2 Stärke ve» Wetbe». Schwachheit, Dein Name ist Weib! sagt Shakespeare und die Männer Pflegen die Frauen oft mit einem An fluge von bedauerndem Mitleid das „schwache Geschlecht" zu nennen. Aber wie, besteht denn die wahre Stärke und in einer rauheren körperlichen Außenseite? Dann aber hätten die Frauen ja jedenfalls das Recht, ihrer seits daran zu erinnern, daß das Ge schlecht der Elephanten und so manche Gattung der biederen Vierbeiner doch noch stärker sei, als die Männer! Ich denke, es bedarf nur dieser leisen An deutung, und die Männer werden zu gestehen, daß der Begriff der Stärke innerlicher und geistiger gefaßt werden müsse. Ist dies aber der Fall, besteht die wahre Stärke in der innerlichen Seelen- und Charakterstärke, dann kann die Geschichte des weiblichen Ge- Und führen die Männer ihr« Schlachthelden, ihre Musterbilder lrie gerischer Tapferkeit gegen die Frauen wird erzählt, daß sie, als ihr Gatte selt ausrief: „Marie, Alles ist verlo- und wie die andern alle heißen bis zu jener lleinen waldeck'fchen Fürstin, die, wo Könige und Kurfürsten ihr« trotzte! Und wollen die Männer noch im mer nicht jenes mitleidsvolle Wort von dem „schwachen Geschlecht" zu rücknehmen, dann können ihnen die Frauen gern den blutigen Helden ruhm, die menschenverderbende Schlachtenglorie lassen! Mögen sie sich einhüllen in jenen zweideutigen ein hilfloser Knabe ist? Ist's nicht daS Geschlecht"? Nicht wahr, da Kraft, so heilt der Frauen Schwach- Jst darum das Wort: „Schwäch st, Dein Name ist Weib!" nicht min — Ein Pferdedi«bstahl sollte vor Kurzem bei dem Bauer Weber in Kunnerwitz (Kreis Westhavelland) passirt sein. Als man Morgens den bekannt« Wahrzeichen der Stadt Köln, die Pserdeköpse om Bodenfenster: Man entdeckte, daß das Pferd über Nacht eine ganz schmale Treppe nach wo es sich recht gemüthlich an dem Fut tervorrath labte. Da die edle Rosi nante absolut nicht wieder die Treppe herabzubringen war, so mußte man dann von Balken und Brettern eine Brück? herstellen, um das Pferd wieder berunterzuholen. - Boshaft« Kritik. Schau spieler: Nun Herr Fallbeil, wie gefiel «rschtagemn Sitgsri«», de» ich zu spie len haite< Kritiker: Alles gut. nur das eine nicht. Schauspieler: Nun? Krittler: Daß Sie— statt im fünf ten »ich« schon im ersten A«,t« er- Ro'eii, d h, die gestillten, und Du, Hugo? - Student: die Tulpen natür lich auch die gefüllten. des Staates New Jork sein hohes Amt men. „Ihre Hoffnungslosigkeit ist rüh rend, doch nicht überraschend, denn Sie sind ein unerfahrenes Grünhorn," sagte Herr Michael Köbes und blickte dabei den jungen Doktor so freundlich an, als ob er ihn des schönsten Kom plimentes gewürdigt hätte. „Da hat man's wieder einmal," fuhr er fort. „Seit vierzehn Tagen sind Sie im Lande, hielten es nicht für nöthig, mit einflußreichen Persönlichkeiten in Ver vaß man Sie ohne Weiteres an die mästende Krippe stellen wird." Stallfütterung erinnernden Verglei hab ich meine Studien abfolvirt, trage Diplom und Approbation in der Ta sche, bin felddienstfähig und spreche englisch. Demnach dürfte ein beschei dener Anspruch auf eine Assistenzarzt stelle in irgend einem New Uorler Vo luntär-Regimente wohl berechtigt sein." „Das ist ja Alles recht schön," meinte Köbes, „doch die theuer bezahlte Schulweisheit wird Ihnen nichts nützen. In der Privatpraxis ließe sie sich allenfalls auch hierzulande verwer then; aber eine amerilanifche Staats regierung darf sich mit ihr allein nicht begnügen. In erster Linie muß sie von jedem Bewerber um ihre Gunst verlangen, daß er im Dienste der Partei stehe, deren Kreatur sie selber ist. Sie, lieber Doltor, sind zweifellos ein sehr tüchtiger Mann, aber in Albany kennt Sie Niemand. Wer soll Ihr Für sprecher sein? Bei unserem Freunde Runkel liegt die Sache ganz anders. Zwar ist er nur ein geprüfter Heildie ner, ein ausrangirter Lazarethgehilfe, ein höherer Barbier, doch die Protek tion eines in jeder Wahlcampagne er probten Mannes ist ihm sicher, denn ich ich habe ihn unter meine Fittige genommen. Längst wird er in Osfi ziersuniform paradiren und unfern Freiwilligen seinen ärztlichen Beistand engedeihen lassen, wenn Sie noch, wie heute, im fadenscheinigen Civilrock „lessis —Jessis, das wär' so was!" jubelte der hoffnungsvolle Schlesier, und im tadellosen Dialekt seiner Hei math setzte er rasch hinzu: „Sie wern's wull fertig kriegen, mei gutter Herr Köbes; 's hat aber ooch a hib sches Schtick Geld gekust't!" Für diese Wahrheitsliebe zur Unzeit strafte ihn ein versteckter Fußtritt sei nes Gönners, der dann feierlich er klärte, daß er von seinen Schützlingen, wie groß auch die ihnen erwiesenen Wohlthaten gewesen sein mögen, noch niemals einen die Baarauslage über steigenden Cent gefordert habe. Dr. Wilde, der an einer solchen Wendung des Gesprächs keinen Ge fallen fand, suchte es in die alte Bahn zurückzulenken. „Ich will meiner eige nen Kraft vertrauen," sagte er; „aber so ganz verlassen, wie Sie, Herr Kö bes, zu glauben scheinen, bin ich doch nickt. Im deutschen Viertel zu New Uork lernte ich einen Collegen kennen, der mir sehr werthvolle Empfehlungs schreiben an zwei hierorts ansässige angesehene Bürger mitgab. „Wer sind diese Größen?" „Fred. Tailor, ein vielbeschäftigter Advokat, und Dr. Mely, ein Mitglied über dem Kopfe zusammen. „Ver brennen Sie ?chre Wische! Dann kön nen sie wenigstens nicht schaden. Fritz „I »u ja! Der Kerl hat sich in's Schneider nannten. Jetzt ist er der Urkundenfälschung angeklagt und steht unter Bürgschaft. Oft genug hat er sich am Zuchthause vorbeigedriickt; diesmal wird er aber wohl an der besserer Mann ist Ihr Dr. Mely oder Rechts- und Namenverdrehungen heißt. Er ist ein geschickter Arzt und mehr als das, ein völlig unbescholtener sein Urtheil also nicht in Betracht kommt. Auch ist das ganze Institut ohne alle Bedeutung. Wer nicht be- litiker, die, Fünf gegen Einen, das Se zessionsrecht des Südens vertheidigten. Voll heiligen Zorns kam er dem in die Enge getriebenen Patrioten zu Hilfe, und mit Stentorstimme rief er den auf ihn einstürmenden Rebellen freunden zu: „Wer seid Ihr? Er bärmliche Memmen, die hinter dem Ose» saßen, während wir uns mit den Grauiacken des Robert Lee und Stone bin der Colonel Bumke, der tapfere deutsche Führer des tapfersten Frei willigen-Regiments, den man vom Chancellorsville eine Brigade kom mandirt und bei Gettysburg eine Ka none erobert hat! Und ich, der Bumke, sage Euch, daß man Euch niederkar tätschen sollte, weil Ihr giftige Kup ferschlangen und Vatcrlandsverräther seid!" Die so grimmig abgekameltenMän ner äußerten in spöttischen Bemerkun gen ihren Groll. Die Einen nannten den Colone! einen Eisenfresser, die An deren den Kanonenschnapper, und ein Dritter wollte sogar wissen, daß er nach dem Schnell- und Dauerlaufe am Bull Run Helles Lungenblut gespieen, also trotz seiner Hieb-, Stich- und Ku gelfestigkeit kür die Union geblutet habe. Dann entfernten sie sich, wäh rend Colonel Bumke mit der lenden lahmen Grandezza eines aus dem Sattel geworfenen Milizgenerals durch's Himmer schritt. Im Hintergrunde machte er Halt und betrachtete hier möglichst lange und gründlich das ihm offenbar sym pathische Gesicht des zwischen Köbes und Runkel sitzenden Rheinländers. Dann wandte er sich ab, um im Bu reau des Hotelclerks zu erkunden, wer und was der ihn so lebhaft interessi rende Fremdling sei. Sichtlich befrie digt kehrte er zu den in der stillen Ecke hockenden Zechern zurück, begrüßte sie flüchtig und nahm uneingeladen an ihrem Tische Platz. Er hatte sich dem Kumvanen zu verabschieden und ihm behuss einer vertraulichen Unterredung in die Entreehalle zu folgen. Zehn Minuten später spazierten Beide, Arm in Arm, durch die Haupt straße der Stadt, in deren wildem Getümmel lein Passant ihrem Zwie gespräch lauschte, da dort Jeder mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäf tigt war. „Jch nehme Sie in mein Regi ment," sagte der Colonel. „Unge schliffene Leute,, wie dieser Köbes, mö gen die Barbiere bevorzugen: ich aber den ersten Blick erkannte ich in Ihnen den intelligenten Mensch-n. dessen durchgeistiateVifage nicht passen wollte aen Oberarzte winke mit dem Zau npfahl; er geht ob und Sie treten an seine Melle." „Das wäre ja recht erfreulich," ver setzte der Doktor, „doch möchte ich be zweifeln, daß Sie allein darüber zu verfügen haben." „Na, wer denn sonst?" schrie Bumke und im kräftigsten Brusttone der Ueberzeugung fuhr er fort: „Unfern Gouverneur kann ich um den Finger wickeln-, weih er doch, das, ich schon die Waffenehre des Staates New Uork ge „Er ist aber, wie ich mir sagen ließ, der Auserwählte der demokratischen Partei, und Sie sind Republikaner." '..Allerdinas, aber was thut das? Er kann mein von mir unzertrennliches Regiment, das mich auf den Händen trägt, nicht kassiren, und so bleib ich nach wie vor der unentbehrlicheßumke, dessen eisernen Willen auch er respecti ren muß." mentshaus erreicht, und Dr. Wilde, der das Innere dieses stattlichen Ge bäudes zu besichtigen wünschte, er suchte seinen Begleiter, ihn hineinzu führen. aus in's Sanktum des Gouverneurs, den wir zu keiner günstigeren Stunde antreffen könnten. Kommen Sie, konnt machen!" „Mich —mich?" stammelte der junge Mann, der sich vor Erstaunen nicht zu schäbigen Alltagskleidern?" „Dummes Zeug! Wer frägt danach, wenn ich an Ihrer Seite bin?" „Aber auch Sie sind, wie ich sehe, Schleppsäbel fehlt? Ein beurlaubter Vergebens Widerstrebte Dr. Wilde dem ihn jetzt völlig beherrschenden Re gimentskommandeur, der auf dasPor empfangen." Auch jetzt gehorchte Dr. Wilde und ging, um schon in der nächsten Minute Glückspilz!" fuhr er fort. „Ein Hei- An einer weiteren Selbstverherrli chung hinderte ihn das Wiedererschei nen.seines letzten, nunmehr abgefertig- Mit landesüblichem „Halloh" be grüßte ihn ein angehender Fünfziger, ein elegant gekleideter Herr, um dessen feingeschnittenen Mund ein unver wüstliches Lächeln spielte. Er reichte den beiden Besuchern die Hand und sprach dann zum Colone! einige nichtssagende Worte, die größtenthei'ls unerwidert blieben, da der mit seinem gebrochenen Englisch in die Brüche ge rathene Haudegen unaufhörlich genö dessen akademisch« Würde ihm zu im poniren schien, und dem er durch eine überaus freundliche Beurtheilung des len suchte. „Ich liebe die wissenschaft liche Gründlichkeit," bemerkte er unter Anderm. „Bei den auf vater ländischen Universitäten gebildeten Männern habe ich sie stets gefunden, und deshalb rufe ich auch Ihnen ein herzliches Willkommen zu. Werden Sie ein leuchtendes Beispiel für diese neue Welt, wo leider in gar vielen Von alledem schien der tapfere Kriegsheld nichts begriffen zu haben, wenigstens unterließ er in diesem ge eigneten Momente, auf die vom preu- tlgliit seines Beglei ters hinzuweisen. Der resnektvöllen Gunst des Gouverneurs hatte er sich zweifelsohne wider Fug und Recht ge rühmt, denn sehr bald behandelte ihn der hohe Herr, der st"' vergebens um das Verständniß seiner unverständli chen Reden bemühte, mit einer offen zur Schau getragenen Nichtachtung. Zwar lächelte er auch jetzt noch, aber nicht mehr zwanglos wie zuvor, und spöttisch sagte er: „Das militärische Kommando, das Sie seit Ihrer vor länger als zwei lahren erfolgten Uebernahme des Regiments studirten, ist Ihnen jedenfalls geläufiger, als un sere Konversationssprache, die Ihnen noch immer unüberwindliche Schwie-l rigkeiten bereitet. Trotzdem werde ich Sie nochmals damit behelligen müs sen. da mir Ihr dankenswerther Be such die rgsch« Erledigung einer wich tigen Angelegenheit ermöglicht, die wir unter vier Augen mit einander bespre chen wollen. Colonel Bumke, der wohl ahnen mochte, was ihm bevorstand, und von dem in Aussicht gestellten vertraulichen Zwiegesvräche nichts Gutes erwartete, rend der Gouverneur sich von Neuem mit Dr. Wilde zu unterhalten begann. Der durfte nun in korrektem Englisch Gönner verabsäumt hatte, und war überglücklich, als der ihn unablässig beschäftigende Plan, sich den imDienste der Bundesarmee stehenden Aerzten den Sold zu thun," meinte der freund liche .Herr und lächelte wieder, diesmal verständnißinnig. „Ich begreife, daß Männer Ihres Schlages aus reiner Humanität für die Befreiung der Sklaven kämpfen wollen." Hieraus sein ferneres Wohlergehen. Die frühere Siegssgewißheit desCo lonels war spurlos verschwunden, und verabschiedete, freute sich jetzt, fein eigener Wortführer gewesen zu sein. Was sollte er aber von seinem Beschüt zer halten? Wußte sich dieser Bra los, daß sie alle drohende Gefahr ver gaß? Leicht hätte der Gouverneur diese Fragen beantworten können; wußte er Die erste Nachmittagsstunde war vorüber, als Dr. Balduin Wilde in Wächters Hotel eintraf, um sich an wohlbesetzter Tafel für das militär ärztliche Examen zu stärken. Daß auch er. der schon im preußischen Staat ein für die Praxis ausreichendes Wis sen gezeigt, aber eine abermalige Prü fung bestehen sollte, es schien ihm un gerecht doch hatte er ja gehört, daß sie für ihn und Seinesgleichen nur ein Kinderspiel wäre, und so sah er ihr furchtlos entgegen. Rechtzeitig betrat er das den Exa minanden eingeräumte Zimmer, i>n dem auch sehr bald der mit ihm ge meinsam zu prüfende Kollege sich ein fand. Alois Runkel war's, der schle iche Barbier, oder, wie der General arzt euphemistisch gesagt hatte, der an dere deutsche Gelehrte. Ueber Dr. Wilde's Antlitz flog ein Lächeln der Wehmuth, das zu einem Lachen aus vollem Halse zu werden Platz nahm. Durch den Wegfall jedes mündlichen Verfahrens waren die auf den Zahn fühlenden Professoren ausgeschlossen, liche Beantwortung einiger wissen schaftlichen Fragen. Die sehr beschei denen Anforderungen fetzten ein ganz tert. Mithin konnte Dr. Wilde den sehr zutreffenden Antworten bezahlt hatte, wußte Herr Michael Köbes ebenso "ut wie er . wecken. Diese Befürchtung war übrigens grundlos, denn der gelanaweilteJüng ling sah und triebAlles, nur nicht das, was er sehen und treiben sollte. Er warf die dürren Beine übet die Sessel lehne, stierte in'Z Leere und spuckte ellenweit. Dann sprang er auf, um einer Fliege nachzujagen; dann pfiff er mit aller, den amerikanischen Straßen arabern eigenen Unverfrorenheit einen Gassenhauer, und endlich schlenkerte er die Füße hin und her, als ob er sich anflicken wollte, einen schottischen Reel oder einen Neger-Jig zu tanzen. Wie Dr. Wilde später erfuhr, war dieser Tausendkünstler eine in Albany sehr beliebte Persönlichkeit. „Dutch Cbarley" hieß er dort, weil die Hei math des sogenannten Pennsylvania Dutch. der aus einer innigen Verbin dung des schwäbischen Dialekts mit einew verdorbenen Englisch entstande nen auch die seinige war. Als der sechste Glockenschlag das Ende der Prüfunaszeit verkündete, forderte er die seiner Obhut anvertrauten Her ren zum Verlassen des Zimmers auf. Doch die beabsichtigte Mahnung: „The bells have rung; let us go Home!" übertrug er in die ihm ange zogene Mundart, und gebieterisch sagte er: „Die bells härn gerunge; wer wolle Schon jetzt hätte theuren Albann entfliehen dürfen, doch in Erwartung einer nochmaligen Zu sammenkunft mit dem Colonel verzö gerte er seine Abfahrt. Als er aber schließlich genöthigt Isar, an ein spur loses Verschwinden dieses Gönners zu glauben, tröstete er sich mit dem Ge danken an die vielversprechende Huld Muthes nach New Zork City zurück. Während ganzer acht Wochen harrte er hier täglich und stündlich des ihn zur Armee berufenden Befehls, der aber durchaus nicht kommen wollte. Von seinen über das große Wasser ge brachten Goldfüchslein war ihm nur noch ein beängstigend kleiner Rest ver blieben, und nothgedrungen rüstete er sich zu einem zweiten Besuche der Staatshauptstadt, von der er das Heil seiner nächsten Zukunft erhoffte. Als er am Morgen des letzten No vembertages dort eintraf, strahlte die Sonne eines verspäteten Jndianersom mers glückverheißend hernieder, und unverzüglich schickte er "an, dem Gouverneur seine Aufwartung zu ma chen. Der aber war diesmal mit Ge schäften überbürdet und „bedauerte sehr ihn nicht emvkangen zu können. Da erinnerte er sich jenes Republi kaners, der nach dem Dafürhalten des Herrn Michael Köbes bei allen braven Bürgern in hohem Ansehen stand, und den sogar die demokratische Staats regierung eines Ehrenamtes gewürdigt hatte. Jetzt wollte er ihn nicht wieder hintansetzen und nicht zum zweiten ! Male Albany verlassen, ohne ihm das ' Empfehlungsschreiben des New Uorker ! Kollegen überreicht zu haben. Er be " gab sich also in die Behausung des ihm nachgerade unentbehrlichen Dr. Mely, der als Mitglied der militärärztlichen Prüfungskommission ja auch in der Lage war, ihm manchen längst er wünschten Aufschluß zu geben. Dieser schon im Spätherbste des Le bens stehende Herr kam ihm mit uner heuchelter Freundlichkeit entgegen und hatte kaum von seinem intimeren Ver kehre mit dem tapferen Colonel gehört, als er das aufrichtigste Bedauern über, eine derartige Kameradschaft zu äu- Bern begann. „Sie haben das Exa men musterhaft bestanden," sagte er, mals einen Nutzen daraus ziehe.:. Das verdanken Sie einzig und allein Ih rem Bumke, der von seinen Unteraebe klagt wurde, und dem man schon im Felde den Schleppsäbel abnahm. Vor sechs Wochen erfolgte seine endgiltige Verurtheiluna. die ihn der goldenen Adler und des Regimentskommandos für immer beraubte. Wäre dem aber auch nicht so, durch einen solchen Mann hätten Sie doch nichts erreicht, denn sein republikanischer Uebereifer gesellte ihn zu denen, deren Fürsprach- oder freundschaftliches Geleit Sie nur schädigen konnte, als Sie sich »m die Gunst unseres jetzigen Gouverneurs bewarben. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Nach dem meiner Partei, den voraussichtlich die nächste Staatswahl bringen wird, will ich gut zu machen suchen, was der kassirte Co lone! verdorben hat." > Das war ein trauriger Trost, mit dem Dr. Wilde sich nur ungern be gnügte. Der Geduldsfaden reißt nicht so leicht. Als ein in beiden Welten ge prüfter Mann wußte er das aus eige ner Erfahrung, Aber der Rock der fadenscheinige Rock! Wieder wagte er sich in das Stra ßenlabyrinth der Millionenstadt am Hudson. Hier, wo die leidendeMensch heit ein ganzes Heer praktizirender Aer-te füttert, mußte doch auch er sein tägliches Brod finden können. In der volkreichen Gegend des deutschen Vier tels ließ er sich nieder und harrte dort guinische Hoffnungen hegte er nicht. Aber die Mahlzeiten kamen regelmäßi ger als die saumseligen Patienten, und Schmalhans wurde Küchenmeister, um endlich jenem besten Koche, der sich Hunger nennt, den Platz zu räumen. So verlebte er lange Monate in der Höllengual erzwungener Muße, bis die Waffenerfolge der Union und mit ih nen die Siege der republikanischen Partei sich mehrten. Auch in Albany war die Oberherrlichkeit der Demokra ten ihrem Ende nahe. Mit dem un beugsamen Muthe des knurrettdenMa gens unterstützte Dr. Wilde durch sein« in Volksversammlungen verwerthete ner, und als am I. Januar 18K5 t?ie Republikaner an die Spitze des Staa tes New ?lork traten, war auch seine Im brieflichen Verkehre mit Dr. Mely hatte er nutzbringende Freund schaft gepflegt. Jetzt schrieb ihm dieser treue Kollege: „Auch die »sichtigste Prüfung im Lande der Kreibeit haben denn Sie bewährten sich als ein im Dienste der Partei verwendbarer Mann. Lassen Sie mich wissen, ob Sie den in vierzehnTagen vakant wer denden Posten eines Medikal-Direk tors oder eine sogleich zu besetzende Assistenzarztstelle wünschen. Sie ha ben die Wahl." Die Taube auf demDackie verschmä hend, begnügte sich Dr. Wilde mit dem Sperling in der Hand, und ehe noch der erste Monat des "lücklich begonne nen Jahres vorüber war, reiste er auf Bundeskosten zur Botomac-Armee. Dort wurde er der Liebling des Regi lene Bumke sich einst auf Händen ge tragen wäbnte. Dort war er aber auch der Einzige, der zu schweigen wußte, wenn unter allgemeinem Bei fall vom „immer durstigen Krötenste cher" die Rede war. Von langer Dauer war seine seld ärztlich? Thätigkeit nicht, denn schon am 2. April fand sie mit den blutigen Kämpfen um Vetersbur"b und Rich mond ihren Abschluß. Acht Wochen später kam er mit sei nem zur Bewachung eines Rebellenge sängnisses kommandirten Regimente »ach Harts Island und nahm hier einen dreitägigen Urlaub, um die in der Nähe belegene Metropole schmerz lichen Angedenkens zu b^-^en. Wieder schlenderte er müßig durch die Straßen der Weltstadt, diesmal aber in prächtiger Offiziersuniform, zu der sein im Felde verwilderter Voll bart nicht passen wollte. Um ihn an's Messer zu liefern, betrat er einen neu eröffneten, durch seine glänzende Au ßenseite ihn anlockenden Barbiersalon und war nicht wenig erstaunt, in dem dort waltenden Herrn und Meister den „anderen deutschen Gelehrten", seinen ehemaligen Mitstrebenden Alois Run lel, wiederzufinden. Der erfreute sich zwar immer noch des Doktortitcls, aber mit nicht größerem Rechte, als feine vaterländischen Kollegen. Auch er sich selbst tröstend hinzu. „Mit'm schen." Dienste der Partei. L jerum! Der Kupferschmied sah eine Frau, Tie machte Gurten ein. Ojerum! Da schwoll die Nase noch viel mehr Und drannt' wie Höllengluth: Das lomml davon, wenn man die Nas' In Alles stehen thut! Ein Schlauberger. Hör« mal, August! Ich habe vorhin gesclin»«- gen, troßdem du mir böse Tinge ge wir beide jetzt allein sind, dak du diese Worte zurücknimmst Was denkst Du? Ich nehme niemals etwas zurückl Wirklich, nicht? Nein, nie! Kut da Beide sind glücklich. A.: Du siehst ja so vergnügt aus! B.: Ich habe auch Arund, ich habe mich eben mit Frl. Weber verlobt. Du siehst ja aber auch so vergnügt aus. wus hast Du denn? A.: Nu», ich habe auch Grund, denn Frl. Weber hat mir heut« Morgen meine» Verlobungsnng zu rückgejchickt! Empfehlung. Hausfrau (zu der stcUesuchenden Köchin»: „Selbst - fchasten an Fettleibigkeit oder am Echlagslusz gestorben sind?" Ungen i r t. ~, ~ Wir sind Pen mich ichon an!" Ja, wissen Sie. ich gebe gar nichts aus Eiiauettel-