Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 01, 1893, Page 6, Image 6

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    6 «I» Rthittften. Jour.
Ich war schon mehrere Tage in
London, hatte den Fürsten Krapotkin
genie mich erkundigt und den großen
alten Mann Aesehen, der Ken Home:
commentirt und die Jrländer befreien
will ich war in den nebelerfüllten
Straßen kreuz und quer umherge
schlichen ich hatte mich Sonntags
gelangweilt, Montags die Heilsarmee,
Dienstags die Verhaftung von Dieben
gesehen und war Mittwoch betäubt
und ermattet von dem Getöse des
Straßenlebens in mein Hotel gekom
men als Donnerstag des Abends
mein freundlicher Führer zu mir in's
Zimmer trat und mich anrief:
„Wollen Sie nicht mit mir zu
Stepniak gehen?"
„Stepniak?" erwiderte ich. «Wer
ist das?"
„Ah, ah, Sie ungebildetster aller
gebildeten Zeitgenossen Sie wissen
nicht, wer Stepniak ist? Sergius
Stepniak ist Russe, Nihilist er ist
sogar der hervorragendste aller noch
lebenden Nihilisten!"
„Also gut!" antwortete ich.
Und nach Einbruch der Dämme
rung machten wir uns auf die Reise
nach einem stillfriedlichen Vororte
Londons. An Ort und Stelle ange
langt, treten wir in ein freundliches
Häuschen.
Die Räume sind einfach, aber ge
schmackvoll eingerichtet. Nichts deutet
hilisten - Leaders Heim befinden, das
häufig „Eonspiratoren" empfängt.
Keine Flinte, kein Revolver, kein
Dolch, nichts auch, was wie eine Dy
namitbombe aussieht, ist zu bemerken.
Die Hausfrau, e?ne russische Jüdin,
waltet ruhig mit einer herzgewinnen
den, ausrichtigen Liebenswürdigkeit
ihres Amtes, der Hausherr hat für
jeden Gast ein freundlich' Wort.
Bald wird der unvermeidliche Thee
servirt; das Gespräch dreht sich um
Tagesereignisse und so könnte man
sich in eine recht spießbürgerliche Ge
sellschaft versetzt glauben, wenn nicht
die interessanten, fremdartigen Er
scheinungen hier Männer mit ge
bräunten Gesichtern und tiefschwar
zem Kopf- und Barthaar, dort einige
Damen mit gekürztem Kopfhaar in
etwas nachlässiger Toilette, da wieder
ein junger, blonder Mann mit einem
unhenniich alten Gesicht daran er
innerten, daß wir unter Revolutionä
ren weilen, die ein sehr bewegtes, ge
fahrvolles Leben hinter sich, vielleicht
begleiteten. Bald hatte man das All
rungen zu machen.
Ein blonder Russe führte lebhaft
das Wori. Er ist Specialist in Ge
stische Episoden. Welch' sonderbarer
Contrast ein lustiger Nihilist!
Er war Student im ersten Jahr
muth - Arznei aus Versehen eine
große Dosis Nelkenöl bekanntlich
ein sehr scharfes Präparat das in
sc>lck?er Quantität genossen, gefähr
liche Zustände hervorruft. Als der
„Arzt" feinen Irrthum gewahrte,
prächtig hat Dein Mittel gewirkt, Vä
b.'ei!"
Was ein russischer Magen Alles
rier Verbrechen verurtheilt sind) an
uns „Politische" heran und bat um
wilde Gaben.
„Ich hoffe," sagte er, „die Herr
schaften werden großmüthig sein;
ker!"
„Für den Henker? Was soll das
heißen?" fragten wir.
„Nun, die Herrschaften mögen er
fahren," erwiderte das Oberhaupt der
„Criminellen", „daß wir eine Partie
von „Vagabunden" mit uns haben.
Es sind dies Leute, die ohne Pässe
oder sonstige genügende Legitima
tionspapiere in Rußland aufgegriffen
werden und nach d,m Gesetze nach Si
birien verschickt wc.'den. Bevor sich
die „Vagabunden" dort niederlassen
dürfen, erhalten sie je dreißig Knuten
hiebe. Wenn man den Henker nicht
bestechen würde, so könnte es den ar
men Jungen schlecht ergehen. Schmie
ren wir den Henker nicht, dann wüthet
er. Wenn man ihm aber vor der Exe
mtion 16 bis 20 Rubel in die Hand
drückt, dann peitscht er nur in die
Luft."
waltigen kennen zu lernen, resp, in
aller Freundschaft und nicht in Aus
übung seiner Funktion. In Krasno-
Zunge. Er weihte uns in die compli
cirte Kunst des Knutens ein. Er be
handelt sein Instrument mit stau
nenswerther Virtuosität. Vor unse
ren Augen hieb er mit einem einzigen
Schlage ein Brett entzwei. Dann
knallte und fuchtelte er mit seiner
Knute ein kurzer Stiel mit Leder
strängen, an deren Enden Bleikugeln
befestigt sind ganz entsetzlich umher
ließ sie mit aller Wucht auf ein
Brett niedersausen und berührte es
dabei kaum. Nur an dem Ausblei
ben des Schalles beim Aufschlagen
der Bleikugeln auf das Brett konnte
kann der beim Knuten die Aufsicht
führende Officier getäuscht werden,
wenn anders derjenige, dem die Knu
tung zugedacht ist, Schmerzen zu
simuliren versteht.
Im Gemache herrschte Stille; die
zum ersten Male vernommen, daß in
Rußland noch die Knute in Anwen
dung gebracht wird.
wußte sich eine Scheere zu verschaffen,
die leider nur allzu stumpf war. In
mühseliger Arbeit gelang es ihr, in
der Nacht sich die Adern an der linken
Hand förmlich au> uifägen und so
man seinem Aeußern nach für einen
Italiener halten konnte. Es ist ein
kaukasischer Fürst. Mühsam ei
chenen Sätzen, ab und zu hält er inne
und preßt mit schmerzerfülltem Ge
sichtsausdruck die Finger an die
Schläfen. Daß er lodtkrank ist, da
ran läßt sich nicht zweifeln. Vor drei
Jahren war er kraftstrotzender
kürzlich entlassen wo.den ist.
„Ach, 's ist in F;-!Nkreich nicht bes
ser, als in Rußland!" erzählt der
Kaukasier mit Hobler Stimme. „Wir
durften als Gefangene der französi
schen Republik wohl spazieren gehen.
Eine Stunde täglich. Wir wurden in
der Zelle und dann während des Spa
zierganges nichts als die Galgengesich
ter unserer Peiniger, der Ausseher, er
schauen zu können! Das sind brutale
Gesellen, nicht besser als der Henker
von Krasnojarsk. Sie benützten sehr
häufig das Maske>itragen als will
kommenen Vorwand zu allerlei Grau
samkeiten. Jeden Augenblick stürzte
einer von ihnen aus den Einen oder
ler Faust auf die Maske los, als hätte
man den Versuch gemacht, die Maske
zu lüften. Man schwieg, man dul
dete. Auch ich. Mein Gott, was
wollte man thun ? Eines Tages
terlich !"
Der unglückliche jungeMann schau
erte zusammen und brach seine Erzäh
lung ab. So neugierig wir auch auf
die Schilderung der Correction wa
ren, unterließen wir es doch, den Er
zähler darum zu bitten, als wir sahen,
wie mächtig ihn die Erinnerung er-
schüttelte. Bald darauf verabschiedete
man sich in sehr trüber Stimmung.
Ein Nihilisten - Jour ist eben nicht
heiter.
London, im Juni 1893.
Man mag cS, abgesehen vom wissen
schaftlichen Interesse, recht sinnreich
finden, daß auf einer Weltausstellung
auch die „Vergänglichkeit alles Jrdi>
schen" ausgestellt wird, wenigstens
alles glänzenden Menschenwerkes. Je
denfalls ist der antike Friedhof im
anthropologischen Gebäude der Chica
goer Weltausstellung das wegen der
ungünstigen Umgebung und des ge
lehrten Anstriches nicht so viel Zu
svruch findet, wie es verdiente sehr
sehenswerth für Jedermann, dessen
Denken und Sinnen überhaupt jemals
über den flüchtigen Augenblick hinaus
geht.
Am stärksten in dieser Todtenstadt
ist Südamerika, und darunter wieder
die westliche Küste desselben, vertreten,
und gerade hierdurch thut sich diese
Ausstellung besonders hervor. Ist
doch der alte Friedhof von Ancon in
Peru, 23 Meilen von Lima, einer der
sen. Der Superintendent der archär
logischen Abtheilung, George A. Dor
sel), hat 16 Monate lang in den süd-
Ancon, und neben ihnen erblickt man
die Töpferei-Arbeiten, Geräthe, Waf
fen und getreu wiedergegebene' Nah
auf ihrer langen Reise erhalten soll»
ten.
E-, ist schier ein Wunder zu nennen,
daß diese- Ausstellung so vollständig
werden konnte. Schon von der fpa
liguienjäger und Grabschänder viel in
Ancon zu schaffen. Während des
Krieges zwischen Chile und Peru in,
Jahre 1879 campirten 2000 chilenische
Soldaten in der Nähe von Ancon, und
sie rissen fast täglich Hunderte von
Gräbern auf, blos zu dem Zweck, die
schmettern. Drei Meilen weit über
das Wüstengebiet hin sind dortherum
Schädel. Knochen, Kleidungsstücke und
Gefäße zerstreut.
Obwohl sich nicht einmal die Zeit
mehr feststellen läßt, in welcher das be
treffende Geschlecht gelebt hat, lie
fern die Gräber genügenden Beweis
dafür, daß wir es hier mit einem sehr
betriebsamen Volke zu thun haben,
welches zugleich die Jagd liebte, ein
ziemlich ausgebildetes Religionssyftem
hatte und dem Vergnügen der Kin
derwelt nicht geringe Aufmerksamkeit
widmete. Wir lernen auf der Aus
stellung nicht nur die Begräbnißge
bräuche dieser vorgeschichtlichen Perua
ner, sondern auch ihre Fortschritte in
der Kleider-, Töpfereiartikel- und
Massenfabrikation kennen.
gleichen Zeit beerdigt worden zu
sein scheinen. Sollte auch dort der
schaurige Brauch bestanden haben,
punkte für eine solche Theorie finden,
welche übrigens noch nicht einmal aus
reichend wäre zur Erklärung dieser all
gemeinen Erscheinung. Einstweilen
ist Hr. Dorsel, zu dem Schluß gelangt,
irgend eine große Seuche gefüllt wor
den seien, welche sehr viele Familien
völlig dahingerafft habe. (Es ist da
her bacillenfürchtigen Besu
cher» zu rathen, sich nicht zu nahe ai>
diese Ausstellung heranzuwagen,
denn wer weih, zu welcher Niedertracht
so «in südlicher Bacillus oder seine
Nachkommen selbst nach Jahrtausenden
noch sähig sind?)
Bei Bereitung dieser Gräber wurde
der Sand von der Oberfläche abge
schöpft, und dann wurde in dem festen
Tiefe zwischen 6 u. 20 Fuß schwanlte.
In dieses wurden die Leichen nebst
Zubehör gelegt. Niemals befeuchtet
! ein Regen die Oberfläche von :>lncon.
Der Kies enthält Mengen Salz
runas-Hluiduin worden wa
ren.
Die Arme wurden dicht über d!t
Brust gefaltet, und die Beine fast stets
heraufgezogen, bis die Knie beinahe
das Kinn des Todten berührten; dann
wurde die Leiche in Tuch geschlagen
und Pal gestellt. Mann und Weib
Söckchen mit Medicinen hängen, sowie
Täfclchen mit hie:oglyphischen In
schriften. welche die Wissenschaft wahr
falschen Kopf auszusetzen, dessen
Haupttheil ein mit Stroh gefülltes
Säckchen war, währcnd die Augen aus
ten, sei es, um ihnen ein kriegerisches
Aussehen zu geben, sei es auch blos
des Schmuckes halber.
?coch eine Menge anderer Grab»
Reliquien enthält diese merkwürdige
Ausstellung, darunter allerlei Obst,
getrocknete Fische, Meerkrabben u.s.w.
' Aus Gräbern der kleinen, gegenwär.
tig unbewohnten Insel La Plata,
etwa SV Meilen von der Küste vor,
Ecuador entfernt, sind Geräthe,
Kriegskeulen, Scepter, holzgeschnitztc
Bilder, sowie solche lusGold und Sil
ber und sehr vollendete Tövfereiwaa
ren ausgestellt.
Die nordchilenisch' Stadt Jqnique,
welche ganz und gar auf einem alter
thümlichen Friedhof erbaut wurde, ist
ebenfalls durch interessante Grab-
Reliquien, darunter auch Modelle voi.
Booten und Rudern, vertreten.
Ein Theil dieser Sammlungen aus
südamerikanischen Staaten soll der
Weltausstellungssta!,t nach Schluß
der Ausstellung dauernd erhalten blei
ben, namentlich sämmtliche peruanische
Sachen.
Kasernhvfblüthen.
Feldwebel «zum Rekruten, der
krumme Beine hat): „Nicht mit Ihrem
rechten, sondern mit Ihrem linken
Türkensäbel müssen Sie antreten!"
Unteroffizier lzu einem Soldaten
beim Essen Austheilen): „Nu. Sie
machen ja gerade ein Gesicht wie die
Benus von Milo. sie in den fauren
Apfel aus Paris beixen sollte!"
Die Hauptperson. Bei
der Hedeseier eines Hauses hält der
Maurerpolier folgende Ansprache an
janze Menge, die können et, aber sie
verstehen et nich dct seid Ihr, die
Ardeuer; und schließlich jibt es noch
Eenen, der versteht et und er kann et
voch det bin ick. der Herr Maurer»
polier!"
„Sie müssen einmal aus dem ewi
gen Einerlei heraus," sagte mein
Freund, der Doctor. „Gehen Sie
auf's Land, machen Sie eine Kur
Auf's Land? Nein. Marienbad?
Wasser? Nein. Und doch eine Kur!
wich für eine Kur im Hofbräuhause zu
München. Die Luft ist dort vorzüg
lich, im Hofe nämlich; liebenswürdige
Nacht. Es ist auch von Wichtigkeit
heblichen Widerstand, ist sofort platt-
seiner edlen Gestalt sich erhob. Was
Halbcoupe mit Glasscheiben sitzt. !
Man hat ja auch den Stefansthurm s
schon oft gesehen doch jedes- >
Wohlbehagen, und ich lobe mir die
Bayern, daß sie ihnen die Gestalt von
Humpen gegeben haben. Früher habe
ich mir oft gedacht, wenn ich als Früh
voll haben könnte! Wie würde ich da
den Deckel aufschlagen und so einen
Thurm an den Mund setzen und seinen
Inhalt langsam durch die Gurgel rin
nen lassen! Ja, das war früher; jetzt
bin ich weit genügsamer. Der Mensch
veredelt sich mit der Zeit, er hält Maß
in allen Dingen und ein Maßkrug hält
auch einen guten Schluck.
Wenn der Eilzug die Stadt in wei»
Hauptbähnhof nähert, da sieht man sie
schon, die lieben Keller; da ist der
Hackerbräu, Pschorr, Franziskaner und
wie sie alle heißen, und man begrüßt
sie etwa wie, wenn man einmal wieder
nach Marienbad kommt, den Ferdi
nandsbrunnen, den Kreuzbrunnen und
die Waldquelle. Auf einem der Kel
ler sind im schwarzen Schatten dicht
belaubter Kastanien helle Gestalten zu
sehen, von denen jede einen grauen
Punkt vor sich auf dem Tische hat:
Studenten mit Maßkrügen. Sie blik
ken eine Weile nach dem langsam rol
lenden Zug, der über die Wechsel klirrt,
herüber und trinken dann Weiler. Sie
trinken vielleicht so lange, bis ihr Bild
niß, dick und fett, in die „Fliegenden
Wenn man in München schönes
Wetter trefft, ist es dort ganz reizend,
namentlich nach Sonnenuntergang,
sobald die Maßlrüge ihre Hauptwan
derung antreten. Man sieht sie wohl
den ganzen Tag, aber doch nur verein
zelt, am Abend dagegen in ganzen
Schwärinen. Ueberall begegnet man
Mädchen und selbst Kindern, die, den
araucn Krug mit dem zinnernen
Klappdeckel in der Hand, über die
Oii'ie ge>«n. In der Nähe des Hof
bräuhauses ist das Gewimmel am
größten. Dahin lenkte auch ich mei
nen Schritt, denn ich wollte die Kur
sofort beginnen. Durch das große
Thor kam ich auf den Hof. Er ist et
was verschönert; das Gatterwerk, durch
das früher der Malzdunst strich, ist
nicht mehr da, statt seiner eine feste
Wand mit Arkaden. Dort saßen an
vielen langen Tischen auf dopelt so vie
knackende, käseschveidende Leute mit
dem Maßkrug vor sich. Wenn ich
dort hätte Platz nehmen mögen, hätte
so stramme Hosen darüber, daß es aus
sah, als seien sie mit der Bank verwach
sen und wollten sich nimmer von ihr
Abfällen und von nassen Ringen be
deckt. Im offenen Hßfe war eS auch
voll von Menschen. Sie hatten ihre
ja selbst auf die Pflastersteine gesetzt.
in den; langen niedrigen Saal; es wa
> ren wenigstens doppelt so viele Leute
mgegen als unter den Arkaden und sie
I zeigten sich ebenso mannigfaltig geklei
kdet. Naß war es auch überall; im
Teiche von Bethesda, konnte es nicht
nasser und voller von Kurgästen gewe
sen sein. Dämmerung und Dunst er
füllten den Raum. Ich ging hinaus
in's Freie und dabei litt ich die Qua
len des Tantalus, als mir immerwäh
rend die vollen Maßkrüge an der Nase
zorbeigetragen wurden. Betrübt ver
! Als ich nun draußen stand und zu
erst rechts nach dem„Orlando diLasso",
dann links nach der „Regensburger
Wurstküche" hinübcrblicktc, wo ich frü
her so manchen Trost gesunden hatte,
sah ich zu meinem Erstaunen ein wun
derschönes Wirthshaus vor mir, eine
neue Filiale des Hofbräuhauses.
räum that sich vor mir auf; die Wände
braun getäfelt, die Fenster mit Glas
malereien verziert, die kassettirte Decke
oon vornehmen Säulen getragen, Di
oans längs der Wand, Alles großartig
und stylvoll im elektrischen Licht. Mir
war zu Muthe, wie den Kindern im
Walde, wenn sie in das hellerleuchtete
fem vornehmen Saal.
Jetzt haben sie inMünchen noch meh
rere solcher Räume, die an stylvoller
Ausstattung ihresgleichen suchen. Da
rinnen ist aber die Bedienung wie in
jedem anderen bayrischen Wirthshause.
Die Kellnerinnen dort find ja wahre
Muster an Flinkheit und Umsicht, und
wenn sie auch in Frage und Antwort
kurz sind, lassen sie Artigkeit nicht ver
missen. Rasch kommen sie daher, und
steht der Deckel offen, heißt es: „Wol
zurück. Stark sind sie wie die Mög
lichkeit; sechs volle Maßkrüge tragen
sie in jeder Hand und hakten noch drei
Saal. Das soll einmal Jemand ver
suchen. Ich habe in meinem Leben
schon von mancher Jungfrau einen
reich Bayern in Kriegsnoth einige Re
gimenter zu Pferd aus seinen Kellne
rinnen bilden möchte, diese
zögernd und etwas betrübt. Eine
Kur hatte ich im Hosbräuhause halten
wollen, aber dieses hatte mich oon sich
gelangen. Er ist auch ein alter Be
kannter von mir. Die Wirthsstube ist
dunkel und schmucklos, aber ein kerni
ger Trunk wird Einem dort vorgesetzt.
Christine, die Kellnerin, besorgte dies
in ihrer flinken Weife. Sie kann i'uch
Weiß Gott, ich habe das kraftvolle und
liebsten mit München vertauschen.
Eine ganze Diebes
bande stand lürzlich vor dein Militär-
Sergeant Karl Klotz, Schuhmacher aus
Impflingen <B-A. Landau», der
zu 3V Centn» insgesammt 90
Centner im Durchschnittspreise von
>i bis 9 Mark per Centner. Dabei be
nutzten sie Militär-Fuhrwerk und ließen
menls-lioinmandeur gerichtetes Schrei
ben auf. Tie drei Soldaten erhielten
neben Degradation je sechs Monaie
Töpfer freigesprochen wurde.
Gewissenhaft. Fräu
lein: „Seh n Sie, ich würde niemals
einen Man» hcirathen, dcr mich nur
des Geldes halber nähme!" Herr:
,Na. Nai' Fräulety: „Nein, weii
ich ihn betrügen müßte, ich habe ja
ieiils!"
Der „Vater »er Mörder".
Der „Vater der Mörder" —das ist
Barre bat die Frau Gillet, ihm Milch
sie die Milch in ein Gefäß gießen
wollte, versetzte ihr Barre zwei heftige
Hammerschläge aus den Kopf, wäh-
Tode das Blut nicht so reichlich fließt.
Juli 1878 zum Tode verurtheilt wur-
März l 879, hatte der Chef der Siche
rweife fand man auch jetzt wieder eine
Uhr in seiner Tasche, die er gestohlen
hatte. Der Verbrecher, der dem Chef
namen „Vater der Mörder" zab, nar
October 1877 hingerichtet wurde. Er
wollte auf der Guillotine eine An
zu: „Das ist der bravste 'Mensch der
Welt!" In seiner Zelle im Gefängniß
La Grande Roquette hatte er -in ver
siegeltes Papier hinterlassen, welckes
erst nach seiner Hinrichtung geöffnet
werden sollte. Das Papier enthielt
die Worte: „Laßt den Henkerßsch ver
haften, dieser Mensch mißfällt mir
mehr als irgend Jemand; was den
Herrn Jacob anbetrifft, so verehre ich
ihn —er ist der „Vater der Mörder!"
Aus Graz wird' berich
tet, daß sich ein Kreis von Freunden
und Verehrern P. K. Roseggers zniain»
menge unden hat, um anläßlich dessen
fünfzigsten Geburtstages ein große»
steierisches Nalionalsest zu veranstalten.
Zum Festplatze ist eine in der Nähe von
Mllrzzuschiag malerisch gelegene Hoch
fläche auserschen. Ein Comiie in Graz
hat die Herausgabe einer prachtvoll
ausgestatteten Festschrist in die Hand
genommen, in dcr alier bedeutenden
Landslenie uud Persönlichteilen, die
aus den Lebenslauf Roseggeis Einfluß
genommen haben, gedacht werden wird.
Roseggerist am 31. Juli >B-13 in Al
pel bei Krieglach geboren, beging somit
am 31. Juli feinen funfügsten Ge
burtstag: als Festtag ist jedoch der 13.
August in Aufsicht genommen.
Getäuschte Erwartung.
Schmidt <in ein Eisenbahn - Coupe
steigend, w« Schulze allein sitzt): „Ah,
Morgen, mein lieber Herr Schulze.
Rauchen Sie?" Schulze ssreudigj:
„O, gewiß." Schmidt >aussteigen!>:
„Dann will ich mich doch lieber in ei,»
Nichtranchcr-Coupe setzen."
Nur Nobel. »Dieser
Schmuck kostet 250 Mark, Herr B-iron
bei Baarzahlung aber nur 23V
Marl!" „Glauben Sie, mir liegt an
lumpigen 20 Mark eiwasi' Ich
bleib' ihn schuldig!"
Vielversprechender An
sang. Patient: „Darf ich nun wie
der ein Glas Bier trinken?" Arzt:
.Vorläufig wenigstensWafser aus dem
Bierglas!"