2 uninterefsant sein, der Thätigkeit Jo kai's als Advokat einige Worte der Er innerung widme», ES giebt taum mor die kleine» Begebenheiten seiner Lebensgeschlchte zum Besten giebt. Solche kleineren Begebenheiten sind auch die, die mit seiner Advokatur praxis in Verbindung stehen und di« er selbst zu seinen angenehmste» Erin nerungen zählt. Wiewohl nicht zum Juristen geboren, gedenlt Jokai auch heute noch mit Freuden des in den Ge richtslästen so häufig sich zeigenden un beabsichtigten Hnmors und des glän zenden Erfolges der ersten nnd zugleich letzten Prozeßangelegenheit, in der er als Vertreter der klägerischen Partei sungirte. In dem erwähnten Prozesse hatte Jokai im Auftrag einer Bier brauerei den Eigenthümer des damals weilbekannten Komlo - Gartens auf Vertragserfüllung ?c. zu klagen. Komlo war wie Jokai erzählt der Bierbrauerei gegenüber die Verpflich tung eingegangen, den Blerkonfum auSfchließlich bei ihr zu decken, außer dem aber AllcS daranzusetzen, damit die Gäste nicht Wein, sondern Bier kon sumiren. Da geschah es aber, daß Herr Komlo unter der Hand eine grö ßere Partie Wein.lauste, und die erste Folge davon war, daß er seiner Verpflichtung liiicingedenk sein ganzes Strebe» dahin richtete, daß möglichst viel Wein „von dem wunder baren Dreißiger" getrunle» werde. Wegen vieler Nichterfüllung der Ver tragsbestimmungen tlagte die Brauerei, vertreten durch den Pester Advokaten Moritz v. Jokai, Herrn Komlo auf Schadenersatz. Zur Beweisführung aufgefordert, ließ Jokai einige Exper ten, durchgehendS belonnteGourmands, vernehmen, die den Nachweis erbrach ten, daß es Speisen gebe, die so wie Mische, Mehlspeisen .'c. Wein erfor man Bier ;i> trinken pflege, Nachdem diese Depositionen der Sachverständi gen zu Protokoll genommen waren, ließ Jokai eine ganze Schaar lustiger Zuraten, Komlo'fchc Stammgäste vd» ««erkanntem Appetit und Durst, als Zeugen vorladen. Dieselben sagten gleichlautend dahin aus, daß Herr Komlo das Menu der letzten Monate stets derart zusammengestellt und nur solche Speisen bereitet hatte, nach denen lin Mensch mit gesundem Geschmack nichts anderes als Wein hätte trinken können. Durch diese Aussagen sah Jokai die döse Absicht des Wirthes als erwiesen in und das Gericht theilte diese Aus fassung. indem es dcn Beklagten nebst Verlust des bedungenen Pönales dazu verhielt, dem Kläger den entgangenen Nutzen binnen acht Tagen bei sonstiger Exekution zu bezahlen. Gelegentlich einer zur selben Zeit durchgeführte» Pfändung, bei der er die letzte Kuh einer arme» Wittfra» hätte wegführe» lassen sollen, erkannte Jokai, daß das Advokatenhandwert denn doch ein här teres Herz als das seine erfordere, und kaum wenige Monale nach Erlangung des Diploms lehrte er dieser Profession den Rücken. „Und wiewohl bis heut« regelrechter AdvoLat," meinte Jokai im scherzbasten Tone, „habe ich dennoch »i« unteilasscn. von Zeit zu Zeit gleichsam als Ncbenbefchäftigung auch dic Litera tur zu luttiviren. Sein Diplom erlangte Jokai im Jahre 184«!. also im Alter von 20 Jahren. Das Diplom wurde laut altem Brauch in den Kongregationen des Pestcr Eomitats und der königl. Freistadl Komorn publizirt, mit dem amtlichen Vermerk, daß die Koinmis sion die Prüfung sür lobenswcrth be funden. Warum Jokai, dcr bekannt, lich stets zu dcn besten Schülern zahlte, gerade bei der Advokatencensur nicht ausgezeichnet, sondern blos belobt wurde, das hat wi« Jokai dem Schreiber dieser Zeilen lächelnd er- Mlte seinen Grund darin, daß die glänzend bestandene mündliche Prü fung durch die schriftlichen Aufgaben stark beeinträchtigt wurde. Vom Stil dieser Aufgaben konstatirteii die Mit glieder der Prüfungskommission mit seltener Einstimmigleit, daß derselde schwach, sehr schwach sei Daß die Budapester Advokatenkammer Moritz Jolai trotz seines schwachen StitS in Bälde zum Ehrenmitglied wählen wird, das gereicht der ersten Advokaten-Vcr einignng des Landes und ihren Mit gliedern zur Ehre." Feine Anspielung. Stu» dent: Ach, lieber Onkel, geh' doch nicht fort. Ich bin immer so traurig, wenn ich gar leine menschlichen Gesichter um «ich habe! Onkel: Thut mir leid, mein Junge: aber unaufschiebbare Ge mir wenigstens einige Brustbilder des Landesherrn zur Gesellschaft hier. B r qano tg. Frau A.: Mein B. spiquirt): Unmusikalische Leule wis sen sich schon aus andere Weife zu amü siren, mein Mann und ich spielen jeden Adnid zumminen sechsundfechSzig «vch vierdändial «sentenz. Ueber zwei Dinge soll man sich nicht ärgern: nicht über Auch eine Auskunft. Papa, waj ist denn eigentlich Leihe? Das war der alle» Griechen Lager bier! Far unstr« Araue». AZcr sich ei» Weib der Milzlst wcgc» wnlsil, De»» Äiil bleib! Äisl, von welcher Art«» sei, Wcnn der Dichter gesagt hätte, „wer ein Weib nur dcr Mitgist wegen wählt", so hätte er unbedingt Recht ge habt, und ein Mann, der sich bei der hat. Wie jedoch das Derschen ohne das entscheidende Wörtchen nur lautet, so Wenn sich ein Mädchen aus maßlo sem Hvchmnth, Eitelkeit und Genuß sucht freiwillig und mit voller Kennt niß der Sachlage an einen reichen Mann verlauft, so verdient sie bei dem mit ziemlicher Sicherheit zu erwar tende» unglücklichen Resultate des Experiments ebenso wenig Sympa thie, wie dcr nur für Geld hcirathendc Mann. Doch nicht alle Mädchen, die sich ver kaufe» oder verkaufen lassen, thun dies aus verächtlichen Gründen. Im Ge gentheil. sehr viele davon opfern sich aus Rücksicht für die Bequemlichkeit und Pflege ihrer alt und gebrechlich werdenden Eltern oder die dienstliche Lausdahn ihrer Brüder odcr auch die iu einzelnen Fällen schwer bedrohte Ehre, zuweilen sogar die frivolen An sprüche an einen duich legitime Mittel längst nicht mehr berechtigten äußeren Glanz ihrer Familien u. s. w. Es ist nicht die Sache eines jeden Mädchens, ein solch riesiges Opfer zu bringen, nnd kein Mensch, außer einem total vcrlnöchcrten, herzlosen Egoisten, wird sie tadeln, wenn sie mit aller Entschie denheit ablehnt, es zu thun. Diejeni gen Mädchen jedoch, welche aus selbst loser Liebe für ihre nächsten Blutsver wandte» sich das Kreuz einer lebens langen Sklaverei auferlege», verdiene» unser aufrichtiges Mitleid, Doch dti E.t.eme der Mit- und Wieden - Geldheiraihen. Aussteuer etwas vollkommen legitimes; die letztere ist sogar eine durchaus deutsche Einrichtung. Unter der Aussteuer verstand man und versteht heute noch die von einer lichen Bedckss oder zur Bekleidung, beziehungsweise zum Putze der Frau »ieilt. Die Aussteuer besteht neben dem Brautschutz oder dcr clos und ist unter geben, entweder von der Verwaltung und Nutznießung des Ehemannes aus schließen oder ebenso behandeln lassen natürlich sehr ost, namenllich aber in fast allen Fällen, in welchen die Aus steuer das ganze und einzige der Ehe tirt. Zur -los oder dem Brautschatze ge hört Alles, was um der Frau willen in sNmmungen gibt. Aber das Herkommen ist dekannllich ebenso stark, wo nicht starler. als alle dem Hause scheidenden Tochter von An sang an nach besten Krästen zu ebenen ihr eine möglichst behaaliche Heimath Pfennig". Das Gefühl der Altern ist ein sehr natürliches und sie sind dafür sicheilich allerlei Masken, wie die der Biederkeit u. s. w., die Goldsische zu sangen suchen. ES bleibt natürlich der Erfahrung und dem gereisten Urtheil der Eltern und auch dem hoffentlich genügend ent wickelten und selbstständigen Urtheil der Tochter vorbeliallen, solche Leute baldigst zu durchschauen und dann selbstredend links liegen zu lassen. Uebrigens wäre es traurig, wenn ein reiches Mädchen, nur wtil sie reich ist, gäbe zu lösen übrig und das ist die, aus der großen Anzahl ihrer Anbeter denjtnigenjherauszusindeil, der es ehr- U»d wie soll dieZ geschehen? Soll das Mädchen aus dic Minneproben der Ritterzeiten zurückgreifen und von ihrem „Beau" verlangen, daß er in voller Turnierrilstung auf dem Söller des Schlosses spaziere» reitet? Armer Dude, die Rüstung allein würde Dich mehr ein Fettflecken von Dir übrig bliebe! Oder soll der Unglücksmensch » ta Ritter Delorges den Handschuh seiner Schönen den weitaufgefperr ten Rachen von Bornums Bestien rei ßen oder irgend einen anderen der de jich dadurch dem Verdacht der Speku lation auf das Geld der Betreffenden aussetzt?" Und ferner: „Soll ein wohlhabendes Mädchen nur einen Millionär heirathen, weil sie von allen anderen Männern fürchten muß, daß sie nur ihr Geld wollen, während ihre Person ihnen Und „lst das Mitgift geben überhaupt in der größeren An >ahl von Fällen ein Segen -»der ein Fluch sür das junge Paar?" Die ersten beiden Fragen lassen sich nicht mit einem kurzen Diktum abferti gen. Die richtigste Antwort daraus ist wohl die, daß in jedem einzelnen Falle die Individualitäten der beiden jungen Leute geuaueftens beobachtet selbst nach sorgsaltigem Abwägen aller Für und Wider fällt das Resultat zu weilen ganz anders aus, als wir erwar ten. Das alte Sprichwort: „Gleich und Aleich gesellt sich g?rn" würde, aus un voii der Regel gemacht, deren Mehrzahl leider nicht glücklich verläuft. Denn auf eine ursprüngliche arme Dame. Dagegen gibt es in den breiten mitt leren Gefcllschastsjchlchten Fälle, in welchen sich eine kleine Mitgift als ein tadeln? wcm sollle sie trauen, wenn nicht ihm? Und ebenfo felbstredknd ist es, daß der junge Ehemann, wenn er, wie zu er fames LebenSichisjlcin wieder in ruhi geres Fahrwasser zu lenken. Und ist sich wohl glücklich und zusricdcn anein „Nicht Tu. nicht ich. wir Beide ha ben uns das erworben. Gott er halts!" braucht. Wer ihn aber um dic Hand seiner Tochter bittet, von dnn setzt er voraus, daß er ihr auch eine, wen» auch bescheidene, so doch sichere Existenz bie ten tau». Das Mädchen erhält daher eine den Mittel» ihrer Eltern entsprechende Aussteuer, die Letzieren tragen auch noch die »kosten der Hochzeit von da junge Ehemann sür den Husstand sor gen. Daß die guten Alten dem Töch terchen auch später »och in die Hand drücken, was sie entbehren können, und wcnn Noth an Man» gcht, auch noch mehr, als das, versteht sich von selbst, obwohl sie es sich zuweilen nicht ein mal gegenseitig zugestehen. Was immer man im Allgemeinen über die Mitgist denle» mag, sicher ist Eines und das ist, daß die Eltern sich nicht wchthun sollen, um ihren Töch tern eine unverhältnißmätzig große Mitgist, vielleicht sogar auf Kosten ihres eigene» NothpsennigS, zu geben, anstatt die jungen Leine sich ihren eige nen Weg erkämpfe» zu lassen, wie sie es zu ihrer Zelt auch thun mußten. Wir sind gewiß große Kindcrfrcunde, können lins aber trotzdem der Wahrheit »erschließen: „Wer seinen Kindern gibt das Brod Daß er muß selber leiden Noth. Ist werth, daß man ihn schlägt mit der Kcule todt!" Vii» Bauernstücklein. Aus der Mark wird folgendes jüngst geschehene Baucrnstücklein berichtet: Schulzendorf und Müllerdorf, cine ge meinschaftliche Kirche mit einem Glok lenlhurin aber keine Uhr an diesem Thurm. Der Deutlichkeit halber muß bemerkt werde», daß dic Kirche mit dem Thurm im Müllersdors stand. Lange Jahre und Geschlechter hindurch hatten beide Dörser sich bei Kirche und Thurm woht befunden, bis eines TageS ein Neunmalwciser von außerhalb die Müllersdorfer höhnte, daß ein Kirch turm ohne Uhr ein klägliches Unding sei. Das leuchtete ihnen ein nnd «ach zcndors statt. Die MüllerSdorfer hat uud machte» nicht im Geringsten Miene, die ihnen zugemuthete Hälfte der Ko stenz» zahlen. d . I V hältniß zwischen beiden Dörfern durch keincil Mißtlang gestört worden: jetzt schlug die Uhr dazwischen. Das Ober haupt von Müllersdorf sah sich zu len Schaare» vor der Thurmuhr und regulirten nach ihr ihre eigenen Zeit messer mit unverfrorener Gründlich bitbeles Dorf der Mark sicher nicht Der Sammler. A.: Ich zieht, zu einem Menfche», dcr auch gar nichts Jnierefjantes anfwcist? A.: Ah. den lcheinen Sie nicht zu kennen, der Mann besitzt eine coloffalc Marlen lung? A.: Ja, aber verstehen Sie rechi: Die Markensammlung liegt im Keller! Schmeichelhaft. Gast: „Ich Gast: „Das weiß ich nicht, aber wenig stens h.itte ich den Hasenbraten dan» friich bekommen!" Vom Rege» »» »«« Trauf«. Guten Tag. Landsmann, hier schickt mein Herr dem Herrn Lieutenant den Ueberzieher. dann ei» in Flüsterton ge halieucs Zwiegespräch, ohne das cine Bestellung unter Osficiersburscheu nun einmal nicht möglich ist, und cine Cor ridorthüie wird wieder laut dröhnend in s Schloß geworfen. Tiefe tteine Scene spielte sich am Nachmittag eines trüben Deceuibertages iln 3. Stockwerk eines der modernen tafernenähnlichen Miethshäufer in der Garnison L,, .. ab. Die Außenseite der so arg mißhan delten Eorridorthüre zeigte auf ihren Feldern rechls und links in Mannes höhe »och andere Acte äußerer Einwir vier roth unterfilzten Messingnägel» zierlich angehesiet, de» Lieutenant P,, als den Inhaber dieser Wohnung von behör an. Nicht lange nach diesem Intermezzo, es war mitllerweile fünf geworden, düster »tickenden Augen. „He, Friedrich, schnell eine Tasse Thee, dann »och ei» Stüiidche» Ruhc,^ zcnder und schöner als der sonnigste Frühlingstag." Jn gehobenster Stimmung las er einen auf feinem Schreibtisch liegenden sichtlichem Behagen durch. „Die Fledermaus, Operette in Z Acten von Johann Strauß," darüber gleich settgcdruckter Schrift, „heut« nnr einmaliges Auftrete« der Soubrette Frl. A. aus Berlin," und seine Ge danlen wanderten träumend nach der Residenz, wo er vergangenen Herbst maudos so oft Zeit und Gelegenheit gefunden hatte, für die genannte Künst lerin in schwärmerischer Verehrung zu schmachten. P die leichte Operettenmusik gar nicht so sehr an. Er gehörte zu jenen Naturen die das alltägliche Amüsement ten, Bällen ». f. w. wenig berührt. Deshalb hatte er das Operettentheater in L,... noch gar nicht besucht, aber machen. Hatte er sich doch wie ein Kind schon Wochen lang auf den Abend gefreut und verehrte er doch in Frl. A., und das mit Recht, das Ideal graziöser, anmuthiger Weiblichkeit. Sie allein, so rühmie er ost, bcfaßc die wollte. Daher die große Freude, als P bei seiner Hcimtehr die Zusage als vol- Pünkllich sechs Uhr war die Toilette, ein Liebchen vor sich hin trällernd, schlenderte Lieutenant P.,.. einem be liebten Nestaurant zu, wo er sich der imbiß einzunehmen. Das Lokal war ger-ade um diese Zeil sehr überfüllt. Eine Anzahl Stamm tische war schon soft vollständig von so liden Familienväter» besetzt, die hier gehend auszukramen pflegten. In einer Ecke des ziemlich geräumi ge» Lolals war ein Tisch vo» Gäste» besetzt, deren Kleidung in Schnitt nnd Zusammenstellung ichon darauf hin wies, daß ihre Besitzer zu den tempo rären Eivilisten geHorten. An dem sonst so ruhigen P,,.. fiel Allen diesmal eine ungewöhnlich freu. heute einen besonders glucklichen Tag Der bestellte Imbiß war bald ver- zehrt, und nach einer halben Stunde rüstete sich die Gesellschaft zum Aus bruch. Während die Kameradc» in ihre Mäntel jchlüpfte», stand P,, ~ im ersten Augenblick etwas coustcrnirt da. Doch nur einen Augenblick währt« ! diese Unsicherheit. Schnell gesaßl l überbückt und überlegt er »och ein mal die Situtation. dann greist er ebenso schnell entschlossen gleich rechter Hand nach dem dort hängenden Ueber ! zieher. »kaum hat er denselben vom Haken ! befreit, so rust ihm ein Gast vom ne benstellenden Tifchzn: „Mein Herr. Sie irren sich, daß ist mein Ueberzieher." greift P,,. .nach dem daneben hängen den. Wieder dieselbe Autwort eines Anderen, diesmal schon bestimmter. Mit einer abermaligen Entschuldi gung, er habe sich den Platz des feinigeii nicht ordentlich gemerkt, setzt sich P,, ärgerlich anf seinen Platz, in dcr Absicht, den Lderkellner um Rath in dieser Ver legenheit anzugehen. Tie Kameraden hatten unterdessen das Lokal verlassen, warteten noch ein Weilchen draußen, nicht ahnend, was dem armen P,, ~ unterdessen begegnet um in den Besitz seiner Garderobe zu gelangen. Noch einmal sein Glück an einem dritten Ueberzieher zu versuchen wagte er nicht in dem Gefühl, daß die Sache zu auffällig, wenn nicht gar ver dächtig erscheinen könnte. Die u» sprüngliche Absicht, den Oberkellner zu befragen, ließ er schließlich auch fallen, weil er sich in dessen Augen durch die lächerliche Thatsache, daß er seinen eige hatten. Eine Viertelstunde war schon »er gangen. P tröstete sich damit, dcr Operette aufzutreten habe. Die zweite Viertelstunde verstreicht in langem Warten ebenso. P,.., sieht nach der Uhr, es ist gerade sieben ein Viertel und um sieden Uhr sollte das Stück beginnen. Unruhig greift er zu und quer vor seinm Augen umher. Starr streift sein Blick über die Zeitung weg aus die harmlos dahängende Gar schwirrten ihm bald so wirr vor den Augen, daß er zum Schluß über die Situation weniger orientirt ist, als am Dilemma herauszukommen. ! Die Uhr im Gastzimmer schlägt eben volle Stundenzahl. Jeder einzeln« Schlag dringt wie höhnend an sein Ohr. Acht, neun, zählt er, unmöglich, ! aber ein Blick aus die Uhr belehrt ihn. j daß ihn heute ein böses Spiel an dein besonders sür ihn glücklichen Tage, wie seine Kameraden ja meinten, cndgillig Perurlheiltcii, dem der Richteripruch verkündet ist. Er sieht schmerzlich aber gesaßl ein. daß ihm nun nichts mehr Buug des Lokals vicllcicht, auszuhar ren. Gegen ll Uhr endlich begann sich das Gastzimmer zu leeren, nur in eine, Herren so im Spiel vertieft, daß es scheint, als werde sür sie nicht so dal« ! die Trcnnnngsstuiide schlagen. dcr Wand d e vier dcn.Herren gehöri-1 gen Ueberzielier und zwei Halen vor diesen ein einsam verlasfener, der »ach Utbcijieher ei». ! Als er in die kal'e Nachtlust heraus- > trat, überkam ihn dus Gefühl, a!s hält« wicd.'rgewoniien. ! Beim nächsten Laternenschein mustert er vorsorglich das o-irpu» >lvlioli von! allen Seiten. Also das war der so schmerzlich gesuchte. Dunkelblaues Tuch, ei» entsprechend etwas Heller far- Schinerzenikind au?, das er nicht ohne , Bitterkeit znlnöpfte. Vorher jedoch entnahm er. um jeder weitercn Verwechslung vorzubeugen, seiner Vrustlaschc eine Visitcntaschc und ließ dieselbe behutsam in die rechte Sei- j tentasche des Ueberzieliers gleiten. Dann lenkte P,... deshalb seine Schritte einem vo» den Kanieritde» viel beiuch- ten Ease zu, in der Absicht! dort noch «iucn Schlastrunk zu nehmen. seinen Augcn nicht trauen, als er seine Kameraden vollzählig hier versammelt fand. Sie halten nach dem Zheater hade, seiner Absicht untre» zu werden. P,, ~ wich ihnen mit «ner geschick ten Ausrede aus. j Die Kanieradcn ließen sich alsdann in Lobeserhebungen »der die vorzüglich Wort drang den» armen P wie ein Dolchstoß in die Scele. „Und habt ihr nichl gesehen", wars ein jungcr Kame rad ein. „wie die kleine A. gleich beim ersten Auftreten ihr reizendes NäSchen schalkhaft in die Rofen vergrub nnd je» ist." " > Unterdessen hatte sich das Cafe reich lich gefüllt. War es doch die Zeit, in der mancticr a»f dein Nachhausewege dachte, noch vor dem Schlafengehen bei dem kalten Wetter die Lebensgeister durch cincn Grog tüchtig zn erwärmen. Man kam und ging. Auch der „ver tiefte Spieltisch" aus dem Restaurant war von gleichen Jnlensionen beseelt eben eingetreten. Einer dcr Spielenden, dcr Referen dar »on E batte »ach Beendigung des Spiels die fatale Entdeckung ma ch-» müssen, daß ihm se.i» Ueberzieher vertauscht war. Wie erfreut war er Denselbc» gegen sein Eigenthum zu vertauschen, war das Werk eines Augen blicks. Uud bald darauf verließ von E,.., das dem Zufall dankend, der ihm hier wieder zu fcincm Eigen- Rechte geltend, und Alles beeilte sich zum Aufbruch. Unier armer P.... glaubte seinen Augen nichts traue» z» dürfe», als er , heim. Zerschlagen wacht P am näch sten Morgen gegen 9 Uhr es ist ja Sonntag und er in Folge dessen dienst frei aus. Sein erster Blick fällt aus den arglos daliegenden braunen Ueber zicher, und die ganze» unglücklichen Er eignisse des geslrigc» Abends treten ihm wieder lebendig vor die Seele. vernehme». „Auch das noch," mur melt P für sich hin, „wie werde ich ihn, nur sein und mein Mißgeschick am schonendste» beibringen?" Noch ehe P,, ~ seine Leidensgeschichte beginnen konnte, fragte ihn der Ange ben aus cincm Stuhl liegenden Ueber zieher hinwies. »Lieber P,,.. saß Dir dcr Rock dcn» eigentlich auch be quem?" das nicht ein süperbes Braun, das ich ! da als Tuchsarbe gewählt habe?" denn daß ! die Sache doch zu bnnt. Mit einem stummen Wink, zuvörderst Platz neh me» zu wollen, erzählte er seinem Freunde haarklein seine gestrige» Er lebilisse. „Und Deine Visitenkarte?" fragte der Andere außer sich vor Lachen. In diesem Augenblick brachte der Bursche einen Brief herein, dcr soeben für den Herrn Lieutenant abgegeben worden sei. P erbricht ihn und liest Fol gendes: Mein Herr! Heute Morgen sand ich in einer Taiche meines Ueberziehers Ihre Visi tenkarte. Da ich nicht weiß, wie die selbe hineingelangt ist, so theile ich Ih nen hierdurch mit, daß ich, falls Sie etwas von mir wünschen, zwischen 12 I Ul-r Mittags in meiner Wohnung zu sprechen bin. von E>..., Referendar. „Das klingt ja fast wie eine Forde rung," verjetzte P „Scheint auch darauf hinaus zu wollen. Nun.tier»hige Dich, lieber Freund. zufälW kenne ich diesen blut- mit Deiner Erlaubniß. Deine Leidensgeschichte erzähle, ebenso über Dein tragisches Schicksal lache,» wird, wie Du das mir jetzt wohl gestat- t P b w llt 112 td Das ist selten. Gerichts- Vollzieher