6 Bekanntlich ist seit dem 1. Juli der Verkauf von Spirituosen in Süd- Carolina Staatsmonopol. Er ist ungefähr nach dem „Gothenburger System" geregelt, und da dieser Ver such bis jetzt der erste seiner Art in den Ver. Staaten ist, so lohnt es sich, seine Durchführung und seine Erfolge oder Mißerfolge etwas näher in Au genschein zu nehmen. ! Die große „StaatS-Dispensary" fliegt an der Main Str. in Columbia, inur wenige Schritte von dem StaatS icapitol. Sie ist tligiich 12 Stunden in Betrieb und liefert durchschnittlich i 12,000 bis 15,000 Gallonen Whisty Arten sowie „Gist" und anderer Spirituosen pro Tag. Abge sehen von einem kleinen Büreau für Die Eifenbahn-Commissiire und für Kie landwirthschaftliche Zeitschrift >,Eotton Plant", ist das Gebäude auS ffchließlich dem Staats-Spirituosen- Heschäft gewidmet Z>. H. Traxler, SpirrNwseii-CommMr. Das Erdgeschoß dient als Lager raum für die eintreffenden Spirituo sen, welch- auf ihre Reinheit streng Pullen, und zum Etikettiren. Etwa LV Männer und Jungen 'find im „Bottling Department" beschäftigt. Die Sp'.rituosenfässer werden oben je 15,000 Gallonen halten. Am Bo den jedes dieser Bottich« ist eine O«sf nung, durch welche die Spirituosen in die Flaschenabziehungs-Mafchine flie ßen. Von letzterer gehen sechs Rohre aus, durch welche der Stoff in die Pullen gelangt. Das geschieht selbst- Pulle bis zum Hals gefüllt ist, setzt der Strom von selbst aus. Bes dieser Arbeit, wie beim Zustöpseln der Fla schen, werden fast nur Jungen im Alter von 15 bis 1/ Jahren verwen det. Die Stöpsel kerden einem Hiiinmerchen in die Flaschen geschla gen. Es ist zwar auch eine Maschine dafür vorhanden, dje «ber nur für langhalsig» Flaschen zu brauchen ist. Die verstöpselten Flaschen Nxrden nach dem Verfiegewngs- und Etiket tinmgStisch gebracht. Hier sind Stempel des Commissärs darauf, welcher die Worte enthält: „D.'H. Traxler, Spirituosen - Andere Angestellte kleben dann die Etikette aus, welche, je nach dem Grade des Whiskys, oben einen oder mehrere Sterne aufweist. Nicht weit davon beflnoet sich da> Verpackung? - Departement. Jede Flasche wird in dickes Packpapier ein geschlagen, und eichene Fässer, in de nen sich auch Sägemehl oder Hobel spähne befinden, nehmen sieben bis zehn Dutzend solcher Flaschen auf. Auf den Fässern muß der Inhalt und sein; auch muß sich die Bescheinigung des CommissärS, daß sie für eine be stimmte County-Berkaufsstelle config nirt sind, darauf befinden. Ohne diese Bescheinigung dürfen keine Ei senbahnen im Staate Spirituosen be fördern. Die Angestellten werden sehr bescheiden bezahlt. , . Von Interesse ist noch das Proben» und gewaschen. Es ist etwas früh, über das Ergeb niß dieses Systems ein Urtheil zu fällen. Indeß küßt sich Folgendes lauter „grüne" Leute in diesem Dienst beschäftigt sind —denn es wurde Nie mand angestellt, der vorher mit einem Spirituosengeschäft in Verbindung ge standen hatte —so „arbeitet" dieses System ganz vorzüglich. Es ist stets mehr Stoff vorluden, als bestellt wird. Nur darf man sich von der Nachfrage keine übertriebene Vorstel lung machen. Denn die verbotene Concurrenz von Privat-Spirituofen dauert noch immer schwungvoll, fort, und bisher ist kein ernstlicher Versuch gemacht worden, dagegen einzuschrei kn. Auch ist daß Temperenzler-Ele ment, gegenüber welchen diese Einrich tung ein Zugestiindniß sein sollte, durchaus nicht von derselben begei stert. Unter solchen Umständen muß die Zukunft des Unternehmens als eine recht zweifelhafte bezeichnet wer den. O«««»» ?«rf» i. Ein Wiener Blatt erzählt von dem Großmogul Jahangir, der im Jahre 1616 den Einfall hatte, verkünden zu lassen: er wünsche, daß die Damen seiner Residenz Edelsteine auf den Neroze-Markt bringen sollten, und er würden. Sein Wunsch war Befehl, an. Ihm folgend, wurde fein Sohn, der schmucke Prinz Khurrum, alsbald durch die exquisite Schönheit der Gat tin Jemal Khans, Namens Arjemund Bann, angezogen, und et fragte sie, was sie zu verkaufen habe? Sie antwortete prompt, daß sie nur einen großen Diamanten besitze und der Preis desselben sehr hoch sei; und als der Prinz ihn zu sehen und den Preis zu wissen wünschte, zeigte sie ihm ein Stück feinen und durchsichtigen eines Diamanten erinnerte, und be merkte mit schalkhaftem Lächeln, das Kleinod sei 100, Rupien (Gulden) werth. Der Prinz zahlte sofort den Preis und ließ sich mit ihr in eine Konversation ein, durch welche ihr Geist und ihr Witz alle seine Sinne so vollends berückt?, daß er sie schließlich in seinen Palast sie zwei bis drei Tazv'veiweilte. Merkwürdiger weise wurde he bei ihrer Heimkunft von ihrem Gemahl nicht so gut em pfangen, als st« gewünscht, und als sie darüber heim Prinzen Klage führte, suchte er ihrem gekrankten Gefühl Ge nugthuung zu verschaffen, indem er be fahl, daß Jemal Khan im Elevhanten hofe von einem der Thiere zu Tode ge glücklichen Ehegespons des flatterhaften Dämchens wurde das Glück zu Theil, yo» seiner Hinrichtung den Prinzen sprechen zu dürfen und ihn zu überzeu gen, daß er, Jemal Khan, keineswegs über die ihr widerfahrene Gunst em- Prunkgewand und das Kommando ei nes Reiterkorps von fünftausendMann zu geben und ih^ überdies der hiius- Ncuvermählüng zu überheben. Gekritnkt. Eine Dame gibt liniin Sonn«vbiNid«r mildlhiilig einen Äroschm Sie sich nicht der sich sor'n Irischen bedrinten kan»?" Gerade die Frauen/ dn b« Hren Minxev vurch Weinen > Alle« erzielen, werden weine», wenn ibnen der HHann »mmol wirklich V.'ranlckfjung dazu gibt. Eigenthümlich, wie Alles, was Ja pan in Chicago zur Schau gestellt hat, ist auch seine Ausstellung im Kunstpa last. Der gewöhnliche Besucher, wel cher die japanische Kunst im Wesent lichen nur aus den bemalten Fächern und einige» weitverbereitete», meist armseligen Nachahnungen lennt, dürste hier Neues und Eigenartiges in Hülle und Fülle entdecken. Er möge nur seinen Besuch der japanischen Kunst ausstellung nicht auf den Tag verle gen, an welchem er der österreichischen, deutschen und holländischen Kunst seine Aufwartung macht, sonst gelangt er ganz bestimmt nicht mehr nach Ja pan oder findet doch keine Zeit, über den merkwürdigen holzgeschnitzten fünfstöckigen Padodenthurm am Ein gang hinauszukommen Nische au« der japanischen AunstauSstellung. Die heutige japanische Civilisation ist ja grSßtentheils noch so neu, daß man sozusagen die Schneiderfalten herausbügeln muß, und eine vefent lich nachahnende. Eine entschiedene Ausnahme hiervon bildet aber gerade die Kunst, weiche viele Jahrhunderte »lt und höchst originell ist. Sehr hoch gediehen ist in Japan bekanntlich die Decorationskunft, besonders was die innere Ausschmückung der Wohnräume anbelangt, und da dieselbe auch hier auf das Reichste vertreten ist, so ist eS kein Wunder, daß die japanische Kunst ausstellung einen großen Theil der Da menwelt länger fesselt, als die gedie gensten Gemälde- und Sculptursamm lungen europäische Länder. Japanisch»; au» Holz geschnitzt. Viele Räthsel gibt diese Ausstellung den Besuchern auf. An vielen der Bildern kann man bei flüchtigem Blick nicht einmal erkennen, ob sie gemalt, oder gewoben, oder gestickt sind! Im ersten Zimmer fällt uns vor Allem ein großes gelvobenes Bild auf: „Die Fest processisn", welche 368 Gestalten und Gesichter zeigt und nahezu ein Halb hundert verschiedener Costüme enthält; das eigentliche Bild (abgesehen von dem Rand) ist nur in einem einzigen Stück gewoben und ein unvergleichliches Mei sterwerk. Bei allen den Bild«rn muß sich unsereins sagen: Ewe Kunst, wie ich sie mir bisher vorgestellt hab«, ist das zwar nicht, ab«r «s ist nichtsdesto weniger Ku n st! Die Bilder aus dem Thierleben zeichnen sich durch mehr küh ne, als sehr naturtreue Auffassung aus, und mit einfachen Mitteln wird ein großer Effect erreicht. Eines der merkwürdigsten Beispiele dieser Art ist ein Bild, welches einen Kampf zwischen einer Krähe und einem Geier in der Luft darstellt; ein zweiter Geier sieht von einem blattlosen Baumaste aus diesem Schauspiel mit sichtlicher Span nung zu. Noch bezeichnender für die japanische Kunst ist eine Menschen- Schlachtstene, die man nur bei eigenem Beschauen würdigen kann. Unter den Landschaftsbildern sielt eins der schön sten einen hohen Berg dar, dessen schneegekrönter Gipfel über die Wölken emporragt. Der Künstl«r, welcher das benachbarte Tigerbild geschaffen hat, ist über dem Malen von Tigern schließlich wahnfinnig geworden! Elfenbeinschnitzereien find einige der werthvollsten Raritäten, die je auf eine Ausstellung gekommen sind. Bo» den übrigen Merkwürdigkeiten seien nur noch die kunstvollen, die besten Bilder blühenden Pfirsichbaum zeigt. Gedanken-Association. A.: „Es ist eine bekannte Thatsach«, da« die Gedanken don Eheleuten sich in B.: „Das stimmt auch; so denkt meine Frau zum Beispiel jetzt, was sie mir sagen soll, wenn ich so spat nach Hause komme, na, dasselbe denke ich auch!" Schmeichelbast. Gigerl (im kircus): „Sagen Sie mal, müssen Sie sich den» solch duiiimes Gesicht ma len?"— kloivn: „Jawohl! Freilich, wenn ich Ihr Gesicht hätte, könnte ich mir das Bemalen sparen." Zeitgemäße Annonce. Ein Junggeselle wünscht ein Veiociped zu kaufen. Ehe nicht au»geschl»ssen. .Leugne es nicht, Liebling, Dein Gesichtchen straft Dich Lügen —Du lichen Kops an der Schulter ihres Mannes. Er drückt einen leichten Kuß aus ihr seidenweiches Haar. „Schweigen ist auch ein Einge ständniß, Evchen. Der Postbote hat Dir mit Mamas Brief Schrecken ein geflöht, nicht wahr?" Sie richtet sich empor. .Ach sei nicht bös«, H«rzensmax! Et ist neben der Freud«, Deine liehe Mama in un serm Heim begrüßen zu dürfen, nur die große Achtung, die ich vor ihr em pfinde, die mich ein wenig ängstlich macht, und das Gefühl meiner eigenen —ja Max, meiner Unzulänglichkeit." „Und glaubst Du, meine Mutter sei so engherzig, Dir, dem „Wildfang", von welchem sie nur w«iß, daß er daS Lebensglück ihres einzigen SohneS ausmacht, nicht die Stelle und Rechte einer Tochter einzuräumen? Ich bitte Dich dringend: Komm' ihr ohne Scheu als ihr Kind, das Du nun bist, entgegen! Sie wird bald inne werden, daß auch aus 18jährige» Wildfängen prächtige kleine Hausfrauen und so gar vorzügliche Köchinnen werden Evas liebliches Kindergesicht er glüht vor freudigem Eifer. „So laß mich los, Max. Ich mnß noch ein mal die ganze Wohnung mustern, vor Allem das Fremdenzimmer." „Aber mein Arbeitsstllbchen laß mich hübsch in Ruhe, Herz!" Sie wirft ihm noch eine Kußhand zu und einteilt. Das junge Paar ist erst seit drei Wochen von seiner Hochzeitsreise in die kleine Kreisstadt eingekehrt, wo der Amtsrichter Malhof seine erste Anstellung gefunden hat, uud be wohnt hier, da es neben dem Gehalt über einen bedeutenden Zuschuß auS Prwatinjtteln verfügt, eine allerliebste kleine Villa, die innen und außen ei nem Schmuckkästchen gleicht. Heute Abend soll die Mutter des jungen Ehemannes, die venvittwete Frau Rittergutsbestder Maihos zu einem mehrwöchigen Besuch« eintref fen, und mit lebhaftem Herzklopsen empfängt Eva die trotz alledem heim lich gefürchtet? Schwiegermanm. Frau Maihof die ältere ist eine hohe Gestalt von gebietender Haltung. Der Blick ihrer großen, dunklen Au gen hat etwas durchdringendes, man merkt ihm an, daß er scharf zu beob achten versteht. Eva staunt, wie we nig an das nahende Alter Gemah nende' diese Frauengestatt in dem nach neuestem Geschmack gearbeiteten und tadellos fitzenden schwarzen At laskleide hat. Auf dem braunen Wellenscheitel ist ein schwarzer Spit zenschleier mit Brillantnadeln leicht und gefällig befestigt; Niemand sieht es diesem immer noch schönen Frauen topfe an, daß seine Trägerin an der Schwelle der Fünfziger steht. Alles an ihr ist Anstand und Würde, jedes ihrer Worte treffend und geistvoll, i Die junge Frau hat neben ihr ein ähnliches Gefühl, wie sie als Schüle rin hatte, wenn sie der verehrtin und gefürchteten Anstaltslehrerin gegen über sich befand. Fast möchte sie ihr deswegen heimlich grollen und trotzen, aber die unnahbar scheinende Frau ist doch auch wieder hinreißend liebens würdig x:gen ihr Schwiegertöchter chen; sie kann eS nicht leugnen. Und als sich die Dame »ach dem anregend verplauderten Theestündchen aus ihr Zimmer zurückgezogen hat, rklärt Eva ihrem Manne, daß sie sür seine Mutter schwärme. Dann drückt sie auch ihre Bewunderung über das vor trefflich bewahrte Aeußere der Ma- Frau Maihof Mutter hat in be friedigter Stimmung das behaglich eingerichtete Fremdenzimmer im e-rsten Stock betreten. „Sie macht sich wirt lich recht nett, die Kleine!" denkt sie anerkennend mit Bezug auf ihre Schwiegertochter. Einen dustenden Rosenstrauß, den diese im Garten sür sie gepflückt, setzt sie in's Nebenzim mer, um während der Nacht nicht dy> Duft einathmen zu müssen. Aus dem Nachttischchen brennt ein Armleuchter. Frau Maihof entkleidet sich ohn« Hil fe; sie hat sich dabei niemals von einer Zofe bedienen lassen. Als sie d«S Licht gelöscht hat, tritt sie im Däm merscheine des SommerabendS noch vorhin zwei Gläser mit Wasser neben einander stehen sah. In eins dersel ben läßt sie schnell einen Gegenstand gleiten, worauf sie das einladend« ding zwischen Kammerjungfer und Stubenmädchen vorstellt, gestört. Lina will ihre Hilfe beim Äuslleiden anbieten, sieht aber die Arbeit schon beendet. „Soll ich der gnädigen Frau nicht nie bei Licht. Gute Nacht!" „Wünsche der gnädigen Frau eine angenehme Ruhe!" Frau Maihof Mutter schläft aus gezeichnet. Ihr Schlaf ist ein so fe ster, daß er durch den Eintritt Linas am nächsten frühen Morgen nicht un terbrochen wird. Dies« ist leise ge kommen, um die Stiefelchen des Ga stes Zu holen, waS sie gestern Abend ' d Blick fällt auch auf die Kommod«,'wo die beiden Gläser nebeneinander ste> hen. Plötzlich schlägt sie die Hände zu sammen l-.nd unterdrückt nur müh, fem» «inen Aufschrei. Da» eine der beiden Gläser stellt nämlich ein Nacht lämpchen dar. indem iiber dem Was ser sich eine Schicht Brennöl ausbrei tet, in die, auf einem Korkschwimmer gesteckt, der kleine Docht eintaucht. Auf dem Grunde des Glases liegt ein Etwas, das Lina aus eigener Praxis bekannt ist, ein Guttapercha- Gaumen, der an seinen beiden Enden etliche künstliche Zähne aufweist. Lina fischt mittelst ihres Haar pfeils das Kunstwerk aus der Tiefe des Nachtläinpchens heraus; alsdann läßt sie es in das daneben stehende Glas mit reinem Wasser fallen. >So," sagt sie, „da merkt sie es gar nicht. Der Geschmack des Brennöls wässert sicher aus, bis sie das Ding wieder gebraucht." Sehr befriedigt Über ihr Rettungs werk verlätzt Lina unbemerkt, wie sie gekommen, das Zimmer. Bald darauf erhebt sich Frau Rit tergutsbesitzer Maihof, eine Frühauf steherin aus Sew»hnheit, kleidet sich rasch an und begibt sich dann hinab in's Frllhslllckszimmer, wo das junge Paar bereits mit dem Morgenkaffee aus sie wartet. Nach den üblichen BegrüßungS worten erklärt der junge Mann ver gnügt: „Heute wirst Du auch die Sorge los, liebste Mama, daß ich mein Lieblingsgetränk nicht so zube reitet erhalte, wie ich's von Deiner Hand gewohnt bin. Eva ist Meiste rin in der Kaffeebereitung, die sie stets eigenhändig besorgt. Du wirst Dich sogleich überzeugen." Die Angeredete nickt der freudig er rathenden jungen Frau mit liehens würdigem Lächeln zu und lätzt sich von ihr eine Tasse lieblich duftenden Mokkas eingießen. „Nun?" fragt stolz herausfordernd der Sohn, als feine Mutter vorsichtig prüfend gekostet hat. Das Lächeln der Gnädigen erhält etwas Gezwungenes. Sie setzt die > feine, chinesische Schale mit großer Erregung auf den Tisch zurück. „Großartig, Mama!" rühmt Max. „Nur mit Deinem Karlsbader zu ver gleichen!" In der That" erwidert zö gernd die Mutter. Eva blickt mit auffallend großen Augen zu ihr hinüber. „Aber, Mama!" ruft der S«hn er schrocken, „Di machst ein Gesicht, als habest Du Tinte getrunken und nicht einen wahrhaft ambrosischen Mokka! Nein —so ungerecht bist Du nicht. Prüfe noch einmal. Mama, und sage . mir dann Deine aufrichtige Meinung!" Mit sichtlicher Ueberwindung greift die Schwiegermutter nochmals zur Tasse, Sie nimmt einen langen Schluck, schüttelt sich aber darnach, als habe sie Leberthran getrunken und schiebt mit größter Entschiedenheit die Schale weit von sich fort. Das war «ine entrüstete Ablehnung, dieses .Ge tränkes". Aus Evas reizendem Gesicht wechseln Nöthe und Blässe wie Schlagschatten, ihre großen Kinderaugrn sehen nun böse, ganz böse auf die Schwiegermut ter. Keine Spur mehr von Scheu lind Respekt. Das Autoritätsgesühl verleugnet sich, indem sie denkt: „Ich hatte doch Recht mit meiner Ahnung. Alle Schwiegermütter sind gleich! Nicht umsonst verlästert sie der Volks „Bist Du unwohl, Mama?" fragt der Sohn mit seltsam verhaltener Stimme. „Ich versichere Euch schon, daß ich mich selten so wohl und frisch gefühlt habe als an diesem Morgen," entgegnet sie kiibl. „Aber das Frühstück scheint Dir nicht zu schmecken," beharrt der Sohn. Sie sieht ihn mit ihren gebietenden Augen zurechtweisend an, dann wendet sie sich zu ihrer Schwiegertochter. .Nimm mir's nicht übel, Kind, aber diesmal ist Dir der Kasse« nicht gera then ! Um Gotteswillen, Eva, so weine doch nicht gleich ! Die Schuld liegt an Deinem Lieferanten, der Dir leider ein paar ölige Bohnen unter Deinen Mokka gemischt haben muß." „O«lige Bohnen?" wiederholt der Amtsrichter, während die junge Frau vor Erregung zitternd, kein Wort her vorbringt. ' „Gewiß, Max, und zwar von ganz penetrantem Geschmacke. Ich kann denselben gar nicht wieder los wer den." Eva springt auf und stellt sich, dem Kaffeetisch den Rückn» zuwendend, mit unterdrücktem Schluchzen an's Fenster. „Du hast ja von demselben Kaffee ruhigi fort, währest» er in nervösem Spiele ein Stückchen F«stkuchen zer bröckelt und Kügelchen davon dreht. ißt and trinkt." Eva wendet sich kurz um. Es ist deutlich zu »«rnchmen, wie ihr Absatz ich muß doch bitten," «rkiärt sie, das Köpfchen im Nacken. Mit einer wahlhaft königlichen Handbewegung erwidert die Schwie germutter: „Keine Sce«, Kind! Ich verlasse sogleich dieses Haus, um es nicht wieder zu betreten." .Um Gotteswillen, Mama! Eva!" Der AmtsrWer stürzte von einer zur andern. „Ich lasse mich, in meinem Haus«, nicht beleidigen!" erklärt trotzig d« < junge Frau. Frau Maihos Mutter hat sich erho ben. „Um 9 Uhr 20 geht der Schnell- > zug. Ich glaube, daß ich noch zurechi kommen könnte," sagt sie ruhigen Tones. j „Mama Du darfst uns nicht in solcher Stimmung verlassen! Be> Senke die NelnNche Ursache de« Zwi stes ! beschwört sie der Sohn. „Und seine vollständige Grundlosig keit !" ruft Eva dazwischen. „Er ist gänzlich vom Zaune aebrochen. Du selbst hast den Kaffee für gut erklärt, Max." „Allerdings," antwortet er, und er ist a»ch gut." Aber nun fragt ihn seine Mutter in schneidendem Tone: „Wer hat Dich ,nr Wahrhaftigkeit erzoaen. Mar? Wer bat Dir stets das Beispiel der Wahrheitsliebe gegeben ?" O Miit^r!" stöbnt der innge Mann und fährt rathlos mit der Hand über die Stirne. Sie ergreift seine Rechte. Sei ruhia. mein Junge. Weiht Dn denn gewiß, daß Du von demselben Aufguß getrunken hast?" „Nein !" erklärt Eva, „ich habe für Mama einen besonderen, frischen Aus- Frau Markos Mutter wundert sich über diese Erklärung. . „Ist das nun Aufrichtigkeit oder Trotz ?" denkt sie. Der Amtsrichter wendet sich zu sei ner Frau. „Nun siehst Du, Evchen, dort hinein ist aus bisher unermittelte Weise der ölioe Geschmack gekommen !" Er wäre ihr so dankbar gewesen, wenn sie ihn beim Vau dieser goldenen Brücke nnterstiikt hätte. Es fiel der jungen Frau aber gar nicht ein Nachzu geben „Der Kaffee war tadellos!" sagt sie nur finster, de» Kopf aufwer fend. „Ich weih es !" „Und ich weiß es ebenfalls, daß Mama sich niemals täuscht !" erwidert nun der Amtsrichter ebenfalls gereizt. Daraus wendet er sich kurz von ihr ab und seiner Mutler zu. „Ich muß auf's Gericht. Mama, der eiserne Dienst ruft. Ich flehe Dich an, laß Dich noch i seiner Mutter die Hand und eilt hin aus, ohne seiner Frau Lebewohl zu sagen. Ein noch nie dagewesener Fall! Als Eva fich allein sieht, sinkt sie schluchzend auf einen Stuhl. Erst , kürzlich vernahm sie im Trompeter von Säkkingen die rührende Klage Ma rias : Nun ist er hinaus in die weite Welt! Und hat keinen Abschied genommen !" Ach !° damals ahnte ihr's noch nicht, Wie bald ihr Max auch sie abschiedslos derlassen würde. Wo war ihr junges, strahlendes Glück? Verflogen wie Spreu vor dem Athem der Schwieger mutter !' Und diese hat er, ihr Max, noch ermahnt, Geduld mit ihr, seiner Frau, zu haben! Es ist himmel schreiend ! Umgekehrt war's allein in der Ordnung. Geduld haben mit ihr! Also als eine Geduldsprobe betrachtete er sie nur noch ?'— O es gibt zum Glück noch andere Leute auf der Welt, deren Sonn»nfchein sie war. Ihre Eltern in der Hauptstadt nehmen sie jeden Augenblick mit offenen Armen wieder auf. Mag er doch die unfehlbare Mama hierbehalten, sie selbst kann ja auch den nächsten Schnellzug benutzen." So weit ist Eva in ihrem Gedanken gange gekommen, als sie plötzlich em porschrickt. „Was willst Du, Lina?" „Ach, ich wollte der gnädigen Frau nur sagen, daß die Frau Schwieger mutter vollkommen Recht hat." Eva starrt das halb verschmitzt, halb verlegen lächelnd e Mädchen wortlos am „Es ist wahr," fährt die Jungfer fort, „der Kaffee der Frau Ritterguts bssitzerin hatte wirklich einen öligem G eschmack." Nun springt die junge Frau empor, kirschroth vor Zorn. .Es ist wahr !" so keucht sie, „tch habe Dich verwöhnt, verzogen ! Aber daß eine so maßlose Frechheit Deinerseits die Folge meiner ftuten Behandlung sein würde, das ließ ich mir nicht träumen !' Hinaus; fort aus meinen Augen ! Auf der Stelle!" Statt diesem Befehl Folge zu geben, ergreift Lina eine der bebenden kleinen Hände ihrer Herrin, zieht sie an die Lippen, und beginnt in demllthigem Tone um Gehör zu bitten, sodann aber den Umstand deutlich zu erklären, wie das Gebiß d«r Schwiegermutter ohne deren Wissen mit Brennöl in Berüh rung gekommen sei, Evas Mienen hellen sich immer mehr auf. Ja, zuletzt fällt sie ihrer Zofe sehr unvorsichtiger Weise, da sie sich doch gegen das Verwöhnen ausgespro chen, um den HasS. „Das ist ja ein köstlicher Spaß,. Lina ! Darüber werden noch, oftmals lachen. Ach mein armer Max! Wie mußte er heut- zwischen, zwei Feuern zucken! Wie elend mag ihm jetzt noch zu Muthe sein. Und die lrebe, gute Mama ! Ich will nuw so fort auf ihr Zimmer eilen, ihr meine Unart und Heftigkeit abbitten, alles er» klären" Sie eilt leichtfüßig auf die? Thür« zu. Plötzlich besinnt sie sich und bleibt stehem .Nein." sagt sie,, „das geht ja nicht! Max bat mich au - drücklich, die Eigenheit seiner Mutter zu schonen. Sie darf nicht ah»ien und auch, Max Nicht erfahren, daß der Umstand mit ihren künstlichen Zähnen bekannt geworden ist. „Höre Lina," wendet sie sich ä» das Mädchen, .auf das Strengste verbiete ich Dir. die Ge schichte von der Nachtlampe zu verra then. M't diesem Verbot ist es mein, größter Ernst. Ich selber werde mei nem Manne kein Wort davon sagen. Es bleibt mir nur die Abbitte übrig. Ich muß durchkoppelte Freundlichkeit meine Heftigkeit gut zu machen suchen." Lina gebt hinaus und Eva bleibt nachdenklich stehen. „Es wird schwer! sein, sich Mama zu nähern," sagt sie noch zu sich selbst, „aber ich lasse mich nicht mehr abschrecken." Indem sie noch sinnt, rauscht die! Portiere zum Nebenzimmer auseinan-! der, und sie sieht die imponirende Ge, statt Ihrer Schwiegermutter auf sich zuschreiten. Ein warmes Lächeln in ihre Arme schließt. „Ich hörte nem Kammermädchen gewechselt wurde," erklärt sie. „Und ich danke Gott dafür. Du bist eine vornehme Natur, Eva. Eine andere hätte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihre Gegnerin durch Blosstellung eines schämen. Du verzichtest sogar meiner Schwäche zu Liebe auf Deine eigene Rechtfertigung. Du bist ein Engel, Eva ! Ich habe Dich in diesem einen Zuge vollständig kennen gelernt. Mein h»ren Dir für's ganze Leben. Damit aber auch Max erfährt, welcher unheil volle Zufall heute hier gewaltet, will ich selbst ihm alles sagen, wenn er auch d«bek," hier dämpft sie, wie ein junges Mädchen erröthend die Stimme, „zum ersten Male erfährt, daß nicht alle meine Zähne echt sind." »in» »t«b« j«««« Arou. Eine Verhandlung, dir an'S Tragi- komische streifte, spielte sich in Wien vor dem Strafrichter des Bezirksge richts Hernals ab. Eine hübsche junge Frau, die SchnetdermeisterSgattin Barbara Süßel, hatte sich wegen wie ihrem 63jährigen Gatten Josef Süßel verübt hatte, strafgerichtlich zu verant worten. Die vom Staatsanwalt ver tretene Anklage legte der angeklagten Frau zur Last, daß sie am 21. Juni ihren Gatten mit einem Regenschirm derart geprügelt hätte, daß der Mann seither arbeitsunfähig. ist. Richter (zu dem alten Manne): Ja, was war denn die Ursache, daß Ihre Frau Sie so unbarmherzig geschlagen hat? Herr Süßel: Wissen S', Herr kai serlicher Rath, i hab' mit meiniger Se ligen 32 Jahr' guat g'lebt, na und wie's halt gestorben war, hat (mit ei nem scheuen Seitenblick aus die Ange klagte) die mich g'heirat, eigentli nit mich, sondern mein Geld hat's g'hei rat'. Ja, Herr kaiserlicher Rath, sie 4V nach Italien! Ritter (zur Angeklagten): Ist das wahr? und bin nach Bergamo in Italien ge fahren. Richter: Und da haben SieJhrem Manne dasGeld mitgenom men ? (Mit einem Blick auf die vor Gesundheil strotzende Frau.) Es muß eine sehr gesunde Lust in Ber gamo sein? Angekl.: Ich werde mir doch Geld mitnehmen dürfen, wenn ich krankheitshalber nach Italien muß? Zu was bin ich denn verheirathet ? Herr Süßel: Nit wahr, Herr Rich ter, abg'fahr'n is sie mir damals! —» Richter: Lassen wir das, kommen wir zu jener Scene am 21. Juni, schildern Sie mir die. Herr Süßel: Herr Richter, mir hab'n an klan Dis put g'habt und da is sie, wie sie dies schon oft than hat, aus mi herg'fall'n und hat mi mit'n Regenschirm so schreckli g'haut, daß i, Herr kaiserlicher Rath, alser knieender vor ihr g'leg'n bin und sie bitt hab', sie möcht' mi nit so jämmerlich hauen. Sie aber hat nit ehnder ausg'hört, als bis der Re genschirm in Fransen' g'haut war! (Er zeigt die Trümmer des Regenschir mes dem Richter vor.) Richter : Sie haben auch Verletzungen erlitten? Herr Süßel: Freili, i hab' müssen gle! in's Slesaniespitai' und dort Ha ben'S mir an Verband ang'legt. Der Herr Primär hat g'sagt; i muß mir glei niederlegen. Richter: Nun ha ben Sie das gethan ? Herr Süßel: Na, ich hab' mi nit z' Haus traut drei Täg. Angekl. Ich bitte, Herr Rich ter, er gibt mir jetzt kein Geld mehr, was soll ich da thun? Staatsan walt: Erlauben Sit, wenn Sie den alten Mann schlagen, soll er Ihnen, jetzt-auch nochGeld geben ? Angekl.: Aber ich bitt', z'was hab' ich denn den geheirath? Richter: Damit Sie' Süßel: I bitt', Herr Richter, ma chen Sie's nur nit zurnig, i fürcht' mi', daß 'S mi dann wieder schlagt, sie hat' mir ja droht, daß sie mi no amol in d'" Atbeit nehmen wird. Richtern Dann holen Sie die Polizei zu Hilfe. Herr Süßel: Ja, wenn dies so leicht wär'! Sit- spirrt sich mit mir ein und haut mi dann durch und durch, würde» Sie ihr nicht? Sußel:: Nein! I kaim mit ihr nix crus»- richt'n, vor mir hat's kan Respekt, vielleicht wird'S G'richt mit ihr fertig: wre'n! Die Staatsanwaltschaft beantragt« d« Abtretung- der Akten an das Law» desgericht, werk die Mißhandlung«», ».-«che der Greis von seiner Gattin er litten hat», eine schwere körperlich» Verletzung involviren, Der Richter sU. Ad» dem Meister Wiebrecht einst kurzem B-denten schlug derselbe ge»de Titel beliebt« Miisitstücke vor: Da» Erwachen de» Löwe». D» Viszelle. Der Silberfisch. Die Luverture» zum Bampvr, zu Adl?rS Horst, zum Ehernen Pferd, zu Bür und Ba'ja und zur Diebischen Elster. Merkwürdig. Ein buckliger General hat de» Gegner geichlagen. Er vernimmt die Muthäutzeruna de« Besiegten: .Der verdammte Krüppel macht uns »och den GorauS!" .Annderbar." sagte er. „woher weiß der. daß ich ducklich bin? Er hat doch noch nie meinen Rücken gesehen!"