2 l »«V Kartoffel in Europa. Wem das Verdienst gebührt, die Kar toffel von Amerika nach Europa über führt zu haben, ist kauin noch zu ermit teln. Man hat behauptet, daß Franz Drake, der Sohn eines Matrosen, dann Schiffskapitän, später Admiral, der sich durch einen Seeräuberzug nach Vera-Cruz, nach der Landenge von Pa nama und nach Cartageiia in Süd amerika beträchtliche Reichthümer er worben und nun sein Vermögen zur Ausrüstung von fünf Schiffen und Barken verwendete, nm mit Genehmi gung der Königin Elisabeth von Eng land im Jahre 1577 einen Streifzug gegen die spanischen Besitzungen in Südamerika zu versuchen. Er segelte durch die Magalhaens-Straße nach der Küste von Chilc, nachdem er unterwegs alle spanischen Schiffe, die ihm aufstie ßen, genommen und geplündert hatte. Ungefähr ein Jahr nach seiner Abreise von England landete er an der kleinen Insel la Mochain der Nähe von Val paraiso und fand dort Bewohner, die wegen der grausamen Behandlung der Spanier, die sie im Lande erlitten, nach der Insel geflüchtet waren. Sie tamen nach dem Platze, wo die Wasserfässer gefüllt wurden und brach ten ?otatoos (der englische Name für Kartoffeln, eine Art Knollen) und zwei fette Schaase. Dies ist die einzige Nachricht, welche sich in dem Tagebuche des nachmaligen Sir Francis Draki vorfindet und jedenfalls zu der Sage Veranlassung gab, daß Franz Drake die Kartoffel zuerst nach Europa ge bracht habe. Noch einem anderen hoch berühmten Engländer, Sir Walter Raleigh, wird die Ehre unterbreitet, der Erste gewesen zu sein, welcher die Kartoffel aus Pirginien in England einführte. Sir Walter, der allerdings edlere Absichten hatte, als zu plündern, der vielmehr England Kolonien zu er werben glaubte, errichtete im Jahre 1584 eine Kompagnie zu einer Nieder lassung in Nordamerika und erhielt von der Königin Elisabeth ein Patent, wodurch er Eigenthümer aller Läude reien wurde, die man dort entdeckt hatte oder entdecken würde, wobei sich die Krone den fünften Theil von allem dort geförderten Silber- und Golderz vorbehielt. Zwei Schiffe wurden aus geschickt, die außer einigen Perlen nur etwas Tabak mitbrachten. Sir Walter nannte das Land, das er zu kolonifiren hoffte, der Königin?u Ehren, die den jungfräulichen Titel liebte, Virginien. Die Kolonisten konnten sich, beson ders gegen die Angriffe der Eingebore nen, nicht halten ; sie baten Sir Walter schon nach zwei Jahren, sie wieder nach England zurückzuführen. Ein zweiter Versuch von Sir Walter, Virginien zu kolonisiren, worin er schon im Jahre 1588 wiederum drei Schiffe schickte, mißlang nicht weniger. Beide Male war er selbst nicht in Virginien. Er kann daher selbst die Kartoffel von Virginien aus nicht in England einge führt haben. Ebenso wenig ist dies von feiner phantastischen Expedition möglich, die er im Jahre 1595 antrat, um die Goldstadt El Dorado aufzusu chen. In dem heißen Guiana baut man keine Kartoffeln und von dieser Reise tonnte Raleigh sie auch nicht mitbrin gen. Namen der Tinge deuten aus ihre Abkunft und bieten häufig für die selbe eine bei Weitem sichere Gewähr, als die Resultate anderer Wissenschaft licher Forschungen. Die Kartoffeln hießen lange Zeit ik den ökonomischen Schriften und in den Akten der preußischen Doinänenkam mer bis 1775 Tartuffeln, mit denen die Kartoffeln ihrer Form nach viel Aehnlichkeit haben, entlehnt, deren Di minutiv im Italienischen 'l'»r,iSc>li lautet. Es scheint daher mehr als eine bloße Vermuthung, daß die Kartoffel über Italien nach Deutschland gelangte, wo Clnssius. der 1588 zwei Kartoffel knollen aus Flandern zum Geschenk er halten hatte, sie unter seinen „seltenen Gewächsen" abbilden ließ. ' In Eng land baute sie 1597 John Gerard als eine große Seltenheit in seinem Garten an, ltilti verspeiste man sie auf der kö niglichen Tafel zu Paris und It>2l er kannte der große Bacon die nährende Kraft der Kartoffel und bemerkt in fei ner Schrift über „Leben und Tod", daß das Bier, wenn es mit einem Vier tel von irgend einer wahrhaften Wur zel i-oot), wie die Kartoffel, zu drei Viertheilen gebraut würde, eher zu lan gem Leben führen würde, als das, welches blos aus Getreide bereitet wäre. Seit 1(>84 wurden die Kartoffeln im Großen in Lancashire angebaut, seit 1717 in Sachsen, seit 1728 in Schott land, seit 1758 in Preußen, wo sie aber, und zwar in Berlin, schon vor ILSI gezogen wurden, und seit 1783, hauptsächlich durch ParmentierS Be mühungeu, in Frankreich. Auch durch Spanier, in deren Vaterland? lange vor dem Bekanntwerden der Kartoffeln die Knollen einer Winde odu- Ii») als ein allgemein beliebtes Gemüse geschätzt waren, muß die Verbreitung der Kartoffel vielleicht gleichzeitig wie durch die Italiener stattgefunden haben, denn die I'otstoos der Engländer sind aus einer Verdrehung des spanischen Wortes hervorgegangen. In Spanien und Portugal, wodie Batate, die daseist vortrefflich gedeiht, der Kar toffel vorgezogen wird, ist letztere wie derum von England aus eingeführt worden. Man baut sie daselbst haupt sächlich an. um die reffenden Englän der zu befriedigen, und nennt sie des — Fatales Versprechen. Schwiegermama: Guten Tag, Kin der, na, wir haben nnS lange gesehen! Schwiegersohn: Allerdings, Schwie germama, lange das ge habt, Sie zu sehen! —Macht-der Gewohnheit.— Herr (zu einem Lehrling): Willst Du einen Gruß bei Deinem Principal de stellen? Lehrling: Ja, wann soll er fertig sei"" «ine Ber»««««. "llvs Lxiles" heißt das neueste Buch Pierre Loti's. Die „Verbannte" ift Carm-n Svlva, die Königin von Ru mänien, von welcher erst jüngst die Nachricht durch die Blätter gegangen ist, sie weigere 'ich, nach Rumänien zu rückzukehren. Pierre Loti'S Darstellung lehrt uns, daß kein Widerspruch darin liegt; der aufgedrängten ist die freiwil lige Exiliruug gefolgt. Was in ande rer Hand zu einem StückZplatter politi scher Pikanterie geworden wäre, gestal tet sich in der Umbildung durch den Poeten zu einer psychologischen Studie von wunderbarer Schärfe und jenem melancholischen Reiz, den Herzenswärme und reine menschliche Theilnahme über die Darstellung intimer Vorgänge brei ten. Loti, der am rumänischen Hofe nicht wie ein illustrer Gast, sondern als ein Freund ausgenommen war, beginnt mit der Erzählung einer Geburtstags feier der Königin im April 1890. Der Salon Carmen Sylva'S ist mit Blu men übersüllt gleich dem Tempel einer indischen Gottheit am Tage ihrer An betung.... „Im dunklen Fond, in einem erhöhten Theile des Gemachs, der eine Estrade bildete, inmitten von Stickereien der seltensten Nuancirung war das Märtyrer-Idol, das man heute noch einmal feierte: die Königin, wie gewöhnlich in weiß gekleidet, die Haare, ebenfalls weiß, ihr jugendlich gebliebenes Antlitz umrahmen», mit ihrem Lächeln voll unendlicher und hei terer Güte. Zwei Ehrenfräulein, zn ihren Füßen sitzend, öffneten und lasen ihr die Glückwunschtelegramme vor, welche sich auf einer Silberplatte auf häuften .... „Gezeichnet Humbert 1.," schloß die eine von ihnen. Und die andere rief: „Dieses da ist von der Königin von Schweden, welche Eurer Majestät wünscht...." Die Königin hob das Haupt nach mir, der ich eben eintrat und, lächelnd, mit dem Ausdruck einer grenzenlosen Melancholie, gab sie mir die Aufklä rung. welche offenbar meine Blicke suchten: „Mein Geburtstag ist heute.... Sie wußten nichts davon, ich hatte diesen Kleinen verboten, eS Ihnen zu sagen. Ich bekomme schon Blumen genug, mein Gott.. Der unausgesprochene Schluß der Phrase sagte, daß die Königin durch die Verschwendung von Rosen sich nicht täu schen 1ieß.... Eines dieser beiden Ehrenfräulein ist Helene Vacarescu, deren Berhältniß zur Königin Loti uns bester schildert, als Alle, die es vw ihm versucht haben: „Das war ein kleines Frauenzimmer, das beim ersten Anblick nicht auffiel, aber bald durch feinen Geist bezauberte. Mit einem Aeußeren von strahlender Kindlichkeit, einem labyrinthisch gebil l->b)-riinlis), ein wenig bcraincht von ihren literarischen Ersolgen und ihrem rapiden Glückwechsel, ehrgeizig vielleicht, aber so entschuldbar, eS geworden zu sein; fähig überdies guter Regungen des Herzens und der Mildherzigkeit namentlich für die Kleinen, die ihren Weg nicht verstellten. Die Königin, 'zunächst aufmerksam auf die seltene In telligenz von Mlle. Helene ***. hatte sich nach und nach gefangen nehmen lassen durch ihr großes dichterisches Ta lent; und dann, Mutter ohne Kind, im Herzen die ewige Trauer um die eigene Tochtcr tragend, liebte sie am Ende diese sn erstaunlich begabte Adoptiv tochter." Loti nimmt an dem Diner theil und er beschreibt die GeburtstagScour die letzten Gratulationen, welche die Königin Elisabeth von ihrem Bolke em pfing. Die Ehrenfräulein und die Kö nigin selbst tanzen und singen nach nationale» Rhythmen in altrumänifcher Tracht. „.... Alle diese hübschen, neu gierigen, prüfenden, treulosen, schwar zen Augen distonirten mehr als je mit diesen antiken Gewändern. Und dann, ich weiß nicht was von etwas Undank barem, Haßvollem, Grausamem lag in ihrem Lächeln für die Königin, ihren höfischen Verbeugungen, ihren Hand küssen.... O, das sage ich nicht von Allen, gewiß, darunter waren auch Loyale und Getreue, Frauen von Herz 'und treuem Gedenlen, die sich von den Anderen unterschieden. Aber die Mehr zahl von ihnen sröstelte mich an, in un erwartetem Lichte gesehen.... Uz>d wie sie verändert war, ihre Kö nigin, seit drei Jahren! Damals noch so jung und jetzt zerstört durch eine un vergeßdare Trauer, durch eine uner hörte Täuschung vielleicht, abgemagert, gealtert und mit trostlosem Lächeln." Und diese Trauer „sinkt von den hohen Saaloecken nieder", nichts vermag sie zu zerstreuen und aus dem rothen Mar morsaaie tauchen die Blicke der Ehren fräulein in die lange Flucht der mit ausgesuchtem Geschmacke decorirtcn Ge mächer mit unbestimmter Sorge vor Ericheinungen und Nachtgebilden. „Was verursacht dies Alles? Vielleicht diese Adschließuiig von dem Außen ledcn. Vielleicht dieser leere Raum rund um uns, prunkvoll und düster, den Schildwachen hüten, und diese Stille, diese schwere Stille inmitten einer der Weltstädte, wo däs Rollen der Wagen das fieberhafteste und unauf hörlichste ist Wahrlich, man fühlte da etwas Eigenartiges, das die licht strahlenden Hoftafeln nicht verurfachen, und das war wie die Palaftkrankheit, der Druck des Königthums." „An der Seite des Thronerben faß jeden Abend an der kleinen Familien tafel Mlle. Helene ***. Von dieser beständigen Nachbarschaft rührte zwei fellos die Entstehung eines Gefühls ber, das leicht vorauszusehen war. Daß ein Prinz von 2 t Jahren, strenge fern gehalten von den Vergnügungen feines Alters, ein Leben der geistigen Arbeit und militärischen Uebungen führend, für ein heiteres junges Mädchen einge nommen wird, ein Mädchen, geist- IZrüheiid und von hoher Intelligenz, die einzige überdies, die er in vertrau tem Verkehr fehen darf, ist die natür lichste Sache der Welt. Dieser Roman, der sich hier entwickelte, und den eine gewisse Presse zu entstellen gesucht hat, war wohl einsach und anständig zu allem Ansang. Und der Gedanke einer Heirath, so sehr sie den ausgestellten Regeln widersprach, wurde zu dem ein zigen, der einem jungen Manne kom men konnte, der, wie der Kronprinz, in pnritani'chcn Ideen und von »n -tadelhasien B ispielen umgeben erzogen war; während Mlle. Helene *** ander seits nicht dazu angethan war, flüch tige LiebeSgesühle zu wecken, sondern vielmehr sie nach und nach zu sestiqen und sestzuhalten durch ihre immer wache Intelligenz." Ei« Jahr darauf besuchte Loti die Königin in Venedig, wo sie im „potel Danieli" das erste Stockwerk bewohnt. „Ganz im Fond des großen Salons, dessen Thüren mit Königskronen ge schmückt sind, dessen noch immer prunk volle Decke ungeheure Luster aus vene zianischem Glas trägt, ist die Königin in weißem Kleide ausgestreckt in einem Fauteuil und sie bewillkommt mich mit ihrem gütigen Lächeln.... Aber wie ehr Gesicht verändert ist, abgemagert.. Seit dem letzten Frühling scheint sie um zehn Jahre gealtert zu sein." „Sie ist so krank, hat mir diesen Morgen Mlle. Catherine*** gesagt, so trank.... und dann, sie geht nicht mehr; man muß sie tragen oder in ihrem Fauteuil fortrollen, nun ist'S vorüber mit ihrem schönen geraden Wuchs und ihrer schönen königlichen Haltung." Ihr zu Füßen, auf einem Tabouret sitzt mit dem Ausdruck eines spitzbübi schen Kindes Mlle. Helene ***. beklei det mit einer sehr einfachen Rosarobe, ihr schwarzes Auge immer lebhaft und forschend. In ihrer Haltung ist etwas wie die Affektation, verwöhntes Kind zu spielen, die Tochter dieser anbetungs würdigen Mutter und ich habe über dies einmal bemerkt, daß in Abwesen heit von Zuschauern ihr Benehmen gegen die Königin immer kälter und zurückhaltender war. Das soll sie nicht herabsetzen: So wenige Frauen ver mögen sich ganz und gar als sie selbst zu zeigen, ohne eine ein wenig affettirte Pdse, ohne eine selbst unbewußte Be rechnung der Wirkung. Ich setze an derseits keinen Zweiset darein, daß bei ihr nicht aufrichtige Anhänglichkeit für diese Adoptivmutter war, und daß sie nicht echte Thränen vergossen hat, als sie sie für immer verließ. Die Königin war von der ganzen, bis zu einem gewissen Grade treuen Gruppe umgeben, welche ihr bei ihrer traurigen Abreise gefolgt war und die hier ihren Hof bildet: im Ganzen acht oder zehn Personen. Und man plau dert sast heiter, aber ohne volles Zu trauen .... Die Königin sagt mir la chend, was nicht weit davon ist, eine Wahrheit zu werden: „Wissen Sie, wir sind die Verbannten von Venedig." Und sie fügt mit einer traurigeren Nuance hinzu: „Wir sind selbst, wie Einige behaupten, eine kleine Gruppe von Verbrechern Europa." Ich muß hier iu einigen Worten an geben, welches zu dieser Zeit die Situa tion von Mlle. Helene *** am rumä nischen Hofe war. Von dem einfachen Ehrenfräulein, das ich einst gekannt, fand ich sie nun zur Verlobten des Thronfolgers geworden. Es ist wahr, die Kammer hätte nie ihre Einwilligung zu dieser Heirath gegeben und der Kö nig hatte die seine zurückgezogen. In deß war nichts abgebrochen, da der Kronprinz, von seiner Familie nach Deutschland zurückberufen, um in fei nem Stammschlosse einer strengen Zu rückgezogenheit unterworfen zu werden, Mlle. Helene*** weder ihr Wort, noch ihre Briefe, noch ihren Verlobungsring zurückgegeben hatte. Die Königin welche die Vereinigung ihrer beiden Adoptivtochter so sehr er sehnt und weil sie diese Mesalliance ge sördert, sich die Ungnade ihres ganzen Volkes zugezogen hatte, verzweiselte noch nicht. Die Journale Europas kommentirten, die meisten mit Uebel 'wollen, diese seltsame Situation uizd Mlle. Helene *** begann, nachdem sie den Thron vor Augen gehabt und vier Monate in diesem Zaubertraum gelebt hatte, zu fühlen, wie Alles zerfloß, gleichwie beim Erwachen...." Von größtem Interesse ist, was Loti über Carmen Sylva sagt über die Schriftstellerin nämlich, nicht die Köni gin von Rumänien. Es ist ebenso viel Kritik darin, wie anziehende Schil derung: „Der Arbeitstisch der Königin war bedeckt mit diesen deutschen „Blocks", über welche ihre große, freie und auf rechte Schrift so flink hinlief, mit all' den lieben, zum Schreiben gehörigen Sächelchen, mit ihren Initialen und ihrer Krone geschmückt. Ihre höchste Zuflucht in den verzweifeltsten Stim mungen find diese Blocks, deren ein zelne Blätter, mit fieberhafter Eile be schrieben, eines um das andere abge rissen werden. Die Königin, welche mehr geschrieben hat. als irgend ein Schriftsteller ihrer Zeit, hat sie zu Tausenden abgerissen, diese Blätter, über die ihre Feder hingeeilt war eine jener Federn, die "»»»s tin" ge nannt werden, die endlos schreiben, »hne daß man sie einzutauchen brauchte. Gedichte, Aphorismen, Romane und Dramen, immer im Fieber tonzipirt, geschrieben in äußerster Hast, in er schöpsender Anstrengung, um so schnell wie möglich alles Unausgesprochene zu sanimenzusassen und zu fixiren, was in Ströme» aus der Imagination herauS fluthete. Und so ungleich: einige Werke rei chen an erhabener Größe hinan; andere blieben unvollendet, in einander ge wirrt, wie sie es waren durch den gleich zeitig entstehenden Keim der folgenden Arbeit. Kein Werk ist genug durch gearbeitet da die Königin sich in ber in der Literatur zu dem Irrglauben bekennt, Alles müsse unmittelbar sein. geschrieben im ersten Elan und dann so gelassen werden. DaS so beträcht liche Lebenswerk Carmen Sylvas, des sen größter Theil für immer »«gedruckt und verloren bleiben wird, hätte durch die Hände eines gewissenhaften Sonde rers gehen müssen; so ausgewählt, ! hätten diese Werte den Rang erworben ! den sie verdienen... O! Ich will nicht sagen, die Arbeit der Königin sei nicht charm.nt, so wie sie ist; sie hat einen hoben Flug, der so vielen geschickten Büchermachern versagt ist; anderseits erräth man bis in ihre schwächst«! Partien die große, edle, vibrirende und zur Theilnahme heraus fordernde Seele und für die, die empfinde» und weinen, ist das genug wenn auch nicht sitr die Menge lite rarischen Mandarinen. Man staunt selbst, daß diese Frau, als Fürstin ge boren und gekrönte Königin, seit zwan zig Jahre» so alles menschliche Weh er gründen konnte und bis in die Tiefen erfassen die niedrige Noth der Kleinen > und der Armen." Die geistige Ueberanstrengung, meint Loti, habe noch mehr, als der Kummer ihre Krankheit verschuldet. Um 3 Uhr Morgens zündete sie ihre Lampe an und arbeitete. Dann nahm das Tagwerk als Königin sie ganz in Anspruch und hielt sie sest bis ll Uhr Nachts. In Venedig, als Loti sie sah, arbeitete sie noch. Ihr Buch hatte deu Titel: „Das Buch der Seele." Sie versprach Loti, ihm etwas daraus vorzulesen aber in der Gondel. Sie sügte hinzu: „Ich muß Sie aber ausmerksam machen, hüten Sie sich: das ist das Buch einer Närrin! Denn Sie wissen, daß mein Kopf, wie es scheint " und mit ihrer schönen Hand, fast durchschei nend in ihrer Magerkeit, b'fchrieb sie zwei drei Kreise in der Luft .vor ihren Augen, um anzuzeigen, diesmal wirk lich lachend, daß ihr Kopf beschuldigt war, stark wirblich zu sein " Die älteste Univerfilüt. Nicht in Europa ist die älteste Uni versität zu suchen, sondern in Afrika, und zwar in dem marokkanischen Fez. Es ist die keruinische Universität,'so ge nannt von ihrer Gründerin, Fatme der Heiligen aus Kairuan in Tunesien, die im 9. Jahrhundert n. Ehr. lebte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß da mals, wo Paris, Oxford, Cambridge, Padua und Bologna noch keine Univer sitäten hatten, Studenten aus Anda lusien, Frankreich und sogar auch Eng land nach Fez wanderten und dort ge meinsam mit Tunesiern, Tripolita niern, Aegyptern u. s. w. studirten. Fez ist noch heute der westliche Hauptsitz der mlihamcoanifchcn Theologie. Ein englischer Gelehrter, Stephen Bonfal, der längere Zeit dort lebte, hat die Universitätsverhältnisse eingehend er forscht und darüber in der „Fortnightly Review" einen Artikel veröffentlicht, dem die „Frkf. Ztg." folgende Einzel heiten entnimmt: Wie alle richtigen Universitäten, ist auch die Keruiua eine Republik, die sich selbst regiert. Sie begreift iu sich die Fukis, die eigentlichen Professoren, und die EminS, jo viel wie Beigeordnete; aber diese beiden Gattungen haben mit der bloß der Gläubi gen und der Studenten, sondern auch der Maulthier- und Kameeltreiber zu rechnen, die in diesen Räumen Verkeh ren; der Sultan selbst kann nichts ge gen diese Privilegien ausrichten. Vor drei Jahren setzte er den Mokka» dem ab, den Rektor der Universität, der sein Amt auf Grund des Erbrechts durch seine direkte Abstammung von der heiligen Fatme besitzt; es erhob sich aber ein solcher Sturm unter der Be völkerung der Universität, daß die Ab setzung wieder rückgängig gemacht wer den mußte. Der Sultan ergriff dezt Ausweg, daß er erzählte, sein Vater sei ihm im Traum erschienen und habe ihn gebeten, den Mokkadem wieder ein zusetzen. Seitdem hat sich der Sultan nicht wieder in die Angelegenheiten der Universität eingemischt. Der wissen schaftliche Werth der Keruina ist natür lich nicht groß, der größte Theil der Studenten kann kaum selbst lesen uns schreiben. Auf der Universität besteht ihr Stu dium darin, daß sie ihre Unwissenheit vervollständigen durch das äußerliche Studium der Bokharie (einer Art' Ta lmud des Muhainedaiiismus), der Astro logie und des Prophelenthnms. Nur wenige Begabtere sind kühn genug, die Mathematik zu studiren, die ganz in den Ueberlieferungen der arabischen Wissenschaft stecken geblieben ist; Andere werden Juristen: die Zahl sämmtlicher Studenten beträgt etwa tausend, da runter sind gegen 400, die sreie Ver pflegung haben. Die Freischüler be kommen eine ziemlich magere Kost aus der Stiftung, die noch von Fatme her ' rührt, und alle Jahre ein Gewand, ibre einzige Kleidung. Sie schlafen in den Höfen der Moschee, trinken das Wasser der Springbrunnen und essen trockenes Brot dazu. Andere bekommen Unter knnst bei irgend einem Kaufmann der Stadt, dem si», als Entgelt für Kost und Wohnung, verschiedene Tienste lei sten; sie besorgen ihm Ausgänge, füt tern seine Maulthiere u. dgl. So bringen sie die vier bis sünf vorgeschrie benen Jahre zu. nach deren Verlauf fi« Lehrer, Priester, Notare, Friedens richter werden. Die wahre Reue. „Reue vernichtet Schuld," So hör' ich viele sagen. Die. darein eingelullt. Sich dann danach betragen. Der Ouell ist rein und klar. Doch wer iyn recht will brauchen, Muß nackt mit Haut und Haar Sich ganz o'rm untertauchen. So ist es mit der Reu': Soll sie «ie Schuld vernichten. So muß man, ohne Scheu Bor Schmerz, sich selbst erst richten! Die neue Schr«tb«<»schtne. Mr. Bulles, ein bekannter Bankie« in New Park, hatte, der Richtung de» Mode folgend, ' sich eine Schreibma schine angeschafft und überließ eS seinem Prokuristen, aus der Zahl der Bewer ber sich die geeignetste Person zur Be dienung der Maschine auszuwählen. Diejenige, welche den Vorzug des En gagements erhielt, war eine große, im posante Dame von auffälliger Schön heit und dem hochmüthigen Wesen einer Herzogin. Sie kleidete sich geschmack voll, und mit ihrer Art und Weife, sich an die Schreibmaschine zu setzen, machte sie eher den Eindruck einer großen Dame der Gesellschast,welche sich herab läßt, gelegentlich «in Stück auf dem Pianino zu spielen, als den einer be soldeten Schreiberin. Es sah aus. als wäre das ganze Personal in ihrem Dienste und als bestünde ihre Beschäfti gung nur in der Kontrolirung ihrer Millionen. Mr. Bulles hatte immer das Gefühl, als müsfe er sie erst um Erlaubniß fra gen. ob er rauchen dürfe, und war mit unter fast ängstlich, sie zu bitten, ihm einige seiner Korrespondenzen nieder zuschreiben. Welche Arbeit jedoch er ihr auch immer gab, sie verrichtete sie so gut wie sie nur irgend gethan wer den konnte, und so hatte er an ihr nichts weiter auszusetzen, als ihren Hochmuth. Endlich beschloß er. ihren Stolz zu beugen. Er hatte sich die ganze Zeit über unbehaglich und gebrückt durch ihre Ueberlegenheit gesühlt, nun sollte sie einmal ihm gegenüber dasselbe empfinden. So rief er sie denn am nächsten Mor gen in'S Comptoir, und nachdem er ihr einige Geschäftsbriefe diktirt hatte, sagte er: „Nun kleinere Bogen, bitte. Sind Sie fertig? Warten Sie." Sorglos auf die Spitze feiner Cigarre beißend, starrte er eine Weile sinnend durch das Fenster. „Lieber Jim," begann er, „ich danke Dir vielmals, aber es wird nicht mög lich fein, durchaus nicht. Ich habe ein für allemal auf jedes Amt im poli tischen Dienste verzichtet, und obgleich die Stellung als Gesandter in einer Stadt wie St. Petersburg außer ordentlich ehrenvoll und die Wahl mei ner Person höchst schmeichelhaft ist, könnte ich doch New ?)ork und meine Thätigkeit hier nicht aufgeben. Sage dem Präsidenten in amtlicher Spracl>«, er wäre sehr gütig, aber er müsse sich nach jemand Anderem umsehen. Meine besten Empfehlungen für Mrs. Blaine, und genehmige die herzlichste Condola tion zu dem V»rlust unseres Hauses.' Der Deinige. Sr. Hochwohlgeboren Herrn James G. 'Blaine, Washington, D. C." Das an der Maschine arbeitende Mädchen brachte dies mit ruhigem, un bewegtem Gesicht zu Papier. Der Ernst ihres Betragens war durchaus unverändert. „Ist das Alles?" fragte sie jetzt. „Ja," antwortete Bulles matt, „ja ich glaube, das ist Alles." Er war durch solche Kleinigkeit nicht muthloS zu machen und berief die Schreiberin während des Nachmittags zu sich, um ihr folgende Note zu diktiren: „Mr. Delmonicos. Sie wollen mir gefälligst eines Ihrer größten Pri vat-Speisezimmer für morgen Abend vorbehalten und ein Abendbrod für hundert Personen vorbereiten. Meine Zimmer sind zu klein, ich wünsche des halb ein größeres bei Ihnen. Treffen Sie Anordnungen, daß später getanzt werden kann, und bestimmen Sie De korationen nach Ihrem Belieben, jedoch gehen Sie mit Blumen nicht über 1000 Dollars. Ihr Ergebener." Die nächste Note lautete: „Lieber, alter Junge! Ich würd« .nit Freuden zusagen, aber Tuxedo stimmt mit meiner Verdauung nicht überein. Natürlich. Du kannst alle haben, die Du wünschest. Die beiden Führer sind nicht in der Stadt, aber ich werde sie Dir kommen lassen. Ich denke, der Preis, den Du mir sür den Wagen bietest, ist annehmbar, und Du sollst ihn dafür haben, umfomehr als ich das Kutfchiren anfgeben und mir eine Nacht anschaffen will. Dein...." Der letzte Brief war: „Lieber Herreshoff! Die Zeichnun gen langten gestern hier an und sind wahre Schönheiten. Dem Aussehen nach zu urtheilen, bin ich sicher, daß das mir zum Ankauf empfohlene Bcnl an Eleganz und Sicherheit alle übrigen schlagen wird. Ich werde Ihren Rath besolgen und von dem Fahrzeug Be sitz ergreifen, sobald eS segelfertig ist.— Achtungsvoll...." Herr BulleS sagte: „Das genügt. Wenn Sie fertig sind, lassen Sie mich sehen." Er glaubte, eine kleine Spur von Demuth an der hochfahrenden Per son zu entdecken, doch zu zuversichtlich war er nicht. „Wenn dies keinen Ein druck auf sie macht," dachte er bei sich, „dann schreibe ich morgen einen Brief an die Königin von England und einen an Gladstone, in dem ich mein Beda», ern ausdrücken werde, an den Festlich keiten und Jagden im nächsten Sommer nicht theilnehmen zu können." Ali das Mädchen ihm die Briefe zur Unterschrift vorlegte, schob er sie nach lässig zur Seite mit dem Bemerken: „Ich werde sie später unterschreiben und selbst zur Post bringen." In der That unterzeichnete er sie, legte sie couvertirt unter verschiedene andere Briefschaften, wo das Personal sie nicht sogleich sehen konnte, und machte weitere Pläne für die Zukunft. Am folgenden Tage lehnte er drei Ein ladungen zu DinerS bei den vornehm sten Persönlichkeiten ab, berief einen Architekten zu sich, den er mit dem Bau eines Landhauses in Newport betrauen wollte, und machte außerdem noch ein« Bestellung auf ein kostbare« Damen tollier. Die Schreiberin fing an. «in wenig mehr Interesse zu zeigen, und sagt« jetzt: „Ja, mein Herr," statt einfach „ja", womit immerhin schon etwas ge- Wonnen war. Er merkte, daß er Fort schritte machte. Aber am vierten Tage erschien sie mit einer womöglich noch kälteren Miene als bisher und legte drei Briefe aus sein Pult. Sie pflegte stets die Post sachen für ihn zu öffnen und die Pri vatbriefe von den Geschäftsbriefen zu sondern. „Hier," sprach sie, „sind drei Briefe, von denen ich nicht recht wußte, ob sie Ihnen oder Ihrem Buchhalter zu übergeben sind." BulleS blickte nach der Unterschrift eines der Briefe und las den Namen „H. Herreshoff". De" Inhalt lautete: „Herrn Henry Bulles! Werther Herr! Ich hin im Besitz eines mit Ihrer Firma Mfehenen und von Ihnen eigenhändig unterzeichneten Briefes, welcher sich auf eine Nacht und eine fingirte Korrespondenz, die zwi schen uns geführt worden sein soll, be zieht. Da ich weder das Vergnügen habe, mit Ihnen, noch mit der Angele genheit der Nacht bekannt zu sein, so kann ich nur annehmen, daß Jemand Sie zu hintergehen beabsichtigt, und sende Ihnen daher Ihren Brief Ihr ergebener H. Herreshoff." Mr. Bulles wurde sehr roth und wagte nicht aufzusehen. Er hätte gern gewußt, wie weit das Mädchen wohl den Brief gelesen haben mochte. Im zweiten Briese stand: „Das von Ih nen für Dienstag bestellte Privat- Speisezimmer und Souper war genau nach Ihrer Anweisung für Sie in Be reitschaft gesetzt, aber Niemand erschien. Sind wir im Irrthum, wenn wir glau ben, daß hier ein Mißverständniß vor liegt, oder daß Ihrem Schreiben, wel ches wir zurückbehalten, irgend ein schlechter Spaß zu Grunde liegt, oder aber, daß Jemand Ihre Unterschrift gefälscht hat. Wir erwarten umgehende Aufklärung u. s. w. DelmonicoS." Mr. Bulles sank in seinem Stuhl zusammen. Er öffnete den letzten Brief mit unsicherer Hand. Das Mäd chen stand immer noch hoch aufgerich tet neben ihm gleich einem rächenden Geiste. Der Brief war von einem Freunde und enthielt einen Ausschnitt aus einer Zeitung nebst folgenden Zei len: „Lieber Henry, hast Du diesen ein liegenden Zeitungsartikel gelesen? In des Himmels Namen, was bedeutet das? Da muß sich Jemand einen nie derträchtigen Witz gemacht haben, der Dich aus's Empfindlichste berühren muß. Es stand in großen Lettern au' dem Zeitungspapier: „Ist Henry Bulles geisteskrank? Der wohlbekannte Bankier macht sei nen Freunden große Sorge. Washington, 11. 0., Der Sekre tär der Bereinigten Staaten empfing eine Mittheilung höchst merkwürdiger Art von Henry Bulles, laut welcher derselbe sehr hoheitsvoll den Posten eines Gesandten in St. Petersburg zu rückweist. Er ist sowohl dem Präsi denten als Mr. Blaine gänzlich unbe kannt, und es muß vermuthet werden, daß entweder sein Geist etwas gestört, oder daß er das Opfer eines niedriger Scherzes ist." Mr. Bulles ließ das Papier fallen und schaute verzweifelt auf die Schrei berin. „Gaben Sie jene Briefe zu> Post?" fragte er. „Ja", sagte die Herzogin streng. „Ich»fand sie auf Ihrem Pulte, nach dem Sie fortgegangen waren, und nahm an, daß Sie vergessen hatten, sie zur Post zu besorgen. War da? nicht recht?" „Sie sehen ein, daß ich Sie nicht länger brauchen kann. Sie wissen zu viel." „DaS ist, meiner Meinung nach, ge rade ein Grund, weshalb ich bleiben sollte. Denken Sie nicht auch so? Sie mögen sagen, Sie sind das Opfer eine schlechten Spaßes geworden, ich aber kann, sobald ich entlassen werde, an ders sagen. Würden Sie es nicht vor ziehen, mein Gehalt ein wenig zu er höhen und mich weiter zu beschäftigen?" Mr. Bültes blickte düster auf den Zeitungsausschnitt, der vor ihm aus dem Pult lag. „Ja," sagte er grimmig, „eS ist Keffer, Sie bleiben." Merkwürdige Zeitungsannonce» Die Zeitungen haben schon manche» Todessall zur Kenntniß gebracht, aber noch nie den meines seligen Onkels, Commercienraths N. Ein Stick- und Schlagfluß, der unglücklicher Weise ge rade ihn traf, machte feinem Leben ein Ende. Er starb, sich selbst unbewußt, im 78. Jahre seines irdischen und im ersten Augenblicke seines jenseitiger Lebens. AIS ich mich vor 25 Jahren mit dem Proseffor N. verehelichte, glaubte ich nicht, daß ich heute den verehrten Lesern der schwabischen Chronik seinen Tod anzuzeigen haben würde, und doch ist es so. In einem Alter von 47 Jah ren unterlag mein Gatte dem allzugro ßen Gewichte seiner unergründlichen Gelehrsamkeit, und so mußte er gestern Abend seinen Geist aufgeben, der ihm in den Literaturzeitungen so ost unge rechter Weise abgesprochen worden ist. Düs verehrliche schwarze, Seife be dürfende Publikum, sowie alle extra feine weiße. Stärke zu haben wün schende Herrschaften erlauben wir aus uns re Fabrik aufmerksam zu machen, die beide so nothwendige Artikel in be ster Qualität, und zu den billigsten Preisen liefert. Nichts ist der Ausbeu> «ungSsucht mehr heilig; noch ehe der Mensch geboren ist, wird er ein Opfer der Spekulation. So hat sich in Lon don eine Gesellschast gebildet, welche die Familien gegen Zwillinge und Drillinge versichert! Bei der Geburt von Zwillingen zahlt sie 650, sind Drillinge gekommen, 675 »lücher i« vorr»l«ed. 5 Viel weiß das Volkslied vom alten Blücher zu singen und zu sagen, dem unvergeßlichen Helden, dessen hnndert sünfzigster Geburtstag unlängst gefeiert wurde. Lieder waren eS zumeist, die im Heere salbst entstanden, nach dem Muster und der Melodie älterer Hel dengesänge. So feierten die Soldaten, als der Elbübergang bei Wartenberg sich vollzogen hatte, den Marschall „Vorwärts" am Wachtfeuer nach der Weise vom Prinzen Eugen: Ans dem Hauptquartier in Jessen Schrieb nacy reiflichem Ermeffen Vater Blücher den Befehl: Morgen früh soll Nork marschiren, Uebern breiten Elbstrom führen Sein Armcecorps ohne Fehl. Dann kam die gewaltige Völker schleicht, und jetzt sangen die Preußen nach der Melodie des aus der Frideri ciaiiischen Zeit stammenden „Kaiser Josef, willst Dn denn eines mit mir wagen", dem geschlagenen Napoleon nach: Kennst Du nicht den alten Greis, Bill cher, unsern Helden? Der wird Dir von seiner Kunst, auch^ noch was vermelden. Oder meinst, daß Blücher alt und nicht könne fechten? Donnerwetter, na. da kommst Du grad' an den Rechten! Vergeben- beschwört Napoleon die Preußen, doch nicht so hestig zu sein, nach der hübschen Melodie: „Geh', Mädchen, packe Dich nach Deiner Stickerei," er bekommt nur die höhnende Antwort: Bei Leipzig bist kaput gemacht Mit Deinem großen Heer. Jetzt wirft zum Land hinausgejagt, Adje, Du Lamperöhr. So folgen wir dem Siegeszuge der Deutschen bis nach Paris hinein und können auch dem Klageliede Napoleons auf Elba lauschen. Indessen dieser sich in Ingrimm verzehrt und verwegene Pläne ersinnt, erfreut sich Blücher, zum Fürsten von Wahlstadt ernannt und mit der Herrschaft Krieblowitz in Schlesien begabt, des behaglichen Frie dens, doch jäh wird er aufgeschreckt: Vadder Blücher sat in goder Roh Un schmokt sin Piep Tobak derto, Da kloppt ein wat an sine Dör, Dat was de höllische Postcourier, Und dadrin stund et schwart up wieß, DeNapl wär wedder in Paris. „Ei," sprak de Blücher, „dat wär mi woll, Js denn de Kerel düwelsdoll? 'T is god, nu malen wie noch en Gang. Mi würd hie so de Tied schon lang." Ganz im Tone des alten Burschen liedes vom „Growsmed", dem dieser Sang nachgebildet rst, wird nun ge-- schildert, wie dem „Napl", als er den Marschall Vorwärts kommen sieht, die „Herztüte" schwach wird, und er legt sich auf's Bitten: „Ach Blücher, liebster Blücher mein. So blüchre doch so arg nicht drein." Aber unwirsch erwidert der Alte iv seinem geliebten Platt: „Holl 't Mul, Kujon, un fegg kein Wurt, Gliek ut ganz Frankreich mötst Dv furt!" Gustav iv. von Schweden und dl« Offenbarn»»« Johannis. Bekanntlich wurde Gustav IV. ent thront und mußte den Bernadotteswei chen, weniger bekannt dürfte aber fein, daß an feiner Absetzung die Offen barung Johannis Schuld trug. Schon in früher Jugend machte sich bei ihm eine Vorliebe zum Mystizismus bemerk bar, welchem er sich, bereits mit acht zehn Jahren zum felbstständigen Regie ren gelangt, ganz und gar hingab. Er fand feine größte Freude in dem Stu dium des Ueberfinnlichen, und sich in die Schriften SchwevenborgS nndJung- StillingS vertiefend, verfuchte er dir Räthset der Geisterwelt zu entschleiern. Dieses bewog ihn schließlich nicht nur sein privates Thun und Lassen, sondern auch seine Regierungshandlunge» nach den dunklen Sprüchen der Apokalypse zu regeln. Einst erließ Gustav den Befehl, 888 Eichen im königlichen Thiergarten zu füllen. Zwar war eine Lichtung im Parke nothwendig, aber es blieb uner findlich, wie der König gerade zu dieser Zahl gelangt war. Die Veranlassung war schließlich die, daß Jung-Stilling ,888" als eine der heiligen apokalypti schen Zahlen bezeichnet hatte! Auf ähnliche Weise wurde ferner bekannt, woher der fanatische Haß stammte, wel chen Gustav in höchst unkluger Weis« gegen Napoleon I. zur Schau trug. ES waren keineswegs politische Gründe, sondern er hatte hcrauSgetüftclt, daß die Buchstaben des Namens Napoleon die Zahl titiS ausmachten, die nach der Offenbarung Johannis die „Zahl de» Thieres" ist. Den Marsqall Brune suchte Gustav zum Abfall von Napo leon zu bewegen, den russischen Gesand ten AlopäuS ließ er wider alles Völker recht einsperren und seine Thorheiten im eigenen Lande waren endlich so weit gediehen, daß seine Entthronung gen mußte. Hoffnungsvoll. Baron X ist nach einem sehr bewegten Jungge sellenleben in den Hafen der Ehe einge laufen. Bei der Hochzeitstafel nimmt ihn der joviale Schwiegervater beiseite und sagt: „Na. ich hoffe, Sie werden jetzt solide werden und keine Dumm heiten mehr machen." Salbungsvoll erwidert Baron X., auf seine junge Frau zeigend: „DaS soll meine letzte sein!" Falsch gedeutet. Student». Ach. mir geht eS sehr schlecht heute! Wirthin: Aber lassen Sie doch den Arzt mal kommen! Student: Ach, der pumpt mir ja auch nichts!