2 «ebote f»r «lteru und «r -»tehcr. 1) Seid jederzeit eingedenk, daß dai Kind ein Heiligthum ist, und weder ein niedliches Spielzeug zum Verziehen, noch ein wehrlos in Eure Hand gegebe nes Opser, um alle Eure böse Laune an ihm auszulassen. 2) In der Pflege von Geist und Ge müth des Kindes sind die fünf Haupt- i bedingungen, mit denen es zu behan deln ist: Liebe. Wahrhaftigkeit, Sitten- ! reinheit, Schönheitssinn und möglichst diel Freiheit. Die beiden ersten sind das einzige Mittel, des Kindes Ver trauen zu gewinnen, während die Sit ienreinheit des Erziehers des Kindes Achtung, der Schönheitssinn außer vielen höl>ercn Genüssen Ordnung > und Reinlichkeit, die Freiheit aber > Sebstständigkeit im Kinde erweckt. ?) Die Erziehung beansprucht zwar ! leineswegs die ganze Zeit des Erziehers, aber sie beansprucht einen ganzen Men- schen. Wer keine Liebe zu Kindern hat, wer weder sittenrein, noch wahrheits- liebend ist, wer keinen Schönheitssinn hat, und wer gern den Despoten, der ! feine Uebermacht fühlen läßt, spielt ! der taugt nicht zum Erzieher und lasse daher lieber seine Hände davon, selbst wenn es seine eigenen Kinder betrifft. 4) Laßt es nie das Kind entgelten, wenn sein Wesen etwa Euerem Sknn und Wunsch nicht entspricht. Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen: so wie sie einmal sind, so muß man sie haben und lieben. Strast auch nie ein Kind im Zorn hat's einen dummen Streich gemacht, so schadet ihm zwar ein wenig Schelte und Schläge dafür nichts aber ihr schadet Euch in Eurer Autorität, wenn ihr Euch zur Heftigkeit hinreißen laßt, denn wo Selbstbeherrschung fehlt, ist's auch mit der lieben Bewunderung vor bei. 5) Bei dem heranwachsenden Kinde habt immer seine zu gewinnende Freund schast im Auge und stört niemals und in keiner Weise durch Rohheit oder Rau heit das innig zarte Verhältniß dieses keimenden Freundschastsbundes. Seid auch bei gut vollbrachtem Werk nicht allzu karg mit Lob jede gute Arbeit ist ihres Lohnes werth, und nichts för dert und spornt mehr als hin und wie der ein anerkennendes Wort. Dagegen ist bei kleinen Leiden und Schmerzen d«s Kindes eher ein wenig Härte als zu große Weichheit und Acngstlichkeit am Platze, denn das Kind muß frühzeitig dergleichen ertragen lernen. 6) In der Körperpflege sind die fünf Hauptbedingungen: kräftige Nahrung, viele frische Luft, Reinlichkeit, ausgie bige Bewegung, die durch keinen Zwang irgendwo behindert wird, und viel Schlaf. 7) Die Nahrung eine Mischung »on Fleisch und Gemüse sei ab wechslungsreich, aber ohne viel Ge würz, die Hauptgetränke seien Milch, Cacao upd Wasser. Kaffee, Thee, Bouillon, Bier und besonders Wein und Liqueur sind Genußmittel, die nur ausnahmsweise zu gestatten sind und oft gereicht unbedingt schaden. 8) Die Kleidung sei immer der Wit terung angemessen, statt der Mode oder dem Kalender. Weder wollene Sachen, > wenn's heiß, noch ausgeschnittene, I dünne Kleidchen, wenn'S kalt ist vor - Allem aber werde jeder unnöthige Aus- l putz vermieden, der nur das freie Spie- ! len hindert. Auch darf kein Kleidungs stück eng anliegen, sowohl der steten Luftzufuhr als des Diuckes wegen. Dies gilt sowohl für die Fußbekleidung nebst Strumpfbändern wie für Röcke und Halskragen. Vor Allem ist bei den Mädchen, in welchem Alter sie auch feien, entschieden das Corset zu vermei den. An seiner Stelle ist am besten eine weite, bequeme Untertaille mit Knöpfen (auch über die Kinderjahre hin aus) an der Beinkleider und Röcke,damit sie nicht einschneiden, befestigt werden. Fehlt die feste Unterlage des Cor sets, so fällt damit auch ganz von sel ber die seste, enganschließende Fischbein taille mit Gurtband und Abnähern hinweg, die jede freie Bewegung hin dert. Durch die hierdurch verbesserte Athmung. HautauSdüustung und Ver dauung wird am besten das Entstehen von Bleichsucht. Nervosität.Migräne u. f. w. verhindert, und es wird dann endlich einmal wieder Mütter geben, die ihre Kinder selbst stillen können. 9) Tägliches Abwaschen des ganzen Körpers mit kaltem Wasser und wenig stens wöchentlich ein Bad ist nothwen dig. Für die Wohn- und Schlasräume aber ein tägliches ausgiebiges Luft- und Lichtbad. 10) Tägliche ausgiebige Bewegung im Freien (Spiele, Freiübungen u. f. w.) muß ebenso seststehend in der Ta gesordnung sein wie die tägliche An sertigung der Schulausgaben, und zwar in gleichem Maße sur Mädchen wie für Knaben. Wiegenlte». In duftenden Blilthenbäumen Säuselt der Abendwind. Die Mutter sitzt im Garten Und wiegt ihr jüngstes Kind. Sie wiegt'S mit leisem Singen Und küßt es auf den Mund Und flüstert:. „Dank sei dem Himmel! Es wiegt schon zwanzig Psund." Wieder nichts! Ein Vater, «elcher schon viele vergebliche Versuche gemacht hatte, seinen nicht nnbegabten Sohn zu größerem Fleiße anzuspornen, schmeichelte sich eines Tages, auf ein zu l'ein. Bei einem Spaziergange am See warf er Kiesel in das stille Wasser und mahnte den Knaben, die langen Wellen wohl zu beachten, die der kleinste Stein errege: so erzwingt die kleinste Thätigkeit weitreichende Folgen.—Das Söhnlein aber meinte: „Warte 'mal nur fünf Minuten, Papa, dann wirst Du am Wasser sehen, daß es ganz egal gewesen wäre, wenn Du Dich nicht an gestrengt hattest!" Sie ungleichen Geschwiske?» Die Umgegend der ungarischen Haupt stadt birgt einen Schatz, dessen sich kein« andere Stadt rühmen kann, von wel chem aber wohl selbst viele Einwoh ner PestS kaum eine Ahnung habsn. Die an Osen grenzenden Hügel werden nämlich noch von einem wirklichen Ur walde bedeckt, so daß man tagelang in der Wildniß umherirren kann, ohne «in Zeichen, welches den Besitzer andeu tet, zu sinden. Da sind tief einsame Thäler, welche von der modernen Völ kerwanderung noch verschont blieben und deren Gebüsche noch nicht mit den Papierhüllen der Gänseviertel vollge-5 streut wurden. Over durch diesen Wald sührt ein Weg, welcher nur durch Kalktreuze aus den Stämmen der Bäume kenntlich ist. Hier umfängt den Wanderer die Ruhe eines Tempels; nur die schwarze Amsel mit ihrem pseisen den Ton, der Schrei des NußhäherS und das Klopsen des Spechtes unter brechen zuweilen die Stille. Das Thal heißt Maria Eichel. Vor Zeiten wählte ein srommer Mönchsor den, der Paulincnorden, den stillver- Ort zu andächtigem, einsied lerischem Ausenthalte. Er baute dort das Kloster und legte die großen, präch tigen Obstgärten und die anderen Pflanzungen an. Joses 11., welcher kf>e Zahl der Orden sehr verminderte, hob auch diesen aus. und so wurde das Kloster mit dem Garten verauktioiiirt und von einem Budakeßer Schwabe» erstanden. Der gegenwärtige Besitzer betrieb eine große Milchwirtschaft und war unter dem Namen Bieter Sepp bekannt. Der Besitz war 50,000 Gulden werth. Wenn wir im Sommer draußen in den schwäbischen Bergen wohnten, brachte uns die Frau des Meier Seppi die Midi, Anna, die Milch. Auch das Brennholz lausten wir von den Leuten. Dazu kam der Meier Seppi selbst mil seinem Wagen. Obgleich dieser kein Wort ungarisch konnte, war er doch ohne Widerrede, seinem glattrasirten, bartlosen Gesicht zum Trotz, ein echter Ungar. Er war es auch, der, als er 48 mil der Ofener Deputation vor Windisch grätz trat, die Frage des mächtigen Heerführers: „Welcher Gesinnung seid Ihr?" antwortete: „Wir sind nur gu ter Gesinnung, aber unser Geistlicher." „Nun und dieser?" „Das ist ein echtes, eingefleischtes Schwarzgelb!" Er wurde dafür zwei Wochen einge sperrt, zum großen Stolz der ganzen Verwandschafl, denn dazumal taxirte man auf folgende Weise: „Ei» tüchtiger Mensch! Er war. auch schon eingesperrt!" Bei jeder Begegnung versprach ich dem Meier Sepp mit Handschlag, ihn einmal mit meinem ganzen Hause aus seiner Meierei zu besuchen, und eines schönen Tages hielten wir unser Ver sprechen und machten uns auf den Weg. Meier Sepp hatte versprochen, uns seinen Sohn Josi aus halbem Wege ent gegenzuschicken; am Normabaum sollte er uns erwarten. Pünktlich zur festgesetzten Stunde waren wir daselbst angelangt. Wir ! schienen zu zeitig gekomme» zu sei», denn an dem verabredeten Platze sahen ! wir nur einen kleinen, kaum vier Jahre galten Knaben, welcher aus Holluuder ! eine Pseise schnitzte. Derselbe kam artig grüßend auf uns ,u. > „Guten Tag, sind Sie die Gäste, die nach Maria Eichel kommen wollen?" fragte er. j „Ja, Kleiner, das sind wir, wir war i ken auf Meier Sepps Sohn." Der kleine Mersch warf den Kopf zu rück. brach die Hollunderpseise mitten ! durch und warf sie auf die Erde. „Meier Sepp ist nur ein Spott name," sagte er, „er heißt Groll Jo ! seph, und ich bin Groll Josi, sein Sohn, j und werde Sie nach Maria Eichel süh- ren." j Es war reizend, wie dieser winzig kleine Mensch mit selbstbewußtem ! Stolz für die Ehre der Familie ein trat. „Gott zum Gruß, Groll Josi. also lDu sollst uns den Weg weisen? Hat denn Dein Vater keinen größeren Sohn, daß er Dich schickt?" „O ja, aber der sürchtet sich, allein in den Wald zu gehen." „Fürchtest Du Dich nicht?" Der Kleine machte große Augen: „Vor was denn fürchten?" Mit diesen Worten ging er voran und schritt mit seinen kleinen Beinchen so aus. daß er mit den Erwachsenen gleichen Tritt hielt. Daß er ungarisch sprach, überraschte mich bei leine» Reden am meisten. „Wo hast Du denn ungarisch ge lernt? Weder Dein Bater, noch Deine Mutter können ja ein Wort unga risch." „Sie schickten mich tauschweise nach Ponnaz zu Ungarn." „Und wann geschah dies?" „O, das ist schon sehr lange her." „Sehr lange! Du bist doch'nicht älter aIS vier Jahre!" Als wir an eine über den Weg gebo gene Buche gelangten, blieb er stehen und schaute sich um, ob die Damen weit genug zurückgeblieben wären, daß sie nicht hören könnten, alsdann sagte er in leisem Tone: „Hier an diesem Baum« hat sich der Sohn «ineS ungarischen Grundbesitzers im Frühjahre ausgelnüpst. Dort an jenem herabgebogenen Aste fand ich ihn hängen." „Da liefst Du wohl schnell nach Hause?" „Nein, sondern zur Kristinstädtischen Hauptmannschast. Durch Maueran schlag war das Verschwinden des jun gen Herrn angekündigt und Hunderl Gulden Belohnung 'wurden sür sein ! vussinden versprochen." ! „Du bist ja «in Blitjungel" Der verborgen« Waldweg führte in tin anmuthigeS Thal, an dessen sanft ansteigenden Seiten Kühe weideten. Riesenhafte Nußbäume verdeckten das MeierhauS, das ehemalige Brüdeikl»- stcr. Die Kühe hütete ein kleines, blondes Madchen, welches, als «Z uns erblickte, schnell herbeilief. „Nun Josi!" „Nun Lisi!" Mit diesen Worten begrüßten sie sich gegenseitig, und nun begann ein Wettlauf, wer von ihnen zuerst die An kunft der Gäste im Hause ankündigte. Der kleine Kerl besiegte das große Mad chen, diese war kaum bis zu den Nuß bäumen gekommen, als er schon wieder zu uns zurückkehrte. Die wackere Anna Midi wartete schon vor der Thür auf uns. Weiter tonnte sie nicht kommen, denn sie knetet« Teig zu Kuchen für uns. Groß war die Freude der guten Frau, dag wir sie endlich besuchten. „Der Hansherr wird auch bald kom men," versicherte uns Frau Anna, „er ist mit seinem Sohn Toni dort unten bei der Luzerne, sie rechen, häufeln und laden aus, aber sie werden gleich zu Hause fein. Und wie auf Defehl kamen sie eben den Garten entlang gegangen. Der Vater trug aus dem Rücken eine ganze Mandel Luzerne, oben hinein war die Sense'gesteckt. Der Sohn hin gegen.brachte die Heugabel, den Rechen und den Graskorb. Er war ein großer langer Bursche, aber man sah, daß diese ihm eine Last war; Hände. Füße uno Kopf schienen ihm im Wege zu sein. Als sie sich dem Haus« näherten, rief Anna Midi dem Knaben zu: „Du langer Lümmel, wie kannst Du denn zugeben, daß der Vater das Heu auf dem Rücken schleppt!" „Ach, Frau," beschwichtigte der Hausherr, „das schafft er ja noch nicht." „Die Sense hättest Du doch tragen können. Toni!" „Habe ich denn drei Hände?" murrte dieser, „Geh, Du Grobian, wärst Du we nigstens vorangeeilt, wenn Du nichts nutzen kannst, Du hättest mir reise Kirschen pflücken können, ich warte schon lange darauf. Nun geschwind, geschwind!" Toni sah faul, mit nur halb gewen detem Halse zum Kirschbaum empor. „Er könnte unter mir zusammen brechen," meinte er. Damit warf er sich aus d's Heu, welches sein Vater gebracht hatte. Da sprang der kleine Josi hervor, ergriff den Korb und ri«s: „Nun, so werde ich auf den Baum klettern." Mit diesen Worten kletterte er ge schwind wie ein Eichhörnchen aus die höchste Spitze des Baumes. Unterdessen suchte ich mit dem langen Jungen ein Gespräch anzuknüpfen. „Kannst Du ungarisch?" Er schüttelte den Kopf und grinste: „Noa." „Gehst Du nicht in die Schule?" Da lachte er ganz übermäßig: „O noa." Der Vater kam seinem Sohne zu Hilfe. „Er ist nicht so alt, wie er aussieht, er kann noch spielen. Jetzt zur Kuku» ruzcrnte wird er zehn Jahr." „Nun, ich hätte ihn aus sechzehn Jahre geschätzt.'' „Ich glaub s. er wird ein Riese. Ich werde ihn für Geld auf dem Jahrmarkt zeigen könnend" Der kleine Josi hatte unterdessen sei nen Korb mit Kirschen gefüllt und brachte ihn der Mutter. Der ehrliche Groll Joseph zog ihn an sich, streichelte seinen Kops und sagte mit einem so wunderlichen Lächeln, in welchem mehr Verlegenheit als Stolz lag: „Aber dieser kleine Wicht kann schon ungarisch und geht auch schon in die Schule. Nicht wahr. Josi, Du kannst auch dellamiren. Nun zeige, was Du gelernt hast." Damit stellte er den kleinen Knaben mitten aus den Tisch. Das Kind ließ sich nicht lange bitten und verlangte rur, daß dir Mutter sein Schulbuch hole» und nachschauen sollte, damit sie ihm, salls er stecken bliebe, nachHelsen könne. Er dellamirte „Petike" von Vörös mauy, und zwar so hübsch, daß meine Frau ihm sagte, kein Schauspieler könne geschickter dieses humoristische Ge dicht vortragen. „Nun. und für wie alt halten Sie dies Kind," fragte mich der Vater. Ich wollte viel sagen: „Er kann fünf Jahre alt sein." „Ja, ja, fünfzehn Jahre! Er ist des großen BengelS älterer B.uder." „Nun, dann sind diese Geschwister wirklich ungleich," sagte ich zu dem al ten Groll. „Es ginge noch an," erwiederte er. „daß in Fleisch und Bein der eine zu viel, der andere zu wenig bekommen hat, wenn sie nur nicht in Sachen des Verstandes noch viel ungleicher getheilt wären." Hier mischte sich Anna Midi auch in das blejpräch. „Es ist eine Augenschande, daß er so klein geblieben ist. Er muß wohl be hext worden sein, als er noch k!«i» war." „DaS schadet nichts. Frau." tröstete sie der Alte, „zum Mindesten brauchen wir weniger Euch zum Rock für ihn. Der kleine Kerl ist darum doch ein Jüngling. Er lenkt die Pserde wie ein Kutscher und fürchtet sich vor nichts." Unterdessen zankten sich die beiden Geschwister. Das Langbein stahl von den Kirschen, welche der Zwerg gesam melt hatte. „Du, nasche nicht," ermahnte«ihn der Zwerg, „sonst Iriegst Du eine Ohr feige." „Du," sagte der andere, „willst mich ohrfeigen? Soll ich vielleicht zu Dir herunterkommen, daß Du sie mir geben kannst?" „Nein, ich werde zu Dir heraufkom men," und schnell wieder Wind sprang er dem großen Burschen auf die Schul ter und gab ihm eine Ohrseige, daß es schallte. Als der die Faust erhob, war er schon wieder davon. Da stieß der träge Kerl krästig mit den Füßen nach dem Zwerge, doch dieser, nicht faul, packte schnell den erhobenen Fuß des großen Jungen, daß er plötzlich hinstürzte. Da gerieth dieser in Wuth, klaubte seine Glieder von der Erde zusammen und begann seinen Bruder, welcher mit seinen kleinen Beinchen schnell wie eine Maus vor ihm floh, mit langen Schritten zu versolgen. Schon war j er dicht hinter ihm, da wars sich der Zwerg plötzlich in das Mohrrübendeel, in welches ihn der andere getrieben hatte und der über ihn strauchelnde Knabe stürzte der Länge nach zu Boden. Im nächsten Augenblicke saß aber auch schon der Kleine auf seinem Nacken, packte ihn mit beiden Händen am > Schöpfe und stieß ihn mit der Nase in die Mohrrüben. Dann lies er hurtig ! davon und kletterte auf einen jungen > Nußbaum, wohin ihm der Lange nicht folgen konnte. Inzwischen war die Mahlzeit berei tet, und wir setzen uns zu Tisch. Die Frau und Lisi unternahmen die Bedie nung; der Hausherr sah nach den Kühen und Ochsen, und der große Junge setzte sich unter den Nußbaum, um seine Aufgaben zu lernen. Der kleine Zwerg unterhielt uns indeß mit dem, was er aus dem letzthin gesehenen Theaterstück gelernt hatte. Es waren Schillers „Räuber". Er sprach die Rolle des Franz meisterhast. An ihm ist ein Schauspieler verdorben! Aber wenn er nur nicht verdorben wäre? Ungefähr sieben Jahre waren nach diesem Besuch verstrichen. Einer Mor gens traf ich auf einer der belebtesten Straßen Budapests mit dem allen Groll zusammen, ein junger Bursche begleitete ihn. Beide waren mit dem bekannte» schwäbisch-ungarischen Bu dakeßer Bauernanzug bekleidet und sonntäglich aufgeputzt. „Sind Sie es wirklich, Nachbar Groll? Was führt Sie in die schöne Vazistraße?" Das Gesicht des Alten strahlte vor Freude. „Ich habe meinen Jungen mitge bracht. Der Herr kennt ihn wohl nicht mehr?" Der Junge war ein so hochgewachse ner Bursche, daß ich an ihm hinauf sehen mußte, ein klafterhoher Kerl mit breite» Schultern, gewölbter Brust, gerade wie eine Tanne und mit braun rothem Gesicht. „Dies ist der Tonele," sagte dcr Va ter. „Ei, ist der.gewadlen," entgegnete ich, dem Alten die Hano schüttelnd. „Und wird noch mehr wachsen," er widerte dieser. „Weshalb kamen Sie zur Stadt?" fragte ich den Alten. „Wir sind zurAushebungscommission bernsen." „Ah. dcr Toni wird ein tüchtiger Grenadier werden." „Das nicht," sagte der Alte schlau, mit den Augen klinzelnd, „sie fanden meinen Sohn untauglich." „Was, untauglich? diesen Simson? was sehlt ihm denn?" Der Alte lächelte. „Nun, an der rechten Hand ist sein Zeigefinger so krumm gebogen, daß er den Hahn am Gewehr nicht hinunterdrücken kann. Die Herren von der Commission pro birten selbst, sie bekamen ihn nicht ge rade." Wirklich sah ich. daß des Burschen Zeigefinger gekrümmt war. Dcr Alte hatte grozes Vertrauen zu mir. Er legte also die Hand an den Mund und raunte mir leise ins Ohr: „Fünshundsit Gulden kommt es mich >u stehen, daß Niemand von dem Re krutenprüsungS-AuSschußden krummen Finger grade biegen kann." „Nun, das ist ein großer Fehler, Nachbar. eS hätte dem jungen Menschen yar nichts geschadet, Soldatenzucht kennen zu lcrncn. „Ja, was soll man machen, wenn die Mutter so vernarrt in ihn ist.> Außerdem wollen wir ihn auch Heuer verheiralhen. „Das ist aber doch sehr zeitig." „Es ist bei uns so Sitte. Je eher die jungen Burschen Heirathen, desto! -her kommt dcr Verstand und bei dem ist es besonders nöthig. Außerdem ist es mit dcr Lisi auch Zeit, daß sie hei rathet: wenn wir sie länger zurückhält ten, wird sie eine alte Jungser und bleibt uns auf dem Halse." „Aber waS sagt denn Josi dazu? Ich denke, er war in Lisi verliebt?" „Ach. ans Josi ist ein großer Mann geworden." sagte der Alte. Ich verstand darunter, daß er ge wachsen sei, und gratulirte ihm auch dazu. „Wo ist er nun?" fragte ich. „Haben Sie ihn noch nicht gesehen, nichts von ihm gelesen? Ach, dann bitte ich Sie, mit bis zur Ecke zu kom men. dort werde ich Der winzige Künstler war «in sehr > irnster junger Mann. Nach den gebräuchlichen Redensarten, mit denen sich alte Bekannte zu begrü ßen Pflegen, lenkte ich das Gespräch aus den nächstliegenden Gegenstand. „Sie werden doch zu Ihres BruderS Hochzeit kommen?" Der kleine Mensch antwortete daraus mit traurigem Lächeln: „Sie wissen ja, weiche Gefühle mich einst an Lisi banden." „Ich ahnte es wenigstens." „Wir waren einander zugedacht. Aber das Schicksal hat eS anders de schlössen. Sie sehen ja. was aus mir geworden ist, oder vielmehr, was nicht geworden ist. Ich bleib' ein vierjähri ger Knabe, Und doch hätte ich Schnurr- und Backenbart, wenn ich mich nicht rasirte. Mein Herz klopfte ungestüm. Aber was nützt es? Ich bin ein Zwerg! Kinderspielzeug bin ich. Auf den gan zen Planeten ist sür mich kein Platz. Man müßte mich auf einen neu entdeck ten Stern versetzen, wo mir ähnliche Leute wohnen. Hier zeigt man mich für Geld." Er sagte dies Alles so tiefernst, wi« ein wirklich im Mannesalter stehender Mensch. Ich bemühte mich, das Ge spräch auf einen angenehmeren Gegen stand zu lenken. „Sie scheinen auch schon passende Gefährten gefunden zu haben, Miß Lili und Jean Pikolo?" „Gewiß, wir sind nun schon drei kleine, auf den Mond gehörige Men, schen. aber diese häufen nur meine Un glöckseligkeit. Sahen Sie schon Miß Lili?" „Nur im Bilde." „Schade, daß Sie sie nicht gesehen haben. Es ist das Musterbild eines Mädchens, 45 Centimeter hoch. Eine so vollkommen wie ausgemeißelte Ge stalt sah ich weder von Thorwaldsen noch von Pradier, noch von andern mo dernen oder antiken Bildhauern." „Sie scheinen sie zu lieben?" „Gewiß. Auf dem ganzen Erden rund ist dies das einzige Wesen, welches zu mir paßt. Nach den Uiesenfrauen kann ich ebenso wenig schmachten, wi« Guliver nach der Königstochter, welche ihn auf dem Zeigefinger reiten ließ. Auch sie schien mir zugethan und wir hatten schon unsere Hochzeit beschlossen. ! In Paris, im St. Germain l'Aurerroi Tempel sollten wir getraut werden; Kaiserin Eugenie selbst wollte die Hoch zeitsmiltter sein und uns ausstatten. Schon war die winzige Kutsche mit den ! kleinen hundeartigen Pferdchen ange- I schafft, in welcher wir zur Trauung fahren wollten, als das Fatum uns einen dritten, einen neuen Zwerg brachte, der noch um zwei Centime!« kleiner war als ich. Es ist Jean Pi kolo! Das ist der Verfluchte! Ein , noch kleinerer Zwerg als ich! Die gro- ßen Menschen können, wenn sie einen i noch größeren treffen, sich damit trösten, ihn erreichen, ja über ihn hinauswach- sen zu können. „Und besiegte auch in der Liebe der kleine Zwerg den größeren?" „In Allem, mein Herr, sogar auch in der Kunst. Solange ich allein auf der Bühne bin, klatscht das Publikum, aber wenn der Andere erscheint, gehört ihm aller Beifall, ob ich auch meine ganze Seele hingebe und die ergreifend sten Heldenrollen spiele." „Fügen Sie sich nur in Ihr Schick sal, mein Freund," tröstete ich ihn. „Haben Sie sich denn nicht gemerkt, waS im Innern Ihres Hauses an der Mauer geschrieben stand, die alte Schrift im ehemaligen Refectorium?" „Gesehen habe ich sie oft, man sagte, eS seien Mönchsregeln, aber Niemand wußte sie zu erklären." „Nun. ich will es Ihnen gleich auf zeichnen und erklären: pit «in Dies ist auf zweifache Art zu lesen» nämlich indem man entweder die ober« oder die untere Silbe anfügt. Auf ungarisch heißt es nach der ersten Les art: „Wer eine Frau nimmt, hat Hader »nd Beschwerde genommen". Nach der zweiten hingegen: „Wer ohne Frau lebt, hat keine Last und Plage." „Ei, wie gut wäre es, wenn Jemand diesen Spruch übersetzte, damit es auch mein Bruder verstehen könnte, denn für ihn ist eine Gattin, was in des Lären Hand eine Harmonika ist." „Eine solche Meinung haben Sie von Ihrem älteren Bruder?" „Der Spinnrocken gebührt dem fei gen Gsellen, aber keine Frau." „Der Vater wollte ihn zu Hause bei der Wirthschaft,behalten," sagte ich. „Nun, der wird schön wirthschaften. In der Kneipe vielleicht. Es war schade, daß der Vater das viele Geld hingeworfen hat, um ihn von den Sol daten frei zu bekommen. Früher oder später kommt er doch mit den Eltern an den Bettelstab." Nach der WHnernte war wirklich die Hochzeit des Paares zu Maria Eichel. Es gab auch eine kleine muntere Prüge lei, ohne welche keine ordentliche Hoch zeit zu denken ist. Mehrere Jahre waren vergangen und mit ihnen auch meine Lust zum Herum schwärmen. Wir verbrachten den Som mer nicht mehr in den schwäbischen Bergen, sondern in Balaton Füred. Erst zur Weinlese kehrten wir nach Haul« zurück. DaS Nächste war, Brenn holz zu tausen, welches wir immer noch von Groll entnahmen. Eines Tages brachte der Wagen wie der das zerkleinerte Holz. Als er unter l die Lindenallee holperndtinvog, glaubte ich. daß die Pferde allein kämen. Als > aber der Wagen vor'S HauS fuhr, sah ! ich, daß ein Mensch sie lenkte. Ader j was für ein Mensch! > Der kleine Joska, der berühmte Zwerg, der winzige Künstler, welcher . alle Hauptstädte Europas besucht hatte, l den Ruhm Ungarns in DaumlingsauS j gäbe verbreitend. j Nachdem wir die ersten Begrüßungen ausgetauscht hatten, konnte ich meine! Verwunderung nicht mehr zurückhalte». »aß der kleine Herr den Wagen mit Holz fahre. „Ich bin jetzt in der Wirthschaft." sagte der winzige Mann kurz, indem er auf den Holzstoß hinauf sprang und die mit Weiden zusammen gebundenen Scheite vom Wagen her unter zu werfen begann. AIS er die Arbeit beendet hatte, sprang er wie eine ssatze mit einem Satze vom Wagen her unter. „Der Alte ist wohl krank, daß er nicht selbst kommt?" srug ich, als ich ihm das Holz bezahlte. „Ja, er liegt," sagte der Zwerg. „Es ist doch nicht gefährlich?" „Er hat nur ein Loch im Kopfe." „Was! Wer schlug ihn denn?" „Nun wer sonst, als sein Sohn Toni, oasist doch nichts Neues mehr." „So ein Mensch sollte Toni sein?" „Ganz gewiß! Den ganzen Tag sitzt er in der Kneipe, trinkt, spielt Karten und würselt, er kommt nur nach Hause, wenn ihm das Geld aus gegangen ist. Alsdann schlägt er die ganze Familie " „Nun, und List, seine Frau?" „Die wurden Sie nicht mehr wieder erkennen. Von den vielen Seelen qualcn, die sie seinetwegen leiden muß, ist sie eine ganz alte Frau geworden. Es frißt einem an der Seele. Darum verließ ich auch die Bühne, um meiner Familie zu helfen. Dieser große Ben gel hat meinen Vater zu Grunde ge richtet." Ein gar trauriges Ende hat diese Geschichte. Eines Morgens nach einer durchzech ten Nacht kehrte Toni taumelnd aus dem Dorfe nach Hause zurück. Alles Geld hatte er beim Hazardspiel verlo ren. Nun glaubte er, wie alle leiden schaftlichen Spieler, daß, wenn er ge rade jetzt Geld hätte, um das Spiel fortzusetzen, er das Verlorene zurückge winnen werde. Er ras den Vater im Hose bei der Arbeit. „Gieb Geld, Alter," schrie'er mit heiserer Stimme. „Ich gab Dir ja erst vorgestern das Geld, das ich für den jungen Ochsen eingenommen hatte." „Das hat schon der Teufel geholt." ll„Nun, so suche es bei dem Teufel, welcher es holte." „Ich suche es ja. D,i mußt es geben, sonst zünde ich Dir die Bude an." „Ich habe nichts mehr, weder im Himmel, noch aus Erdeu." „Nun, so hat der Zwerg noch." „DaS gehört ihm, das hat er sich verdient." „Durch Betrug hat ee's verdient. Ein Komödiant war er, das ist Sün dengeld." „Sei still, wenn er uns nicht gehol fen hätte, so könnten wir jetzt von Haus zu Haus betteln gehen." „Du alter Salbader kannst ja bet teln gehen, ich gehe nicht." „Nun, dann wirst Tu wohl am Donauuser Säcke tragen, was?" „lch werde keine Säcke tragen, son dern Dich todtschlagen, da werde ich gleich Geld haben." „Also ein Räuber willst Du noch werden, Du Gottloser?" „Mich willst Du Räuber schimpfe»? Das werde ich Dir besorge». Wo ist die Mistgabel?" Als der arme Mann sah, daß der Sohn ganz rasend war, lies er ins HauS und schloß die Thür. ! Dieser war so in Zorn gerathen, daß er weder Gott noch Menschen kannte. Er packte die Mistgabel und stürzte auf die Thür IoS, und schwur, daß er bald dem elenden Leben des siechen Alten ein Ende machen werde. Die Mutter und die Frau liesen herzu, um ihn zu beruhigen, dies machte ihn aber nur noch wüthender. Er stieß die Mutter, daß sie langhin zur Erde stürzte. Seine Frau aber packte er bei den Haaren, zerrte sie daran bis zur Thür und schlug ihren Kopf gegen die Thür. Da sprang der Zwerg hinzu und saßte die Hand, mit'welcher Toni Lisis Haarflechten hernmzauste. „Laß die Frau gehen, Toni!" „Bist Du auch hier. Du Irrwisch. Du Knirps? Du willst wohl, daß ich Dich bis zum Monde stoße?" Der Zwerg konnte den Riesen nicht bezwingen, aber er biß ihn so in die Hand, daß Toni vor Schmerz ausschrie und die Flechten seiner Frau sojoct los ließ. Nun aber wandte sich sein ganzer Zorn gegen den Zwerg. Schnell packte er ihn an der Gurgel und hielt ihn in die Lust. „Also Du hast mich gebissen. Du lkatze! Du Fledermaus! Diesmal kommst Du nicht lebend aus i»ei»>r Hand. Ich spieße Dich an die Thür wie einen Maulwurf!" Er erhob mit seiner rechten Hand die Mistgabel, um seine Drohung wahr zu machen. In diesem Augenblick öffnete sich die Thür und der alle Groll trat heraus. Er trug eine Pistole in der Hand. „Lasse sofort Deinen Bruder los, sonst schieße ich Dich nieder," ries er sei nem Sohne zu. „Ich wer?e Dich auch mit dieser Heu gabel aufspleßen." Das Gesicht des Zwerges war durch das Würgen schon dunkelblau, Hände und Füße zuckten. Da erdröhnte der Schuß! Der große starte Sohn fiel in S Herz getroffen aus sein Angesicht, dem Vater zu Fußen. Nach dieser schrecklichen That kam der alte Groll geraden Wegs zu mir und sagte: „Ich habe meinen Sohn gemordet, unk nun werden sie mich richten." Er erzählte mir, wie Alles gekommen war. und ich schrieb sodann die ganze Geschichte auf und schickte sie zum Ge richtspräsidenten. Das Gericht verurtheilte den Kin deSmörder zn einem Jahre Gefängniß.' Durch des Königs Gnade wurde auch diese Strase ihm erlassen. Mancher Leser hat mehr Geist, als dem Autor lieb ist. Unter den „Spitzen der Ge sellschast" trifft man die flachsten Men schen. vom General Syulal, dem österreichischen Befehlshaber im österreichisch-französischen Kriege, er zählte jüngst im Verein der Literatur freunde zu Wien Max Falk einige be zeichnende Aneldoten, die wir in der „Frlf. Ztg." wiedergegeben finden. Gyulai hatte eine Zeit lang die Ge wohnheit, seinen im Vorzimmer besind lichen Adjutanten zu Pseise», wenn er sie zu sich beicheiden wollte. Einmal wurde ihm ein neuer Adjutant zuge theilt, ein armer, aber sehr gebildeter junger Ossizier, welcher am Abend vor dem AntrÜt seines neuen Dienstes die Oper besucht und sich dann mit einigen Kameraden im Hotel zum Abendessen kingesunden hatte. Dem jungen Offi zier gingen die eben vernommenen Me lodien »och immer durch den Kopf und »r pfiff eine und die ändere derselben leise vor sich hin. „Na, warie nur," sagte ihm einer der Kameraden „morgen wirst Tu noch viel Schöneres hören, morgen wird Dir der Alle etwas vorp seisen." Am nächsten Morgen erschien der Adjutant pünktlich im Vorsaale des kkommandirenden, und kurz darauf hörte er in der That aus den inneren Gemächern einen schrillen Psiss ertönen. Darauf eilt der Officier nich dem Gang, wo Gyulais Liebling-Hund sich behaglich auf dem Boden streckt, saßt ihn beim Halsband und schleppt ihn mit sich hinein zum Kommandirenden. Dieser zieht, als er den Adjutanten mit dem Hunde erblickt, seine struppige» Augenbrauen zusammen und sragt wuthichnaubeiid: „Was ist das sür eine Komödie? Was wollen Sie mit dem Hunde? „Excellenz haben gepfiffen," sagt der Adjutant in durchaus ehrerbie tigem Tone. „Ja wohl erwidert Gyulai aber nicht dem Hunde." „Nicht dem Hunde?" entgegnete der Adjutant, „also wem denn?" Mit einem Satze stand Gyulai vor dem Adjutanten und starrte ihm in die Augen, als ob er ihn mit seinem Blicke durchbohren wollte. Der Adjutant hielt tapfer Stand und schaute seinem Commandirende» ruhig in s Antlitz. Diese stumme Scene währte einige Selnnden, dann drehte sich Gyulai um, schritt langsam gegen das Fenster zu und sah eine Weile hin aus. Endlich sagte er, ohne sich umzu wenden, in ruhigem Tone: „H.'rr Ad jutant. führen Sie gefälligst den Hund hinaus und kommen Sie dann zu mir herein." Von dieser Stunde an war der Mjutant Gyulais Liebling »nd hatte später seine überraschend schnelle Karriere zu nicht geringem Theile der Fürsprache des alten Brummbären zu verdanken, welcher von diesem Tage an niemals mehr einem Adjutanten ge pfiffen hat. Eine andere Geschichte spielte zwischen dem Alten und einem Brigade-Kom mandanten, welcher sich in mehreren Fcldzügen hervorgethan hatte, aber sehr eigensinnig war und namentlich mit dem Höchstkommandircndcn bei jeder Gelegenheit Reibung suchte. Verge bens ersuchte ihn Gyulai. dies zu un terlassen. der Brigadier ging sogar so weit, einmal ganz direkt gegen einen Befehl Gyulais zu handeln. Darauf ließ dieser Letztere den alten Kameraden rusen, las ihm in Gegenwart des Adju tanten schonungslos die Leviten und sagte zum Schlüsse: „Herr General, Sie werden sür 24 Stunden zum Pro sossen gehen, wollen Sie Ihren Säbel dem Herrn Adjutanten übergeben." Der alte Brigadier schnallte den Säbel ab, reichte ihn stumm dem Adjutanten hin, verneigte sich mit Thränen deZ Zornes und der Reue in den Augen und wollte gehen. „Herr Adjutant, tragen Sie den Säbel hinaus," rief Ayulai, und als sich die Thür hinter dem Adjutanten geschlossen hatte, trat er dicht vor den Gemaßregellen hin mit den Worten: „Du alter Esel, hast Du das nöthig gehabt? Nützt Dir nichts. Du mußt zum Prosossen, aber morgen kommst Du zu mir zum Essen, und nicht wahr, Du machst keine Dummheiten mehr!" Dann umarmte er herzlich den alten Kameraden und schob ihn mit einem „Jetzt Marsch !" zur Thüre hinaus. Aus der Jnstru kti on S stunde. Unterossicier: Aus wie viel Theilen besteht das Gewehr, Füsilier Hoffmann? Hoffmann: Aus drei Theilen: Lauf, Schaft und Schloß. — Unterossicier: Na also wat is in vem Laus drin? Hoffmann: Di« Seele. Unterossicier: Loch jut wat is aber in der Seele? So! det weeß also Keener von Euch Millionen- Hunden. denn werd' ich Euch, wie det vorgeschrieben is, durch geschickt gestellte Fragen mit de Nase druff stoßen. Füsilier Hoffmann, wat is Ihr Vater? Hofsmann: Bauer. Unterossicier: Hat der ccnen Stall? Hossmann: Ja. Unterossicier: Wat is i» den Stall dri»? Hoffmann: Drei Pserde »nd vier Kühe. Unterossicier: Na also det thut'S aber nich. Füsilier Schultze, hat Ihre Olle ooch 'u Stall? Schulpc: Ja. Unterossicier: War is drin? Schultze: Zwei Kühe »nd drei Schweine. Unterossicier: Det lhut'S ooch noch nich. Füsilier Piefeke, sie olleS Rhinozeros, haben Sie ooch n Statt zu Haufe? Pieseke: Ja. llnterofsicicr: Wat is drin? Pieseke: Vier Ziegen. Unttrofficier: Na also da habt Jhr's, muß Euch d«t »er Ouadratochse Pieseke sagen? zier Zuge sind ooch in de Seele! Im S piels aale zu Monte Tarlo warf an einem Abend der Vari zen Woche ein Croupier einem Russen sor, er habe fremdes Geld vom Tische genommen, und erhielt von dem Be chuldiglen zwei schallende Ohrfeigen, voraus eine furchtbare Prügelei ent stand. welche fast eine Stunde dauerte. Würde eS nicht besser sein und würde uich nicht manches Unheil vermindert, oenn sich die Spielgesellschast in Monte karlo fortwahrend prügelte und wenn »adurch ein Hazardspiel entstünde, »elcht» fast eine Stunde dauert»?