2 «in« ««»fahrt. Eine Eissahr! auf dem Großen Bett schildert ein Reuender der Kopenhage »er „Politiken". Als wir. so erzählt kr. am Morgen au« dem überfüllten HotU in Korför traten, waren wir überrascht von dem schönen Wetter, das auch den Muih des Verzagtesten wieder belebte. Es ist ein« bunte Gesellschaft, die man zur Zeit des Eistransvorts aus den Strogen Korsörs antrifft. Zwischen halbbekleideten Gigerln, welche gottsjämmerlich frieren, trifft man auch die deutschen HandlnnzSreisende». die sich so vorzitglich eingewicke» habe», »aß man weder deren Arme noch Beine sehen kann. Die Damen sind am aller unglitcklichsien bestellt, da sie meisten so gelleidet sind, als gälte es einer Ver gnügungsfahrt. Die meisten Reisen den taufen sich in Korsör ein Paar Filzschuhe und versehen sich mit weißen Wollstrümpfen, die über Schuh« und Beinkleider gezogen werden. Einige junge schwedische Ossicicre nahmen sich wundervoll aus, als sie mit diesen wei ßen Socken ihre Uniform vervollstän digt hatten. Di« Beine der Eistrans portmannschaften stecken in langen Stiefeln, deren Schäfte durch eine Schnur am Leibgurt festgehalten wer den. Ueber den Seestiefeln sitzen weiße WollstrUmpfc, die ebenfalls bis zum Leibgurt hinaufreichen. Der Oberkör per ist mit einem dicken, kurzen Stocks der Kopf mit einem Südster bedeckt. Gegen Mittag ging es in größter Eile nach dem Bahnhof. Der wartende Zug war schiiell gesüllt und einen Au genblick später dampfte er über die schneebedeckten Felder, auf einem Ge leise. welches nur zur Zeit des Eis lransports gelegt wird, um die Reisen den nach der äußersten Spitze Seelands zu besördcrn. Am Endpunkte des Stranges angelangt, ist man aus's Höchste überrascht, ein großes Stations gebäude mit herrlich durchwärmten Räumen und ausgezeichneter Wirth schaft anzutreffen. Draußen im Gro ßen Belt, eben südlich von SNrogö, sah man von hier auZ zwei schwarze Punkte! es waren die Eisbrechdampser „Staerkodder" und „Mjölner", die mit der Post und etwa 3»0 Passagieren von Nvborg an Bord seit dem friih-n Morgen im Eise getrieben hatten. Nun galt eS siir die Eisboote, die Reisenden von Korsör nach den Dampfern hinü berzuschassen und die Passagiere sowie die Post von Nyborg wieder zurückzu besördern. Um diese Aufgabe zu lö sen, mußten die Boote mindestens zwei Mal die gefährliche Fahrt unterneh men. In wirrer Eile begaben sich du Passagiere zum Strande, der mit eine, dicken Schneelage bedeckt war. Ein schwedischer Landrath trug während des beschwerlichen Marsches seine 20- jährige Tochter auf dem Rucken. wäh> rend vie Damen beständig ihre Galoscher und die Herren ihre Filzschuhe ver oren. Endlich befanden sich sammt liche Reisende zwischen den Briefsäcken, Fischern und arbeitenden Postbeamter auf dem festen Eise. Und nun setz, sich die Karawane in Bewegung. Vor an schreitet der Führer mit einer law gen Stange. Er zeigt den Weg an Jedem Boot vorauf gehen vier Fischer, welche die Fangleine ziehen, und que, über jedes Boot sind zwei Riemen ge, legt, mit deren Hilfe zwei Fischer ar jeder Seite dasßoot gleichzeitig schicker und balanciren. In den Booten selbst sitzen die Frauen und Kinder, die jede- Mal einen markerschütternden Schrei ausstoßen, sobald das Boot das Ei durchbricht. Hinter dem Boot schreite die maniilichcn Reisenden, die sich, so bald der vorauf schreitende Führe, „Blöd Js" ruft, an der Reling de- Bootes festklammern. Wie ein unge heurer dunkler Schlangenleib, der sick !in Spiralen sortbewegt, zeichnet sich dil 'EiSbootslottille auf der Schneefläche ab, Da sinkt das erste Boot durch da! Eis, einen der Fischer mit sich ziehend Er liegt bis zur Brust im Wasser, wir! aber schnell aus dem nassen Elemen befreit, zieht seine Stiefel aus. gieß das Wasser aus und lacht, als ob ihm nichts passirt wäre. Die Fischer „singer aus", ein kräftiger Ruck, und das ,'etz vollbesetzte Boot steht wieder auf den festen Eise. Jetzt ist man vor eine, Eisbarrikade angelangt und die mann lichen Reisenden müssen Hand anlegen um das Boot über diese hinwegzubrin gen. doch geht die Arbeit Verhältniß mäßig leicht von Statten, da das Boot an dessen Seiten sich Kufen befinden wie ein Schlitten über die glatte Eis, Wche hinweggleitet. Da. wo das Ei fest und spiegelblank liegt, ist de> Transport ein Vergnügen. So ging es eine geraum« Zeit fort bis die Karawane sich den Dampfen näherte, deren Passagiere sie mit dorr nernden Hnrrahrusin begrüßten. Beid Dampser saßen im Eise fest, so datz di ankommenden Boote sich ihnen von bei den weiten nähern konnten. Augen blicklich kletterten die Reifenden an alle, nur irgend zugänglichen Stellen auf dil Dampfer über, während sich die ar Bord befindlichen auf das Eis begäbe, und die Schiffsoffkiere versuchten, i> dem bunten Durcheinander Ordnun, zu schassen. Langsam setzte sich dil Karawane wieder in Bewegung un! verschwand allmählich mit ihrer leben den und todten Last in der Richtung nach Hölsker. « l « O ». Ich weiß schon, was soll es bedeuten. Daß ich so traurig bin Gefüllt war mein Geldsack vor Zeiten Und jetzt ist kein Nickel mehr drin! - Höhere Geographie. Leh rer: So viel von Asien und Afrika Was weißt Du nun von Europa? Schülerin: Daß Jupiter al« Ochse sii entführte. Feld, webel: .Schockschwerenoth, Einjährü ei Schulze, marschiren Sie wie ein Sol bat, und nicht wie ein blauer Farben- Iler. dem Beine atwacbien sind!" »er vlt>t«r». Als die Nord-Pacisicbahn durch das sruchtbare Land Dakota gebaut worden oar, entstanden rasch, wie ja gewöhn lich bei solcher Gelegenheit in Amerika, zahlreiche kleine Ortschcf-en längs der Bahnlinie. Eines dieser Städtchen ,ur Zeit unserer Geschichte noch recht unbedeutend, aber jetzt immer mehr tmporblühend heißt JameStown. Dort hatte sich ein junger deutschn Arzt niedergelassen und schnell eine aute Praxis erlangt. Da es noch kein« Apotheke im Qrte gab, war er auch zu gleich Apotheker. Doktor Ulrich Becker bewohnte mit seiner Frau, einer hübschen, munteren und liebenswürdigen jungen Dame, ein »genes Haus, das er getaust hatte, denn er war nicht ohne Mittel nach dem Westen gezogen. Eine gelungene Kur machte ihn rasch in der ganzen Gegend weit und breit bekannt. Ein alter Trapper nämlich, der in der Nähe des Städtchens bei den Indianern hauste, war seit Jahren am grauen Staar völlig erblindet, bis ihm Doktor Becker durch eine geschickte Ope ration wieder das Sehvermögen ver schaffte. Die Dankbarkeit des alten Mannes war grenzenlos. Nicht nur, daß er dem Arzte eine Menge harter Dollars auforang, er ließ auch in der Folgezeit keine Gelegenheit vor übergehen, seinen Dank zu beweisen und den Arzt zu empfehlen, wo er nur konnte. Nahe bei dem Blockhaus deS Trap pers wohnten einige seßhafte Jndia nersaniilien, die ihre alten Gewohn heiten zum Theil abgelegt hatten und in friedlicher Weise sich mit Viehzucht, besonders aber mit Pfervchandel be schäftigten. Eines TageS im Sommer— der in Dakota sehr warm und schön ist sah Frau Doctor Becker aus dem Fenster auf die Straße hinaus und erblickte zwei berittene Indianer. Der Eine war ein herlulisch gebauter Mann von reichlich vierzig Jahren, und sein Kopf mit einer schrägen weißen Binde um wunden, welche das linle Auge völlig verdeckte. Sein Gesicht zuckte zuweilen vor Schmerzen, welche selbst der ihm angeborene indianische Stoicismus nicht überwinden zu tonnen schien. Sein Begleiter war ein Jüngling, wahr scheinlich sein Sohn. „Ulrich!" rief sie, „ich glaube. Du bekommst sogleich indianische Kund schaft!" „Das kann wohl sein," sagte der junge Arzt, ebenfalls aus dem Fenster blickend. „Ja, es ist schon so: die bei den Rothhaule wollen zu mir. Nun, sie sehen ja ganz anständig aus." Das war auch wirtlich der Fall. Die beiden civilisirten Indianer gut gekleidet, so wie die Trapper des Westens. Jetzt hielten sie an, saßen von den Pferden ab, banden diese an den Lattenzaun, welcher das Vorgärt cheu umgab, und traten in's Haus. Gleich darauf befanden sie sich im Sprech,immer des Arztes. „Ihr seid der kluge Medizinmann, der Blinde sehend zu machen versteht," begann der ältere Indianer in ganz gutem Englisch. „Der alte Jones ist mein Freund und Schwager, er hat vor dielen Jahren meine Schwester gehei raihct. Ihr habt ihn wunderbar ge heilt. So bitte ich Euch, belst nun auch mir. Mein linkes Auge schmerzt fürch terlich seit zwei Stunden. In unseren Wigwams weiß Niemand Nath." Der Arzt fchob einen Stuhl zum Fenster und hieß den Patienten sich darauf fetzen. Dann nahm er behut sam die Binde von dem entzündeten schmerzenden Auge. Zuerst vermochte auch er die Ursache der Erkrankung nicht j» erkennen. AIS er aber eine scharfe, stark vergrößernde Lupe zu Hilfe nahm, mtdeckte er die Ursache sosort. Es war cin winziges Insekt, ein sogenannter „Sandhüpjer", in's Auge des Jndia ners gerathen und verursachte die hef tigen Schmerzen. Das Thierche > hatte sich an der Pupille sestgekrallt oder varin eingebohrt und vermochte sich an scheinend, trotz aller Anstrengungen, die es m.chte, nicht wieder loszu arbeiten. Der Indianer ächzte vor Schmerzen. „Sogleich will ich das Uebel beseiti gen," jagte Doltor Becker tröstend. Er nahm eine medizinische Flüssig keit und bestrich damit sanft mittelst rines kleinen weichen Pinsels die Pu pille des erkrankten Auges. Das Mit tel hals sast augenscheinlich. Denn das winzige Thierchen, so empfindlich be rührt, machte eine verzweifelte Anstren gung. riß sich plötzlich IoS und war im nächsten Moment spurlos verschwunden. Ter Indianer entpfand sogleich mit Behagen Linderung seiner Schmerzen. ~DaS wäre besorgt", sagte der Arzt. ~Morgen srüh wird Euer Auge wieder zcjund sein". Die beiden Rothhäute, Vater und Sohn, schauten erstaunt de» Doktor an, der nach ihrer Meinung nur durch Zauber so geschwind die erwünschte Hei lung bewirkt haben konnte. Der Indianer stand auf, brachte be dächtig ein Lederjäckchen voll Silberdol larS zum Vorschein und überreichte es mit dankbarem Blick dem Arzte. Dieser öffnete das Jäckchen, entnahm demsel ben zwei Dollar» und gab das Uebrige zurück. „Zwei Tollars sind genug", jagte er. ..Für eine s» einfache Hilfe leistung beanspruche ich nicht mehr". Ebenso erstaunt, wie über die ihnen unbegreifliche Geschicklichteit. schienen die Indianer über die Uneigennützig»«! des deutschen Arztes zn'jej». Ein '/'jankeedoltor hätte sicherlich anders ge handelt und keinen Dollar zurückge wiesen, das dachten sie wohl. Einige Daiikesworte murmelten sie noch und oerließen dann das Zimmer. Wenige Minuten nachher ritten sie wieder ihrem Torfe zu. So warm und schön der Sommei >n Dakota ist, so rauh, kalt und grim« mig ist dort der Wint«r. Wenn von Norden her über die ungeheueren Ebe nen der eiskalte Sturmwind herunter braust. Schneemassen vor sich her trei bend, so wüthet er so entsetzlich, daß man sich kaum «inen richtigen Begriff davon machen kann. Nur in den wei ten Steppen Sibiriens und in der gro ßen Tartarei kennt man Aehnliches. Ein solcher Schneesturm heißt in Dakota ein „Blizzard". Der Wind ist so hestig, daß nur fest gebaute Hauser und starke Bäume ihm zu widerstehen vermögen. Eisenbahn wagen wirft er aus dem Geleise, bela dene Frachtwagen stürzt er um. Men schen und Thier« schmettert er mit furchtbarer Gewalt nieder in den Schnee, wo sie dann erfrieren. Droht ein Blizzard, so sucht dort zu Lande Jeder schleunigst sich nach einem schützenden Obdach zu rette». Zuwei len bricht aber dieser gefährliche Nord srkan so plötzlich IoS, daß manche sich im Freien aushaltende Leute ihm nicht lnehr zu entrinnen vermögen. Vor we nigen Jahren erst ist es in Dakota vor gekommen, daß Schaaren von Schul kindern, die auf dem einige englische Meilen langen Wege vom Schulhause bis zu de» Wohnungen ihrer Eltern von einem Blizzard überrascht wurden, sämmtlich umkamen. Man fand nach her die jungen Leichen, zu Haufen zu sammengewirbelt, im Schnee. Fast alljährlich forlxrt der Blizzard auf solche Art seine Opfer. Rinder kom men oft hundertweise dabei um. Es war im Januar und sehr kalt, das Thermometer zeigte achzehn Grad Eelsius Kälte an, dabei oder war der Himmel blau und die Luft still ein prächtiges Wetter für SchlittenfahAen, wenn man nur Pelze genug hatte, um sich warm und behaglich darin einzu hüllen. Eines Vormittags fuhr mit klingen dem Schellengeläut ein Schlitten vor Doctor Beckers Thür. AuS dem Ge fährt stieg der in Pelz gehüllte Farmer Zngraham und ging in s Haus. Er hatte zwei kleine Kinder, welche erkrankt waren die der deutsche Arzt seit einiger Zeit behandelt» »Doctor, es ist in letzter Nacht wie der schlimmer geworden mit meinen Kleinen," sagte er. „Meine Frau i>t deswegen in großer Angst. Ich muß sie bitten, gleich mit mir zu fahren." „Ger-e," versetzte Becker und erkun digte sich dann eingehend nach dem Zu stand der kleinen Patienten. Er hüllte sich in seine Pelze, nahm Abschied von seiner Frau und stieg in de» Schlitten zu dem Farmer. Ge schwind glitten sie durch die Straße hinaus über die schimmernde, weit«, schneebedeckte Prairie nach nordwestli cher Richtung. Jngrahanis Farm lag etwa zehn englische Meilen von dem Städtchen ents«rnt. Die Strecke wurde in sehr kurzer Zeit zurückgelegt. Ter Arzt fand den Zuitand der Kinder nicht b.-sorgniß erregend. Er beruhigte Frau Jngra ham und gab ihr die nöthigen Weisun gen in Betreff der Anwendung des Arzneimittels, welches er mitgebracht hatte. Darauf speiste er mit dem Far mer auf dessen dringende Einladung zu Mittag. Dann wollte er nach Hause. Jngraham hatte befohlen, ein anderes Pferd vor den Schlitten zu schirren. Er wollte selbst den Doctor zurückbrin gen nach der Stadt. Da kam der Knecht, ein ältlicher Mann, herein und flüsterte ihm zu. daß er befürchte, das bisher so schöne Wetter werde sich bald ändern. ES sei ein verdächtiger graue Woltenstreifen am nördlichen Horizon. zu sehen. Der Farmer machte ein besorgtes Gesicht und ging zu einem Barometer hin, welches an der Wand des Zimmers hing. Nachdem er einen Blick darauf ge worfen. sagte er zu dem Arzt: „Sir. ich glaube, eS wird am Besten sein, Sie bleiben vorläufig hier." „Warum?" fragte Doctor Becker. „Weil, wenn nicht Alles trügt, ein Unwetter im Anzüge ist." „Ist das Barometer gefallen?" „Ganz bedeutend und auffallend r<>sch." Becker schau» aus dem Fenster. „Der Himmel ist doch noch klar,* sagte er. „Ja. über un«. Aber im Norden ist wolkiger Duust. Diese Nordstürme kommen uns hier gewöhnlich blitzschnell über den Hals. Sie wissen das nicht, denn wir haben in diesem Winter noch keinen richtigen Bjizzard gehabt." „Ich muß aber nothwendig nach Hause." sas.te Dr. Becker, „denn ich habe in der Stadt Patienten, die mei ner Hilfe auch dringend bedürsen." „Dann ist es etwas Anderes. Doktor. Wenn es durchaus nöthig ist —" „Ja. es muß sein. Wir kommen wohl mitJhrem sruchen Pferde noch vor Ausbruch des Unwetters nach der Stadt." ..Wollen das Beste hoffen. Doktor! Will's zu meiner Frau sagen, daß ich, falls es stürmisch würde, die Nacht über in JameStow» bleiben werde, so daß sie sich nicht zu beunruhigen braucht, wenn ich heute nicht heimkehre." So fuhren die Beiden denn ab. zu erst an einigen benachbarten Farmen vorbei, dann über die offene Prairie nach Südosten zu, und rasch legten sie die erste Hälfte des WegeS zurück. Zuweilen schaute der Farmer besorgt nach Norden. Immer unheilverkün dender thürmte sich dort eine dunkel graue Nebelwand empor, die sast schon den Zenith erreichte. Er peitschte das Pserd zu noch rascherem Laufe, so daß es trotz der heftigen Kälte schäumte und den Athem in dicken Dampsstrahlen durch die Nüstern blies. ES war merlwürdig still in der Na tur, leiu lebendes Wesen ringsum zu erblicken im meilenweiten Umkreis bis zum Horizon«. Die Raben. Krähen und anderen Vögel, welche im Winter die Schneedecke der Prairie beleben, hat ten sich alle anscheinend verkrochen in instinktiver Vorahnung des kommenden Unheils. Da erscholl plötzlich von Norden he? donnerndes, tosendes Gerauich. wie von einer fernen furchtbaren Brandung. Das Pfero vor dem Schlitten wieherte angstvoll. „Der Blizzard!* schrie Jngraham :rschrocken. .Meich kommt das hölli sche Wetter über uns!" Und es lom nach einer Minute. Mit einer ungeheueren Woge von Schnee brauste der Orlan über die Prairie, Alles vor sich hertreibend oder niederwersend. Da war lein Stand halten möglich. Tas Pferd sprang zur Seite und raste dann mit dem Schlitten nach Süden, mitten in der Schneeivolte, mitten im heulenden Lrlan. Der Farmer mußte es wohl geschehen lassen, denn die Richtung nach Süd osten beizuhalten. wäre ganz unmöglich gewesen, der Schlitten wäre umgewor fen worden. Und grimmigste EiseSkälte, wie direkt vom Nordpol, brachte der Blizzard mit, eine Kälte, welche durch die dicken Pelze »nd sonstige Winterkleidung der beidm Männer bis auf die Haut drang. Man tonnte nur wenige Schritte weit fchen, da der feine Schnee dicht die Luft erfüllte. Und auch die Gesichter der beiden Schlitteninsassen und das un glückliche Pferd peitschte er wie EiSna deln. ES war ein >ehr schmerzhaftes Gefühl. Die rasende Fahrt dauerte nur we »ige Minuten, denn plöylich stürzte das Pferd röchelnd im Schnee nieder. Es war gegen einen «bgebrochenen und air Boden liegenden Telegraphenpfahl ge rannt, in dessen Drähten es sich ver wickelte und hatte anscheinend beide Vorderbeine gebrochen. Doch war gar keine Zeit übrig, das Unheil näher zu untersuchen. Das unglückliche Thier mußte seinem Schicksal überlassen wer den. Das Geheul der tosenden Winds braut war so gewaltig, daß Jngraham, um verstanden zu werden, sich dicht an den Doktor klammern und ihm in's Ohr schreien mußte: „Wir müssen den Schlitten verlassen! Wir sind hier am Geleise der Pacisicbahn! Ich weis un zesähr wo! Ein Stationsgebäude ist nicht weit von hier! Dorthin müssen -vir kriechen, am Geleise entlang, um unser Leben zu retten!" „Wär's nicht besser." schrie der Dol lar, uno die Zahne klapperten ihm sabei vor Frost, „hier im Schlitten unter den Pelzdecke» zu bleiben?" .Nein, Sir, wir müssen ein schützen des Obdach suchen, sonst crsricrcn wir hier! Die Kalte wird immer grim miger!" Dagegen war nichts einzuwenden. Die Kalte nahm in der That gcwaüi, ;u; sie m-chte wohl schon 25 Gr>,: Celsius übersteigen. Niemals zuvor ui seinem Leben hatte Doktor Becker die Wirkung der Kälte so einpsunden. Der seuchte Athem gesror, so wie er aus dem Munde kam. und überzog die Bärte der beiden Männer mit Eis. Auf ihren Gesichtern bildeten sich Eiskrusten; be sonders schmerzhast war dies für die Augen, die sie jeden Augenblick reiben mußten, um nur noch einigermaßen sehen zu können. Als die Beiden aus dem Schlitten stei gen wollten, sanden sie das auch schwierig, denn es war unmöglich, sich ausrecht zu erhallen. Der wüthende Orkan erfaßte sie sogleich und wars sie zu Boden. „Vorwärts, Doktor!" schrie der Far mer. ,Es gilt unser Leben!" Und er kroch am Geleise des Bahn körpers entlang nach Westen. Die Schienen waien streckenweise zu sehen, denn der Sturmwind hatte den Schnee davon weggefegt. Freilich schüttete er dann zuweilen auch ganze Massen von Schnee wieder darüber hin. Doktor Becker kroch hinterher, immer sich un die Schienen klammernd. Diese Fortbewegung war höchst anstrengend für Beide in ihrer schweren Pelztlei dung. Dabei durchkältete der furchtbare eisige Wind sie immer mehr. Nach einer Viertelstunde ermattete der Deutsche zuerst. „Jt, kann nicht weiter!" stöhnte er. „Muth, Doktor! Es sind nur noch einige hundert Schritte bis zur Sta tion!" Noch fünf Minuten vergingen. „Ich kann nicht mehr!" ächzte der Arzt. „Ich bin ganz starr und steis!" Jngraham hörte ihn nicht. Das Geheul des Lrkalis übertoste jeden Laut. Als er nach einer kleinen Weile wieder einmal die Schnee- und Eiskruste aus den Augeu rieb und sich gewahrte er seinen Begleiter nicht mehr hinter sich. „Er hat nicht mehr weiter können." dachte er. „Der arme Kerl! Umkeh ren. um ihn zu suchen, wäre auch sür mich sicherei' Tod, denn ich bin auch sast gänzlich erschöpft. Erreiche ich lebend die Station, so sende ich ihm Leute zu Hilfe!" Und er kroch wieder vorwärts. End lich sah er durch den Wirbelschnee die Station seilwärts von sich, ein itarkeS geräumiges Holzgebäude, das einiger maßen vor dem Nordsturm geichützt war, weil es vor einer Hügelschwellung des Prairiebodens sich befand. Hier raste deshalb der Orkan nicht ganz so fürchterlich. Jngraham konnte sich auf richten, Er stieg schwerfällig auf den Bahnsteig und taumelte gegen die des Hauses, Im Wartezimmer de» bäudeS saßen zehn Leute zusammen, die theils zur Station gehörten, theils dort rechtzeitig vor den Schrecknissen des Blizzards Zuflucht gesucht und gesun den hatten. Ein mächtiges Feuer, von riesigen Holzscheiten genährt, prasselte im Kamin. Entsernte man sich aber nur wenige Schritte von der Gluth, so spürte man doch sogleich, wie bis ent setzliche Kälte, welche der Nordsturm brachte. in'S Haus drang. Einige Bahnarbeiter saßen beim Feuer und rauchten ihre Pstisen. Sie hatten ja nichts zu thun. Wegen Schnecwthungen stockte der Bahnver- kehr doch vorläufig völlig. Dann war> .ier Stationsbeamte da, und auch des sen Frau, ferner der alte Trapper Jones, der schweigsam abseits saß. Ter Stationsbeamte trat zum Fenster und hauchte solange aus eine dcr dtck gesrorenen Scheiben, bis er durch eine kleine ilare Stelle blicken konnte aus ein draußen besestigteS Thermometer. „275 Grad Kälte," sagte er. Ich kal kulire, am Nordpol kann's zu dieser Zeit nicht viel schlimmer sein! Fürchterlich erschüttert im selben Au genblick der Sturmwind das Haus, so daß die Dachbalken knackten und knarr ten. „Himmel!" rief die Frau, „ich glaube daS HauS fällt um!" ~Es hat wohl keine Noth," sprach tröstend ihr Mann, ~Das Gebäude ist sehr sest. ES hat schon früher ein mal einen solchen Blizzard recht gut auSgihalten. In diesem Augenblicke flog mit einem Krach die Thüre auf. und herein tau mclte dcr Farmer Jngraham, über und über, auch das Gesicht, mit einer Schnee- und Eiskruste bedeckt. „Ich bin Jngraham von dcr Farm am Hickorybach!" keuchte er. .Mit Mühe habe ich mich hierher gerettet. Leute, ich bitte Euch, eilt schnell dem deutsche» Doktor von JamcStown zu HHilse! Er liegt drei- bis vierhundert Schritte östlich von hier auf dem Bahn» gelcisc!" Und ganz erschöpft sank er nieder. Mehrere Leute bemühten sich gleich ge schäftig um ihn. „Ich darf meinen Posten nicht ver fassen," meinje der StationSbeamte. „Auch würde meine Frau das nicht erlauben —" ..Nein, gewiß nicht, Charles!" schrie die Frau. Er wandte sich an die Bahnarbeiter: ~Jhr da aber, als krästige Männer, könntet das RettungZwerk wohl ver suchen." „Fällt uns gar nicht ein!" rief Ei ner. „Bei solchem Metter gehen wir nicht auf die Prairie hinaus. Und wenn der Präsident per Vereinigten Staaten selber draußen läge, wir wür den ihn liegen lassen! Jeder ist sich sel ber der Nächste." „Jawohl!" bestätigten die Anderen. „Wer ein gutes Dach über dem Kopfe hat, der rennt nicht in den Blizzard hinaus. Jeder ist sich selbst der Nächste!" Der alte Trapper hatte sich er hoben. „Jones, was wollt Ihr?" „Ich will den Doktor hereinholen,- antwortete der Alte einfach. „Als ich erblindet war, hat er mir das Augen licht wieder verschafft. Ich helfe gern jedem Menschen in der Noth, ganz be sonders aber dem deutschen Doktor." „Kalkulire aber, Ihr seid nicht mehr kräftig genug, um der Wuth des Schnee sturmes und der furchtbaren Kälte drau ßen zu trotzen." ' „Will'S aber doch wenigstens ver suchen!" Und Jones ging hinaus. Der Sta tionsbeamle begleitete ihn bis zur Thüre und sah ibm nach, wie er sich aus die verschneiten Schienen warf und mühsam nach Osten zu die Bahn entlang kroch. Kopfschüttelnd mur melte er: „Glaube nicht, daß der Alte das Wagestück fertig bringt! Vielleicht geräth er dadurch selbst in's Verder ben!" „Thüre zu!" brüllten die Bahn? arbeitcr. Der brave Mann trat zurück in's Zimmer und lief frostbebend sogleich zum Feuer hin. Füns Minuten vergingen. Da wurde abermals die Thür geöffnet und herein kamen zwei von Schnee und Eis star rende Indianer, Vater und Sohn, Beide sehr zweckmäßig in rng anschlie ßende Pelzkleidung gehüllt. Mit ihnen kam ein kleiner, häßlicher, struppiger Hund, der eifrig den Schnee von seinem zottigen Fell schüttelte. Es waren die beiden Rothhäute, welche wir schon zu Ansang unserer Erzählung kennen ge lernt haben. „Ist mein Schwager Jones hier?" fragte, sich umblickend, der indianische Herkules. „Meine Schwester ist in Sorge um ihn; sie bat uns, hier nach zusehen." „Wie seid ihr Beiden denn durch den höllischen Blizzard gekommen?" „O. wir machen uns nicht so viel aus Sturm und Kälte, wie die weißen Männer! Wir hatten ja den Wind aus dem Rücken, und da sind wir aus unseren Schneeschuhen gleichsam herge flogen wie Eisvögel. Also Jones ist nicht hier?" „Er war vor wenigen Minuten hier, ist aber sortgekrochen. um den deutschen Doktor zu suchen. Der liegt ob noch lebend oder todt, wissen wir nicht - einige hundert Schritte von hier auf dem Schienengeltise." „Der Doktor ist ein guter Mann." sagte der Indianer. „Ich schulde ihm Tank, und er nahm damals nur zwei DotzarS." Dann rief er seinem Sohne ein paar Worte zu. und Beide eilten hinaus, mit ihnen der kleine zottige Hund. Der Stationsvorsteher sah ihnen nach. Sie warsen sich aus die Schie nen und krochen schnell und mit Schlan gengewandtheit in das fürchterliche Schneetreiben hinein. „Jetzt ist wohl einige Aussicht auf Rettung vorhanden, sowohl sür den alten Trapper, wie auch sür den deut schen Doktor, falls dieser noch nicht er froren ist," sagte der Stationsvor steher. „Ja, dieie Rothhäute! Selbst in solchem schrecklichen Blizzard wissen sie sich noch zu Helsen. Man hat nie davon gehört, daß einer von ihnen in einem Schneesturm um S Leben gekom men ist!" Nach kurzer Zeit kehrte der junge Indianer zurück mit dem alten Trap per. den cr hinter sich her schleppte. Der alte Mann war sast erstarrt. Jones hatte nur ungefähr zweihun dert Schrille vorwärt» kriechen können, dann hatte der Sturmwind eine unge> ! deure über die Prairie rollende Schnee» ! ooge über ihn geworfen, aus welcher er üch nicht herauszuarbeiten vermochte. Mit Hilfe des Hundes hatten die Jn- ihn entdeckt und rasch aus seinem öchneegrabe befreit. Der ältere Indianer war dann wei ter gekrochen mit dem Hunde, um den Doctor zu suchen. In der That kam er bald mit dem völlig Erstarrten an, der schon bewußtlos war. Der halb Erfrorene wurde auf Wolldecken ge legt und die Indianer rieben ihn mit sachkundigem Eifer und verstanden es richtig, den Deutschen aus der Er starrung wieder zum Leben zu er wecken. Gerade zur rechten Zeit waren sie gekommen. Bielleicht einige Mi nuten nachher wäre «s zu spät gewe sen! Und der fürchterliche Schneesturm tobte noch immer fort. Doch in Sicherheit befanden sich nun die Ge retteten im Stationsgebäude der Pa» cificbahn. AIS nach vielen Stunden der Blizzard endlich ausgewllthet hatte »nd zugleich auch die strenge Kälte et was nachließ, tonnten sie nach Haus« zurückkehren. In der Folgezeit verband den deut schen Arzt mit seinen wackeren indiani schen Rettern immer die herzlichste Freundschaft. Sehr viel Schaden hatte der gewal tige Nordsturm in Dakota angerichtet. Hunderte von Telegraphenpfählen um geworfen, Häuser zerstört und Bäume entwurzelt. Auch einige Menschen wa ren dabei um s Leben gekommen. Das des Doctors in Jamestown war nicht beschädigt worden! nur den Lattenzaun des Borgärtchens hatte der Wind weg geblasen. Seine Frau hatte sehr viel Angst um ihn gehabt. Wie froh war sie, als er gesund wiederkam. Das aber hatte sie sich sest vorge nommen: droht ein Blizzard, darf er ihr nicht wieder aus dem Hause. Ei»»« „arme" (SemüschSndlerin. In Wien starb dieser Tage eine „arme" Gemüsehändlerin, Marie Windschek, in ilirer Wohnung, Schwarz spanierstraße No. 18, am Schlagfluß. In den legten Tagen winde die amt liche Inventur des hiiüerlassenen Ver mögens vorgenommen, welches solgen dcs überraschende Resultat ergab! An Papiergeld fand man acht bereits ungiltige Noten G 1000 Gulden, ser ner 187 Stuck Hunderter. 82 Stück Fünfzig-Guldennoten und anderes Pa piergeld im Gesammlwerthe von 30.874 Guldcn. Ferner wurde eine Menge von Gold.- und Silbermünzen gesun den, darunter 73 Ducaten, alte Zwan ziger. Vereins- und preußische Thaler, anlile Silbermünzen und 288 durchaus außer Cours gesejite Kupsermünzen. In Kasten sand man zahlreiche Werth papiere, darunter Credit-, Staats-, Rudsls-, Waldstein-, Windischgrätz-, Palffy- und Türkenloose, in erstaun licher Menge Actien von Eifeiibahn- und Jndustrieuiiternehmungen. Ren tenscheine, einen Salinenschein zu 500 Gulden und einen solchen zu 10,000 Gulden. Lcxterer ist ebenfalls bereits ungiltig. An Pretiosen fanden sich vor: Zwei goldene llh.en, fünf Ringe. Armbän der, eine Broche und goldene Manschet tenknöpfe. Die Möbel der drei Zim mer und die Küchengeräthe repräsen tiren ebenfalls einen nicht unbedeuten» den Werth. Die „Am Hos" besinn lichen Standgeräthe und die Waaren- Vorräthe an Butter. Milch und Eiern wurden um 60 Gulden vertäust. In den Taschen der Todten fand man 162 Gulden 72 Kreuzer Baargeld und als die Leiche im Allgemeinen Krankenhause entkleidet wurde, noch weitere 27 Gul den 70 Kreuzer. Außerdem förderte man viele Schriften zu Tage, darunter auch Privaiurtunden, von denen eine sich als ein Schuldschein auf 14 !0 Gul den entpuppte, welchen Betrag die Erb lafferin a!s Tarlehen zu fordern hat. Dagegen blieb die genaue Durchsuchung aller Effecten und Möbel nach einem Testamente erfolglos. Es hat sich je doch bereits ein einziger Erbe gemeldet, nämlich der Bruder der Todten. Herr Karl Windschek, Ober-Finanzrath der Tabakregie. Derselbe hat den riaiS-Substituten Dr. Alexander Jörg zu seinem Erbvertreter ermächtigt. Der Werth des Nachlasses repräsenlirt in nominal! eine Summe von etwa 79,000 Gulden: jedoch sind Papiere, wie erwähnt, bereits werthlos. Wi« verlautet, beabsichtigt jedoch der Erb> Vertreter Dr. Jörg im Gnadenwege d>« Honorirung der werthlos gewordenen Slaatspapiere zu erlangen. Das famose Bouquet. Doktor: Ich habe Ihnen ab« doch gesagt. daß Sie sich mitdemßrannt wein, den ich Ihnen verordnet, du Brust einreiben sollen; stall dessen ha> den Sie ihn. wie mir Ihre Frau sagt, getrunken!"— Palienl: „Sie. Herr Toklor, den wenn Se g'rochen hätten, da hatten S' auch nit widerstehen tön na 5 !" —Zu viel. Chef: „Mein lie ber Müller, Sie waren so muthig. meine Tochter vom Ertrinken zu retten. Tasür muß ich Sie belohnen. Ich l,ebe Ihnen meine Tochter zur Frau.' - Buchhalter Müller: ..Sebr lieb von Ihnen, aber ich bin wirklich nicht lo muthig, wie Sie zu glauben sch.'i lieii." Boshaft. Frau (nach einer hestigen Scene): „Wie mir scheint, hast Du die Heirath mit mir ganz wie riu kaufmännisches Geschäst betrachtet!" - Mann (ruhig): „Du vergissest, meine Liebe, daß man bei einem reellen laufinännischen Geschäft Nichlkonveiii rendes zurückgeben kann." Faules Wetter. Baron: Was lhut's draußen. Johann, regnen -der schneien? Bedienler: Gar liichts, gnädiger Herr. Baron: Fau les Wetter! Zu den guten Werken, die man fleißig üden soll, rechnen die Frauen vor Allem da» Mundw»rt. Ter V«m»»raten. Der „schwarze Christi", seines Zei hen» ein armer Holzknecht, war al«! Wilderer in der ganzen Gegend be- Ännt. Ader obwohl der Förster mitl einen Gehilfen rastlos darauf ausging, hn einmal auf frischer That zu ertap» >en, war dies doch noch nie gelungen. Da kani ein neuer Landrichter in die öegend, der schon wahrend der ersten icht Tage, als er von dem berüchtigten Wilddieb hörte, sich fest vornahm, den elben zu überführen. Das wurde ge viß. so dachte er. seinen Namen in dem leuen Wirkungskreis rasch zu Ehren «ringen und auch bei seinen Vorgesetz ien ihm wohl vermerkt werden., Der Herr Landrichter war aber ein >ewiegter Mann, der nicht überstürzte. 5r leitete die Sache vielmehr garl chlau ein und suchte dem „schwarzen, Zhnstl" erst den Honig recht dick um' >en Mund zu streichen. Wo er ihn !raf. stellte er sich außerordentlich freundlich gegen ihn. Als er sein Winterholz schneiden ließ, mußte es der Christi besorgen und bekam ein schönes Stück G?>d dafür kurz, überall, wo ts möglich war. wurde er herangezogen empfing zahlreiche unverlennbare Au nst beweise." Ja, einmal. als sie zufällig draußen m Walde zusamnientrasen, ließ der Herr Landrichter im jovialen Gespräche »en Holzknecht ziemlich deutlich merken, zas nach einer Privatanschauung die Seligkeit deßhalb nach lange nicht ver virkt sei, wenn just einmal Einer ohne Jagdschein ein Stuck Wild vom Berg herunterhole. lI Nachdem der „schwarze Christi* so genügend angelockt war, siel der Haupt st reich. „Du. Christi-, sagte nämlich der Herr Landrichter eines schönen TageS. „übermorgen hab' ich ein paar alte zute Freunde auf Besuch ein paar rechte Feinschmecker! Da wenn ich halt «inen schonen Gemsbraten haben lönnt' Du verstehst mich schon! sas wär' mir fein recht! Mir soll's aus :in gutes Trinkgeld nicht ankommen!" Dabei zwinkerte er den Holzknecht gar bedeutsam mit den schlauen Augen an. Ter „schwarze Christi'' rückte an sei nem Hut und sagte: „Js schon recht. Gnaden Herr Landrichter! Ich werd'S H»k b'sorgeii!" Vergnüglich schmunzelnd sehte der pfiffige Herr seinen Weg fort und brummte: ..Wart', Spinnt»', dieses Mal kommst Du mir nicht aus!" lind richtig! In der folgenden Nacht tlopste der „schwarze Christ!" den Land richter just aus dem besten Sch!as und reichte ihm heimlich durch das Fenster kinc prächtige Gemse hinein. „Gut' Stacht!" sagte er dann und verschwand. „Famos! Famos!" murmelte der Landrichter, „der Streich ist gelungen! !>tun, das wird ein Aussehen machen!" Dann legte er die Gemse in die Küche und sich wieder in's Bett. Am andern Morgen frühzeitig würd? der „schwarze Christi" vor Gericht ntirt. Im Sitzungssaal traf er den Land richter und dessen Aktuar und aus dem Berathungszimmer nebenan sahen durch die offene Thüre die schadensrohen Ge sichter des Försters und seiner Gehilfen. Aus dem Gerichtstische aber lag das Nun begann das VerhSr. „Christian Seedorfer," sagte der Landrichter mit feierlicher Amtsmiene, „erkennen Sie diese Gemse als diejenige wieder, welche Sie mir heute Nacht um zwölf Uhr zum Fenster hereingereicht haben?" „Nein. Herr Landrichter!" „Was? Nein? Leugnen Sit nicht!" „ES war nicht um zwölf Uhr, Herr Landrichter, sondern um halb Eins!" „Achums! Das ist Nebensache!.... Sie geben also zu. diese Gemse zu mir gebracht zu haben?" „Jawohl. Herr Landrichter!" „Sie gestehen demnach auch, diese Gemse unberechtigt geschossen zu ha» beu?" „G'schossen, Herr Landrichter? Nein!" „Wie?" fuhr der Beamte zornig auf, „Sie leugnen auch jetzt noch, Sie, der Sie als Wilderer berüchtigt sind, einem solchen Beweis gegenüber?" Da schmnnzelte der Christi. „Herr Landrichter." sagte er, „ich hab' einen Gegenbeweis!" „Was, Gegenbeweis? Wo denn?" „In der Hosentasche, Herr Land richter!" „Jntulpat! Erlauben Sie sich kei nen unziemlichen Spaß mit dem Ge richt!" „Fällt niir nicht ein. Herr Land richter! Da ,s er der Gegenbeweis!" Der „Ichwaize Christ!" zog ein ver knittertes Papier aus der Tasche, streifte es aus dem Knie glatt und legte eS dem Richter vor. Dieser fing laut zu lesen an. dann aber sank seine Stimme immer mehr zu einem verblüfften Gemurmel herab: „Ickshosen, den 15. November. Wildprethandluiig von C. G. Geier ck Söhne. Hochwohlgeboren dem Herrn Land richter von Hinterberg heute geliefert eine Kemse zu 3>i Psund O 25 tr., macht in Summa 9 fl." „lch kann jetzt wohl gehen?" meinte der „schwarze Christ!" und schmunzelte wieder. „Mein Trinkgeld für die Besorgung hol' ich niir ein an deres Mal!" „Ein solcher Hallodri!!" Ter Kemsbralen soll dem Herrn Landrichter just nicht besouders gemun det haben. Schlau. „Wie. Sie setzen Ihrer Haushälterin jedes Jahr hundert Mark an Lohn zu; das ist aber doch etwas start!" —„Sie können doch den ken, dag ich dabei meine Absichten habe; wenn sie sich etwas Ordentliches zusam mengespart hat, werde ich sie selbst»»-