6 Sibirisch« Vaetflcbahn. Ueber den Stand der Bahnbauten in Sibirien wird in der „Nation" von Theooor Buck aus Petersburg im Ja nuar folgendes berichtet: ES sind in dem russischen Reichshaushaltsetat für 1893 wieder 36j Millionen allein für den Bau der sibirischen Bahn ausge- warfen. Diese Summe ist fast genau diejenige, um welche sich überhaupt die außerord ntlichen Ausgaben gegen das Borjahr vermehrt haben, und man darf daher fagcn, daß eS jenes kulturell so hoch bedeutsame Unternehmen in erster Linie ist, welches das außerordentliche Budget mit einem beträchtlichen Defizit abschließen läßt und die Ausnahme einer n.uen Anleihe nothwendig macht. Es ist bekannt, daß das Projekt einer großen sibirischen Pacificbahn bereits im Jahre 1390 lebhaft ventilirt wurde und daß, nachdem sich die Regierung «ach einigem Schwanken dafür entschie den hatte, den Bau dieser Bahn aus gewichtigen Gründen nicht einer Aktien gesellschaft zu überlassen, sondern den selben ansschließlich auf eigene Rech nung auszuführen, im Frühjahr des Jahres 1891 mit dem Bau auch wirk lich und zwar von zwei Seiten (von Wladiwostok und von Zlatoust) aus begonnen wurde. Gleich darauf aber brach die große Mißernte über Rußland herein, die Anforderungen an die Staatskasse haus ten sich, und alles, was disponibel war, ward auf die Bekämpfung der Theue rung verwandt. Der Bau der sibiri schen Bah» kam in'S Stocken, und wäh rend der beiden letzten Jahre 1391j92 ist darin nur wenig geleistet worden: die kleine Strecke Zlatoust-Tscheljabinsk ist allerdings hergestellt und den Ver kehr übergeben worden; dagegen befin det sich die ebenfalls kleine Strecke Wladuvostok-Grosskaja noch immer im " Bau. Man überzeugte sich nun leicht, daß, falls in diesem Tempo fortgefah ren werden sollte, der Bau auch nur der ersten und leichtesten Strecken (bis Jrkutsk einerseits und bis an den Amur andererseits) schon Jahrzehnte in An spruch nehmen würde, während die Her stellung des ganzen ununterbrochenen Schienenweges in schier unabsehbare Ferne rücken müßte. Auf dieic Weise aber konnten sich die großen, allseitigen Wortheile, die man von dieser Bahn und selbst schon von ihren ersten Theil strecken zu erwarten berechtigt ist, vor läufig noch gar nicht sühlbar machen, und die Ausgaben wären noch aus viele Jahre hinaus unproductiv geblieben. Hier war es nun, wo die oben ge kennzeichnete» Grundsätze des neuen Finanzininisters besonders deutlich zum Durchbruch kamen, indem derselbe sich entschloß, veu Bau der sibirischen Bahn energisch und selbst unter Inanspruch nahme deZ Staatscredits durchzusühren, damit die Segnungen dieses großen Werkes in möglichst kurzer Zeit dem Lande z» Gute kommen könnten. Nach dem nunmehr vorläufig 33j Millionen für diese» Zweck angewiesen und wei tere Mittel bereits jetzt sicher gestellt find, darf man erwarten, daß die Zweiglinie nach Jekaterinborg bereits 1894, die Linie Wladiwostok-Grofskaja 1895, deren Fortsetzung bis zur Amur 1893, die große Linie Tscheljabinsk- Jrkutsk 1900 und die Linie von hier dis zum Oberlauf des Amur endlich 1902 fertig gestellt sein wird. Nach zehn Jahren würde dann unter Berück sichtigung der schon bestehenden Tampf schiffsahrt auf dem Amur eine ununter brochene Tampfvcrbinduiig zwischen dem Stillen Ocean und dem Herzen Rußlands hergestellt sein. Der Sarg. Unter der Spitzmarke: „Der Sarg— Eine Tragikomödie," erzählen die in Barcelona erscheinenden Blätter fol gende Gcfchichte: „Vor kurzer Zeit wurde ein reicher Bürger von Barcelona schwer krank. Die Aerzte versicherten, daß er sterben würde, und seine Fa milie bestellte mit einem Eifer, dereiner besseren Sache werth- wäre, sofort bei einem Tischler einen Sarg sür den „präsumptiven" Todten. Der Sarg tischler begann sein trauriges Werk und als er es beendet hatte, lud er es aus seine Schultern und trug es zum Hause des vermeintlichen Todten, der aber unkerdeß, jedensalls um der medicini schen Facullät ein Schnippchen zu schla gen, vollständig gesund geworden war. Der biedere Handwerker war schon ganz betreten und verwirrt, als die „Witt we" ihm mit der häßlichsten Miene von der Welt die Thür öffnete. ~Da ist er." sagte der Tischler sreundlich. „WaS ist denn das?" „Nun, der Sarg." Die „Wittwe" erklärte dem Tischler mit wenigen Worten, daß ihr Mann nicht gestorben sei und daß sie deshalb für die Emballage keine Ver wendung habe, aber der mißtrauische Handwerker wollte den Wicderaiiserstan dencn sehen, und die Frau konnte ihm diesen Wunsch nicht gut abschlagen. „Was giebt s, Meister?" sragte der Ej-Leichnam. „Ich habe sllr Sie ....aber vor allem: Sind Sie nicht gestorben, mein Herr? Ich srage nur. weil man in Geldangelegenheiten vor fichtig sein muß. Schwören Sie mir, daß Sie wirtlich leben." „Mein Eh renwort. daß ich noch lebe," erwiderte der Kunde des Meisters. „Das sreut mich sehr, mein Herr; hier ist auch die Rechnung sür den Sarg." „Ich bezahle den Sarg nicht, weil ich ihn nicht gebrauchen konnte." „Habe ich Schuld? Sie hätten sterben sol len. mein Herr." „Ich hatte noch leine Lust da,n und ich zahle nicht." „Aber so sterben Sie doch." „Ich brauche Ihren guten Rath nicht. Ich weiß, was ich zu thun habe und werde sterben, wenn eS mir paßt." .Dann werde ich Sie verklagen," sagte der Tischler, stellte den Sarg auf die Erde, letzte sich auf denselben und begann zu überlegen. In Erwägung, t»ak ein Sarg gewöhnlich nur sür ei '«n bestimmten Zweck gebraucht wird. und daß er seiner natürlichen Bestim mung nicht gut entzogen werden kann, in Erwägung serner, daß ein Tischler von einem ehrsamen Bürger nicht ver langen kann, daß er sofort sterben soll, blos weil zufällig schon ein Sarg für ihn fertig gestellt wurde, in Erwägung endlich, daß ein Sarg nicht zu dem nicht verkäuflichen HauSgeräth gehört: kam der Tischler zu einem Entschluß, der seiner Ansicht nach alle Betheiligten zufrieden stellen mußte. Er legte sich in Gegenwart des Ehepaares ruhig in den Sarg hinein, zog ein langes Messer aus der Tasche und durchschnitt sich, noch ehe ihn Jemand daran hindern konnte, die Kehle. So wurde der Sarg doch noch seiner natürlichen Bestim mung zugeführt und der reiche Bürger von Barcelona begleitete die Leiche des armen wunderlichen Tischlers, der es nicht verwinden tonnte, daß er nutzlos einen Sarg angefertigt hatte, bis zum Friedhof." Die Pleißenbnra. Aus Leipzig wird geschrieben : EinZ der geschichtlich bedeutsamsten Gebäude der Stadt, das altehrwürdige Schloß Pleißenburg, wo einst jene berühmte Disputation zwischen Luther und Dr. . Eck stattsand, wird demnächst vom Erd-! Boden verschwinden. Die Stadt hat den umfangreichen Gebäudecomplex vom sächsischen Staate erworben und wird hier »nn einen neuen prachtigen Stadttheil aufführen. Im Jahre 1217 vom Markgrasen Dietrich dem Bedräng ten nach der Eroberung Leipzigs durch Friedrich 11. von Hohenstaufen als Zwingburg erbaut, wurde Schloß Pleißenburg im Jahre 1547, als Jo hann der Großmüthige Leipzig bela-1 gerte, in einen Trümmerhaufen ver wandelt. Aber bereits zwei Jahre später ward durch den berühmten Bau meister Hieronymus Lotter, den späte ren Bürgermeister der Stadt Leipzig, der Grund zu einer neue» Burg gelegt. Seitdem sind zwar verschiedene Neu- und Anbauten vorgenommen worden, aber im Großen und Ganzen ist doch der alte Bau bis aus die Jetztzeit ge blieben. Der Thurm der Pleißenburg wurde 1787 bis 1790 zu einer Stern warte eingerichtet, die bis 1864 dort verblieb. Heute noch bildet er eine Station der Mitteleuropäischen Grad messung. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges wurde die Pleißenburg Münzstätte; ans ihr gingen die berüchtigten Ephrai miten hervor. Nach der Schlacht bei Lützen wurde Graf Pappenheini schwer verwundet in das Schloß gebracht, wo er bald darauf feinen Geist aushauchte. Ueber ein Jahrhundert lang, von 1764 bis 1890, war in dem einen Flügel der Pleißenburg die Kunstakademie un tergebracht. Von 1333 an bis jetzt hat aber der größte Theil des alten Schlosses als Kaserne gedient. Die Stadt Leipzig, welche sür den Riesen bau die Summe von 1,65t).0V0 M. gezahlt hat, hat gleichzeitig die Ver pflichtung übernommen, für das jetzt in der Pleißenburg untergebrachte Infan terie-Regiment No. 107 eine neue Ka serne sowie eine Barackenkaserne für ein Regiment Kavallerie zu errichten. Der Werth der Pleißenburg beträgt nach Schätzungen der Sahverständigen 4,15V,W0 M. Für die Stadt Leipzig ist der Erwerb ein großer Gewinn, da nun endlich ein sreier gerader Zugang von der inneren Stadt zum Südwesten der Stadt geschaffen werden kann. An die alte Burg wird dann wohl nichts mehr erinnern, äls der Thurm, daZ Wahrzeichen Leipzigs aus alter Zeit, den man. wenn irgend möglich, zu er halten suchen will. Daß der Kaus di« erforderliche Genehmigung des sächsi fchen Landtags finden wird, unterliegl keinem Zweifel. Die beide« Kopisten im Museum Erster Tag. Zweiter^Tag. Dritter Tag. MM Einst folgte der Ruhm den Künstlern heute laufen sie ihm nach. Man sieht einen Andern nirgends lieber stolpern als dort, wo man felbst gestolpert ist. Ihr wißt nicht, wenn der Neid Euch plagt, Wie Glück und Unglück verkettet; Ihr dentt nicht der Dornen, wenn Ihr sagt: Der ist auf Rosen gebettet. Dee schlechte Dichter sagt dir, was er fühlt, der gute, was du fühlst. Di« Schnnrrbartmod«. Die bei den romanischen Nationen sehr beliebte Mode, von dem gesamm ten Bartschmuck des Gesichts nur den Schnurrbart und die in dem Grübchen unter der Unterlippe hervorsprossende kleine Bartblüthe vor dem Rasirmesser zu schützen, eine Mode, welche ja auch in der eleganten deutschen Herrenwelt viele Anhänger erworben hat, stammt wie neuerdings von einem franzö sischen Kulturhistoriker herausgesunden ist aus Spanien. Kaum einer unserer jungen Dandys, die täglich mehr als eine Stunde vor dem Spiegel zubringen, um die drei Spitzen ih es bärtlichen Trios möglichst charaktervoll zu gestalten, und dann im Laufe des Tages sich bemühen, mit dem bestmöglichen „Chic" dieses kosmetische Kunstwerl vor den Augen der staunen venn Mitwelt paradiren zu lassen, wird den eigenthümlichen Ursprung und die anfängliche Bedeutung dieses ihres Ge sichtsschmuckes kennen. Als im achten Jahrhundert nach Christo der Islam Spanien unterwor fen hatte, fand alsbald eine so lebhafte Vermischung des arabischen uud des germanisch-spanischen Blutes statt, daß schon in der dritten Generation fast di« ganze Halbinsel von einer neuen Rasse, einer maurischen Mischrasse, einge nommen wurde. Nach ihrer äußern Erscheinung konnte man Sieger und Besiegte nicht mehr von einander unter scheiden. Dagegen, oder vielleicht ge rade weil eine so durchgreifende Ver schwemmuug der ethnologischen Merk male eingetreten war, blieb die Sonde rung der Bevölkerung in religiöser Be ziehung in schroffster Weise bestehen. Leide Parteien, die Mohamedaner so wohl wie die Christen, vorzüglich na türlich Letztere, die sich in der Lage der Unterdrückten besanden, hatten daher den lebhaste» Wunsch, irgend ein äußeres Zeichen zu schaffen, an dem man sosort den Glaubensbruder er kennen könnte. Da nun die Moslemin den gesammten Bart als ein besonders gnädiges Geschenk Allahs betrachten, wodurch er die Männerwelt gegenüber den Frauen hat auszeichnen wollen, und denselben stets mit dementsprechen der Achtung behandeln und schonen, so beschlossen die Christen, gerade ihn für ihre Zwecke zu verwerthe». Es wurde bestimmt, daß Jeder, der sich zum Christenthum bekannte, sich den größten Theil des Bartes, den Backen- und Kinnbart, abrasiren und nur Schnurr- und Knebelbart stehen lassen sollte: sie wußten genau, daß ihre Gegner, wenn sie etwa ihren Zweck vereiteln wollten, doch gerade diese Sitte nie nachahmen würden. Auch sahen sie in dieser Tracht des Bartes ein äußeres Symbol ihres Glaubens, nämlich die wenn auch un volllommsne Korm des Kreuzes. Metamorphos«. Rummel und Bummel haben sich aus der Mensur gegenseitig die Nasen spitzeln weggeschlagen. Da zufällig kein Corpshund da war, der die Spit zeln hälte fressen können, wurden die- selben sosort wieder ausgehoben und angenäht aber unglücklicherweise in der Eile verwechselt. Romanplirasen. ln der dunklen Thüre zeigte sich endlich ein junges Mädchen, dessen Ge sicht von einem Talglicht übergössen war. ....Ich fuhr erschrocken aus dem Schlafe und hestete die Augen aus di« Thüre, die Ohren auf den Gang hin aus. .... Aus ihren runden Wangen zeig ten sich kleine Grübchen, in welche» sich schon mancher Löwe gesangen haben mochte. In Hol st ein zogen jüngst, wie dortige Blätter erzählen, einige Jä gerleute hinaus, dem vielverfolgten Ge schlechte der Lampe nachzustellen. LZi« Langgelöffelten schienen jedoch ihr» Versolger wenig zu fürchten, wenig stens zog ein muthiger Hase es vor, ruhig im Lager zu bleiben, statt das Panier seines Geschlechts zu ergreifen. Der Kühne verfiel seinem Schicksal; ein beherzter Jägersmann ergriff ihn bei seinen Löffeln und gedachte ihn als le bendes Beutestück heimzubringen. Je doch in dem erbitterten Zweikampfe, der nun zwischen Beiden stattsand, ge lang es dem Hasen, mit den Läufen nach dem Hahn des Gewehrs zu langen und der Schuß krachte hart an des Jägers Ohr vorbei. Als Letzterer sich von seinem Schrecken erholt hatte, war er froh, daß bereits eine weite Streck« zwischen ihm und der gefährlichen Be stie lag. tiillie» Valentin«. ES dunkelte bere is, als Lillie Win fielt» aus dem behaglichen Wohnzim mer ihrer elterlichen Behausung in den unfreundlichen, naßkalten Februar- Nachmittag hinaustrat und schiiellen Ganges die stille Straß« hinabschritt. Sie hatte Eile, denn drinnen beim Plaudern hatte sie ein wenig zu lange sich ausgehalten. Das heißt, sie selbst hatte nur zugehört, wahrend die Groß mama in Jugend - Erinnerungen schwelgte. Es war der Tag vor dem St. Valentin, und die alt« Dame hatt« sich des Längeren und Breiteren darüber ausgelassen, daß die hübsche Sitte der Valentine-Ueberraschungen leider von Jahr zu Jahr mehr aus der Mode komme. Da sei ?S zu ihrer Zeit doch ganz an ders gewesen, da hatte man noch Sinn sür poesivolle Scherze. Aber die heu tige Generation sei eben zu prosaisch uiid nüchtern; die Kopse der jungen Mädchen zu sehr angefüllt mit allem möglichen WissenSlram, so daß dieser gute alle Heilige immer mehr in Ver gessenheit geralhe. Die Mutter hatte daraus erwiedert; ganz so schlimm sei eS doch wohl noch nicht; denn Lieben und Gelieblwerden sei heute noch ebenso in der Mode, wie vor vierzig Jahren, und so lange es noch treue, ausrichtige Liebe in der Welt gäbe, so lange würde eS auch noch Valentin-Sendungen ge ben. Und dabei hatte sie mit einem bedcutunSgvollen Lächeln zu Lillie hin übergesehen, so daß diese, ein wenig er röthet, plötzlich gewahr werdend, daß es spät sei. hastig ihre Zeichenmappe er griff und laut vor sich hinträllernd da vonstürnite. Während sie jetzt dem Hause ihres Zeichenlehrer- zueilte, dachte sie wieder an die Worte der Mutter, und ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lip pen. Was er wohl für sie gewählt ha ben mochte? Vielleicht Blumen? Er kannte ja ihre Borliebe für dieselben. Doch einerlei, was es auch sein mochte, eS war doch immer ein Zeichen seiner ausrichtigen Neigung zu ihr. Ach! es war doch himmlisch, der angebetete Ge genstand eines so hübschen, braven Jungen zu sein, wie Harry Talton es war. Plötzlich blieb sie mitten in ihrem schnellen Gange mit einem plötzlichen Ruck stehen. Etwa dreißig Schritte vor ihr, wo die Straße von der Madi son Avenue gekreuzt wurde, ging, die selbe hinausschreitend, derjenige, der den Mittelpunkt ihrer Gedanken bildete, im Arm ein kleines Packet tragend, ihr Valentine! Vermuthlich, nein, sicherlich wollte er es eben aus die Post bringen. Ihr Herz schlug fast hörbar. Wenn er sie nur nicht sah! Er durste sie nicht sehen, es würde ihm die ganze Freude verderben. Und so stand sie und war tete, bis er vorüber war. wobei sie Ge legenheit hatte, den kleinen Gegenstand, den er trug, etwas aufmerksamer in'S Auge zu sassen. Es war ein kleines, viereckiges Packet. Blumen konnten das freilich nicht sein. Nun. ein Kist chen seiner Huyler'scher EandicS wäre auch nicht zu verachten. Sie athmete fast erleichtert auf, als er glücklich außer Sehweite war; dann ging sie zuerst vorsichtig langsam, bis an die Avenue, und dem rüstig Da vonjchreitenden einen flüchtigen Blick nachsendend strebte sie in höchster Eile ihrem Ziele zu. So unfreundlich und feucht der vor hergehende Tag gewesen, so sonnig und klar brach der St. Valentin an. Es war noch ziemlich früh, als Lillie zum Frühstück hinunterkam. Bei ihrem Eintritt glitt ihr Blick sofort erwar tungsvoll nach dem Platze neben ihrem Couvert. Derselbe war leer, und ein Gesühl herber Enttäuschung beschlich sie. Sollte die erste Post noch nicht ausgetragen sein? Aber dort, neben dem Teller ihres Vaters, lagen zwei noch uneröffnete Briefe. Nun hoffte sie auf die nächste Post, die um zehn Uhr zu kommen pflegte. Der Vormittag ging hin, aber Das, was sie erwartete, kam nicht. Man saß gerade beim Lunch, als die schrille Pseife des BriesträgerS unter dem Fenster ertönte. Lillie schnellte von ihrem Sitze auf und wäre fast ge stolpert, so stürmisch strebte sie der Thüre zu. Doch der Gegenstand, der ihr durch das eiserne Gitter gereicht wurde, war nichts als ein unversiegeltes Eouvert, das einen werthlosen Rekla mezettel enthielt. Ein namenloser Zorn packte das junge Mädchen. Sie ballte das unschuldige Ding zu einem Knäuel zusammen und schleuderte es verächtlich in den Papierkorb. Dabei vermied sie es ängstlich, den Blicken der Mutter zu begegnen. Sie schämte sich, schämte sich in der Seele eines solchen Bräutigams. Um 2 Uhr kamen Daisy Bracher und Ella James, um Lillie zu einem Spa zierganze nach dem Central Park abzu holen. Beide entwarsen eine begei sterte Schilderung ihrer Valentine-Ge schenke. Daisy hatte ein Kistchen der herrlichsten Confitüren, und Ella einen feinen, mit Handmalerei versehenen Ballsächer bekommen. „Und wo ist Dein Valentine, Lillie?" fragten beide zu gleicher Zeit. Lillie wurde dunlelroth. „Es ist bis jetzt noch nicht eingetroffen," stot terte sie. „Nun, da wird eS auch wohl nicht mehr kommen," lachte Ella. „Allzu generös scheint Dein Schatz nicht zu sein." „Höre mal," meinte Daisy altklug, .überleg' Dir die Geschichte lieber noch, denn ein geiziger Mann brr —" und sie machte eine Geberde des Grau ens „nur keinen geizigen Mann, den man erst um jedes Paar Handschuhe anbetteln muß." Lillie bebte vor Zorn und Scham, dennoch zwang sie ihre Erregung nieder > und entgegnete äußerlich ruhig, in etwas zurechtweisendem Tone: „Bitte, rege Dich nicht auf meinetwegen, es ist durchaus kein Grund dazu vorhanden. * „Nun, mir kann'S ja recht fein/ meinte Daisy, „aber mach Dich fertig, schnell, wir wollen gehen." „Ihr werdet mich heute schon ent schuldigen müssen," versetzte Lillie etwai kühl. „Ich habe den ganzen Tag stark« Kopfschmerzen gehabt." « „Kein Wunder," kicherte Ella leise, zu Daisy gewandt. Lillie hatte es abei doch gemerkt und wie ein Nadelstich tras sie dieser Spott. Trotzdem gelang eS ihr, während sie die Fortgehenden hinaus begleitete, Gleichgiltigkeit zur Schau zu tragen. Kaum aber hatte sich die Thüre Hinte, ihnen geschloffen, schlüpste sie in ihr Zimmer zurück, warf sich, krampfhaft schluchzend auf's Bett und weinte zum Herzbrechen. Immer wieder sielen ihr die Worte der Mutter ein: „So lang« es noch eine aufrichtige Liebe in de, Welt giebt, wird es auch noch Valen tinesendungen geben." Gewiß! er liebte sie nicht. Nein, schlimmer, er liebte eine Andere. Die hatte das bes sere Theil davon bekommen, die liebt« er, ihr heuchelte er nur Liebe. Und aus's Neue ergoß sich ein Thränenstrom über ihre Wangen, sie weinte weinte sich zuletzt in Schlaf. Als sie erwachte, war es fast schon duntel. Sie badete das heiße Gesicht in kühlem Wasser, um sich dann hinab zu begeben. An der Treppenflucht be gegnete sie dem irischen Dienstmädchen, das sie aufhielt und mit sich in di« Nähe des Lichtes zog. „Sehen Sie nur. Miß Lillie, mein Valentine. Ist es nicht wunderhübsch?" Dabei zeigte sie ihr ein roth und grün seidenes Halstuch, nebst einer Karte, auf der ein flammendes Herz und ein liebeglühender Vers prangte. Lillie nickte. Ihr war, als wenn sie etwas oben am Halse zu würgen drohte. „Wirklich, sehr hübsch", preßte sie müh sam hervor. Tann stieg sie mit noch schwererem Herzen die Treppe hinauf. Also auch dies Mädchen war bedacht worden! Nur sie. Lillie. war allein leer ausgegangen. Aber sie wollte es ihn schon sühleii lassen, heute Abend, wenn er kam. Ja, das wollte sie. Es war kaum acht Uhr, als Harry Dalton die Hausglocke zog und gleich darauf in den Hinterparlor schritt. Lillie spielte Klavier und schien sein Kommen gar nicht gehört zu haken. Erst nachdem er wohl eine halbe Mi nute hinter ihr gestanden, wandte sie sich wie zufällig um. „Ach, Du bist es," sagte sie mit gut gcspieltem Erstaunen, während sie die Hände langsam von den Tasten zog. „Wie es scheint, hast Du mich nicht erwartet," versetzte er mit leisem Vor wurf. „Ich? O doch ich hatte nur eben nicht daran gedacht, daß heute Don nerstag ist." Er blickte sie groß und erstaunt an. „Nimm doch Hlatz!" sagte Lillie. „War es nicht ein wunderschöner Tag heute?" „Herrlich!" bestätigte er. „Natürlich nur St. Valentine zu Ehren," sagte Lillie. indem sie ihn scharf beobachtete. „St. Valentine? Ach richtig, wir haben ja St. Valentine beut. Daran habe ich noch gar nicht einmal ge dacht." „Oh," sagte Lillie. Es klang halb ungläubig, halb mitleidig. Und plötz lich, ihm fest ins Auge sehend, sagte sie langsam: „Ich habe Dich gestern ge sehen!" „Gestern?" wiederholte er. Seine Züge halten ans einmal einen ganz ver änderten Ausdruck angenommen, etwas unsäglich schmerzliches lag darin. „Jawohl." bestätigte sie. ~Du gingst die Madison Ave. entlang und trugst ein kleines Packet im Arme." „Oh allerdings —ES klang offenbar Verlegenheit aus seiner Ant wort, wihrend ein leises Roth in seine Wangen stieg, um sogleich wieder zu verschwinden. Lillie bemerkte es in einem seltsamen Gemisch von Schmerz und Triumpf. „Und wo warst Du ?" fragte Harry etwas unsicher. „Ich war auf dem Wege zu meinem Zeichenlehrer." Ihr Ton hatte, auf einmal etwas Eiliges, so daß Harry sie in sprachloser Verwunderung ansah. In diesem Augenblicke trat ihre Mutter ins Zimmer. Während sie den jungen Mann begrüßte und einige Worte mit ihm austauschte, »ahm Lillie ein Buch und fing an zu lesen. Sie schien Harrys Anwesenheit ganz ver gessen zu haben. Auch nachdem MrS. Winsield sich wieder zurückgezogen, blickte sie nicht auf. Harry erhob sich. Auf seinem Ge sicht lag ein Auslruck von Trauer. „Ich sehe, daß Dir meine Gegenwart aus irgend einem Grunde heuie lästig ist." ' „Nicht daß ich wüßte," versetzte sie kurz. „Lillie," sagte er, vor sie hintretend und ihre Hand ergreisend, „habe ich Dir in irgend etwas wehe gethan? Glaube mir, dann ist es ohne Wissen und Willen geschehen." Sie schüttelte gleichgiltig den Kopf. „Du bist so sonderbar, so fremd und kalt," fuhr er fort, „und ich hatte mich so auf den Abend gefreut. Ich ich hatte Dir etwas zu sagen." „Nun, das laust ja nicht fort," erwi derte sie mit kaltem Spott». „Vielleicht hast Du es bei unserem nächsten Zu sammensein noch nicht vergessen." Er wandte sich um und ergriff seinen Hut. „Gute Nacht!" klang es kurz und schroff von seinen Lippeu. Sie blickte ihm, während er fort ging, mit einem Lächeln nach. Aber dieses Gesühl hielt nicht lange Stand vor dem einer tiesen Bitterkeit, das si« gleich darauf befchlich. Wo er nur hingeht? Gewiß zu ihr, der Andern. Und in plötzlichem Ent schluß stürmt sie die Treppe streist Hut und Jacke an, um dem Fortgehenden nachzueilen. Sie will dieser unwürdigen Komödie ein Ende machen, sie will Gewißheit haben. Und so folgt sie ihm mit ängstlich pochendem Herzen. Er schrei tet schnell aus, immer in östlicher Rich tung. Nach Hause geht er also nicht, was sie im Grunde ihres Herzens doch gehofft hatte. So sollte ihre Vermu thung doch wahr sein? Heiße Thrä nen liefen ihr über die Wangen. Jetzt biegt er vom Seitenwege ab und schreitet auf ein kleines Häuschen zu. Lillie beflügelt ihre Schritte und sieht noch deutlich, wie er durch die niedrige Thüre verschwindet. Das junge Mädchen steht bang klapsenden Herzens vor der Thür. Was nun? Obgleich die Hausthür nur angelehnt ist. findet sie doch nicht den Muth, einzutreten. Durch die Fenster des niedrigen Erdgeschosses fällt ein matter Lichtschein. Lillie kann durch die stark mitgenommenen Fensterläden einen Theil des Zimmers über sehen. Ein mäßig erhelltes, mit rüh render Einfachheit ausgestattetes Ge mach. Sie schiebt die Stäbchen etwas weiter auseinander, und da ent fährt ein halberstickter Schrei ihrem Munde. Sie wankt Plötzlich, sie muß sich auf das Fenstersims stützen, um nicht umzusinen. Ein Schmerz, wie sie ihn nie gekannt, preßt ihr die Brust zusammen. Nun ist Alles hin. Glück, Liebe: jede Freude aus ihrem Leben ge schwunden ! Aber ist denn das möglich? Träumt sie denn nicht nur? Ist das wirtlich Harry Dalton. der sich dort über das kleine Kinderbett bengt. aus dem ein süßes, etwa dreijähriges, blondlockiges Bübchen sich eben aufrichtet, feine klei nen Aermchen um den vor ihin Stehen den schlingt und diesen mit großen, glänzenden Augen und rothen Lippen anlacht? Wie zärtlich, wie sorgfältig er das Kind auf einen am Tische ste henden Stuhl setzt, sich selbst neben ihm niederläßt und ihm die auf dem Tische liegenden Bausteine zusammen stellen Hilst? Ein verheiratheter Mann und Vater dieses Kindes? Es kann kein Traum sein, denn sie sieht eS ja mit weitgeöff neten Augen vor sich. Und wie in ei ner Art Betäubung starrt sie iinmer sort aus das Bild da vor ihr. Plötzlich aber bricht sie ihre starkkräf tige Natur durch: Sie muß es wissen, von ihm selbst will sie es hören. Und eine Sekunde später steht sie in dem kleinen Zimmer. „Wer ist dieses Kind?" Harry ist aus seinem Stuhl aufge fahren und starrt sie aus todtenbleichem Antlitz au. „Lillie !" ist Alles, was er zu sa gen vermag. Wie schön sie in ihrem Zorn, ihrem gekränkten Stolze vor ihm steht! „Wer ist dieses Kind ?" wiederHoll sie. „Ich muß es wissen !" Er blickt sie unsäglich traurig an. „Du sollst es Wilsen," sagt er mit seiner ruhigen, tiefen Stimme. Er trat dicht an'den Kleinen heran, der die fremd« Erscheinung wie ein Wunder anstarrte, und während seine Hand zärtlich durch das blonde Gelöck fuhr, klang tief« Wehmiith aus seinen Worten: „Es ist das Kind meiner unglücklichen Schwe ster—einer armen Irrsinnigen." „Großer Gott!" Lillie stützte ihr« zitternde Hand auf den Tisch. „Sie verlor an einem Tage den Gat ten und zwei Kinder. Das hat sie nun um den Perstand gebracht." Ein schluchzender Laut rang sich aus Lillies Brust. „Aber wo—wo ist —" stotterte sie, einen ängstliche» Blick durch s Zimmer werfend. „Wir haben sie gestern in eine An stalt gebracht. Begreifst Du jetzt, daß ich den St. Valentinstag vergessen tonnte?" Sie war plötzlich an seiner Seite, und seine beiden Hände ergreisend, sagte sie mit thränenverhaltener Stimme: „O. Harry, kannst Du mir vergeben? Sieh', ich war solch' ein thörichtes, eitles Dingl Weil Du mir am Valentinstage kein Liebeszeichen sandtest, glaubte ich, Du liebtest mich nicht, sondern eine Andere, und bildete mir ein. für sie wäre das kleine Packet gewesen." Jetzt lächelte er. zum ersten Male seit ihrem Erscheinen, und einige der Bau klötze vom Tische nehmend, sagte er, mit einem gleichzeitigen Blicke aus das ssind: „Dieser Bautasten war der Inhalt jenes kleinen Packeis. Nachdem ich meine arme Schwestern gestern sort begleitet hatte, tanste ich aus dem Heimwege dieses Spielzeug, um den Kleinen der in der Obhut einer sreundlichen Nachbarin geblieben war ein wenig über den zeitweiligen Ver lust der Mutter zu trösten." „O, Du Bester, wie beschämt, steh« ich da. Aber sag', warum erzähltest Du mir nie —" „Weil ich dich nicht unnöthig beun ruhigen wollte, da ich immer ans Bes serung hoffte. Heute Abend jedoch. Lillie, kam ich zu Dir, um Dir Alles zu sagen. Aber ich kam auch mit einer Bitte." ~O, sprich, Harry, kann ich sie nicht jetzt auch noch ersüllen?" Er zögerte einen Augenblick, dann sagte er. ihr ernst und liebevoll in'S Auge blickend: ~Jch wollte Dich bitten, mir recht bald in einigen Wochen schsn. ein Heim gründen zu Helsen. Ich wollte Deine Eltern ersuchen, den Tag unserer Vernrählung festzusetzen. Willst Du Lillie?" Sie iah glücklich lächelnd zu ihm auf. „Ich w.ll Alles, was Du willst", sagt« sie mit rührender Hingebung. Er küßte sie für dieses Wort. „Aber n«h »ine Bitte habe ich", suhr er etwas stockend fort. .Sag', könntest Du Dich entschließen, an diesem verwaisten Kind. Mutterstelle zu vertrettn?" Ein leiser Jubelschrei von ihren Lip pen unterbrach ihn; er jedoch fuhr fort: „Das heißt, nur so lange, bis sein« Mutter selbst wieder dieses Amt über nehmen kann, denn gottlob, haben di« Aerzte Hoffnung auf vollkommene Hei« lung gegeben." „Harry, Du wolltest wirklich mir die ses reizende Kind anvertrauen? O, wie danke ich Dir für diesen Beweis Deiner Liebe, und wie will ich es lieb haben, das arme, verwaiste Geschöpf chen." Sie beugte sich zu dem Kleinen hinab und küßte ihn innig. „Mein Valentin!" flüsterte sie lächelnd zu Harry aufblickend. Der Kleine sah ihr ohne jede Scheu in'S Gesucht, und auf den Stuhl neben sich deutend, sagte er kurz: „Setz' Dich dahin, wir wollen jetzt bauen." „Ja, mein Herz, das wollen wir." sagte Lillie. ihm liebkosend über die blonden Locken fahrend. Und zu Harry sich umwendend, flüsterte sie mit einem glücklichen Lächeln: „An unserem Glücke wollen wir bauen, nicht wahr, Harry?" woraus er ihr zunickte und sie zärtlich auf die Lippen lüßte. Kurze Zeit später schritten sie, das Kind zwischen sich, dem Winfield'fchen Hause zu, denn Lillie hatte darauf be standen, ihr neues Amt, aus das sie sehr stolz war, noch am selben Abend anzutreten. Di« Riestngaro« Kr.^orich Wilhelms I. König Friedrich Wilhelm I. hatte, wie delamit, noch auf seinem Todes lager dem Kronprinzen empfohlen, sein« Riesengarde, die so dedeutende Kosten verursachte und nur „Schaugericht" sei, aufzulösen. Sofort nach der Bei setzung des verstorbenen Königs kam Friedrich 11. dem Wunsche des VaterS nach. Wer von den Riesen nicht in andere Regimenter versetzt oder als Hei duck am königlichen Hofe, bei Genera len oder Ministern benutzt wurde, er hielt entweder eine Pension oder ging in die weite Welt, um sich gegen Ent gelt als Riese zu zeigen. In den per sönlichen Dienst des jungen Königs trat u. A. der Heiduck Kirchland, der aus Irland stammte und sich durch seine Größe (2,2 t) Meter) auszeichnete. Wenn der König ausfuhr, stand auf jeder Seite des Wagens auf einem Seitenbrett ein Heiduck. Bei Einzügen fürstlicher Bräute standen die beiden Heiducken aber auf dem Hinterbrett und ihre Stelle zur Seite nahmen Pagen ein, ein Brauch, der sich ja bis heute erhalten hat. Ein am Hofe des großen Königs ac creditirter französischer Diplomat ließ sich in seinen Auszeichnungen über das Leben am Hofe und in Berlin auch über die Heiducken aus. Es heißt da: „Jä ger in großer Livree bedienen an der Tafel des Gouverneurs, und an der des Ministers des Auswärtigen, Hei ducken von riesiger Größe. Das ist der Rest des berühmten Garde-BataillonS, welches der verstorbene König hielt und das ihn so schrecklich viel kostete. Frei lich halte er Leute von sieben Fuß und mehr, und es sitid noch solche unter den Heiducken. Es gibt darunter solche, welche zwei und drei Tausend Dukaten Gage kosteten. Alle diese Leute werfen sich wie Raubvögel auf die Tische und lassen Einem nicht einmal Zeit, sich zu erheben' Wenn man nicht die Vorsicht beobachtet, sich sosort zurückzuziehen. so riskirt man, sich mitten unter den Kom battanten zu befinden und von den Ge richten bespritzt und besudelt zu werden, die sie alle mit Gier wegreißen. DaS ist hier ganz abscheulich. So machen es selbst die Pagen und sie begnügen sich nicht, über die Gerichte und Fla schen herzufallen, sondern sie verspeisen mit Gier, was auf den Tellern nachge blieben ist, und indem sie ein Glas in'S andere gießen, trinken sie mit einem Mal. was ein Dutzend Personen übrig gelassen haben." «rst gefreit—dann 47 gefreut«. Sie saß im Erker ganz allein Es schien, als ob sie schmollte Als ich zu dem versproch'nen Tanz Mir meine Holde holte. O. daß ich jetzt, so wünscht' ich mir. Die rechten Worte finde, Damit ich, was mein Herz erfüllt, Dem süßen Kinde künde! Ich faßte ihre Hand und schwur Bei meiner Mannesehre, Daß meine Lieb' von einer Guth, Die ewig währe, wäre. Ob sie mir gut sei, fragt' ich sie, Ich drang in sie und flehte, Da schien s, als ob ihr Antlitz sich Bei meiner Rede röthe. Sie nickte leise und entfloh; O höchstes Glück der Erde! Ich jauchzte, daß sie bald nun mein» Die Liebe, Werthe, werde.... Tags drauf bat ihre Eltern ich Um ihre Hand bescheiden, Doch anfangs schien ich wenig Glück Zu haben bei den Beiden. Sie meinten, daß mein Werben doch Nur ihrem Gelde gelte. Weil ihnen die Ersahrung nicht Auf diesem Felde fehlte. Sie gäben, sagten sie, ihr Kind Nur Einem ihresgleichen. Drum sollte Else ihre Hand Nur einem Reichen reichen. Ich sagte unter Thränen draus,, Vom Schmerze hingerissen, Ich würde mi» ein Leid anthu». Sollt' ich sie »issen müssen. Da wurde. Beide weich gestimmt-» Ein solches Glück iK selten Und nächstens wird das Tageblatt Von zwei Vermählten melden. O. Sommerstorf. . Spahn. Was man nicht mehr begreifen kann. Das sängt man zu bezweifeln an. Die moderne Kunst de« leumdet die Natur.