Mia. 1. Capitel. Freilich nur ein HauS in d«r Pro vinz, aber ein großartiges Haus, und Reickitbümer, ivelche des alladeli gen, historischen Namens würdig wa ren; ein Haus, wie es deren jetzt we nig« mehr gibt, dank d-r heiligen, zer störenden Justiz, welcher wir dieAb schasfung der ErstgeburtSvorrechte ver danken. Und unglaublich aber wahr das gegenwärtige Haupt deS Hauses, Seine Excellenz der Fürst von Astia nello, ein schöner Mann von fünfund dierzig Jahren und Wittwer mit ei nem einzigen Töchterlein, wollte von einer zweiten Heirath nichts wissen. Nicht daß es ihm in Betreff dieser Angelegenheit an gutem Rath gefehlt hätte. Freunde und Verwandte, wer «in Recht hatte, feine Meinung abzu geben, und wer es nicht hatte, alle san gen das gleiche Lied. Sie sprachen ihm in einem fort von anbetungswür digen Schönheiten, reichen Aussteuern, hocharisto fahren, lobte die ausgezeichnete Erzie hung, wußt« die Lorzüglichkeit d«S blauen schätzen aber: er urtheilt von einer nicht geringen An zahl von Grsßmiitt.'rn, Müttern, Ta nten, denen etwas schüchterner, aber nicht weniger unzufrieden, ein Chor in teressanter junger Wittwen zur Seite stand. Er sprach nie von der verstor benenHerzozin; er schien nicht unglück lich zu sein und war es auch nicht. Man sah ihn fast immer fröhlich und guter Laune. Er war durchaus kein kasteiender Heiliger, sondern genoß das Leben ruhig, in vollen Zügen. Er beschäftigte sich nicht mit der Politik, aber wenn er «S gethan hätte, würde er ein eifriger Conservatiser und un versöhnlicher Reaktionär gewesen sein. Er war dies auch auf eigeneßech nung und im eigen«» Hause, wo er «i -fersüchtig über di« unveränderte Fort übung der Gewohnheiten und Tradi- Füllen der Stuten, welche er als Fül- Gestüte des Hauses Astianello waren alt und geschätzt und machten nicht trächtlichen Posten, sondern auch nicht zum kleinsten Theil den Stolz derFa milt« aus. Unter lius g«sagt, verstand Wissenschaft auf's Tapet. Der Fürst ohne weiteres davonlief. Der Fürst lachte und.... heirathete im mer nicht. Seit einigen Jahren nun hatte die Schaar d«r v«rfchworenen Freund« ih re Angriffe eingestellt. Sie hatten ge meint: „Ueberlassen wir die Sache der Zeit." Aber die Zeit verging, ohn« auf ihren Flügeln ein« neue Fürstin von Astianello herbeizutragen. Und doch hatte der Fürst seine gute Gemahlin nach seiner Art recht sehr geliebt. Vielleicht blieb er eben deshalb ihrem Andenken und der «igei:«n Frei heit jetzt so treu. UcberdieS liebte der Fürst auch sein Töchterlein sehr, und der Gedanle, demselben «ine Stiesmutter zu geben, war ihm zuwider. Nicht daß er es viel um sich gehabt oder seine Erzie hung selbst an die Hand genommen in den weiten Räumen d«r Säle da» klein« Wesen sich herumtrieb, das wei ße, zarte, süße Ding, das vom Wachsen nichts wissen wollte, im Lernen leine großen Fortschritte machte, weder leck noch witzig war, sondern nur ganz schen Pflanzchen im Treibhaus, und das ihn so lieb hatte. Er sah es gar ,zu gern, wie das kleine Mädchen, wenn er auf d«n Kutschersitz stieg, um das Viergespann zu lenken, in Ekstase ge rieth und ihn entzückt betrachtete, wie sie einen König auf seinem Throne betrachtet hab«n würde. Eins nur miß fiel ihm, daß seine Camilla, der Ab kürzung halber Milla genannt, so schüchtern und furchtsam war. Und doch sagte sie nie: „Ich fürchte mich!" Ab«r todtenblaß wurde sie, wenn ein Gewitter ausbrach, und zitterte, wenn ihr Bater davon sprach, sie in denSat» tel zu beben. Entsetzen sprach aus ih ren großen, liebevollen Augen, wenn «r so grausam war und darauf be stand, sie solle im Garten bei einer Schießübung mit d«m Flobkrtgewehr zugegen sein! Camilla hatte «ntschi«den nichts von tiner Amazon« in sich. Und nachdem der Fürst sich ein wenig da rüber geärgert hatte, entschuldigt« er ste schließlich, da si« doch wirklich ein w«niz zu zart sei. Nun war sie allerdings schon kräfti ger geworden durch fortgesetzte Kuren und die Luft von Astianello; aber des senungeachtet sollt« si« nicht gequält werden, herzhafter zu sein oder fleißi ger zu studiren. Das würde mit der Zeit schon kommen. Und wenn es auch nicht kommen sollt«, auch später nicht... je nun, so war das Uebel eben nicht groß. Der Fürst bracht«, sowohl auS «ige ner Liebhaberei, als des Töchterlein» wegen, ein«n großrn Theil des Jah res in Astianello zu. DaS ungezwun gene, freie Leben auf dem Land«, die unumschränkte Herrschaft, die «r da selbst ausübte, entsprach«» seinem Ch arakter als gütiger Feudalherr. Natür lich wurde von Zeit zu Zeit ein kleiner Abstecher nach Parts, Turin oderFlo renz gemacht, um sich für die Einsam keit ein wenig zu «ntschädigcn. Häufig wurde die Villa von einer Schaar Freunde überfallen, oder eine große Jagd v«relnigie dort fröhliche Gesell schaften und bot erwünschte Gelegen heit zu einer freigebigen, aufrichtigen, trotz ihrer Einfachheit opulenten Gast freundschaft ohne Ceremoniell, ohne Falsch, nach etwas altväterischenßräu chen, mit einer verschwenderischen Fülle von Reichthümern und einer guten Dosis von Unordnung und Mißbräu chen; aber auch in den letzteren h-rrjqte kein Mißton, auch sie waren fast gehei ligt durch alihergebrachte Gewohnheit und Dankbarkeit. Ein großes Dienst personal that wenig oder nichts und verschwendete hinter dem Rücken des Herrn, der vieles nicht wußte und zu vielem ein Auge zudrückte, und von denjenigen, die sich'S auf feine Kosten wohl sein ließen, zum Gegenstand ei nes vielleicht ungeschlachten, aber nichtsdestoweniger aufrichtigen Cultus gemacht wurde. Die Billa war sehr schön, zwar alt, aber in ihrer Architektur schon frei von dem kalt monumentalen Styl der in der gleichen Zelt erstellten Bauten. Sie stand mitten im Garten auf einer Er hebung d«s Bodens, die sich weiterhin als ein« ganz mit Blumen bepflanzte Esplanad« ausdehnte. Der Hauptfas sade gegenüber erstreckte sich eine Allee von alten Kastanienbäumen bis zu dem großen Gitter am Eingang der Billa. An die Allee stieß rechts das weitläufige Gebäude b«r Stallungen, links der Garten. Die zu der Villa gehörendenßauern» Häuser waren hinter «inem dichten Cypressenwäldchen versteckt und ver bargen ihrerseits wieder die unmittel bar daran stoßenden Häuser des Dor fes. Und es kam sehr oft vor, daß ein Bauer, wenn er vom Felde heim kehrte und es eilig hatte, ungescheut sei nen Weg durch die Allee nahm und Jemand sich darüber aufhielt. Das Gitterthor stand den ganzen Tag of fen. Der Garten war, wie schon gesagt, über und über mit Blumen besät. Von der Esplanad- führte, an die Haupt fassade gelehnt, «ine Doppeltreppe, de ren Hälften zu den Seiten eineZSpring brunnens aufstiegen, zu «wer Terrasse im ersten Stock empor und brachte diese so in unmittelbare Verbindung mit dem Garten. Es war ein Wunder lieblicher, idyllischer Anblick, diese bei den Treppen mit ihren merkwürdi g-n von Rosen, Flieder und Gaisblatt umrankten Geländern; «s schien, als wollten die Blumen das Haus erstür men. Schade, daß das Fenster auf der Terrasse stets geschlossen war. Hinter demselben befand sich «in wunderschönes, ganz mit blauem At las ausgeputztes Schlafzimmer. ES war das Schlafzimmer des fürstli chen Paares gewesen, und Milla war darin geboren worden; aber der Fürst setzte nie den Fuß hinein und gab auch nicht zu. daß es bewohnt wurde. Milla wohnte in «mein anderen Flügel des Hauses. Auch sie hatte ein sehr großes und reich auSg«statttteS Zimmer, und ihr kleineSßettchen schien in dem ernsten, weiten Raum« noch kleiner. Aber wie um die verschwin dend« Kleinheit dieses Kinderbettes auszugleichen, erhob sich diesem zur Seite majestätisch das mächtig« Bett, in welchem sich jeden Abend züchtig die knochiaen, hageren Glieder der ehrba ren Miß Rhoda Spring, der englischen Erzieherin der jungen Fürstin, aus streckten. In Wahrheit machte Miß „Spring" (Frühling) ihrem poetischen Namen nicht viel Ehre. Der Frühling dieser würdigen Dam« war seit Jahren vorbei, und es wäre schwierig gewe len, beim Anblick dieser fürchterlichen, so großartig und so abschreckend häß lichen Person auch nur eine Erinne rung an Veilchen und Rückkehr ter Schwalben heraufzubeschwören. Trotz alledem war Miß Spring ein Engel von einem Nordlandsmädchen, gut, aufrichtig und ungemein treuherzig; aber bei den Bewohnern des Dorfes und der Besitzung fand sie keine Sym pathie. Da diese guten Leute gewohnt waren, die englisclM Pferderassen und vor allen and«rn die auS Irland kom menden Füllen hochzuschätzen, so konn. t-n sie gar nicht begreifen, wie ein« Landsmännin der „Lady Rowena" (eine berührte schwarzbraune Stute, die aus d«r Ausstellung in Rom den Preis davongetragen hatte) so häßlich sein, derartige Füße und «in Gesicht haben lonnte, da! aschgrau aussah, wie die Schnauze eines Füllens. Das Schlimme war eben, daß der Fürst ei nem seiner Freunde in Dublin geschrie ben >)att-, er möcht« ihm eine Stute schicken, so und so, und eine Erziehe rin, ebenfalls so und so. Sie waren nun, wenn man so sagen darf, zusam menicreist, hatten aber bei ihrer An kunft durchaus nicht das gleich? Wohl gefallen crrcgt. Damit soll nicht gesagt sein, daß nicht beide, jedes in seiner Art, vorzüglich ausgefallen wsren: Roivena war das Ideal des Dienst» Personals in den Ställe», und >Ois Svring war das Ideal d«r kleinen Milla. Offen gesagt, gehörte nicht viel da zu, um Millas Ideal zu werden. Ihr Kindesherz war ungemein li«beb«dürf tig. Und in dem Getümmel des Hauses, im Kommen und Gehen d«r Leute, die ausschließlich mit Pferden beschäftigt waren, und wo das weibliche Element nur durch die Garderobieren und die Frauen d«r Verwalt«! und der Reit knechte vertreten war, mußte eine Frau, die sich mit dem Mädchen beschäftigte und Sorge für es trug, einen wichtigen Platz in dessen Herzen einnehme», Und Milla hatte einen äußerst Charakter.... Sie schloß sich schnell an und mit einer Wärme, welche um so dauernder war, als sie vom eigenen Feuer sich nährte, sich daran begeisterte und jedem Egoismus fern blieb. O, wie hatte sie ihre ungeschliffene Amme geliebt, die b-7 ihr geblieben war, bis sie sieben Jahre alt geworden! Wi: viele Thränen, welche Verzweiflung, als sie dieselbe von sich lassen muß!«! Nun hatte sie ihre Liebe natürlich auf Miß Spring übertragen! Und Miß Spring war, in der That eine gute Dam« und Milla auch unge mein zugetan.... Sie lebte im vollen guten Glauben, wirklich die Erziehung dieses kleinen Geschöpfes, dieser lieben Milla, zu leite». Aber in Wirklichkeit erzog diese Milla sich selbst mit der unerschöpflichen sanften Milde ihres Charatters, mit ihrem glühenden Be dürfniß, Jemand lieb zu haben. Sie machte keine großen Fortschritte im Lernen, sie war sehr schüchtern und durchaus nicht aufgeiveckt; aber waS Der Fürst hatte befohlen, die arme Kleine nicht allzusehr mit Unterricht zu Plagen; «r hielt nicht darauf, ein Wunderkind zu haben; und zudem war er der Meinung, ein Frauenzimmer misse immer genug. So kam es, daß Milla nur wenige Stunden des Tages in dem großen Saale, dem sogenann ten Studirzimmer, zubrachte, und wenn das Wetter es erlaubte, waren sie und Miß Spring im Freien, auf dem Spaziergang oder im Garten. Auch der Arzt hatte dazu gerathen, und wirklich konnt« der Gesundheit des Mädchens nichts zuträglicher sein. Miß Spring suchte mit Vorlieb« den dich ten, kühlen Schatten lnr Kastanien auf; in der Mitte der Allee, auf der Seite gegen den Garten, hatte derFiirft «in« Art ländlicher Hütte mit Bänken und Sitzen erbauen lassen; dies war der gewöhnliche Aufenthaltsort der Erzieherin und ihres Zöglings. Rechts, oben an der Allee «rhob sich die Billa, lintS unten war das beständig offene Gitterthor, hinten der Garten, vorn die unabsehbar lange röthlich« Mauer der Stallungen. Wie viele Leute lebten von dem Lu xus dieser Stallungen! Die Pferde zucht war eine unerschöpflich« Qu«ll« des Wohlstand«? und des Verdienstes für die Bevölkerung von Astianello, und fast alle rüstigen Arme fanden da bei ihre gesicherte Beschäftigung. Und wie stolz waren sie darauf, zum Gute des Herrn Fürsten zu gehören! Di- Bereiter insbesondere bildeten fast eine bevorrechtete Zunft, in welcher daSAmt des Vaters sich auf den Sohn vererbte. Sie standen im Rufe sehr geschickter, sehr kühner, ja sogar etwas verwege ner Leute. 'Man nannte sie die Teu fel von Astianello, und sie fühlten sich von ihrem Titel ungemein geschmei chelt und bemühten sich demselben da durch alle Ehre zu machen, daß sie meist Carriere ritten, ihre Mütze auf eine ganz besondere Art trugen und eine gewisse über die Maßen malerische Sprache führten, welche den welken Lienen der Miß Sping unzählige „Shocking" entlockte. Aber die Bereiter, vielleicht weil sie die Bedeutung des Wortes nicht kannten, hörten nicht aus, ihre Reden mit diesen energischen Ausdrücken zu zieren. Es war ein Brauch, eine Gewohnheit wie tine an dere; wahrscheinlich waren sie über zeugt, daß die voll«nd«te Eleganz der Profession dies v«rlange. Natürlich zeigten di« Jüngsten einen übertriebe nen Eif«r, diesem Anspruch zu genü gen; bei den Knaben, dem jungen Auf wuchs der Bereiter, war «S geradezu schauderhaft. Da mußte man z. B. Drollino hören! Er war just der schweigsamste Knabe auf dem ganzen er sprach, waren wirklich fast lauter Flüch«. Ein eigenthümlicher Typus, dieser Drollino! Eigentlich hieß er Pietro und war der Sohn eines der besten Be reiter auf dem Gute. Nach der Sitte des Provincialdialeltes hatte man sei nen Namen verändert und verlängert loandelt und dieser schlechtweg inDrol lino verkürzt. Dieser kurz gefaßte Na me paßte sehr gut für ihn. Er war ein sehr magerer, kleiner Knabe von zehn Jahren mit einem feinen, kleinen, aus drucksvollen, von der heißen Sonne der Triften gebräunten Gesichte. Die Mutter war bei seiner Geburt gestor ben, und da er die Stiefmutetr nicht gern hatte, wollte er nichts vom Zu haiisebleiben wissen er schlenderte beständig allein oder mit seinem Vater auf den Weideplätzen herum. Er wollte auch nicht in die Schul« gehen und mit Allem, was nicht Pferd hi«ß. Die Pferde freilich gingen ihm über Alles, und er hielt sich vi«l lieber bei den Er ritt bereits mit wunderbarer Ge schicklichkeit. Das Schlimmste war, daß »r mit zäher Liebe an d»n einzelnen Pferden des Gestütes hing, und wenn es geschah, daß ein Paar od«r einJun «es verkauft wurde, mit dem er sich per sönlich beschäftigt hatte, so betrach tete er diese Mak»a«l eine pe?lonNld« Beleidigung, fleischte die Zähne, fluchte wie ein Türke und streif» k tagelang wie ein Ziq-un-r in d«r Ebene herum. Dann bekam die Lieb« zu den Pferden wieder die Oberhand, und das Schäfchen kehrte in den Scha fstall zurück. er kannte bereits fast alle dabei ge bräuchlicbne Kniffe, wuhte, was die Pferde gern haben, und wa» sie nicht Begriffe von den Worten mein und dein. Er stattete dem Obstgarten bis weilen nächtliche Besuche ab, und wenn der Gärtner die Früchte control lirte, fand er immer, daß von den un reifen Citronen fehlten, di! er so sorg fältig und voll Hoffnung zählte. Und Drollino liebie di« unreifen Citronen sehr.... Aber er ließ sich ni« auf der Thai ertappen. Dessenungeachtet war er ein Knabe, den man lieb haben mußte; er hatte gewisse für feinen Be ruf f«hr bezeichnende Eigenschaften. Außer d«n Pferden verehrte er seinen Herrn. Er stahl ihm freilich die Citro nen, aber nöthigenfall» wäre er für dem kleinen, weißgekleideten Wesen gehören sollten, das in der Allee spiel te, dann wurde auch das Mädchen in schon einen kleinen Plan gemacht. Er wollte gelegentlich ein Pferd stehlen und sich auf und davon machen, fort Herrgott!.... Welches Glück!..» Ein Und lonnte nicht Milla, wie jen« en gelhafte Evelina in „Onkel Toms Hüt te", auserkoren fein, den „wilden Bu rcnzler waren.... MißSprings Traum. Sie war f«hr vertrauensvoll und sehr phantasievoll, und Drollinos Fluchn- Landes, des grünen Erin, s«ien. Allerdings waren Drollinos Flüch« von ganz besonderer Art. Er stieß si« „Aber Drollino! Das schickt sich nicht!" ltt Miene. Und wie Drollino diescZ fein« Stimmchen wiederholt hatte sagen hö ren, daS Fluchen schicke sich nicht, sing «r an, jedesmal roth zu werd«n, wenn ihm unversehens ein Fluchwort ent schlüpfte. Es hatte zwar früher schon nicht an Bemerlungen über seine Reden schellen und Ohrfeigen gemacht wor den, und er fand MillaS Sprache ver ständlicher. ihr halbtodte 'Bögelein herbei und Ka tzen von unglaublicher Magerkeit; «',»- mal brachte er ihr sogar «in Murmel thier, daS noch halb im Schlafe lag. Sie hob für ihn oft «ine Süßigkeit vomMittagesscn auf. Drollino hinwie der, der stolz war und das Naschwert nicht umsonst haben wollte, überbrachte ihr prächtige Psirsick)«, di« er mit größ ter Geschicklichkeit und nicht geringer Gefahr aus dem Obstgarten der Villa selbst für sie gestohlen hatte. DasMäd chen, die unbewußte Mitschuldige, aß mit Vergnügen die verbotenen Früchte. Die Scene von Adam und Eva, aber in umgekehrter Ordnung! Der Fürst hatte die beiden Spielge fährten mehrmals in der Alle gesehen, aber d«Sache hatt« ihm durchaus nicht mißfallen. Er fand si« vielmehr ganz natürlich. Und es war auch so, alles ein Kind gewesen. Drollino spielte viel und sprach we nig. Aber als er ganz vertraut mit Milla war, konnte er nicht umhin, je den Augenblick wieder sein« gros:«, un b«zähmbar« Leidenschaft, die Pferde, zu erwähnen. O, wie bedauerte er, daß es nicht mehr war, wie früher, zur Zeit vor f«in«s Vaters Unglück! „O, wenn Du wüßtest, Milla, was das ist!" Und lebhaft «rr«gt, «zählte er von den Fr«uden d«S freien Lebens, der Wollust eine« zügellosen Rennens aus dem Rücken der wolligen Füllen! O, wenn er eins hätte.... ein Pferd! Aber er hätt« es klein hab«n mögen, kaum geboren, um es selbst zu zähmen, zu erzi«h«n.... Sein! S«ii»! Sein!— Die Augen funkelten ihm vor Begeisterung. Eines Tages kam er wi« ein Sturm wind in die Allee gebraust. „O Milla! Wenn Du wüßtest! Jetzt im Stalle.... von Rowena!" „Wer?" fragte das Mädchen un schuldig. „Ein kleines Mutterfüllen! Wenn Du eS sähest! Sie sagen, es werde ein wunderschönes Thier werden. Es ist so groß, schau, wie Lupo, der Wacht- Drollino hielt inne, Milla machte ein strenges Gesichtchen. Er zuckte die Achseln mit einer verächtlichen Geber de und kehrte im Fluge zum Stall zu rück. Dort blieb «r bis spät, so lange er konnte, bis die Stallwach« mit einem Fußtritt drohte und ihn fortjagte. Er bat, man möchte ihn die Nacht hier zubringen lassen, auf dem Stroh, ne- Nack zehn Uhr durften nur noch die zum Nachtdienst bestimmten Personen bleiben. hin in den Gedanken vtrsun ken, d«r ihn gänzlich beherrschte, und erwartete mit Ungeduld d«n Tagesan gtword«n war, auf das kleine wollige Thierchen heftete, daS noch nicht stehen konnt«. So kam die Mitternacht. Tiefe der Allee hinein. Nicht lange, so stimmt ein«n Trupp von zwet oder drei ter Vorsicht, dem nördlichen Theil'/ der Billa zugingen, wo sich die Borraths« lammern und die G«sindestub«n befan den. Drollino erkannte, daß diese schweigende Geftllschaft Dieb« waren. Er g«ri«th nicht in Schrecken und «am nicht au» der Fassung, sondern empfand ein« ungestüme Freude, daß er sie gesehen hatte und ihre Pläne vereiteln konnte. „Ha, ihr Schürt«»," dachte er, „euch will ich da» Handwerl di Eck der V'll durch den kleinen Graben, glitt wie eine Schlang« durch dos höh« imWinde wogende Gras und war im Nu bei-n ter, einen lebhaften Alten, der seiner seits in aller Eile fünf oder sechs der Diebe zu überraschen, an den von dem Knaben bezeichn«ien Ort. Als si« dort antamen, waren die Diebe, welcht noch Lichtstreif auf die stumme, geheimniß volle Scene warf, so daß DrollinosZi geunergesicht und die winkend erhoben« Flucht. Jetzt hörte man durch dieSiille der Nacht scharf kreischend und schnell wie eine losgebrannte RaleteDrollino» Siimme das Alarmgeschrei erheben: „Diebe! Diebe!" Und mit diesem Rufe hatte er sich auf den Bösewicht gestürzt, der ihm zunächst war, und sich ihm an d«n Arm gehängt und li«ß sich nun von demselben auf seiner schleunigen Flucht in der ganzen natürlichen Schwere mitschleppen. DerWachthund bellte wi« wüthend, die Bauern rannten fort zur Verfolgung, ei hatte sich «in unglaub licher Tumult erhoben. Plötzlich blitzte es auf, man hört« einen Flintenschuß, auf welchen ein durchdringender Schrei folgte. Man war den Flüchtlingen hart aus denFer fen, aber doch gelang e« zweien dersel ben, zu entkommen. D«r Dritte, an welchem Drollino gehangen war und welcher einen Pistolenschuß auf ihn abgefeuert hatte, um ihn los zu wer ten, wurde gefangen. Der Knab« aber lag b«wußtlo» am Bod«n. Er war indessen nicht todt und auch nicht lebensgefährlich verwundet. Die Kugtl war in eine Wade gedrungen und hatte di« Knochen nicht «rlrtzt; si« wurde in der Nacht noch herausgezo gen. Drollino blieb der unbestritten« Held des Abenteu«rS. Der Fürst suchte ihn im Stübchen der Psörtmrwohnung aus; er trat an das Bett, ließ ein sonore» „Bravo" hören und steckte die Hand unter das Leintuch, um den Puls zu fiihl«n. Es war natürlich ein wenigFieber vorhan den, aber leine Gefahr. Der Held war ziemlich schwach, aber stolz und «rfreut, daß er so viele Ehre und sogar einen Besuch des Fürsten verdient hatte. Dem Vater, der ihn später fragte, ob er in dem schrecklichen Augenblick keine Furcht gehabt hätte, antwortete er gewissenhaft: „Nein! Das heißt," v«rb«sserte «r «inen Au genblick nachher, „ich habe zweierlei be fürchtet: sie möchten die Ställe anzün den und möchten di« Signorina Milla weck«»." Er blieb drei Wochen lang imßett«. Der Fürst hatte es nicht bei dem Lob« bewenden lassen, das er ihm in jener denkwürdigen Nacht gespendet hatte. Er ließ sich jeden Tag nach seinem Be finden erkundigen und befahl, daß er während der ganzen Krankheit auf Kosten des fürstlichen Hauses gespeist würde. An einem schönen Morgen, als er wuhte, daß Drollino völlig genes«, war, lieh er ihn rufen. Drollino kam sogleich in Begleitung seines Baters. Er war noch ziemlich schwach; der Blutverlust und die drei Wochen, welche er im Bett hatte zu bringen müssen, hatten ihm scharf zu gesetzt; er war sehr mager und bläh bis in die Lippen. Sein Herz klopfte fast hörbar und die Beine zitterten ihm ein als er die lange Flucht der Säle i::i Erdgeschoß durchschritt. Der Fürst erwartete si« im chinesischen Nacht besser zu betrachten. (Fortsetzung folgt.! „Kann Ihr Papagei Ichon spre chen?" „Nein, bis jetzt kann er erst fluchen." Sie: „Da, steck' das Bouguet in'S Knopfloch. Es könnte sein, daß ich, um zwischen uns die Spitze abzubrechen. Dich heute Abend auf der Beranda des Hotels küssen muß und dann riech ich Ein Alter vom Lande: „Wo bist ließ dann los." Alter: „Was? Das über die Brücke weggesprungen." Buchhalter zu einem Comptoiri sien: „Sie gehen ja heute ziemlich früh weg." Comptoirist: „Ja, meineFrau will mich kurz vor 4 Uhr an der Eck« mit d«r Carriage erwarten." Buch halter: „Mit der Carriage? Habe riage halten. Sie geben's ja nobel!" Comptoirist: „O, ich meine mit der Baby-Carriage." Schnapsend« Madagassen. Berauschende Getränke spielen 5-i dm Eingeborenen von Madagaskar serlichen Trinkern machen, wenn nicht ihr Destillationsverfahren überaus langsam wäre. Die Madagassen rungund Destillation herstellend Das Verfahren ist originell. Der Saft wird dadurch gewonnen, daß das Zuk tritt. Dann beginnt der eigentliche Destillationsproceß. 80 Krüge, von denen ein jeder vier Gallonen des ge rohr nach einem ausgehöhlten Klotz, in dessen Jnnerm sich ebenfalls Röhren von Bambus befinden und welcher der eigentliche Desiillirapparat Ist. Nach dem alle Vorbereitungen mit der größ ten Sorgfalt gemacht sind, wird in einem Loch ein mächtiges Feuer ange leeren Räume zwischen den Krügen ge leitet, während über das Bambusrohr im Innern des hohlen Klotzes Wasser fließt. Die Brühe in den Krügen kocht schnell und die sich entwickelnden Dämpfe nehmen ihren Weg durch die Bambusleitung nach dem ausgehöhlten Klotz. Durch das Wasser condensirt, werden die Dämpfe zur berauschenden Flüssigkeit und letztere wird i» einem Gefäß sorgsam aufgefangen. Sobald dieselbe sici? genügend abgekühlt hat, ist der Schnaps fertig. Derselbe ist absolut rein, allein stark und gilt für sehr gesund. Die Missionäre haben noch keinen Versuch gemacht,' dieser primitiven Schnapssabrikation Ein halt zu thun, wohl wissend, daß di» Eingeborenen dann vom Schnaps zum importirten „Rum" übergehen würden, der von europäischen Händlern verkauft wird und mit solchem nur den Namen gemeinsam hat; in Wirklichkeit ist das Zeug ein schändliches Gift, welches den Geist wie den Kijrper ruinirt. Außer ihrem Schaps sabriciren die Einge borenen ein Getränk, das sie Wein nennen und das wie rothe Tinte aus sieht. Dasselbe wird aus Beeren, von der Größe eines Paradiesapfels, welche sie Affenbeeren nennen, hergestellt. Zu eimr Gallone von diesem Beerensaft, der einen scharfen Geschmack hat, wer den vier Gallonen eingeweichter Ta bakblätter genommen und eine aroma tische Wurzel, welche den Geruch wie den Geschmack der letzteren vollständig entfernt, gethan. Diese Mischung wird ungegohrcn in Flaschen versiegelt und gibt nach Verlauf von mehreren Monaten einen wohlschmeckenden Trank. Die Eingeborenen trinken mir großem Behagen vier bis fünf Gläser davon, während diese Quantität beim Europäer heftiges Erbrechen verur sacht. Wasser trinken die Madagassen nie, denn dasselbe wimmelt von ver schiedensten Lebewesen; wird dasselbe abgekocht, so zeigen sich in demselben sonderbare Fäden, die wie Seetang aussehen; der Geschmack ist abscheulich. Aus diesem Grunde trinken sie weder Thee noch Kasfe, trotzdem sie letzteren in bedeutenden Quantitäten für den Export anbauen. Sonderbarer Weife dient ihnen auch nicht die Milch als Getränk, diese verwende» sie vielmehr ausschließlich zum Ausziehen der Käl ber. Aufmunterung. Bettler (zu einem Herrn, der ihm einen Pfen nig giebt): „Sie, .schenken S' m'r doch a' biss'l mehr! I' bin noch 'n Anfän ger und verlier' sonst allen Muth!" Der bewohnte Mond. stimmtheit, daß er stets einen Mann cher Mond ist das?" „Der Honig mond," sagte der Astronom. gewürdigt wurde, als Columbus schon lange todt war?" Schüler (aus dem neunzehnten Jahrhundert): „Weil er nicht genug annoncirt hatte." Boreilig. „Herr Doktor," spricht ein Bote den Arzt Dr. M. an, „Sie möchten doch schnell einmal nach Zk. kommen. Dort hat man Einen zu zeitig abgeschnitten." Abgeführt. Dame: Si« sind verheirathet, Herr Pinsel? Maler: Nein, die Kunst ist meinWeib! Dame: So! Da würde ich an Ihrer Stelle auf Scheidung klagen, denn die hat Sie ja längst verlassen. Naiv. Baron (z Xeinem nicht mehr ganz jugendlichen Diener, den er auf einer groben Fahrlässigkeit betrof fen hat): „Ich glaube, Johann, Du wirst alt!" Johann: „Glaub's selbst, Herr Baron, mein Bater selig würd' auch so an die achtzig!" Der Modellsie h e r. Ma ler: „Also, Sie wollen Modell stehen? nicht so recht (ihn scharf fixirend) Hm —" Modell (entrüstet): „Nee, wissen Sie, so lange gratis ankiekei, laß ich mir nich." 3