, aber die selige Brautzeit ist da; alte Aprikosenbaum blüht. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu ge worden! WaS ist so süß wie ich? Heinz wird's weich um's Herz. Was bin ich für ein Narr! Ich liebe sie nicht mehr? Ich? Da oben sitzt sie viel leicht am flockenverschneiten Fenster und schaut nach mir aus, mit dem Munde.... gestrichen? Als ob es kein Ostern geputzte Posaune im Ueberzug unter dem Arm. Er sieht Heinz mit großen Augen an, finster und fragend „Ich muh zu Edith, Herr Sonne mann. ..." bleibt murrend stehen, zaudernd und mit sich kämpfend; aber er muh ja fort, es ist hohe Zeit, dah er sich in die Kirche verfügt. Das Amt geht vor, er ist im Orchester unentbehrlich. Heinz klingelt oben die Mutter öffnet. „Ach, Herr Tausing..." „Ich muh zu Edith sie ist drin nen, nicht?" Er wartet gar keine Antwort ab. In der Stube- ist Edith aufgesprun gen vom Fenster, sie hat seine Stimme gekört. Sie will nicht flüchten, sie haßt ihn plötzlich nicht mehr, ein FrühlingSrausch vberfliegt fic, durch schüttelt sie.... „Edith, Edith' .... „Heinz".... er hat die Arme ausgebrettet und sie auch, und nun schluchzen sie Beide und ihr« Thränen fließen ineinander. „Sprich nichts gar nichts," haucht sie, „ich will nicht wissen, wie es gekommen...." „Edith, unten auf dem Aprikosen baum, mitten im Flockentreiben, sang di« Amsel," stammelt er. ,Lch war todt, und nun bin ich auferstanden." Die Glocken läuten nicht mehr. Es ist still um sie her, die Sonne scheint «nS Fenster, und in der Thür steht die Mutter. „Onkel," sagt Doktor Heinz Tau sing, „entschuldige, daß ich so spät komme. Weißt Du, wo ich war?" „Wo es fidel war, denn Du stehst höchst vergnügt aus. Oder etwa in der Kirche? Du hast nebenbei so etwas Frommes an Dir." „Beinahe," sagt Heinz. war b!i Edith, und nun kannst Du mich hinauswerfen, wenn Du Luft hast." Ein kurzer Blick mitleidigen Ent setzens. „Unglaublich, aber wahr!" bringt endlich der so über alle Möglich keit hinaus Enttäuschte langsam her vor. „Und gestern ganz auf der Höhe! Na, da liegt wirklich Charakter drin. Sag' mal: Du bist wohl sehr zugäng lich für Witterungseinflüsse?" Heinz ist doch etwas pikirt über di« Hoshafte Stimmung des Onkels; seine Antwort klingt gereizt. „Na, soviel weih ich, mein Junge, in meinem ganzen Leben rathe ich kei nem Menschen unter fllnfunddreißig Jahren wieder zur Vernunft Hm, hm, also verlobt Heinz, offen und ehrlich gesagt: fühlst Du Dich jetzt glücklich, bist Du" durchdrungen da von?" „Unbeschreiblich!" „Glaubst Du, daß dies Glück anhal hattest alles Gefühl für das Mädch:n verloren, seit Du «s nicht mehr zur Hand gehabt? Und das war Dir doch ein Beweis, daß Deine Liebe nicht echt war?" „Onkel, zu Ostern stehen die Todten auf! Nein, ich will anders reden; ich weiß es jetzt: ich habe von der Liebe etwas verlangt, was man nicht von ihr zu fordern, dah ein leidenschaftlich ge steigertes Empfinden sich ohne Anre gung von selbst auf der Höhe halten soll. Ein jedes Feuer erlischt, wenn ihm alle Nahrung verweigert wird. Und das habe ich grundsatzlich gethan, habe selbst meiner Phantasie verboten, Holz zuzutragen. Ich habe nicht meine Liebe auf die Probe gestellt ich habe sie systematisch umzubringen versucht!" „Das scheint Dir aber richtig mih diese Edith?" ,Ja ja ja!" und ab; endlich blieb er mit eingeknif senem Auge vor Heinz stehen und legte ihm gemüthlich die Hand auf die Schulter. „Ja? Na dann sollst Du meinen Segen, und Deine Braut eine anstän dige Aussteuer haben." 'S untröstlich« Miadoi. „Warum bist D' denn so trauri' Und woanst wie a' Kind?! Sag', Miadei, was is's denn? Du woanst Di' ja blind!" „O mein Gott! Herr Lehrer, Ees wiht's ma' loan' Rath„ Mei' Ton! Is ei'g'ruckt In d'Stadt als Soldat!" „So, dees is's?!.... No' tröst' Di! Dees halt'st Du scho' aus. Kommt frisch wieder z' Haus!" „Dees scho'," sagt' 's Miadei; ~J' bin nit so dumm. Ob mi halt nit bis dahin An Annerer nimmt?!" Abgekühlt. Professor (zu iinem Gymnasiasten): Sie haben also sämmtliche Bücher Ihrer Bibliothek »rsetzt? Schüler: Nein, Herr Profes sor die naturwissenschaftlichen von Ihnen nicht! Professor (schmunzelnd): !lch so, die haben Sie noch? Schüler: Zawohl, Herr Professor, die hat Nie mand genommen! Kurios. Frau A.: Ihr Mann lebt wohl sehr solid?" Frau Reingefallen. A.: Wol- U«b«rftassig«rNr«un»s»ast»di«»»st. Das späte Sitzenbleiben im Wirths hause ist eine übl«, w«nig zu lob«ndt< Gewohnheit! Darüber sind sich wohl sämmtliche Gelehrten und Nichtg«lehr ten einig; aber es ist eb»nsalls auch eine süße Gewohnheit, besonder? im tiefen Winter, wenn der endgiltig letzt«, starkgezuckerte, steife Schlummergrogk imnur noch zu ein«r Fortsetzung an regt, weil man doch bekanntlich auf einem Beine nicht stehen kann, drei eine Glückszahl ist u. s. w. u. s. w. Nun giebt eS aber bekanntlich Fälle, in denen es der trauten Gattin durchaus nicht in den Kram patzt, imm«r die halben Nächte hindurch „aufzusitzen" und auf den trauten Gatten zu warten, was ja auch schließ lich nur als ein höchst einseitiges Amüsement betrachtet werden kann. Bei meinem Freunde Lehmpfuhl war diese Abneigung seiner gestrengen Frau Gemahlin gegen solche „tummervollen Nächte" denn also auch zuletzt bis zu einem derartigen Höhepunkt gediehen, daß sie sich mit den gewöhnlichen, all gemein üblichen Gardinenpredigten nicht mehr begnügte, sondern direkt zu Thätlichkeiten überging, indem sie ihm einfach das Gesicht zerkratzt:, ihm die paar letzten Haare ausriß und ihn überhaupt mit allerlei Haushaltungs gegenständen zu bearbeiten Pflegte. Das mochte der gute Lehmpfuhl durch aus nicht haben! Trotzdem war «r aber den Schlum mergrögken gegenüber ein vollständig willenloses Individuum, und dies: „kleinen häuslichen Nachtscenen" nah men daher einen immer ernsteren Cha rakter an, er kam, sozusagen, aus den blauen Auge» aar nicht mehr heraus. gehen; das sahen wir, seine trauten Zechgenossen, ebensowohl ein, als er selbst, und so verfielen wir schließlich das wir mit Aufbietung sämmtlichen Scharfsinnes des Nachts um zwei Uhr beim sechsten Schlummergrogk austiis- Da Lehmpfuhl nämlich parterre wohnte und seine Schlafstelle neben dem Schlummergemach seiner gestren praktizirt und schoben nun ganz sachte dachtes Werk zu vollenden, als plötz lich von innen die Worte ertönten: „Laßt nur nach, Kinder! Es ist nicht mehr nöthig!! Sie hat mich bereits beim Wickel!!!" Allerltt W«rb«n. Gar so willenlos, wie etwa ange nommen werden mag, steht selbst bei wilden Völkern das Weib dem Freier nicht gegenüber. Bei den Abigonen, einem Jndianerstamme in Argenti nien, zahlt Wohl der Mann den Eltern des Mädchens, das er zur Gattin ha ben will, einen vereinbarten Preis, aber es kommt häufig vor, wie der be rühmt: Südamerikaforscher Azara mittheilt, „daß «in Mädchen Alles, was zwischen dem Bräutigam und den Eltern abgemacht wird, umstößt und hartnäckig die Heirath verwirft." Bei den Patagoniern werden die Ehen im mer durch Neigung bestimmt und das Mädchen wird nie gezwungen, einen ihr mißliebigen Mann zum Gatten zu wählen. Im Feuerlande erhält der Freier die Einwilligung der Eltern erst dann, wenn er ihnen einen Dienst erwiesen hat; danach erst bringt er seine Werbung bei dem Mädchen vor. Gefällter ihr nicht, so läuft sie fort und versteckt sich; aber eS kommt sehr selten vor. Aus den Fidschi - Inseln sängt der Mann die Frau, die er zum Weibe haben will, mit wirklicher oder singirter Gewalt und führt sie in fein Haus. Ist jedoch das Mädchen mit der Sache nicht einverstanden, so läuft sie zu Jemandem, der sie beschützen kann. Bei den Kalmücken findet ein Wettlauf zwischen Braut und Bräuti gam statt, wobei Ersterer ein Vor sprung zu theil wird. Und es ist, wie versichert wird, noch nie vorgekommen, daß der Freier das Mädchen erhaschen konnte, wenn es nicht erhascht werden wollte. Ein ähnlicher Brauch herrscht auch bei den Zeltbewohnern auf Kamtschatka. Hier muh der Freier das Mädchen fangen, welches von Zelt zu Zelt flüchtet, wobei die Frauen dem Verfolger allerlei Hindernisse in den Weg legen. Selbst bei den so tief stehenden Buschmännern in Afrika muh der Mann «benfo die Zustim mung des Mädchens wie die der Eltern erlangen. Uebertrumpft. Erster Lieutenant: „ ... Habe gestern durch mein Erscheinen auf Ball kolossal Fu rore gemacht!" Zweiter Lieutenant: „Ich sogar durch bloßes Nichterschei nen!" > '