6 »rautwayl. slion Marie von Ebner-Eschenbach. I Ei war einmal ein Märchenprinz, s«r edelste, fchönste, liedenSwerlheste von allen, die es je gegeben bat. Als er sechsundzwanzig Jahre alt geworden, ließ'die Königin, seine Mutter, ihn ru- Du eine Lebensgefährtin wählen und ein,« Hausstand gründen sollst. Ae lanntermaßen sindet man die besten Frauen, die es heutzutage giebt, auf dem Planeten Erde. Dort lebt auch die hold.', Dir bestimmte Braut, ein Wesen, lieber Sohn, Dir gleich an Seelenadel." Der Prinz erröthete aus Bescheiden heit, und die Königin suhr fort! so köstliches Gut Dir zu Theil werden, »Wodurch, o Mutter ?" .Durch rastloses Suchen, o Sohn." .In welcher Gegend der Erde ?" „In Europa." .Auf dem Lande! in den Städten ?" „In einer Hauptstadt, unter den TSchlern des höchsten Adels, Du weißt Genug, jetzt gehe, mein Sohn." Aber dieser rief ! „Und das Erken nungszeichen? ... Nur das noch sage mir ! woran erkenn' ich sie?" Die Königin stieg von ihrem Thron« »jeder und flüsterte ihrem Sohne einige Worte ins Ohr. 11. In den Gesellschaftskreisen einer gro ßen Stadt war plötzlich ein junger Mann ausgetaucht, der allenthalben Liebe uud Bewunderung erweckte. Kei thuin schien unermeßlich, seine Groß «nuth war es. Hochgeboren, edel und «ich, was brauchte er außerdem noch zu Witz. Daß er den letzteren stets auf Kosten des lieben Nächsten übte, daß der himmlische Prinz ein Spötter war, hatten sie bald entdeckt und bemühten fich aus vollen Krästen, diesen faden« dünnen Spalt an dem Panzer seiner Wollkoi»ine»heit zu erweitern. Dies geschah aus weiblichem Jn- Pintt. Jedes Edelsrüulein, mit dem er ge lacht und gescherzt, war überzeugt, sei rrfüllte sich, und eines schinen Tages war der Prinz eben so plötzlich wie' er gekommen—verschwunden. Dasselbe wiederholte sich in vielen anderen Stadien. Der Prinz begann wurde immer schonungsloser, er nichl mehr, er lästerte. Sein Erden wallcn. das fühlte er wohl, machte ihn ehrten jedes leiner Worte. „Ewiges Einerlei!" sagte er ost laut vor seinem ganze» Gefolge. „Ich »erde heimkehren zu meiner königlichen Multer als aller Junggeselle." -Wie ein solcher. Endlich ergriff ihn ein ungeheurer Ekel. „Lass' satteln! Unsere Wollen vor! Die schwärzeste für mich!" be fahl er seinem Lberstallineister. „Wir reiten!" scn?" Ter Prinz gab das zu und ging aus den Ball. Ader er tanzte nichl, lacht« «icht, schwarte n cht. Er stand in IV. Die Melancholie des Prinzen war auf s Höch ie gestiegen, als er plötzlich ,O Seele!" dachte der Prinz, „wie schön mußt Du fein, um Tich so zu Vergnügen ani Vergnügen der Andern!" Sie stand aus, erwiderte seine Höf lichkeit und, nachdem sie sich wieder ge s««t halte, auf seine Frage! „Nein, «lein Herr." Habe.' antwortete sie voll heiterer Vileichgiltigkeit. und wie sie den Prin zen dabei mit ihren unschuldige» Au gen aiiblickle. wurde ihm wohler, als noch je auf Erde» gewurden war. so 'hell, daß er meinte, die goldenen Zauberglöckleiu aus dem Thurme fnnes heiniathlichen Schlosses den Morgen be grüßen zu hören. Er sah zu ihren wunder- „Sie tanze» gewiß gern und auSge »Sehr gern, o jg, »nd nicht schlechter als eine Andere." „Und dennoch w«rden Sie nicht auf gefordert? Warum, warum?" rief der Prinz, immer mehr in S Feuer ge rathend, und ergriff ihre Ha»d. Die Kleine erschrak, senkte die Augen und murmelte so undeutlich, daß nur Einer, dir im Begriff ist, sich zu ver lieben, es verstehen konnte! „Weil ich langweilig bin," „Langweilig? ..,. O, mein Fräu lein!" ~,. flammende Röthe brannte aus seinen Wangen, ein unterdrücktes Jauchzen drang aus seiner Brust. .O, mein Fräulein, dann erlauben Sie mir, für den ganzen Abend an Ihrer Seite Platz zu nehmen." V. Man ließ sie nicht lange in Rnhe plaudern. Eine junge Dame nach der onderen kam heran und verrieth aus mehr oder minder seine Weise ihr Er staunen darüber, daß Einer, der die Jungfrauen frei hatte, sich mit einem Gänschen beschäftigen mochte. Wie auf Verabredung ließen sie ihren Witz sprühen, daß es nur so pras selte. Die Funken stoben, fielen über manchen guten Namen her und vernich- Und der Prinz, ach, der Prinz stinimte ein. Er >ah die Stirne seiner lieblichen Nachbarin sich verfinstern, aber er stimmte ein. Ja, er fand ein teuflisches Gefallen daran, jede geist -eich vorgebrachte Bosheit zu überbie ten. ES gelang ihm beispiellos. Der Genius der Verleilindung schien über ihn gekommen, und er brachte dessen grausamste Eingebungen mil unbändi- Ein Zweifel an dem Schlechten, da» er aussagte, stieg in Keiner auf, in kei ner Einzigen. Und doch! in Einer doch in der Lieblichen, die der Prinz, so langt er sprach, kaum anzusehen gewagt hatte. Sie erhob sich klopsenden Herzens, Thränen des Zornes standen in ihren Augen. „Von Allem, was Sie da behaup ten", sagte sie kühn und laut, „glaubte ich nichts!" „Nichts?.... von Allem nichts?".... Er stieß einen Schrei aus, der an den Wände» des Saales wiederhallte wie himmlische Musik, wars sich aus die Knie vor seiner anmiUhigen Gegnerin zarte Gestalt. „Du bist es!" rief er. „O Mutter senkten sich alle Augen, nur die des Brautpaares nicht. Ter Prinz führt« seiner Mutter die Erwählte zu. und die Schwingen und trugen die Glückliche» in das schöne Feenland, aus dem Ver leumdung verbannt ist, und wo sogar voi/ihrem Nächste» nichts Gutes zu sa gen wissen. Sehr natitrlich! „ Ich bin schon am Anfang, in der Mitte und am Ende des Monats Haben?!" Ein iüchtige« Mäochcn. Fraiu „Aber, unser Bnbi ist henke brav! Nicht ein einziges Mal hat er Katki. schauen S doch inal nach, ob er vielleicht noch schläft!" Dienst mädchen- »JessaS na! Jetzt hab' i' vergesj n den Bud'n mitzunehmen!" A: „Wie geh! es unserem Freund Os kar?" Ä: „Seit zehn Jahren ganz gleich- er ist immer und ewig -- in .msu:c:it!i!i-r" G-l^.crl-öcNheill" «u»st«au««»o«I»rtt«s» »«««««. Nicht den letzten Rang nimmt unter den südamerikanischen Staaten, welche auf der Chicagoer Weltausstellung ver treten sind, Britisch Guiana ein; ja seine Ausstellung ist in Verhältniß zur Größe und namentlich zur Entwicklung des Landes ein« der bedentcndsten, und verdient schon, daß man sich ein wenig bei ihr aufhält. Die Ausstellung befindet sich im Ackerbaupalast, und zwar in der nord westlichen Ecke desselben. Man glaube aber darum nicht, daß sie blos land ist eine sehr vielseitige, und die Ver treter von Britisch Guiana haben es besser, als die mailcher größere» Läii lenntlich zu machen und zu erkläre», eine Ausnierksamteit, welche der Be sucher bei sehr vielen anderen Ausstel lungen vermint. Auch ist Alles höchst anziehend gruppirt. Au» Briltsch Guyana Zu wichligsten Industriell von cher Krystall erzeugt wird. 50 Gattun gen sind vertreten, und das Ganze bildet ein eindringliches Angebot an nigstens soweit der Rohzucker in Be tracht kommt! mit dein Raffinire» be schäftigt man sich dort nicht). Die Urwälder von Brilisch Guiana uud dasselbe ist in >O7 Sorten auf der Ausstellung vertreten. Ein Theil die ses Holzes ist so schwer, daß man es nicht auf Strömen flößen kan»! eine der Probe» hat ein specifisches Gewicht von l.Ot. Für den Schiffsbau und für die Kunsttischlerei sind die meisten dieser Hol gattungen ganz besonders werthvoll. Ebenso wie'in der brasi lianische» Allsstellung, werden auch hier viele der Holzproben in natürli chem uud polirtei» Zustand gezeigt. In d n Wäldern von Britisch Guiaua steckt noch ein ungeheures Kapital, das auch viele amerltanische Unternehmer .MWZDD^ Die Goldfelder von Britisch Guiana wurden erst vom Jahre 1884 an aus gebeutet, aber in de» wenigen Jahren sind bereits nahezu Unzen neu hat/ Daher darf auch die niine rali'che Ausstellung nicht übersehen werden, obwohl sie sich natürlich noch Palast messe» kann. Großes Interesse erregt die Ausstel lung der Thierwelt. Alle dort vorlom meiiben Arten Vierfüßler und Vögel sind hier in prächtigen ausgestopften Exemplare» vertreten. Eines der Hauplstücke bildet ei» Jaguar, welcher gerade sich zum Angriff aus eine» Tapir anschickt. ASigatore», Land- undAas ser-i-childkrölen, Schwertsische, Säge fische, eine ausgewachsene Seeluh »licher Ritt. Unter diesem Titel erzählt die „Köln. VoltSztg." solgende Kriegserinnerung! junger Osjicier, Lieutenant H. über die Vorposten der preußischen Besatzung eines kleinen sranzösischen OrteS in der Nähe von Orleans hinaus. Das Un glück wollte, daß eben ein Hausen kam und dem Umkehre»den sofort^iiach stürmte. Die dem Flüchtigen nachge sandten Schüsse verschllen ihr Ziel, eben aus einem Seitenwege bog und einige Stück Vieh mit sich führte, der Weg verlegt worden. Der junge Sol dat wehrte sich verzweifelt, erlag aber der Uebermacht und wnrde, zwischen zwei Franzosen streng bewacht, als Ge fangener nach dem nächsten französi schen Hauptquartier eskortirt, wohin auch das mitgefühlte Vieh zwei Stiere und e"iche Kälber bestimm! war. Des Französischen völlig mächtig, plauderte er ungezwungen mit seinen Wächtern. Dabei beobachtete er, wie !einS der niitgesührte» Thiere, ein jun ger Stier, sich ungeberdig zeigte und sich plötzlich allen Versuchen, ihn vom Fleck zu bringen, widersetzte. Schläge verdoppelten nur die Wildheit d«S Thie res. Da wandte sich der deutsche Ofsi cier an seine Begleiter und erzahlte Sohn eines Landwirths schon seit früher Jugend gelernt habe, mit störrischein Vieh umzugehen. Ter Führer des Trupps hatte die jungen Gefangenen zu und fordert von ihm eine Probe feiner Kunst. Der Lieutenant zeigte sich sogleich bereit! nur verlangte er, damit durch den An fügte er hinzu, „wenn Sie etwa den ken, bei dieser Gelegenheit davonlaufen zu können, so haben Sie sich gründlich getäuscht. Wir werden die kleinste Bewegung im Auge behalten und unsere Gewehre auf Sie richten!" Lachend versicherte der junge Offizier, daß die französische Liebenswürdigkeit ihm ohnehin schon allein dem Stier, der mil Haupt und tückisch blitzende» Augen den neuen Feind erwartet. Aber mit einem kurzen Satz sprang H. seitwärts und riß mit mächtigem Ruck an der Leine das Thier in eine andere Rich tung, die seinem tollkühne» Plan am günstigsten erschien, nach der preußischen Vorpostenlinie zu. Ehe der verdutzte Stier sein Haupt zu wenden vermochte, saß sein Bezwinger mit einem Satz ihm im Nacken, und sich an die Hörner des schreiend auscinandcrstiebendcn Fran zosen, die in ihrer Bestürzung das Feuern völlig vergaßen. Erst nach geraumer Zeit wurden den beiden Flüchtlingen ein paar Schüsse nachgesandt, aber der Vorsprung Iva» bereits zu groß. Das Glück war dem waghalsige» Reiter günstig! der Lauf des geäiigstigtcn Thieres richtete sich ge ten sich preußische Soldaten, Schießen in der Nähe alarmirt hatte. Tie ungewohnte Last und die wilde Jagd hallen das Thier erschöpst. So gelang es vereinten Kräften, das selt same Reilthier zum Halten zn bringen. ViS zum Tode ermattet, glitt der Lieutenant von seinem Sitz in die Arme seiner jubelnden Kameraden. Tie ungewöhnliche Selbstrettung des Onii iers erhielt durch den Höchftkom »landirende», de» Prinzen Friedrich Karl, die verdiente Anerkennung, und noch lange nach jenein Ereigniß erzählte sich das ncunie Armee-Eorps von dem lecken Lieutenant, der nicht nur sich sel ber von den Franzosen glücklich wieder ins preußische Quartier heimgebracht, sondern noch einen fetten Braten oben — Der kleine Hans. „Weißt Du. Mama, das ist recht komisch, wie Schwester Adelheit und Alsred Keck, wenn er bei uns zu Besuch ist, Limo nade machen!" Mama! „So? Wie mache» sie denn das?" Ter klein« H.ins! „Schwester Adelheid hält die Zitrone und Alfred Keck drückt Schwester Adelheid". I» einer Gesellschaft stellten sich drei Vor Gericht. Richter szum Angeklagten, der zu zehn Jahren Zucht' Haus verurlheilt worden)! „Haben Si« tlagter! „Nein, ich danke, ich möchte lieber noch etwas abz ehrn!" »a« «inderzebitudt »«»„World» H—r". Wenn voil manchen Gebäuden und Einrichtungen des Ehicagoer Weltaus stellungsplatzes selten gesprochen wird, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß dieselben von geringer Bedeutung seien. So sehr es auch die Besucher und Besuch-rinnen interessiren mag, was an der Weltausstellung selbst und ihren buntgestaltige» Anhängseln zu sehen ist, so dürste es ihnen doch auch nicht gleichgiltig sein, wie weit für tehrungen getroffen sind! Da dürften denn Viele mit Vergnü gen hören, daß auch für den (iouifort »nd das Woht der lieben kleinen Kin derwelt besondere Veranstaltungen be stehen, damit also zugteich de» Eltern unter Umständen viel Sorge abgenom men ist. An dem „Kindsrgebände", das sich unweit des „Public Coinsort Buil ding" (zum Ausruhen bestimmt) be sindct und als eine Art Zubehör zu dem nördlich von ihm gelegenen Frau enpalast betrachtet werden kann, ist eigentlich nur das Eine auszusetzen, daß es viel zu klein ist. Es würde, ivenn es viermal so groß wäre, tagtäg bies", gefüllt sein. So aber müssen jeden Tag viele Hunderte aus Raum mangel abgewiesen werden, und „wer Vom frühen Morgen bis zu,» späten Abend ist dieses Gebäude geöffnet, das sowohl Schlaf- und Verpfkgungsgele genheiten, wie Unterhaltungen und Schule bietet und in seiner Art so in baude der „Weißen Stadt." GlaS das Kleinkinterrcich bildet, und außer halb dieser durchsichtigen Glaswände ist den ganzen Tag ein solches Gedränge und neugierige» Junggesellen, daß es schwer ist, auch,nur Stehplatz zu Wenn ja einem Erwachse laute Sprechen vermieden wird, damit die Kleinen nicht aus dem Schlas ge schreckt werden. Diese Bestimmung hat allerdings nur in den Vormittagsstun den Werth. Später erhebt sich aus den Wägelchen, Stühlchen und Schlaikriv pen ein Getöse, das auch den gewaltig nen beeilen sich, nach Möglichkeit den Püppche» alle ihre Wunsche zu erfüllen, und das Stimmengewirr wird wieder liWl W Beren Kindlein gewidmet. Auch hier geht es recht bunt her, ober sür Ord nung wird thunlichst geiorgt. Die Spiel wie zum Unterricht bestimmt. Auch die Turnerei hat, wie seinerzeit erwähnt, ihren Einzug in das Kinder» Stets bieten sich viele bunte Bilder lich außer Besuchern des Weltausstel lungsplatzes auch Insassen desselben ihre Kleine» unterbringen können. Die Zuschauer sind ebenso bemerlenswerth, wie die Kinder selbst. Es ist immer ein allerliebstes Schauspiel siir Jeden, den überhaupt dergleichen anzieht, wenn Mütter ihre Kiuder hier abholen. Falls, was nicht selten vorlommt, Erstere ihren „