2 Sin lustig«» Jagdrath. ' DaS Jadgschloß Wusterhausen und seine wildreichen Reviere waren ein Lieblingsaufenthalt des preußischen Königs Friedrich Wilhelm des er jagte hier den edlen Hirsch, veran staltete Sauhetzen und hielt, in einer beute noch bestehenden Stube, seine hi storischen Tabakscollegien ab, wozu der Soldatenkönig Generäle, Gelehrte, Spaßmacher und sonstige Personen, von denen er annehmen konnte, daß sie zur Unterhaltungen oder Belustigung der Gesellschaft beitragen würden, ein lud. Dr. Förster berichtet uns, daß im Jahre 1731 ein gewisser Johann Erd mann Nossig, ein verdorbener Stu dent, der aus vieler Herren Diensten davongelaufen war, in das TabakScol legium eingeführt wurde, wo er sich durch seine guten Einfälle so auszeich nete, daß der König ihn zum „lustigen Jagdrath" ernannte und ihm das Frei herrndiplom ertheilte. In seiner Be stallung zum Jagdrath« wird unter Anderem gesagt: „Es haben Se. Maje stät allergnädigst resolvirt, daß der Jagd- und lustige Rath Nvssig in Con sideration seiner gegenwärtigen und künftigen raren Meriten monatlich eine Zulage von sechs Thaler aus dem Kam> ineretat haben soll. Bei solcher ihm zu gewandten Gnade wollen Se. Königs. Majestät aber ausdrücklich, daß er in seiner bisher lustig und eifrig jagenden Mühwaltung mit dem größten Fleiß «ontinuiren soll und sollte er sein« Gur gel weder im Schr«ien, noch, wenn sie trocken geworden, im Trinken sparen, auch sich bemühen, bei allem diesen noch inehr rare und lustige Qualitäten zu Der lustige Jagdrath Nossig erhielt bei seiner Nobilitirung den Titel: „Ba iron Edler v. Rabenpreis." Auch sein Adelsdiplom ist zu charakteristisch für den derben Humor jenes wirthschaftli chen Monarchen, als daß nicht wenig stens ein Theil davon hier mitgetheilt werden sollte. Es heißt da: „Und ob «s nun zwar freilich an dem, daß der In Unseren Diensten als Jagdrath sie bender lieber Getreuer Johann Nossig in den Zeiten seines Soldatenstandes leine sonderliche Proben und Merkmale piniger ihm anklebenden Tapferkeit oder Heldenmuthes dargelegt, man auch der gleichen fllr's künftige wohl schwerlich von ihm zu erwarten haben möchte. Ihm auch noch überdies zur Last gelegt werden will, daß er den großen Deser tions- oder Galgen-Circul, wo nicht Völlig, doch größtentheils absolvir«t und vollendet und fast bei allen Potentaten, Armeen und Kriegsvölkern aus einer, ihm angeborenen, übermäßigen Lebhaf tigkeit, welche ihm nicht gestattet, lange an einem Orte zu verbleiben. Fahnen und Eid verlassen hatt«, so haben wir dennoch in mildester Erwägung, daß er s»!ch«s Alles durch eine ganz unge wöhnlich« Application auf die Staats lind Jagdsachen reparirt und ausge wischt, Er auch durch gar angenehme Dienste, durch seine männliche, mit vie len Zierrathen begleitete Beredtsamkeit, lustige Einfälle und ein sehr fähiges, weit ausgespanntes Ingenium anzei gen hurtige Antworten sich bei uns beliebt gemacht, aus eigener Bewegniß ollergnädigst resolvirt,'denselben nebst seinen Leibeserben und deren Erbens- Erben, Mann- und Frauensperso nen, in den freiherrlichen Stand zu setzen." Johann Erdmann Nossig Freiherr v. Rabenpreis verkürzte seinem könig lichen Gönner durch seine „mit vielen Zierrathen begleitete Beredtsamkeit und lustigen Einfälle" so manche trübe Stund«, und war im historisch«!, Ta bakscolleqium in Wusterhausen ein ger ne gesehener Gast. Als Friedrich der Zweite am3l. Mai 17S0 die Regierung antrat, verschwand das Tabakscollegi um. und mit ihm auch der „lustige IZagdrath." Genügend. A.: Meine Zu lunstige hat keinen Pfennig, aber sie bat einen Onkel, der Millionär ist und an einer Herzkrankheit leidet. B. (Arzt): Na, nehmen Sie sich in Acht, bei der Krankheit kann man hundert Jahr- alt werden. A.: Hm. wissen Sie. eben habe ich Ihren Kollegen, den Dr. Neuntödter, aus dem Hause her auskommen sehen. B. (Arzt): So? Na.dann Heirathen Sie aus der Stelle, Sie haben keinen Augenblick zu ver. Zieren! Tusch. Ein verbummelter Student und gefürcht«ter Raufbold ist von Stufe zu Stufe gesunken. Schließ lich verfällt er dem Schnapsteufel, wird Vagabund und verübt einen Raubmord. Er wird zum Tode durch den Strang verurihejlt und der Ge richtspräsident fragt ihn, ob er noch «inen besonderen Wunsch habe. „Ge wiß," antwortet der Delinquent voll Galgenhumor, „ich wünsche mit Ihnen Einfach. Sie: Lieber Karl, ich fürchte, Deine Mutter wird nicht :n unsere Verbindung einwilligen. Er: v, das ist sehr «infach. Dann werde ich den Papa zu gewinnen suchen, daß kr gegen unsere Verbindung ist, dann sagt Mama schon aus Opposition .Ja!" Benutzte Gelegenheit. Wirth (zu seinen verspäteten Gästen): Da Sie meiner Ausforderung, mein Local zu verlassen, nicht nachkommen wollen, werde ich Sie jetzt hinauswer fen lassen! Einer der Gäste (aufste hend): Meine Herren, will sich vorher «iner gegen Unfälle aller Art versichern, ich bin Agent! Ein iSruno zum H« ira th en. Alter Junggeselle: Aber, nun bitte ich Sie, Frau Rath! Ich noch heirathen und habe fast kein Haar mehr auf dem Kopfe? Dame: Ge rade deshalb müssen Sie unter die Haube, damit man die Platte nicht mehr Mt! Dt« Fur»t vor der Schttteg«» Professor Doctor Karl Haustein war einer der bekanntesten und be liebtesten Aerzte der Residenz, Spe cialist für Lungen- und Halsleidende. Er befand sich im besten Mannesalter und galt, viele Jünger Aeskulaps, Muthwillen die weitgehendsten Zuge ständnisse machte. Der Doctor war verheirathet mit einer jungen Dame, die. nicht frei von Eifersucht, und da tier den kleinen gelegentlichen Eaprio lcn ihres ehelichen Herrn stets die best stilisirten Gardinenpredigten entgegen setzte. Aber unser Professor blieb trotzdem vo>k emer liebenswürdigen Galanterie gegen d-iS weibliche Ge schlecht, so daß seine alten und jungen Patientinnen darauf schworen: Hau stein sei ein bezaubernder Mensch. Heute Abend, beim Thee, gab es wieder ein kleines Wortgeplänkel. „Meine liebe, gute Ella," sagte er, .Deine Taktik ist eine ganz falsche, Du grübelst und beobachtest zu viel! Dem Manne nie skeptisch gegenüber treten, sondern ihm blindlings ver trauen!" ~Ja, ja!" seufzte Ella, „nicht nur ein, sondern zwei Augen zudrücken, nicht wahr?" „Du wünschtest Dir wohl," so spottete ihr Gatte, „solche grimme Schwiegermutter, die immer hinter mir herjagte und Alles ausspionirte!" „Jetzt kommt er.wieder auf sein be liebtes Thema von den Schyiegermüt tern!" lachte die junge Frau. „Muß denn jede von ihnen eine böse Sieben sein?" „Ohne Ausnahme!" bestätigte er mit Bestimmtheit. „Gott sei Dank, daß ich dem Schreckniß entgangen bin!" „Und doch besitzest Du eine wenn auch weit weg, in Tilsit," neckte Ella. „An Deine Stiefmutter denkt man gar nicht! Uebrigens die drolligste Fa miliengeschichte, daß uns diese gute alte Dame so vollständig unbekannt geblieben ist." „Weil sie nie eine Annäherung ver suchte." „Konnte sie nicht, Ellchen. Du hast Dich vor zwei lahren, als Dein ver storbener Papa sie zu seiner Gattin Heirath verhalten, wir sind nicht ein mal zur Hochzeit gefahren." „War ich damals nicht sehr lei dend?" „Allerdings, aber Du überhäuftest den guten Vater auch mit Vorwür fen, er wird es ihr nicht verschwiegen haben." „Sollt' ich nicht Vorwürfe machen? Welch ein Einfall, mit fünfundfünf zig Jahren wieder zu Heirathen!" „Der Aermste hat das neue eheliche Glück nicht lange genossen." „Und ich konnte nicht einmal zur Beerdigung reisen, da ich wieder am Scharlachfieber erkrankt war." „Richtig, es traf Alles so unglück lich zusammen, ich befand mich in Rom, erhielt die Trauerkunde vier zehn Tage zu spät. So kam's, daß wir die gute, alte Dame von der ich im Geheimen doch überzeugt bin, daß sie, selbst als Stieffchwiegermut ter, die schönsten Krallen hat nicht einmal kennen lernten. Doch jetzt zu etwas Erfreulicherem! Wir haben ja das Reifeprogramm noch nicht festge stellt! Erledigen wir dies gleich, da ich nachher noch auf ein Stündchen unseren Aerzteclub aufsuche. Schon in die nächste Woche fällt der erste Juni, an welchem meine diesjährige Sommervakanz beginnt. Zuerst, was hast Du vor?" „Ich bleibe hier, will auch einmal in Berlin lustige Strohwittwe spie len!" „Bravo! Ich werde auf meiner Reise Repressalien gebrauchen!" „Als ob Du nicht Deine Freiheit immer weidlich auslostest!" „Aha, eine poetische Umschreibung für: dumme Streiche machst! M'ine liebe, gute Frau, willst Du eifersüch tig werden, wenn ich einer Schönen den katarrhalischen Rachen etwas mit Höllenstein tupfe oder einer Ande ren meinen Spieg.-l zur Untersuchung des afficirten Kehlkopfes in den „Halt! Jetzt sind wir an dem Punkte, den ich mit Dir besprechen muß." sagte die Gattin, indem sie gänzlich veränderten Tones ihre Hände zärtlicki auf seine Schultern legte und ihm besorgt in die Augen sah. „Diese Sommerreisen sollen zu Deiner Er holung dienen. Also Du wirst alle ärztlichen Angelegenheiten ruhen las sen." Der Professor küßte sie liebevoll auf die Stirn. „Sei ganz ruhig, Weibchen! Ich finde schon eine Maske, daß sie für dieses Mal den Aeskulap nicht in mir wittern sollen." „Und wo geht die Reise hin?" „Wohin mich das Schicksal führt jedenfalls in's Gebirge, in die baie rifchen Hochalpen oder nach Steier mark. Ich werde rechtes Heimweh bekommen. Du wirst mir überall „Still!" lachte sie wieder und legte ihm die Hand auf den Mund, „jeder Mann, der sich als Strohwittwer auf die Vergniigungstour begibt, reist mit den besten Vorsätzen ab, um sie bereits auf der ersten Eisenbahnstation voll ständig zu vergessen." » » » Seit vier Tagen befand sich der Professor in dem kleinen Wildbade Kreuth. Am Tegernsee, dem herrlich sten aller Seen, gefiel es ihm ausneh mend, in /einer nächsten Nähe machte er Station aIZ Haustein, Rittmei ster a. D. aus Potsdsm. Mit spitz bübischem Schmunzeln hatte unser allezeit inuthwilliger Aeskulap diesen Titel in's Fremdenbuch des Hotels geschrieben, denn es war die List, die er sich diplomatisch ausgesonnen, um allen Consultationen aus dem Wege zu gehen. Der kleine Badeort war im Juni noch nicht recht besucht. Auf den Promenadewegen, in den Gasthäusern, bei grösseren Ausflügen traf man zumeist mit süddeutschen Familien, speciell Münchenern, zusammen. Be reits am zweiten Tag» des Kreuther Aufenthaltes hatte Haustein eine in teressante Bekanntschaft gemacht. Eine junge Dame, hübsch, elegant, lebhaft, mit großstädtischem Chic, wandte sich als seine Table-d'hote-Nachbarin mit der Frage an ihn: „Um Vergebung, Herr Rittmeister ich habe soeben Ihren Namen in der Fremdenliste gelesen sind Sie verwandt mit dem berühmten Hals sp:cialisten und Kliniker Haustein?" „Bedaure, meine Gnädigste, ist mir nicht bekennt." Diese „Selbstverleugnung" machte dem Schelk das grösste Vergnügen. Es entspann sich nun eine lebhafte Unterhaltung zwischen ihm und der Dame, welche dahin führte, daß Hau stein seine schöne Table-d'hote-Nach barin einlud, nach Tisch einen nicht allzu entfernt gelegenen Aussichts punkt mit ihm zu erklimmen. Die beiden Ausflügler kehrten erst spät Abends in heiterster Stimmung heim. Was Wunder, dass sich die Bekannt schaft in den nächsten Tagen noch be festigte. War es absichtlich oder un absichtlich? Aber man traf einander beinahe überall, ein gegenseitiges Wohlgefallen erleichterte die Annähe rung. Die Dame, ohne gerade kokett zu sein, nahm alle Huldigungen mij gnädiger Herablassung an, und der Herr „Rittmeister", die Selbstverleug nung in Person, schleppte sich auf den gemeinschaftlichen Fußtouren als ga lanter Kavalier mit Tüchern. Schir men und Proviant, spendete Blumen sträußchen. Walderdbeeren. Orangen, bestellte Kaleschen und Wägelchen für grössere Partien, liess Maulesel sat teln, um auch der Nomantik Genüge zu thun, und galoppirte mit seiner Schönen in die Bergeinsamkeij. Es erschien unserem Haustein ganz un verfänglich: auf Reisen knüpfen sich Bekanntschaften leicht, lösen sich leicht, sie sind Augenblicksbilder! Aus der Kurliste hatte er ihren Namen in Er fahrung gebracht: Frau Meyer. Es war auf erwähntem Aussichts punkte, das Paar hatte, auf einer Moosbank sitzend, schon längere Zeit geplaudert, die Sonne ging bereits zur Rüste, als die junge Dame zu ih rem Begleiter sagte: „Lassen Sie uns jetzt ein wenig von uns plaudern. Ich werde Fragen stel len wie im Katechismus. Daß Sie unverheirathet sind, ist selbstverständ lich, denn auch in Abwesenheit seiner Frau müßte sich ein Ehemann anderen Damen gegenüber grössere Reserve auslegen." Haustein schnitt in diesem Augen blick ein so verlegenes Gesicht, daß die Dame ihn verdutzt ansah. Er fühlte sich in die Enge getritben, wie die Spartaner im Passe Phlä. Doch Zeit gewonnen, Alles ge wonnen. Er mußte überlegen. „Meine Gnädigste," sagte er daher ausweichend, mit etwas gezwungenem Lächeln, „der Dam- gebührt immer der Vortritt, machen Sie des Vertrau ens Anfang." „Ich kenne keinen Grund, etwas über mich zu verheimlichen," sagte sie ziemlich trocken, als ob ihr sein allzu warmer Ton eines „Dämpfers" be nöthigt erschien. „Wissen Sie, wa rum ich mich erkundigtet ob Sie in ei nem verwandtschaftlichen Verhältnisse zu dem berühmten Kliniker Haustein ständen? Ich bin nämlich seineSchwie germutter staunen Sie nur. ich hatte einen fünfundzwanzig Jahre älteren Mann geheirathet bin die Stiefmutter von Hausteins Frau, jetzt leider Wittwe." Als ob sich die Gebirgsmassen der Alpen bei dieser Rede auf sein Haupt niedersenkten, so erschien es jetzt dem armen Professor. Er hätte die'grösste seiner Jnhalationsmafchinen bei sich in Anwendung bringen können, um sich Luft zu schaffen.' Wittwe Meyer seine Schwiegermutter, und er ertappt von ihr auf allerlei kleinen Ungehörigkeiten: was mußte sie von ihm denken? Und nun gar seine Frau, Ella, wenn die von dem Abenteuer etwas erführe! Wie er mit seiner Schwiegermutter ohne weitere Auseinandersetzung von der Moosbank loskam und die ihm so verhängnißvoll gewordene Aussichts höhe wieder hinunter in's Hotel zu rück, ist dem Professor später nicht mehr erinnerlich gewesen. Er war wie in einem Taumel befangen, wusste nur noch, daß Frau Mever die erschrockene Frage a» ihn richtete: „Fühlen Sie sich unwohl?" dass er ein Unwohlsein, einen plötzlichen Schwindelanfall auch wirklich gelten ließ und nach einer halben Stunde bereits ausgestreckt auf seinem Sopha lag und darüber nachdachte, was in dieser kritischen Angelegenheit zu thun sei. „Sofort abreisen! Das wäre das Beste," so erörterte er in seinem Selbstgespräche: „der "Rittmeister" wird so wieder in's Meer der Verges senheit tauchen. Die theure Ver wandte mag den Rest ihrer Tage ru hig in Tilsit beschließen, auf meiner Reiseroute wird dieser preußische Re gierungsbezirk nie liegen, aber wie iung sie noch ist und wie hübsch! Sap perlot! Zweiunddreißig Jabre erst; und ich hätte ihr sogar keine fünfund zwanzig gegeben! Manche Frauen conserviren sich doch brillant! Ich würde auch unter anderen Umständen t>ar nichts gegen diese nette Schwie germutter einwenden, wenn ich mich nur nicht so jämmerlich bei ihr bla> mirt hätte!" Mit dieser etwas herben Selbstkri tik schloß Haustein seine Grübelei. Der Entschluß war gefaßt, morgen schon wollte er «ach Wien reisen, wo zufäl lig ein Aerztecongreß tagte. Frau Meyer erhielt am anderen Tage durch den Kellner des Hotels ein kleines, mit flüchtiger Handschrist bekritzeltes Billetchen: „Verehrte Frau! Ich bin gezwungen, Ihnen schrift lich Lebewohl zu sagen, da eine Fami lienangelegenheit meine sofortige Ab reise nach Wien dringlich macht. Mi! herzlicher Freude werde ich der in Ih rer Gesellschaft verlebten Stunden ge denken. Genehmigen Sie die Versiche rung meiner vorzüglichsten Hochach tung. Haustein." Die hübsche Frau zuckte mit den Achseln. „Der Herr Rittmeister macht sich aus dem Staube," sie mit iro nischem Lächeln. „Schade um ihn! Es war ein geistreich:! Mensch! Abel auö den lugendthorheiten hätt« der alte Junggeselle doch heraus fein kön nen!" Unser Professor amüsirte sich wäh rend des Aerztecongresses in Wien, als ein Brisf von Ella eintraf; die selbe meldete auch nur Erfreuliches. Aber halt! Da zum Schluß kam eine Stelle, bei der es dem armen Professor schwarz vor den Augen wurde: „Ich freue mich ganz besonders, daß Du am 28. Juni schon wieder in Ber lin sein wirst. Wir erhalten uner warteten Besuch, und rathe welchen? Den meiner Stiefmutter! Sie will dis persönliche Bekanntschaft „ihrer lieben Kinder" endlich machen, si« muß zu einer Taufe nach Bremen. Somit wird sie über Berlin reisen und sich hier einen halben Tag auf halten." „Keiner kann feinem Schicksal ent gehen!" ries der Professor. „Das meimge heißt Schwiegermutter! Ohne dich würde sie den kürzesten Weg nach Tilsit gewählt haben. Ich werde es aber so einzurichten suchen, daß ich den bewußten „halben Tag", den si« bei uns weilt, außer dem Hause zu- Augenscheinlich wieder gefaßt, be antwortete der Professor das Schrei ben seiner lieben, guten Ella einge hend mit den zärtlichsten Ausdrük ken. Zum Schlüsse fügte er noch bei: er freue sich „außergewöhnlich", die liebe Verwandte kennen zu lernen. Am 24. Juni Mittags war er wie der in Berlin angelangt, von seiner Gattin unter Freudenthränen geherzt und geküßt, mit Blumenguirlanden und gedruckten „Willkommengriißen" über allen Thüren festlich empfangen. Am 27., Abends, überlegte er, un- Haus meiden könne. Da sprang er plötzlich erschrocken auf. Himmel! In der Wohnstube über dem Sopha hing ja sein photographisches Bildniß! Wenn das die Schwiegermutter er blickte! Nach einigen Minuten trat er in das Wohnzimmer, in dem sich seine Gattin bereits am Theetische zu schaf fen machte. „Denke Dir, Ellchen," begann er mit unbefangener Miene, „ich bin morgen durch eine Operation beinahe den ganzen Tag in Anspruch genom men." „O weh! Zum Besuche der Schwie germutter! Sie trifft um zwei Uhr Nachmittags ein und will Abends acht Uhr mit dem Eourierzuge weiter. .Bester Karl, kannst Du nicht wenig stens für ein habes Stündchen abkom „Unmöglich! Noch am Abend muß ich zu einem Abfchiedsbankett. Apro pos! Daß ich es nicht vergesse!" Er eilte zum Sopha und nahm schnell sein Bild von der Wand. Ella schaute ganz erstaunt drein. „Ich muß einige Slbzüqe machen lassen," erläuterte er etwas stockend, „morgen gleich der Photograph ist schon benachrichtigt. Die hiesige ärztliche Vereinigung will dem Scheidenden „in corpore" ein Al bum mit unseren Bildnissen mit auf ven Weg geben." „Ach. wie wär's. Karl, wenn Du gleichzeitig eins für die Schwieger mutter anfertigen ließest? Sie würde Dich wenigstens im Bilde kennen ler „O gewiß!" höhnte er. „ich kann ihr auch ein Motto drauf setzen: „Ei ner der Verkannten von ihrem unbe kannten Schwiegersöhne, der ihr in Hochachtung und Freundschaft erge bn, bleiben will aber stets auf hundert Meilen Entfernung!" „Ach geh!" Du bis boshaft!" lachte die Gattin. Haustein schlüpfte mit vem Bilde unter dem Arme wieder in seine Schreibstube und verbarg es zwischen Büch?rschrank und Wand, wo es voraussichtlich Niemand finden konnte, und beschloß, morgen mit dem Frühesten schon °das Haiis zu ver lassen. Es verlief Alles ganz programm mäßig. Der Professor verabschiedete sich gleich nach dem frühstück und die Erwartete fuhr pünktlich zur bezeich neten Stunde vor dem Haufe vor. Als beide Damen bereits beim Kaf fee saßen, tänzelte plötzlich das Stu benmädchen. dem heute die Aufgabe geworden, während der längeren Ab wesenheit des Professors einmal gründlich dessen Zimmer zu säubern, herein und meldete ihrer Herrin: „daß sich zwischen Wand und Bücherschrank bi- Photographie hj.x vorgefunden'. Dabei hing sie sorgsam das erwähnte Bilden seine alte Stelle Über das "Meiner Sxe7! Das ist ja Ritt meister Haustein!" rief Frau M-licr mit leuchtenden Augen und sehr leb haft, „er ist also doch mit Euch ver wandt?!" „Rittmeister Haustein?" frug Ella mit gedehnten Tönen. ..Ja, eine Deiner Bekanntschaften aus Kreuth. Ein Herr, der mir hei denmäßig den Hof machte!" „Du irrst, es ist eine Photographie meines Mannes," erwiderte sie ernsten FrauMeyer stutzte, betrachtete zwei felnden Blickes ihre Stieftochter und richtete dann die Augen noch einmal lange Zeit auf das Bild. „Ich kann mich täuschen." sagte sie nach längerer Pause. „Man findet leicht Ähnlichkeiten," Das Gespräch wollte nicht wieder in Fluß kommen. Die Zutraulichkeit der Damen schien plötzlich gefchwun- In dieser Zeit erhielt Frau Meyer ein Telegramm, nach welchem die Taufe auf den nächsten Tag verscho ben ses. Nach acht Uhr kehrte der Professor zurück, er hielt jetzt die Luft für rein. Bor der Corridorthür traf er eines der Dienstmädchen. „Ist noch Besuch da?" „Zu dienen, Herr Doctor, Frau Meyer bleibt über Nacht bei uns und reist erst morgen Abend nach Bre men." „Na, dann hole der Teufel alle Borsicht!" knirschte Haustein, indem er unbemerkt sein Schreibzimmer zu erreichen suchte, „entweder ift's eine kluge fsrau dann werde ich mich ja wohl mit lich einsiehst!" er, sich in dt« Brust werfend. „Du bist sogar d«r Beste, ober nur—" sie flüstert: ihm mit neckischem Tone in's Ohr: „wenn die Anderen gestorben sind!" Di« Frau «m GcschäftSlcdtn. Paßt die Frau für einen kaufmän nischen Beruf? Entspricht öffentlich! Thätigkeit den Anlagen und Instinkten des Weibes? Und schließlich ist es richtig und rathsam, schon den Mädchen jene Ausbildung und Erziehung zu geben, die sie zur Ausübung eines praktischen Erwerbes befähigt ? All' dies sind die Fragen, welche so wohl im weisen Rathe der Volkserzie her, als in dem bescheidenen Kreise so mancher Familie bereits sehr lebhasl diskutirt wurden und fortwährend fll, unzählige Eltern den Gegenstand er neuerten ernsten Nachdenkens, vielleichj sogar die Veranlassung zu einer ganz bedeutenden Meinungsverschiedenheil zwischen Mann und Frau geben. In den meisten Fällen sind die Väter ganz dafür eingenommen, daß ihre Töchtei ebenso wie die Söhne eine solche Bil dung erhalten, welche sie befähigt, im geschäftlichen Leben ihren Lebensunter halt selbst zu verdienen, namentlich dann, wenn sie persönlich nicht im Stande sind, für die Zukunft der Töch ter durch Uebertragung oder Hinterlas sung eines Vermögens zu sorgen. Nur wenige solcher Familienväter hegen ir gend welche ernstliche Bedenken gegen den Eintritt der Mädchen in eine prak tisch« Erwerbsthätigkeit, und selbst di< Furcht vor der weiblichen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist keine seh, bedeutende. Anders denken indeß die meister deutschen Mütter, wenn es heißt - „Was soll die Tochter werden?" Sc sehr auch unsere Frauenwelt sonst fii, Bildung und Fortschritt eingenom men sein mag, ihre weiblichen Kinde, möchte sie am liebsten bei sich behalten, für die Familie, das»Haus und untei ihrer persönlichen Leitung zur künfti gen. guten, fleißigen, tüchtigen Muttei und Hausfrau erziehen. Sie erblick! noch in jeder Beschäftigung außerhalk des Rahmens der Familie und dei schützenden elterlichen Obhut einer Feind der weiblichen Sittlichkeit, Tu gend und Reinheit, nur häusliche Ord nung und Abgeschlossenheit erschein! ihr als genügende Garantie vor denGe sahren und Verlockungen des öffentli chen Lebens. Zur gütlichen Beilegung dieses Kon fliktes zwischen dem radikal-denkenden Vater und der konservativen Muttei könnten wesentlich beigetragen werden, wenn man im Stande ist, an der Hant von klaren Beweisen und deutlichen Er fahrungen aus dem täglichen Leben dii praktische Lösung der Frage zu ermög lichen. Diese gesuchten überzeugender Nachweise und sprechenden Beweis wurden uns nun vor wenigen Tagen erst aus dem Munde von gediegenen Fachleuten, in diesem Falle allerding von Frauen, Mitgliedern bedeu tendsten amerikanischen Frauenver eins, der New Yorker Sorosis, gelie fert. Dort haben die versammelter weiblichen Aerzte, Advokaten und Pre diger, Lehrer-, Künstler- und Schrift stellerinnen. durch ebenso interessant« als fähige Argumentirung die Ueber zeugung erweckt, daß die Frau im Ge schäftsleben bereits ein Faktor gewor den ist und einer fortschreitenden Ent wicklung auf diesem Gebiete entgegen geht. Wenn man vorerst frägt, ob di< Frau für einen kaufmännischen B-ruj paßt, so könne man als bestes Argu ment anführen, daß obwohl vor drei ßig Jahren weibliche Kräfte im ge schäftliche Leben kaum gekannt waren, sie sich doch schon in den verschiedensten Branchen zu leitenden Stellungen em porgearbeitet haben. Da existire z. B eine Firma I. Brown, mit der gewiegt« Geschäftsleute jahrelang in lebhaftem schriftlichem Verkehr gestanden, bis ei ner derselben zu seinem Erstaunen ent deckte, daß der Leiter des großen Eta blissements eine ganz kleine Frau sei, welche mit Ausnahme der männlichen „Porter" nur über einen Stab von weiblichen Angestellten gebot. Firner bestätigt eine bekannte ame rikanische Journalistin (Jennie Jnie) persönlich, mit Hintansetzung aller weiblichen Zimperlichkeit, daß sie selbst seit vierzig Jahren Geschäftsfrau ist. und bei ihren männlichen Kollegen stets nur volle Anerkennung der Ge schicklichkeit und Befähigung der weib lichen Mitarbeiterinnen gefunden habe. Was den Instinkt des Weibes anbe langt, so frägt dieselbe kühne Jennie (Mrs. Eroli)), ob man denn überhaupt von einem allgemeinen, bei allen weiblichen ohne Unter schied vorhandenen Instinkt sprechen könne ? Wenn eine Frau gerne am häuslichen Herde verweile, müssen des halb auch alle anderen diese Ge schmacksrichtung haben, und Jede die Vorliebe für Kinderstube und Küche Vieler theilen? Gewöhnlich entstün den (so behauptet die Dame) aus den Gewohnheiten der früheren die In stinkte der folgenden Generation, wenn wir deutschen Frauen also jetzt noch an dem Zuhausebleiben-Jnstinkt labori ren, so verdanken wir ihn nur der häuslichen Lebensweise unserer Müt ter. Es liegt also auf der Hand, daß wenn wir uns nun eifrigst in das Gc schäftsleben vertiefen (womit aber glaube ich nicht nur „Shopping-Tou ren gemeint sind) unsere Töchter schon mit einem ausgeprägten praktischen Aus-?chtalenl und Recheninstinkten auf diese moderne Welt kommen werden. Es würde zu weit wollte ich all' die vielen Argumtnte flir und die wenigen, welch- gegen die gefchäftliche Befähigung der Frauen vorgebracht wurde» und werden könnten, einzeln anführen. Uns ist es ja hauptsächlich um deren praktische Anwendung im Leben, auf die Entscheidung der Eltern b?i der Berufswahl der Tochter zu thun. Zur Beruhigung der ängstlichen Bedenken der Mutter möchte ich nur hinzufügen, dag auch in jener Frauen- Versammlung ganz besonders h:rvor gehoben würd«, daß das' Weib im Ge schäftsleben durchaus nicht verderben, daß ihr Sinn für das Haus nicht ver loren gehen müsse. Es gäbe Frauen, welche in die „Offke" gingen und doch ihr Hau? verehren un d ihren Mann liebevoll behandeln könnten. Aller dings entspreche das Berufsleben der Frauen nicht so sehr ihrer freien Wahl als der Nothwendigkeit. Da man aber niemals wisse, wann diese Noth wendigkeit an das weiblich« Wesen herantrete, solle jedem Mädchen «ine praktisch« Erziehung, mit der Befähi gung zur Ausübung eines besonderen Berufs gegebtn werden, di«se Kennt nisse kämen der späteren Haus- undGe schästsfrau gleichmäßig zu Gute. Denn wir gehen ein«r Z«it «ntgegen, wo die wahre Gleichberechtigung der Frauen darin bestehen wird, daß sie ebenso gut im Stande sein sollen, Geld zu ver dienen, als die Meisten von uns es heute nur verstehen, dasselbe auszuge ben. Ter passendste S«al,m«„. Eine Bilder-Episode in , drei Bildern. „Du, Heinrich, das ist geradezu 'ne Sünd' und 'ne Schand', daß Mama's Bild sich noch immer uneinge rahmt im Winkel herumdrücken muß. Sofort besorgst Du mir noch heute einen passenden Rahmen! Berstan den?" wun dervolle Oelgemälde von Schmieratzky: „Der Löwe im Käsig." Der Rahmen ist so kunstvoll konstruirt, daß «r den vergitt«rten Käfig darstellt. Fünfzig Eents! Wer bietet mehr? Fünfzig Cents zum ersten, zum zweiten, zum drrritten. Das Bild gehört Ih nen, mein Herr!" „Hier, Amanda, hab' ich für Bild Deiner Mama einen famosen Rahmen gebracht. Paßt grad' für sie, als wenn er auf Bestellung gemacht worden wär', nicht wahr? Ich sage Dir, einen solchen Bargain macht man nicht alle Tage!" Ein illu striktes Citat. (Schiller's Lied „An die Freude".) Ein kleiner Polacke so schreibt die „Mcmeler Ztg." der die hiesige Landwehrschul« besucht, hat folgenden Aufsatz über „die Katze" ge- Nicht immer. Aber KripskanstisKatz' ist schwarz. Wie's trefft. Bald so, bald so. Der Katz kratzt. Krips kanskis Katzist em Kater. Mancher Katzist «in wirkliches Katz. Wie'S trefft. Mancher Katzist «in Kater, und mancher Katzist ein Katz. Mancher Katz maust. Mancher nicht. Bald so, bald so." —ln der Soir«. Gräfin: Nun, Herr Premier, wi« gefalle ich Ihnen heute? Premierlieutenant: Ach. gnädigste Gräfin sehen aus wie eine Fe«; wollte, könnte noch F««n -r i ch dazu fein! Ausrede. Frau: Na, Du duftest auch schön nach Tabak und Sp iritus. Mann: Das ist die Schuld meines Clubfreundes Meierlein, der mich soeben umarmt und mir «inen Bruderkuß gegeben hat! Scherzfrag«. Welcher Stolz ist der unchristlichste? Antwort: Der Hagestolz; denn er will nicht vor den Altar.