Der schwarze Koffer. (3. Fortsetzung.) , „Edith, ich glaube," fuhr er zu fei ner Braut gewendet fort, „es wäre das tKlügste, was wir thun könnten, wenn wir diesen Herrn in's Vertrauen zö .gen, indes wir anderweitigen Rath ab warten." , „Gewiß, Austin," war ihre Antwort. ' Austin Harvey! Wie Spreu vor dem Wind waren all' meine kiihnenSchliisse, die ich aus dem P. H. gezogen, zersto chen! Austin ist an und für sich ein sehr hübscher Name. Ich nannte mich im Stillen einen Schafskopf und Narren, und viel fehlte nicht, so hätte ich re:" ss lumkehrt gemacht und den Fall Fall sein lassen. Unbedingt mußte ich mir eine suchen. sind. Als ich gestern Abend die Depesche ! versteckt. Die erste Frage ist nun: ge hört dieser Koffer Fräulein Simpkin son?" - „Ja," versetzte die Dame rasch, et- Was ?u rasch, wollte mich bedünlen. ! heroische Bewegung zu schweigen. „Ich sage Dir, daß es mein Koffer -ist, Austin. Frage doch Susanne. Es „Allerdings, wem?" wiederholteHar- - vey mit so verblüfftem Gesichte, daß es ganz komisch war. „Die zweite Frage ist," fuhr ich fort, ! „wer ist die Ermordete? Bis heute ist das noch nicht festgestellt." j ten Aufschluß ertheilte. Ja, Edith, das ! „Nach dem, was meine ? . mir sagt, bleibt nicht der leiseste Zweifel Irrthum, Liebste. Du bist im Irrthum, wo der Weg der Pflicht liegt. Es ist Upper Norton Erescent. In letzter Zeit Fräulein Simpkinson sank au's So fa und verhüllte ihr Gesicht mit den Händen. „Ich glaube, daß Sie sehr wohl da ran thun, der Polizei in jeder Hinsicht Borschub zu leisten, mein Herr. Es hat gar keinen Werth, Thatsach«», die sich früher oder später doch herausstellen müssen, zu verschweigen, und diese verschlimmern, was schon jetzt, ent schuldigen Sie, wenn ich es ausspreche, eine ungemein bedenkliche Lage ist." Fräulein Simpkinsons unverständiges, ungeschicktes Betragen. „Das weiß ich," sagte sie, die Hand« > vom Gesicht entfernend. „Der Mord ist in Southend began gen worden," fuhr ich fort, „das wußte ich schon, ehe ich hierher kam. Was sind die Motive der That?" Tiefes Schweigen. Das Brautpaar sah sich fragend an. .Wa» berechtigt Sie. uns eine» Verhör zu unterwerfen?" sagke Fräu lein Simpkinson gereizt. „Nichts," erwiderte ich, mich rasch erhebend, „und ich habe auch gar kein Verlangen darnach. Ich dachte nur, Sie würden sich vielleicht gerne m«iner Hilfe wird die Strafe zu erleiden haben ich wünsche von ganzem Herzen, daß Sie es nicht fein mögen." „Strafe!" rief der Geistliche. ..Mord großer Gott, Edith!" ) Edith, mein armes Herz, Du bist außer Dir. Fragen Sie. was ' Sie wollen, und helfen Sie uns, so ' weit es in Ihrer Macht steht. Fragen j Sie ob wir Ihnen Antwort geben lönnen, darüber mu°> unser eigeneSGe- Motive der That vermuthen wir wohl, wagen aber nicht, sie laut werden zu lassen." „Wohnten Sie mit Ihrer Tante zu ammen?" fragte ich. Tante, der die Aerzte Seeluft verord neten, wühlte den Ort hauptsächlich, weil ich dort bin." „Lebte sie allein?" Adresse?" Soutyuider ! „O, sag' es ihm nicht!" bat Fräu- lein Simpkinson.^ „Ist es Ihr Wunsch, daß der Thä ! „Wünschen Sie etwa an seine -- oder ihre Stelle zu treten?" j Sie schwieg. Ick) fühlte wohl, daß nichts aus ihr herauszubringen war. fahren hätte. ! „Verzeihen Sie meine Witzbegierde," begann ich, „Sie leb«n in Greenwich, nicht?" „Nein," versetzte sie kurz. „In Too- tig. Ich habe der Polizei meine Adresse ' angegeben." ! „Ich bitte um Entschuldigung für " meinen Irrthum. JH dachte wirklich, Sie wohnten in 'Greenwich es ist , „Das mag ja fein," erwiderte sie. „Ich weiß es nicht; bin nie dort gewe sen." Nun wußte ich, was ich wissen wollte; ich hatte nicht erwartet, so leicht zum Ziel zu gelangen. „Eines steht fest: der Koffer mit dem Leichnam ging gestern früh von Char ing Eroß ab. Da Sie den Koffer als den Ihrigen anerkennen, ziehe ich nicht in Abrede, daß dem so ist wollenSie behaupten, daß Sie selbst den Körper der ermordeten Frau hineingesteckt ha ben?" ! Endlich erblaßte sie; ihre Lippen wa ren ganz weiß, ihre Stimme aber klang fest, als sie mir zurückgab: „Nein, das sage ich nicht." ! „Wollen Sie damit zu verstehen ge ben, daß ein Anderer es in Ihrer Ge genwart gethan habe?" j „Nein." s „Nun denn, wenn der Koffer Ihnen gehört, so muß er ohne Ihr Wissen ei ner andern Person zugänglich gewesen „Nein. Ich habenden Kosser erst vor . packt, fragen Sie diese." ! Sie will mir entwischen, dachte ich, l und sagt mir nur die halbe Wahrheit. ' Wenn ihre Jungfer den Koffer gepackt hat, so muß es, wie sie sagt, gestern früh geschehen sein und zwar in dem sich. Vorderhand ist es noch rein un möglich, Wahres und Falsches in ih ! Ren Angaben zu unterscheiden, aber sie ' wird sich schon in ihren Lügen verstri cken. '„Was daran! Ich kann Ihnen i Sie sah ihren Verlobten trotzig an. > „Und sie wird es ausfindig machen," sagte ich ruhig. Meine Anwesenheit hier wurde mehr und mehr überflüssig, wenn nicht lächerlich, ich aing also nach derTHUre. „Dieser Ko fer ist nicht der Ihrige, Fräulein Simpkinson," sagte ich im Hinausgehen. 8. Capitel. ! Diesen Trumpf noch auszuspielen, ' war vielleicht thöricht und grausam, aber ich mutzte mich ein wenig rächen, und die Widerspenstigkeit der jungen Dame verdiente einige Strafe. Unter der Anklage eines Mordes wahrhaf tig! Ein junges Mädchen von zwanzig Jahren, den gebildeten Ständen ange hörig, und dabei so kühl wie eine Gurte, und so hart, wie eine Semmel am ! Eharfreitag. I So lange ich mir hatte denken kön ' neNl dxs Pudels Kern sei eine LiebeS, Frage, und ich hatte gar keine Geduld mehr mit ihr. Wenn sie gehängt wird, so verdient sie es nicht besser, sagte ich mir, es war mir aber ganz und gar nicht Ernst damit. Meine Behauptung war keineswegs in's Blaue hinein aufgestellt. Der schwarze Koffer, der jetzt auf dem Po lizeiamt stand, war von Greenwich nach Southend befördert worden, das war bewiesen durch den Gepäckzettel, den ich unter dem Pariser entdeckt hatte. War Fräulein Simpkinson gar nie inGreen wich gewesen, und hatte der erst vor immer in ihrem Zimmer gestanden, so war es nicht derselbe, der sich jetzt in Paris befand. Das hatte sie selbst mir verrathen. Allein die Jungfer hatte ihn als den nämlichen wiedererkannt. Es muß ten demnach -wei vollständig gleicheKof fer vorhanden fein, von denen der eine Schlüsseln. Nach sorgsamer Ueberle- Fräulein Simpkinson von der Ver wechslung der Koffer nichts gewußt hatte, bis die Untersuchung auf dem Zollamt stattfand. Ihr Widerstreben Lage der Dinge und deren Tragweite mit einem Schlag erfaßt haben. In die sem selben Augenblick mußte sie die Pe rson des Schuldigen errathen und den Entschluß gefaßt haben, ihn zu schü tzen, und vermuthlich ahnte sie auch, nein Wesen entsprach, ohne Zweifel ge schah alles, was sie that, nur ausLiebe zu ihrem Verlobten. nein Räthsel, war aber nicht ganz un zufrieden. Mein Besuch hatte mir mehr Nutzen gebracht, als ich hatte erwarten können; er war, wenn man so will, in das ist bei meinem Handwerk kein Feh ler. Die Geschichte mit den Schlüsseln war nun aufgeklärt es waren zwei Koffer von dem nämlichen Fabrikanten vorhanden, allein die Schlösser waren verschieden. Damit erklärte sich auch das Fehlen der Adresse, und nur das Fehlen des Kofferzettels, der für die Fahrt von Southend nach London hätte ausge klebt werden müssen, war noch unauf geklärt. Der Koffer war in Southend gewe sen. und zwar war er von Greenwich aus dorthin gelangt. Fräulein Simp kinsons Koffer war in Southend gewe sen, wahrscheinlich von Tooting oder von dem Londoner Geschäft dorthin geschickt. Wann war der Umtausch vor sich gegangen? Und wo? Auf welche Weise war der Koffer mit dem Leich nam nach CharingCroß gelangt? Wenn Fräulein Raynell in der Nacht, ehe die Simpkinsons nach Frankreich abreisten, ermordet worden war, und wenn die Damen diese Nacht in einem Hotel in London zugebracht hatten, wie konnte das junge Mädchen in das Verbrechen verwickelt sein? Zunächst galt es nun, dem ursprüng lichen Eigenthümer des in Paris be findlichen Koffers nachzuspüren. S. Capitel. Als ich am andern Morgen in mei nem Zimmer saß und den üblichen Be richt an meine Auftraggeb«! nieder schrieb, wurde mir Herr Harvey gemel det. Er sah blaß und verhärmt aus, wie man nach einer schlaflosen Nacht aus zusehen pflegt, und das war wahrhaf tig auch kein Wunder. „Ich habe über Ihren gestrigen Be such viel nachgedacht," begann er in sei ner offenen Weise, „und habe die Em pfindung, daß wir Ihnen eine Erklä rung schuldig sind. Fräulein Simpkin sons Benehmen mutz Ihnen sehr selt sam, ja ganz unverständlich erschienen sein." Zögernd hielt er inn«. „Nicht so seltsam, als Sie sich viel leicht vorstellen," versetzte ich ruhig. „Sie müssen bedenken, dah ich an der melte sich aber sofort wieder. „Als Sie von uns weggingen, nah men Sie «nen aanz bestimmten Ein- druck mit sich fort imre es zu viel verlangt, wenn ich Sie bäte, mir zu sagen, welchen?" „Das ist in der That eine ziemlich weitgehende Forderung, und es ist nicht ganz billig, wenn Sie mir damit den kleinen Vortheil, den ich mir errun gen habe, aus den Händen spielen, ohne mir Ersatz zu bieten." „Allerdings," versetzte Harvey. „Nun denn, wenn Sie mir Ihre Auffassung mittheilen, so verpflichte ich mich, Ih nen ehrlich zu sagen, ob sie richtig ist." „Welches die richtige ist?" „O nein," sagte er rasch, „nur ob die Ihrige es ist. Ja oder nein?" Er sah mir kerzengerade mit einem offenen, bittenden Lächeln in die Au gen, und ich mus wieder sagen, daß ich gelernt habe, als sein Wesen. Meine Theilnahme für Fräulein Simpkinson nahm in demselben Maße ab, als die für ihren Verlobten stieg. „Ich für meine Person," begann ich langsam, „habe gar keinen Zweifel mehr darüber, daß zwei völlig gleiche Koffer existiren, und daß sowohl Sie als das Fräulein vollständig im Klaren darüber sind, daß der jetzt auf dem Pa riser Polizeiamt befindliche nicht Ihrer Braut gehört. Sie wissen aber auch Beide, wem der Koffer mit dem Leich nam gehört, und ihre einzige Furcht ist, daß der Besitzer sich als Mörder entpuppen werde." Austin Harvey wechselte die Farbe. Ich hatte meine Worte sorgsam gewählt und ihn genau beobachtet, und das frische, junge Gesichi bestätigte mir mit seinem raschen Wechsel des Ausdrucks, daß meine Annahme nicht unrichtig war. „Sie wissen sehr viel," bemerkte er, und seine sonst so klare Stimme war leicht verschleiert. „Ist meine Vermuthung nicht rich Ein Schweigen trat ein. Harvey lehnte sich in seinen Stuhl zurück und starrte in seinen weichen, beittrempigen Filzhut. Ich beobachtete ihn, und eine Frage lag mir auf der Zunge er war ehrlich, klug und ängstlich bestrebt, recht zu handeln, weshalb sollte ich es nicht wagen? „Wer ist der Eigenthümer des schwarzen Koffers?" fragte ich plötz lich, bereute aber meine Rüsichtslosig leit sofort wieder. Die große Gestalt zitterte vom Wir ken förmlich ein: die Anstrengung, sich zu beherrschen, war sichtlich groß. „Soll ich sprechen?" sagte er vor sich hig ich fühlte die Worte mehr, als ich sie hörte. Er stand auf und trat an's Fenster und blickte auf den belebten Boulevard hinunter. Wochen nachher erst lernte ich verstehen, was ihn in diesem Augen blick bewegt hatte. „Nein," sagte er tonlos. „Es kann nicht meine Pflicht sein, diese Frage zu beantworten; ich habe ein Recht, es zu verweigern." Er trat wieder zu mir, und sein We sen war wieder mehr wie sonst. „Sie „weder Fräulein Simpkinson noch ich wissen über den Mord irgend et>vas wir haben Beide nur einen Verdacht. Besäße ich Gewißheit, so würde ich es für meine Pflicht hatten, deü Behörden Aufschluß zu geben, so schwer es mir auch werden möchte." Diese Worte wie derholte er schmerzerfüllt. „Wir haben Verdacht, und unser einziges Beten und weiß, aber nicht, was ich gedacht habe und noch denke. Ich glaube, diese Un terscheidung vor meinem Gewissen rechtfertigen zu können; meine Pflicht ist es, den Gang der Gerechtigkeit nicht zu h«inmen, aber ebenso gut ist es mir Pflicht, Ihn auch nicht zu beschleunigen, besonders in ein«m Fall, wo, nach al- Jhrerseits nicht autgeschlossen ist." ..Fräukin Simpkinson geht noch weiter," warf ich ein. „Erlauben Sie mir, darüber andrer Ansicht zu sein: DaS Fräulein ist voll ständig fähig, die Behörden durch ganz dig ist." dig." Armer Tropf! Bis jetzt hatte er sich leidlich aufrechi erhalten, aber die Vo rstellung, daß seiner Herzliebsten ein Leid geschehen könnte, setzte ihm offen- „Wie soll sie sich denn nach JhrerAn stellen, und dazu sollen Sie uns Hel sen. Dies ist der Zweck meines Besu ches. Ich bitte Sie, sich in meinem Jn chen." „Thun Sie daZ sosort." „Ich bin im Augenblick nicht frei, aber meine jetzige Aufgabe kann der rcau wird Ihnen Prospelte schicken. Sie werden die Preise sehr annehmbar fin den, ich zweifle gar nicht daran," damit hinaus. Er trat auf den Vorplatz und ich folgte ihm. Langsam, wie ein Mensch, der ganz in seine Gedanken versunken ist, ging er die Treppe hinunter, wäh rend ich oben stehen blieb und ihm nach sah. Auf einem Treppenabsatz hielt er zögernd inne und zog, wie es mir schien, halb mechanisch ein weißes Taschentuch aus der Brusttasche seines Rockes und fuhr sich sachte damit über die Augen. Mit dem Tuch hatte er einen grauen Briefumschlag aus der Rocktasche ge schleudert, der nun mit leisem Rascheln zu Boden glitt. Ich, der ich ein Dutzend Stufen höher stand, hörte das Ge räusch, das dem Geistlichen entgangen zu sein schien, denn er ging langsam weiter. Meine erste Regung war, ihm nach zurufen, ich unterdruckte sie aber herz haft und hielt den Athem an. Ein Brief! Wer weiß, was er enthalten kann! Lauernd, wartend blieb ich auf meinem Posten. Harvey kehrte nicht um. Gierig waren meine Blicke auf das Stück grauen Papieres geheftet, ich liebäugelte damit, als ob ich es magne tisch an mich ziehen, es fremden Augen unsichtbar machen könnte wenn er es aber nun vermißte? Wie deutlich es sich von dem rothen Treppenläufer abhob! Wenn irgend J emand die Treppe heraufkäme und dem Herrn nachriefe! Zum Beispiel einKell ner! In einer Sekunde durchzuckten mich all' diese Gedanken! Daraü's hin zustürzen wagte ich nicht, aus Furcht, er könnte sich nach der Ursache des Ge räusches umsehen. Run griff er mit der Hand nach der Brusttasche, und schon hielt ich mich für verloren, doch er hatte nur feiirTaschen tuch hineingesteckt. Jetzt bog er in der Vorhalle um die Ecke, und im nämlichen Augenblick war ich schon unten, mein« Hand zielte nach der Beute, wie ein Geier, der auf sei nen Raub herniederstößt. Ich rannte hinaus in mein Zimmer und fchl»ß mich ein; ich legte den Brief umschlag auf den Tisch er war qua dratisch, mit dem Poststempel Dover und der Aufschrift an den Vikar Au stin Harvey im Hotel de la Paix in Paris. Ob der Umschlag leer war, oder ob noch ein Brief darin steckte? . Dem Anfühlen nach war das Tou tert nicht leer; ich drehte es um, und meine zitternden Finger berührten ein barin liegendes Briefblatt, dessen In halt das hatt« bei mir von An fang an festgestanden mich aus die lichtige Spur bringen mutzt«. Ich zog das Blatt heraus d«r lSrief begann: „Mein lieber Austin," terfchrift auf der nächsten Seite; sie lautete „Philipp." Kaum hatte ich Zeit gefunden, den Anhalt zu überfliegen, als hastig und ungestüm an meiner Thüre gepocht wurde. Ich schleuderte den Brief in «ine Schublade, verschloß sie, zog rasch den Rock aus, um damit einen Vor »rond für meine verriegelte Zimmer thüre zu haben, und ging in Hemdär meln hin, um zu öffnen. Es war Harvey. Ehe ich mich recht besinnen konnte, hatte er mich in'sZim iner hineingedrängt und war selbst ein getreten. Sem Aussehen und Gebah ren verriethen ungeheure Aufregung. „Ich habe hier soeben einenßries aus der Tasche fallen lassen." rief er. „ich ' "'„Wirklich?"' sagte ich voll Gelassen heit. „Ich muß ihn wieder haben, sage ich Ihnen. Auf der Treppe muß er mir herausgefallen sein, Sie standen oben am Geländer, Sie müssen es gesehen haben." „Ich werde mich auch gar nicht mit Lügen befassen ja, ich sah es." .Und Sie haben ihn aufgehoben?" l „Allerdings." .Dana ist Alle» aut. und mm gehen Sie mir sofort den Brief. Sie gestört zu haben." „Das ist nun wieder ganz etwas an deres. Ich fürchte, ich kann Ihnen den Brief nicht wiedergeben, Herr Harvey." „Sie können mir den Brief nicht zu .rückgeben? Ja wsS soll denn das hei ßen? Weshalb nicht?" „Weil ich ihn aufheben muß, mein Herr." „Unsinn, Sie haben kein Recht da zu. Dieser Brief ist vertraulich, und ihn zu behalten, ginge weit über Ihre Befugnisse hinaus. „Ich habe den Brief noch nicht gele sen, aber so viel habe ich schon wahr genommen, daß sein Inhalt von größ ter Wichtigkeit ist. Wenn Ich in Ihrem Auftrag handeln soll, so muß ich ihn behalten, und wenn Sie Ihren Auf trag widerrufen, dann —" „Dann?" „Muß ich ihn der Polizei auslie ich Im nächsten Augenblick lagen wir Beide am Boden. Der Geistliche war auf mich mich nie nute. Des Geistlichen Kraft schien viel tet hätte, und nach dem ersten wilden Anprall fehlte es ihm an aller Aus dauer. Ich griff mit verdoppelter Ener gie an und hatte im Nu seine Hände von meiner Kehle losgemacht, und im nächsten Augenblick stand ich, noch athemlos, auf meinen Füßen und schob „Das sind verfehlte Mittel," rief ich, nach Luft ringend. „Geben Sie es auf, Sie bekommen den Brief nicht. In der nächsten Minute werden die Kellner hereinstürzen, machen Sie sich aus dem Staub, ehe es so weit ist." Er stand an der Thüre und kämpfte sichtlich mit einem Entschluß. „Soll ich für Sie oder gegen Sie ar beiten?" fragte ich. „Was tft Ihnen lie ber?" „Ich weiß es nicht," stotterte er. „Warten Sie, bis ich Ihnen schreibe, richt von mir haben." Damit erklärte ich mich einverstan den, unh er ging. Kaum war er fort, als ein Kellner an der Thüre herum schnüffelte, klopfte und sehr wißbegie „Jch hatte den Sofa an'S Fenster gerückt, um besseres Licht zu haben," sagte ich, „er steht aber doch besser am alten Platz." 10. Capitel. Nun setzte ich mich und legte das kostbare Schriftstück vor mir auf den Tisch, nicht ohne vorher meine Thüre wieder verriegelt zu haben, aus Furcht, der stürmische Pastor könnte sich ein fallen lassen, noch einmal mit mir an zubinden. Dann las ich d«n Brief auf merksam durch, und als ich damit zu End« war, las ich ihn noch einmal. Kaum konnte ich fassen, daß ich ein solch' weittragendes Document von zweifelloser Echtheit in Händen hielt und dah ich nun im Besitz der Thatsa chen war, die darin enthalten waren. Der Inhalt des merkwürdigen Schrei bens war folgender: . , > „Mem tteber Austin! von Charing Erotz abfuhren, mein Kiffer mit dem Fräulein Simpkin sons verwechselt worden fein. Du weißt, wir hatten ganz die nämlichen, halb? Was ist geschehen? Ihre Pariser Adresse kenne ich nicht. Um's Himmels willen, sorge, daß sie meinen Koffer nicht anrührt. Schicke ihn mir zurück; ich sende den ihrigen. Besorg« die Sache sogleich; ich wrrd« am bekannten Platz Dein Philipp. P. S. Schicke den Koffer umgehend zurück. Sie darf unter keinen Umstän den hineinsehen. Stehe mir bei." (Fortsetzung folgt.) Protzig. Collecteur: ... ..Und dann möchte ich noch um einen kleinen Beitrag für das neu zu erbauende Waisenhaus bitten!" Er: „Bedaure. dafür gebe ich kei nen Pfennig!" Sie (heimlich zu ihrem Manne): .Was red'ft De? Unsereins k»»n doch höchstens geben keine Doppetkrone!'' Fatal! .Donnerwetter, nun habe ich '.nein Lustspiel fertig und merke erst jetzt, vaß zwei Paare zu viel und gerate die Unrechten beiratbeul" Sin schrecklicher Spu.'. Bei dem Bildstock an dem Kreuzweg I Sitzt «in Geist auf einem Stein, Uird «r fädelt Nachts beim Mondschein Hastig eine Nadel ein. Wer ihn sah, der fragt mit Schaudern: „Wer mag dieser Sputgeist sein. Und warum bei Nacht und Nebel Fädelt «r die Nadel ein?!" > Bis in alle Ewigkeit! Großen wurden die Russen mit einer Bartsteuer beglückt, welche reiche Er» träge brachte. Die Höhe der Steuer richtete sich nicht nach der Länge der Bärte, sondern nach der socialen Stel lung ihrer Träger. Beamte und Kaufleute zahlten 100 Rubel jährlich, weisen konnte, sofort unter ihre Scheere nahmen. Im Jahre 1728 gab der Zweite den Bauern ihv: Steusr weiter zahlen, mutzten. Wer nicht zahlen wollte, wurde manch mal sogar zu Zwangarbeit verurtheilt. Die Kaiserin Anna machte den Bart trägern das Leben noch saurer. Sie mutzten nicht nur die Bartsteuer zah len, sondern auch noch von allen ande- Leute, die keinen Bart trugen. Diese drückende Last brachte die Bartbesitzer zur Verzweiflung; Biele wanderten lieber aus, als daß sie sich rasiren lie ßen. Katharina die Zweite schaffte endlich di« Steuer ab, nachdem sie 60 Jahre lang mit äußerster Strenge durchgeführt war. Die russische Re-- gierung bewahrte noch heute den Ste mpel auf, mit welchem die Marken her gestellt wurden. SitbSren- und SeehunvSjagv. Haben die Grönländer die Spur eines Eisbären im Schnee entdeckt, so werden die beiden vordersten der 10 bis auf die Bärenverfolgung losgelassen, so daß, wenn der im Schlitten befind liche Jäger mit zuletzt nur noch zwei Büchse leicht erlegt. Segel befestigt ist. Dieses Segel ist ger vollständig dem scheuen Wild. Ist er nun bis auf Schußweite heran, gekommen, was er durch ein im Segel befindliches Loch blickend er kennt, so muß er den Seehund s» sicher m den Kopf treffen, daß das Thier auf der Stelle verendet, denn vorhandenen Eislöcher in's Meer und der Jäger ist um seine Beute be> trogen. Der zerstreut« Profes sor. „Ach, sieh da, lieber Freund, Ihre kiebe Frau Gemahlin?" „Ich —EineAb b i t t e. Im Amts blatt für den Bezirk RottweS (Würt ren Wandlung folgenden Ausdruck: Dielingen. Abbitte. Ich Unterzeich neter habe dem M. D. schlechter Tropf Schultheißenamt Maier. Unüberlegt. Bureauchef (zu seitiam Beamten): „Sie wollen wi- Sik Schafskopf!" Raffinirt. „Warum läufst einfach, weil dann alle schönen Mädel stehen bleiben und die wüsten vor mir davon laufen!" ! Unter Eskalieren! Mensch,liebst Du denn eigentlich Deine Kraut? Dumme Frage, bei der Mitgift! 3