Witt» 12. Fortsetzung.) Ivas geschehen war, da sie während des Vorfalls ruhig geschlafen hatte. Aber durch di« R«den der Miß Spring, lino itwasAußerordentliches vollbracht hatte. Und deshalb schaute sie ihn be wundernd, vielleicht etwas erschrocken über seine Magerkeit und tiefe Blässe on. Der Knabe war durchaus nicht eitel in dies«m Augenblicke; er zitterte und hätte lieber anderswo sein mögen; aber „Milla," sagte auf einmal der Fürst mit erkünsteltem Ernste, .und Du sagst nichts zu Deinem Gefährten, der so mutl,-!g gewesen ist? Wohlan, gratulire ihm!" ES scheint, daß das Gratuliren nii^t verstehe," sagte der Fürst la «us ihn zu und suchte mit fest geschlos senem, gespitztem Mundchen die blassen Lippen des Knab«n, der sich aber schämte und dagegen wehrte. Die Sp itzen des weißen Muss«linkleidch«ns wurden dabei zerknüllt an Drollinos Miß Spring, welche bei diesem Auftritt zugegen war, wußte nicht, sollte sie sich ärgern, oder sollte sie la chen? der Fürst aber lachte herzlich. Und der Kuß wurde halb gern, halb «gezwungen ausgetauscht. „So!" sagte der Fürst, „das ist recht. Nun aber ist es billig, daß Du außerdem eine dauerhaftere Belohnung «rhältst. Ich will Dir die Wahl über lassen. Sag' frei heraus, Knabe, was willst Du?" Anfangs schien Drollino nicht zu verstehen. Dann aber, als er den Sinn der Worte erfaßt hatte, als er begriff, daß er vielleicht etwas wagen, viel wa gen durfte, wurde er gluthroth, seine Augen funkelten und aus feinen beweg lichen Gesichtszügen sprach ein lebhaf ter, ein höchster Wunsch. Aber er konnte nicht sprechen. Gedanke seines ehrgeizigen Verlan gens erschreckte ihn Nein, nein,.... «s war unmöglich unmöglich.... zu viel. Der Vater ermuthigte ihn durch Blicke und Geberden; aber er schaute nicht auf seinen Vater und athmete „Nun, wird's bald?" sagte der Fürst ungeduldig; „Du sollst reden, verstehst Du? Willst Du mich den ganzen stecken. „Papa," sagte das Mädchen auf ein mal schüchtern und zupfte den Fürsten „Du? Was solltest Du denn wis- Plau^rmaulch-n. spottend vom Kopf bis zum Fuße be trachtete. „Er will Rowenas Füllen, der Bursche, he?" Der Fürst jedoch sprach nichts vom Fortjagen. Er fand den ehrgeizigen Wunsch ein wenig kühn, aber gerecht. zustelle. „Aber," fügte er bei, „hast Du auch Alles wohl bedacht? Ich möchte doch nicht, daß das arme Thier in Dunen Drollinos Gesicht strahlte. Er konnte Nno oac Fullen hatte, vernachlässigte er Milla auf ganz unwürdige Weis«; cr war immer im Stalle und stieg nicht mehr in die Allee hinüber, um im Schatten der Kastanien zu spielen. „Welch ein Dummkopf!" sagt- am Abend deS folgenden Tages ein alter Stallknecht zu seinem Kameraden. „Ein Füllen zu verlangen, wenn man sein Glück hätte machen können. Aber be greiflich! Dem hat's ja immer ein we nig im Kopfe gerappelt! Was macht er jetzt?" „O," antwortete txr Andere, indem er seinen Cigarrenstummel in den an deren Mundwinkel schob; „er ist seit gestern Abend im Stalle. Er ist nicht Mittagessen gegangen und e mia!" (Es ist mein! Es ist mein!) „Man sollte eS „Mia" nennen," sag te der Stallknecht spottend. „Morgen will ich's ihm sagen." „Warum nicht," antwortete Drolli no stolz, als er diesen in höhniMm Tone gemachten Vorschlag hörte. „Es "ist mein! Wißt ihr?" „Er ist verruckt!" sagten die Pferde- Zungen und Stallknechte lachend. Aber das kleine -füllen hatte jetzt einen Na men. Uno es wurve zuerst im scherz, dann im Ernste so -genannt. Der Schnee kam diesen Winter früh, und Astianello sah mitten in der vom Winter alles Schmuckes beraub ten Landschaft recht melancholisch aus. Die Jagden waren zu Ende, die fröhlichen Gesellschaften waren aus einander gegangen; die Pferde mußten scharf beschlagen werden, das große Haus war kaum vor der Kälte ge schützt, und der Fürst langweilte sich. Aber obschon er sich tödtlich lang weilte, fiel es ihm doch nicht ein, sich zu vcrheirathen. Wohl aber beschloß er, den Winter in Paris zuzubringen. Uebrigens war es auch jetzt Zeit, Milla in eine Erziehungsanstalt zu bringen. Und diese war bald gefunden in einem strengen, als Erziehungsinsti tut berühmten Kloster, wo aristokra tische Nonnen eine Schaar nicht we niger aristokratischer Fräulein alles «mögliche Schöne lehrten. Das Kloster war in Turin, und die fromm« Kö nigin Marie Adelaide hatte es bei ih ren Lebzeiten oft besucht. Die Oberin war des Fürsten Base im zweiten Grade. Milla hätte nicht besser empfoh len sein, und die von der guten Miß Spring begonnene Erziehung hätte un ter keinen günstigeren Auspicien vollen det werden können. Sagen wir auch .noch, daß Miß Spring als Trost für den Trennungsschmerz die Aussicht hatte, einen heiligen Bund zu schlie fen mit einem muthigen, aber gewiß ästhetisch gebildeten Geistlichen jder englischen Kirche. Der unerschro ickene siinfundsechzigjährige Britte hei rathete Miß Spring. Milla aber, wel che keine so tröstlichen Aussichten hatte, konnte sich nicht darein finden, denVa ganz trostlos, wenn sie daran dachte. Und sie dacht: oft daran.... ein Kind wie sie war Und welche Betrübniß für Alle auf dem Gute.... die Herrschaft ging fort... war es wirklich wahr? Der Fürst sollte tel gehüllt, das Gesichtchen halb verlo- Aus Wiedersehen! Habt Dank!" Auf sie vielleicht geweint.... „Denk' daran!" sagte Milla auf chelten. „Grüße mir Mia...." fuhr dasMäd cineu vollen Blick in das Innere des selben zu Wersen. Hinter dem geschlos senen Fenster sah man eine Selunde Raubte, dieser Llruß gelte ihm, und uah7.l ehrerbietig den Hüt ab. Er fand sehr geicha-eichelt; und Drollino -eben ihm schnitt unverwandt de:n der a.:i de: bsschn:>l!:i Straße zuletzt ganz klein wurde und Diesmal hatten alle Ehrenbezeu gungen, aller Abschiedsschmerz Milla gegolten, die so vnle Jahre nicht wie der kommen sollte. Der Fürst hatte fröhlich gesagt: „Auf Wiedersehen im Frühling," und es wäre Niemand ein gefallen, sich um seinetwillen aufzure gen. Und doch sollte seine Abwesenheit länger dauern als die Millas, sie sollte sich ausdehnen zu Monaten, Ja hren, Jahrhunderten, ja zur Ewigkeit. Seine Geschäftsführer, seine Kutscher, sein« Bereiter hatten ihn zum letzten inal gesehen. Er starb in Paris gegen Ende des Winters an einer hitzigen Krankheit, während Milla in ihrem großartigen, herrschaftlichen Kloster anfing, sich an dieses von der Welt abgeschlossene Leben zu gewöhnen, sich von ihren Gespielinnen vergöttern zu lassen, sich selbst sterblich in die Obe rin, sieben Schwestern, zwei Laien schwestern und vierzehn Gefährtinnen zu verlieben, und zuletzt sprach sie so gar davon, eine Nonne zu werden, da chen mit einem großen Herzen und von ungemein kleiner Statur. 2. Capitel. Wände bekleidete. „Uff!...." Ma- Munde selbst, der di« Frage gestellt hatte, plötzlich die Antwort: „Wißt ihr, was die Welt sagen würde? „Uff!" die Marmortr:ppe hinunt:r und grüßte dabei spöttisch den pausbackigen Gips engel mit dem von einer gläsernen Die Neuigkeit, die große Neuigkeit des Tages hatte bald ganz Turin durcheilt. Nach Vcrfluß von einigen Stunden wußte die ganze seine Gesell schaft der Stadt, daß der Herzog Giu liano Lantieri seine Freiheit wieder erlangt hatte. Im königlich-n Theater machte sich an diesem Abend während der Vorstel lung ein- gewisse Unruh« bemerkbar. Die Operngläser waren nicht auf di: Bühne gerichtet, wo Mignon mit den Worten Goethes, wie Thomas sie in Musik gesetzt, in italienischen Lauten sanft klagend fragte: „Kennst Du das Land?" sondern auf cineLoge im zwei ten Rang, welche von einernichi mehr ganz jungen, aber prächtigen Frauen gestalt eingenommen wurde, einer von denjenigen, welch: das Vorrecht besitzen, während ihres Daseins die Jugend zwei- oder dreimal zu durchleben. Die Baronin Olga war, obschon eine Rus sin, brünett. Sie war kräftig, nicht sehr groß, von prachtvollen Formen und durchaus fremdartigen, vielleicht nicht geradezu schönen Zügen voll zaub-rkaften Reizes. Sie hatte eine ileine Stumpfnase, «inen großen, ge sunden, lachenden, fast negerartigen Mund mit Zähnen, die förmlich leuch teten in ihrem weißen Schmelz und im Schatten dieser schwellenden, in Form, Colorit und Ausdruck leiden schaftlichen Lippen. Ihr gegenüber, am Platze, den Giu liano häufig eingenommen, glänzte die abgeschmackte Figur eines französischen Aicomtc. Es wurde s>->- obachtet: erstens, daß die Baronin Olga schöner war als je; zweitens, daß jsie eine neue Toilette hatte, drittens, daß sie in der heitern, guten Laune zu sein schien, welche sie unwiderstehlich machte; viertens, daß sie sich in Blick Benehmen durchaus gleich zeigte wie jeden andern Abend? fünftens, daß ihre Loge gedrängt voll war. Giu liano kam an diesem Abend in's Thea ter, machte sich's bequem in seinemFau teuil, besuchte die Damen seiner Be kanntschaft in ihren Logen. Er ging nicht in die Loge der Baronin, das war Alles. Aber was wurde nicht alles nach dem Theater bei Fiorio erzählt!.... Alle kannten das Warum dieses Bruches... welchem sich ein gegenseitiges Gesühl deS Ueberdrusses verbarg. Im DAgmeinen tilgte man Giunanos Auflehnung. Die Baronin war einige Jahre alter als er und in der That allzuviel auf Reisen. Ein Herr, eine alte, aber unbestrittene Autorität die ses furchtbaren Gerichtshofes, war der einzige, welcher behauptete, Giuliano habe einen großartigen dummenStreich Richtigkeit ihrer Ansicht: zum Teufel! Eiiuliano. Aber der Alte hielt hartnä- Weib, welches Giuliano zu lieben im „Warum?" fragten Alle wie aus ei nem Munde. „Ha!" antwortete der Alte mit ei nem kurzen Lachen, jenem bitteren, scharfen, schneidenden Lachen, welches mit der Zeit die Lippen zerfressen könnte, über welche es kommt. „Arm«r Giuliano!" sagte einer; „was wird er jetzt anfangen?" than. Giuliano fing nichts Außergewöhn liches an, um die Aera seiner wieder erlangten Freiheit zu feiern. Er sah, daß er überall willkommener war und freundlicher und besser aufgenommen als je. Er verbrachte einen köstlichen Carneval, machte sich lustig, war lie benswürdig, mied jede Schlinge, gra tulirte sich selbst und begleitete zwei- oder dreimal seine alte Mutter in's Theater. Eines Tages fuhr ihm ein wunderlicher Gedanke durch den Kopf: .Wenn ich heirathete!" Aber er schlug sich denselben sofort aus dem Sinne wie eine Versuchung. Nun hatte er seine Freiheit, er wollte sie genießen. ein großes Vermögen gehabt, so wäre er ohne weiteres nach Paris ge gangen. Sein Vater hatte ihm aber nur ein bescheidenes Erbtheil hinter lassen, und er hatte natürlich schon et was davon gebraucht. Bedenke man: würdig, wie der Baronin Olga die S üßigkeiten, die kleinen sächsischen Por zellanfiguren, die Tassen von Vieux fielen. Es versteht sich wohl von selbst, stalt der Gedanke an die Mitgift auf. Thürflügel. Freiheit himmlisches Gut! Aber eines Tages wurde Giuliano wüthend Aber sich selbst, weil er Abends beim Ausgehen sich unversehens dem Viele Stunden vergingen ihm un endlich langsam» Die systematische Lie derlichkeit war ihm aus die Dauer blonden Schönheit «inen besonderen Charakter verlieh. „Kreole" nannte ihn die Baronin und diese zwanglose, ! leichte Haltung, der es innewohnte, al les mühelos zu einem gelassenen, leicht l ten, einfachen Ausdruck zu bringen, har mvnirte vielleicht de» Contrastes wea:n mit vem leck energischen Temperament ijeneS Weib«s. Deshalb hatte st« ihn zum Sklaven gewollt und als solch«» behalten bis zu dem Augenblick«, da st« ihm erlaubt hatte, sich aufzulehnen. Es war ihr eingefallen, ein Anderer könnte sie besser, oder doch auf andere Weise unterhalten. Und nun wollte er nicht wieder zurückkehren in das pfir sichfarbene Cabinet mit den granatio - then Blumen; er wollte ts nicht, und er that eS auch nicht. So kam es denn manchmal vor, daß er seine wohlgenährte Apollogestalt auch in jener privilegirten Stunde noch in einem wunderschönen orientalischen Schlafrock dehnte, da die vornehme Welt ausgeht und dir Portici, die Straße am Po und dem Corso, bevöl kert. Dann zündete er ein Tschibuk an »no vurchvlatterte einen vtoman. Aver sie waren lang, di«se Stunden, sehr lang. Sein Wohnzimmer war beinahe «in man die besseren Wohnungen vermie then konnte Jetzt hieß es: zu Fuße gehen im Stalle war ein Schrei ner zur Miethe; statt des Wieherns That, ja schließlich....." welcher schwitzte, als er einen Sklaven Holz spalten sah, trocknete er sich die Stirn im Vorgefühl der Unannehm lichkeiten, die seinem Geiste durch die Nothwendigkeit eines Entschlusses er wachsen würden. Zudem hatte er sie der Mütter achtgeben mußte! Ach! Welch' drückende Last! Wittwe. Aber gleich schüttelte er wieder Nein..... keine Wittwe! Da hätte Aber wo nehmen?.... Wo? mit m«in«r Mutter darüber spre chen." Und weiter gtngen fein« Gedanken aber die Erfahrenheit ihres Alters; sie Gottes Namen, lieber so, als noch Und Gott das war ihre Hoff nung^ — würde sie gewiß eines Tages bei«, was si« ab«r nicht hindert«, eifrige 'Umschau zu halten, damit im Falle einer raschen Erhörung, die ja unver hofft eintreten konnte, sie von Giulia nos gutem Willen nicht unvorbereitet 'getroffen würde. Giuliano war in Gedanken vertieft. Die Dinge gingen ihm nicht nach Wunsch, und der Hausverwalter hatte ihm ein gewisses Bild entrollt, das ihn durchaus nicht entzückte. Er war auf ixm Corso gewesen und hatte die Ba ronin In einem neuen, prachtvollen Landauer und in einer glänzenden! Toilette gesehen, mit «inem liebens würdigen Lächeln, das nicht verfehlt hatte, ihn in eine zornige Aufregung zii versetzen. Dessenungeachtet hatte et am Kutschenschlag der Gräfin H. eine .lange Aufwartung gemacht, aber die! und dem Landauer der Baronin zui! Seite hatte er dem Vicomte zuPferd« gesehen Und dann, als ob das al-< les nicht genug gewesen wäre, zog eilt Geruch von Stocksischen durch das „Welcher Dust!" sagte er matt zu stickten Saum an die Nase. „Es ist Freitag!" bemerkte die Her zv"'n leise.^ Herz schlug ahnungsvoll, und ihre fei-j nen Livven flüsterten eine Bitte zu dem Höchsten! „Wer? Eine abschtulich« Ciga- bejahend. , „Dr« Millionen," flüsterte sie. In „Ah! Ich begreife. Die Tochter eines Herzogin entgegnete lakonisch: ss„Ge schlossene Krone!" Giulianos Hand wühlte tändelnd Und wie alt?" Kloster." Um die Erziehung zu vollenden, nicht wahr? Ein harmloses Wesen, Wenn nicht manchmal sind diese Anstatt Gott zu danken!" „Ja gewiß! Du glaubst, eS sei so es, thigsten Miene oft solche und ähnliche Ausfälle. Giuliano wollte in Wuth gerathen, aber er besann sich so mcr.,... Also?" Du sie sehen?" .Wen?" .Sie." .Meine Lehrerin?" —" Stimme. ' MrtseHwtg iolgt.i „Kann Ihr Papagei schon spre chen?" „Nein, bis jetzt kann er erst fluchen." R.: „Es muß wohl eine Heirath aus Liebe gewesen sein, denn sie wußte.. daß er arm war!" war Anderes! Er hatte ihr gesagt, es sei ihm nur ein Rest seines emstigen Ver mögens geblieben. Sie tauft aber um'» Leben gern Reste zu einem billigen Przise und so nahm sie ihn vciul^ «ine HerzenSgeschich««^ Gestern auf dem Balle hatte sie mir ihre Liebe zugestanden. Allein als ich spornstreichs zu Frau Mama eilen und res —" Meinem Glückrausche folgte augen blickliche Ernüchterung. Die Mama! würde die stolze Baronin von Meer- Heim überhaupt ihr Töchterchen dem Studiosus Karl Prillwitz geben, der zwar nicht von, aber weiter auch nichts war? Meine zuversichtliche Stim mung verwandelte sich in die tiefste Niedergeschlagenheit, unsagbarerKlein muth packte mich. Würde ich jemals den Muth finden, mit meiner Wer erkennen l Einige Tage verbrachte ich in dum pfem Hinbriiten auf meiner Bude. Am Abend des vierten Tages stürmte Freund Basselwitz in's Zimmer. „Was sind da» für Geschichte» ! bleibt der Mensch drei Tage vom Verein« weg. Bist Du krank? Puls her!" Trotz allen Protestes hatte er mei nen Arm bereits erwischt. „Physisch alles wohl, folglich verliebt!" lautete die Diagnose. Ich saß da wie versteinert; daS fehlte gerade noch, daß dieser Tausend sassa hinter mein Herzensgeheimnitz kam. „Daß der keinen Unsinn schwätzt," brummte ich auf dem Wege zum Ber einslokal; sein malitiöses Lächeln lieh mich Schlimmes fürchten. Kaum hatten wir die Schwelle un seres Kneipzimmers überschritten, so platzte cr natürlich heraus: „Hört das Neueste, Prillwitz istverliebt, Sache scheint ziemlich tief zu sitzen." Fürchterlicher Tumult. Ren! Gratuliren!" „Kondolt ren !" „Wer ist die Glückliche ?" —- ..Ach wohl gar Baronesse Meerheim?" Die Anspielung auf die von de» glänzendsten Kavalieren der Stadt nur ironisch zu verstehen. Freudiger Stolz schwellte meine Brust. „Haha, wenn ihr Spötter wüßtet!" Aber sogleich knickte ich wieder zusammen. „Die Mama! Die Mama!" Doch ich wollte ja heute vergessen.— .Bier her!" Wie ich an diesem Abende nach Hause gekommen, wird mir wohl ewi? unerinnerlich bleiben. Gegen Mittag erwachte ich. Um's Himmelswillen. es war die höchste Zeit, bei Meerheim» Visite zu machen. Da hatte mich der Schneider natürlich wieder mal im Stiche gelassen; nun, der elegante, fast neue, helle Sommeranzug that'S auch einmal; schien ja der von der gestrigen Kneipe ohne Schaden davon gekommen zu sein. Also schnell hinein so, und nuir auf zur Geliebten. Laura, ach Laura! Da stand ich schon vor der eleganten Villa, zwei Minuten später Begrüßung im Salon. „Nun, Herr Studiosus, Sie sehen recht angegriffen aus," meinte theil nehmend die Frau Baronin. „Wohl die Nacht schlecht geschlafen ?" „Aller allerdings ja, gnädige Frau, habe ich bis spät in die Nacht hinein gearbeitet man muß doch allmäl'" an das Examen denken." „Das lobe ich mir, immer hübsch ar» beiten;" zufriedenes Lächeln, beifälli ges Kopfnicken. „Die heutigen jungen Herren denken oft gar zu wenig an ober Herr Prillwitz, was ist denn das. was tragen Sie denn dort für ein merkwürdiges Abzeichen?" Und sie wies nach meiner Brust, mit allen Zeichen des Staunens. Forschend schaute ich an meiner lin ken Brustseite abwärts Kreuzmill — genau an der Stelle, an welcher etwas tiefer das Herz, pochte unter der Weste, ein Pfeil durchbohrtes Herz, zierlich und schwungvoll mit Kohle gezeichnet auf dem hellen so steht's mit Ihrem Herzen ?" ominöse Herz, da war die ganze Welt vergessen. „Ach, Karl," sliisterte das reizende Mädchen an meiner Brnst. ma könne etwas merken. Du böser, guter—' mein-! Küsse erstickten ihre Wort«. O, daß sie doch so schnell verrannen, diese köstlichen Minuten! Bereits trat die Frau Baronin wie- Entsetzt folgten unser« Blicke der Rich nei Males! Heute noch, nachdem Laura längst mein reizendes Weibchen ist, segne >ch den Einsall meiner Freunde. Wie hätte ich bei meiner Muthlosigkeit sa>.s? auch so bald erfahren können, Frau Mama unserem Bunde gar nicht abgeneigt war? , , 3