Der schwarze Koffer. I.Capitel. die Borgänge, die den Herren von der Polizei und von der Presse unter dem Namen des „Schwarzen Koffermordes" Sache zu thun, ich habe nachher und vorher den verschiedensten andern Be rufsarten angehört, damals war ich aber also ein Privatfahnder. Ich war zu jener Zeit ein angehender Vierziger und hatte unter dem Druck ungünstiger Verhältnisse dies Gewerbe ergriffen, das mir wenigstens die Möglichkeit bot, einen sehr unentbehrlichen Gegen sür Leckerbissen. Die Thätigkeit eines Privatfahnders sagte mir sehr zu, und ich glaube, ich 2. Capitel. -^> hatte und mein Handkoffer schon bei der Landung des Schiffe? untersucht hatt« ich in Frieden mei- «inem jungen Paar, dos sroinmenGlau denS war, seinen beiderseitigen Bätein entlaufen zu sein. Sie waren sehr ver ! liebt und sehr harmlos, diese glücklichen Menschen, und ich sah wohl, mit wei tem Eifer sie die Niemen an ihren Koffern aufschnallten und die Schlüssel handhabten. Die Liebenden machten mir meine Aufgabe nicht schwer, und ich hatte vollauf Muße, mich nach al len Seiten umzusehen. Ich schlenderte zwischen den erregten, hastigen, gereizten Leuten herum und Aufmerksamkeit auf sich. Wie deutlich mal gelesen haben muß, und ich habe mir' geschworen, jeden Anlauf zur Schönschrciberei zu unterlassen, denn Richtig ist übrigens, daß diese beiden Domen eine wichtige, wenn a«ch nicht die Hauptrolle in der Tragödie spielen sollten, deren erster Aufzug für mich wenigstens hier zur Aufführung kam. Die eine von ihnen war, wie schon ge sagt, ältlich, mindestens fünfzig, wenn nicht mehr, wohlbeleibt, blond und leb haft, roth im Gesicht, aufgeregten We sens und mit einer schrillen Stimme behaftet. Der Zollzwang war ihr offen bar wie so Vielen lästig, und statt sich ruhig in's Unvermeidliche zu finden, stieß sie unaufhörlich Klagen und Seu fzer aus, zankte mit der Jungser und wandte sich in ziemlich komischerWeise immer wieder an den gelassen drein schauenden Beamten in seinem grünen Rock. Die Tochter, ein hochgewachsenes, bedeutend aussehendes Mädchen, deren dunkle Augen bei aller Ruhe vielFeuer „Sei doch ruhig, Mama!" hörte ich sie zu verschiedenen Malen ihr zuflü stern. „Gleich wird die Reihe an uns „Aber hoffentlich werden sie doch De inen schwarzen Koffer ungeschoren las s-n lxsitb." versetzte die Mutter ausge- Tochter unbefangen zurück, „so werde ich einfach sagen, daß er einen photo graphischen Apparat enthält." Während sie noch sprach, ließ sich ein Beamter, der unbeschäftigt und mit hochmüthiger Gleichgiltigkeit gegen die von allen Seiten ertönenden Bitten da gestanden hatte, plötzlich herab, sich nach den Damen umzuwenden, und der Dienstmann in blauer Blouse, der sich zum Beschützer der Engländerinnen und ihres umfangreichen Gepäcks aufgewor fen hatte, rief ihn sofort an. „Haben Sie Zollpflichtiges." fragte der Beamte auf französisch.! „Nein," begann die alte Dame, di: den Inhalt ihrer Reisetasche auf dem Tisch ausgebreitet hatte, redselig, „oder eigentlich, ja. Da ist eine Flasche kölnischen Wassers, die nur eben geöff net wurde, u-nd in dem Reiseetui ist ein wenig irischer Branntwein, auch habe ich anderthalb Pfund Thee bei mir, Souchongthee, zu viereinhalb Schilling das Pfund, Ladenpreis." Der Beamte, ein mürrisch aussehen der Franzose mit gelblichem Gesicht und röthlichem Schnurrbart, hörte ihr auf merksam zu und ließ dabei seine Blicke über die ansehnliche Sammlung von hübschen Koffern und Körben schweifen. „Oeffnen Sie diesen," sagte er, auf ,inen großen Koffer mit Metallbe schläg deutend, diese«", setzte er hinzu, und legte dabei die Hand auf ein längliches Gepäckstück. rief die alte Dame ganz außer sich, „es Ist so mühsam, den Strick aufzuknü pfen. und wir mußten ihn zuschnüren lassen, weil das Schloß nicht stark ge nug ist." Der Zollbeamte gab keine Antwort, und einer von den kleinen blauröckigen Trägern machte sich sofort daran, den auf dem Deckel befindlichen Knoten des kreuzweis herumgeschlungenen dicken Stricks zu lösen. Zufällig faßte ich die sen Knoten in's Auge, während er da ran zerrte. Die junge Dame beugte sich leicht über die Schranke. „Wir wären Ihnen sehr dankbar," sagte sie ernst und leise in gutem, wenn auch nicht besonders elegantem Fran zösisch, „wenn Sie einen der andern Koffer öffnen ließen dieser macht gar so viel Mühe." sie zu der Mutter: habe gesagt, Du warst es, die in London die sen Strick hcrumschniiren ließ, als ob das nicht das beste Mittel wäre, Ver dacht zu erregen." „Du weißt wohl, wer uns den Rath gab." versetzte die Frau in hilflosem Tone. Uebrigens schien sie jetzt für ihren Jammer keine Worte mehr zu finden ten, mußten sie an mir vorübergehen. Ich wandt« mich wieder zu den Da men und stand nun unmittelbar Hinte» Ihnen. Der geldliche Mllner war zu rückgekehrt, hatte die Kleider in großen Koffer durchstöbert und durch- j einander geworfen und die Sache dann dcnden Handbewegung abgemacht. Nun trat er zu dem schwarzen Koffer, dessen Umschnürung endlich gelöst war. „Die Schlüssel!" sagte der Träger. „Beben Tie mir die Schlüssel." Die junge Dame zog auZ einem Bund einen einzelnen hervor, dessen Form nichts Ausfallendes hatte. „Das ist er," sagte sie. Der Mann steckte ihn in's Schloß und versuchte zu drehen es ging nicht. „Das ist der rechte nicht," sagte er. Ein anderer probirte und zerrte an dem Schloß herum, man zog den Schlüte! heraus, beugte sich hinunter, und einer wollte es mit einem andern an den Bund befestigten versuchen, al lein das Mädchen gebot ihm mit einer raschen Belvegung Einhalt. „Der und kein anderer ist der rich tige," sagte sie. „DaS Schloß brauchen Sie mir nicht zu verderben." Erneute Versuche. „Brechen Sie den Koffer auf," be fahl der Zollbeamte mit gedämpfter Stimme. „Das ist der Schlüssel nicht." Aufbrechen. Der Befehl wurde erbar mungslos vollzogen, trotzdem die alte Dame bald entrüsteten Widerspruch erhob, bald c>m Schonung flehte. Dte junge sagte lein Wort; seit ihre erste Bitte nichts gefruchtet hatte, stand sie in trotzigem Schweigen dabei. DaS Schloß wurde gesprengt und der Deckel zurückgeschlagen. Der In halt de- Koffers war sehr ungleich ge packt, so daß lleine Hügel und Höhlen sichtbar waren; über das Ganze lag ein weißcS Tuch gebreitet, das sehr in die Augen fallend den mit rothem Garn eingestickten Namenszug „E. R." trüg. weg, und aus bloßer Neug>:rde trat ich näher, um zu sehen, was dieser geheim nißvolle Koffer, den zu öffnen so viel Schwierigkeit gekostet hatte, wohl ent halten mochte. Ein wunderlich zusam mengelegtes Etwas ward sichtbar' — offenbar ein Paket, das in schwarzen Stoff oder einen Shawl eingehüllt war schwer mußte es jedenfalls sei» ein barmherziger Gott nein ein menschlicher Körper die Leiche einer alten schwarzgekleideten Frau! Nie werde ich diesen Augenblick ver gessen. Selbst heute, nach Jahren, zit tert mir unwillkürlich die Hand, mit der ich dies niederschreibe. Nichts befand sich In dem Koffer außer dem Handtuch und dem Körper, der hineingezwängt und -gestampft worden war. Den Kopf fest gegen den Magen gepreßt, die Beine aufgeschlagen und herumgelegt, so war der Leichnam in diesen improvisirten Sarg einge tcr Mühe herausgezerrt werden. Meine Aufmerksamkeit war bisler viel zu ausschließlich mit dem Jnbalt dts Koffers beschäftigt gewesen, als daß ich mich um andres hätte kümmern kön nen. Nun sah ich mich um und ge wahrte, daß die alte Dame inOhnmacht gefallen war und an der Erde lag, ohne daß Jemand ihr zu Hilfe.gekommen wäre, während die junge wie versteinert mit entfärbten Lippen, stieren Blicks den Leichnam anstarrte, den die Leute nun auf den Tisch niedergelegt hatten. Die Reifenden, die den Saal nicht schon früher verlassen hatten, unter ihnen auch meine ahnungslosen Opfer, stan den dicht gedrängt um uns her, und Rufe des Entsetzens und der Verwun derung wurden laut. „Die Sache muß ein Ende haben," sagte ein Beamter, der eine breiteSil berborte um die Mütze trug, indem er sich aus seiner eigenen Bestürzung auf raffte. Von den Schutzmännern, die immer am Ausgang des Zollgebäudes aufgestellt sind, waren einige heraufge kommen, man hieß das Publicum sich entfernen, die Leiche wurde hinausge tragen und die Damen unter Bedeckung hinausgeführt, oder vielmehr die Mu tter ward, immer noch vollständig leb los, hinweggeschafft, während die Tochter kreideweiß, aber hoch aufgerich tet, zwischen zwei Schutzmännern an mir vorüberschritt. Durch eine Seiten thüre brachte man sis in einen andern Theil des Gebäudes, während ich mit den Uebrigen in den großen Hof hin ausgedrängt wurde, wo ich meinLiebes paar in einen der bequemen kleinen BahnhosomniSusse steigen sah und hörte, wie sie dem Kutscher den febl gaben, nach dem Grand Hotel zu fahren. Ich habe schon erwähnt, daß ich den Knoten der Kofferumfchnürung in's Auge gefaßt habe: im Hinaustreten kam mir dieser Gegenstand wieder deutlich in den Sinn er war von ei ner linkshändigen Person geknöpft ge wesen. 3. Capitel. Nachdem ich mich überzeugt hatte,daß meine Flüchtlinge sicher in ihrem Hotel untergebracht waren, und an den Ba ter der jungen Dame, in dessen Auftrag ich arbeitete, telegraphirt hatte, schlen derte ich gleichmüthig den Boulevard entlang, und dabei lag mir der 'seltsame Auftritt, dessen Zeuge ich zufällig ge worden war, immer im Sinn. Ehrlich men, die ich so unerwartet hatte in Haft nehmen sehen, weit interessanter, als daS zärtliche Paar, das mir vom Bu- Sohn eines reich begüterten Adeligen und die Familie des Mädchens sah es gar nicht ungern, daß die Dinge weit ziehen seinerseits unmöglich zu machen. St handelte sich deshalb gar nicht da rum, diese Entführung geheim zu hal ten: ich hatte ihnen in der Sieenschakt >lneS Spions, ?er gelegentlich Zeuge verwerthet werden konnte, zu folgen. In einem Berus wie dem meini- DaS Wesentlichste war für mich die ter Mord vor. fort: „Wer ist der Thäter?" Das ist Hintergrund'stellt. Ueber die Getödtete sich. „Wer ist der Thäter?" Der Ge lich. mir sie unaufhörlich vorlegen. ZweiDa mrn und ih«e Jungfer diese kann aber vorperhand noch ganz aus dem ich ging sie in Gedanken auf's sorg fältigste wieder durch. Die Frage ge staltete sich für mich folgendermaßen: Es ist natürlich vorderhand ein Ding in den Vordergrund. Ihr Verhalten während des Auftritts, ihre ganze Per sönlichkeit schienen die Möglichkeit, daß gegen sie vor, und zwar war das nicht ihr Widerstreben, den Koffer zu öff nen der stark verknotete Strick bot nicht das beste MMel wäre, Verdacht sem Sinn gemeint sein, und es schien höchst unwahrscheinlich, daß die Mut ter, wenn überhaupt betheiligt, mehr Aber die Tochter? Ihr zu miß zählte, ein dunkeläugiges, bedeutend aussehendes Mädchen mit einem cha raktervollen Gesicht und machte den Ei ndruck einer Person, die vor kleinenHin dernissen nicht zurückschreckt. Immer hin zeiht man eine harmlose junge Dame, die mit ihrer Mutter reist, nicht gern des entsetzlichsten aller Verbre chen, deö Mordes; freilich Pflegen ande rerseits auch junge Damen keine Lei chen in ihrem Koffer mitzufühlen. Die Furcht vor dem Oeffnen gerade dieses Koffers war bei dem jungen Mädchen ungemein deutlich zu Tage getreten, und wenn diese an sich auch ganz erklärlich gewesen wäre, so wurde sie doch unter diesen Umständen ver dächtig. Noch ein andrer Umstand kam dazu und erschien mir von noch größe rer Wichtigkeit als man ihr den Schlüssel abverlangte, hatte sie den Ge horsam verweigert. Ich hatte nickt den leisesten Zweifel, daß der Schlüssel, den sie hingereicht hatte, der falsche gewesen war, und demnach hatte sie den richtigen verwei gert. Dafür gab es keine andere Erklä rung, als daß sie das Oeffnen um je den Preis hatte vermeiden wollen und darauf rechnete, die Beamten würden nachgeben und sich mit der Untersu chung eines andern Gepäckstücks begnü gen. Sie hatte wiederholt versichert, die ser Schlüssel sei der richtige? er war es nicht sie hatte also eine Lüge ausge sprochen. Während meiner kurzen Thätigkeit als Fahnder habe ich die Beobachtung gemacht und Collegen von weit mehr Erfahrung haben mir diese wiederholt bestätigt, daß bei einem Menschen, der bewußt und willig mit kühner Stirne in Worten oder Handlungen lügt, man immer die Möglichkeit nicht mehr all die Möglichkeit natürlich anneb. ist-n vars, oaN er aucy seven anoern Verbrechens fähig ist. Der Lügner kann alle Zeit zum Mörder werden. Alles drängte zu der Annahme, daß die junge Dame vermuthlich Fräu lein Simpkinson von dem seltsamen und das war an sich schon merkwürdig genug. Auf Grund dieferVorausfetzung erschien alles Weitere glaublich. lein Simpkinson thatsächlich die Mör derin sei. Zum guten Fahnder gehören unfehlbar Ahnungsvermögen und In stinkt nur daß beides in richtiger Weise beherrscht und geleitet werden muß, da sitzt der Haken! Ich hatte un umstößlich das Gefühl, daß Fräulein Simpkinson wohl zu der That in Be wenig Gelegenheit, darin einzudringen, aber trotzdem fühlte ich mich in erklär licher dazu hingezogen und Aus allen Schaufenstern schien das schmale, alte Gesicht mit den starrenAu gsn mir entgegenzublicken wer war es, der die arme alte Frau getödtet baffe. und weshalb hatte er e- gethan? Ob ich wollte oder nicht, ich mußte mich 4. Capitel. Ich sagte, daß ich nur sehr wenig Gelegenheit hatte, der Sache nachzu spüren, in Wirklichkeit bot sich mir da xu überhaupt nur ein Weg, und auch Vor einigen Monaten war ich in mei ner geschäftlichen Thätigkeit mit einem Pariser Polizeicommissär in Berüh rung gekommen. Meine Auftraggeber theilten mir stets die Arbeit auf dem Kontinent zu, Neil ich in neiner Jugend so war ich in Sachen eines Bertrauens bruchs nach Paris geschickt worden, hatte dort mit einem französischen Po lich war es ja, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, daß er mir in diesem Fall von Nutzen sein konnte. Ich fand ihn in seinem kleinen Bu reau in der Nähe des Pantheons, das theiligt sei'n mußten, lag ja nichts Auf fallendes. Der Zufall wsllie nur, daß der Polizeicommissär, in dessen Bezirk cois. dienst. Herr Dübert verschloß s. Pult. Wir Er wußte um die Entdeckung, und zwar genau! Den ganzen Abend hatte er von nichts Anderem gehört, nichts gedacht. Er war ein äußerst gesprächi ger, erregbarer kleiner Mann, just nicht das Holz, aus dem man Polizeibeamte lich. hatte. Er fing damit an, un» genau zu be richten. wie die Dinae im Auaenblict standen. Die ältere Dame hatte allem Anschein nach ihr klares Bewußtsein zeiamt angestellten ArzteS in's Kran kenhaus gebracht worden. Nach Ansicht deS Comnnssärs ivar sie jedenfalls nicht tief in die Angelegenheit verwickelt. Mit der jungen Dame und ihrer Jungfer hatte mau ein vorläufiges Ve rhör angestellt. Die Dienerin wußte of fenbar von der ganzen Sache nichkS, das Fräulein wußte offenbar vieles. Die Jungfer war nicht einmal imstand gewesen, die Persönlichkeit der Verstor benen festzustellen, denn sie versicherte nachdrücklich, daß sie die Dame nie im Leben gesehen habe. Trotzdem ver schaffte uns ihre Aussage üb»r zwei Punkte Klarheit. ErstenS: Die Verstorbene hatte sich in nicht in Gesellschaft von Frau Simp kinson und ihrer Toch«r befunden, sonst würde die Jungfer sie gekannt haben. Zweitens: Der schwarze Koffer war wirtlich Fräulein Simpkinfons Eigen thum; das Mädchen hatte ihn als sol ches wiedererkannt. Das Verhör der jungen Dame selbst war natürlich ungleich interessanter ge wesen, und Herr Francois Diibert gab mir in zuvopkommenster Weise daSPro schriftsmäßig war, lasse ich unerörtert, der Mann wdr nun eben einmal er freut, auf ineine Hilfe rechnen zu dür fen. Das Verhalten des Fräulein Simp kinson war entschiede/r ausfällig und schloß jede Möglichkeit ihrer gänzlichen Unschuld aus. Die eine Hälfte der an sie gerichteten Fragen hatte sie beant wortet, bei der andern Hälfte hatte sie die Beantwortung rundweg abgelehnt. Sie hatte willig erklärt, daß idr und ihrer Mutter Name, wie er auf den Gepäck-Adressen stand, „Orr-Simpkin fon" sei, und daß sie London in der Frühe dieses Tages verlassen, die vor hergehend« Nacht in einem kleinenGast hauS zugebracht hätten. Als man sie aber nach ihrem ständigen Wohnort befragte, oder von ihr wissen wollte, wo sie den Tag »or der Reise verlebt, verweigerte sie plötzlich jegliche Aus kunft. Gleich darauf besann sie sich je doch eines andern und gab ihre genaue Adresse in Tootinz an und setzte hin zu, daß sie mit ihrer Mutter am Tag zuvor den Gasthof bezogen habe, um für die morgendliche Abreise näher am Bahnhof zu sein. Diese Aussage war nun von der Jungfer, die man noch einmal vorgenommen hatte, trotz hefti ger Zeichen und Winke von feiten der Herrin, ganz widerlegt worden, denn diese hatte den Commissär belehrt, daß ihr« Damen die letzten drei Wochen in Southend zugebracht hätten, und daß sie von Southend aus, und nicht von Tooting nach London gefahren waren. Es stellte sich nun auch heraus, daß die Jungfer in dieser Zeit nicht bei ihnen gewesen, sondern erst am Morgen auf dem Londoner Bahnhof mit ihnen zu sammengetroffen war. Sie war die ganze Zeit über in der Wohnung in Tooting zurückgeblieben, und daraus erklärte sich auch, daß die ermordete Dame ihr unbekannt war. Jedenfalls diesen Schluß konnte man'mit Si cherheit ziehen — wußte FräuleinSimp kinfon, wer die Todte war, und das Mädchen wußte es nicht. „Und ach Gott, ach Gott, Fräulein," hatte daS Mädchen gerufen und war in Thränen ausgebrochen, „Sie wissen, daß alles, w«s ich sage, so wahr ist, wie das Evangelium; warum lassen Sie den Herrn Harvey nicht hierher kommen?" Daraufhin hatte der Polizeicommis sär strengere Saiten aufgezogen, und Fräulein Simpkinson war noch wider spenstiger geworden, hatte jedoch einge räumt, daß der Koffer zweifellos ihr gehöre, auch der Schlüssel, sagte In dem Koffer hatte sich ein Hand tuch befunden gehörte eS ihr? „Nein." Wußte sie oder glaubte sie zu wissen, wem es gehörte? Sie konnte nichts darüber ssgen. DaS Tuch war mit den Buchstaben E. R. gezeichnet, hatte sie irgend eine Vermuthung, auf was für einen Namen diese sich bezo gen? «Tie weigerte sich, zu antworten. Im Weißzeug der Todten hatte man denselben Namenszug gefunden und war daher zu der Annahme berechtigt, daß daS Handtuch ihr gehört hatte war Fräulein Simpkinson in der Lage, die Persönlichkeit der Todten festzustel len? . , , .Ja.' . " ' Als ich dies „Ja" im Protokoll las, wort zu erwarten gewesen. Meine Be stürzung wuchs, als ich die zwei nächst folgenden Zeilen las. „Sind Sie bereit, es zu thun?" „Nein." Es war nicht gelungen, weiteres auZ ihr herauszubringen, Vorstellungen und Drohungen hatten sich gleich er « Ttlicatcsse». Die Nothhäute sind im Laufe der Jahre große Freunde des Kaff« ge-> worden, der ihnen in großen Ratio» nen geliefert wird, und den sie seh,, gut zuzubereiten gelernt haben. Zu jeder Mahlzeit gibt es Kasse bei ihnen und nicht selten auch in der Zwischen zeit. Ihre Sguaws sind gute Brod bäckcrinnen und backen sie dastelbe in schmecken würde, das nicht die gräu liche Procedur des Abschlachten- ge sehen hat. Eine alte Squaw packt den unglücklichen Phylar und hält ihn fest auf den Boden, während «in alter einschlägt. Ist das Thier todt, dann halten und seine Haare abgesengt, wo rauf das Zerlegen vor sich geht. Da bei beanspruchen und erhalten die Köche die Leber, welche sie roh verzehren, wir ja auch in manchen Gegenden Deutsch lands die Jäger die Lebern der erlegten Rehe als besondere Jagdbeute an sich nehmen u. in rohem Zustande sich wohl schmecken lassen. Einige Indianer, stänime essen übrigens nur gebratene Hunde, allein die Sioux ziehen den. selben gedämpft allem andern Fleisch vor. Eheliches. I.: „Ihre Frau Gemahlin ist wohl ein,: kleine LinlS patsche?" B.: .Wieso ?" A.: „Nun weil immer Ihr: rechte Back» angeschwollen ist!" 3