6 HaHzeitSretsen i« atter Zeit. In diesen Tagen, wo an mehreren Häsen Vermählungen in glänzender Weise geseiert wurden, erinnert das Wien. Tagbl." an den Brautzug »er Jagelloueiitochter Jadwiga von Pole», welche sich im Jahre 1475 zu Landshut mit Jörg dem Reichen, dem Rad)»d des 15. Jahrhunderts, ver- »ählte. Was die alten Chroniken von > ihrer Fahrt aus dem Herzen des Sar- > »ateutaildes nach Landshut, der dama ligen Residenz der baierische» Herzöge, Gerichten, liest sich wie ein Kapitel aus einer Odyssee. Es war auch eine solche. > September 1475 machte sich die Hkaut, geleitet von den Segenswün- schen ihrer Eltern, auf den Weg. We< Her König Casimir von Polen, noch dessen Gemahlin Elisabeth, geborene Erzherzogin von Oesterreich, hätten die , 4»eite Reise, die heute taum 24 Stun den erfordert, wagen können. Herzog Georg der Reiche, der es sich Guge ich waren hatte.daß sein HochzeitSfest daZ glanzvollste werden sollte, das je aus deutscher Erde veranstaltet worden, charrte seiner Auserkorenen mit begreif licher Ungeduld. Die Vermählung war siir den Oktober anberaumt, aber! Erundlos waren die Wege und die Pässe, sogar stark verschncit. Hatten ! die Marschälle für die Reise blos zwei Wochen bestimmt, so mußten sie sich Haid auf ebenso viel Monate gefaßt «achen. Immer kleiner wurden die erzielten Tagmärsche; in den ersten Ta gen legt man mit der schwervergoldeten Zkarosse noch vier bis fünf Meilen zu rück, dann sinkt die Geschwindigkeit rapid, weil die abgetriebenen Rosse de» ZZeglcitungskavallerie nicht mehr vor würts tonnen. Und der Winter stellt Hch mit all' seinen Unannehmlichkeiten sin. Die Räder der Brautkarosse müssen gegen Schlittenkufen umgetauscht wer de». Man ist auf Umwege angewie sen, weil sich Wcgelageerrbandeii gezeigt haben, und statt durch Böhmen zieht man durch die sächsischen Lande. Aber auch hier sieht man sich genöthigt, die Äieiseroute bald aus jenem Grunde zu Ändern, und so kommt man in Zickzack linien durch vieler Herren Länder. Rur selten sind es landesherrliche Bur gen, Schlösser oder Edelsitze, welche der Zaum dem KiiideSalter entwachsenen Braut als Nachtlager dienen; gewöhn lich steigt sie trotz aller Couriere und Quarliermachen in einer schlechten Herberge oder Waldschäule ab. Und »icht weniger als sieben Mal muß das arme Mädchen sogar bivuakiren. Da «erden große Feuer im Kreise ange- Küiidct und eine Garde von sechzig Edelleuten bildet um das umbulante Mochtlager herum eine stählerne Wacht »on Klingen und Spieße». Auch von Wölfen wird der HochzeitS AUg zweimal angefallen. Mit der Ver röstigung war eS ebenso schlecht bestellt, «ie mit der Unterkunft, und oft bilde »en Schwarzbrod uud Wurst allein die Nrnndelementc der Mahlzeit. Nicht gelten auch hatte die Prinzessin-Braut mit einigen Rüden oder einem Teller Linsen dorlieb zu nehmen. Erst von Wittenberg an, wo Herzog Otto das Brautsühreramt übernahm, «urde die Verpflegung besser. Immer kleiner wurde das Cortege der Jagello »rentochtcr, immer dünner wurden die Whiilcin. denn Krankheit riß ein iu »er Begleitmannschast des Brautzuges und manch' tapferer Krieger fand auf einem deutschcn Friedhof seine letzte Auhesiätte. Inzwischen aber wurde im Bairi schcn wacker zur Hochzeit des reichen Zörg gerüstet, dessen Gastfreiindschaft und kreisliche Küche weit überldie deut schen Martiingcn hinaus berühmt wa ren. Es kamen angezogen Friedrich der der die deutsche Kaiserkrone trug, Matthias Corvinus, der damals schon weltberühmte Ungarheld, Erzher zog Maximilian, der nachmalige Kai ser, der in der Geschichte als der „letzte Äiitter" fortlebt; Sigmund von Tirol, auch ein Krösus unter den Fürsten, von seinen Zeitgenossen der „Münz reich?" genannt, die Marlgrasen von Brandenburg, Eberhard „der Rausche bart" von Württemberg, die Kirchen- Gürsten von München, Preising, Eich städt und Salzburg und zahllose Gra sen. Aannerherren uud Edelleute aus Zollen Gauen von Nord- und Süd veutjchland, französische Kavaliere, englische Lords,spanische Hidalgos, und auch, als sellensicn der HochzeilSgäste, der moslemische Prinz Sczim, der Sahn des OsmauenkaiserS Mohamed des Eroberers. Nicht weniger als 9606 Pserde der Hochzeilsgäste und der Oefolge standen an den Krippen zu Lyndunshut und fraßen auf Regi .«neiitstostcrl. Ganze Flecken und Dörser, ja ganze Kreise wurden ausgehungert uud aller Lebensmittel «ltblost. blos damit die Bcwirthung in dtr Hauptstadt ermöglicht werde. endlich, am 13. December 1475, «iurde durch reitende Eilboten das Nahen des Brautzuges und in den versammelte» Schaaren begann es sich lebhastz» «gen. Nur ein bischen Geduld noch drei Tagt, nicht länger uud die Ersehnte wird LandShuter Gebiet betreten Am t'i. December verkündeten die Ähürnier. daß der Brautzug in Sicht sei. Der Kaiser, die königlichen und -fürstlichen Hochzeitsgäste stiegen zu Pferde, angethan mit ihrem Waffen sckmu>t,pruntend in eittl Gold, Silber »nd Brokat, und setzten sich, begleilet von einem unabsehbaren Gesolge, in Bewe gung. Voran sprengte als Vorreiten der jugendliche Erzherzog Mar mit dem Stich vou Psaueniedern auf dem Sil- Herhrlin. ihm »ich folgte ander Seite Hes Bohmcrlonigs in bedächtigerem Zrabe Kaiser Friedrich, deffeu L-ammet daret ei» juwelenbesctztes Krönlein -schmückte, hieraus der Bräutigam, de, Tothburtige Jörg, und hinter diesem, tbeUS aus arabische» Rosse», theils in »on Maulthicre» getragenen Sänsten. die Schaar der Kardinäle, Erzbischös« o»ud Bitchöst. Am andrren Ende des schneebedeckten BlachfeldeS taucht der erwartete Zug aus. der sich, einer Rie senschlange vergleichbar, langsam her anwälzt. ES flattert von Helmdüschen, es blitzt von Waffen, eS kommt näher, Roßgewieher, Peitschenknall. Pauken wirbel, Trompelengeschmetter und dann das verworrene Rusen eines tau sendstimmigen Menschinchors. Und mitten im Zuge erblickt man den golde nen Wagen mit den Krystallscheiben und darin sitzt die Rose des Polenlan oes. Entblösten Hauptes umstehen in weitem Kreise die Fürsten und Herren die Karrosse und der Bräutigam nähert sich um der Dame seiner Wahl, welche er bisher nur im Bilde geschaut, nun auch in's Auge zu sehen. Doch da ergibt sich ein eigenartiger Zwischenfall. Die Braut versteht nur polnisch und etwas wenig Latein. Der Bräutigam aber ist, trotzdem ihm sein Vater nach der hohen Schule seiner Zeit dir Weisung ge sandt : „Studir' nur fleißig, daß es thracht uud man es bis Münichen hören künnde !" nicht gar sattelfest in Ciceros göttlicher Sprache.... Da springt der hochwürdige Erzbischof von Salzburg als Dolmetsch eiu und deutet die Grüße des Bräutigams und der Braut.... So sind sie nun endlich, endlich bei sammen und das Hochzeitsfest nimmt seinen Anfang. Der Jubel wird hin aufgetragen auf Marktplatz und Straße, in den Brunnen strömt kostbarer Wein und gebratene Ochsen ergötzen die Menze. Das geht so wochenlang fort, just wie ein Märchen.... Eine Hoch zeitsreise aber wird von den Neuver mählten nicht unternommen, denn ein« solche hat ja die liebliche Fran eben erst mit Ach und Weh glücklich überstan den.... Von einer noch längeren Hochzeits reise weiß aber die „Magd. Ztg." zu erzählen, »ämlich von jener der Jiisan tin Maria von Spanien, 1629—3 t, die vierzehn Monate währte. Sie dürst« die längste fürstliche Brautfahrt sein, welche sich in der Geschichte Europas nachweisen läßt. Maria war als Braul für den späteren deutschen Kaiser Fer dinand 111. geworben (geb. 1603, Kaiser seit 1637, gest. 1657), den si« um zwei Jahre im Alter übertraf. Nach Beendigung der langwierigen Verhand lungen, welchem die beiden Nächst betheiligten sich natürlich nur in Bild nissen zu sehen bekamen, wurde die Ab» reise der Jnfantin aus Madrid auf den 7. Januar 1629 angesetzt, verzögert« sich aber zunächst wegen Geldmangels am spanischen Hose, da König Philipp IV. von Spanien die Schwester selbst mit vollem Glänze bis zur Küste gelei ten wollte. Man verfchob den Auf bruch trotz lebhafter Gegenvorstellungei des österreichischen Gesandten Grafen Khevenhüller, bis zum. December 1629. Endlich kam er am 29. December 1629 wirklich zu Stande, aber nun wäre« die Wege schlecht, so daß sich täglich nur 5—6 spanische Meilen (jede etwas übe, 5 deutschej zurücklegen ließen, wahrend die Nachtquartiere vielfach so elend aus fielen. daß es zu Gaxamerog z. B. über Nacht durch das schadhafte Dach in das Schlasgemach der Braut, die übrigens am 21. April 1629 durch Prokuration ihrem Verlobten schon angetraut war und den Titel Königin führte, hinein schneite. In Saragossa verabschiedete sich Phi lipp IV. und übergab die weitere Lei tung des Zuges dem Herzog von Alba, der seinerseits zur Verzweiflung des mitreisenden Khevenhüller neue Schwie rigkeiten aufzufinden wußte; er bli»b z. B. gleich in Saragossa zwei Wochen liegen, da an einem Orte der ferneren Reisestrecke die Pest ausgebrochen sein sollte, weiterhin in der Hafenstadt Bar celona, die man am 8. Februar 1630 erreichte, vier volle Monate, weil die Schiffe zur Ueberfahrt nach Italien nicht bereit waren, und als man sich am 12. Juni eingeschifft hatte, mußte das Geschwader Toulon anlaufen, da mit sich Maria mit ihrer Schwester, der Königin von Frankreich, begrüßen könne, welche aber nicht kam. Maria selbst war mit den Zögernngen ganz tusricdeii, denn sie sürchtete das Zu sammentreffen mit dem tünstigcn Gat ten. von dessen körperlicher und geisti ger Veranlagung ihr übelwollende Zwischenträger eine sehr ungünstige, falsche Meinung beigebracht halten. In Genua gab eS wieder einen Auf enthalt von einem Monat, indem man sich lebhast über die weitere Richtung der Reise stritt, dann blieb man in Neapel, wohin man den Weg nahm, drei Monate liegen, weil sich zwischen Alba und dem dortigen Bicetönig eine Zänkerei über Etilettesragen erhoben hatte, an welche sich zwei Aufschubge suche Marias wegen zu großer Hitze ge schlossen. Jetzt tonnte Khevenhüller je doch nachdrücklicher vorgehen, die Spa nier mußten nachgeben, und vom 13. December 1630 an fuhr man quer durch Italien nach Ancona, um sich »ach Trieft einzuschiffen. Im Hasen wollte zwar Alba nach Neapel zurück kehren, weil die zur Ucberfahrt be stimmten Schisse pestverdächtig seien. Khevenhüller schlug aber den Vorwand durch eiue gründliche Untersuchung nie der und brachte seine eigene Familie vorweg aus eins der Fahrzeuge. Das suchten die ränkevollen Auslän der zu benutzen, um sich seiner ganz zu entledigen; als er in tiner Barke von jenem Fahrzeuge zurückkehrte, wehrt« ihm eine Schildwache unter Androhung sofortigen Todes die Landung: der ent schlossene Mann sprang indessen rasch ans User, überwältigte die Wache nach kurzem Ringen und warf sie ins Meer. Nun folgten viele Entschuldigungen der Betheiligten mit Mißverständnissen ?c., und am 24. Januarl63l ging die dritt« Einschiffung des Zuges vor sich, wo rauf am 26. die Landung in Trieft und die Uebergabe der Braut au einen österreichischen Erzherzog, den Oheim Ferdinands, stattfand. Der letzt« Theil der Reise, durch die Alpenländer, wo nach Leopolds Gemahlin zu dem Zuge stieß, verlief gut. Das Zusam mentreffen mit Ferdinand, sür das dei Semmering in Aussicht genommen, erfolgte schon in Mürzzuschlag, wohin er in der Kleidung eines Edelmannes geeilt war. in der ihn aber Maria er kannte; bald wurde das Beilager mit großer Pracht geseiert, und das eheliche Leben der Beiden »«staltete sich vom ersten Augenblicke an bis zu Marias Tode (13. Mai 1646) durchaus freund lich. Die Sioux-Indtanerfrage. Ter blutige Krakehl zwischen eine. Anzahl Indianer und „Eowboys" in Süd-Dakota hat abermals das Ver hältniß der Sioux-Jndianer zu unserer Regierung zur Sprache gebracht, und obgleich die ersten Berichte über die Ausdehnung dieser Rauserei übertrie ben waren, haben die näheren Um stände der letzteren gezeigt, daß dort noch ein sehr bedenkliches Feuer unter der Asche glimmt, ein Feuer, das sich noch zu einem großen Brande er weitern kann, wenn infolge fernerer verkehrter oder corrupter Handhebung der Siour-Jndianerfrage die uuruhi gen Elemente daselbst wieder einen grö ßeren Einfluß gewinnen sollten. Ein geschichtlicher Rückblick aus die geschäft lichen Vorgänge zwischen diesen India nern und der Bundesregierung und einige Streiflichter auf neuerliche Vor kommnisse daselbst dürften in diesem Augenblick willkommen sein. Im Jahre 1859 machten die Weißen die erste große Bewegung zur Verdrän gung der Sioux. Es war am Schluss« eines unheilvollen Krieges, und den Sioux wurde erklärt, wenn sie ganz nach der westlichen Seite des Mississippi ziehen würden, so werde die amerikani sche Regierung sie nicht weiter be heiligen. Diesem Verlangen würd« von den Indianern stattgegeben. Abn nach und nach stieg das Gebiet da drü ben in der Werthschätzung der Weißen, und daher wurden die Indianer 1362 wiederum auf ein engeres Territorium zurückgedrängt. Der alte Vertrag? Bah! Der wurde vonderfelben Macht, die ihn entworfen hatte, zurückgenom men. Ganz dasselbe Schauspiel wie derholte sich 1363. Aber das war noch nicht das letzt« Mal. Als man in den Black Hills Gold fand, wurde dieses Land den In dianern noch einem hartnäckigen Wider stand entrissen und für die Besiedeluug durch Weiße eröffnet. Die Siour wuß ten von dem Golde und wollten es nicht für sich selbst, aber für ihre Kinder er halten: dcu» sie sahett, wie rasch ihre übrige» Ernährungsquellen versiegten. Die Büffel waren aus den Ebenen ver trieben und größtentheils ausgerottet, uud das so bedeutend und wiederholt verengerte Gebiet lieserte den Rothhäu ten nicht mehr den Unterhalt, den ihre Väter in reichlichem Maße gefunden hatten. In späteren Verträgen nahm die Re gierung einigermaßen Rücksicht aus die Verhältnisse, indem sie sich verpflichte ten, den Rothhäuten jedes Jahr eine gewi»e Quantität Nahrungsmittel ab zulassen, zur Entschädigung für die ge raubte» Ländereien. Auch eine Quan tität Waaren wurde noch hinzugefügt. Aber wie Onkel SamS Agenten und Unleragenten vielfach die Vertheilung. besorgten, davon sind viele skandalöse Beispiele bekannt, von denen noch wei ter die Rede sein wird. Die Siour wurden schließlich in ver schiedene „Sectionen" getheilt und aus getrennten Reservationen untergebracht; es geschah dies mit der Absicht, ihre Wehrkrast möglichst zu schwächen. So entstanden die Rosebud-, die Standing Rock-, und die Pine Ridge - Reserva tion. Die Indianer haben sich außer dem allmälig in zwei verschiedene Hauptllassen getheilt. Eine derselben besteht aus den ursprünglichen, altzeit lichen „Braves" und Unversöhnlichen. Sie hassen die Weißen als solche und hängen nun einmal der fixen Idee an, daß sie durch Berührung mit denselben stets nur verloren haben. Auch ver achten sie die Lebensweise, Bräuche und Methoden der Weißen. Sie glauben an den Großen Geist, der ihnen das Land in aller seiner Fülle gegeben habe, »amentlich die Büffel und ande res Wild das sie stets nur zu Nah rungszwccken jagten und vielleicht sie wieder in ihre alte Domäne einsetzen werde. Die andere Klasse umfaßt das kon servative Element. Diese Indianer geben die Ueberlegenheit der Weißen zu und wissen wohl, daß die Politik der Unversöhnlichen zur schließlichen Aus rottung der Indianer führt. Sie ra then stets zum Frieden und zur An nahme der Methoden der Weißen, so weit dadurch die jüngeren Indianer be fähigt werden, ihre geschäftlichen In teressen besser gegen die Uebergriffe der Weißen zu wahren. Daher sind sie für Erziehung der jungen Generation in civilisirtem Sinne und gehen Kaufs- und Verkaufsaeschäste mit den Weiken ein, sowie auch unter sich selbst (an Stelle der Gütergemeinschaft). Im gewöhnlichen Sinne des Wortes sind sie „freundliche" Indianer,; aber sie vergessen I abei keinen Augenblick, daß sie Indianer find und eigene Interessen haben. Sie sind friedlich gesinnt, weil sie wissen, daß sie selbst durch solche Siege, wie der über General Euster erfochtene war. schließlich doch nur der Vernich tung entgegentreiben würden; aber sollte es gegen ihren Wunsch doch noch zu einem letzten allgemeinen Kampf kommen, so würden sie, vor die Wahl gestellt, in den Reihen der BundeS armee oder der „Unversöhnlichen" zu kämpfen, sicherlich das Letztere wählen! Und ebenso gründlich, wie der radikale Flügel, verachten sie den Indianer und die Indianerin, die an> den Agenturen herumlungern und sich von der Gunst der Regiernngsagenten mästen, oder die Indianer, welche die Uniform des Wei ßen tragen. Sj« bilden nahezu die Hälfte der Nation. Es fehlt auch nicht an Berührungspunkten zwischen den „Freundlichen" und den „Unversöhn lichen", und es gibt mehr ober weniger einflußreiche Stammesgenossen, welche das Vertrauen beider Klassen noch ge nießen. Offenbar ist das Ende der „Theilun gen" uud Verengerungen ihres Ge bietes noch nicht gekommen. Seil wann hätten auch Verträge, die zwischen Stärkeren und Schwächeren abgeschlos sen werden, Bestand? Kurz »ach der Tödtung Eitting Bulls (welche noch lange nicht vergessen ist, zumal die Be< fugniß zu Eitting Bulls Verhaftung gerade „Buffalo Bill" gegeben worden war, dem bittersten persönlichen Feinde des verschlagenenen Medicinmannes, welch' Letzterer sich wiederholt geweigert hatte, in Busfalo Bills CircuS mitzu ziehen) und dem unheilvollen Kampfe zu Wounded Knee zweigte man bekannt lich die Rosebud - Agentur von der Pine-Ridge-Agentur ab, und bald da rauf versuchten die Bundesbeainten, einen Landstreisen zwischen den beiden Reservationen, weil man Kohlen auf demselben gesunden hatte, loszu trennen: dieses Land sollte als „neu traler Streifen" eingeschoben werden. Der Indianer nun weiß ganz genau, wenn man ihn über s Ohr hauen will, auch wenn er aus Klugheitsrücksichten sich nicht offen dagegen auflehnt. Im vorliegenden Fall aber schlugen di« Rothhaute Lärm, und da die ausge rissenen Wunden noch zu frisch waren, so hielt man es für gerathen, nicht so gleich wieder einen neuen Conflict her aufzubeschwören. DaS Kohlenland gehört »och immer zur Pine Ridge- Agentur,—wie lange? Biete Klagen hört man auch bis in die neueste Zeit hinein, nicht nur über corrupte Handlungen, sondern auch über äußerst tyrannisches Borgehen von Agenten. Dem Vertrag nach ist der Indianeragent weiter nichts, als ein Bertheilungsagent für die Regierung. Statt dessen wirft er sich vielsach als Herrscher und Gesetzgeber auf. und eine drückende Verordnung folgt der ande ren, selbst in den kleinlichsten Dingen für allgemeine Interessen. Die In dianer Alle, welche sich überhaupt noch als Indianer fühlen —werden da durch auf das Schwerste beleidigt, und die „Unversöhnlichen" benutzen das Alles, um fortwährend die Conservati ven zu necken und auszuhetzen. Eine der besten Geschäftsleute unter den Sioux ist der Ladenbesitzer „Tür ning Hawk". einer der freundlichen Indianer. Er hatte viele Waaren an Stammesgenossen verkaust und seine Bezahlung in Hornvieh genommen. Dieses ihm verkaufte und übergebene Vieh war aber noch nicht vollständig als sein Eigenthum gezeichnet, als plötzlich der Agent der Pine Ridge-Re servation eine „Verordnung" erließ, daß künftig die Indianer unter sich selbst lein Vieh mehr kausen oder ver kaiisen dürfte». Außerdem verlieh er dieser Verordnung rückwirkende Kraft, und „Turning Hawk" verlor dadurch Ochsen im Werthe von etwa S3OO. Alle seine Vorstellungen blie ben vergebens! Solcher Beispiele lie ßen sich noch viele anfuhren. Während des schrecklichen Kampfe! oon Wounded Knee wurde vielen fried lich gesinnte» Indianern, welche nach der Agentur und nach den „Bad LandZ" zu ihren empörten Stammesgenossen gegangen waren, um Frieden zu stisten. ihr Eigenthum geraubt, ihr Vieh weg getrieben u. s. w. Unter den Beraub ten war auch wieder „Türning Hawk", ferner der Schullehrer Clarence „Three Stars", der Katechist Thomas Tvon und viele andere bekannte Persönlich leiten. ES wurde Klage darüber ge fuhrt. die Regierung bewilligte Stvi),- 006 Entschädigung, aber bei der Vertheilung soll es ganz empörend zu» gegangen sein. Mögen manche Ge schichten. welche von den „Unversöhn lichen" darüber verbreitet werden, über trieben sein: notorisch ist es, daß die Indianer noch noch nicht den dritten Theil jenes Betrages bekamen. Dr. Eastman, der hochgebildete Siour, wel cher vor nicht so langer Zeit in Boston eine Amerikanerin geheirathet hat, wurde angegangen, sich der Sache an zunehmen. Er stellte nach längerem Widerstreben Untersuchungen darüber an,fragte Die sen und Jenen aus, aber der Agent drohte, ihn wegen .Veranlassung von Mißhelligkeiten" aus dem Lande zu wciien, und die Geschichte ist noch bis jetzt nicht erledigt! Daß die Berichte der Agenten an die Bundesregierung häufig so weit von dem abweichen, was man an Ort und Stelle erfährt, darf nach dem Gesagten nicht Wunder nehmen. Noch immer geben die konservativen Elemente die Hoffnung nicht auf: Sie versprechen sich auch von dem Plan auf »er Chicagoer Weltausstellung ein „In» dianerdors" zu errichten, ihre Waaren dort aus,zubieten und in direktere Be rührung mit den Weißen zu treten, ge deihliche Folgen für sich und ihre Stammesgenossen. ES wäre zu wün schen, daß sie nicht enttäuscht werden. »apitalSanlage, die nicht remtirt. Miller: Weshalb sehen Sie sich das Haus so genau an, Jones? Jones: Ich bewundere eS; eS ist durch Typewriter - Industrie erbaut worden. Miller: Typewriter! Dabei fällt mir ein, daß ich selber einen brauche. Sie kommen wohl ziemlich theuer ? Jones: Ich sollte meinen! Ich habe 5060 Dollars dein angelegt Miller: Alle Wetter! ES war wohl eine Kalligraph-Maschine? Jones: Ach nein, nur ein gebroche nes HeiralhSversprcchen. Der Amateurphotograph auf dem Laude, „So! jetzt recht freundlich, bitte!" „Soest's recht! —Eins, zwei —' „Drei!" Neueste Bezeichnung. Stud. Susselino (Morgens in der Kneipe): Herr Wirth, bringe» Sie mir 'mal einen Ichthyosaurus! Wirth: Ich verstehe kein Latein: wollen Sie nicht auf Deutsch bestellen! Stud. Suffelino: Na, dann bringen Sie mir einen sau ren Hering! ! Wer über Undankbar keit klagt, ist niemals wirklich wohlthä tig gewesen. Frauen thränen sind der erquickende Regen, der die ModebazarS zur Blüthe bringt. ! . Weiberltst. In der Sommersrische, im »W>n Dergesschatten des Schwarzwald?» hotte Trude Brucken in dem Herzen des jun gen Journalisten Dr. HanS Northe je nes Feuer entzündet, an dem sich jeder Sterbliche einmal versengt, nnd das fortlodern wird, so lange sich die Welt in ihren Haspen dreht. Nun waren sie zurückgekehrt; Trude in das stolze Haus ihres VaterS, des Patriziers van der Brucken. Hans i» seine MiethS kaserne, fünf Treppen hoch, dicht »nter das Dach. Und heute hat er den Wa gemulh gehabt, dem Bater der Gelieb ten feinen Besuch zu machen, um auf diesem klippenreichen Psade in die Arme seiner Trude zu gelangen. Der alte Brucken hatte den simplen Federsuchser mit jener kühlen Liebenswürdigkeit zum Hause hinauSgeworsen, die ein Privi legium alter Patrizierhäuser ist und dem armen ErpeditionSobjekt erst dann verständlich klar wird, wenn eS sich wie der aus der Straße befindet. HanS kratzte hinter seinem linken Ohre herum und murmelte ein „Don nerwetter" in den hübschen Bart. Dann rief er sich langsam die Gescheh nisse in das Gedächtniß zurück. Er hatte sich darch den Diener melden las sen, Hut und Handschuhe aus einen Polstersessel gelegt und Herrn Senator van der Brucken die Hand geschüttelt, die dieser ihm mit verbindlichen Lächeln entgegengestreckt hatte; Hann hatte er seine Liebeslieder angestimmt, und Herr Brucken h"tte dieselben angehört, so aufmerksam und so verbindlich, daß Dr. Hans mit jeder Minute wärmer geworden war; dann hatte Herr van der Brucken ihm die Hand geschüttelt, für die „Ehre" gedankt, die der Herr Doctor feiner Familie zugedacht, und schließlich erklärt, Trude van der Brucken werde nur den Mann heira then, den er ihr zusühren werde, dieser Mann werde aber ein anderer sein, als der Herr Dr. Hans Northe. Damit hatte der Herr Senator, noch immer verbindlich lächelnd. Hansen's Hut und Handschuhe vom Sessel ausgehoben und sie dem I)--. pkil. in die Hände gege ben und dann ja dann war dieser flink auf der Straße gewesen. „Donnerwetter!" Hans rigf es noch einmal, indem er hinter feinem linken Ohr herumkraute; dann stieg er die fünf Treppen nach seiner Bude hinan. Was nun? Verzichten? Nicht um die Welt! Ader er durste auch nicht säu men; er mußte Trude sehen, sprechen, das war er ihr schuldig. Mit großen Schritten stampfte er in seiner kleinen Stube auf und ab. da klopfte es. „Herein!" „Ein Briefchen, Herr Doctor! Schön' guten Morgen!" Ein Brief von ihr! Das erste schriftliche Zeichen ihrer Liebe. Hans fühlte es bis in seine Zehen hinein kribbeln. Hastig riß er den Umschlag ab. Wahrhastig. Trude schrieb: „Herz lieber Mann !" Jetzt wurde eS dem Dr. pkil. plötzlich fiedeud heiß un ter dem Kittel, „Ich habe Deine Un terredung mit Papa belauscht. Ver zage nicht, dem Muthigen gehört die Welt. Ich bin Dein, mein Hans! Kennst Du Viadame Delorme, das alte französische Sprachlehrerin? Sie gibt mir ab nnd zu »och Unterricht in der Conversation, schreibt aber eben, daß sie einer Heiserkeit wegen hcute nicht kommen könne. Wie wäre es, wenn Du statt ihr kämest? Sie ist fast so groß wie Du und ihre Stimme klingt männlich rauh. Ich glaube. Papa selbst würde Dich ich höre Mama kommen. Adieu, mein Hans! Deine Trudi." HanS hatte den Brief ein Dutzend mal an feine Lippen gedrückt, bevor er ihn zu Ende gelesen, dann las er ihn noch ein Dutzend mal und küßte ihn j ebenso oft, und als er dies gethan hatte, begann er über den Inhalt nachzuden ken. Madame Delorme, die alte Mon strum von Französin kannte er, natür lich! aber was wollte Trude da-- mit sagen? „Wie wäre es, wenn Du statt ihr kämest? Ich glaubt, Papa selbst würde Dich Und je mehr er sann, je mehr conoentrirte sich das D'.inmerlicht in seinem Oberstüb chen zum Verständniß. Endlich lachte er frisch und fröhlich auf und stieg wie-, der in die Straßen hinab. Am Nachmittage hielt vor dem Hause des Herrn, Senator Brucken eine lahme Droschke, welcher eine lange hagere Frau entstieg, deren schwarzer Schleier mit dem breitkrempigen schwarzen Hute der ganzen Erscheinung etwas vogel scheuchenartiges verliehen. Der Herr Senator gab im selben Augenblicke sei nem Gärtner einige Besehlei er kam artig auf die Dame zu und begrüßte sie. „Guten Tag, Madame Delorme!" .Guten Tat, mein Err Senator!" erwiderte die Dame mit schars sranzösi „DaS versteht sich, Madame Delorme! Ich glaube indessen, Sie werden heute nicht erwartet." „Zsch aben aul mkt gewollt kommen» weil isch sein gewesen serr eiser est „Sprechen auch recht heiser, Ma dame Delorme!" „O, es sein schon serr viel besser. Der Herr Senator öffnet der Dame die Thür des Hauses und führte sie artig nach dem Zimmer Tochter. „Bitte. Madame Delorme ! Du bist do.:) da« Trudi?" »Ja, Väterchen —!" Trudi» Zimmerthür schloß sich wieder lind der Herr Senator ging davon. Seine Schritte waren kaum verhallt, da fielen Hut und Schleier, Mantel und Hand schuhe zur Erde, und aus der Bogel scheuchenhülle schälte sich der Dr. pj>il. Hans Northe, heraus. „Trude !" „Mein HanS !" Die jungen Leute lagen einander in den Armen und lachten über die gelun-! dene Indeß mit deZ GtschickeS Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten und das Unglück schreitet schnell. Die ses Mal kam es in Gestalt der wirk lichen Madame Delorme daher. Un glücklicherweise sah der Herr Senator auch sie, und da war eS nicht zu ver wundern, daß er zum ersten Male, persönlich nachschauen ging, was Jungstr Trude eigentlich für Eonver fation treibe. Die beiden Liebenden waren ini her zigsten Kose», da wurde die wirkliche Madame Delorme auf dem Corridor hörbar. ..Donnerwetter. Trude!" rief die falsche Madame Delorme im Zimmer, „nun wird die Sache brenzlich!" sprang von Trudens Seite auf und schlüpste hastig in ihre Vogelscheuchen' ille hin ein. Hut und Schleier, Alantel und Handschuhe waren kaum an- und um gethan, da öffnete sich schon die Thür. „Lisi!" Die wirtliche Madame De lorme prallte bei dem Anblick ihres Doppelgängers entsetzt zurück. „Ma demoiselle Gertrud:, was sein das für Eomcdie?" „Ja. das möchte ich auch wissen!" Der Herr Senator trat auf die falsche Madame Delorme zu. .Sollen Sie auch, Herr Senator!" Dr. HanS wars H»t und Schleier, Mantel und Tasche ab, und präsentirte sich in seiner wahren Gestalt. Die wirkliche Madame Delorme tau melte und stürzte zur Thür davon. Papa Senator wußte nicht recht, sollte er lachtn, oder schelten. Dort stand Dr. HanS Northe, kühn und stolz, nn wenig bleich zwar in diesem Augen blick, aber nicht wie ein ertappttr Dieb, sondern wie ein Mann, der um sein Recht kämpft. Und daneben stand seine Trude, ganz Purpurgluth jetzt, ganz Liebe uni> Scham; aber nicht die Scham, die sich verkriechen will, sondern jene, die als Morgenröthe edler Weiblichkeit den Weg zum Guten weist. „Seid doch tolles Volk!" Der Herr Senator unterbrach daS SchweigGi, in dem er leise lächelnd das Haupt wiegte, „seid doch tolles Volk!" Dr. Hans zog die Schultern. „Ich wäre lieber offen und ehrlich gekommen !" „Und ich bin schuldig an dem Gan zen, Papa!" Trude schmiegte sich bit tend an des alten Herrn Seite, „ich habe Hans ausgesordert, in der Verklei dung zu mir zu kommen, und Du hast ihn selber Deiner Tochter zuge sührt, Papa, weißt Du? Heute Mor gen erst hast Du zu Hans gesagt, ich würde nur den Mann Heirathen, den Du mir zuführen würdest. Nnn ich verspreche es Dir, ich Heirathe 'einen andern, als meinen Hans —." Papa Senator ließ sich erweichen; es war auch ein gar zu schmuckes Paar, das da vor ihm stand, so schmuck und brav; daß es dem alten Patrizierhause nur zur Zier gereichen konnte. Er legte die Hände beider in einander und lächelte leije 5 „Na dann segne Euch Gott!" Und es wurde so, wie der alte Papa Senator in diesem Augenblicke gehofft hatte. Trude und Hans sind ein glück liches Paar. Aber alljährlich, an der Wiederkehr des Hochzeitstages, muß Madame Delorme als Gast anwe send sein. „Denn eigentlich verdanken wir ihr unser Glück!" sagt Hans. Ueber die »edeutuug eiuer Mil liarde in Gold und Silber hat sich in diesen Tagen des Panamaskandals ein Fran zose Rechenschaft zu geben versucht und hat ausgerechnet, wie lang der Gold- und der Silberdraht sei, den man aus Sem betreffenden Metall drehen würde, wie viel die Summe wiege, wie groß der Raum sei, den sie einnehme .>c. Bei Gelegenheit der Bezahlung der französischen KriegScontribution von fünf Milliarden find solche Berechnun gen bereits angestellt worden, und wir möchten daher dem Herrn Franzosen vorschlagen, die Sumiue einmal in an derer Weise zu charalterisiren; z. B. wie solgt: Wenn baar Geld lacht, wie viele Thränen sind um die Milliarde ge weint. welche am Panama gestohlen worden sind? Wenn das Wort Xnn ölst wahr ist, wie lange dauert es, bis die von Pa nama Bestochenen wieder in guten Ge ruch kommen? Um wieviel weiter reicht das leere Nachsehen, welches die Betrogenen ha ben. als die Aussicdt von der Spitze des Eiffelturmes aus? Wie groß ist das Quantum Waffer und Seife, welches nöthig wäre, die schmutzige Mische der PanamageseU schast wirklich zu waichen ? Wie groß müßte die Spitze der Civi lisation, a» der Frankreich bekanntlich marschirt, sein, damit sie mit den Be stechungsgeldern vergoldet werden könnte? U. s. w. Im Eiser. Corporalschafis sichrer: Haben Sie Ihre Knöpfe ge puHt, Schmuddel? Musketier Schmud del: Zu Befehl, Herr Unteroiiizjtr! CsrporalschastSsührer: Unsinn.! Die beiden unteren haben Sie nicht, geputzt! Schmuddel: Die beiden hatte ich kurz zuvor angenäht, drum wollten sie nicht recht blank werden! Eorporal schastSführer: DaS geht nuch gar nichts an! Meinetwegen komineu Sie ohne Kiiöpse zum Dienst, aber geputzt müssen sie sein! Aus der S »it al pr a r iS. Arzt (der dem Kranken einige Schkas- Pulver verordnet hatl? „Nun, Huber. schlafen Sie jetzt besser?" —Patient: »Mei' Gott. Herr Doctor. ich könn»' schon schlasen, aber g ead allemal, wenn i' einnick', weckt mi der Wärter auf. damit i' 'S Schlaspulver nehm!" Mildernd. Herr (zu seinem Knecht): Du bist doch nicht schon wieder betrunken, Johann?! Nein Herr, nur »och!