2 Gl«« Aufführung Sltchae» 111. Wie vor Jahren einmal im fürstlich Sulkowski'schen Hostheakr in Matz leinsdorf Shakespeares „Richard der Dritte" aufgeführt wurde, davon er zählt das „Wiener Tagblatt" nach den Erinnerungen eines Mitwirkenden. Director Niklas hatte in feinemKunft tempel Schauspieler, welchen er Gagen zahlte freilich nicht über 30 Fl. und solche, welche ihm dafür zahlten, daß sie spielen durften. Eines Tages kam ein junger Mime, der in der Wahl seiner Eltern überaus vorsichtig gewe sen war, zum alten Niklas und sagt« ihm mit dem Vollbewußtsein des gro ßen Künstlers, der an einem kleinen Theater gastirt: .Ich will vor einigen Regisseuren für ein Engagement am Burgtheater Probe spielen. Ich spiele Richard 111. Ich ,ahle Ihnen 5« Fi. für die Vorstellung; meine Kostüme habe ich mir selbst machen lassen, ne benbei bemerkt, kosten sie 6lX> Fl." Der Director bekuckte sich den Mimen, der ihn im großen Lewinsky-Pathos also ansprach, bedeckte mit der Hand sein linkes Auge, was eine seiner ge wöhnlichen Bewegungen war, und meinte: „Na ja! Wir können'! ja machen!" Der große Tag brach heran. Das Haus war dicht gefüllt, unter den Gästen befanden sich einige Größen des Burgtheaters, Theateragenten und Direktoren. Die Freunde des Kunstjüngers hatten die Werbetrom mel tüchtig gerührt. Die Gäste wa ren auf die Leistung des „Richard" Vorhang in die Höhe rauschen. Un gefähr einen Meter hoch war er auf gezogen und schon sah man die stark Gloster, als er plötzlich stecken blieb te. Die Beine des Gloster tanzten zwischen hörte man die Stimme des Direktors: „Jessas! I han' was um d' Erd'!" (Sein Lieblingsausdruck.) „Haslinger!" rief der Director krei schen Zwischenfälle eröffnet. Bald mirte, seinen Mantel, dann fiel der todte König Heinrich VI., offenbar entsetzt über die Brautwerbung des grundschlechten Richard, von der Bahre. Als bei der Krönungsfeier lichkeit Richard 111. der Haslinger im Drange vielen Geschäfte, die er verwüstlich. Jede Schandthat des Darstellung und der trefflichen Regie Lachstürme hervor. Den Höhepunkt erreichte der Ulk in der Schlachtscene im fünften Acte. Die Schlacht bei Posworth war «in Meisterstück von scenischer Kunst. „St. Georg! Be seel' uns mit dem Grimme feuriger Drachen! Ein auf sie! Unsere Helme lrön' der Sieg!" Mit vollem Pathos veclamirte Richard diese Stelle, schwang sein Schwert, wobei er den jSoffitcnhimmel mit einem Streich spaltete, und stürzte mit seinen Ge treuen in t«e Schlacht. Die Bühne blieb nun leer: die sämmtlichen thuende Feuerwehrmann wirkten an der Darstellung der Schlacht bei Bos worth mit. Der Director . hatte sich die Trommel vorbehalten und wirbelte draus los. Haslinger gab die Trom pckensignale, weil er aber zu falsch blies, erbarmt« sich der dienstthuende meinen Ergötzen erklangen die be kannten Feuerwehr - Signale: „Wasserzuführen!" .„Aussetzen!" „Pumpen !" etc,, zum Schlüsse er tönt? der bekannte Jnfanteriemarsch, Sieg!" durcheinander. Als nun ein Trupp flüchtiger Streiter Richards (zwei Mann) üb« die Bühne zogen, denen die RichmvNd'fchen Schaaren (abermals zwei Mann) mit lautem Feldgeschrei auf dem Fuße folgten, brach dc.s Publikum in dröhnenden Beifallssturm aus. Dieser feierliche Augenblick griff der Klavierspielerin des Tlieaters, welche Orchester re- Kulissea mit der Melodie: Du mein Oesterreich!" begleitete. Dieser patriotische Abschluß der Schlacht bei Bosworth brachte die Gallerte voll ständig zur Rqserei. Bor Begeiste rung sangen die Zuhörer «it. Die Verzweiflung Richards ließ das Pu blikum ganz kalt. Das Ende gii>K in dem lauten Jubel der Zuhö«e unter. Ein Trost. „E.Z ist ja j mutter, daß Sie sechs Jahre auf den . Schwiegervater gewartet haben?" ! „Sechs und ein halbes Lahr," erwi derte Frau Martha. 5 „Und darf ich fragen, »wie das kam? Ich meine, daß Sie gar so lange zu lyarten hatten?" ! „Soll ich die alion Geschichten er ' zählen?" fragte Frau Lindner müde ! lächelnd „sie weLden Sie kaum in -teressiren." : „Doch, doch," bestätigte der Bräu > trzam, „e-Z ist auch, »»eil d«r Papa >! sagt, wir Hätten nicht s« eilig Hochzeit mvchen brauchen und er gab' die Frida i! nicht her." > .Nun," .erzählte Fr-m MaÄha, «alt ich m«icien Mann keiven lernte, ! stand er gnade im Staatsexamen. Nach Mein Jvhr war er damit fertig dann «ckeitete er zwei Jahre als As sistenzarzt und da meine Eltern nicht einwilligt«!, mich einem unvermögen den Manne zu geben, und ohn« ihre Einwilligung oder dielmehr ohne ihre materielle Unterstützung an eine Hei rath nicht zu denkn war. so mußte eine dreijährige, selbstständige Praxis unserer öffentlichen Verlobung voran gehen." - „Ei, ei, gnädige Frau, da haben Sie ! also frühzeitig warten und sich gedul den gelernt," bemerkte ihr Tischherr. Warten? O, jawohl. Sic hatte ge wartet und geivarlet und gekämpft und gekämpft viele Jahre. Woraus! hatte sie wohl gewartet? Was gab es denn Großes zu erkämpfen? Und dabei fiel ihr Blick wieder auf die la» wollte sie denn damals mit dieser stür mischen Leidenschaft, mit diesem trotzi gen Lebensmuth? War nicht alles . Wiinfchenswerthe erreicht? Hatte sie j nicht den geliebten Mann gefunden, war nicht ein Kind da, eine Tochter, gesund, kräftig und blühend, und wa ren nicht ihre äußeren Verhältnisse die denkbar günstigsten? Was wollte sie damals? War sie nicht glücklich? Rein, sie war nicht glücklich. Sie war betrogen und enttäuscht. Und zur Rechten lieh, der etwas Verbind liches sagte, klangen diese Worte in ihr nach, wiederholte» sich in ihr, um DaS Leben. Was sie enttäuschte? Das Leben. Oder auch die Liebe? Ja, auch die Liebe. Und die Ju gend. Auch die Jugend. Alles er nüchterte, enttäuschte, betrog sie. Aber eS war ihre Schuld. Was hatte sie hier zv einem Feste versammelt, wo zwei treue, liebende Herzen sich in innigster Vereinigung sür's Leben zu- Segen der Eltern, hinausziehen " Frau Martha hörte nicht weiter. Sie versank in stilles Träumen. Und das ganze Leben zog an ihr vorbei, kalt und grau und wunschlos. Wie anders Halle es kommen können? Etwa so, daß ihr Mann das Muster eines Ehe mannes geblieben wäre, der ewige Tauber, der si« ein halbes Leben lang mit seiner ehelichen Liebe gequält hätte? —Die sogenannte eheliche Liebe! Die Liebe überhaupt!— Die hatte sie erfahren. Nicht daran denken! Vrrr! Und sie schüttelte sich fast vor Kälte Wieder ein Hoch und diesm.il gus Papa Funck. „Da werde ich eil» volles Glas leeren müssen," meiüie Frau Martha. „Ich danke, gnädige Frau," erwi derte der alte Herr, „und ich hoffe nur. der Wein wird auf ihre Wangen die Röthe zurückbringen, die Ihnen der Abschied von Frida raubt." „O, die Röthe rst längst entschwun den, lieber Herr Funck. Nicht wahr, Fritz?" wandte sie sich an ihren Mann. d?r Funck gerade zutrank, „Du kanntest mich noch mit blühenden Wangen, es ist aber lange her." „Geh, Martha," erwiderte dieser, „wer darf das sagen? Die ganze Ge sellschaft ist darüber einig, daß Du meine schöne Frau bist und die schönste Schwiegermutter im ganzen Kreise." Und lustig erhob der Doktor sein Glas: „Es leb« di« schönste Frau Martha lächelte nur; sie war in der That schön, von mächtiger, vor nehmer Schönheit. Ihr hoher Wuchs, ihre weiße Gesichtsfarbe, die reine, formvollendete Stirn, die ausdrucks volle Nase und das fein modellirte Kinn machten sie noch in ihren Jahren zu einer auffallenden Erscheinung. Aber sie suhlte das nicht. Sie fühlte nur, wie einsam und kalt es in ihr war und um sie wie lügenhaft und hohl und leer. Sie blickte ihre Tochter an, die, von Seide und Myrthen und Schleier umwallt, heiter lächelnd an der Seite ihres Bräutigams saß. Wenn sie wüßte, was das Leben ihr g«ben würde, wäre sie dann wohl eben so ruhig? Und da fiel ihr die eigene Hochzeit ein, ein kleines Fest im engsten Familienkreise; da kam ihr die arme Frau in den Sinn, die ihr beim Abschied die Hände gedrückt und s>> herzzerreißend geschluchzt halte. „Kind, Kind, es ist Dein eigener Wille! Du liebst ihn ja!" hatte ihre Mutter ausgerufen und sie, im Glück, im Liebesrausch, h>'tte diese Worte nicht verstanden. Heute verstand sie Alles. Alles. Alles, Alles, was das menschliche Herz verstehen kann. Die ersten, leidenschaftlichen Wo ßem. schwärmerischem Glück erfüllt ge wefen. Dann begann das Dämmern > der Erkenirtniß Die Glocke des Festordners ertönte, l „Ich bitte für einige Augenblicke um ! Ruhe. Eine wandernde Schaufpieler ! truvve wünscht dem jungen Paare seine Aufwartung mache» zu dürfen!" Wieder ein Läuten und jetzt theilte sich der Vorhang und auf der Bühne er schienen ein paar Blumen streuende Kinder, zugleich aber vernahm man hinter der Bühne einen mehrstimmigen Gesang: „Dem jungen Paare Heil und Glück und Segen, und Fried' und Wie der Gesang Frau Martha be rührte, war es ihr. als müßte sie laut -aufschreien bor Schmerz. Diese Er niedrigung all' ihr Leben! Diese Selbstbeherrschung, diese Heuchelei und diese Einsamkeit! Und wie der Mann es nicht fühlte, wie er sich her diofte. die er zu lieben wähnte! Er lebte in dem festen Glauben an feines Weites unveränderter Liebe; er war zufrieden, so Pufrieden. daß es ihm Jeder ansah. Und Martha? Sie fühlte und erkannte es wohl, drei Wit en nach der Hochzeit zuerst, ganz lcise und ahnungsvoll uns dann im mer eindringlicher «nd Sie fühlte fast visionär, wie ihre Liebe schand und schwand, und wie alle Zu kunftsbilder «nd Zukunftsträume zu sammenstürzten. Und «ine entsetzlich« Oede ergriff sie, «ine entsetzliche !>'de und Leere und Verlassenheit. D»s war in den ersten Monaten. Dann hatte sie den Schlag verwunden. Mit I ihrer starlen, energischen Natur eine »ndere Hoffnung ergriffen und eine! »ndere Sehnsucht. Eine andere Sehnsucht! Sie wußte nur selbst nicht welche. Aber eine Sehnsucht war es, eine Sehnsucht nach etwas Unerfüllbarem, nach etwas Mysti schem, nach der Bethätigung und Verkörperung ihres Selbst, nach einer großen Arbeit oder nach einem Kinde. Und diese Sehnsucht sollte sie noch nicht zur Ruhe kommen lassen. Eine Arbeit oder «in Kind! Und das Kind war es, das sich zuerst einstellte. Doch, seltsam genug, da sich ihre Hoff- Ziinmer und weinte. Ein lauter Applaus schreckte Frau Doktor Lindner aus ihren Erinnerun gen. Das Festspiel war zu Ende; es war ein eigens auf die Hochzeitsfeier bol. Die Gesellschaft schrie und ju- Thristen Ruhe gebot. Plumpudding auszubringen, wobn cr Schillers Worte „Denn wo daS Strenge mit dem Zarten, wo Starkes liches Fest!" und der Doktor nickte lie änd Aufführungen und Ballkleider und Tanz? Welcher Aufwand von Kraft, Mühe und Kosten für «inen Abend! Und das Resultat? Und der Inhalt? Sind wir klüger geworden? Erst längst vergessen und die Jugend längst Zahin ist, in zehn Jahren sind wir's ,ewiß. Und nun gedachte Frau Mar tha wieder der ersten Zeit ihrer ('he, vas vorausgegangen. Sie versetzte sich in jene Zeit zurück, wo, weil sich ihr Wunsch erfüllen, weil sie Mutler !Und! Durfte sie «in Kind hab«n? mildes Leid. „Liebt- ich ihn? Ich weiß «s nicht. Nur eins war mir klar: Liebte ich ihn nicht, dann durfte ich trotz Religion und Staat kein Kind haben." Und! Leitlebens erschien ihr der kleine Kraus-! köpf mit ihres Mannes Augen. Hal tung und Geberde als ein lebender! Vorwurf. Sie hatte nie für Frida Mutterliebe empfunden und ihr Leben j war nicht weniger einsam als vordem. Was ihren Gatten anbetrifft, der von i ver ersten Stunde an sein Töchterchen ' abgöttisch liebte, so hatte sieüber ihn nicht zu klagen. Er war stets.gut und liebevoll gegen sie und nur ihr erschien ir wie ein todtes Glück. Die Tafel war zu Ende, von allen Seiten erscholl „Gesegnete Mahlzeit!" Herr Funck reichte Frau Martha den Arm und führte sie in den Saal. Dok tor Lindner führte seine Tochler und auf der andern Seite ging ihr Bräu tigam. Die jungen Leute gingen theils paarweise, theils zu mehreren. Man nahm auf den verschiedenen So- phas und D'vans Platz und wartete ! nur, bis der Tisch abgeräumt war und die Polonaise beginnen sollte. Der Doktor ließ seine Tochter nicht los, bis sie ihm immer und immer wieder ver sprochen hotte, täglich zu schreiben und ihren Mann nicht zu lieb zu hab«n, wo gegen dieser ernstlich protestirte. „Ich glaube gar. Herr Funck ist eifersüchtig, das wäre niir früh!" rief ein munteres junges M.'idchen, „und gar auf den Later. Da muß Frau Doktor erst recht eifersüchtig auf Frida werden. DaS wäre aber nett!" LauteS Gelächter folgte dem Scherze. Frau Martha wandte sich zu dem jungen Mädchen: „Eifersüchtig, das ist häßlich, Greta. So häßlich, daß man nicht einmal Witze darüber macht." In ihr aber krampfte und zuckte und riß etwas. .Das sind die Gestalten des vergange nen Lebens", sprach sie zu sich selber. „Das sind die Schatten dessen, waS Du todt glaubst, was längst, was längst vorüber, aber nicht lodt'ist. DaS sind die Qualen.die Du einst erduldet hast, sie fassen Dich wieder, sie wollen Dich nicht los lassen, nicht los lassen diesen Abend!" Eine furchtbare Angst kam sekundenlang über Frau Martha, sie, die Stolze, wieder die Herr lHast über sich gewann. Und aber. MalS fühlte die Liebe dieses Manne«, die sie bedrückte und die sie nicht erwi dern konnte, fühlte unsägliches Mitleid mit diesem Manne, den sie wie ein Kind behandelte und wie ein Kind liebkoste und bei dem sie dadurch mehr und mehr an Reiz verlor, bis seine Natur den Ausweg gefunden hatte. Den Ausioeg! Sie lächelte dazu, sie fand sein Leben gut und natürlich, und Scham. Eiferjucht! Wenn ein großes, starkes, volles Menschenherz zerrissen und verachtet in den Staub geworfen wird, erniedrigt, verbraucht und entehrt, nennt man daS dann Ei fersucht! Die Untreue ihres Gatten war das Letzte, waS sie in ihrer Liebe erlebt hatte. Das war das Ende! Verwundet bis auf's Blut, siech am Herzen und müde vom Leben zog sie sich in sich selbst zurück. Nun war sie zivan zig Jahre verheirathet. Wie lang« sollte das noch so gehen? —Du Gute, Liebevolle und Verstciiidnißlose Frau beständig im Stillen das Unrecht abbat, sie aerlassen zu haben, heute, wo auch er müde und alt war. von den Strapazen des hcutigenAbends erholen. Aber ich bitte, Herr Funck das soll Sie nicht stören —" „Gnädige Frau, das ist kostbar, ich alter Kerl, höchstens aus Aufmerksam keit gegen meine Tischdame könnte ich mich einem so seltsamen Vergnügen un terziehen." Ihrer liebenswürdigen Tischdame," sagt man ja wohl," meinte Frau Mar tha übermüthig. „Da sagt man die Wahrheit, denn liebenswürdig sind Sie, na, noch vieles Andere, aber davon zu reden ist hie, nicht der Ort!" „O bitte, Sie müssen es mir sagen, ich erlasse es Ihnen nicht, mir zu sa gen, was ich noch bin, wie Sie mich sonst noch beurtheilen. Erscheine ich Ihnen gefühllos? Oder kalt, w« Frida behauptet? Denken Sie nur, das Kind hat seinem Vater zuerst von de> Verlobung mit Ihrem Sohn erzählt, sie behauptete, „Mama ist zu kalt, s« kann nicht verstehen, daß ich den Funck liebe," Und nun frage ich Sie, Funck den Aelteren, stimmen Sie mit Ihre, Schwiegertochter überein?" „Ich stimme, wenn Sie wünschen, mit Jedem überein, aber mit Frida be sonders gern," sagte Funck. „Nun darf ich fragen, da Sie schon davon re den, was Sie dem Kind auf diese Be merkung erwiderten?" Eben endigte die Polonaise in einen Walzer und nun drehte und wirbelt« Alles im Saale. Der Doktor schritt auf seine Frau zu: Martha, thu mi, die Liebe und walze ein einziges Mal mit mir durch den Saal." Sie erbleichte und sah ihn starr an. „Martha, wie damals, weißt Du noch? Komm, tanze mit mir!" „Wie damals werden wir niemals wieder tanzen, Fritz," sagte sie. „Nun dann, wenn nicht wie da mals, so wie heule." Und er umschlang sie und drehte sie im Kreise, daß alle Paare stehen blie ben und nur auf sie schauten, die ma jestätisch, königlich dahinfchwebten. Und da war es Martha Plötzlich, als ob sich Alles in ihr löste, aller Schmerz und alles Leid, da war es ihr, als ob das ganze Leben mit ei nemmal vorüber wäre und als ob s« e- zum letztenmal überschaut hätte. Was hatte sie von ihm erwartet? Im mer und immer diese Frage und alz Antwort nur jenes unbestimmbare, entschwundene Sshnen. Was sie erwartet hatte, wußle sie nicht, aber was sie jetzt erwartete, wußte sie: Ruhe, ewige Ruhe, ein ein sames, verwahrlostes Grab, ohne Blu men, ohne Liebe. Ein Grab, in dem sie sich so geborgen fühlen wird, so sicher vor dem Leben! Und Vergessen heit wollte sie haben und T»d und Ausgelöscht sein! Niemand sollte ih r>,' gedenken, wenn sie gestorben war. Niemand um sie trauern, von ihr re dm. Und bei diesen Gedanken ward Frau Martha so ruhig zu Muth, so frei, so heiter, so selig. Und die Sehnsucht ergriff sie, eine frohe und leichte Sehnsucht, die Sehnsucht, eins zu sein mit der Natur, zu verschmel zen, aufzugehen, sich aufzulösen in ibr. Und diese Sehnsucht wußte sie, würde nicht vorübergehen! sie kannte ihr Ziel, sie fühlte, daß es ihr zu Theil werden mußte. Das junge Paar war verschwunden, aber der Ball noch lange nicht zu Ende. Da vergnügte man sich noch mit Tanzen und Hofieren und Aeu geln. Herr Doktor Lindner hatte tapfer mitgetanzt, wenngleich er gerne sich zu den Alten zählte. Endlich er schien das junge Paar wieder, in Rei fctoilette, um sich zu verabschieden. Die Musik verstummte und es erfolgte eine letzte Umarmung, ein letztes Lebe wohl und ein letztes: „Bewahr' mir mein Kind gut und mach' es glück lich!" Feuchten Auges stand der Vater, ruhig und beherrscht blickte Frau Martha: „Gottlob, Frieda ist ganz wie der Vater, welch' ein Glück, daß ich keine Kinder habe." AuS der Rechenstunde. Für einen Groschen bekommst Du 2S Bonbons: wieviel für eine Mari. Lud wig Müller? Ich habe aber keine Mark. Nun, dann denke Dir mal. Dein Onlel aus Hamburg läme zu Euch zum Besuch und schenke Dir ein« Marl. Na. da lennen Sie den aber schlecht! Sesu«dh«tt», «chSuheit«» Zu den häufigsten Leiden junger Mädchen und Frauen gehören die Mit esser und die entzündliche Steigerung dieses Uebels, die Finnen. So un schuldig und bedeutungslos für die Ge sundheit dasse' mit den Daumennägeln eine Anzahl von Mitessern entleeren; aber Man cher, der den Versuch gemacht hat, auf diese Weise des Uebels Herr zu wer den, wird die Erfahrung gemacht ha-' ben, daß feine tägliche Arbeit sich mit der Zeit nicht verminderte, sondern! vermehrte, als ob jür jeden ausge drückten Mitesser zwei oder drei neue entstünden, und daß allmälig erst ein zeln«, dann zahlreiche Finnen sich ein stellten, wo früher nur Mitesser wa ren. Die Behandlung ist zu gewalt-" sam und reizt die Talgdrüsen allzu sehr, so daß diese mit der Zeit in einen entzündlichen Zustand qerathün. Noch ärger wirkt in dieser Richtung der für die Operation des Ausdrückens viel fach empfohlene und belieble Uhr schlüffel, weil feine Einwirkung eine noch rohere sein muß. nm den Mit esser aus seiner Höhle herauszubeför dern. Dauckennägel wirken doch we nigsten? theilweise durch Druck von fest verschlossen ist, sehr oft aber sicher der Haut steckt wie die Haare, wäh rend der Druck, namentlich der deS Uhrschlüssels, in einer Weife wirkt, ders diese durch wiederholte, aber ver gebliche Versuche mißhandelten Mit esser entwickeln sich am ehesten zu Pu steln („Finnen"). ' In neuerer Zeit werden gegen die Handlungsweise ganz besonders. Zu erst wird das Gesicht einer gründlichen heißen Seifenwaschung unterzogen ! und feucht erhalten. Die Sandab» > nibung selbst wird in der Art vorge nommen, daß man mit einem schwach tauchten Flanellstück das Gesicht und nöthigenfalls den Hals abreibt, zuerst ganz gelinde, später aber, je nachdem man es verträgt und bedarf, in kräf tigerer Weise. Zuletzt wird der Sand» abgewaschen und die Haut gut abge ' rieben. Stellt sich nachher ein Gefühl von starkem Brennen ein, so pudert man die Haut oder wäscht sie mit lauem Wasser ab. Diese Hautabrei bungen stellen unter den mechanischen Mitteln gegen „unreinen Teint" eines rationellsten Mittel dar. Des farbe bestens empfohlen, sie sollen schö ner und nachhaltiger wirken, nicht blos momentan, sondern von Grund aus die Haut verbessernd, als alle Schminken. Ein Reisender in Abyfsinien be» merkte, als er von dem Flusse Moi schime feinen Rückzug angetreten, un weit des Weges alt« verdorrte Bäume und Steine, die er den Tag vorher nicht gesehen. Einer seiner Be gleiter, ein Eingeborener, rief beim überfallen wollen !" Ich lachtet 'denn in einem der nächsten Bäume erkannte ich deutlich einen alten, vom Feuer ver kohlten Stumpf. Um mir zu bewei sen, daß es nichts, als nackte BareaZ (abyssinische Sklaven) waren, nahm er auch schreiend hinstürzte. Der Schuß wirkte auf die anderen Bäume und die Steine, die einst die Lyra des Orpheus. Alle bekamen Leben und lösten sich in schnelllausendc, schwarz« Menschen auf, gli«der meines Gefolges, die einst mit zu dem „Geschäft" gehört hatten, mich überzeugten, indem sie sich theils zir daß die Leute damit in Eu ropa als gymnastische Künstler Auf» > sehen gemacht hätten. «edaukenspahn«. Wenn D» die Fehler einer Frau er fahren willst, so wende Dich an ihre ES gibt Bücher, die Jedermann lese» sollte und eben deswegen liest sie Nie mand. Freunde sind wie Regenschirme nicht zur Hand, wenn'S regnet. lieben: ober zu lieben und glucklich z» ! sei», ist ein Wunder. Wie die Gesellschaft jetzt beschaffen ist, muß man entweder geben oder lau sen; wer still steht, ist verloren. Geprellt. Ein Handwerks bursche sieht in der Ferne einen Fuß- I gendarnit», nach dem er sich von Zeit !zu Zeit scheu umsieht. Der Gendarm ! bemerkt das und wittert Unrath. Wie er ,s