Mia. (6. Fortsetzung.) rholteOlga Giu liano, daß er eine anbetungswürdige Sattin habe; es war sich« Tage spä ter, beim Abendessen. Gewöhnlich wurde das Abendessen nicht in derßilla genommen. An diesem Tage jedoch war die Gesellschaft von einem großen und äußerst gelungenen Ausflug zu später Stunde heimgekom men. und die Nothwendigkeit eines fröhlichen Soupers hatte sich fühlbar gemacht. Beim Nachtisch kam die Baronin auf »en Gegenstand zurück. Costüm a la Pisseraro ihr gut steht....; ja.... so sollte sie immer sein.... zufrie ren und ledhast angeregt.... Sie hat Baronin?" „Nein, es ist genug, ich danke. Ihr habt schon fünf Gläser getrunken.... dieser ist wirklich ausgezeichnet." „Er ist in der That nicht übel; ich ziehe jedoch...." Er stellte das Glas nieder und sah Böses dabei? Stele Giulianos dieses Wort langsam gedehnt über seine Lippen: „Einer al ten, das heißt, der ersten!" „O," antwortete Olga fröhlich, „es gibt etwas besseres, als die erste zu sein." langsam. „Zum Beispiel, dk letzte zu sein." Er war nicht zufrieden. Er machte scheinlich innere Widersprüche aus, daß die Baronin in ein Helles Gelächter cmsbrach. „Was für Dummheiten!" sprach sie. „Gebt mir jetzt eine Mandarine und schweigt still." Begleitung einer alten Kammerfrau. Jbr Gatte, gefällig wie er war, hatte nichts gegen diese Schwachheiten, wohl- Augen, die Hände krampfhaft auf die Brust gepreßt. Jetzt, da niemand sie sehen konnte, biß sie sich auf die Lip pen.... O, wie imklug war sie gewesen! Mazurka... Die anderen Paare tanzten nicht auf diese Weise.... nicht so blaß und schweigend.... O wie marterte sie diese frische Erinnerung! Welche na menlose Beängstigung weckte sie in ih rem Herzen! Sie fühlte sich beinah« un glücklich. Und sie dachte, wie nöthig ihr ein Rath, wie »rmuthigend ein ver trautes, geheimes des Trostes genxsen wäre.... Ja, sie wollte in's Kloster gehen zu Pater Loria, sogleich, am frühen Morgen, während die ande ren Damen, noch müde, schliefen, wäh rend er Giuliano... auch noch wäbrend dieser Nacht, auch er war iin höMen Grade aufgeregt, sein Geist, sein »orper, das auch auf andere Weise, doch nicht min der mächtig als früher wirkte. Er war sich wohl bewußt, daß in dieser Art falschen Freundschaft, die er, fast ohne er fühlte die Herrschaft dieses Weibes, dcrbaren Trosts Schließlich hatte Mil trcuer Gatte... Und.... bei Gott..i. er war nicht zu leugnen, daß 01ga../. Herrgott, welch' geistreiches Weib! Und der Vicomte! Es war nichts Wahres daran, sie hatte es ihm auf's Bestimm teste versichert. Zv» Herzogin stand feyr sruy auf, nachdem sie im ungewissen Dämmer heiteren Antlitz. Sie schloß die Thüre Während sie sich kämmte, schickte sie konisch: „Allein?" Kloster begleiten sollte? Oer Herr Her mit dem Kopfe und entfernte sich. „Dummkopf!" dachte das Mädchen und schaute, etwas ärgerlich, dem Ori- Drollino ging, um die nöthigen Be lehle zu geben. Aber er sagte dem Ku tscher nicht, er soll« die Bictoria führen. Als alles bereit war, stieg er selbst auf den Kutschersitz. Die Herzogin kam ge gen acht Uhr herunter, sie war ganz einfach gekleidet; ihr folgte Tonia, die alte Kammerfrau. Der Wagen wartete vor der Stufenreihe des Borhofes. Auf dem Kutscherbock neben dem Bedienten saß Drollino mit den Zügeln in der Hand; er schien in seinem weißenßag» lan noch brauner als gewöhnlich. Und fort ging's durch das trübe, melancholische Wetter. Ein grauer Ne bel deckte die Landschaft und hüllte den Horizont in feuchten, schweren Dunst. Man erreichte den Ort, und die Kut sche hielt vor dem Heilizthum. Die Her zogin stieg aus, und ihre zarte kleine Gestalt verschwand hinter der Pforte und tauchte in den weichen, kühlen Schatten der Kirche. Drollino ließ die Pferde langsam auf und ab gehen und wartete ungefähr eine S- -nde auf dem öden von zwei Reihen schwindsüchtiger Akazien umsäumten Platze, während und säuselndes Geräusch Hersorbrachte. Endlich erschien Milla wi:der. Sie blieb einen Augenblick auf der Schwelle stehen und blickte in das Wetter hin aus. Man sah, daß sie viel und mit jenem leidenschaftlichen Ausbruch geweint batte, der den Schmerzen der jungen gefühl werden kann. Si» mußte angst voll, leidenschaftlich, mit innigstem Vertrauen gebetet haben. Ihr Gesicht- Augen blickten matt und hatten blei farbeneßinge. Die Lippen zitterten noch ein wenig, und ihre Hand preßte das des Kriegers a«i Tage der Schlacht den Griff deS gewohnten Schwertes faßt. Drollino sah das alles. Er fühlte sich sonderbar bewegt... Ach! Die junge chen Cognac gesagt: „Die Herrin hat Angst wegen der Russin " und er hatte deutlich s.enug zu verstehen gege- war km Sprunge auf dem Boden. Er sckilug das Wagendach auf und ließ das lederne Vortuch hinunter, dann bot er der Herzogin respectvoll den Arm, um ihr beim Einsteigen zu helfen. Jetzt erst gewahrte ihn Milla. Ueber ihr verstörtes Gesicht huschte ein trau riges Lächeln.... es war ihr noch immer, als müsse sie weinen! Aber in ihrem müden Blicke lag etwas wie eine unbe wußte Bitte, ein unbewußter Appell an das Mitleid und die Sympathie. Sie war noch immer höchst aufgeregt, und ihr Herz, noch durchdrungen und Begeisterung d«s Gebetes, welches alles herzlich und brüderlich umfaßt. Es brauchte sehr wenig, si« aus's innigst« zu rühren. In der That machte der An blick dieses Mensch«», den sie sich und dem Andenken ihres Baters in Liebe zugethan wußte, in diesem seltsamen Augenblicke ein« nicht weniger selt same Wirkung auf sie. In ihrer schmerz lichen Sorge, in ihrer moralischen Ver» «insamung kam ihr Drollino fast wie ein Freund vor. Sie blickte auf ihn mit unbewußter, aber liebreicher Freundlichkeit und legte einen Augen blick, ohne es zu wissen, wie «ine Müde, die eine Stütze sucht, ihre bloße Hand auf die mit gemsledernen Handschuhen bekleidete Drollinos, welche er bereit hielt, um ihr einsteigen zu helfen. Ein mächtiger, aber sofort unter drückter Schauer durchbebt« Drolli nos magere Gestalt. Ein sofort wieder erlöschender Blitz flammte durch seine schwarzen Augen, dann neigte er wie schuldbewußt das Haupt, stützte Mil la mit der Kraft seiner eisernen Faust und half ihr in den Wagen steigen. Sie bemerkte nichts von der gewaltigenEr schlltterung, welch« Drollino in allen Fibern seines Wesens erregt hatte. einem Satz« war Drollino auf Trab auf der schmutzigen Straße. Die Herzogin, in ihren Plaid gewickelt, versunken in jene gänzliche geistige und körperliche Abspannung, welche immer der durch einen aufrichtigen Herzens erguß veranlaßten Aufregung folgt, überließ sich gern der raschen Bewe gung des Wagens. Ihr müder Blick verlor sich in den trüben als Regen Niedersinkenden Nebelschleiern, die über der Landschaft lagen. Und Drollino ließ die Pferde fliegen. Er reizte und spornte sie mit seinem kurzen, schrill?:, Zuruf, welcher ihnen den Teufel in den Leib zu jagen schien. Der Bediente sah ihn, eingeschüchtert, jeden Augen blick von der Seite an und wagte nicht, ihn etwas zu fragen. Im Innern des Wagens wiederholte die entsetzte Kam merfrau mit leiser Stimm« ihr unzäh ligen Avemaria. Die Herzogin war achtlos für Gebet und Furcht. Sie rechnete aus, wie vule Tage noch ver streichen würden bis zu Olgas Abreise. Sie kamen ohne Unfall nach Hause. Milla bemerkte beim Aussteigen, daß sie sich kaum mehr auf den Fußen hal ten konnte. Sie erinnert« sich, daß sie noch nichts genossen hatte; dashalb ge dachte sie, bevor sie sich in ihr eigene? Gemach begab, einen Augenblick im Speisesaal zu verweilen. Dieser lag in einem anderen Flügel der Billa, wo das Geräusch de» ankommenden Wa gens kaum hatte beachtet werden kön nen. Die Tafel für das gemeinschaftliche Frühstück war noch nicht bereit; aber m einer abgesonderten Fensternische ließ ein sehr elegant gedecktes Tische chen für zwei Personen erkennen, daß dort ein fröhliches Frühstück stattge funden hatte. In der That hatten der Herzog und die Baronin Olga soeben den Kaffee genommen. Sie waren al lein; keine Gäste, keine Diener. In dem anstoßenden Zimmer jedoch ertönte in einem fort das Klickklack der Billard kugeln. die auf d«m grünen Tuch an einanderstießen, und ein nicht weniger unaufhörl?chrs Hin- und Herreden von männlichen Stimmen. Olga war in ein weites Morgenkleid von rothem Kaschmir gehüllt, und ihr Hals verschwand in den nachlässig ge ordneten Halten einer großen Schärpe aus vlämischen Spitzen. Der energische Slavenkopf trat windervoll aus dem Postament von Spitzen und dem Hin tergrund der Taplte aus gepreßtem Leder. Die Baronin ruhte ausgestreckt in einem Sessel und li-ß einen Arm her abhängen. Sie rauhte eine Cigarette aus orientalischem Tabak, und ein ver führerisches Lächeln umspielte zwischen den üppigen, frischen Wanden ihre Giuliano saß nahe bei ihr rittlings aus eineiy Stuhl und ließ eine Hand atis der Sessellehne ruhen. Sein regel mäßiges, schönes Gesicht war ihr zuge neigt, und er streckte mit sichtlichem Ve rgnügen seine mit einem Kneifer bewaff nete Nase in den stark duftenden Rauch der Cigarette. Aber auf einmal zog er die Nase zurück mit der Bewegung ei halb Pathetisches ausdrücken sollte. „Wißt Ihr, an was ich in diesem Au genblicke denke?" wäre. Er aber, um das Gespräch in Fluß zu halten, gab auch die Ant wort: „Ich denke on Euer Pfirsichsar' Nelken." „Dummheiten.... mein Lieber; waZ vorbei ist.ist vorbei. Ist es nicht eine ausgemachte Sache, daß gerade Ihr der glücklichste aller Sterblichen seid? Und recht ." fragte Giuliani» mit einer Bitterkeit des Tones, die pathetisch fein sollte. Tie hatte dafür ein boshaftes Lä cheln. „Aber, mein lieber Creole, Ihr seid immer sehr unabhängig gewesen und „Ah!" sagte sie. ' - Und sie sah ihn lächelnd an, mit jenem Lächeln, das den Glanz ihrer el fenbeinernen Zähne voll aufleuchten ließ. Und an diesem trüben.regnerischen Tage in der schweren Luft des alter thüinlichen Speisesaales gewann ihr Antlitz einen geradezu dämonischen Ausdruck von Leben und Bewegung; schwach würd...» veracht lendsten Gelächter das Wort im Munde unbeweglich ihnen gegenüber auf der Schivelle gesehen. Hatte sie gehört? Nach ihrem An blick zu schließen, schien wenig Hoff schlechten Wetter»» Ich sagte Deinem men Streich..." Aber die Baronin, welcheMillas Ge sicht aufmerksam studirte, schnitt des Herzogs Erfindung init einem Blicke ab. „Fühlst Du Dich unwohl?" fragte sie die Herzogin mit einer sich wunder bar steigernden Liebenswürdigkeit, j Milla antwortete nicht; sie fühlte ihre Kehle von einem hysterischenKram pse zugeschnürt. Und doch wollte sie sprechen, wollte mit einem geeigneten Worte das Gefühl des Unwillens aus drücken, das sie beherrschte. Aber die nervöse Aufregung, welche ihre ganze arme, kleine Gestalt erschütterte, über wältigte sie vollständig. Milla fühlte ihre Sinne schwinden, sie sah nicht mehr hell, es rauschic und läutete in ihren Ohren. Sie wankte und stützte sich, um nicht zu fallen, mit beiden Händen auf ein nahestehendes Tisch chen. Olga eilte zu ihr hin und wollte sie stützen. Milla gewährte mi: schwinden den Sinnen Zie ilir drohende Berüh sühl von Abneigung und Stolz, daß sie, wie elektrisirt, einen Augenblick wieder zu sich kam. Sie erhob sich, trat einen Schritt zurück, und über ihre blassen Lippen trat ein zitterndes „Nein" voll Haß und Empörung. In dem großen Speisesaal« herrschte einen Augenblick ein peinliches Still schweigen. Plötzlich wurde die Hrezozin ohn mächtig. 7. Capitel. „Wirklich?.... Milla hatte sich un wohl gefühlt?».. O die Arme! Aber wie.... warum? Bielleicht die Ermü dung vom 8a11e...." „Ja," bemerkte die Gräfin Garbi, „man sah, daß sie zuletzt ein wenig ab gespannt war." „Nein!" ließ eine alte Dame sich hö ren. „Es wird wohl etwas anderes.... eine interessante Neuigkeit sein." „Potz tausend!".... antworteten die Damen im Chor mit verständnißvollem Lächeln.... „Wirklich?" bemerkte Olga, welche in diesem Augenblick eingetreten war. „Wie schön wäre das, welch ein Glück für Beide!" „Du warst im Saale, nicht wahr, als die Arme sich unwohl fühlte?" fragte die junge Gräfin Ghisneri. .Ja, meine Liebe, ich hatte einen furchtbaren Schrecken. Ich war zum Frühstück hinuntergegangen.... Auf einmal erscheint Milla leichenblaß aus der Schwelle. Sie war Gott weiß wo gewesen, um zu beten.... zu beichten.... was weiß ich.... ihr wißt ja, wie fromm, wie gut das liebeWefen ist. Das feuchte Wetter hatte ihr jedenfalls geschadet, sie war erschöpft.... denn sie ist so zart, nicht wabr? Kurz, ich sah. wie sie vom mächtig wurde.... Ich eilte herbei, um sie zu halten; ich schrie.... ich rief; zum interessante Neuigkeiten sein sollten..» würde ich sofort der Herzogin Marghe rita schreiben." .Wo ist diese liebe Frau jetzt?" ich sagte.../ liches, ein vorübergehendes, von der Kälte und Müdigkeit veranlaßtes Un wohlsein. Milla war sofort wieder zu Stunden schlafen und würde ohne Zweifel bei der Mahlzeit wieder er scheinen. noch unbeweglich im Bette liegend. Sie schien ihn nicht zu bemerken, sie hielt die Augen geschlossen. Giuliano zögerte „Milla!" Sie öffnete die Augen, cheln und schloß sie langsam wieder. „Milla!" wiederholte Giuliano. Sie antwortete nicht....; sie schloß vorgezogen. welcher die Frisuren wieder aufgebaut, das Kleid gewechselt, die Fichüs über die Schultern geworfen, der Schnurr eine Nachricht rasch die Runde durch den ersten Stock. Als die Glocke zum Mittagessen rief, hatten Alle, die Be- Die Meisten bemitleideten Milla, un gewachsenen Angestellten. Aber ein ge wisser Kreis beschützte hartnäckig Olga, ein schönes Weib, bei Gott, das zu Pferde viel Muth und eine feste Hand „Was sagst Du dazu, he?" Aber er antwortete nicht; er sagte, er habe Anderes im Kopfe, ein Füllen, ivelches lahm zu werden schien. Er Regen in Strömen fiel. Olga kam zum Mittagessen in einer reichen Toilette aus olivengrünem Sammt, die ihr wunderschön stand. Aber gleich nach Beginn der Mahlzeit fing sie an, Verdacht zu schöpfen. Sie begegnete bald da einem eigenthüm lichen Lächeln, bald dort einem neugie rig:n Blick, der einen Augenblick auf ihr ruhen blieb und dann rasch weite: floh- Beim Braten war sie fast gewiß, beim Kaffee verblieb ihr kein Zweifel -mehr. Eine Dame wandte sich an sie sie richtete. sie wüthend. Auf Milla, wohlv^rstan» merte und mir die besten Absichten h«gte. Ihn hatte sie längst aufgegeben, man wußte es ja. nichts. Sie hatten sie eingeladen, um ihr zu zeigen, daß sie sich nicht fürchte ten; es war doch natürlich, daß sie ih» sich die tapfere Fechterin unvergleich lich. Sie zeigt« sich so freundlich, so natürlich ruhig, sie wußte so gut zu den Tag abwarten und dann erst ent scheiden. Man mußte Milla und die Baronin einander gegenüber sehen. widerstehlich«s Bedürfniß zu ruhen, zu vergessen. O, wenn sie ihre Mutter ge habt hätte! Wenn sie ihr armes, schwe- Ruhe; und als er sah, daß die Um stände, das Gewimmel der Gäste sich wohl kaum der Verwirklichung dieses Die gute Gräfin Nemi! Sie hielt an Millas interessanten Umständen fest! Zu ihrer Zeit war dies das einzige Aber um welche Art Fieber handelt« es sich denn?.... Sie hoffte sehr, um kein entzündliches, kein an- GewissenSbisse über seine List. Den lebhaftesten Theilnahme nach Millas ihr Gesellschaft zu leisten. Und nach Leiluü >-3 Herr» Me,»erS Saarnadel. „August, was ist das?" sagt Fra» Meyer zu ihrem Manne, ihn in seine« Lektüre plötzlich unterbrechend. „Das ist eine Haarnadel," antwortet Herr Meyer ruhig, anscheinend voll ständig in sein Buch versunken. „So, ist es wirtlich eine?" wirft Frau Meyer zurück, „aber es Ist kein« von den meinen! Es ist eine gedrehte Haarnadel! Darf ich mir zu fragen erlauben, wo das übrige Frauenzim mer hingekommen ist?" „Katharina," erwidert Herr Meyei mit der Furchtlosigkeit eines reinen Ge wissens, „zu was so unnütze und un angenehme Fragen? Was geht mich denn diese Haarnadel an?" „Das ist's gerade, was ich wissen will und auch sicherlich herausbekom men werde,", sagt seine Gemahlin, die ein:n rothen Kopf bekommt und sich an ihren Schreibtisch lehnt. „Wo fandest Du sie denn eigentlich?" fragt August mit einer Miene, als ob er einen Revolver auf sich gerichtet fühlte. »Ich ich f —f —fand sie in Dei nem Ueberzieher," schluchzt Frau Meyer, „ja ja in Deinem Ueber zieher!" „So, dann leg sie wieder hinein. Uebrigens, was hast Du dort zu su chen?" bemerkt Herr Meyer, den Krieg in Feindesland hinüber spielend. „Ich gebrauche doch keine Haarnadeln, was glaubst Du denn eigentlich, daß ich mit Haarnadeln machen sollte?" Dabei macht Herr Meyer ein so tugendhaftes Gesicht, jede Frau überzeugt ha- Aber feine Frau überzeugt er nicht, sie ändert nur ihre Taktik. spricht sie im weichsten Sammetmati teltone, „August, wenn Du mich jemals geliebt hast in den s—süßen Tagen un seres jungen Glücks, wenn Du noch die geringste Rücksicht für mich nimmst, so sag mir sag mir, woher Du die Haarnadel hast!" Sie konnte keinen direkteren Weg zu seinem Herzen gehen. Der Bejam mernswerthe fuhr mit den Fingern durch die ergrauenden Haare, er krümmte die Zehen zusammen in den weichen Filzpantoffeln, er biß die Zähne auf einander, als er sich dazu ermannte, die Wahrheit zu sagen. —- „Die ganze, wahrhaftige Wahrheit meiner Seel!" Dann begann er mit niedergeschlagenen Augen und leiser» unruhiger Stimme, die wie kondensir tes Unglück klang: „Es war erst gestern," er sprach das mit einem Gefühle, als ob es vor einem Jahrhundert gewesen sein müsse: „Ich kam gerade aus dem Restaurant " „O, o, o! Du sagtest mir doch, daß Du den Tag über keinen Bissen äßest," unterbricht Frau Meyer. „ wo ich ein« Rechnung einzukas siren hatte," fährt Herr Meyer in hoh lem Grabestone fort, ..und wie ich da herauskomme, so sehe ich 'was auf dem Trottoir glänzen. Ich dachte an den Spruch, den mich vor langen Jahren meine gute, selige Mutter gelehrt: „Findst du 'ne Nadel und nimmst sie nicht, Dir's 'mal später an Brot gebricht. Findst du 'ne Nadel und steckst sie ein. Sicher wird es zum Glück dir sein." „Käthe, ich dachte an nichts BöseZ, als ich mich bückte, die Nadel aufzuneh men, ich glaubte anfänglich auch, es sei etwas anderes, als so eine miserable Haarnadel, wahrhaftig, ja wohl. Da ist doch sicherlich kein Unrecht da bei?" „Ist das alles?" fragt Frau Meyer ruhig. „Das ist alles!" versichert August „So, woher aber kommt dieses blond: Haar?" inquirirt Frau Meyer weiter, zwischen Daumen und Zeigefin ger ein solches Hochbaltend; „fandest Du das auch auf dem Trottoir?" Jetzt erfuhr es Herr Meyer ln Wirk lichkeit, daß die Wege des Missethäters zienrath: Geben Sie sich keine Mühe mit mir, ich habe schon seit vielen Jah ren keinen Tropfen Wein getrunken, weil er mir vom Arzt streng verboten ist. Wein-Reisender: Entschuldi rath, ich hätte es ja auch nicht gewagt, Ihnen lästig zu fallen, wenn Sie nicht heute Nacht, als ich Sie nach der fide len Suite im Rathskeller nach Hause brachte, mir selbst die Erlaubniß dazu ertheilt hätten! Sehr verschieden. Rich ter: Wie heißt Du? Arrestant: Sam Jones. Richter: Bist Du nicht vor einem Jahre hier vor Gericht gewesen, und hast Du Dich damals nicht Smith genannt? Arrestant: Ich weiß, Euer Ehren, aber das war „Waißte. Moritzche, d'r Isaak muß ha ben ä neien Anzug." Moritz: „Nil schen! Unter de alten Sachen, die ich h.ib' hait gekaast. werd' einer sain for ihn." Gute Modelle. Erster Ma ler: „Warum bist Du denn jetzt so auf alle Studenten mit zerhauenen Ge sichtern erpicht?" Zweiter Maler: „Ich mal' eben ein Schlachtenbild!" 3