Dcr schwarze Koffer. (9. Fortsetzung und Schluß.) 2ö. E a p i t e l. ' Meiner Eingebung folgend wandle ich mich an Austin mit der Frage: „Sie sind Radfahrer, nichi wahr?" „«crsiucyrer »er>," lim>chte er. .Was wissen Sie? Wie viel? Wie we nig" Mit dcr geballten Faust versetzte er mir einen heftigen Schlag in's Gesicht durch den starken Schlag erholt hatte, raffte ich mich auf und ging meines Weges wenn auch ohne Hast. durch die Ueberzeugung, daß nun alles in's Blei kommen müsse. Nach Paris fuhr nicht, sondern ich ging nach Kops, daß ein Fahrrad rascher ist als eine Droschke. Ein Schuß in's Blaue war's, daß ich meine Gcdanlen vor haben konnte. ' ' " " Es war elf Uhr Nachts, als ich zum zweitenmal vor Frau Hopkins Haus ein Hastrcad an der Wand, das ent schieden nicht neuester Construction war. Ich beugte mich herab und un tersuchte den Mechanismus, zog es aus dem Schuppen und rollte es in dem Gärichen aus und ab. Die Räder be wegten sich mit Leichtigkeit und muß ten unbedingt kürzlich geölt worden sein. „Sie sagen, das Ding sei seit einem halben Jahre nicht gebraucht worden?" sagte ich. „Nein, wer sollte es denn brauchen? Mein Sohn ist ja in London." „Und Herr Harvey fährt nicht?" ' „Herr Harvey? Der Herr Vikar? Wahrhaftig, nein! Würde sich auch kaum schicken für feinen Stand, sollt' „Und Herr Harvey besitzt einen Schlüssel zu diesem Eingang?" be merkte ich, auf die Hinierpförie deu tend. als er vle Wohnung miethete, wollte er einen Hausschlüssel haben, den gab ich ihm aber nicht. Wir sind nur zwei Frauen im Haus und die Nachbarschaft ist gar einsam, so mach ten wir denn aus. er solle die Hintere Thüre benützen, wo er an unserem Schlafzimmer vorüber muß, und ich verriegle die vordereHausihüre Schlag elf Uhr, ob er zu Haufe ist oder nicht." >u, „liu/ llvu zs?au .yopünZ verabschiedet hatte, sah ich mich nach einem Unterkommen für die Nacht um. -—- 27. C a p i t e l. ten festzustellen. Aller Wahrscheinlich keit nach war der Mord ein ganz vor sätzlicher und planmäßig ausgefiihrier, und Austin Harveys Beweggrund da jenes Vermögens sichern wollte, ehe das alte Fräulein Zeit hatte, sein Testa ment nochmals umzustoßen. Alles war hatte. 'Nachdem die That vollführt war, -Schuld auf den Bruder zu werfen, auf den m-iurgemäß der erste Verdacht fal len mußte. Darin lag eine ungeheiier- wsgung zkehk, bis zu welchem Trade die Eisersucht auf Fräulein Simptin fon die Brüder trotz früherer Zunei gung einander entfremdet habeA mochte, nem Sieg nicht vertraut, eh- er Philipp ! nicht ganz aus der Gunst seiner Braut verdrängt wußte, und es gab nur ei nen Weg, beides zu erreichen die ei gene Sicherheit und des Nebenbuhlers Niederlage. " ' -uon vielem Ttandpunkte aus war mir nun auch Austins Verhalten in Paris mit einemmal klar. Nachdem der Mord geschehen war, hatte er zwei Ziele im Äuge behalten, einerseits, vor der Welt alle Schuld auf den Bruder zu häufen, andererseits aber diesen den Händen der Gerechtigkeit zu entziehen, denn an den Galgen liefern wollt- er ihn nicht. Sein Wunsch war es nur, ihn in einem fernen Lande auf Nim merwied-rtehr sicher untergebracht zu haben und sich selbst in ungestörtem Frieden des Besitzes der Frau und des Vermögens zu erfreuen. Er würde wahrscheinlich alles aufgeboten haben, um dem Bruder dort zu einem anstän digen Fortkommen zu verhelfen. Zu diesem Zweck waren ihm natür lich die Dienste eines Prioatsahnders hocherwünscht gewesen. Mein Beistand hatte ihm gerade das ge'oten, was er brauchte, und er hatte sich dessen mit Gewandtheit zu bedienen gewußt. Ich hatte Philipps Schuld ausfindig ma- , chen und den Mann derart in Angst versetzen müssen, daß er an seine eigene ! Schuld glaubte und auf diese Weife zur Flucht getrieben wurde. Zu diesem . Zweck hatte er mir gerade genügendes - Material in die Hände geliefert und es der Polizei vorenthalten. vielmehr absichtlich hatte fallen las se»! Ja wohl, je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gelangte ich zu der Ueberzeugung, daß sein g.inzerVe such bei mir nur den einen Zweck ge habt hatte, diesen Brief zu verlieren. Sein zweites Kommen, der Wortwech sel und die Rauferei um das verfäng liche Schriftstück, das war alles nur Spiegelfechterei gewesen, um jeden et waigen Argwohn bei mir im Keim zu ersticken. Ein Mensch, der eine Rolle spielt, ist immer überängstlich, weil er Andere könnte durchschauen was ihm, dem Betrüger, sonnenklar ist. Nun siel mir auch wieder ein, wie Austin Har em wohlbedachter Theil der Komödie gewesen war. Denn dieser athletische Mensch in voller Jugendkraft halte mich mit Leichtigkeit überwältigen kön anfangS so bequem zugeströmt waren, der Mörder selbst hatte mir beigestan den, während er der staatlichen Polizei scine Hilfe versagt hatte. Sein gan zes Rechenexempel gründete sich auf die Hoffnung, daß die Polizei der Wahrheit einige Tage später als ich auf die Spur kommen werde, und in dieser Zwischenzeit mußte es gelingen, Philipp Flucht zu beweaen. stinS Schuld? Ein Kofferzettel, den Tagen aufgeknüpft worden war! Und Philipp war bereits verhaftet; der schwerste Verdacht lastete in seinem brachte mich dem Wansinn nahe. Die ganze Nacht rannte ich in den Straßen hin und her, und nachdem ich einen Schutzmann zur Bewachung des Austin'fchen Hauses aufgestellt hatte, fuhr ich mit dem ersten Zug nach Lon don zurück. Seit der Nacht im „Sara zenenhaupt", die auch keineswegs un gestört gewesen war, hatte ich kaum mehr geschlafen. Nach dieser hatte ich eine Nacht aus d.'m Canal, «in« zweite Nacht auf dem C, nal zugebracht, und nun trieb ich mich in den Straßen von Southend umher. Und doch war ich nicht müde; das Jagdfieber hielt mich aufrecht. 28. Capitel. meine Wohnung, und zwar in der ge- I Heimen Hoffnung, Austin Harvey tonnte dort auf mich warten. Ich war kaum überrascht, als diese Hoffnung behrte, hätte ich mir immer gesagt und mich deshalb nicht allzu sehr darauf verlassen gehabt. Somit begab ich mich i nach dem Scotland Dard und wurde ' Hilt. Leickti-ikeit des Beamten habhaft^ habe "Bekannte genug unter den dor tigen Fahndern. Alle Welt sprach von dem Fall und jubelte über die Verhaftung, und Bunsby, der die Geschichte in's Werk gesetzt hatte, war der Held des Tages. „Ja freilich," sagt- er zu mir, „die Sache ist jetzt mit Fausthandschuhen zu greifen. Nachdem wir einmal den richtigen Fingerzeig erhalten hatten, lag gar keine Schwierigkeit mehr vor. Ich wollte nur, man hätte die alte Frau in Paris früher zum Reden ge bracht, denn mit der Tochter war nichts anzufangen. Sobald ich einmal von dem Neffen wußte, ging eS mit vollen Segeln vom Fleck, und wir singen den Kerl, als er uns eben entlaufen wollte um ein Haar hätte er uns ein Schnippchen geschlagen." „Und Sie sind ganz sicher. daß Sie den richtigen Neffen haben?" fragte ich. „Sicher! Ja natürlich! Uebrigens hat er gestanden." „Hat er, wirklich?" rief ich und stieß unwillkürlich einen Fluch aus. „Der armeTrops! Gott stehe ihm bei!" Der Ausruf war mir wider Willen entfahren, und HerrßunSby faßte mich erstaunt und entrüstet in's Auge. Zwei oder drei von den ander:n Polizisten, die im Zimmer waren, traten neugie rig näher. „Sehen Sie," sagte ich, „diese Ge ständnisse sind französische Mode, und ich vermuthe stark, man hat ihm die Hölle tüchtig heiß gemacht. Das thut zwar nichts zur Sache, aber hörenSie wohl, was ich Ihnen lch habe im Interesse der Familie mit dem Fall zu thun gehabt, und möchte Ihnen rathen, nicht gar so sicher anzunehmen, daß Sie den Richtigen haben. Für alle Fälle wäre es gut, wenn Sie denßru der auch verhafteten, möglich, daß sich seine Betheiligung an dem Verbrechen herausstellen würde." Ein allgemeines Hohngelächter brach lcs. Polizisten nehmen im Allgemeinen nicht gerne Rath von Privatfahndern an; sie hegen ein Mißtrauen gegen die se und sehen in ihnen nur Irrlichter c-us dem Sumpfe des Verbrechens, an Blendlaterne des zuneigen' Polizisten darüber verbreitet. „Das zeigt wieder einmal," be merkte Herr Bunsby lehrhaft, „daß Leute wie Ihr sich nicht in unsere An gslegenheiien mischen sollten. Ver muthlich beziehen sich Ihre Aeußerun gen auf Herrn Austin Harveh, den V ikar. Nun, ich habe mich sehr eingehend mit der Sache befaßt und demzufolge auch Erkundigungen über diefenHerrn eingezogen, obwohl kein Hauch desVer dachtes gegen ihn vorlag. Er ist ein hochgeachteter Geistlicher, und war geschah, zu Hause, in seinem eigenen Bett! Da haben Sie es!" Herr Bunsby spreizte sich mit den mich triumphirend an. „Sie wissen das alles gewiß?" fragte ich. „Ganz gewiß. Machen Sie keinen Versuch, uns irre zu führen; es lohnte wirklich nicht der Mühe. Die Sache liegt auf der Hand und ist so Was war mit dem Mann zu ma chen? Nichts, wenigstens jetzt nichts, und ein krankhaftes Gefühl der Hilf losigkeit überkam mich. Mit einemmale fühlte ich, daß ich todtmüde war, und in einer Gemüthsverfassung, die man 23. E - p i t e i. .«cy vssneie die Tyure metnesWohn zimmers und vor mir stand Austin Harvey. „Was gibt es?" fragte ich, fobald ick zu Athem gekommen war. „Wes halb sind Sie hier, Herr Harvey? Was Wollen Sie von mir?" „Ich möchte Sie sprechen," versetzte er dumpf, „und ein- Frage an Sie richten. Ist es wahr, daß Philipp ver haftet ist?" „Natürlich ist eS wahr," gab ich ihm sofort zurück, ohne zu beobachten, oh fein Ton wirklich ein fragender gewe „Mein Kommen hat noch andere Zwecke," erwiderte Austin drohend. „Ich glaube, daß eS wahr ist, obwohl ich die Morgenblätter nicht gelesen habe; ich wagte nicht, mir eins zu kaufen. Haben Sie eine Zeitung," „Nein, aber ich weiß, daß Philivp gefangen ist. Seine Schuld gilt für bewiesen und in acht bis vierzehn Ta- und Brudermörder, weshalb kommen Sie hierher und winseln mir vor? Ma chen Sie, daß Sie nach Hause kom men und das Mädchen heirathen, das Ihren Bruder liebt." Während des Spr-chen» hatte ich meiner Bewegung ersaßt und sich vor der Ecke, der ich zustrebte, ausge pflanzt. Ichfst h l sen," sagte er wegwerfend, „aber dies mal, guter Freund, werden Sie sich gedulden müssen, so lange es mir be liebt." ihn anzuhören. Ich sah ihm fest in die Augen und ersuchte ihn, sich auszu sprechen. richtig," sagt- Austin, „daß Philipp Harvev üerürtheilt werden wird?"- «r yal em EtMndmiz vsze legt." „Und ki« Behörden glauben an sein? Schuld?" „Gewiß, ich aber weiß, daß Sie der I Mörder sind, Sie Feigling." „Und weshalb wollen Sie mich ver- - haften lassen, wenn Sie Ihre Anklage nicht beweisen können?" „Das wird sich finden," versetzte ich wütbend. „Die Wahrheit muß doch an den Tag kommen." Ebe ich diese Worte ganz herausge bracht hatte, war Austin auf mich zu gestürzt und preßte mir feine große, kräftige Hand auf den Mund. Er riß mich zu Boden, und ehe ich einen Laut von mir geben konnte, banv er mir die Hände mit einem seidenen Taschen tuch. Die Arbeit wurde rasch und gut «usgesührt, und dann umschnürte er' nieine Beine mit dem Tischteppich. Hilflos war ich der Riesenkraft des Mannes preisgegeben, und auch in diesem Augenblick« mußte ich wieder i denken, wie richtig meine Vermuthung j in Beziehung auf den Kampf in Paris ! geüxfen war; er hätte mich dainalL j mit Leichtigkii zermalmen können. ! Nachdem er mit dem Binden zu I Ende war, stand er auf, stellte sich vor mich hin und zog mit der linkenHand langsam einen blanken Revolver aus j der Hosentasche. Beim Anblick einer! solchen Waffe in der Hand dieses j Menschen mochte ich nicht ganz Herr! meines GesichtSausdruckes sein. „Keine Angst", sagte er in schwer- I müihigem Ton. „Tödien werd- ich nunlören an » er fort, „und merken Sie sich jedes! Wort, was ich sage. ES cheht mir frei, dies Land für immer zu verlassen ich habe das Vermögen meinerTante in Händen. Begreifen Sie das?" Ich nickte zustimmend. „Es steht mir auch frei, Ihnen die hen und Sie Ihre Auffassung d«S ° Thatbestandes der Welt verkündigen zu lassen. Sind Sie der Ansicht, daß „Sind Sie der Ansicht, daß Sie ir- So sehr es mir widerstrebte, ich mußte den KopH schütteln. Er hatte Recht, kein Mensch würde mir glau- Recht, und die Polizei irrt sich. Ich d«S Geldes ivillen, wie Sie vielleicht Ich vetterte sie! den Kops Philipp solle am Sonntag Nachmittag erklärte sie mir auf's Bestimmteste, sie werde Montag früh nach London fahren, ihr Testament umstoßen und das Vermö gen zwischen uns theilen. Sie wolle Frau Simpkinson «or ihrer Abreise nach Paris von dieser Veränderung in > Kenntniß setzen, sagte sie, und diese könne sich dann darnach richten. Dies sie nach London fuhr, war Edith Simptinson für mich verloren. Ich liebte daS Mädchen mit Leidenschaft; ich konnte nicht ohne sie leben. Meinen Bruder haßte ich, weil «S ihm gelun gen war, ihr Her» zu gewinnen, denn ich wußte es wohl, daß sie meineWer dung nur ihrer Meter zuliebe und au» Empörung über e»n paar leichtsinnig« Streiche ineuies Bruders, die ich zu schickten, di« ich ihr hinterbringen ließ, zum mindesten gesagt, stark übertrie ben waren. Wenn meine Tante ihre Pläne «russührte, war Edith für mich ewig verloren, und den Gedanken ver lipp zu mir. Er wollte Geld und h^/e sagte; Nährend seine» Besuchet zoz er sein Taschentuch heraus und. schleu derte danüt den. Hausschlüssel aus der ».aicve, ver auf rcn üamtnvorietzer fiel. Ich bückt? mich, hob ihn auf u»d steckte ihn zu mi»', Aon diesem Schlüssel ging alles UnheA aus; hatte ich den nicht gehabt, es lvüre mir nie in den Sinn gekommen, cüzermals zu meiner Tante zu gehen, denn ich hatte sie an Sie hatte sich ganz unbeugsam gezeigt, und bei unserer zweiten Unterredung war es sogar zu einem Wortwechsel ge kommen. Als ich den Schlüssel auf hob, hatte ich keinen anderen Gedan hätte er ihn nicht fallen lassen, wäre alles Weitere nicht geschehen. „Als ich um halb zehn Uhr aus der Kirche kam, rannte ich nach Hause. Den ganzen Gottesdienst über hatte der unselige Schlüssel förmlich in mei noch einmal sehen, denn morgen wür de e» zu spät sein. Ich mußte ihr noch eininal Vorstellung! machen, möglich Gehör schenkte. S» schloß ich die Hin herauS, dessen ich mich schon einigemal? bei Nacht bedient hatte, weshalb, das gehört nicht zur Sache. Als Student Tante ging immer ein paar Minuten nach zehn Uhr zu Bett, und so eilte ich p-r Fahrrad hin, und ich kann Ihnen auch?" Wieder stieß er mich leicht mit dem s?uß an, und ich nickte trotzig. daß ich nicht im entferntesten die Ab sicht hatte, ihr «in Leides anzuthun. Rasend vor Lieb«, ein Verzweifelnder war ich, und hatte die Idee, ein letzter Ansturm könnte mir zum Sieg ver helfen. Als ich das Haus erreichte, war alles dunkel; ich schloß mit Philipps Schlüssel Ich daß au^er Im Wohnzimmer war die Lampe aus gelöscht, m«ines Bruders Thüre Ivar geschlossen, die zum Schlafzimmer der Tante angelehnt. Ich stieß sie leise auf; gekleidet am Boden, unmittelbar neben der VerbtndungSthüre, die zu Philipp führte. Sie war nach vorwärts ge fallen und mit dem Kopf an die So falehne angeschlagen. Ich erkläre mir Thüre und hört- Philipps tiese Athem sühren konnte, hat eS doch seine Un sicherheit sicher gesteigert). Leise ging ich mit der Flasche zurück, goß ihren Inhalt aus meiner Tante Taschen tuch und tödtete sie, indem ich es auf ihr Gesicht preßt». Da» alles war daS Werk weniger Sekunden. Edith war die einzige Möglichkeit, mir Edith für Ich schleppte Philipps Koffer aus fei sten besten Wandschrank auf. Dann packte ich die Leiche hinein. Ich glaube wenigstens ich es wa^rbii habni; den HruSfchlüssel steckte ich in Philipps Rocktasche, „Ich brachte daS Bett in Unordnung und trank das GlaS Milch auS, das annahm, der Mord sei in der Frühe geschehen. Leise schlüpfte ich hinaus und erreichte aus dem Fahr- hatte er allerdings gründ lich gesorgt, der Heuchler! „Am andern Morgen begleitete ich Philipp bis London. Alle glaubten, Fräulein Raynell sei schon mit dem mein einziges Bestreben war nun, die ZZcrdachttgründk Vkililw -u Hvusin. Mi irnierer "in'unsl desorZle ich dns Gepäck, und als ich' «us dem Londoner Aahichos etwas «arten muß!?, zeichnete ich Philipps Koffer mit dm Buchstaben P. H. und zwar xerade so, wie e: sie zu machen pfivt:. dächtniß nach, denn ich kannte sie ja ge nau." Z-äuberisch überfallen, gekne'elt mußte ich da liegen nu> die Geschichte des Mordes anhören doch behielt ich r«ine Weisheit diesmal für mich. „Zugleich," fuhr er fort, „riß ich den in Southend aufgeklebten Kofferzettel, der halb abgelöst war, vollends ab, und zwar, weil ich mir einbildete, die Buchstaben werden um so -H4r sichtbar fein, je weniger der Koffer verklebt wäre. Und ich wollte ja, daß man sie sehen sollte. Daß der Koffer unter die anderen hineingerathen werd» und die Buchstaben zugedeckt werden würden, konnte ich doch nicht wissen. Hätte ich malt haben, so zeichnete ich ihn s» gut ich konnte. Den Kosserzetel warf ich weg." belehren können.^ „Und nun komme ich zu dem «inen großen Mißgeschick in der ganzen Ge schichte. Fräulen Simpkinsons Koffer und der meines Bruders wurden in Sharing Eroß verwechselt und sie selbst dadurch in die Angelegenheit verwickelt. Was hätte ich nicht darum gegeben, ihr das ersparen zu können! Wie die Sache kam, kann ich nicht sagen, Philipp paci zu 1-hen, und mich sehr 'wider meinen Willen veranlaßt, so lange bei den Damen zu bleiben. Wir hatten si« in dem Hotel, w» sie die Nacht zuge bracht, abgeholt, und all' unser Gepäck war auf ein und demselben Omnibus Hur Bahn gebracht worden; vermuth lich hatte dann die Jungfer selbst den unrichtigen Koffer als den des Fräu leins bezeichnet. „Mein Bruder sollte nur bis Dover mit den Damen reisen und dort blei ben. Durch jenen verhängnißvollcn Zu f«ll, der die best« Hilfstruppe der Po lizei ist, reiste der Koffer mit dem Leichnam meiner Tante gleichfalls nach Frankreich und wurde auf dem Pariser Zollamt geöffnet. Meine Ab sicht war geloesen, daß Philipp ihn mit nach Dover n«hmen und dort dm Inhalt selbst entdecken sollte. Die Lei che wäre dann in seinem Besitz gewe sen und jedenfalls aller Verdacht auf ihn gefallen. „In diesem einen Punkt hatte ich Unglück, währei-d alle? Andere gün stig für mtch verlaufen war. Wahr schemlick sagt Ihnen Ihr gesunder Menschenverstand nun auch, welchen Gebrauch ich von Ihrer Hilfe machte, die mir äußerst gelegen kam. Aber Sie gingen weiter, als mein Wunsch war, und brachten mehr heraus, als ich er wartet hatte. Da» alles thut jetzt nicht» mehr zur Sache. Ich schwöre Ihnen, daß ich von Anfang an die Absicht hatte, Philipp rechtzeitig aus Eng land zu entfernen, und daß ich ein zig auf diese? Ziel lo» arbeitete. Gott weiß, daß ich mir redlich Mühe gab— durch Sie wollte ich ihn in Schrecken jagen und zur Flucht veranlassen, und hätte er entwischen können, so wär» alles gut abgelaufen. Ich hätte hier freies Spiel gehabt und würde drüben für ihn gesorgt haben. Seine Verhaf tung ändert die ganze Sachlage, denn an den Galgen bringen will ich ihn nicht. Ueberdies, waS auch geschehe» mag, Edith habe ich doch verloren. Sie schrieb mir gestern, daß sie mich ni» ge liebt habe, daß ihr Ärz Philipp ge höre, daß sie ihn jetzt nur noch mehr liebe, da er in N»th sei, und ihm tre? bleiben wolle, ob er ein Mörder sck oder nicht. DaS ist m«in« Beicht«. Ver werthen Sie mein Geständnis, wenn Sie können, wenn «> Philpp nützen kann, mir ist es tisterlei. Sagen Sie Edith, daß ich sie stets geliebt habe, daß ich sie noch liebe." Mit erhobener Stimme hatte er di« letzten Worte hervorgestoßen, dann setzte er mit fester den Revol ver an seine link» Schläfe und drückte »b, Er hatte beabsichtigt, nach hinten zu fallen, aber die Erschütterung des Schusses brachte den Körper in'sWan ken und er siel dumpf ausschlagend quer über mich her. Ich versuchte zu rufen ich ver mochte es ! ickt. ich versuchte meine Hände frei zu machen —«S war verge ge war grouenvol bald verlor ich das Bewußtsein. Ich habe nicht» mehr hinzuzusetzen. Die Thatsachen arbeiteten sich durch gern, aber dennoch, wa» sie erkennen mußte; der ganze Fall ward »ertuscht. So viel ich weiß, hat FriiuleinSimp kinson ihren armen, nichtSnutzigenGe liebten nach Australien oder Neusee land albiacht unb ihn dort aebeiratbet. (Ende.) Er: „Wenn die Frauen die Mä nner hassen, warum heirathen denu die Meisten?" Sie: „Aus Rache." Reporter: Ich sage Ihnen, d'e Geldknappheit ist einzig und ollein nur die Folge der Bankier: Ach, schwätzen Sie doch keinen Unsinn! Was verstehen denn Sie vonFinanzen? Reporter: Das hab' ich auch nicht behauptet, aber von Geldknappheit Anstalts-Geistlicher: „Sie hat Wohl auch der Suff hierhergebracht?" Gefangener: .Nein, Hochwll-.den, die Reinlichkeit." Geistlicher: „Wie so?" Gefangener: „Ja. in dem Ha use, wo ich einbrechen wollte, waren die Treppenläufer entfernt worden, weil gewaschen werden sollte, und da tnarr le die Treppe ich gehört wurde." TouÄ^iibclHolen. Mit den alten Schiller seine Tau chergeschichte, nota-bene, wenn si? wahr is, mag das ja Allens seine Richtigkeit haben, ineine Herrens, un was er da unten auf den Meeresgrund gesehn hat, das stimmt ja auch so ziemlich, obschonst Schiller sich das ja ebenso haben kann, denn so'ne Dichters, die > haben bekanntlich en weites Gewissen un auf en paar Lüge» kommt es sie > gormch an.— Wer aberS, wie ich. Jahrelang auf die mittelländische See gefahren is un da Schwämme »n Perlen, von die ech ten Perlen, meine H?rrens, gefischt hat, der weiß genau, wie die Sache bewandt is, un mir können Sie so leicht nix vor lügen ! eher lüg' ich Sie noch was vor! Was ich sagen wollte, ich haite nem lich dunnzumalen einen von die Tau cherkähne zu kommandiren, mit die da unten die echten Perlen van'n Meeres boden raufgeholt werden, un da hatt' ich denn auch en jungen Taucher mit an Bord, so einen hat die Welt noch nich gesehn, meine Herrens ! Es war ein junger Grieche, nich etwa einer von die allen Griechen! müssen Sie wissen, Philipp Melves hieß er, un das war ein ganzer banni ger Kerl! Der lag den ganzen Tag in's Wasser, un wenn die andern alle drei bis vier Minuten wieder raufge holt werden mußten, denn blieb Phi lipp mannig Mal volle zehn Minuten unter's Wasser, ohne Taucherglocke na türlich, denn die kann man bei die echte Perlenfischern nich gebrauchen! Na gut! Ich steh' also eines guten Morgens mal wieder in meinem Perl fischereikahn un laß die Bengels immer einen nach'n andern in die mittellän dische See rein hopsen, wo sie denn jedes Mal mit 'ne ganze Hand voll Perlen wieder rauskamen, so daß mein Kahn schon bald halbvoll war, da fällt mir auf einmal bei's laute Kommandiren meine Meer schaunipfeife, die ich mir eben angebrannt hatte, aus'n Mund raus und direkt in's Wasser hinein. „Philipp! ruf' ich foforthens auf Griech'fch, Philipp apport!" Un rich tig, mein Taucherjunge springt denn auch in'n selben Augenblick hinter meine Pfeife her direkt bis unten auf's Meeresboden. „Na, denk' ich, da wird denn ja wohl keine G-fahr bei sein, die Pfeife wirst Du ja sicher wie der kriegen! Ich wart un wart also, fünf Minuten, zehn Minuten, fünf zehn Minuten! „Donnerliichting! denk' ich zuletzt, sollte der Bengel an'n Ende verunglückt sein? un will ihn Sie woll, meine Hs»rens ? Da hat der Bengel ihr unter Wasser tortal ausgeraucht!!! Kür P->!itosfcll,cldcn. Ein eigenthümlicher, uralter Vvlks gebrauch besteht in Kiihnhardt am Schlegel bei Feuchtwangen. Dort stel len jedes Jahr die Burschen einen Maienbaum auf, und an ihm wird mit besonderem Ernste der am alten Maienbaume angebracht gewesene Schlegel der wohl Hunderte von Jahren alt sein mag, dienl folgen dem Zweck. Wenn ein Mann im Orte von seiner Frau gemaßregelt oder gar geprügelt wird, bindet man ihm den Schlegel heimlich in der Nacht an seine Hausthür. Der ganze Ort weiß nun, wenn er es bisher noch nicht gewußt hat, daß dcr Mann unter dem Pan toffel steht. Der Schlegel bleibt so lange hängen, bis der Gekennzeichnete ein Lösegeld in's Wirthshaus schickt; dann erst wird der Schlegel Nachts von wem, weiß man wieder nicht herunter genommen. Würde .die Frau oder der Mann den Schlegel herabthun, er würde immer wieder an die Thür oeZ Gemaßregelten gehängt iverden. Würde der Schlegel vernichtet, so würde sofort ein neuer geschaffen und an die Thür gebunden. Der Schlegel wird aber in Ehren gehalten, es ver greist sich Niemand an Idem altehrwiir digen Stücke. Ist nun das Lösegeld eingesandt, so wird vom Wirth ein Tag bestimmt, wann dieses vertrunken werden soll. Jeder Ortsbewohner kann theilnehmen, und dein Panloffel (freuSestrahlend aus der Schule heim kehrend): „Weißt Du, Mama, ich bin über meim.ii Nebenmann gekommen!"' Mama: „Weshalb denn, mein Kind?" Karlchen: „Ja, Mama, weil er solch ein Schafskopf- ist." Mama: „Aber Kind, so etwa) kann man doch miwer ausdrücken! Wie wirst Du also bes ser sagen?" Karlchen: „Ich bin über meinen Nebenmann gekommen, weil er, ntilde ausgedrückt, ein Schafskopf ist!" Boshafter Bescheid. Hrrr (Schriftsteller): „Haben Sie meine Gedicht« nicht recht komisch gefunden?" men!" Frau: „N?ue! Ja, schau' si« Dir 'mal an, alte Lumpen sind's!" 3