Das Muttermal. N 6. Fortsetzung.) Sie wendete sich von dem Hause ab zum Billet-Schalter, taufte ihr Fahr billet und überblickte zum ersten Male mit ernsten Gedanken den Inhalt ihrer Börse. Außer ihrer Angst und Ber zweislung hatte sie wenig mitgenom gungslos, während der Zug s-inenW-g dahin fuhr. Keinen Schlaf fand sie in dieser Nacht. Sie hielt ihre Augen weit schmerzend, wie eine seurige Kohle, in ihrem Busen. Nur ein Gedanke, der immer wiederkehrte, erfüllte ihr Gehirn. gewesen ist, st: ist meine Mutter. Alle Well hat mich von sich gestoßen, außer ihr. Ich bin gebrandmark!, namenlos und verflucht. Wo finde ich sie? Ich ver lange nichts mehr, als mich in ihre Arm: zu Wersen und zu sterben." So saß sie die ganze Nach! hindurch, wilde Visionen vor ihrer Seele; sie sah ihre Mutter, eine jüdische Magdslena, dann das braune, vorwurfsvolle Gesicht von Arthur Weißenthurn und das weiße Haar, die zornig- Miene des al ten Generals und als das Schrecklichste von Allen St. John, so wie sie ihn zu letzt bei dem Stelldichein im Pavillon Neschen. Am frühen grauen Morgen kam der Zug an seinem Bestimmungs orte an. Mehr todt als lebendig regte Paulette ihre müden Glieder, erhob sich mechanisch und stieg aus. Ohne Haus und Heimath, allein, stand sie wieder in der Stadt, Ivo sie IkNgilahre gelebt wo sie geirrt und lüumphirt, geliebt oder wenigstens ge lräumt hatte, daß sie liebe und wo sie so viel gelitten sie stand wieder auf dem feuchten Pflaster und sah auf den Sonnenaufgang, der den Ost-n mit Nosen und Amethysten zu schmücken schien. Das erste Summen und Ge krsüllt- die Luft. Paulette schlüpfte durch die Menschen dahin, ihren Schleier vor dem Gesichte und st- ging rasch und ohne Ziel. bangte ihr davor, das grausame dunkle Antlitz von St. John zu sehen. Sie wußte nicht, wohin st- ging. Laut-r würde der Straßenlärm um st-, Rädcr rasselten über das Pflaster und Fußgänger wogten hin und her. „Wo bin ich?" dachte sie. „Wohin gehe ich? Wo soll ich ruhen?" Als sie um sich blickte, fand si-, daß vt-grim. Paulette lüftete ihren Schleier. ,Ja, es ist Mademoiselle!" rief die Alte; „aber hier zu dieser Stunde? Ich Sie mich nicht. Ich bin einer Ohnmacht nahe." Wohnung, viel zu bescheiden für eine Dame, aber so wie sie ist, steht sie Ih nen zu Diensten!" „Dann, rasch!" sagte Paulette. Megrim bahnte sich den durch sie träten ein. Das kleine Zimmer sah freundlich «us, mit der blühenden Reseda amFen beitstische und breitete ein reines Tuch zum Frühstücke darüber. Als Paulette ihren Hut beiseite legte, überraschte ihre Blässe und Erschöpfung die alt-Frau. „Ach! Siethen in der That krank beleben! Ach! Als Sie mit dein General ein wenig und stellte sie nieder. .Mearim." rief sie vlödlick aus. „warum haden Sie thn auf meine Spur gesendet? Warum sagten Si? ihm, wo er mich finden und quälen „Wen, Mademoiselle?" „Den Mann, den ich vor Allen hasse Die Miene in dem Gesichte der Alten thun?" fühlten! Wo ist er? Weiß er, daß Sie „Gott verhüte es!" „Und Sie haben kein Geld?" fragte Megrim. „Gewiß ließ Sie der Gene ral, der hochherzige Mann, nicht mit leeren Handen fort?" Paul-!!- zog ihre Börse und legte dcren Inhal! auf den Tisch. „Nehmen Sie es," sagte sie; „ich werde Beschäf tigung finden, ehe die Sonne untergeht. der Brust?" Sie setzte sich am Fenster nieder und sah über die Reseda hinaus nach den benachbarten Dächern und Schornstei nen, bis die Zeiger einer Uhr auf einem nahen Kirchthurme auf Elf standen. Dann erhob sich Paulette, kleidete sich wieder vollständig an und ging auf die Straße hinab. Sie begab sich in'sThea ter. Es war eben Frühprobe. Sie be gab sich a».f die Bühne und dort schlug sie ihren Schleier zurück. „Ist der Herr Intendant hier?" fragte sie den anwesenden Cassirer. Dieser erkannte sie auf den ersten Blick. Er machte ihr sein Compliment und führte sie zu dem Letter derßühne. Wieder stand die „kleine Paulette" auf den Brettern, auf denen sie so stürmi sche Triumphe gefunden. 27. C a p i t e l. Hermann Barneck stand an der Thür des Hauses zu Hammerstein und ließ sich nicht träumen, wer die Person war, der er kurz zuvor am Thore begegnete. Dieselbe Antwort, welch: Paulette in Verzweiflung for!g?tri:ben, erwartete den Geliebten Sibyls. Frau Arnstein, ihre Tochter und die Dienerin derErste ren waren fort. „Aber ich weiß eS nicht, wohin sie gingen," rief die alte Frau, „und ich könnte es'lhnen nicht sagen und wenn Sie mich von wilden Pferden zerrei ßen lassen wollten!" Fort! Und da stand er mit der Nac hricht, daß er frei sei, mit der brennen den Ungediild eines Liebenden und voll Sehnsucht, seine Ansprüche auf Sibyl geltend zu machen. „Denken Sie doch nach!" bat er die Frau. „Ließ Miß Arnstein nicht ein Wort für mich zurück irgend einLe bewohl? Sie wußte ja, sie wußte es doch gewiß, daß ich wiederkommen würde." „Nicht ein Wort, Herr," antwortete die alte Frau gleichmüthig „kein L ebewohl, weder für Sie, noch für sonst Jemand." Barneck wendete sich der Thüre zu und ging in Seelenangst, so wie es Paulette gethan hatte. Er begab sich zur Bahnstation, nur eine kurzeStrecke hin ter der kleinen, verschleierten Gestalt, aber so in seine Gedanken versunken, hätte an ihm vorüberziehen könn-n, ohne daß er ihn bemerkt hätte. Er be gab sich in schlechtester Laune nach sei nem Hotel, wo er einen Brief von sei ner Mutter vorfand. Er war vonMün chen datirt, wohin sie mit einigenFreun d:n gegangen war. Sie schrieb: „Wenn keine Gefahr ist, d.-.ß Du die fürchterliche Krankheit in Deinen Kleidern mit Dir bringst, so komm' rech! bald hierher zu mir. Ich bin ganz erstaun! über die Neuigkeit von HenriettenZ Thorheit. Sie wird es gewiß bedauern, sobald das erste Ge fühl der Dankbarkeit gegen Dich vor über ist. Ohne Zweifel bist Du jetzt verliebter, denn je. Komm' sogleich und erzähle mir, wie Alles gewor den." Barneck durchschritt das Zim ncr und dachte über diese Zeilen nach. „Ich kann dorthiu so gut, wie an einen anderen Ort gehen," sagte Barneck düster. Und mit demselben Zug, der Paulette zu auch Barneck. Er frü. stückte allein mit feinerMut ter in ihre, eleganten Wohnung. „Wo hast Du Henriette gelassen?" fragte st-. „Zu Haufe, von einer An zahl Krankenwärtennnen und Die- „Ich hoffe," rief sie, indem si: ihr hübsches Morgenhäubchen zurecht zupfte, „liebster Hermann, daß Du kein Contagium mit Dir gebracht hast, et wa in Deinem Barte. Du scheinst aber gar nicht in guter Laune zu sein." „Nein," antwortete er, „Bitte, Mut ter, zwingen Sie mich nicht, zu spre chen ich kann es wahrhaftig nicht." „Ah!" rief Frau Barneck, indem sie stolz den Kopf zurückwarf, „das bedeutet was bedeutet das? Dieses Mädchen diese Miß Arnstein nein! Es ist hastig erlauben, die Hoffnung auszu drücken, baß diese Deine jüngste Verir rnug von ebenso kurzer Dauer wäre. drein! Meine sind so angegrif fen diesen Morgen. Bleibe eine Woche mit mir da, und d»nn, denke ich, darj ich es wagen, mit Dir zu Henriette zu rückzukehren." Zu einer anderen Zeit hätte er diese Ansicht sehr ungünstig aufgenommen. „Betrachten Sie mich als Ihren treuen Ritter", sagte er launig, „und thun Sie mit mir, was Sie wollen." Am dritten Abend- nach seiner An kunft in München befand er sich, einer zufälligen Laune folgend, im Parquel des Theaters. Die Musik ertönte; der Lichterglanz, das Publicum, Alles leitet' ° „Was für ein schönes Geschöpf!" flü sein! Du böser, hinterlistiger Mensch! Du hast mich, Deine Mutter, hierherge bracht, um diese fürchterliche Schau- w l h 'ckt M' schtt-f. weit einer plätschernden Fontaine, zwei Frauengestalten sitzen sah. Eine jung, -ine alt und mit dem Aussehen einer Duenna— Beide einfach gelleidet. Das Midch-n bohrte die Spitze ihre» Parafols in den Rasen, ein Sonnen strahl schlüpfte durch die Aeste und traf gerade ibr schönes, gesenktes Angesicht. Barneck sah es, hielt an, machte wieder rasch einigeSchritte vorwärts und seine Stimme erhob sich fast zu einem Schrei. „Sibyl! Tibyl!" DaS Parafol ent fiel ihrer Hand. Sie sprang empor. Dasselbe that Rebecca Hi-rdin. Im nächsten Moment hielt Barneck die bei den Hände Sibyls in den seinigen schast leuck Äugen an. „Endlich!" rief er. „endlich habe ich Sie gefundm, Sibyl!" „Miß Sibyl!" sagte sie, „ich will „Der Himmel fegi:e die Frau!" rief Barneck mil Inbrunst; „sehen Sie mich ten. als betrachten,Sibyl?" Dann erzählte er ihr Alles. „Ich konnte Ihnen keine Botschaft ße: des Morgens mi! Rebecca sie ist, geht und uns den Nucken -zuwendet! Sie müssen mich Ihrer Mutter vorstel len, Sibyl. Darf ich Sie heute be suchen?" Sie ließ ihr Hau»! auf seine Schul- ler imien. ES war «In glücklicher Zu fall, daß sich außer Rebecca Niemand in der Nähe befand. „O," flüsterte sie, im Gefühle ihres Glückes, „ist es denn nicht gewiß, daß ich nicht träume? Ich fürchte ich fürchte sehr, Mama wird sich Ihren Wünschen nicht fügen. Re becca versicher!« mir, daß sie mich nie mals Heirathen lassen will." „Das wäre widernatürlich!" rief Barneck. „Meine Besorgnisse um Sie steigern sich. Bitte, antworten Sie, wann kann ich Ihre Mutter sehen?" „Rebecca allein kann es Ihnen sa gen," seufzte Sibyl. „Wir leben hier so abgeschlossen wie zu Hammerstein. Sie allein weiß, waö bei meiner Mut ter möglich ist." Die Alte näherte sich mit niederge schlagenen Augen, Sibyl erhob sich un ter tiefem Eröthen. - „Rebecca," stammelte sie und die neck wünscht sehr Mama zu sehen. Denken Sie, daß es möglich ist?" Rebecca warf einen freundlichen Blick auf den grohen, schönen, jungen Mann. „Frau Arnstein, "antwortete sie, „sieht niemals Fremde bei sich. Der Letzte, den ich ihr einließ, vertrieb uns Alle von Hammerslein." „Sie muß mich sehen und hören," sagte Barneck, „und zwar ohne Auf schub. Wollen Si- die Güte haben, mir die Stunde zu nennen, wenn ich si- Ihre Miene wurde noch verwirrter. „Sie nimmt den Thee um Sechs," sagte sie; „vielleicht kann ich Sie da vorlas sen, obgleich ich Ihnen schon jetzt sage, daß nichtsGutes daraus entstehen wird. Sie wird Fräulein Sibyl niemals h-i -raihen lassen. Ich will noch einmal um den Platz spazieren, dann müssen wir gigkeit des Beisammenseins. „Berspr-chen Sie mir, Sibyl," bat Barneck, „daß uns nichts mehr trennen mag." „Ich verspreche es!" antwortete sie. Als Rebecca langsam zurückkam, „Um sechs Uhr Abends also," sagte eintrat, „besonders mit leerem Magen darauf. Wie seltsam Du aussiehst!" „Was ist Dir geschehen? Sage eS mir sofort!" Punlt sechs Uhr schritt Barneck über de» stillen Platz zu der Thüre, durch welche Sibyl am Morgen verschwunden was, Sie Äurde von Rebecca geöffnet. »Ich Sje soZleH zu ihr führen," sag!« sie,' „aber, wie ich Ihnen sage, ich gebe Ihnen keine Hoffnung. Sie wird uns Allen zürnen." Barneck folgte ihr eine Stiege em por in ihr Zimmer, wo auf einem ein gelegten Tisch ein Theebrett stand und eine Frau, in einen purpurrothen Schlafrock g-hiill! und stattlich i?ie eine Königin, schritt hier auf dem, mit einem kostbaren Teppich überspannten Boden langsam hin. Sie achtete nicht darauf, als die Thüre geöffne! wurde und be gann mit einer Stimme, die von tiefem Kummer zeugte, laut zu sprechen: „Ich frage Dich wieder, Rebecca, ist eS glaub lich? Ich ließ Geld und Juwelen, mehr mein« Feinde sind wie sie es versu chen, mich zu täuschen und auf eine falsche Fährte zu bringen!" „Madame!" unterbrach sie Rebecca dreist, „hier ist ein Herr Barneck, der Sie zu sprachen wünscht." ihren tiefliegenden schwarzen Augen. Mit einer heftigen Geberde streckte sie ihren Arm aus. „Fort mi! ihm!" be fahl sie kurz. Barneck sah ein, daß er keine Zei! zu verlieren habe und machte ihi eine tiefe Beibeugung. „Es ist Sibyls Geliebler!" fetzle Re becca hinzu. Die tiefliegenden Augen flammten Blitze auf den Eindringling. „Was meinst Du damit, Einfältige? Sibyl ist eine Nonns. Sie hat keine Lieb „Jch hatte die Ehre," sagte Barneck in seiner höflich männlichen Weise. „Fräulein Arnstein einige Wochen in meinem Hause zu i>Ne«en. Da war ei, wo ich sie lieven lernte." „Dem Himmel sei Dank, ja!' ?krau Arnstein wende!« iicb in bLid- Test es mir nicht sagen!" „Madame!" antwortete Rebecca, »warnte ich Sie nicht, das Mädchen so lange in einem f«»id:n Hause zu las sen?" „Madame," drängte Barneck, und sein schönes Antlitz röthete sich, „ich habe Ihnen gesagt, daß ich Ihre Toch ter liebe und in der That, ich lieb ste mehr, als ich es sagen kann. Ich habe Vermögen und ein- ehrenhafte Stellung in der GesellHHaft; gebenSie mir sie und ich werde als daS kost barste Geschenk annehmen, das ich je- Sie wiederholte ihr? zurückweisende Oeberde mit größererHestigkeit. „Meine Tochter wird niemals Und lir zu Grunde gegangen, ehe sie Ihr: Schwelle betrat!"^ haben! Ich w«ll!« sie eher todt sehen! Kchen Sie. H??r Aarneck! Ich will kein Wort weiter hören! Ich weis- Ihre aus dem Gesichte! Ihr Anblick raubt terin. „Sie hat öfter solche Anfälle Mein Gott! Wie starr st- ist! Rufen HimmelZwillen, eilen Sie nach einem Doktor!" „Es ist etwas geschehen ich weiß kaum was!" rief er. „Ich bitte, gehen Sie zu Ihrer Mutier ich werde so gleich zurück sein!" Er eilte aus dem Haupte und die Hände aus dem Rü cken. erwiderte er: „Ich selbst bin Arzt. Was kann ich für Sie thun?" Birnzck ergriff seinen Arm. „Eine Dame hier irsder Nähe hat eine Ohn macht oder ein Schlagfluß befallen. sieht höchst bedenklich aus!" „Führen Sie mich ich werde fol gen!" sagte der Arzt. Doktor näherte sich dem Sopb./und sah auf das geisterbleiche Antlitz hinab, das in Rebeccas Armen ruhte. Er betrach tete es einen Moment, ohne zu spre chen. Dann sagte er: „Es ist eine Ohn macht." „Sind Sie auch dessen gewiß?" fragte Rebecca mit kläglicher Stimme. „Arnstein," antwortete Barneck mit leiser Stimme. „Und dieses junge Mädchen?" fragte der Arzt, einen festen Blick auf Sibyl richtend. „Ist ihre Tochter." Er ging schweigend an's Werk, sie in's Bewußtsein zurückzurufen. Als zu gehen. „In der That, Ihr Anblick könnte den Anfall zurückrufen," sagte sie. Der Arzt ließ die Hand der Patien tin los. „Sind Sie ihr Sohn?" fragte er. „Nein," erwiderte Varneck, „ich bin der Verlobte von Fräulein Arnstein." sich von Sibyl zu verabschieden und sagte zärtlich: „Was sollen wir thun, Geliebte? Sie will mich nicht hören." .Still!" flüsterte Rebecca; .sie k?«mt,u siib." Dt- Ichwarzen hohlen Augen Avaq Arnsteins öffneten sich langsam. Mit einem Schauder blickte sie die Anwesen den an, welche sie umstanden, bis ihr Blick auf dem fremden Arzte haften bli-b. Di- Augen der Beiden begegneten sich. Ein Moment des tiefsten Schwei gens folgte. Dann stieß die Kranke ei nen Schrei aus, einen wilden, furcht baren Schrei, der das ganze Haus rief sie, „Philipp Walter!" Endlich Angesicht gegen Angesicht! Die Frau athmet« tief und schwer, der Mann war ruhig und bleich. Im näch- Sopha zurück. „Phi'ipp Walter." stammelt« sie, „wie komm.n Sie hier l>er?" „Ich wurde gerufen, Ihnen zU Hel sen," antwortete er. „Gott selbst muß mich geführt haben; und so fanden wir „Nun, ich meinesiheils bin froh. da'j cS so gekommen ist, Madam:!" rief Re becca. Frau Arnstein streckte ihre Händs abwehrend gegen denDoll.r aus. „W'- ben schmeichelnden Stimme, wie er vor siebzehn Jahren zu Hause sein Kind ge rufen „Herzchen, mein Engelstind!" Haftes Roth überflog Antlitz und Brust. laut: „Und meine Tochter? Wo ist sie?" „Madame," sagte Philipp Walter, „ich weiß bis auf den heutigen Tag vicht mehr iiber Ihre Tochter, als da mals, als Sie mich zuerst fragten." Sie stütz!- sich auf ihren Arm, nach Morien ringend. Rebecca beeil!- sich, sie zu unterstützen. „Wir haben einen Mann gesehen." rief sie, „der unS sagte, Frau Christof habe das Kind an dem Ufer, das Sie nannten, ausgesetzt, da- Aber wie konnten wir ihm glauben, da er sich selbst einen Fr-und dieser Wci henthurm-Brut nannte des alten des beschuldigte des Weibes, das ihr Der Doktor erbebte. „Der Name des Mannes?" fragte er. „Er nannte sich Trent." „Das ist seltsam," sprach Philipp Walter und seine Augen richteten sich auf die Gestalt am Söpha. „Ja, das ist der Schlüssel des ganzen Geheim nisses. Sie müssen es glauben Sie Unter Stöhnen bewegte sich Adah Arnstein auf Rebeccas Armen. Der Doktor erzählte ihr sein eigenes Zusam mentreffen mit Trent. „So viel von der Geschichte, als ich selbst wußte, hörte er unter meinem Dache," sagt- er; „das wünschen." „Um des Ewigen willen," rief Adah Arnstein, „senden Sie ihn wieder zu mir!" „Ich werde es," sprach der Doktor, Über sie. Sie werden sich selbst damals Eapitän Roland nannte, war der Sohn des Generals?" „Ja ja! O Himmel, jene schreck liche Nacht! Ich sah sein Antlitz nach her nie wieder!" lFortsevung folgt.» Districts-Politiker: Der Präst- Alles gethan, was in seiner Mach! steht. Grabschmeier: Den Teufel auch, hat er! Wenn ich Präsident Einen komischenSchmerzenZfchr?! !iber das Wüthen der Klavierseuche entyait der folgende Herzenserguß: »Den Schumann, den Schubert, den Chopin, den Kücken Zerfleischt sie. zerfetzt sie. zerreißt sie in Stücken; Voll Wuthgier und Blutgier verschlingt sie und frißt Den Mendelssohn, Offenbach, Händel und Liszt; ' Mit fletschenden Zähnen mordgrimmiz erschnappt Auf Dvorak, Moszkowski. Bach, Ber- Mit furchtbaren Tatzen ir. grausamem Verstümmelt sie H.in>n, Raff, und Kiel. Kein Ruhen, kein Nast-n, kein Mitleid Sie würgt Cherubini. GI.:S, Jensen und i Den Brahms, Kalliwoda, Lcarlitti, klappert' Den B-ethcven, Menerbcer, Tauber! und Tappert. 'egf"-d Usch-Qua?? ° k?ast niemals und immer Auszog' ich, möblirter, verzweifelter Herr, Wohnt' ich nicht drei Trsppen hoch, des Alters gibt, so knüpf! sich an die Eingehung ihrer Ehen kein bestimmtes Lebensalter. Mögen auch gleich Ra- Michel Angela, Beelhoden und sen haben. Fast für jedes Lebensalter lassen sich Beispiele hierfür finden. Shakespeare heirathete Anna Hatha way, als er 18 Jahre alt war. Fried lich der Große führte die Elisabeth von Braunschweig mit 2t/ Jahren zum Altar. Wilbelm von Humboldt führt- im 24. Jahre Karo line von Dachröden heim. Mozart und Walter Scott waren 26 Jahre alt; ersterer heirathete die reizende Kon wochen begeisterten ihn zu seinen schön sten Werken ; letzterer reichte Fräulein ssharlstte Margarethe Carpenter di- Hand. Dante ging seine zweite Ehe mit der Florentinern? Gemma Donati tu seinem 26. Jahre -in. In dem glei-' chen Alter heirathete Johann Heinrich 80ß seines Freundes Schwester Erne stine Boie. Napoleon und Byron zähl > tm 27 Jahr-, als sie die schöne Wittwe Beauharnais r-sx. die Erbin Anna ElisahethMilbank heim-' führten. Der schwedische Naturfor scher Linn- h-irath-i- im 27. Lebens jahre ; Herder war 29 Jahre, Robert Surns 30 Jahre alt. Schiller verehe licht- sich mit Charlotte von L-ngef-ld in seinem 31. Jahre. Wieland in sei nem 32. Jahre. Milton. der Dichter des „Verlorenen Paradies", begann seine unglückliche Ehe im 33. Jahre; Bürger führte seine geliebt- und h-iß ersehnte Mölln im 36. Jahr- heim. L-ssing heirathete mit 37 Jahren. Lu ther mit 42 und Busson mit SS Jah ren. Goethe ehelichte mit 67 Jahren Christiane Bulpius. Klopstock endlich ging, nachdem er seine so frühzeitig verstorbene Meta 33 Jahr- betrauert hatte, im 67. Jahr- seine zweite Ehe mit der verwittweten Johanna von Windheim ein. / Ein Schweizer Eisenbahn- Gespräch wird den „Münchener N. »achr." mitgetheilt: Ein total betrun lener Passagier brüstet- sich Fremden gegenüber, daß er „koi Schwöb, aber ! freier Schwyzer sy. Duliäh!" Ein Schweizer sagte darauf: „'s isch nur zuet, daß alli freie Schwyzer nit glich sin." Betrunkener: „Bisch mir vil iicht um mi Schnaps nidig, Eidge noß?" Schweizer: Du solscht Wasser sufe!" Betrunkener: „Bim Hagel nit! Die freie Schwyz isch nit vom ne Apo theker ersunde worde!" Nicht rechtbei der Sache. Der Mayor. dem das Recht zusteht, Trauungen zu vollziehen, stellte dem Bräutigam die übliche Frage: „John Jacob Obermeyer, Sie erklären sich ilso bereit, diese Jungfrau hier. Anna Dorothea Schusselfeld, zu Ihrer ge schlichen Gattin und Ehegefpons zu machen?" Ein langes Stillschweigen trat ein, dann fuhr der junge Bräuti gam wie aus einem Traume auf und stellt- verdutzt die Frage: „Bitte um Zntfchuldigung, Herr Mayor, Habs» Sie etwas zu mir gesagt?" Ein Heros. „Das ist es» Hall von Stoicismus, wie er mir bis her im Leben noch nicht vorgekommen lst," rief ein nervöser Herr aus. .Was?" „O die Art und Weise, wi der Mann da drüben seinen eigenen Ilebungen aus der Klarinette geduldig »ihört!" 3