Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 10, 1893, Page 7, Image 7

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    Teutsche Soealnachrlchte«»
Provinz Brandenburg.
Berlin: Ein Pistolendncll hat im
Grunewald zwischen zwei jungen Lebe-
Männern stattgesunden. Der Gefor
derte, ein junger Rentner W., schoß
seinem Gegner M. eine Kugel durch die
Brust. M. ist schwer, aber nicht le
tensgefährlich verletzt. —Der hiesige Ar
chitett Großenhain besaß zwei Loofe
ontheile zur preußischen Lotterie. Da
er in Geldverlegenheit war, überließ er
die Loose seinem Kneipwirth für eine
Zechschuld. Das eine LooS ist jetzt mit
5!0,000 Mark herausge'ommen, was
sich Großenhain dann so zu Herzen
nahm, daß er schließlich Selbstmord
deging. In einem unbewachten Au»
«zenb ick durchschnitt er sich die Puls
adern und starb im Krankenhause, wo-
Inn er geschafft wurde.—Der Besitzer
der Hansa-Apotheke in der Klopstock
straße. Großmann, hat sich in einem
Anfall von Geistesstörung vergiftet.
Provinz Ostpreußen.
Der Draintechniker Groß in Darkeh
incn hat sich erschaffen. Er galt für
sehr woylhabend: nach eigenem Gestand
niß halte er jedoch in den letzten Jahre»
zahlreiche Wechsel gefälscht. Ein Bank
geschäft in Jnsterburg verliert 25,000
M. 112 Generalmajor a. D. von Be
low auf seinem Gut Lugowen bei Jn
sterburg. Die große Kolonialwaa
renhandlnng Biltrich ck Söhne in Kö?
nigSberg beging die Feier ihres 100-
jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß
spendete der derzeitige Ches, Geh. Kom
merzicnratb Colnmbns Bittrich. den
Stadtarmen 5000 M.
Provinz Westpreußen.
s> In Danzig der Kommerzienrath
Heyn, Inhaber einer größeren Holz-
Handels- und Rhederei - Firma.
Ueber das Vermögen des Buchhändlers
Fran; Ernst Beuth in Danzig ist der
Conkurs eröffnet worden. In dem
dem Frauenthor gegenüber gelegenen
Speicher „Soli Deo Gloria" brach
Nachts Feuer aus. welches sich auf die
beiden angrenzenden Speicher ausbrei
tete uud mit so erstaunlicher Schnellig
keit um sich griff, daß mehrere der mit
dem cntfeffelten Elemente wacker käm
pfenden Feuerwehrleute in die größte
Gefahr geriethen. Oberfeucrinann
Treptow und die Feuerwehrleute Ziels
und Thiesler mußte», um dem Flam
mentode zu entgehen, durch einen
Sprung (il!,! dem dritten Stockwerk ihre
Rettung versuchen. Treptow blieb be
wußtlos liegen und starb nach kurzer
Zeit, die beiden anderen trugen schwere
Verletzungen davon. Außerdem haben
die Feuerwehrleute Bcinielt, Lützow,
Paschke und Zymowski, vom Rauch be
täubt, ihren Tod in den Flammen ge
funden. Die verbundenen Speicher,
welche dem Kausmann Mielenz und
den Frantzins'schen Erben gehörten und
aus denen ca. 100,000 Centner Ge
treide lagerten, sind vollständig ans
gebrannt. Der angerichtete Schaben
wird auf 800,000 Mark geschätzt.
Provinz Pommern.
Stettin: Wegen zahlreicher Unter
schlagungen von Geldern der Jakobi
gemeindc wurde der Küster Heinr. Ferd.
Göttert zu 0 Monaten Gefängniß ver
urtheilt. 112: Dr. Otto Wolff, früher
Chefredakteur der „Ostsee-Zeitung";
Privatier David Michaelis; Kaufmann
Abraham Zander; Zimmermeister Karl
Dummert; Kaufmann Theod. Brann;
Uhrmacher Reinh. Mohnike; Dr. chem.
Mar Landsberg; Frau Konsul Anna
Boden, geb. Schultz; Stallmeister Rud.
Krüger: Frau Rosam. Bach. geb.
Clar; Kaufm. Phil. Alex. Ludewig;
Bäckermeister Wilh. Miltzlass; Wwe.
Wilh, Krumsicg. geb. Sommer: Frau
Alma Pantzlasf, geb. Gans; Fran Ida
Marburg, geb. Schmock; Steinmetz
meister Herm. Sachse; Kausm. Werner
Hasse: Landgerichtsdirektor von Kienitz;
Kausm. Gg. Pigard; Eisenbahnbeam
ter Wilh. Goetze: Frau Superintendent
Hasper; Pens. Lokomotivführer Henn.
Schultz; Malermeister Alex. Senger.
P r o v i n z S ch l e S w i g-H o l st e i n.
Ihre Diamant-Hochzeit feierten in
Plön die Fritz Wahrhnsen'schen Ehe
leiiie. i In Preetz die Gräsin Char
lotte zu Rantzau.—Der vor etwa einem
Jahre nach Unterschlagung von angeb
lich 250,000 M. flüchtig gewordene
Rechtsanwalt v. Alten in Wentorf foll
sich in Rotterdam aushalten. Mit der
niederländischen Regierung sind bereits
Verbandlungen eingeleitet, um aus di
plomatischem Wege seine Auslieferung
zu erwirken. Dnrch Fcuersbriinsle
sind eingeäschert worden: in Abel das
Vastorat; in Albersdorf die Wohn- und
Wirtschaftsgebäude des Gastwirths
Scheel: in Apenrade das Gewese des
verstorbenen Bäckermeisters ASmuZ Lo
renzen. wobei ein Dienstmädchen in den
Flammen umkam; in Bargenhusen
das Gewese des Landmannes Fedder
sen: ans Blasderg (bei Flensburg) das
Doppelhaus des Zimmermanns Fa
bian; in Dickhusen die Wohn- und
Wirthschastsgebäude des Hofbesitzers
Johann Lau ; in Großenaspe das
Wohnhaus des SteLmachers' H. Hen
ning: in Hörup (bei Leck) die Stelle
!des Hufners L. Kalls«; in Kiel die
Maschincnbauwerkstatt v«i Schlotseldl
in der Deltusstraße; ia Meldors das
Gewese des Chr. Tank auf dem Krnm
stedter Viert; in St. Michaelisdonn die
Gebäude des OrtsvorsteherS W- Boje;
in Ot.stery das Gewese des Landman
ncS Michelsen ; in Ratzeimrg das
Piehl'sche WohnHanS; in Schnelsen das
HauS des Hofbesitzers Schwarck; in
Schönberg die beiden Wohnhäuser der
Käthner Puls u«d Schlapkohl; u>
Schwarzenbeck das Gewese des Pferde
händlers Bookmann; in Siebeneichea
das Gewese des SchmiedemeisterS Möl
ler;in Tonndorf Wohnhaus und Wirthe
schastsgebände de» Land- und Gust
wirths Martin Niemeier.
Provinz Schlesien.
Von den Hinterbliebenen des ver
storbenen Kommerzienraths und Stadt-
raths Landsberg ist der Stadtgen,einde
Breslau ein Geschenk von 30,000 Mc.
zur Erbauung einer Mustcr-VollSküche
im Innern der Stadt überwiesen wor
den. Im Speisesaal der Schrauben
fabrik Archimedes in Breslau erplodirte
während des Mittageffens unler don
ne,ähnlichem Knall die Wärmevorrich
tung. Es entstand eine große Panik.
Die Arbeiter flüchteten durch die Fen
ster. Zahlreiche Personen sind durch
die Dämpf« uud umherfliegende Stücke
verletzt worden. —Unter Ausschluß der
Ocffentlichkeit verurtheilte die Straf
kammer des BreSlauer Landgerichts
den verantwortlichen Redacteur der
socialdemokratifchen „Schles. Volks
macht", Friedrich, wegen Majestäts
beleidigiing zu sechs Monaten Gefäng
niß. Der lrühere Redacteur dessel
ben Blattes, Karl Thiel, erhielt wegen
Veleidigung des LandgerichlS-TireclcrS
Schmidt acht Monate Gesängniß.
Provinz Posen.
Die AnsiedclungS-Komnzission wird
demnächst wieder mehrere polnische Gü
ter durch deutsche Ansiedler besetzen.
Diese Güter, sechs a» der Zahl, in Po
sen wie in Wcstprcußen gelegen, haben
einen Flächeninhalt von insgesammt
l>27>i Hektar nnd werden angeblich aus
schließlich mit evangelischen Kolonisten
besiedelt. In der Provinz Posen sind
eS die Aiisicdlungsgütcr Gludiows (411
Hektar>. Lednagora (040) und Koma
lew (303 Hektar); in der Provinz West
preußen. die ehemalige polnische Herr
schast Rynsk (3778), Barchnau (305)
und Groß Tylice (359 Hektars. In
Süodcutschland scheinen die Berichte
der im Frühjahr von dort in das An«
siedlungsgcbiet entsandten staatlichen
Kommissäre einen günstigen Eindruck
gemacht zu haben. Man hört, daß von
dorther sich die Anmeldungen von tüch
tigen Kolonisten gemehrt haben. —fJm
Alter von 103 Jahren der Rentier L.
Brodnitz in Posen. Die Erben der
Rohr'schen Eheleute haben mit einem
dem Vorstande der Posener Synagogen-
Gemeinde übergebenen Kapital von
220,000 Mt. eine Stiftung unter dem
Namen „Abraham und Henriette Rohr -
sche Stiftung zur Verbreitung und
Förderung des Handwerks, der techni
schen Gewerbe, des Ackerbaues und der
Gartenkultur unter den Juden der Ge
meinden Jarotfchin u. Posen" errichtet.
Tie Strafkammer zu Schneidemühl
verurtheilte den Landwirth Peter von
Chelmicki auf Lawica wegen Urkunden
fälichnng und versuchten Betruges zu
zwei Jahre» Gefängniß, den Kauf
mann Jtzig David Krohn von Czarni
.'lin wegen Beihilfe zur Urkundenfäl
schung zn zwei Jahren Zuchthaus.
Beide hatten aus einein mit der Na
menSiinterschrift von Chelmickis Vater
versehenen Zettel einen Wechsel über
10,000 Mk. ausgestellt und Krohn
hatte den Wechsel dann eingeklagt.
Provinz Sachsen.
Laut Mittheilung des amerikanischen
Consuls in Ersnrt betrug der Waaren-
Ervort aus dem Coni'ulats - Bezirk Er
furt nach den Ver. Staaten im abge
laufenen Halbjahr Mark.
Unter den verfchiedenen Erzeugnissen
siguriren in der Hauptsache: Spiel
waaren mit 720,000 Mk., Porzellan
mit 345,000 Mk., Samen und Pflan
zen. mit 205,000 Mk.. Woll- und
Baiimwollwaaren mit 75,000 M.
Ter in Erfurt verstorbene frühere Op
tikus und spätere Rentier Friedrich
Blase hat der Stadt sein ganzes über
100,000 Mk. betragendes Vermögen
überwiesen. 112 Jn Ecsurt: Oberst z.
D. von Holly und Vonientzietz; Buch
druckereibesitzer Georg Richters, Chef
der Ohlenroth'fchen Bnchdruckerei und
Herausgeber des „Allgemeinen Anzei
gers"; Landwirth Karl ArmSlroff;
Schuhmachcrineister Albert Herchert;
Privatmann Friedrich Schmidt; Pri
vatmann Christ. Schnell; Obertelegra
phen-Afsistent a. D. L. Rothe; Privat
mann Taniel Thieme; Revierförster a.
T. E. Aithelm. Das Landwirth
Karl Wittauer'fche Ehepaar in Frien
stedt feierte das Fest der diamantenen
Hochzeit.
Provinz Hannover.
Der Bau der Eisenbahnftrecke Meim
Braunschweig soll nunmehr am 1.
März beginnen; die Erd- uud Maurer
arbeiten sind bereits ausgeschrieben
worden. Die Strecke wird bis zum
Herbst 1893 betriebsfähig und damit
die Linie Gishvrn-Braunschweig sertig
gestellt sein. Ans dem Wege nach
Triangel beim Paffiren der zugefrore
nen Aller sind der Arbeiter Gottfried
Lange von Gifhorn, dessen Frau, ein
lOjähriger Sohn Gustav und eine
själ>rige Enkelin ertrunken. Aus der
Papiersabrik Werthenn in Hameln er
plodirte ein Kocher, von dem die Arbei
ter. entgegen der Vorschrift, vor dem
Entleeren den Dampf nicht abgelaffen
hatten. Dnrch den siedenden Inhalt
des Kochers wnrden die Arbeiter Risch>
Müller ans Klein-Bertel und Lengseid
.aus Wernigerode zn Tode gebrüht.
Beim Fälle>> von Bliche» am Ith wurde
der Bollmeier Sander aus Harderode
von einem fallenden Banme getroffen
und aus der Stelle erschlagen. Der
! Bergmann H. Knockftedt in Lautenthal
«litt bei einem Sturz »i einen tiefen
Stollen so schwere 'Verletzungen, daß er
kal.d darauf starb.
Provinz Westfalen.
s Ter Senior der westfälischen Vete
ranen aus den Freiheitskriegen, Polizei
dtt'NLr o. T. Schiet>eltamp in Rheine.
5 In Siegen der Sladtrath DreSlcr.
Der auf der Saline Nenweik de
sch istigte Sieker Liift feierte fein fünf
! zigjährigeS Dienst-Jubiläum. Der
Sälzer-Lberst Fritz von Papen-Könin
gen deglüswünfchie den Jubilar Na
mens des Crbfälzcr-HollcgiumS und
überreichte ihm eine schöne goldene Uhr
nebst Kette. Seitens des Ober-Berg
amieS Bonn war B'ergmeister Jäckel er
schienen. um dem Jubilar das dem
selben von dem Kaiser verliehene Allge
meine Eh.'enzeichen »u überreichen.
t In Wiedenbrück der städtische Rendanl
Ludwig Stüer.
Rheinprovinz.
Nach einer von dem Polizeipräsidium
aufgestellten Uebersicht beträgt die
Einwohnerzahl der Allstadt Köln 202.-
747. Von den ciiigenieindeten Vor
orten hat Bayenthal 5970, Liudenthal
13,010, Ehrenfeld 28.150, Nippes
24,324, Ten!, 22.012 Einwohner.
Demnach beträgt die Gefammtfuknmc
der Einwohner in Altköln und den
Bororten 206,228, wovon 150,328
männlichen und 145,00) weiblichen
Geschlechts sind. Bei einer dieser
Tage in Neuß abgehaltenen Borstands
sitznng des Rheinischen Schützenbnndes
waren Abgeordnete ans den im Bunde
vertretenen Städten Rheinlands und
auch aus Westfalen anwesend. Durch
einstimmigen Beschluß wurde Köln für
die Abhaliiing des 14. großen Rheini
schen BunsesschießenS bestimmt. Mit
'»er Leitung des ganzen Festes ist der
Kölner Freihandschutzen- und Jäger
lub betraut.
Provinz Hessen-Nassau.
112 Der ehemalige Reichsgerichtsrath
Dr. Victor v. Maibom in Kassel. —
Am 31. December waren es hundert
Jahre, seit Prosessor Sylvester Jor
dan, der Valer der IB3ler Versassung,
Vertreter der Universität Marburg in
der hessischen Ständeversammlung, in
Tirol geboren wurde. Zur Erinne
rung an den großen Politiker und
Staatsrechtslehrer veranstaltete der
hiesige „Verein für hessische Landes
kunde" am 2. Januar einen hessischen
Gedenktag. Dr. jur. Mollat hielt die
Festrede. In einem Ansall von De
lirium versuchte der Kausmann L.
Adols in Kassel seine Frau und Kinder
zu erschießen. Der Wütherich wurde
dingfest geinacht. Die Stadt Bocken
heim. welche als ehemalige turhejfiiche
Stadt zum Kreis Hanau und zum Re
gierungsbezirk Kassel gehört, soll jcxt
in den Gemeindeverband Franlfurt a.
M. einverleibt werden.
Königreich Sachsen.
Ein größeres Schadenfeuer legte in
Plötzen die Gehöfte der Gutsbesitzer
Lange und Tube in Asche. Der
Tischler Bernhard Lieder in Lützen hat
die 17jälmge Tochter Bertha desßries
trägers Rothe, mit welcher er seit eini
ger Zeit ein Verhältniß unterhalten
halte, ermordet, die Leiche dann in eine
Strohfeime versteckt nnd die letztere in
Brand gesteckt. Dann flüchtete er nach
Halle, wo er sich der Polizei stellte.
In Coswig ist eine bekannte Persön
lichkeit, der Großgrund- und Fabrik
besitzer H., geisteskrank geworden und
von Größenwahn befallen worden, fo
daß seine Unterbringung in der Heil
anstalt Sonuenilein ersolgen mnßte. —
Tcm Lehrer Riedel in Meßbach, dem
voigtlaiidijchen Dialeltdichter, über
brachte der Pädagogische Verein des
Elsterthales zu seinem 25jährigen
AintSjubUäum Glückwünsche nnd werth
volle Gesck>enke. — In Folge einer Ver
dacht erregenden Aeußerung, an dem
plötzlichen Tod seiner Ehesran Schuld
zu tragen, ist der Webermeister Sch. in
Millweida in Hast genommen worden.
In Sciscrsbach stürzte der Wirth
schastsgehil!« Robert Dippmann beim
Schließen der Dachlucke aus die Tenne
berab. Der Tod trat sofort ein.
Die drei Sto k hohe mechanische Webe
rei von Moritz Merkel jun. in M-ilau
ist vollständig niedergebrannt.
Sachsen-Altenburg.
Das Schwurgericht verurtheilte den
Inspektor Scha l von Altenburg wegen
bedeutender Unterschlagungen im Amt?
zu 6 Jahren Zuchthaus. — Der frühere
Post-Assistent Karl Krüger aus Barth
wurde wegen Unterschlagung (er hatte
-der Postkasje in Altenburg 300 M. ent
nommen) zu l Jahr Gesängniß ver
urtlieilt. Den berüchtigten Ein
brecher Hemoel, welcher Jahre lang die
hiesige Gegend unsicher gemacht und im
Verein mit seiner Frau und anderen
Genossen nach und nach etwa 10,000
Mark gestohlen hat, verurtheilte das
Landgericht zu 15 Jahren Zuchthaus.
Einer Meldung zufolge sollte in
Ehrenberg au dem Äuszügler Kunze ein
Mckrd verübt worden sein. Die iosort
eingeleiteten Recherchen ergaben jedoch,
daß sich Kunze jedenfalls selbst entleibt
hat, nachdem er sich vorher am Kopfe
wie auch an anderen Stellen des Kör
per» Verwundungen beigebracht hatte.
In Kahla ist mit Neujahr 1803
eine alte kirchliche Einrichtung, der
Klingelbeutel, abgeschafft worden.
Weiler ist in Wegsall gekommen der
sogeiianiitc „Beich:gro>chen" bei den
Communionen. Derselbe wird von
der Kirchcnka se übernommen. Das
Ministerium in Altenburg hat dem
Steuer- und Rentanne zu Schmölln
die Anweisung gegeben, die Vorarbei
ten zu dem Projecte einer elektrischen
Bahn zwischen Altenburg und Schmölln
thnnlichst fördern zu helfen. Zum
Bürgermeister in Schmölln wurde
RathSafjejjor Kroll in Chemnitz ge
wählt.
Hessen-Darm st ad t.
In Schornsheim ist die Frau des
Mctzgermeistcrs Nanth vor Schreck ge
storben. Sie iah, wie ihr Kind, das
mit einem Schlachtmcsjer sviette, von
der Bank auf die Crde stürzte. Die
Frau erlitt bei diesem Anblick einen
Herzschlag, dem sie sofort erlag. Das
Kind wurde unverletzt ausgehoben.
Das Mainzer Schöffengericht erkannte
den Oberburgei meisler Nüchler in
Worms der Beleidigung der hessische«
Kreislechniker sür schuldig und verur
theilte ihn zu 25 Ml. Geldstrafe.
Konlurse: Tarmftadt, Hospliotograph
Karl Berg, Gieße», Eheirau de-
Agenten Gläsener. Mainz. Oioldivaa
ren- und Uhreiihändler Theo. Schnei'
der: Uhrmacher und Goldwaareiih.niolei
Konrad Hufnagel. Mühlheim, Kauf
mann E. Handelsmann. Offenbach,
Georg Wächter. Gr.-Rohrheim. Bäcker
meister L. Seipel. Rüsselheim, Schnh-
Waarenhändler Peter Diehl 11. Staffel,
Gastw'rlh und Landwirth Johanne-!
Schmidt. Worms, Kutscher Hcinr.
Kie'er.
Königreich Bayern.
In Chammiinster erstach aus Eifer
sucht der Hadernsaimnler Heumann
seine Frau. Nachdem ee mit Hilfe
seiner Mutter die Blutlache aufgewa
schen, weckte er den Bürgermeister des
Ortes, indem er vorschützte, seine Ehe
frau sei selber in das Wasier hineinge
rannt.—Auf der Fahrt nach München
wurde der Fuhrmann Jobann Tiemcr
ans Dachau auf seuicm Wagen erschla
gen. Man sand die Pierde auf der
Straße nach Moosach ruhig stehen und
den Mann mit gespaltenem «wchädel
nuf dem Wagen liegen. 112 Johann
Hacker, früher Brauereibefitzer und
Bieyhändler in Mlten. Ter fog.
Hansad-Bauer von Hambar. dessen
Fran und Sohn wurden in daS Ge
sängniß zu Donauwörth eingeliefert.
Dieselben hatten die bei ihnen in Dien
sten stehende Magd in ganz empörender
Weise mißhandelt und in die Wundeü
noch Schweselsäure gegossen. Die
Acrmste mußte in s Krankenhaus nach
Augsburg gebracht werden. Der Grund
der Mißhandlung ist in einem Liebes
verhUtniß zu suchen, welches der Sohn
des Haufes mit der Dienftmagd unter
hielt und dies nicht ohne Folg n blieb.
—ln Fürth sind wieder Sendlinge der
Mormonen eingetroffen, denen es so
gar gelang, einige Familien durch Ge
währung der Reifcmittel zur Auswan
derung nach Utah zu veranlassen.—
In Gmiinde» wnrde beim Rangiren
der verheirathete Wagenschieber erdrückt
und blieb sofort todt. —Der Kassier
Hohmann der verkrachten Kreditkasse in
Haßsiirt ist. nachdem die Revision der
Bücher beendet, wieder in Hast genom
men worden. —In Henfenfeld siel der
Gutsbesitzer Leupold in Hersbruck
durch das sogen. Brettenloch in den
Scheuuenlennen und verletzte sich so
schwer, daß er am solgenden Tage
starb.
Königreich Württemberg.
s Der älteste Ortsvorstand des Be
zirks, Schultheiß Bögel in Böttingen.
In dem Hause des Maurers Schü
ler Haiterbach kam insolge deS Trock
nens von Tannenzapfen am Ose»
Feuer aus. Bei dem Bersnche, dasselbe
zu löfchen, erhielt Schüler schwere
Brandwunden und mußte sich zuletzt
durch einen Sprung aus dem Fenster
retten. Die Ehesrau hat ebensalls
schwere Brandwunden davongetragen
und drei Kinder im Alter von 9 und 4
Jahren und 0 Wochen sind verbrannt.
Auch das angrenzende Hans des Fr.
Bacher wurde ein Raub der Flammen,
wchuler ist inzwischen auch seinen
Brandwunden erlegen. Ein vor Jah
ren nach Amerika ausgewanderter
Großheppach« übersandte «einer Hei
mathgemeinde zu einer würdigen Re
staiinrung des Innern ihres Gottes
hauses die Summe von 10,000 M.
Wegen salscher Beurkundung im Amt
wurde in Hanweiler der vormalige Ge
richtsvollzieher und Weingärtner Chr.
Schaal zu zweimonatlicher Gefängniß
strafe vernrtheilt, weil er eine vor
schristswidrig unterlassene Pfändung
als geschehen in sein Register eintrug.
112 Der zweite Stadt-Pfarrer Otto
Crankbr in Heilbronn. Unter der
Anklage des betrügerischen Bankerotts
bezw. der Beihilfe dazu wnrde in Hes
lach der Bäcker und Wirth Gotthilf
Kohlhammer zu 0 Monaten Geiängniß
verurtheilt, deffen Ehefrau Karoliue
geb. Nanz aber freigesprochen.
t In Heutingsheim der älteste Beteran
unseres Landes aus den Freiheitskrie
gen, Gottlob Ncuhä»ßer im 99. Le
bensjahre. Fabriknnr Gaiser, der in
Hamburg starb, hat der Stadt Kirch-
Heim, i» der er seine Jugendjahre ver
lebte, die stimme von 100,000 M. testa
mentarisch vermachj.
Groß Herzogthum Baden.
Der van seiner Frau getrennt lebende
Agent. Kausmann Weiß in Karlsruhe
versuchte seine drei Kinder von bezw.
15, 12 und 10 fahren durch Erstickung
mit KodleugaS aus dem Lebeu zu schaf
fen. Der Mordverfdch wurde recht
zeitig vereitelt und der Thäter in Haft
genommen, Ueber das Vermögen
deS Kleiderhändlers Moeitz B,ir in
Karlsruhe ist der Konkurs eröffnet wor
den. In Anlfingen hat sich der
Maurer Anton Billinger erhängt.
In Bruchsal wurde der Bürgermeister
amlsgehilse Becker wegen Unregelmäßig
keiten im Dienst seines Amtes entsetzt
und in Haft genommen. s In
Donaueichingen der fürstlich fürsten
bergisch,' Domänen Direktor Johann
Vrestinari, einer der bedeutendsten
Fiiianzmänner Badens.
Aus der Rhein Pfalz.
Der Ackerer Fenter von Kottweiler
stürzte, als er zur Kirche in Steinwen
acn gehen wollte, vor dein Eingange
derselben nieder und war sofort todt.—
Nach kurzem Wortwechsel tödtete in
LndwigShafen der Tagner Martin
Schmidt, seinen Bruder, den Fabrik
arbeiter Johann Schmidt, dnrch einen
Messerstich in s Herz. - Ter Ackerer
Johann Vapt. Ginkel in Maudach hat
sich kürzlich in seiner Behausung er
hängt. Ter Kommis des Effigsabri
kaiitcn Emerich in Mutterstadt ist nach
Berübung zahlreicher Unterfchleife von
lner verdliftet. Jniolge einer Explo
siv» brannte in Neustadt a. d. H. die
Wcrkstätte und Möbelhandlung von
Strubinger nieder. Letzterer wurde
von der einstürzenden Mauer erlchla
gen. Ter Fabrikschuster Gottfried
Theobald in Pirmasens ist im Veite er
stickt. Er hatte beim Schlafengehen
einen heißenßackstein z»m Wärmen in s
Bett getegt und war dann fest einge
schlasen. Das Bettzeug sing zu glim
men an und es entwickelte sich ein solcher
Hauch, daß Theobald erstickte.
Elsaß-Lothringen.
Der GemeindercNh in Susslenheim
ist juspendirt worden. Als Vcrwal
tung-ra:h jit dem Bürgermeister ein
Ausichuß von zwölf OrtSeimvohnern
beigegeben, Der Bau einer neuen
Eisenbahnstcecke Wingeu-Münzthal in
einer Langc vin 12,1 Kilomeier ist als
gesichert zu betrachtn. Die Baukosten
sind nach dem Voranschlag der ReichS
eisenbahn 'einschließlich der Beschaf
sungstosten der Betriebsmittel aus
3,050,000 M. ansgerechuet. Außer
dcni Anschlußbahnhof Wingen sind
Stationen in Rosteig, Sncht, Mcisen
that und Miinzthal vorgesehen.—ln
Deutich-Avricourt hat die noch nichr l 6
Jahre alte Tochter eine- Beamten ihr
neugeborenes Kind erdrosselt uiid im
Garten ihres Vaters begraben. Das
Gericht von Zabern veranlaßte die
Ausgrabung und Seltion der Leiche.
Die jugendliche Mörderin, sowie ihre
ältere Schwester, die der Mitwifsen
schast beschuldigt ist, wurden ver
haftet.
Mecklenburg.
In Ribnitz hatte ein Vater das
Schulzeugnis mit der Vemerkung un
tcr>chrieden: „Tie Richtigkeit der Zeng
nißnummern wird von mir sehr be
zweifelt." Wegen Beleidigung der Leh
rerin wurde er vom Schöffengericht zu
15 Marl Geldstrafe und die Kosten ver
iirtheilt. Die kleinste Schule hat wohl
Neschow bei Schönberg! sie zählt nur
vier Kinder.
Oldenburg.
Neunzig Militärpflichtige aus dem
Herzogthum. welche sich in's Ausland
begeben haben, um sich der Militär
pflicht zu entziehen, sind von der Staats
anivalischast in Oldenburg je zu 1000
Mark Geldstrafe verurtheilt. Ungefähr
weitere 80 solcher Drückeberger werden
von der Staatsanwaltschaft Oldenburg
aufgefordert, fich zn stellen, widrigen
sie in Anklagezustand versetzt werden
sollen.
Mähren und Schlesien.
Bei heftigem Winde sind jüngst in
Cernitz sechs Häuser und Wirtschafts
gebäude sammt verschiedenen Stroh-
und Futtervorräthen durch Feuer ver
nichte! worden. In Lindewiese
wurde bei einer Hasenjagd der Wald
aufseher Mildner durch den Schilpen
Adols Beier erschossen. Jüngst sind
in Welikowa die Eheleute Johann und
Anna Schevezak, der Gatte am Fußbo
den liegend, ans mehreren Wunden
blutend, todt, das Weib, gleichfalls
mehrfach schwer verletzt, aber lebend im
Bette ausgefnnden worden. Die bei
den Eheleute lebten in stetem Unfrieden
und man glaubt, daß bei einem Streite
mit seinem Weibe, bei dem es zu Thä
tigkeiten kam, der Mann Verletzungen
erlitt und hieran gestorben sei. s In
Mährifch-Ostrau der Direktor der städ
tischen Knabensvolkschule, Johann
Pobial. Kürzlich hat sich der Buch
drucker und Herausgeber der Zeitschrift
„Nene Zeit" in Olmütz, Gustav Sla
vik, im Magazine feines
les mit einem Revolver erschossen.
Böhmen.
Die Besitzerin eines Hauses in Prag
Fran Rofalie Pelikan, stürzte sich jüngst
vom Fenster des zweiten Stockwertes in
den Hofraum herab und erlitt so bedeu
tende Verletzungen, daß sie bald daraus
verschied. Sie verübte die verziveiselte
That in einem Ansalle von Geistes
störung. s In Eger Ferdinand Her
glotz. einer der tüchtigsten nnd intelli
gentesten Civilingenieure. —FranzcnS
bad wird im nächsten Sommer als
Badeort die Feier feines hundertjähri
gen Bestandes als Kurort begehen.
Die Gattin des zn Unter-Berkowitz sta
tionirten Eisenbahn - Kassirers I. C.
stürzte sich letzthin mit ihrem 2j Jahre
alten Sohne, nachdem sie znvor noch in
einem Briefe von ihrem Gatten Abschied
genommen hatte, in die Elbe. Die
Leichen von Mutter und Kind wurden
erst am anderen Tage srüh in dem
Flusse aufgefunden. In Saaz wurde
der Kaufmann Gustav Honig, öffent
licher Gesellschafter der Hopfenfirma
Honig ck Co., wegen Verdachtes der
Wechfelfälfchung verhaftet.
Schweiz.
Im Jahre 1892 find 7810 Personen
aus der Schweiz nach überseeischen
Staaten ausgewandert, oder 2 >4 mehr,
als im Jahre 18V!. Die Svarbank
in Lnzern hat letzthin beim Gerichts
präsidenten von Lnzern die Jnsolvenz
erklärung eingereicht, nachdem der letzte
Geschäftsabschluß eine Unterbilanz auf
gewiesen hatte. Man spricht von einem
Deficit von ca. 365,000 Frcs. Ei
nen epochemachenden Beschluß hat der
schweizerische Regierungsrath gefaßt:
Herr K»inle!director Kälin ist beauf
tragt worden, liber die Zweckmäßigkeit
»es Ankaufes einer Schreibmaschine
einen Bencht anszuarbeiten. Das
Salz hat dem Kanton Glarus im Jahre
1802 mehr als 40,000 Frcs. abgewor
fen. Seit länger als einem Jahr
zehnt ist der Holzhandel zu Wasser nie
so schlecht ausgefallen, wie letztes Jahr.
Im ojan.cn sind in Basel 74 Flöße an
gelangt, während bisdahig durchschnitt
lich 300 bis 400 jährlich spedirt wur
den. Der Kanton Schaffhansen ist in
»er glücklichen Lage, mit einer Staats
steuer von mir einem Franc vom Tau
send Vermögen auszukommen und hat
keine SlaatSfchulden.
Gelegentlich des am 5.
Februar stattundendcn feierlichen Ein
zuges des neuvermählten Krouprinzen
paareS in Bukarest werden zweiund
dreißig junge Paare auf Staatskosten
getraut und ausgestattet werden. Die
32 Eheschließungen werden in der Spi
ridiontirche stattfinden, von wo aus
sich die jungen Paare in das Atyenäum
begeben werden, wo sie ein großartiger
Hochzeitsschmans erwarten wird. Der
kirchlichen /»eier werden der Kronprinz
und die Kronprinzessin als Trauzeugen
beiwohnen. Jedes von den 32 Paa
ren wird in einem mit Reisig und
Fähnchen geschmückten, von vier Lchsen
gezogenen Wagen durch die Hauptstra
ßen der Stadt nach dem Aihenaum ge
führt werden, wo jedes Paar mährend
des Festeste»? einen aus scharlachrothem
Sammt gefertigten, mit dem Mono
gramm des Kronprinzenpaares verse- j
henen Beutel und fünfhundert Lei in >
Gold erhalten wird.
. Nuf der heiligen Insel
Pu-to an der Küste der chinesischen
Provinz Chetiang hat nach einer Mit
theilung von Dr. O. Franke, Dolmet
scher des Kai-erl. dentschen General
konsulats in Schanghai, die Mnttcr
Natur den weichherzigen Büddhisten,
die bekanntlich kein Thier todten dür
sen, einen schlimmen Streich gespielt.
Neben dem Kloster, in dem F,an!e (so
berichtet derselbe im „GlobuS") nebst
zwei Reisegefährten wohnte, erhob sich
ein Hügel, der den Namen „Pai-Hua
shan" (Berg der weißen Blumen) führte
und über und über mit weißen Blüm
chen bedeckt war. Die weiße Blume
spielt überhaupt eine große Rolle im
Kultus aus Pu-to. Und was w.ir es
sür eine Pflanze, der diese harmlos
dreinschauenden Blüthen angehörten?
Eine „fleischfressende" Dinssi-k (Son
nenthau), die mit ihren drüsigbehaar
ten Blattern Insekten einfängt »nd
verdaut, also thierisches Leben in Men
du wüßtest, was sür abgescimten Sün
dern du Verehrung darbringst!
Eine ergötzliche Geschichte
bat jüngst als selbsterlebt der Präsident
des österreichischen Abgeordnetenhauses,
Dr. Smolla, in einem Familienkreise
erzählt: In Lemberg wird bekanntlich
an dem sogenannten Königshügel ge
arbeitet, und Dr. Smolka hat nicht
nur hiersür selbst viel Geld beigesteuert,
sondern es auch dahin gebracht, daß
angesehene Leute im patriotischen En
thusiasmus sich nicht geniren, selbst
Hand an das Werk zu legen. Eines
TageS nun war da au i> ein Arbeiter
mit einem langen weißen Barte be
schästigt, Erdschollen auszuwerfen. Die
Sonne sendete Gluthstrahlen aus das
Haupt deS alten Mannes herab, dem
der Schweiß in Strömen von der
Stirn rann. Ringsherum hallte Hörne
rschall und Trommelwirbel über die
Felder: Soldaten hatten ihre Uebungen,
und ein Offizier, dem aüch die Hitze zu
gesetzt, näherte sich dem Alten, und
nachdem er ihm einige Zeit zugesehen,
redete er ihn an, und es entwickelte sich
folgendes Gespräch: Ossizier: Sie
haben da eine schwere Arbeit! Arbei
ter: Wie man's nimmt; sie macht mir
Freude. Ossizier: So? Und das gehl
so den Sommer fort? Arbeiter: Ja,
so viel ich Zeit habe. Offizier: Was
machen Sie aber im Winter? Arbei
ter : Da bin ich in Wien. Offizier:
Wie? in Wien? Ja, womit beschäfti
gen Sie sich denn in Wien? Arbeiter:
Ich bin dann Präsident des Abgeordne
tenhauses.
Man schreibt aus Wei
mar, 2. Februar: Zinn erstenmal seit
mehreren Jahren sand gestern Abend
im Hostheater wieder eine Aufführung
der „Ränder' statt, zn der die Jencnser
Burschenschafter, mit Aktiven und In
aktiven wohl 150 an der Zahl, in
ooi-siors erschienen, um einem alten
Branche gemäß einen kleinen „Ulk" im
Theater zu iiisceniren. In langem
Wagenkorso zogen sie erst unter Musik
begleitung durch die Stadt und zum
Hotel'Chemnitius, woselbst sich alsbald
ein fröhliches, buntes Treiben entwik
kelke. Kurz vor Theaterbeginn ordne
ien sie sich zn langem Zuge und mar
fchirten »iiter Absingung burfchen
schastlicher Lieder im Gänsemarsch nach
unserem Mnscntempel, um im Parterre
desselben Platz zu nehmen. Als das
Zeichen zum Anfang der Vorstellung
gegeben wurde, erhob sich ein bärtiger
„Armine" und kommandirte: Silen
tium! Wk singen das Lied: „Stoßt
all, Jena soll leben, hurrah, hoch!"
und aus frischen kräftigen Kehlen
brauste das schöne Studentenlied
durch den Znhörerranm, der an die
sem Abend bis auf den letzten Platz
gefüllt war. Nachdem der letzte Ton ver
itnngen war, erscholl es wieder: Silen
tium, Lied „er", das Spiel kann begin
nen! und der Vorhangging in die Höhe.
Im dritten Akte, als der Chor auf
der Bühne eben die erste Strophe des
RäuberliedeS beendet hatte, kam aus
der Mitte der Studentenschaft plötzlich
der Ruf: „Halt. Silentium, wir fin
gen," und statt der Hymne auf die
Räuberfreiheit „stieg" ein kräftiges
marsch, wie sie' gekommen, schritten
die Mnscnsöhne wieder nach ihrer
Bicrherberge zurück und beschlossen den
Abend mit einem solennen Kommers.
Aus Paris wird der „N.
Fr. Pr." eine drollige BerschwörungS
geschichte berichtet, die sich in Saint-
Elienne zugetragen hat. Die Frauen
der Sinkenden von Saint-Etienne ver
sammelten sich und eine von ihnen
stellte den Antrag, der von dreihundert
Genossinnen mit Begeisterung ausge
nommen wurde, daß sie ihre Männer
betrügen sollten, wenn diese zur Ar
beit zurückkehrten, bevor ihre Strike
sorderungen sämmtlich in Erfüllung
gegangen wären.
Zwei Söhne des größ
ten englischen Humoristen Charles
Dickens leben in Colonien.
Der eine, Alsred Tennyson Dickens,
wohnt in Melbourne und ist ein Rich
ter. Er hielt dort vor einiger Zeit eine
Vorlesung über seinen Vater, die mit
solchem Beisall ansgenommen wurde,
daß er dieselbe in anderen Städten der
Colonie wiederholen mußte. Sein
Bruder Edward Bulwer Lytton Dickens
lebt in New South Wales und ist ein
Mitglied deS dortigen Parlaments.
Die Pariser Cocotte
Marie Laslorency wurde an einem der
letzten Tage im Spielsaale von Monte
Carlo dabei ertappt, als sie ein fünfzig
Tausend - Francsfcheine enthaltendes
Päckchen aus der Kasse des Croupiers
stehlen wollte. Die Bankverwaltung
glaubt, daß sich seit einiger Zeit in
Monte Carlo eine wohlgegliederte
Bande von Spitzbuben aushalte, da in
den letzten Monalen häusig größere
Diebstähle vorkamen: auch die Ber
snche. den Spielsaal mittels Dynamits
in die Luft zu sprengen, werden aus
diese internationale Gaunergefellschast
zurückgeführt.
Ein pfiffiger Gauner
streich, dem der Inhalt einer bekannten
Operette zum Borbild gedient zn haben
scheint, wurde vor einigen Tagen in
Brüssel verübt. Ein sünszehnjähriger
Junge trat in einen Cigarrenladen unl»
tauste ein Päckchen Tabak; als er be
zahlen wollte, bemerkte er, daß er nicht
genug Geld bei sich hatte. Er sagte zn
dem Cigarrenhändler: „Ich habe das
G«ld, das mir mein Meister gegeben
hat, in der Werkstatt liegen lassen; ich
will schnell zurücklausen und es holen.
Ich lasse Ihnen das kleine Gemälde
hier, ich bin im Augenblick wieder da."
Der Knabe hatte kaum den Laden ver
lassen, als ein sehr vornehmer Herr ein
trat und sich von den theuersten Ha
vanna-Cigarren geben ließ. Wie zu
fällig fiel dabei sein Blick auf das von
dem Jungen aus den Ladentisch zurück
gelassene Gemälde. welches ihm den AnS
rus entlockte: „Mein Gott, da ist ja ein
außerordentlich werthvolles Porträt!
Was wollen Sie dasür haben? Ich
gebe Ihnen sofort tausend Franken da
für." Der Kanfmann erwiderte, daß
ihm das Bild nicht gehöre, sondern nur
für einige Minuten von einem Lehr
ling hier niedergelegt sei. „Gut",
sagte der Herr, „ich bin leider sehr in
Eile, aber hier ist meine Karte, schicken
Sie, bitte, den jungen Mann zu mir
ins „Hotel de France" und sagen Sie
ihm, daß er außer den tausend Franken
für das Bild ein gutes Trinkgeld er
halten soll." Der Herr ging, und der
Kaufmann las aus der Karte den Na
men: Marquis Jgnaz de Valdor, Pa
ris. Als der Lehrling zurückkam, bot
ihm der Cigarrenhändler, welcher na
türlich das gute Geschäst gerne selbst
machen wollte, 300 Franken sür da»
Bild. Der Junge antwortete, daß er
kein Recht habe, das Bild zu
daß er aber seinen Meister schicken
werde. Der Meister, welcher, wie er
erklärte, das Gemälde erst kürzlich auf
einer Auction gekauft hatte, und es
eben zum Bergolber schicken wollte, ver
langte 500 Franken sür das Bild, und
erhielt denn auch den Betrag nach kur
zem Handeln vom Cigarrenhändler
ausbezahlt. Dieser machte sich dann,
schr vergnügt über das gute Geschäft,
auf den Weg nach dem „Hotel de
France", wo er zu feiner großen Ver
blüffung erfuhr, daß dort ein MarquiS
de Baldor ganz unbekannt sei.
—lnFrankfu r t a. M. 112 a n d
unlängst vor der Civilkammer eine
Verhandlung statt, welche mit dem Pro
ceß Jäger in Zusammenhang steht.
Das Bankhaus M. A. v. Rothschild
klagte gegen seinen srüheren Buchhalter
Adolph Gerloff, sowie dessen Hehlerin
nen, die Frau Gerloff und deren Toch
ter, auf Zahlung von 90,000 Mark.
Die Klage basirt ans dem Urtheil der
Strafkammer, das festgestellt hat, daß
Gerloff in der „Affaire Jäger" minde
stens diese Summe veruntreut habe.
Die beiden Frauen gestehen zwar die
Hehlerei ein, behaupten jedoch, das Jä
gersche Couvert mit dem sür die Fami
lie Gerloff bestimmten Gelde habe nicht
100,000 Mark, sondern nur 74,000
Mark enthalten. Bon der fraglichen
Summe hat man zwei Tausendmark
scheine, die die Betlogten versteckt hatten,
wiedergefunden und der Klägerin zu
rückgegeben. Einige weitere Scheine
wurden in beschmutztem und zerfetztem
Zustande an einer abgelegenen Stelle
der Wohnung gesunden. Hl Von diesen
Scheinen waren nur zwei iutact, wäh
rend die anderen vorläufig werthloS
sind, da die Reichsbank sich bis jetzt
nicht bereit erklart hat, diese (acht
Stück) umzutauschen. Die Klage führt
aus, daß die Familie Gerloff sich Roth
jchildfches Geld rechtswidrig angeeignet
habe und der Klägerin, die nur 4,000
Mark zurückerhalten habe, 90,00»
Mark schulde. Die Beklagten erkann
ten den Anspruch iu der Höhe von 70,-
000 Mark au, bezüglich des Restes von
26,000 Mark beantragten sie kosten
sallige Abweisung der Klage. Adols
Gerloff erkannte im Gegensatz zu den
beiden Frauen die gesorderteu 96,000
Mark als Schuld an und wurde dem
gemäß verurtheilt, bestreitet jedoch, noch
im Besitz Rothschild'schen Geldes zn sein.
Er soll demnächst den Manisestationseid
leisten. Mutter lind Tochter wurden,
ihrem Anerkenntnis; gemäß vernrtheilt,
70,000 Mark zu bezahlen. Hinsichtlich
der restirenden 26,000 Mark wurde auf
Ableistung folgenden Eides erkannt:
„Ich schwöre, es ist nicht wahr, daß in
dem von Adolf Gerloff mir in die
Hände gekommenen Convert sich mehr
als 74,000 Mark befunden haben.
Leisten die Beklagten, Mutter und
Tochter, den Eid, so wird die Klägerin
niit ihrer Mehrforderung abgewiesen.
Aus Schlesien wird berichtet
f In Breslau: Dr. Eras, Syndikus
der Handelskammer; Geh. RegierungS
rath Martins, srüher Director der hie
sigen Rcichsbank-Hauptstelle; früherer
Rittergutsbesitzer Hermann Hertzog;
Kanzleirath a. D. Franz Kofchek; Fran
Provinzialfecretär Anna Auer. geb.
H»imreich:Eisenbahn-Secretär Wilhelm
Wolf; Brauercibesitzer Wilhelm Zeisig;
Dechant Konetzny. fUrsterzbischöflicher
Confistoriath; früherer Rittergutspäch
ter Albert Rogalla von Bierstein; Mau
rermeister Josef Ertel; verw. Frau
Berggeschworcne E. Rohland, geb. Da
vid; Premierlieutenant a. D. LouiS
Metzke. Von den Unterschlagungen,
welche der frühere Beigeordnete und
Kämmerer Fleischmann in Beutheu a.
O. bei der Sparkasse gemacht, sind jetzt
sechs verschiedene Fälle bekannt in der
Gcsaminthöhe von 20,500 Mark. Es
muß jedoch befürchtet werden, daß noch
weitere Fälle sich herausstellen werden.
In Wilkau wurde durch bereits von
dieser Krankheit angesteckte Personen,
welche den Tod von Diphtheritiskran
ken auf dem Standesamt anmeldeten,
der Krankhcitsstoff aus den Standes
beamten, Wirthschaftsinspector Am
menhans, und von diesem wieder ans
seine Kinder übertragen. Innerhalb
acht Tagen sind zwei Kinder, ein Knabe
von neun und ein Mädchen von zehn
Jahren, sowie der Vater der Krankheit
erlegen. 7