2 der Wiss-«sch«ft. ' Herr „Studiosus juris" Georg» Slrrfritz ging brütend in seiner Stu hirstube auf und ab. Ihm war sehr Achenjämmerlich zu Muthe; pbysifch. moralisch und hauptsächlich finanziell. Wenn der Fasching kurz ist, muß man ihn ausnützen; und wenn Papa wohl habend ist, desgleichen. Beides hatt« Herr Bierfritz redlich genug gethan. Das Fatale war nur, daß die Freige bigkeit des Papas womöglich noch «n -tiere Grenzen hatte, als die Dauer des heurigen Faschings, und daß aller menschlichenßoraussicht nach von allen drei vorhandenen Spezies des Katzen jammers dem finanziellen für den Au genblick am schwersten abzuhelfen war. Er sann und sann. Endlich faßte er einen lühnen Entschluß und ging in Papa's „Arbeitszimmer", wie der alte Herr den behaglichen Schauplatz seines fußen Nichtsthuns zu nennen pflegte. »Papa, ich bitte Dich, ich braucht Dernburg's Pandekten; fei so gut, gieb mir das Geld dazu." „Pan Pandekten? Ja hast denn Du die Vicht schon? Mir ist doch..." .Nein, Papa, gewiß nicht; ich wollte mir sie nur schon lange kaufen, jetzt läßt sich's aber nick?« mehr aufschie ben." Herr Bierfritz der Aeltere sah seinen Sprößling mißtrauisch von der Seite an. „Pandekten Pandekten." murmelte er kopfschüttelnd, „ich glaube alleweil, die mußt Du schon drüben haben." „Nein, wahrhaftig nicht, Vapa, Du kannst ja nachsehen." Der Papa, noch immer zweifelnd,stand auf, ging in das Zimmer seines Sohnes und inspicirte den Bücherkasten. Rich tig. die Pandekten waren nicht da. «Na, denn in Gottes Namen, ich geb' Dit nachher das Geld." Aber als der slotte Studiosus nach einiger Zeit wieder beim Papa wegen des Geldes nachfragen wollte, war der alte Herr bereits ausgegangen. Aber es dauerte nicht lange, so kam der Alte keuchend wieder heim, mit einem ansehnlichen Packet beladen. Er trat sofort mit Hut und Stock in das Zimmer seines Sohnes und rief ihm triumphirend zu: »So, da hast Du Deine Pandekten; sehr billig hab' ich sie bekommen, beim Antiquar." Bierfritz junior machte ein langes Gesicht. Der Alte bemerkt es nicht und begann auszupacken. Er legte die Bände auf den Tisch. „Da schau her, wie gut erhalten!" Damit schlug er den ersten Band auf. Plötz lich aber stutzte er. rückte an seiner Brille und steckte die Nase tief auf's Titelblatt. Dann blickte er über die Brille nach dem mißmuthigen Gesichte des Herrn Sohnes, dann wieder in's Buch. Neuerliches Schütteln des «Kop ses. Endlich brach er das Schweigen. .Du. Georg, ich möcht' doch einmal wissen, woher der Antiquar das ge wußt hat. daß die Pandekten einmal für Dich gekauft werden. Da sieh' ber!" Junior folgte mit den Blicken dem Zeigefinger Seniors und bekam I-lötzlich einen gewaltigen Schreck. Da stand zierlich auf dem Titelblatte der Name George Bierfritz mit einem ge waltigen „Manupropria", wie es der Studiosus gern hinter seinen hoff nungsvollen Namen malte. Und auch Idas Buch kam ihm jetzt sehr bekannt t>or, er dürfte es vor acht Tagen in sei nem Bucherkasten zuletzt gesehen haben. Der Herr Papa weidete sich eine Weile on dem nichts weniger als geistreichen Gesicht seines Sprößlings, dann sagte «r: „Weißt Du, George, ich sehe an diesen Pandekten, daß Eure Juristerei «inentlich gar nicht so uninteressant ist. Hch werde mir hie und da eines von Deinen Büchern zum Lesen ausleihen. Aber da wäre es mir angenehm, wenn Du mir zu diesem Zwecke eine Liste aUer Deiner Bücher anfertigen woll- Nicht unter dem Pantoffel. Es gibt Männer, die durchaus nichts »avon merken lassen wollen, daß sie »nter dem Pantoffel stehen. In Her rengesellschaft besonders liegt ihnen daran, ihre unangetastete Herrscher- Würde zu betonen, und sie haben gar nichts dagegen, in dem Verdacht eines tyrannischen Ehe- und Hausherrn zu stehen. Ein solcher Mann sah einige Gäste bei sich, mit denen er sich zu vor gerückter Abendstunde in behaglichem Geplauder gehen ließ. »Ja," sagte er, „in meinem Hause bin ich Herr und thue, was mir beliebt. Meine Frau hat sich unbedingt meinen Wünschen zu fügen und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen vier Pfählen ein so unumschränktes Regiment führe, wie nur Julius Cäsar es gethan haben kann." Gerade bei diesem letzten Satze trat seine Frau in's Zimmer. Der „Ty rann" sah etwas genirt drein, aber Madame verzog keine Miene und that, ols hätte sie nichts gehört. Nach einer kurzen Weile ließ sie jedoch in sehr be stimmtem Ton die Bemerkung fallen: „Es ist spät, meine Herren, und Ju lius Cäsar muß zu Bette." Alsbald erhob sich der Tyrann, stammelte eine Entschuldigung und Lberließ es seinen Gästen, ihren Weg aus dem Hause zu finden. Mit seiner Tyrannenherrlichkeit war »s zu Ende. Verrathen. (Das Töch terlein in Begleitung des Vetters und des kleinen Schwesterchens.) Mutter: .Liesbeth, warum bist Du so roth?" Kl. Schwesterchen: „Der Vet- Mutter: „Wieso?" Kl. Schwester — Modern«Anzeige. Mei nen Freiern die Mittheilung, daß mein« Hand jetzt vergeben ist. Allen Bewerben um dieselbe nochmals besten Dank. Amalie Schuhe, Verlobte. Gardinenpredigt der ssrav Sanz keiratt» »riffelfpther. Griffelspitzer! Kanzleirath! Jere mias! Du entsetzlicher Mann! Jetzt sollst du nicht schlafen, jetzt mußt du mich erst anhören! Willst du gleich die Augen aufmachen? Ein Glas Wasser schütt' ich dir in's Gesicht, wenn du jetzt schläfst! Jeremias! Zetermordio schrei' ich, aus dem Fenster spring' ich. wenn du nicht wachst! Das werd' ich wohl bleiben lassen? Du Bösewicht! Du kannst hinliegen und schnarchen wie ein Bär, während dein armes, gekränktes Weib schon zwei Stunden in der Stube auf- und abrennt und die Hände ringt! Warum ich's nicht bleiben lasse? Ich will dir's sagen: Um elfe bist du heimgelommen. statt um zehne, wo's Hoftheater aus ist! Wo hast du dich die ganze Stunde herumgetrieben? Willst du wieder die alte Mode an fangen und mit deinem sauberen freunde Rothnasel wieder halbeNächte in den Kneipen herumsitzen? Schäme dich. Kanzleirath! Was? Einen Spaziergang hast du gemacht? Das machst du mir nicht weis, dass du mitten in der Nacht spa zieren gehst! Weil's Wetter so schön gewesen sei? Griffelspitzer, das ist eine Lüge! Ich hab' um zehne zum Fenster hin ausgesehen, und da ist mir ein Regen tropfen in's Gesicht geflogen. Schä me dich, Jeremias, mit deinem armen, geplagten Weibe so Hohn und Spott zu treiben! Was hast du so spät in der Nacht noch zu promenieren? Ganz sicher hat dich der schlichte, liederliche Mensch, dein freund Rothnasel, wie der verführt! Der ist ja in der gan zen Stadt als ein großer Dummjean bekannt, vor dem keine Schürze sicher So, „Don Juan" sagt man? Also verstehst du doch, was ich meine? Also als großer Don Juan ist er in der ganzen Stadt bekannt und in an ständiger Gesellschaft gar nimmer ge litten. Der hat dich ganz sicher be schwatzt. mit ihm statt in's Königliche Hoftheater in's Schützen - Hofthea ter Was? Es gibt gar kein Schützen- Hoftheater mehr, sondern ein „Tivoli- Theater"? Das ist mir ganz gleich! Dort warst du mit deinem sauberen Freunde Rothnasel, beim Ballet und Dingsdriangel Also „Tingel-Tangel" heißt man's? Du kannst doch alles gleich corrigi ren und weißt, wo's hinaus will! Schlaf nur jetzt nicht, gib Antwort, Griffelspitzer! Ist's nicht so? Bist du nicht dort gewesen? Pfui, schäm' dich, vlter Kanzleirath! Ein anständiger, reputierlicher Mann geht zum morali schen Schauspiel oder Lustspiel oder Trauerspiel oder auch zur Oper in's Hoftheater, aber nicht in's Ballet, wo nicht mit dem Mund, sondern mit den Füßen und Händen gesprochen wird! Wie? Was? Wunderschön ist so ein Ballet? Du hast Freud' an Tanz und Glanz? Jeremias, lüg' mich nicht an, deine ?srau ist nicht so dumm! Dreh' dich nur nicht herum und schlaf' nicht ein! Ich weiß wohl, an was du I im Ballet dein Vergnügen hast! Du freust dich an dem kotteletierten Ko- fttim „Dekolletiert" hätt' ich sagen wol len? Schäm' dich, Jeremias, alter Sünder, überhaupt dies Wort zu ken nen! Also daran hast du deine Freude „Nein!" sagst du? Und doch ist's wahr! Ich seh' dich im Geiste dasteh'n im Parterr'. unmittelbar vor dem Despotium So. „Podium" heißt man's?— Also hier stehst du und hast deine Brille extra sauber geputzt und noch dazu deinen Zwicker aufgesetzt und guckst hinauf mit solcher Gier, als wenn Goldstücke ausgestreut würden! Ja, Jeremias, ich hör' im Geist, wie du die Ballettänzerinnen lobst und Beifall klatschest, wenn sie rechte Hop ser machen und die Bein« recht gra ziös in der Luft herumschlenkern und damit Kußhändchen in's Parterr' wirft! Ich seh' im Geist, wie du ganz verrückt und entzückt bist, du älter Esel! Sag', ist's nicht so, Du falscher, ungetreuer Mann! Hast du's nicht so qemacht? Dreh' dich nicht Iveg, schlaf' nicht, oder ich kitzle dich! Wenn du blos am Tanz Vergnügen hast, kann ich dir's daheim auch ver schaffen! Ich kann dir gleich was vor tragen. wenn ich auch nicht bei den Ballettänzerinnen bin, und wenn du gerade an den kurzen Röckchen eine ??reud' hast, kann ich die meinen auch hinaufnähen! Du lachst!? Ich würde eine luriose Figur abge ben? Jeremias! Hast du vor zwanzig Jahren auch so gesprochen? Wie hast du mich als deine liebe Braut immer so liebenswürdig und göttlich gefun den! Wie hast du gekittet und gebet telt und gedroht, du würdest dich er schießen und erstechen und in's Was ser springen und obendrein noch ver rückt werden, wenn du mich yicht krieg test! Sag', war's nicht so? Warst du nicht stets entzückt über mein wunder volles blondes Haar? Was? Du hast damals roth für blond angesehen? Hast du mich nicht bor Liebe fressen wollen? Es thut dir leid, daß du's nicht ge than hast? So sind die Männer! Erst haben sie Krokodilsthränen und machen uns zärtlich die Cour, beson man aber verheirathet, dann hat die Zärtlichkeit ein Ende, dann sind sie! blind für unsere Reize, dann betrügen sich, wenn's erlaubt wäre, einen Ha rem kalten wie die Türken! Wie? Was? Dir ist schon Eine zu viel? Still soll ich sein? Nein, da schweig' ich nicht! Du bist mir treu? Es fällt dir nicht ein, mich zu betrügen? Du hast mich nie belogen und willst mich auch nicht belügen? Griffelspitzer! Je remias! Kanzleirath! Ist das dein Ernst? Wo bleibt denn der neue Hut und die goldene Uhrkette, die du mir schon an Ostern versprochen hast? Hast du dein Wort gehalten als Kanzlei rath und königlicher Beamter? Ich soll endlich still sein, es sei zwei Uhr? Nein! Ich will gleich die Zeugen holen, die's mit angehört ha ben. Die Kinder sind alle dabei ge wesen, ich wecke sie gleich auf: das El sale. das Klarale, das Laurale, daS Berthale. das Emmale und das Fri dale, alle sechs waren dabei, ich hole sie gleich herein, die Pfänder deiner früheren Zärtlichkeit, sie sollen'? be zeugen. wie du mir Hut und Uhrkette versprochen hast! Wie? Ich soll sie nicht hereinholen? s>ch soll sie schlafen lassen? Ich soll Kette und Hut zum Geburtstage be kommen? Du hast heute schon daran gedacht? Jetzt seh"ich's ein, lieber Breunas, daß ich dir Unrecht gethan habe und daß du mir nicht untreu sein kannst! Komm', lieber Jeremias, oa haft du einen Kuh, ich hab' mich in iur. geirrt! Schlaf' wohl, Herzens kanzleirath! Jetzt schläft er luch wirklich schon und schnarcht wie une Sägemühle, ohne meinen Kuß zu erwidern, und morgen früh hat er sicher Hut und Kette und alle sonsti gen guten Vorsätze vergessen. Ich verde sie ihm aber schon in's Gedächt niß zurückrufen! O diese Männer! Die stille Brigg. Zs wiegt ein Schiff auf hoher See, Das ist die Brigg „Haho-Dulje!" sie schaukelt ohne Ziel und Zwick, verlassen, öde ist das Deck; lind keine Mannschaft ist zu seh'n, sticht Steuermann, nicht Capitän. Die ausgestorben ist der Raum, kein Ruf, kein Ton, es ist wie War es Gefahr und Hungersnoth, War es wohl gar der schwarze Tod, Die Pest, die so dahingerafft Der Brigg gefammte Dienerschaft? Darinnen liegt in stiller Ruh Nannschaft und Capitän dazu, Da liegen sie dahingestreckt, kein Stoß, kein Wellenschlag sie weckt. , Ein Jubiläum machte, wißt, Daß Alles so betrunken ist. Eine NcgerlcgciiS«. . Zu Noahs Zeiten, so erzählt man sich bei den Aschantinegern, waren loch Männlein und Weiblein ohne jeg liche Ausnahme schwarz; und es war oas schönste,reinste Schwarz, gleich der stacht des Urwaldes. Da geschah es !ines Tages, daß Gott der Herr die drei Söhn« des Weinvaters Noah zu! ich berief. Es war aber Ham, der zu !rst herbeilief, und der Herr sprach: l .Siehe, da ist ein Brunnen in der Wüste, der sich geöffnet hat. da ich dich rief; gehe hin, wirf dich hinein, damit zu von seinem Wasser weiß werdest me die Lilien." Aber Ham fürchtete sich und blieb. Und Japhet kam herzu, suchte in den Brunnen und ging als bald daraus hervor mit einer ganz reißen Haut. Dann kam auch Sem, >er dritte Sohn Noahs, und that gleich seinem Bruder Japhet; doch war die Wunderquelle schon fast versiegt. Es var nur noch so viel des Wassers, um chm die Haut zu bleichen, also daß Zem braun wie eine Olive wurde, lind siehe, ermuthigt durch seiner Brü )er Beispiel, sprang nun auch Ham in zen Brunnen. Aber kaum dgß er wch eine dünne Schlammschicht fand, >ie ihm die Fußsohlen und die inneren Handflächen netzte und ihm die Augen !pritzte. So ward sein Augapfel trahlend weiß, und die Ballen seiner ?üße und Hände wurden gebleicht. !lber alles andere blieb schwarz. Und >ie Neger, die die Söhne Hams, des stoahsohnes, sind, konnten somit auch rimmcr weiß werden, wie die Söhne Haphets, noch braun, wie die Söhne > Zems. . Zerstreut. Dienstmädchen (einem Gelehrten die Geburt eines Sohnes meldend): Herr Doctor, ein Junge ist da! Schön, liebe Minna! Nehmen Sie ihm nur seine Sachen ab, und lassen Sie ihn wieder ge hen! Unter Gaunein. A.: Wie gefällt Dir mein neuer Mantel? B.: Wunderbar was hat Dich denn der gekostet? A.: Nicht viel zwci Monate! Unpassend. Ei steh, gu ten Tag, Herr Baron von Silberstein. Baron von Goldstein, bitte! Heißen Sie nicht Silberstein? Gott ver Gerechte, wer wird heißen wollen bei die miserable Silberpreise Sil berstein! Aengstlich. Einbrecher: Ihr Beld oder Ihr Leben! Familienvater: Schießen Sie nur um Gotteswillen nicht, Sie wecken mir ja sonst das Kind auf! Der neue Hut. Sie: Ich zlaube, ich bekomme wieder mein ner oöses Kopfübel. Er: Das dachte ich mir schon gestern, als ich die Putzma cherin bei Dir sah! Schmeichelhaft. „Es läßt i>ch nicht leugnen, Herr Lieutenant, »aß alle Damen für die Herren vom Nilitär fchwkrmen." „Sehr schmei chelhaft, mein gnädiges Fräulein." .Das werden die besten Ehegatten. ?enn die sind doch an Subordination >:wöhnt!" Für unsere Kranen. WaS wir lernen sollten. Jede Mutter, die das Glück hat. Töchter zu besitzen, wird es als ihre heiligste Pflicht erachten, den Mädchen eine solche Erziehung angedeihen zu lassen, welche dieselben in den Stand setzt, ihren Platz im Leben einstmals so gut als nur irgend möglich auszu füllen. Wenn auch gar manche der weiblichen Kinder, um für alle Wech selfälle des Lebens gerüstet zu sein, zur Ausübung einer bestimmten Er werbs-thätigkeit herangebildet werden, so bleibt es doch der geheime Herzens wunsch der meisten Frauen, auch ihre Töchter einst als Gattinnen und Müt ter am eigenen Herde walten zu sehen, und von dieser Idee geleitet, deschrän ken sich viele Frauen sogar darauf, ihre Töchter ausschließlich für die zu künftige Hausfrau und Familienmut ter zu erziehen. Sobald Jemand nun für eine specielle Thätigkeit ganz be sonders ausgebildet wurde, dürfen wir von ihm mit vollen, Nichte erwar ten. daß er diese seine Special-Fächer auch meisterhaft beherrscht, und wir vermuthen also, daß aus der häusli chen Akademie alljährlich eine ganze Anzahl diplomirter Hausfrauen und perfecte Mütter hervorgehen. Für alle jene Frauen, welche bei Heranbil dn nachstreben, müßte es aber von hohem Interesse sein, einen Einblick in die angewandte Methode zu thun und hauptsächlich mit dem Lehrplan der praktischen Hausfrauen- und Mutterschule bekannt zu werden. So viel uns bekannt, gehen 'die leh renden Führerinnen ihrer Töchter un gefähr nach folgendem System vor: Zuerst erhält das Mädchen eine allge meine Schulbildung, dieser folgt ge wöhnlich etwas schöngeistiger, künst lerischer und musikalischer Aufputz, wovon namentlich auf Zeichnen oder Malen, Klavierspielen oder Gesang ziemlich viel Zeit verwendet wird. Dann ist der Moment gekommen, wo die kluae Mutter auf Erlangung praktischer Kenntnisse, wie im Nähen, Kleidermachen, Kochen und diverser häuslicherVerrichtungen dringt. Wenn all' dies erreicht ist, blickt die lehrende Mutter stolz auf ihr Wert, und der zukünftige Schwiegersohn erhält eine Verle von einem Weibchen, gewappnet für alle und jede Vorkommnisse des täglichen Lebens. aber manchmal auch ein ganz kleiner Weltbürger. Die jugendliche Mutter hofft nun mit Zuhilfenahme ihrer all gemeinen, schöngeistigen, künstleri schen. musikalischen, Nadel-, Koch- und Haushaltungskenntnisse, die ihr bisher als Hausfrau so vortreffliche Dienste geleistet, auch bei der zarten Menschenblüthe erfolgreich zu mani vuliren. Gar bald erkennt sie jedoch mit Schrecken, das; ihre Bildung aus > diesem sselde gleich Null ist, daß' Ni e! mand unwissender, unerfahrener die sem Theile ihrer gewählten Berufs thätigkeit gegenüberstehen kann, als sie selbst. „Ja, warum ist dem nun so?" frägt sie bestürzt, und wir wie derholen die Frage. Warum glaubt man, dan die Kenntnisse der Haus frau und Mutter identisch seien, daß jeder Beruf einer Vorschule und vor bereitender Studien bedarf, nur der der Mutter nicht? Ist das Amt der Mutter vielleicht ein ggr so leichtes, so wenig bedeutendes, wichtiges und verantwortliches? Oder fehlt es den lehrenden Müttern an der richtigen Gelegenheit oder Einsicht, auch diese Borstudien der Töchter richtig zu lei ten? Gewöhnlich heißt es: „Ach, das lernt man später ganz von selbst, das gibt sich und übt sich, wenn man nur ein wenig Geduld und Liebe dazu mitbringt, und diese besitzt jede Mut ter, welche das Herz am rechten Fleck bat!" So sprechen die mütterlichen Beratherinnen der jungen Frauen. Aerzte und Fachmänner dagegen kön nen beweisen, dag unzählige zarte Menschenblüthen alljährlich bei aller Geduld. Liebe und normaler Herzens beschasfenheit ihrer Erzeugerinnen zu Grunde gehen oder jahrelang elend dahinsiechen, nur weil die Mütter diese wichtigsten Kenntnisse so ganz von selbst erlernen und an ihrem eige nen Fleisch und Blut einüben sollen. Wie vielen jungen Müttern steht der Angstschweiß auf der Stirn, wenn sie blos vor die Nothwendigkeit gestellt sind, ihr Kind zum ersten Mal zu ba den. zu kleiden u. f. w. Welch' rath lose Verzweiflung bemächtigt sich die ser unerfahrenen, unwissenden, jungen Frauen, wenn das zarte Wesen wim mert. weint und schreit, ohne daß sie im Stande sind, die Laute dieser Sprache zu deuten, zu verstehen und dem Würmchen entsprechende Linde rung zu bereiten! Wie kann da Abhilfe geschaffen, wie den jungen Mädchen und Frauen, welche später vielleicht den Beruf der Mutter ergreifen, Gelegenheit gegeben werden, die Kunst der Kinderpflege rechtzeitig zu erlernen? höre ich meine freundlichen Leserinnen fragen. Eben so wie in unserer movernen Zeit die Kunst des Kochens in öffentlichen Schulen gelehrt wird, weil es den ' Müttern ost an Zeit und Gelegenheit gebricht, ihre Töchter darin im Hause zu unterweisen, so ist man nunmehr bestrebt, auch Schulen sür Kinder- " pflege zu errichten, weil es in der Fa milie zumeist an den Objekten zur ! praktischen Erlernung auch dieser I Kunst fehlt. In allerjüngster Zeit haben die j Bestrebungen, solche Institute in's ! Leben zu rufen, bestimmte Formen ! angenommen, und man kann bereits i auf einige praktische Resultate hin weisen: wenn auch die Ausführung verschieden, die Grundidee ist überall ungefähr dieselbe. Das Verdienst, den bahnbrechenden Anfang gemacht zu haben, gebührt der Präsidentin des Vereins christlicher Frauen in Brook lyn. Dort existirt, vielleicht allerdings mehr in Rücksicht für Frauen und Mädchen, welche die erworbenen Kenntnisse auch außerhalb der eigenen Familie verwerthen wollen, schon seit drei Jahren ein Kurs, in welchem mit dem besten Erfolge häusliche Pflege rinnen für kleine Kinder, alte Leute u. f. w. herangebildet werden. Zum Unterschied von den „trained Nurses", welcht natürlich ein weit eingehende res, ernsteres, jahrelanges Studium im Krankenhause zu absvlviren haben, nennen sich diese Pflegerinnen „ama teur" oder „convalescent Nurses" und beabsichtigen, nur so viel Kenntnisse zu erlangen, als man im täglichen Le ben als Frau und Mutter oder deren Ersatz und Helferin unbedingt be nötlnat. In Boston hat in diesem Jahre eine htWenische Gesellschaft die ursprüng liche Idee noch in erweitertem Maße ausgeführt. Eine absolvirte Docto rin der Medizin leitet den Unterricht der sogenannten „Attendents", welche praktische Unterweisung in Allem er halten. was man in der Kranken od«r Kinderstube zu wissen braucht. Die Schülerinnen bekommen Unter weisung im Bereiten von Umschlägen, Nahrung. Bädern, wie die Bentilation und Desinfektion zu besorgen, wie Puls und Temperatur zu nehmen seien. Und was uns als das Beste er scheint, es werden von verschiedenen Aerztinnen und anderen erfahrenen Dame» und Müttern Vorlesungen über alle Zweige der Kinderpflege ge halten. bei welchen große Gumniipup pen als Bersuchsobjelte dienen, an welchen praktisch erklärt wird, wie solche lebende Puppen am besten zu baden, zu waschen, zu massiren, sro4- tiren, anzukleiden, u. s. w. sind. Fer ner wird gelehrt, wie man Betten macht. Durchzüge wechselt u. s. w. Auch wird gezeigt, wie man in einem Hausapparat Milch sterilisirt und an dere Nahrungsmittel für Babies be reitet. Und all' dies wird nicht nur besprochen und demonstrirt, sondern die Schülerinnen müssen einzeln vor treten und die praktischen Handgriffe so lange wiederholen, bis sie dieselben ausgezeichnet ausführen können, sonst »halten sie kein Zeugniß, welches sie berechtigt, sich als Schülerinnen des Kurses auszugeben. Wenn ich ein iunger Mann wäre, würde ich ein sol- H-s Document als zur Eheschließung linbedingt nöthiges Utensilium ver langen, und wenn ich ferner ein Mann wäre, der bei der Leitung verschiede ner deutscher Vereine etwa- zu sagen hätte, würde ich schleunigst darauf dringen, daß solche deutsche Kurse für deutsche Mädchen und Frauen errich let würden, denn die Kenntniß der richtigen Kinderpflege ist etwas so ungemein Wichtiges, daß wir dies zor alle» anderen Dingen lernen soll en. In Ostindien gab es, und gibt es wohl auch noch heute, schlechte Schuld ner, bei denen kein Bitten und Mahnen etwas half. Das wird Niemanden Wunder nehmen, denn es ist in der ganzen Welt so, und weshalb soll Ost indien eine Ausnahme machen? Aber in der Art der Beitreibung solcher Schulden unterschied sich Ostindien wesentlich von allen anderen Ländern. Während man in diesen den Klageweg beschreitet und nach erstrittenem Er seinen Tod verursacht zu haben, auj den Schuldner, welcher ihn durch seine Saumseligkeit im Zahlen gezwungen hat, zu verhungern. Es soll nun nie mals vorgekommen sein, daß ein zum miethcter Brahmane sein Wort nicht gehalten, und vor erfolgter Zahlung seinen Platz an der Hausthür des Schuldners Erlassen habe, aber ebenso soll es auch nur sehr ausnahmsweise vorgekommen sein, daß ein Schuldner sich durch Nichtzahlung der Todsünde schuldig gemacht habe. Die richtige Lesart. Stud. A.: „Kannst Du mir nicht Dein hen?" Stud. B.: „Thut mir leid, ich U vel und d,iS Ende vom Liedeist wir haben schließlich lauter lahme Pferd: in der Schwadron! Hawaiische Götzen. Ueberreste des Aberglau bens der Kanaken. Die hundertjährige Herrschaft des Christenthums hat wohl vermocht, die Götzen zu entthronen, de lühne Seefahrer Cool zum ersten Male die paradiesischen Inseln d«s hawaii schen Archipels betrat; allein den fin stern Aberglauben vollständig auszu rotten, ist dasselbe außer Stande ge wesen. Die Kanaken bekennen sich zur christlichen Religion, aber viele von ihnen verehren trotzdem im Geheimen manche ihrer alten Götzen, in denen sie gewissermaßen eine Art von Vasallen des Christengottes erblicken. Die Wälder von Hawaii sind heute noch von Kini Akua (Nymphen) bevölkert und die unheimlichen Kahunas (Zau derer) treiben ihr Unwesen wie früher. Es gibt nicht wenige Kanaken, welche fest davon überzeugt sind, daß die Apo Leo, Kuni und Pahiuhius den Com mander Wiltse von dem Bundes- Kriegsschiff „Boston" zu Tode „gebe tet" haben, weil dieser der Königin Liliuokakani nicht freundlich gesinnt war. Der Einfluß der europäischen Civilisation und das Wirken der Mis sionäre haben zahlreiche Götzenbilder zerstört, doch sind deren noch im In nern der Inseln zu finden, wo sie von den Eingeborenen freilich mit der größten Aengstlichkeit behütet werden. Es ist eigenthümlich, daß der Götzen cultus dieser paradiesischen Inseln einen so düsteren Charakter angenom men und grauenhafte Wahnvorstellun- gen hervorgebracht hat, wie dieselben in , dem Glauben an die Giftgötter und Göttinnen zu Tage treten. Die Göttin Die Giftgöttin Kalaipa« Theile der Insel Molokai haust, der den Aussätzigen zum Aufenthalt dient, treibt dort immer noch ihr Unwesen, ebenso wie der Gott Ku, dessen Haupt vergnügen in dem Brennen von Men schenseelen besteht. Ein anderer Gift gott ist Thamehaweda. Als der Re gengott wird Lono verehrt, während Milu in dem Reiche der Todten, Po, die Herrschaft führt; Pele ist die ge fürchtete Göttin des vulkanischen Feu ers. Der Oberste aller Götter ist der geschaffen. d Kd' S>l d genutzt. Diese Betrüger lehren, daß alle Krankheiten und Uebel durch den Der Giftgott Thameha iv « d a. Zorn der Götter oder durch die Zaube rei böswilliger Kahunas, denen Geister zur Ausführung ihrer bösen Streiche dienen, verursächt werden. Zur Zeit der Noth sendet der abergläubische Ka näle zu einem Kahuna, den er sür be sonders mächtig hält, und dieser ver treibt das Uebel durch seine Special geister. Dem Einfluß der bösen Gei ster kann man übrigens durch eifrige Belehrung seiner Vorfahren vorbeu gen. Daß ein Mensch zu Tode „ge betet" werden kann, wird vielfach ge glaubt und bemächtigt sich dieser Glaube eines Anhängers der Kahuna, dann ist er rettungslos verloren. Er legt sich hin und stirbt vor bloßer Angst, ohne Nahrungsmittel zu sich zu nehmen oder Trostworten Gehör zu schenken. In lebhafter Erinnerung ist noch der Tod der am 3. Februar 1887 verstor benen Prinzessin Likelike, der Tochter des Königs Kapaakea und der Mutter der Prinzessin Kaiulani. Derselbe ist nach dem Dafürhalten der abergläubi schen Kanaken durch die Göttin Pele herbeigeführt worden. Sie ivar von einem leichten Unwohlsein befallen, als sich ein Lavastrom aus dem Vulkan "der Göttin Pele gesandte Todesbot» nächsten Tage war sie «ine Leiche. Memoiren eines Schmarotzer«. Briefe eines berufsmäßigen Diner out wie man in England die Schmarotzer der „guten" Gesellschaft nennt —, der die zweifelhafte Ehre hatte, Anwalt des Prinzregenten und nachmaligen Königs Georg des Vier ten von England zu sein, sind soeben in London veröffentlicht worden. Der Mann heißt Jeckhll. In jener Eigen schaft und als Parlamentsmitglied, so wie als Freund des Lord Lansdowne kam er viel in Gesellschaft; man sah ihn gern, weil er ein Witzbold und gu >ter Erzähler war. Seine Briefe wim- Anekdoten. Jeckhll erhielt seine Aus bildung in Frankreich; er ei nige Tage in Blois, im Chateau des M. La Balliere, zu. Das Haus war voll von Gästen, und da Mlle. Char gier, ein hübsches 17jähriges Mädchen, im selben Zimmer schlafen sollte, in dem die Gesellschaft gespeist hatte und die Herren ihren Burgunder zu, sehr liebten, als daß sie ihn im Stichs lassen tonnten, so zog sie sich an's an dere Ende des Zimmers zurück, kleidete sich aus, ging zu Bett und schlief ein, nachdem sie den Gästen noch ein paar Lieder unter der Nachthaube hervor gesungen hatte; wozu Jeckhll die Be merkung macht, daß Tahiti und Fran kreich ungefähr auf derselben Stufe der Civilisation stehen. Ein Engländer, der lange Zeit in Paris wohnte, hatte die Gepflogenheit, jede Woche mehrere Abende bei der Marquise X. in ihrem Landhans zwei Meilen von Paris zuzubringen; die beste Gesellschaft war dort anzutreffen. Eines Tages fragte sie ihn: „Wie kommt es, daß Sie mit einem Lakaien ankommen und immer mit zweien weg fahren?" Der Engländer behauptete, nur einen Livree-Bedienten zu besitzen und stellte diesen Tags darauf zur Rede. Unter der Androhung polizei licher Maßregelung gestand der Be diente, daß er seit Langem von einigen Pariser Aerzten bezahlt werde, denen er zum Seziren aus der Um gebung von Paris verschaffte. Einige Burschen brächten ihm diese Leichen von einem Kirchhof in der Nähe der Willa der Marquise, und um alleir Fragen bei der Barriere von Paris um Mitternacht auszuweichen, habe er im- Wagen aufrecht gehalten. Theatergeschichten gibt es in diesem Buch natürlich eine Menge. Ein iri scher Schauspieler, der mit seiner Truppe im Land umherzog, sollte guckte durch eine Spalte in den Zu schauerraum und zählte nur acht Per sonen. Diesen rief er zu: „Hol' ich den Neger weiß!" Als Kean den Hamlet spielte, kriegte der Geist einen Anfall von Nießen und Jeckylls Urtheil Üser Georg den von Europa" ausgegossen hat. Dage gen ist Jeckyll dem König Wilhelm dem Vierten gar nicht sehr günstig ge stimmt: „Der König hält Reden von Morgen bis Abend; ein gutmüthiges Geschöpf, der es gut meint, wenn er überhaupt etwas meint. Die Königin ist nützlich; so oft seine Tiraden über Daß Sie das nicht glauben wol len, finde ich recht unrecht von Ihnen. Na, ja, Sie Pessimist haben gut schlecht von anderen Leuten reden. Sie finden so Etwas natürlich unnatürlich. Na, dabei kann einem auch wohl unwohl werden. Sache nun gerade schief geht? Ich sage ja nein ! Na, ein solcher Optimismus ist allerdings ein wenig zu viel! Berussstolz. Amtsrichter (zu einem bewährten Einbrecher): „Diesmal hat Ihnen nun noch nichts bewiesen werden können, Sie sind da her entlassen. Wählen Sie sich aber doch einen anderen Erwerbszweig, der I Ihrige ist doch gar zu schlecht." . Einbrecher: „Na, wissen Se, Herr Amtsrichter, mehr als Sie verdiene ick immer noch dabei!" Verfehlt. Rentner (zu sei nem neuen Dienstmädchen): „Sehen Sie sich mal diese Photographie mei nes Neffen an, Marie; wenn der Herr kommen sollte, sagen Sie jedesmal, ich sei nicht zu Haus, verstanden!" Dienstmädchen: „Jawohl!" Der Neffe (nach einigen Tagen): „Ist Herr Müller zu Hause ?" Dienstmädchen: „Ja ... warten Sie mal, da muß ich zber ma! erst in unscrem Photographie album nachsehen!"