2 Fischerei der Urattosake». Soldaten wie gute Fischer und 'ihnen ganz allem steht das Recht der Fische rei im Uralflusse zu. Sie zählen» etwa 110,000 Seelen und stellen in Frie denszciten 3000 Berittene, sind aber verpflichtet, im Kriege Mann für Mann dem Rufe des Zaren zu folgen. Für die 3000 Mann, die bei der Fahne ren Ausrüstung und Lebensunterhalt. Der Uralfluß ist völlig für die Fische rei vorbehalten; von der Stadt Uralsk pisch: Meer ist jegliche Handelsschiff eine Strecke von ca. 120 Meilen. An werden. Die au!! dem Kaspifchen Meere im Flusse aufwärts zum Winteraufenthalt, doch nicht wei der von einer großen Anzahl Wächter gehütet wird, bis die Fischzeit herange kommen ist, deren Beginn von der Ge- Mündlnig des Uralflusses hat sie bis 72 Millionen Pfund Fische, da runter 200,000 Pfiwd Störe, die 21,000 Pfund Caviar liefern. Be die „Fi'scherarmee" unter Leitung ih- Flusses. Leicht und praktisch geklei- Löchern sich sammelnden Fische an die Oberfläche ziehen und tödten. Auch im Winter sind die Störarten die wich tigsten Fangfische, die dann den höher im Preise stehenden Wintercaviar lie fern. Jährlich betheiligen sich «twa 10,000 Mann an dieser bei den Ural- Fische iverden dabei erbeutet. Außer dieser Flußfischen! betreiben die Ural kosaken auch den Fischfang im K?spi fchen Meere. 1801 wurden im zen 6,818,464 Ksund Stör und nahe zu 74 Millionen Pfund andere Fisch« «rbeutet. Alles wird für gemeinsame Rechnung verkauft und der Gewinn zum allgemeinen Besten verwendet. - Dle haben sich eine schön« I und Musterfarm er baut, die gegen §106,(!M und I SlluU," s,e. Über Ulis der Rechen stunde. Lehrer: Gingst Du nicht vorhin zum Kaufmann Schulze? Schulze: Ja, ich holte ein Pfund Zucker! Lehrer WaS kostete das? Schulze: 12 Cents! Leh: rer: Und was hatte Deine Mutter Di? an Geld mitgegeben? Schulze: 2S Cents! Lehrer: Nun) wieviel Cents brachtest Du demnach wieder mit nach Haufe? Schulze: Nichts! Lehrn: Nun, ich denke doch 13 Cents? Schulze: Nein, denn die hatte ich unterwegs ver loren! Mädchen: „Ja, das ist kein Anderer, Herr (zur Dichtersfrau): „Könnte ich Ihren Mann sprechen?" Frau: Ideal. „Es scheint d:g: Frau, ich bin ganz Idealist." Berechtigte Frage. Schlemmer (an der Frllhstückstafel): „Prosit,« meine Herren! Ich halte mich an den Portwein!" Ein Spottvo gel: „Und woran nachher, Herr In spektor?" Ein Bauer ist mit sei ner Frau vvr Gericht erschienen, um sür die von ihm beantragte Eheschei dung vernommen zu werden. Richter (zum Ehemann): „Sie meinen also, daß Sie mit Ihrer Frau unmöglich weiter zusammen leben können?" — „Ja, Herr Richter! Und dormit Se dat siilwst sehn, will ick Se de Ollsch 'mal vierlein Dag hierlaaten!" gtzstab. Prinzipal (zum Lehrling): „ Wie, ich soll Sie nicht Im Ernstfall. Junge Dame: „Ach, gehen Sie, Herr Lieute» nant, dos haben Sie schon Vielen ge sagt!" »Aber nie in Uniform!" allbekannt: Morgens Dienst. Mit tagessen beim Regimentscommandeur oder in dem elenden Wirthshause, Abends Punsch und Karten. In gab es keine Familien, in denen man verkehren, kein? Damen, denen man den Hof machen konnte; wir versam melten uns allabendlich bei einem Kameraden, wo es nur Waffenröcke zu sehen gab. Nur ein einziger Mann gehörte unserem Kreise an, ohne Mi litär zu sein. Er war etwa fünfund dreißig Jahre alt, und wir betrachte ten ihn schon als Greis. Seine Er fahrungen gaben ihm in unseren Au gen' ein großes Gewicht, seine Ver schlossenheit. sein schroffer Charakter und seine böse Zunge hatten großen Einfluß auf uns junge Hitzköpfe. Sein ganzes Schicksal war in geheim nißvolles Dunkel gehüllt; er schien ein Russe zu sein und trug dabei einen sremdllingenden Nar».'n. Früh» hatte er bei den Husaren gedient und sogar angefangen, Karriere zu ma chen: Niemand wußte den Grund, weshalb er plötzlich feinen Abschied genommen und in unser gottverlasse nes Nest übersiedelte, wo er abwech selnd ein ärmliches und verschwende risches Leben führte; er ging stets zu scheinigen schwarzen Rock, aber täglich hielt er offene Tafel für alle Offiziere unseres Regiments. Ob gleich nun sein Mittagessen nur aus zwei bis drei Gängen bestand, welche von seinem früheren Burschen zub:- reitet wurden, so floß doch dabei der Vermögen, Niemand wagte, danach zu fragen. Er hatte eine kleine Bi bliothek. meistens militärische Schrif ten und Romane; er lieh sie gern un derte, dafür gab er auch nie ein ihm geliehenes zurück. Seine Hauptbe schäftigung war das Pistolenschießen. Alle Wände seiner Wohnung waren mit Kugeln gespickt, so daß sie aussa hen wie Bienenwaben. Den einzigen stehen! und man sah, datz ihm solche Ge spräche unangenehm waren. Wir dachten, datz er irgend «in Opfer sei ntr schrecklichen Kunstfertigkeit auf dem Gewissen habe. Uebrigens fiel «S Keinem von uns ein, ihn der Feig heit zu verdächtigen. Es giebt eben Leute, deren bloßes Aussehen der- Voraussetzungen ausschließt. Ein 'unvoryr.»'seh-ner versetzte INI? Alle in das grvßic Erstaunen. Einstmal waren wir bei zum Mittagessen versammelt, man trank wie gewöhnlich, das heißt sehr diel; nach Kein Essen machte man ein kleines Spiel, und Silvio sollte die Bank balten. Er weigerte sich lange Zeit, da er fast nie spielte, endlich ließ er sich Karten geben, legte ein Häuf- lein Goldstücke vor sich auf den Tisch! i'"d fing an abzuziehen. Wir um ringten ihn, und bald war ein slotteS Spiel im Gange. Silvio hatte die Gewshnheit, beim Spiele stetz zu schweigen, bei ihm gab I äend den Fehlbetrag oder schrieb sich den Ueberschuß an. Wir kannten dieses sehr gut »nd ließen ihm stets freie Hand, da er höchst ehrlich spielte. Nun war aber dieses Mal ein un längst zu unserem Regiment versetzter selben ingrimmig nach Silvios Kopfe, so daß unser Wirth nur durch ein: rasche Wendung dem Wurfgeschosse Wir waren keinen Augenblick über die Folgen dieses Spieles im Unkla ren und sahen unseren Kameraden als bereits dem Tode geweiht an. Der Hitzkopf ging hinaus/nachdem er erklärt, daß er dem Vankbalter jede > Genugthuung zu geben bereit sei. Das Spiet dauerte noch eine Weile wenig lag, und zogen nach Hcuis«, un terwegs von der bald wieder frei wer denden Stelle iu unserem Regiment sprechend. Am andern Tage wollten wir in der Manege uns nach dem Schicksale unseres Kameraden erkundigen, als er in Person erschien. Wir befragten ihn und erfuhren, daß er von Silvio noch kein? 'Nachricht hübe. Das wun derte unS allgemein. Wir ging«; zu pjing uns wie gewöhnlich und er wähnte mit keinem Worte des gestri gen Vorfalles. ES vergingen drei weitere Tage, und der Offizier war noch immer am Leben. Wir fragten einander erstaunt: „Wird Silvio denn nicht fordern?" Aber er forderte nicht: cr begnügte sich mit einer slüch jcnige Eigenschaft, welche junge Leute am wenigsten entschuldigen, da sie doch in der Tapferkeit die höchst« ManneStugend felrn. Allmälig ge rieth der unliebsame Vorfall in Ver aeffenbeit, und Silvio gewann seinen Nur ich allein konnte mich mit dem Geschehenen nicht aussöhnen. Von Natur aus romantisch veranlagt, hatte ich mich dem Ma»ne i?nt der räthsel haften Vergangenheit besonders ange schlossen und sah in ihm den Helden einer geheimnißvollen Tragödie. Er liebte mich auch, denn mir allein ge genüber hielt er seine böse Zunge im Zaume, und sehr oft kam es vor, daß wir über die verschiedensten Dinge harmlos plauderten und stritten. Nach dem beschriebenen Abend konnte ich mich von dem Gedanken nicht frei machen, daß seine Ehre ver letzt und durch seinen eigenen Willen nicht wieder hergestellt war; das ent fremdete mich ihm, ich konnte nicht, wie früher, mit ihm zwanglos verkeh ren, es genirte mich, ihn anzusehen! Silvio war viel zu klug und erfahren, um nicht mein verändertes Benehmen zu bemerken und dessen Grund zu er rathen. Es schien ihn zu kränken, lvenigstenZ glaubte ich einige Mal bei ihm ein Verlangen nach einer Unter redung mit mir wahrzunehmen, ich wich dem jedoch aus, und Silvio fing auch an, mich zu meiden. Seit der Zeit sahen wir uns sehr selten, und unsere zwanglosen Plauderstunden hatten aufgehört. Die angeregten Residenz-Bewohner haben gar keine Ahnung von den mannigfaltigen Eindrücken, welch« die Dorfbeivohner z. B. an einem Post- Regelmäßig jeden Dienstag und Freitag erschienen alle Offiziere in unserer Negimentskanzlei; der Eine erwartet« Geld, der Andere Nachrich ten vom Hause, der Dritte Zeitunzen. Die Postpacketi wurden da geiifftiet, man theilte einander verschiedene Neuigkeiten mit, und daher bot un ser- Kanzlei an genannten Tagen ein überaus belebtes Bild. Silvio er hielt seine Briefe gewöhnlich durch un ser Regiment und fand sich daher auch I immer in der Kanzlei ein. Eines Tages bekam er ein Schreiben, welches er mit Zeichen der größten Ungeduld öffnete und es mit blitzenden Augen durchflog. Die Offizier«, jeder mit seiMil eigenen Angelegenheiten be schäftig!, hatten nicht? «"merkt, Plötzlich sagie Silvio: „Meine Her ren, gcwisfe Umstände erfordern meine sofortige Abreise, ich fahre heu»e Nacht fort: Sie werden es b'.sstnilich nicht ablehnen, bei zum letzten Male Miltes, zu essen. Ich erwarte auch Sie," wandte er sich darauf an mich, zu entsprechen, ««d gingen Jeder sei ner Wege. > Zur bestimmte« Stunde kam ich zu Silvio und traf dort schon unsere sämmtlichen Offiziere an. Alle seine Sachen wann bereits gepackt, es blie ben nur die kahlen, zerschossenen Wände zurück. Wir setzten uns zum Essen: der Wirth schien bei sehr guter gain? Gesellschaft heiter: die Pfropfen knallten lustig und ohne Unterlaß, wünschen dem heute Scheidenden. Spät Abends bob man die Tafel auf. Beim Abschiede nahm Silvio leise. Ich blieb. theilt zu werden."^ Er machte eine Pause, um seine ausgegangene Pfeife zu stopfen; ich di« Wahl der Waffen zu treffen hatte. sein Leben so ziemlich in meiner Hand lag, meines dagegen fast ganz sicher war-, ich lönnie mein Benehmen meiner Großmuth zuschreiben, aber ich will nicht lügen. Wenn ich den R> hätte bestrafen können, ohne mein Leben überhaupt zu gefährden, so würde ich meiner Rache für nichts entsagt haben!" Erstaunt sah ich Silvio an. Sein Geständnis! hatte mich geradezu ver blüfft. Er fuhr fort: »Ja, so ist es, ich bab« kein Recht, mein Leben in Gefahr zu bringen! Nor sechs Jahren bekam ich eine Ohr feige, und mein Feind ist noch bis jetzt am Leben!" Meine Neugierde war über alle Masten erregt. „Sie haben sich also nicht geschla gen?" fragte ich. „Sie wurden ge hindert?" „Ich schlug mich mit ihm," ant wortete Silvio, „hier ist ein Anden ken an unseren Zweikampf." Er bolte aus einer Hutschachtel eine rothe Müde mit goldener Borte und Troddel hervor« und setzte sie auf, ein Zoll über der Stirn war die Mütze von einer Kugel durchbohrt. „Sie wissen," sprach Silvio wei ter, „dass ich im *s* Husarenregiment gedient habe. Meinen Charakter kennen Sie auch; ich bin es gewöhnt, ein« große Rolle zu spielen. In mei ner Jugend war das mein einziges Bestreben. Zu unserer Hjt war das Raufboldenthum in Mode, ich war der erste Raufbold in der Armee! Wir prahlten mit unseren Trinkgela gen: manchen wackeren Zecher habe ich unter den Tisch getrunken, selbst den berühmten Burzow, den Deniß Dawidow besungen hatte! Zwei kämpfe gab es in unserem Regiment fortwährend, an allen war ich bald als Zeuge, bald activ betheiligt. und die Regimentscommandeure, die sehr oft wechselten, sahen mich als ein unausrottbares Uebel an. lendes Kind des Glücks! Denken Sie sich: Jugend, Klugheit, Schönheit, vereint mit der tollsten Lustigkeit, mit der sorglosesten Tapferkeit, ein vor nehmer Name, Geld, welches er unge zählt befaß und welches bei ihm nie alle wurde: stellen Sie sich nun vor, welch«» Einfluß er auf seine ganze Umgebung ausüben! mutzt?. Meine Herrschaft war erschüttert. Von mei nemNuhme angezogen, suchte er meine Freundschaft, aber ich nahm ihn sehr kühl auf, und er entfernte sich von mir ohne Bedauern. Ich fing an, ihn zu hassen. Sein Glück beim Regi ment und bei Frauen brachte mich zur Verzweiflung. Ich suchte Streit mit ihm, auf mein« Spottgedichte als die meinigen, natürlich waren seine lustiger, denn «r scherzte, während ich wüthete. Endlich kam di« Katastrophe; wir waren zu einem Gutsbesitzer zum Ball eingeladen. Die Bevorzugung, welche m«inem Ri valen von allen Damen und beson ders von der Hausfrau, der ich den Hof machte, zu Theil wurde, brachte mich ganz von Sinnen. Ich trat zu ihm und sagte ihm eine platte Grob- Heii in's Ohr. er brauste, auf und ohrfeigte mich, wir griffen zu den Säbeln, die Damen wurden ohn mächtig man brachte uns ausein ander. An Nacht fand der Zweikampf statt. Zur festgesetzten Stunde war ich mit meinen drei Zeugen am bestimmten Orte. Es fing schon an zu tagen. Die Sonne ging auf und sandte die ersten Strahlen auf die erwachende Erde. Ich sah ihn von Weitem, er kam zu Fuß, imWaffenrock mit Säbel, begleitet von einem Sekundanten. Wir gingen ihnen entgegen. Mein Rival näherte sich langsam, in der Hand hielt tk seine mit Kirschen gefüllte Mütze. Dit Zeugen maßen für uns zwölf Schritte ab. Ich sollt« zuerst schie ßen, über in mir kochte und tobte es, so daß ich meiner Hand nicht sicher war; um mir Zeit zum Abkühlen zu Können, trat ich ihm den ersten Schuß werth« Kind des Glückes! Er zielte und traf meine Mütze. Jetzt war vie Reihe an mir, f«in Leven war in mei ner Gewalt, endlich! Ich starrte ihn forschend an, um jeden Schatten einer Unruhe zu erspähen, umsonst! Er stand vor der Pistole und suchte sich die reifsten Kirschen aus seiner Mütze her aus. Di« Kerne, die er ausspuckte, flogen zu Füßen. S:ine Gleichgiltigkeit ließ mich überlegen. „Was nützt es," dacht« ich mir, „wenn du ihm jetzt das Leben nimmst, welches für ihn gar keinen Werth zu haben scheint!" Da durchzuckte mich «in böser Gedanke. Ich senkte die Pistole. „Ich glaube, daß Sie jetzt keine Zeit zum Sterben haben," sagte ich, „Sic belieben ja zu frühstücken, ich will Sie nicht stören, ich kann warten." „Sie stör«n mich gar nicht," erwiderte er, „schießen Sie nur, übrigens, wie es Ihnen beliebt; Ihren Schuß haZen Ihrer Verfügung!" Ich wandle mich hierauf zu den Zeugen, erklärte ihnen, daß ich heute nicht schießen wolle, und das Duell war zu Ende. Ich nahm meinen Abschied und ent fernte mich hierher. Seit der Zeit verging kein Tag, ohne daß ich an mein« Rache gedacht Jetzt hat mein« Stunde geschlagen Silvio nahm aus seiner Tasche den heute er haltenen Brief heraus und zeigte ihn „Sie errathen," sagte Silvio, „wir die „gewisse" Person ist. Ich reise nach Moskau. Wir wollen sehen, ob er den Tod vor seiner Hochzeit auch Erde und lief im Zimmer auf und al», wie ein Tiger in feinem Käfig. Ich hatte ihm schweigend zugehört, selt- daß die Pferde fertig seien. Sil vio schüttelte mir kräftig die Hand, wir umarmten uns. Er setzte sich in den Wagen, wo schon zwei Koffer lagen, «in«r mit seinen Pistolen, der andere mit seinen Sachen. Wir nahmen noch einmal Abschied, und in vollem Trab trugen ihn die Pferde davon. Mehrere Jahre waren verstrichen; verschieden« Umstände hatten mich ver anlaßt, den Militärdienst zu verlassen Mg von der Kreisstadt wohnend, führt« ich ein «intönigeS Leben und sehnte mich oft nach dem früheren sorg losen und lustigen Stande zurück. Am schwersten fiel es mir immer, die un endlich langen Herbst- und Winter abende ganz allein zu verbringen. Alle Kopfschmerzen; aufrichtig gestanden, hatte ich Angst, «in Gewohnheitstrin ker zu werden, wie viele von den durch zu kürzen, daß ich recht spät Mittag aß und recht früh schlafen ging, und dies«s Mittel blieb nicht ohne Wirkung, denn ich fing an, mich kör perlich und geistig wohler zu füh len.... Gütchen entfernt lag das reiche Ritter gut der Gräfin dort wohnte für gewöhnlich nur der Verwalter, und die Gräfin selbst hatte das Gut nur ein mal, im ersten Jahre nach ihrer Hoch zeit, «twa einen Monat bewohnt. Da, nes Eremitenlebens, verbreitete sich die Nachricht, daß die gräfliche Familie im Sommer ihr Gut besuchen werde, und wirklich kamen sie Anfangs Juni. Die Ankunft eines reichen Nachbars ist gewöhnlich ein epochemachendes Er eigniß für die ganze Umgegend. Die Gutsbesitzer, wie auch ihr Haus- und Hofgesinde sprech.'n und streiten über solch «in Ereignitz ganze zwei Monate voryer und ganze drei Jahre später. Was mich anbelangt, so hatte die An kunft der Hungen und, wie man sich er zählte, wunderbar schönen Nachbarin «inen großen Eindruck auf mich ge macht; ich brannte förmlich darauf, sie zu sehen, und erst«n «onntag- Nachmittag nach ihrer Ankunft machte ich mich auf den Weg, um den gräfli chen Herrschaften meine Aufwartung als nächster Nachbar und allerunter thänigster Diener zu mach«n. Ein Lakai führte mich in das Kabi net des Grafen und ging selbst, um mich anzumelden. Das geräumige Zimmer war mit dem größten Luxus ausgestattet; an den Wänden stan den Bücherschrank« und auf denselben Büsten von Bronze! überall Mar mor, Spiegel »nd kostbares Porzellan; die Diele war mit grünem Tuch be schlagen und mit Teppichen bedeckt. In meiner armseligen Woh nung war ich längst von all dem Luxus entwöhnt; kein Wunder, daß ich mir jetzt vorkam wie ein Bittsteller aus der Provinz beim allmächtigen Minister. Die Thür öffnete sich; ein schöne: Mann von «twa 32 Jahren kam leb haft aus mich zu und begrüßte mich freundlich und liebenswürdig. Ich faßte Muth und sing sn, mich vorzu stellen. aber er unterbrach mich und verwickelte mich in ein Gespräch, nach dem er mich zum Sitzen genöthigt hatt«. Ich begann auszuthauen, als plötzlich auch die Gräfin hereintrat. Es war wirklich gar nicht übertrieben, was man sich von ihr erzählte, denn sie war eine vollendete Schönheit. Der Graf stellte mich vor ; ich wollte un befangen erscheinen, aber fii'Me mich sehr besangen und wurde einsilbig ; um mir Zeit zum Sammeln zu geben, be gannen die Beiden ein vertrauliches Gespräch, als wenn sie mich als alten Bekannten und guten Freund betrach teten. Unterdessen ging ich im Zimmer umher und besah die Bucher uns Bil der. Von Bildern bin ich kein großer Kenner, aber eines fesselte meine Auf merksamkeit. Es war eine Landschaft aus der Schweiz, aber was mich an zog, war nicht die Landschaft selbst, sondern der Umstand, daß dieses Bild von zwei Kugeln durchbohrt war, welche Kugeln auf einander faßen. „Das war ein guter Schuß," wandte ich mich zum Grafen. „Ja," ant wortete er, „ein sehr merkwürdiger Schutz. Schießen Sie gut?" fragte er dann. „Ziemlich gut," versetzte ich erfreut, «in mir nahe stehendes Thema gesunden zu haben, „auf dreißig Schritt fehl« ich eine Kart« nicht, na- türlich aus bekannten Pistolen." „Wirklich," sagte darauf die Gräfin er staunt, „Und Du, mein Freund, wür dest Du eine Karte auf dreißig Schritt treffen?" „Wir können'S mal ver suchen," sprach der Graf, „früher habe ich gut geschossen, aber nun sind es wohl schon vier Jahre, daß ich keine Pistole in der Hand gehabt." „Ja, Herr Graf, dann gehe ich jede Wette «in, daß Sic die Karte auch auf zwan zig Schritt nicht treffen. — Die Pistole aus eigener Erfahrung.' In unserem Regiment« war ich einer der best«n Schützen. Einmal traf es sich, daß hatt« und was meinen Sie, Herr Gros, was nachher geschah? Beim ersten Schießen fehlte ich eine Flasche auf zwanzig Schritt viermal hinter einander! Wir hatten damals einen Rittmeister, einen Witzbold unv Spaß vogel ; der war beim fatalen Schie ßen anwesend und meinte: Ja, Brü derchen, man sieht deutlich, daß Dir das Herz fehlt, eine Flasche zu zer schlagen ! Nein, Herr Graf, die Ue bung darf man nicht unterlassen, sonst ist man seines Schusses nie sicher. Der best« Schütze, den ich j« gekannt, schoß jeden Tag wenigstens dreimal vor dem Mittag. DaS war bei ihm schon Regel, gerade wie ein Schnaps vor dem Essen." Der Graf uns die Gräfin waren sichtlich erfreut, daß ich gesprä chig geworden war. „Und wie schoß er ?" fragte mich der Graf. „Nun so, zum Beispiel: sieht «r an d«r Wand eine Fliege sitzen Sie lachen, Frau Gräfin ? Bei Gott, wahr ist es! Sieht er ein« Fliege und ruft gleich : Kuska, die Pistol« ! Kuska bringt ihm «ine geladene Pistole. Er schießt und drückt die Fliege in die Wand!" „Merkwürdig," sprach der Graf, „und wie hieß der Mann?" „Silvio " „Silvio!" rief jetzt der Graf, indem er von seinem Sitze aufsprang. „Sie kannten Silvio?" „Wie sollte ich ihn nicht kennen, Herr Graf, waren wir doch Freunde ; in unserm Regiment war er wie ein Kamerad ausgenommen ; aber es sind schon fünf Jahre verstrichen, ohne daß ich von ihm «twas gehört. Also ha ben Sie ihn auch gekannt?" „Ja, ich habe ihn sehr gut gekannt. Und hat er Ihnen vielleicht eine sonderbare Geschichte erzählt " „Etwa über eine Ohrfeig«, die er von einem Taugenichts auf einem Balle erhal ten ?" „Hat er Ihnen auch den Na — „Nein, das hat er nicht! Ach, Herr Graf," fuhr ich fort, die Wahr heit errathend: „verzeihen Sie, ich wußte nicht.... waren Sie es denn?" „Ja, ich war «s," sagte der Graf verwirrt, „und das zerschossene Bild ist «in Andenktn an unsere letzte Be gegnung." „Ach, lieber Freund," bat ihn die Gräfin : „bitte, erzähle es nicht, ich bekomme schreckliche Angst, wenn ich zuhöre." „Nein," sprach ihr Gatte, „ich werde Alles erzählen: er weiß, daß ich seinen Freund belei digt habe, er soll auch erfahren, wie Silvio sich gerächt hat. Hören Sie zu !" Und der Graf erzählte mir Fol gendes : „Vor fünf Jahren war unsere Hoch zeit. Den ersten Monat verlebten wir hier, in diesem Dorfe. Diesem Hause verdanke ich die besten Stunden -ncines Levens unv eine der schwersten Er >n«run7:n!" Eines Abends bitten wir mit meiner Frau spazkren; das Psero meiner Frau wurde störrig sie erschrak, gab mir das Pferd ab und ging zu Fuß nach Haufe. Ich ritt voraus. Auf dem Hose sah ich einen Postwagen; man meldeie mir, dcitz in meinem Ka binet ein Mann sitze, der seinen Namen nicht habe n«nnen wollen, sondern nur angegeben hatte, mich sprechen zu müs sen. Ich ging hinein und sah in der bereits dunllenStube den Mann neben einem Fenster stehen. Ich trat an ihn heran und sah ihm in's Gesicht er aber fragte mich mit zitternder Stimme: „Erkennst Du mich, Graf?" „Silvio," rief ich, und ich gestehe, daß ich damals sühlte.wie meine Haar« auf dem Kopfe sich sträubten. „Ich bin es, antwortete «r, „ich hab« einen Schuß bei Dir gut ich bin gekom men, um meine Pistole zu entladen, bist Du bereit ?" Die Pistole stickte in feinem Gürtel. Ich maß zwölf Schritte ab, stellte mich in den Winkel da und bat ihn, schnell zu schießen, noch bevor meine Frau heimgekommen. Er zauderte; dann verlangte er Licht. Man brachte Lichi. Ich verschloß die Thür und befahl, daß man uns allein lasse; hierauf bat ich ihn wieder, zu schießen. Er nahm die Pistole heraus und zielte Ich zählte die Sekunden Ich dachte an sie Es verging eine schreckliche Minute! Silvio senkte den Arm. „Es thut mir leid," sprach er, „daß die Pistole nicht mit Kirschkernern geladen ist, eine Kugel ist schwer! Es schein! mir aber, daß hier kein Zweikampf, sondern ein Mord stattfinden soll, ich bin es nicht gewöhnt, auf einen Wehr losen zu schießen. Fangen wir von entscheiden, wer zuerst zu schießen hat." Mein Kopf schwindelte Ich glaube, daß ich mich anfangs wei gerte.... Dann luden wir noch eine Pistole, drehten zwei Zettel zusammen, und er legte beide in die rothe, einst von mir durchschossene Mütze. Ich zog wieder die erst« Nummer. „Du hast verteufeltes Glück, Graf," sagte er mir mit einem Spott, den ich nie ver gessen werde. Ich versteht nicht, wie mir zu Muthe war, und wie er mich und traf dieses Bild." Der Graf wics auf die zerschossene Landschaft; sein Gesicht glühte, seine Hänoe zitterten, die Gräfin war weiß wie das Tuch, welches sie in der Hand hielt. „Ja, ich schoß," fuhr der Graf in feiner Er zählung fort, „und Gott sei eS giZanit, „Meine Liebe," sagte ich, „siehst Du denn nicht, daß wir spaßen ? Weshalb ängstigst Du Dich? Geh, trink ein Ist es wahr, daß Ihr nur Spatz treibt?" „Er spaßt immer, Grä fin," antwortete Silvio, „einstmals spaßen !" Mit diesen Worten richtete Füßen. „Stehe auf, Marie, schäme Dich," rief ich voll Wuth, „und Sie, mein Herr, hören Sie auf, eine arme Frau zu verhöhnen. Werden Sie schießen oder nicht?" „Ich werde nicht schießen," sprach Silvio, „jetzt bin ich schon zufrieden, ich sah Deine Ber ken ! Ich überlasse Dich Deinem Ge wissen." Nach diesen Worten ging er hinaus, blieb an der Thür stehen, schoß darauf, ohne zu zielen, und ver schwand. Ehe ich zu mir kam, war er wieder in seinen Wagen gestiegen, und fort war er!" Der Graf hatte geendet. Auf diese Weise also erfuhr ich das Ende dcr Ge schichte, deren Ansang mich damals so wunderlich berührt hatte! Den Hel den der Geschichte habe ich nie wieder gesehen. Man erzählte, daß Silvio während des Ausstanoes von Alexan der Vpsilanti eine Partie Etheristen be fehligt und in der Schlacht bei Scul jany gefallen sei. WalSd»»»»cr« Gelübde. Waldbruder im moosigen Hüttl-in Seufzt' traurig: „Ach lieber Gott! Mit meiner rothen Nase Bin ich der Kinder Spott. > Dem häßlichen Uebel zu steuern. Ein Mittel gibt's nur allein: Ich fasse den ernstlichen Vorsatz, Zu meiden den bösen Wein." D'rauf that er ein festes Gelübde i Obschon mit Herzeleid Den bösen Wein hinfüro Zu meiden sür alle Zeit. ' Da kam aus fernen Landen 4 Ein Krämer zu ihm als Gast, Der hielt »»n des Weges Mühen » Beim Bruder Klausner Rast. H Und als er schied v«, dannen, ' Sprach er: „Ich lasse Dir, 0 frommer Brud«r Klausner, Zum Dank dies Fäßchen hier. Gefüllt mit edlem Weine, l , Zurück als Gastgeschenk: . ,i Es spendet die Rebe vom Rheine Ein treffliches Tafelgetränk!" Waldbruder besinnt sich ein Weilchen, Dann schmunzelt er schlau und spricht: Dem bösen Weine entsagt' ich Jedoch dem guten nicht. Der versedltc Beruf. Gar Mancher, welcher seinen Beruf verfehlt hat d. h. von seiner ursprüng lichen Laufbahn abgewichen ist, Hervorragendes geleistct. So wurde ein Buchbinkergeselle (Silbermann) Reformator des Orgelbaues und des Klaviers; ein Barbier (Arkwright) er fand eine Spinnmaschine; ein Stroh huthändler (Jacqard) erfand den neuen Webstuhl; ein Musikant (Herfchel) das Teleskop; ein Jnstrumentenmacher (Watt) die Dampfmaschine; ein Apo theker (Böttcher) das Porzellan; ein Schauspieler (Senefekder) die Litho graphie und ein Mönch (Schwarz) soll sogar das Pulver erfunden haben. Der Entdecker der Homöopathie (Sa muel Hahnemann) war zu der Zeit Chemiker und Schriftsteller, sein be rühmter Schüler (Sanitätsrath Dr. Arthur Lutze) war früher Postselrctär; Vincenz Prießnitz war gewöhnlicher Bauer. I. Robert Mayer war prakti scher Arzt, wurde aber durch die Ent deckung des mechanischen Wärmeäqui valents der Reformator der neuen Physik und Sebastian Kneipp war Weber, dann Pfarrer und jctzt wird er von Vielen als unübertrefflicher Heil iünsiler gepriesen. Ehrlich währt am läng sten. —Na, hast Du den Hund, den Du gestern fandest, verkauft? —Be- wahre, wollte ja Keiner 'nen Quarter Boshafte Aufklärung. Damenbäder gibt!" Vor dem Carneval. „Da hab' ich mir hier einige hundert Mark !im Geheimen weggelegt!" „Für die ! Zeit der schweren Noth?" „Nein! ....Nur meine Frau darf nichts davon 1 wissen!" „Aha! Also für die Schwe» renötherzeit!" . x.