S>««tschr roeainachrtchten. Provinz Brandenburg. In dem Dorfe Sandkrug bei Chorin erschlug der Gastwirth Tschirner einen polnischen Knecht im Streit mit der Heugabel. Tschirner wurde verhaftet und in das Amtsgefängniß zu Oder berg gebracht. 112 An Frankfurt a.O. der Wirkliche Geh. OberMedicinalrath a. D. Dr. Carl Louis KerscMdt.' — Der Schuhmacher Philipp aus Fichten wall ist wegeMErmorduug des Försters Schulz voin Schwurgericht zum Tode verurtheilt worden. Der Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals sür Kurfürst Friedrich 1. bei Friesack hat, unter Verwerfung aller anderen Ent würfe, die beiden von Calandrelli und Boese zur engeren Wahl gestellt. Der Kaiser hat für das Denkmal einen Bei trag von 1000 M. bewilligt. Provinz Ostpreußen. Da? zu Insterburg hat die drei Dienstleute Christof Wab bulat. Fred. Äolz und Wilh, August, welche in der Nacht zum 27. September v. I. den Gutsbesitzer Reiner aus Schoneberg, der aus der Stadt zurück kehrte, aus der Landstraße ermordet und beraubt hatten, sämmtlich zum Tode verurtheilt. Der vor einigen Tagen verstorbene FleischermeisterSteff ler hat den größten Theil seines bedeu tenden Vermögens dem Mädchen-Wai senhause in Goldap und der städtischen Armenkasse vermacht. Die Unter schlagungen des Kreissparkassen-Ren danten Wenghoffer in.Gumbiiinen be laufen sich, wie in der letzten Sitzung des Kreistages mitgetheilt wurde, auf 142,204 Mark. Davon entfallen auf die KreiKsparkasse etwa 94,000 Mark, das Uebrige auf die Kommunalkasse. Zln baarem Gelde hat Wenghoffer bei der Kommunalkasse 24,204 Mark ver untreut. Auf Vorschlag des KreiS anSschusse-Z beschloß der Kreistag, die zesälschten Sparkassenbücher als giltig anzuerkennen. —Ueber das Vermögen der Handelsgesellschaft I. Maschkeck Co. in Gumbinnen ist der Concurs er öffnet worden. Provinz Westpreußen. Rechtsanwalt und Notar, Justizrath Mangelsdorff in Graudenz feierte sein 50fährigeS Amtsjubiläum. Der Schuhmacher Kindeleit aus Schwetz, welcher in Graudenz die 71jährige Kmilie Leitgieb, mit welcher er ein Verhältniß angeknüpft halte, sowie de ren 11jährige Enkelin Ottilie Wahnke und vom Schwurgericht zum Tode verurtheilt worden war, wurde zurch den Scharsrichter Reindel aus Magdeburg hingerichtet. Der Kauf mann und Gasthauspächter Kraft aus Chmielno, der im vergangenen Jahre m der Nacht zum 9. October vom Pfarrhofe aus, durch das Fenster nach der Schlafstube des Pfarrers Bober »inen Schuß abgefeuert hatte und da für vom Schöffengericht zu sechs Mo naten Gefängniß verurtheilt worden var, hat fich, nachdem die eingelegte Berufung keinen Erfolg gehabt hat, durch die Flucht nach Amerika dieser Strafe zu entziehen gewußt. Provinz Pommern. In der städtischen Sparkasse in Treptow a. T., soll nach dein Tode des Ziendanten FloS ein nicht unbeträcht liches Desieit entdeckt worden sein. Zicuerdings spricht man auch noch von verschwundenen und gefälschten Wech seln. Ihren 102. Geburlstag feierte »ie in Allwarp wohnhafte Frau Ren -tier I. Doris, geb. Radmann, in ver hältnißmäßig noch sehr guter körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Die Wittwe des verstorbenen Lootsen Küster in Use dom hat sich einer schweren Krankheit wegen im Jürgen-See ertränkt. Konkurse! Handelsgesellschaft Eisenberg Behrendt inStettin. Dachdecker Paul Hiebsch in Dramvurg. Kaufmann Ju lius Schulz in Kallis. Goldarbeiter Heinrich Kurich in Kolderg. Kaufmann Max Born und Buchhändler E. Rahi» m St-olp. Provinz Schleswig - Hol' st e,i n. Der Posten unseres StadtcasfircrS «ist als erledigt angezeigt. Die falschen Buchungen HanssenS scheinen hinaus gegangen zu sein über eine Verheim lichung des Fehlbetrages von 8000 Mk., doch wird schwer festzustellen sein, wie osl und wie viel falsche Buchungen «vorgenommen sind. Auffallend ist es, daß in der Jahresrechnung von 1890 —9l ein Posten von 8000 M. als „angeliehen von der Creditbank" sich 'vorgefunden hat, während niemals eine solche Anleihe gemacbl ist. Der Regie rnngsrevisor Starnitzky, welcher mit 6er Revision beauftragt war, hat seine Ermittelungen eingestellt, und die ge richtliche Unlersuchung wird jetzt die weiteren Aufklärungen geben. Für I»c Nothleidcnben Altonas sind bis jetzt lüder 300,000 M. rn Baar nnd außer dem große Zusendungen an LebenS ontteln eingegangen. —Die „Attonaer DarlehnStasse von 1K82" das ist der Name der vom Untcrstütznngsinstitut zu dem Hiveck gegründeten Kasse, klei nei«n Geschäftsleuten und G:werbe treibeuden Altona s, deren Geschäfte durch .die. Choleraseuche in'S Stocken gerathen sind, durch Darlehen eine Unterstützung »u gewähre» hat nun mehr ihren Betrieb eröffnet. Die Katze wird Darlehen im Betrage von 2H> bis 3000 Mk. z» dem Zinsfuß von S Procent jährlich vergeben. Die städtischen Collegim ertheilten dem In genieur Beringer in Charlottcnbnrg die Erlaubniß zum Bau einer elektri scheu Eisenbahn zwischen Altona und Blankenese. Provinz Schlesien. Der Secretär des SreisausschusseS Niegel in Lublowitz dessen Verhastung wegen Unterschlagungen semer Zeit ge meldet wurde, ist zu drei Monaten Ge fängniß verurtheilt worden. 112 In Mühlradlitz der ehemalige deutfchfrei siniiigc Reichstagsabgeordnete, Fabrik. besttzer Gustav Richter. Die projek-! tirte Eisenbahnlinie Naumburg—Lö wenberg ist vorläufig festgestellt. Sie geht über Gießmannsdors dicht an dem l Neuländer GypSwerk vorüber auf der Nordseite von Langenvorwerk, sodann über die Schäfereiwiesen, durchschneidet dann den langen Berg und überschrei tet gerade an der Grenze der Löwenber ger und Groß-Rackwitzer Feldmark die Chaussee, dann geht sie über die Kuh. wiese nach Bahnhof Löwenberg. Provinz Posen. 112 In Stallupönen der Postdirector Gustav Rhode. Die Befitzersfrau Schmidt auf Petrofchken hatte in Tilsit aus dem Markt sür ungefähr 50 M. Schweine verkauft. Am Abend kam das Fuhrwerk aus dem Hof« an, und aus dem Wagen fand man die Besitz« rin mit zertrümmerte» Schädel als Leiche vor. In Wehls« erschoß fich der Rechtsanwalt K. Der in Samter vor einigen Tagen seines Dienstes entlassene Stadtbrief- Wagner, der wegen Urkunden fälschung und Unterschlagung verhaf tet werden sollte, hat die Stadt heim lich Verlasien. 112 In Schneidemühl der Landrichter Kedcr, welcher vor mehreren Wochen ein Rencontre mit dein Bezirkskommandeur, Oberstlieute nant Hosfmaiin, hatte. Der Lehrer Werner in Schneidemühl feierte sein 50jähriges Lehrerjubiläum.—Der vor einigen Wochen in Posen verstorbene Rentier Abraham Isaak Hepner von Sckrimm vermachte testamentarisch 6000 Mk. zu Gunsten der Elementar lehrer der Stadt Schrimm und 3000 Mk. für die Elementarlehrer der Stadt Jaratschewo, seiner Geburtsstadt, ohne Unterschied der Konfession u»d Natio nalität der Lehrer. Provinz Sachsen, 112 Auf seinem Stammsitz Bockelnha gen bei Osterhagen der Senior der frei herrlichen von Minnigerode'fchen Fa milie, Ludwig Freiherr von Minnige rode. Die Bücher und das sonstige Eigenthum des Deutschen Schneider- und Schneiderinnen-Verbandes, welcher i:> Magdeburg seinen Sitz hat, sind mit Beschlag belegt worden. Vor dem Schwurgericht in Magdeburg bil dete ein Drama aus dem Wildschützen- Leben den Gegenstand der Verhand lung. Angeklagt waren die Bergleute Friedr. Erbs und Samuel Schröder, beide aus Lödesburg. Schröder ist be reits im October 1891 vom Schwurge richt in Halberstadt zum Tode verur theilt worden, weil er den Förster Tan germann, der ihn beim Wildern ab faßte, erschossen hat. Erbsist auch vielfach vorbestraft. Nach umfangrei cher zweitägiger Verhandlung wurde Erbs wegen Jagdvergehens und ver suchten Mordes in je zwei Fällen zu 12 Jahren Zuchthaus und Schröder wegen versuchten Mordes und Jagdvergehens zu Jahren Zuchthaus verurtheilt. Bemerkt mag noch werden, daß ein Vetter des Schröder kürzlich vom hiesi gen Schwurgerichte zuin Tode verur theilt wurde, weil er beim Wildern zwei Forstbeamte erschossen hatte. Professor Wanderer in Nürnberg er hielt von der Stadt Eisleben den Auf trag. Luthers Sterbehaus stilgerecht einzurichten und mit Malereien auszu schmücken. In einem Raum wird ein Katafalk errichtet, welcher das noch vor handene echte Leichentuch Luthers trägt. Provinz Hannover. Mit einer zweitägigen Feier beging der „Hannoverische Künstler-Verein" sein 50jäh>igeS StistungSscst. Am zweiten Festtage wurde im Provinzial- Museum eine Ausstellung von Werken der Mitglieder des Künstlervereins «us dem Gebiete der Malerei, Skulptur und Architektur eröffnet. Die Ausstellung saßt im Ganzen weit über 1000 Stücke. Im Leidnitzhause sind jetzt fleißige Hände bemüht, die letzten Aus schmückungen der Räumlichkeiten anzu bringen, lo daß nach und nach die Sammlungen des Kunstgewerbevereins aus dem allen Rathhause in das neue Heim gebracht werden können. Auf die große Umwandlung weist eine im Innern der Halle über der Thür an gebrachte Inschrift hin: „Anno Domini 1891 und '92 wurde dieses HauS, nachdem es mancherlei Schicksale ersah ren, vom preußischen Staate wieder hergestellt als ein Denkmal alter Zeit und die ehrwürdige Wohnstätte großer Bürger." Auch der Hofraum wird in entsprechender Weise hergerichtet. Hier baut man gegenwärtig eine offene Ve randa, in der später wohl Erzeugnisse des Kunstgewerbes ausgestellt werden sollen.—i August Scheele, ein lang jähriger Berichterstatter Hannover scher Zeitungen. In Sachen der nach großartigen Defraudationen von Han nover flüchtig gewordenen, in Amster dam jedoch festgenommenen beiden Ban kier« Seemann und Rosenberg ist nun auch der seiner Zeit ebeiisalls flüchtig gewordene Rentier Arnold Lichlner ver haftet worden, und zwar in dem Au genblicke, als er ein ihm von hier nach gereistes Fräulein auf dem Bahnhofe in Bafel in Empfang nehmen wollte Provinz Westfalen, 112 In Bielefeld der Gymnasial-Ober iehrer Professor Johannes Hollenberg. Der Stadtverordneten-Vorsteher Dr. med. Schmidtmann in Bielefeld wurde des Morgens todt in seinem Bett aus gesunden; er war einem Gehirnschlage erlegen. Rheinprovin». 112 In Burtscheid Commerzienrath Arlhur Pastor. 112 In Eleve einer der letzten. Offiziere aus den Befreiungs kriegen, der Major a. D. von Cron stein. Er war bei der Formation des 7. Husaren-Regiments im April 1815 anwesend und mit dem Rest des Schle sischen National-Husaren-Regiments in jenes eingetreten. In Berlin war er in den vierziger Jahren längere Zeit Vorsitzender Tirector der Berlin-Anhalt tischen Eisenbahn. —ln Crefcld ist ao Stelle der bisherigen ArbeitSiwth plötz lich Arbeitermanae! und man sucht nun fremde Weber heranzu» ziehen. Trotzdem denken die Fabri kanten nicht daran, die im vorigen Winter um 20 Prozent herabgesetzten Löhne wieder aufzubessern. Die Weber sind aber infolge des Nothstandes im letzten Jahre nicht auf einen Strike ge rüstet, und so werden trotz deS glän zenden Geschästsganges unserer Indu strien wohl die schlechten Löhne des letz ten Winters bestehen bleiben. ProvinzHessen-Nassau. Eine im Römersaale in Wiesbaden abgehaltene Versammlung hat einstim mig beschlossen, im Jahre 1894 zum 50jährigen Bestehen des nassauischen GewerbevereinS eine Kunst-Gewerbc- Jnduftrie-Ausstctlunq für Nassau zu veranstalten. Das Bahnprojekt Kas fel-Wolshagen-Voltmarsen geht seiner Verwirklichung entgegen, obgleich sich demselben sehr bedeutende Terrainschwie rigkeiten entgegenstellen. Ein Tunnel wird über 300 Meter lang und 20 Me ter hoch werden. Mit dem Bau wird im Laufe des kommenden Sommers begon nen werden. Königreich Sachsen. Auf Veranlassung der Postbehörde wurde in Leipzig ein junger Mann ver haftet, der HaudliMgsgehülfe Theodor Arthur vou Wissel! auS Dresden, wel cher einen Geldbriesträger i» seine Wohnung gelockt hatte, augenscheinlich in der Absicht, denselben zu ermorden und auszurauben. Er wurde in dem Augenblick sestgenommen, als er wieder einen Geldbries ausgeben wollte. Bei ihm fand die Polizei ein geschliffenes Beil und mehrere Messer vor. In einer seiner Wohnungen sand sich ein großer neuer Koffer vor, der anschei nend dazu bestimmt war, die Leiche des Ermordeten auszunehmen. Auch in einer zweiten Wohnung stand ein riesi ger Koffer bereit. Wenige Tage später wurde geqen den Geldbriesträger Knösel von zwei jungen Leuten eben falls ein Attentat versucht. Die beiden Angreifer übersielen den Beamten aus der Treppe des Grundstückes No. 6 der Buchhandlung von Hermann Mendels sohn und warsen ihn zu Boden, muß ten aber, als auf Knöfel'S Hilferufe ein Angestellter des Geschäfts hinzukam, eiligst das Weite suchen, ohne ihren Zweck erreicht zu haben. In Knöset's Geldtasche befanden sich 8000 M. Auf Ermittelung der Räuber hat das Po lizeiamt. sowie die Postverwaltung eine hohe Belohnung ausgesetzt. Der Resta«rateur Kanold. in Leipzig ist verschwunden, nachdem er die von sei nem Büffetier gestellte Kaution im Be trage von 700 M. in die Tasche ge steckt. Die Ehefrau des Lehrers Müller hat in einem zum Rittergut Rauenftein gehörigen Teich freiwillig den Tod gesucht. Der Geh. Kom merzienrath Ernst Jordan, Mitinhaber der Dresdener Firma Jordan ck Ti mäus. auf dem Rittergut Unwürde. Bäckermeister Kühl in Markranstädt hat sich erhängt. Der Grund des Selbst mords sollen zerrüttete Vermögensver hältnisse sein. Beim Obstabnehmen siel der Gutsbesitzer Gotth. Löser iu Mauersberg vom Baum und erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach kur zer Zeit starb. Hessen-Darm st ad t. 112 In Heppenkeim der pensionirte Lehrer Peter Müller.—Der Großherzog hat das Protektorat über die im August 1893 in Mainz stattfindende interna tionale Ausstellung von Erzeugnissen und Gcbranch-gcrüthen der Bäckerei. Konditorei und verwandter Gewerbe übernommen. 112 Der Inhaber der Hotzfirma und Flößerei „A. Messer schniidtimKastel," Adam Messerschmidt. 112 Der Gymnasiallehrer Dr. Schnei der. 112 Baurath Albert Schöneck. Beim Kahnjahren im Hasen sind der Setzerlehrling- Trout »ud der Steuer mannslehrling Engel ertrunten.—Der pensionirte Bahnbeamte Kern von der Gustavsburg wurde iu der Wirthschaft von Schucks in Grinsheim vom Schlage getroffen und war sofort todt. Der Kurz- und Wollwaarenhändler I. G. K. von Michelau hat sich erschossen. — 112 In Ober-Eichbach der pensionirte Kreisarzt Dr. Valentin Fritzel. Königreich Bayern. Ein Opfer feines Berufs ist der in oer ganzen Gegend beliebte, leutselige Arzt Dr. Strudel in Ludwigsstadt ge worden. Er «ahm an einer Patientin eine Operation vor und verletzte sich dabei den einen Finger. Die hinzuge tretene Blutvergiftung hat den Tod des hochgeachteten Mannes herbeigeführt.— Auf einer Treibjagd in Dietenhofen wurde der Kaufmann Neumeier von Großhabersdorf von dem Oetonomen Stradtner von Neudorf durch einen Schuß in den Kopf getödtet. Die Müller'sche Bierbrauerei in Miltenberg ist abgebrannt. In Allertsried kam der Hirt Hofttetter mit seinem Schwa ger, dem Genieindcdiener Fiederer von dort, wegen einiger Psennige Bodcn zinS in streit, in dessen Verlaus Hos stetter dem Fiederer einige Faustschläge aus den Kops versetzte, so daß Fiederer alsbald das Bewußtsein verlor und am solgenden Tage starb. In der Vor stadt Riedseld bei Neustadt a. A. stieß sich der Oekonom Billner einen Sprei ßel in den Zeigefinger der rechten Hand. Die Wunde entzündete sich; Billner nahm nicht rechtzeitig einen Arzt und so starb er an Blutvergiftung.—Adam Oppelt von Neustadt a. d. S., welcher in Würzburg Philosophie studirte, hat sich im Eisenbahncoupe in der Nähe von Franksurt a. M. durch einen Revolver- Ichuß lebensgefährlich verletzt. Un glückliche Liebe soll ihn zu den, verzwei felten Schritt getrieben haben. Königreich Württemberg. Der verstorbene Privatier Franz Jo seph Grunvogel von Waldsee hat sür die katholischen Missionen I2,0«)0 M. testamentarisch vermacht. Während er sich zum Abschluß eines Hopsenver kauss in einer Wirthschaft befand, wurde der Weingärtncr Gottlieb Ziel fleifch in Wangen vom Schlage gerührt. Er war sofort todt. Der Untermiil ler Simon Hayder wurde zwischen We sterheim und Feldstetten unter seinem Fuhrwerk liegend todt aufgefunden.— Durch Feuersbrünste wurden einge äschert: In Bavendorf die Gebäude des Gemciiideraths Hug; in Dettingen das Anwefen des Oekonomen Schenzle; in Hochdorf Wohnhaus und Scheuer des Bürgers Wilh. Kälberer; in Hun dersingen das Anwesen des Bürgers Andreas Spieß; in Langentrog Wohn haus und scheuer des Oekonomen Jo seph Veser; in Liemersbach Sägemühle und Wohnhaus des Albrecht Feil; in Oberroth die Bierbrauerei „Zur Rose" von Posthalter Heinz nebst einer Dop pelscheuer; in Oetisheim das Wohu- und Wirtschaftsgebäude, sowie die Scheune des GastwirthS Huttenloch; in Scheer das Cellulofefabrikgebäude der Holzstofffabrik von Krämer Klein logel; in Unterthalheim das Doppel haus deS Schreiners Aug. Klint und der Wittwe Ade; in Zwerenberg das Wohnhaus der Wittwe Luz. Großherzogthum Bade». Der Kellner Piau von Heidelberg hatte infolge einer Wette einen Distanz marsch nach Paris angetreten, das er in 6 Tagen erreichen wollte. 'Nach ein tägiger Rast wollte er in gleicher Zeit zurückkehren. Pfau hat sein Ziel nicht erreicht, sondern ist per Bahn hierher zurückgekehrt. Der UniversitätS- Secretär Einleitcr in Heidelberg wurde Morgens todt in seinem Arbeitszimmer aiisgesunden. Ein Schlagfluß hatte dem Leben des in der ganzen Stadt hochgeschätzten und allgemein beliebten Beamten ein jähes Ende bereitet. Bankier A. von Hvser in Konstanz ist zum Stadtverordneten - Vorsteher er wählt worden. 112 In Konstanz Ober amtSrichter a. D. Joseph Steinwarz, Privatin Franziska Cadus, Maler Karl Staiger. 112 In Hegne der Bür germeister und Accisor Seb. Schieß. — An der Bettstatt erhängt wurde die Frau des Schuhmachers Steuer in Kerk aufgefunden. Die Besichtigung der Leiche ergab, daß die Frau erschlagen und dann ausgehängt war. Als der That verdächtig wurde ihr Schwieger vater verhaftet, welcher sich im Gefäng niß aufhängte. Aus der Rheinpfalz. Das Schöffengericht in Landau ver urtheilte dcn verantwortlichen Redacteur der ultramontancn „Land. Zeitung", Meirner, wegen Beleidigung des ver antwortlichen Redacteurs des national liberalen „Land. Anz.", Dr. Hof niaun, zu 650 M. Geldstrafe. —Bei der durch den Rücktritt des bisherigen Bürgermeisters Pallmanu nöthig ge wordenen Neuwahl eines Bürgermei sters für Landstuhl und Kindsbach wurde beim zweiten Wahlgange der Kaufmann Heinr. Klingel gewählt. Wegen Verdachts der Anstiftung zum Meineid ist d:e Ehefrau des Ziegeleibe sitzerS Haag vcn Stemmenden verhaftet und in das Uiitersuchuiigsgefäugniß räch Zweibrücken eingeliefert worden Elsaß-Lothringen. Die aus den Friedhöfen von Straß burg und sonst in der Bannmeile lie genden Knegerleichen aus den Jahren 1870—71 werden gegenwärtig ausge graben, um in einer gemeinschaftlichen Grabstätte aus dem Friedhof St. Urban untergebracht zu werden. Die 85 Jahre alte Wittwe Watrin zu Gorze wurde iu ihrer Wohnung als halbver lohlte Leiche aufgefunden. Sie hatte sich vor den Ofen gesetzt, um sich zu er wärmen, war dabei eingeschlafen und eine aus dem Ofeu fallende Kohl? hatte ihre Kleider entzündet. Zum Anden ke» a» die voriges Jahr Heimgegangene Wohlthäterin Fräulein Gscll in Bisch weiler, welche dem Spital im Laufeder Jahre nicht weniger als 100,000 Mark hatte zukommen lassen, wurde die in feinstem Marmor gearbeitete Büste der selben im Hauptslur des Spitatgebäu des aufgestellt.—Der durch anhaltende Regengüsse angeschwollene Spinbach iu Dieuze hat den größten Theil der Sladt überschwemmt nnd unermeßlichen Scha den angerichtet.—f In Dornach Pfar rer Holder. Der Kirche hat er testa mentarisch 16,000 Mark vermacht. Der Gutsbesitzer Simon in Bollingen hatte aus der Jagd das Unglück, den Taglöhner Villus vou bort, welcher in einem dichten Gebüsch Reiser zum Korbslechteu schnitt, zu erschießen. Der Unglückliche war aus der Stelle todt. Freie Städte. Die Auswanderung über Bremen betrug nach Ausweis der amtlichen Statistik im October l. I. 4615 Per sonen, gegen 11,030 im Jahre 1891, 18,642 im Jahre 1390, 10,511 im Jahre 1889 und 10,311 im Jahre 1888. Vom 1. Januar bis Ende October wanderten über Bremen im Ganzen 112,946 Personen aus. gegen 123,041 während der gleichen Periode des Vorjahres. Nach den Ber. Staa ten wanderten zusammen 111,497 Per ionen, gegen 111,297 im Vorjahre au«: nach dort hat also die Aus wanderung etwas zugenommen. Der .Norddeutsche Lloyd" hat bei -chichau iu Elbing für die Reichspost oainpserlinie einen neuen Dampser mit einer Fahrgeschwindigkeit von 144 Meilen, serner in Newcastle einen gro ßen Paffagierdampser von 14 Meilen bestellt. Der KauspreiS für dcn letzteren betrügt 2 Millionen Mark. Der neuerbaute Doppetschrauben- Lampfer wird, einem Beichluß des Aufsichtsralhs zufolge, zu Ehren des LegründerS dej Lloyds den Namen „H. H. Meier" sichren. Wenn man mit dem 31. Oktober das Erlöschen der iholerascuche annimmt, hat dieselbe im »anzen 10 Wochen (vom 20. August .in) angehalten. Während dieser Zeit sind 17,973 Personen erkrankt und ,'!9O dem Würgengel zum Opser ge allen, also 42 Procent. Und zwar rkraakten bis zum 20. August 85, ge ltorben sind bis dahin 36 Personen; in >er Woche vom 21. bis zum 27. Au gust: 26SS und 1281; vom 2ö. August bi» zum 3. September.637B und 3013', I vom 4. bis zum 10. September 3362 und 1548; vom 11. bis zum 17. Sep tember 2393 und 923; vom 18. bis »um 24. September 1327 und 547; vom 25. September bis zum I. Octo- > ber 472 und 180: vom 1. October bis zum 8. October 170 und 46; vom 9. bis zum 15. October 71 und 25; vom 16. bis zum 22. October 24 und 7, und vom 23. bis zum 29. October 2 und 4 Personen. Das Exckiitivcomite für die Linderung des Nothstandes kann jetzt über nahe drei Millionen Mark quittiren. Ein sehr erheblicher Theil entfällt hiervon auf unsere auswärtigen Freunde. Das New Norker Hilfscomite sandte seine Schlußabrechnung an das hiesige Co mite; dieselbe schließt mit 142,392 Mk. ab. Einen unangenehmen Ein druck macht es in der Bevölkerung, daß die Polizeibehörde jetzt damit beginnt, die Kosten sür die Choleratransport« einzuziehen. Meistens handelt es sich um Arbeiter und weniger gut bestellte Leute, denen die Bezahlung dieser Ko sten, die sich häufig bis zu 40 Mk. er strecken, jetzt natürlich recht schwer fällt, wenn auch Ratenzahlungen zugestanden werden. Schweiz. 112 Der aus Deutschland stammende Schweizer - Sagensorscher und Lieder sammler Ernst Ludwig Rochholz, frü her Professor an der aargauischen Kan tonsschule in Aarau.—Am Neujahr übernahm I. B. Meier, Bankbeamter in Aarau, die Redaktion des .Badener Tageblatt".—ln Lenzburg feierten die aargauischen Förster das fünfzigjährig« Berufsjubiläum des hochverdienten Stadtförsters von Lenzburg, Oberst Valo v. Greierz, welcher während vier zig Jahren die aargauische Waldbau schule geleitet hat. —Die Sektion Frau euseld deS kontonalen GewerbevereinS hat sich bereit erklärt, die kantonale Ge werbeauSstellung sür 1893 in Franen seld zu übernehmen. —In EmmiShosen entstand Nachts Feuer, welche» drei Häuser iu Asche legte. Schreinermeister M. Kohler, Besitzer eines der abge brannten Häuser, wurde als der Brandstiftung verdächtig verhaftet. 112 In Kreuzlingen der Komponist Theo dor Gaugler, bis vor Kurzem Musik lehrer am Lehrerseminar. Zwischen Arbon und Romanshorn fiel Dr. Lut terkorth von Romanshorn vom Dampf schiff in die See und ertrank. Ob er den Tod als Erlösung von einem un heilbaren inneren Leiden suchte, steht nicht fest. Er war ein Deutscher von Geburt, aus sehr guter Familie stam mend, und ein ausgesprochener Phi lanthrop. Seiner Zeit hat er in Wort und Schrift und unter Aufopferung eines großen Theils seiner Einkünfte große Propaganda gegen die Studen ienduelle gemacht.—Daselbst hat sich der frühere Eisengießer Rudolf Fretz iu einem Anfall geistiger Störung ver giftet. Der Unglückliche starb unter schrecklichen Schmerzen. Der Sohn des Fretz, dem der Vater ebenfalls von dem Gift zu trinken gab, liegt schwer krank darnieder. Eine praktische Neue rung ist soeben in London eingeführt worden. Für Expreßbriefe hat. das Postamt einen neuen Versuch angeord net. Ein automatischer Briefkasten ist zu dem Zwecke im Herzen der City vor dem Börsengebäude ausgestellt worden. Mittels eines in den Schlitz geworsenen Penny erhält man ein Couvert, in dem ein kleines, weißes, eine Karte ein schließendes Couvert enthalten ist. Aus die Karte kann man die zu befördernde Botschaft schreiben, zu welchem Zwecke ein kleines «schreibpult beim Heraus ziehen des besagten Couverts vom Brief kasten herabsällt. Gleichzeitig giebt eine elektrische Glocke im zunächst gele genen Postbureau das Signal, daß ein Bote gewünscht wird. Wird die Be förderung eines Packeis durch einen Ex preßboten gewünscht, so muß der Sen der die Ankunft des Boten abwarten, um ihm das Packet zu übergeben, aber ein Brief kann in den für sofort besor gende Botschaften hergerichteten Behäl ter geworsen werden. Die nöthige Ge bühr muß in das äußere Couvert ge legt werden, das Namen und Adreffe des Absenders als Aufschrist tragen muß, und wo die Gebühr sich als un genügend erweist, muß der Absender das Fehlende nachzahlen. Die Gebühr, einschließlich Benutzung der Eisenbahn oder des Omnibusses, beträgt drei Pence per englische Meile. Falls die Benützung einer Droschke zur Besörde ruug der Botschaft gewünscht wird, muß das ersorderliche Droschkengeld kdensalls in das äußere Couvert gelegt werden und dieses den Vermerk „v? (per Droschke) tragen. Sollte sich dieser Versuch bewähren, so werden auch viele andere Mittelpunkte der Stadt und des Landes mit dieser Vor richtung versehen werden. Als die Königi n-R egen> tin in Madrid an einem der letzten Tage eine svaziersahrt unternahm, stellte sich auf dem ColumbuSplatz« ihrem Wagen die etwa 70jährige Tage löhnerin Gertrudis BaScuena entgegen und versuchte, ihr ein Bittgesuch zu überreichen. Die vier Pferde des könig lichen Wagens wurden jedoch plötzlich scheu, rissen die alte Frau zu Bode», gingen über sie hinweg und zerstamps ien mit den Husen den Körper der un glücklichen Greisin in einer graßliche» Weise. Die Königi» stieg so:oit aus. legte mit Hilfe ihre» Kamnierherrn und des zusällig vorübergehenden Gouver neurs von Madrid, Sr. Aguilera, die übersahrene Frau auf die Polstersitze des Hofwagens und ließ sie nach einein in der Nähe liegenden Krankenhause schaffen. Eine Stunde später stattete die Regentin der Schwerverwundetcn, deren Zustand zu ernsten Besorgnissen Anlaß gibt, einen längeren Besuch ab und überreicht« ihr 4000 Silberrealen ,'l6OO Mark) als vorläufiges Schmer zensgeld. Bor eintgerZeit wurde gemeldet, daß der russische General Baranak iu Taschkend unter so räth selhaften Umständen gestorben sei, daß der Verdacht einer Vergiftung laut wurde. Und zwar soll er von Personen vergiftet worden sein, die alle Ursache hatten, ihn an der Einführung von Vcrwaltungsreformen zu hindern, die er in Turkcstan beginnen wollte. Jetzt wird dem Reuter'schen Bureau über diese Affaire weiter gemeldet: General Baranak war in einer höchst delikaten Mission von einer hohen Persönlichkeit dorthin geschickt worden. Er sollte über das Betragen und die Führung des Großfürsten NikolauH Kouftantinowijfch sich informiren und Bericht erstatten. Dieser Großfürst, ein Cousin des jetzi gen Zaren, lebt seit etwa zwanzig Jahren, seit jenem berüchtigten Dia mantendiebstahl, in der Verbannung in Centralasien. Die Lebensweise des Großfürsten ist höchst excentrisch und sonderbar, und zwar in einem so hohen Grade, daß Viele glauben, derselbe sei entweder nicht recht bei Sinnen, oder zu sehr spirituösen Getränken ergeben. Diejenigen, die das Unglück haben, in seiner Nähx weilen zu müssen, fühlen sein tyrannisches Betragen. Der Groß fürst ließ jüngst einen prächtigen Palast in Tashkend erbauen, aber er zieht es vor. in einer alten, armseligen Hütte mit seiner Frau zu wohnen. Letztere, die er in einem Anfall von schlechtem Humor geheirathet, hat zweifellos die Strenge und den Zorn ihres Herrn und Meisters zu fühlen und wird oft von ihm geschlagen. Eine viel harmlosere Excentricität deS Großfürsten besteht darin, in einer Art von Schlafrock, der nicht sehr sauber ist, tinherzugehen. Dieser Schlafrock stellt den „Chalat", d. h. die Kleidung dar, welche die Ein geborenen tragen. Zwanzig Kofacken vom Ural stehen ihm zur Verfügung und sind ihm in blindem Gehorsam ergeben. Mehr als einmal haben jene unglücklichen Menschen, von denen der Fürst Beleidigungen empfangen zu ha ben glaubt, feine Rache gefühlt. Er ließ sie ergreisen, bis zum Halse iu Sand eingraben, und daraus wurden sie mit bloßem Haupte den brennenden Strahlen der Sonne ausgesetzt. Ein Arzt, welcher eine solche schändliche Be handlung zu ertragen hatte, verlor darüber seinen Verstand. Es ist daher nicht zu verwundern, daß bittere Kla gen in St. Petersburg über das grau same Betragen des Großfürsten einlie fen, und in Folge dieser Klagen wurde General Baranak nacy Turtestau ge sandt, um sich über den Geisteszustand des Großfürsten zu informiren. Wie schon bemerkt, fand der General inmit ten seiner Mission ein srühes Grab. Buddeso in Sardinien ist eine Gemeinde, welcher die Fraktion von Salti einverleibt ist, eine Ortschait mit 1200 Einwohnern, bestehend aus 28 Häusergruppen, die 40 Kilometer von Buddeso entfernt sind. Da die Ortschaft Salti gänzlich vernachlässigt wurde, so petitiouirten die Einwohner bei der italienischen Regierung um Er richtung einer eigenen Gemeinde. Der dahin aus Rom abgesandte Regierungs kommissär veröffentlicht über seinen Be such folgenden interesianten Bericht: „Die Fraktion von Salti hat weder Municipalbeamte, noch Carabiniere, keinen Geistlichen, keinen Arzt. Es eristirt daselbst kein Postamt, keine Kirche, keine Schule, kein Standesamt. Aus der Landkarte ist der Ort, trotzdem er 1200 Einwohner zählt und eiiieu Flächenrauin von 24,000 Quadratme tern umfaßt, nicht verzeichnet. Dessen ungeachtet zieht der Staat von den Be wohnern Steuern ein, sendet jedoch kei nen Steuereinnehmer dahin, sonder» jeder Bürger von Salti ist gezwungen, zweimonatlich sechzig Kilometer Wegs zurückzulegen, um seine Steuern zu be zahlen. Während der Maiseste werden alle im abgelaufenen Jahre geborenen Kinder gemeinsam in Buddeso getauft. Die Todten werden auf die primitivste Art und ohne religiösen Beistand be stattet. Ebenso steht es mit den Ver ehelichungeu. Auch diese sind->i zumeist ohne jegliche Ceremonie statt und wer den erst spater gelegentlich dem Muni zipium und det Psarrei von Buddeso gemeldet, oftmals, wenn schon Kinder da sind. Die Jmpsung, die Medizin sind in Salti blos dem Hörensagen nach bekannt. Die Kinder wachsen ohne Schulunterricht aus, denn der Ort be steht aus ganz armen Familien, die zur Nothdurft ihr Dasein fristen." So lautet der offizielle Bericht, der that sächlich wie ein Märchen klingt. Vor einigen Tagen fügte es der Zufall, daß drei Fahrgäste, die sich auf der Strecke Berlin-Dresden in einem Wagen-Abtheil zusammengefun den und zu einem Skat vereinigt hat ten. sämmtlich den Nam.'U Meyer führten, was unter jubelnder Heiterkeit durch die Vorweisung der Reiseleziti mationen festgestellt wurde. Das Meyer - Kleeblatt gehört nämlich der „merkantilischen Gesandtschaft" an, der eine dieser Reiseonkel arbeitet in Chocolade, während die beiden andern die Wäschesabrikation aus ihrer Mis sion vertreten. Alle drei sind überdies geborene Berliner und stehen in den zwanziger Jahren. Im Laufe der Fahrzeit schloffen die durch dcn Zufall zusammengeirehten Herren ein „Drei- Meyer - Bünduiß" und verabredeten, am Ersten eines jeden Monats sich im .Prälaten" in Berlin zu einer „Skat- Partie" zusammenzufinden. Gleichzei tig verpflichteten sich die Reisen sür de» Fall, daß der eine oder der andere des Dreibundes an jenem Tage gerade aus der Tour sei, einen „Ersatz-M eyer'zu stellen. In Dresden wurde das Bünd niß gehörig „begossen" und Duzbrüder schaft gemacht. Der .Chocoladen- Meyer" hielt dabei eine lange Rede, welche mit einem Hoch auf das Riefen- gefchlrcht der Meyer mit «y—ei—ai und ! ay ohne Unterschied des Standes und der Consession wirkungsvoll abschloß, > in das seine beiden Mit-Meyer jubelnd ! einstimmten. Wie oft übertrifft an grausigem Weh die Wirklichkeit den thränenreichsten Gesühlsroman! Der junge Dichter William Watson in Lon don ward in's Irrenhaus gesperrt. „Der richtige Platz für das Genie,- werden die Anhänger Lombrosos sagen t?nd den Fall kalt in ihre Tabellen ein tragen. Indessen das verrückt gewor dene Genie erklärt Watsons Schicksal nicht. Ein Genie war er vielleicht; die zwei Bändchen Gedichte, die er ver öffentlicht, empfahlen ihn als den zu- Klagelied beim Tode des Lord Tenny ten die Empsehlung. Kurzum, eines Morgens befand er sich auf der schwin delnden Höhe des Ruhmes; er ward trotz seiner Jugend der Königin zu einem Jahresgehalt aus der Civ'illiste vorgeschlagen, und da dies scheiterte, wirkte ihm Gladstone thatsächlich 2(X> L. aus dem königlichen WohlthätigkeitS- Fonds aus. Die Anerkennung, die ihm gleichsam den Stempel des natio nalen Zukunstsdichters auf die Stirn drückte, überstieg den Werth der Summe um das Tausendsache, überstieg leider auch die Widerstandskraft seiner Ge fühle. Verschiedene überschwengliche Telegramme, die er an Freunde in Amerika über sein Glück gerichtet, ver riethen schon einen bedenklichen Riß in seinem Denken. Sein Bruder, miß trauisch geworden, suchte ihn in Wind sor auf, von wo er seine Walliahrt nach dem zehn Meilen entfernten Grade des Dichters und Kritikers Mathew Arnold machen wollte. Auf dem Wege fuhr ihnen ein königlicher Wagen mit dem Herzog, der Herzogin und der Prinzessin von Edinburg entgegen; plötzlich fiel der Dichter den Pferden in die Zügel und wurde festgenommen und verhört. Und da sprudelte denn der Wahnwitz heraus: er sei der wieder geborene Milton, der seinerseits der fleischgewordene Simson gewesen. Blitze hätten ihm in der vorhergehenden Nacht Botfchaft gebracht und Detila habe ihn, obzwar vergeblich, versucht; wichtiges müsse er melden und Verhandlungen habe er angeknüpft mit Gönnern in Indien und Asrika, mit dem Sohne des Erzbischoss von Canterbury und> Herrn Stead, dem Herausgeber der Re view of Reviews Und bald schlössen sich hinter ihm die Thore des Irrenhauses, ein Narr des Glücks, das ihr. um den Verstand gebracht. Vor zwöls Jahren hätte ihm die Liebe fast einen ähnlichen Streich gespielt: er begann mit dem Selbstmorde zu liebäugein, bis ihn eine Reise nach Algerien wieder herstellte. Nachträglich wollen die Analytiker sei ner Gedichte daraus die kommende Ka tastrophe herauswittern: weil er darin von seinem Doppelgänger oder einem Scheinbilde seiner selbst spricht. „Nur wenig Freunde besitze ich, obgleich man cher Wicht, der einem Scheinbilde be gegnet, das sich für mich ausgibt und mein Gesicht und meinen Namen trägt, diesen Betrüger, dessen Betrug ich still übersehe, sür mich hält." Die Insel Caprerako stete Garibaldi ursprünglich 20,000 Lire, ja es gibt Stimmen, die behaup ten, der Kaufschilling sei noch viel nie driger gewesen. Die Transactionen und Processe, welche diesbezüglich zwi schen dem italienischen Staate und den Erben im Gange sind, schrauben den Preis des historischen Felseneilandes zu ungeahnter Höhe. Die italienische Re gierung beschloß, wie man der Frank furter Zeitung aus Livorno meldet, das interessante Stück Erde vermöge seiner zweckdienlichen Beschaffenheit zu Fortificationszwecken zu erwerben und bot den Erben Garibaldis dreimalhun derltaufend Francs dafür. Dieser An trag wurde angenommen und der Kauf-Contract von General Canzio, dem Gemahl Teresita Garibaldis, auch unterfertigt. Heute erklärt Teresita Garibaldi, daß ihre Unterschrist aus dem Documeute fehle und der Abschluß uugiltig sei, als ihr Gemahl ohne Ein willigung von ihrer Seite gehandelt und sie sich mit dem vou der Regierung gebotenen Preise nicht einverstanden er klaren könne. Dadurch ist es abermals zu einem Processe gekommen, dessen Ausgang das Gericht in Tempio auf Sardinien zu entscheiden haben wird. Der Advocat der Regierung hält auf recht, daß es sich lediglich um einen ad ministrativen Act bei der Unterserti gung des fraglichen Schriftstückes ge handelt habe und ein solcher durch die Unterschrift des Mannes allein als rechtsgiltig betrachtet werde, da nach italienischem Gesetz das Vermögen der Frau in der Ehe auf den Mann über gehe, falls der Heirathscontract kein gegentheiligeS Uebereinkommen stipu lire. Man ist in Italien auf den Aus gang sehr gespannt. Auf der Strecke Novara- Turin fuhren zwei Herren in einer Ab theilung erster Klasse. Sie kannten sich nicht und saßen stillschweigend neben einander. Plötzlich fühlte einer der Herren einen Druck an der Stelle, wo er sein vortrefflich ausgerüstetes Porte feuille trug. Er griff zu und zog die Hand seines Reisegefährten nebst dem Portefeuille aus der Tasche. Der An gefallene war krästiger, als der Dieb, und er versprach diesem, ihn so lauge mit seinen muskulösen Händen nieder zuhalten, bis er ihn auf der nächsten Station den Karabinieri ausliefern könne. Der Dieb legte sich auf's Bit ten; er stellte dem Anderen vor, daß er ja nicht geschädigt sei, und daß er als» auch gar kein Interesse daran habe, einen armen Teusel in s Loch zu brin gen. Doch der Andere wollte davon nichts hören. Da entschloß sich der Dieb zu folgendem Ultimatum: er bot seinem Gegner 50 Lire Entschädigung sür die Unbequemlichkeit, die er ihm verursachte. Und damit hatte er den gewünschten Ersolg: der beinahe Be raubte nahm die 50 Lire und ließ den Anderen auf der nächsten Station ruhiK lausen. 7