Das VrrhiiiMiß. (5. Fortsetzung.) War es wirklich nnr in der Ueber eilung geschehen? Nein. nein, die Er bitterung gegea seine Mutter blieb die selbe. trotzdem er mit so traurigem Tone gesagt: „Sie ist meine Mutter." ja gerade deshalb haßte sie diese Frau um so leidenschaftlicher. Wie hart mußte sie sein, daß die edle Leidensge stall des Sohnes ohne jeden mildern den Einfluß aus ihren Eharatter ge blieben war! Fühlte doch Ange täg lich. stündlich in ihrem Beisammensein, was sie feinem Einfluß zu danken hatte. Wie eine wilde Blume, die dem Wind und Wetter entzogen, sich zur edlen Blüthe entfaltet, wenn sie in guten Boden verpflanzt wird, so war sür sie der tägliche Bertehr mit dem Grasen dieser gule Boden geworden. Obgleich Gras Leonce nie direct aus sie einzu wirken suchte, so wirkte er schon erzie herisch durch seine ganze Persönlichkeit, durch die gleichmäßige Rulie und Hei terkeit, mii der er sein Gebrechen, seine Blindheit trug. So wie Ange war. so liebte er ste, so sollte sie bleiben; nur ihre zeitweise« Schroffheiten suchte er mit leiser Hand zu glätten, wie man von einer köstli chen Blume das kleine Ungeziefer streist, das sie zu verunstalten droht. „Störe ich? Hast Du Zeit sür mich?" Es war Gräsin Mary, welche schüchtern die Frage stellte, als sie nach beendigtem Spiel durch das Palmen haus in der offenen Thür seines Zun nierS erschien. „Gewiß, liebe Schwägerin, habe ich Zeit sür Dich," kam Gras Leonce ihr entgegen, ohne daß man seiner Stimme die Erregung angehört, welche jeden Nerv seiner Seele in Bewegung ge bracht hatte und diesen Besuch als Störung empfinden ließ. „Aber ich unterbreche Deine Lec türe." „Durchaus nicht, wir können sie zu jeder anderen Zeit wieder ausnehmen." Ange verließ das Zimmer, und Graf Leonce war mit seiner Schwägerin al lein. Diese besand sich in tiefer Er regung. Sie hatte seit dem Tode ih res Kindes schwer unter dem despoti schen Charakter ihres Gatte» gelitten, jetzt wollte sie sich scheiden lassen und in den Schooß ihrer Kirche zurückkeh ren. Graf Leonce sollte ihr zur Lö sung ihrer Ehe behilflich sein, ihre Gründe, ihre Herzens- uud Glaubens kämpse sowie die>en Entschluß ihrem Galten übermitteln, nachdem fieTan - ner würde verlassen haben. Das war der Zweck ihres heutigen Besuchs, den sie ihm stockend, nach Athem ringend, mit>heilte, nachdem sie seiner Aufforderung gesolgt und auf dem Eckdivan neben ihm Platz ge noinmen hatte. Graf Leonce folgte tief erschüttert der unlogischen Darlegung ihrer Ge danken uud Absichten uud gelangte zu der traurigen Ueberzeugung, daß sei ner Schwägerin Geist doch wohl ge litten -haben mußte. Er wollte ihre Ausregung beschwichtigen, sie wie ein krankes Kind mit sanftem Zuspruch beruhigen, sie ließ ihn aber dazu nicht kommen: der lang eingeengte Strom ihrer Gedanken durchbrach den Damm und schwoll zu einer Fluth an, sür die es kein Halten gab. „Siehst Tu," fubr sie athemlos fort, „wie man die Sünde liebt, so liebte und fürchtete ich Alfons; wie man dem Teufel seine Seligkeit verschreibt, so opferte ich unsere Vereinigung dem Glauben meiner Kindheit. Deshalb strafte mich Gott und nahm mir mein Kind! Ich kann ihn nur versöhnen, wenn ich mich von Atsons trenne. Es will an Gottes Strafgericht nicht glauben und nennt mich ein schwaches, verwirrtes Weib; auch der Kaplan, Deine Mutter nennen mich so, aber ich bin es nicht. Wenn ich verwirrt würde, so tragen sie die Schuld daran. Du glaubst es mir nicht, aber cS ist doch so." Und ihre Hände, welche bei ihren Worten das seine Battisttnch in nervö ser Unruhe zerrissen, faßten nach den seinen und klammerten sich furchtsam, haltsuchend an ihn sest. Er strich beruhigend über ihre kalten, zitternden Hände. „Meine arme Mary," sagte er, end lich zu Worte gekommen, schmerzlich ergriffen, „weshalb läßt Du Dich ver wirren, weshalb quälst Tu Dich und Alfons mit Borsiellungen von einem Strafgericht, die nur eine Ausgeburt Deiner erregte» Phantasie sein können? Bist Tu nur Gott in Deinem Herzen treu geblieben, so wird er Dir nicht zürnen, daß Du in Deiner Schwäche eine andere Form der Anbetung ge wählt hast. In welchem Tempel Du auch Deine Stimme im Gebet erheben magst, immer wird der Begriff Gottes in Deinem Herzen sein, sobald Dn die Lehre Ehristi befolgst. Keine Kirche dars sich rühmen, allein den Weg hierzu weisen zu können, wie kein Priester die Macht hat, Dich zu entsündigen oder zu verdammen. Gehe den Weg der Pflicht, welchen Dir Deine ans Liebe geschlossene Ehe mit einfach natürlicher Klarheit vorzeichnet. Trage den Ver lust Deines Kindes nicht als Strafe, sondern als Prüfung, überwinde Schwäche und Furcht und fnche Alfons durch Deinen reichen Schatz an Liebe zu beglücken, und in welchem Dome Tu auch zu Gott beten, welcher Confefsion Du auch angebören, bei welchem Prie ster Tu Dein bekümmertes Herz durch die Beichte von feiner Last befreien magst, ja wenn Du dies durch Dein Gebet in Deiner Kammer thust, denn Golt ist überall, die Form ist nicht der Geist, der Geist aber allein ist Gott." „Aber der Böse," wandte Gräsin Mary ein, ..der Kaplan schildert ihn so schrecklich, daß ich an Gott zweifeln möchte, der solch furchtbares Wesen n«' den sich diild?!." .Die höchste Vollkommenheit, Gott, konnte niemals das Böse, den Teufel zeugen," erklärte Graf Leonce ernst, .ebensowenig wie die Wahrheit die Lüge, die Liebe den Haß. Gott schuf den Menschen und mit ihm den Kampf der Sinne gegen den Geist. Daß der Geist in duseln Kampfe nicht unter liege. vielmehr im ehrliche» Streit mit Begierden und Leidenschaste» als ge kräftigter Geist geläutert hervorgehe, dys ist die hohe Bestimmung des Menschen. Gras Leonce hatte in dieser Erklä ru»g den Weg enthüllt, den er selbst Schritt tür Schritt gegangen. Seiner milden Berediiamteil gelang eS, Maro zu beruhigen und zu trösten. VI. . Da? beabsichtigte Fest fand zur Ein tänschung der jungen Comtesje nicht statt. Unerwartete Geschäfte halten Graf Alfons »ach Münster gernsen, und Gräfin Mary war an einem leich ten nervösen Fieber erkrankt. Wieder Geist sein Gleichgewicht wieder bei ihr gesunden und alles Unklare ausgesto ßen, so verlangte auch der Körper sich von der Ueberreizung zu besreien, in die ihn der kranke Geist gebracht, um auch hier eine Krisis zum Besseren herbeizuführen. In der jungen Gräfin Boudoir wa ren die blaßroihen Vorhänge herab gelassen. Ein mattrs Licht lagerte aus der steisen, altmodischen, wenn auch kostbaren Ausstattung des Ge machs. In dem weißfeidenen Him melbett. in einem Reichthum von Bat tist und Spitzen lag das zarte Gesicht der Gräfin Mary, in dem die großen Kinderaugen sich sehnsüchtig nach den lerhangene» Fenstern richteien. „Hariet!" „Fran Gräsin wünschen?" Und daZ Kammermädchen, welches mit einem Strickzeug in bescheidener Entfernung im Hintergrunde des ZimmerS faß, erhob sich und näherte sich der jungen Frau. „Bitte, ziehen Sie die Fenstervor hänge zurück. Hariet befolgte den Befehl. Eine Flnth goldenen Sonnenlichts des hel len OctobertageS strahlte herein. Grä fin Mary lächelte beglückt. „Wie das wohl thut!" sagte sie aufathmend. „Hat Sie der lange Schlaf erquickt, gnädige Frau?" „Habe ich lange geschlafen?" fragte diese erstaunt. „Ja, volle vierundzwanzig Stun den, nachdem das Fieber nachgelassen hatte." „So wurde der Schlaf mein Retter. Ich könnte aufstehen, so wohl fühle ich mich. Ist mein Mann zurückgekehrt?" „Ja, der Herr Graf kam gestern an." „War er bei mir?" „Nein, die gnädigste Frau Schwie germutter wünschten es nicht." Die junge Frau spielte nervös mit de» Spitzen ihres Plumcans und fragte nicht weiter. Hariet zog sich wieder in den Hintergrund zurück. Wenn sie doch mit Alfons Tanner verlassen könne! Neben ihrer Schwie germutter war ihr die Anbahnung eines besseren Verständnisses mit ih rem Gatten unmöglich gemacht. Ihr Muth entsank, müde schloß sie wieder die Augen. Wie sie so dalag in ih rem duftig weißen, mit echten Balen cier Spitzen besetzten Nachtgewand, die blonden, goldigen Haare zu beiden Seiten in schwere Flechten zusammen genommen. das weiche Gesicht mit dem feinen schmalen Oval in den Kissen vergraben, hätte man sie eher sür ein siebzehnjähriges Mädchen, als sür eine Ausgangs der Zwanzig stehende Frav halten können. Es wurde an die Thür geklopft. Die lnnge Gräfin hob den Kopf empor. Die Jungfer ging zu öffnen. Graf Alfons trat ein. Ter Mann mit der eisernen Maske, wie ihn Marguerite in ihrem Ueber mnth nicht unrichtig gekennzeichnet, hatte sich deniaskirt und zeigte ein be kümmertes uud erregtes Gesicht. Sie streckte ihm zum Willkomm beide Hände entgegen. Er führte sie an seine Lip- Pen. „Ich wußte gar nicht, daß Du krank bist, sonst hätte ich meine Geschäfte in Münster beschleunigt: meine Mutter schrieb mir nichts davon," entschuldigte er sich, „durch Leonce ersuhr ich erst, daß Du krank. Er holte mich von der Station ab." Dabei rollte er sich eineiySessel an ihre Seite und beschied die Jungser, daß er init feiner Frau ungestört blei ben möchte. „Du sahst Leonce?" sagte sie leb haft. als Hariet das Zimmer verlassen hatte. ~Ja," sagte er und sah sie durch' ? dringend an. Das Blut schoß ihr in's Gesicht, sie schlug die Augen nieder nnd sagte . furchtsam: „Du weißt alles?" „Ja, und ich beklage es ties, daß Du mehr Vertrauen zn ihm als zu inir ae - habt hast " Sie barg ihr Antlitz in ihre Hände, als erwarte sie einen Zorncsausbrnch, aber er kam nicht. Was auch in sei ner Seele vorgehen, ihn zur Heftigkeit, zum Zorn herausfordern mochte. Reue und Sorge behaupteten die Oberhand. Die ernste Unterredung mit seinem Bruder hatte ihn gewallig erschüttert, ihn wider Willen zur Einkehr in sich gezwungen, ihm die gefährliche Trag weite feiner Schroffheit und llnduld- famkeit feinem Weibe gegenüber ge ! >eigt. das mehr als jedes andere der Stütze, de» liebevollen Zuspruchs de durne. > Statt den Seelenzustand seiner Frau zu schollt», aus ihre Glaubenskämpfe gleichwie Graf Leonce klärend und be lehrend einzugehen, hatte er sich ihr durch diese cntsremdet und sieden Hän den des Kaplans und seiner vorur theilsvollen, strengen Mutter über lassen. I „Mein Bruder bat mir alles gesagt," fuhr Graf Alfon» fort, .ich that Un recht, von Dir das Opser Deines Glaubens zu verlangen. Das sei aber zu meiner Rechtfertigung gesagt: hätte ich eine Ahnung gehabt, wie schwer —" Sie faltete bittend die Hände. „ES ist das alles alles meine Schuld, ich weiß es. Ich Halle mir meinen Ueber tritt leichter und es mir so schön ge dacht, mit Dir in einem Tempel zu beten. Wenn Du mich darin besser verstanden^mir mehr Liebe gezeigt Hit test. so wären diese Kämpft, ich bin sest davon überzeugt, gar nicht gekom men." „So bin ich eS immer allein, den der Vorwurf trifft." sagte Graf Alfons bitter. „Ja nein." stammelte sie, „auch meine Schwachheit- Aber das soll an ders werden, ich verspreche eS Dir. Leonce hat mich über meinen Uebertritt damit beruhigt, daß es gleich sei, in welchem Tempel ich mein Gebet ver richte, welcher Priester über u»S den Segen spricht, sobald ich nur den rich tigen Begriff von Gott habe und meine zunächst liegenden Pflichten ersiille." Eine dunkle Wolke verfinsterte des Grafen Stirn. Ihre Antwort, fo erfüllt von dem freigebigsten Einfluß seines Bruders, weckte in ihm sehr wi derstreitende Empfindungen. Er hatte nach der Unterredung mit Leonce ge geglaubt, für solche Anschauungen ge wonnen zu sein, der Schlange der Eisersucht den Kopf zertreten zu haben, und nnn regte sie sich doch und brachte die herbe Aniwort auf die Lippe. „Der Einfluß Leonces auf Dich muß ein großer sein, daß diese einzige Aus sprache genügt, um Dir diese Beruhi gung zu geben." Ihr entging sein Argwohn, nicht aber seine Gereiztheit. Sie war so gewohnt, durch ihre Bemerkung solche hervorzuruien. daß sie immer darauf gefaßt war. „Ach, Alfons. Leonce wußte so klar, so überzeugend zu sprechen! Er ist so edel, so gut!" Diese offene, unkluge Bewunderung verfinsterte die Wolke auf des Grafen Stirn noch mehr. „Wirklich!" höhnteer. Sie fuhr zusammen. Eine jähe Röthe stieg wieder in ihr blasses Ant litz. Er las darin Schuldbewußtsein. „Mary" er umspannte in auslo dernder Heftigkeit ihr Handgelenk, „ge stehe es, sage es nur. Du liebst diesen edlen, guten Leonce!" Bei dieser rücksichtslosen Frage, ver bunden mit dein eisernen Druck feiner Hand, schrie sie leise auf und rief au ßer sich: .Das glaubst Du das kannst Du glauben, der Du iveißt, welche Opfer mir Dein Besitz, unsere Liebe gekostet! wissen mußt, wie Du selbst an unserem Hochzeitstage die Bitte an mich gestellt, ich möchte Deinem unglücklichen Bru der Leonce eine gute Schwester werden, da Enre Familie ihm viel an geraub tem Glück schulde?" „Ja," sagte er. immer noch nicht überzeugt, „und der Schritt vom Mit leid zur Liebe ist schnell gethan." Ihre Hände drückten sich krampfhaft über ihre Brust zusammen. „Alfons, sei gerecht, sei nicht so grausam, Tu versündigst Dich an mir und an Leonce!" „Leonce! Jmmrr und immer wie der Leonce!" stieß Graf Alfons in seiner leidenschaftlichen Verblendung zornig heraus. Einen Augenblick schien eS. als hätte seiu ungerechter Zorn ihr jeden Muth zum Widerstand genommen. Aber sie hatte Leonce getobt, sich mit ihrem Mann zu versöhnen, offen und furcht los mit ihm zu sprechen. Seiner Ueberzeugung war eS gelungen, sie mit ihren Kämpfen in Ruhe zu bringen. Sollte dies, wenn sie in Sanftmuth und Geduld seinem Beispiele folgte, nicht auch bei ihrem Mann gelingen ? „Alfons," hob sie leise, beschwörend an, .Du weißt, wie ich Dich geliebt, wie der Verlust unseres Kindes mir fast das Leben gekostet. Trotzdem lie ßest Du mich in stumpfer Resignation neben Dir bahin leben, sprachst nie mals Deinen eigenen Kummer über den Verlust unseres Kindes aus, der uns dann sicherlich näher geführt, statt, wie es leider geschah, entfremdet hat." Diese Anklage traf zu, und die Er innerung an sein Kind berührte eine Saite, welche Zorn und Eifersucht ent waffnete. Er ergriff ihre zarte Hand und drückte sie. Ja, er hatte gefehlt, schwer gefehlt durch feine Verschlossenheit und Härte, er durste sie nicht anklagen, wenn sie Trost und Beruhigung wo anders als bei ihm gesucht, der sie ihr zu geben sich nie bemüht hatte. Sein Händedruck ermuthigte sie, fortzufahren: „Ich weiß, wie ich durch meinen Trnbnnn, meine Schüchternheit Deine Geduld ermüdet, aber Deine Kälte und Ungeduld verbesserte daran nichts. Ich mochte sie verdienen, aber sie machten die Angst meines Herzens noch schlim mer. Ich hatte Niemand, zu dem ich flüchten, mit dem ich mich aussprechen konnte. Deine Mutter, der Kaplan, ja selbst Marguerite und Fred behan delten mich wie eine Geisteskranke und vermchrttn dadurch meine Unsicherheit und Furcht. Wenn Du mir doch end lich Helsen wolltest, diese zu überwin den! Gewiß, ich würde nicht bei Leonce Rath und Stütze suchen, sondern Dir allein mein Vertrauen schenken. Bitte, versuche es. habe Geduld mit mir und habe mich lieb!" Er war bezwungen. „Bedarsst Tu wirklich meiner, liebe Mary," fragte er und zog sie in seine Arme. „Sehr, o sehr!" und sie hob die sansten, sehnsüchtigen Augen zu ihm empor. „Und Du bereust es nicht, mein Weib geworden zu sein? Zuweilen glaubte ich eS, und das machte mich fo unzugänglich." .Ob ich es bereue?" Sie drückt» den Kopf fest an seine«Brust. .Nein, jetzt nicht!" „Jetzt nicht? Welche Antwort!" „Muß. foll ich nicht wahr fein? Willst Du an meiner Liebe zweifeln, wenn ich gestehe, daß es Stunden ge-. geben, wo ich mich weit, weit von Dir gesehnt, weil Du mich so hilf- und rathlos Deiner stolzen, strengen Mut ter überlassen?" „Solche Stunden sollen nicht wieder kehren, ich nehme Dich auf längere Zeit fort von hier." „Das willst Du?!" Sie jubelte beseeligt auf. Fort von den kalte», strengen Augen ihrer stol zen Schwiegermutter! Jetzt durste sie an Glück noch glauben. Harriet erschien und meldete, daß die gnädigste Frau Gräfin den Herrn Grase» ersuche, in den Salon zu kom men, sie habe eine wichtige Angelegen heit mit ihm zu besprechen. „Gut. sagen Sie Frau Gräsin, ich werde sofort erscheinen." Seine Frau erfaßte bittend seine Hände. „Alfons, vergiß nicht, was Du mir versprochen." „Beruhige Dich, ich halte mein Ver sprechen." „Auch dann, wenn Deine Mutter dagegen ist?" fragte sie beklommen. „Auch dann!" lächelte er. „Ich habe eine seste Willenskraft." „Ist es wahr," hielt sie ihn »och zu rück. „daß Deine Mutter bereits iiber MargueriteS Hand verfügt hat; sie ist noch so jung." „Das ist sie und sehr eigenwillig und deshalb zu ollen möglichen Un übcrlegtbeilen geneigt. Mit ihrem Uebcrmuth sie nur in Gefahr, entweder in die Hände eines routinirten Glücksritters zn fallen oder gegen den Willen meiner Mutter sich in irgend eine» obskure» Landjunker zu-verlie ben. Dem will uieiue Mutter durch ihre Verlobung mit unserem Vetter Moor vorbeugen. Er ist ein vollende ter Eavalier und wird gewiß Carriere machen." „Und Du stimmst dieser Wahl bei?" „In Sachen, bei denen meiner Mut ter die Hauptstimme zusällt, enthalte ich mich, wie Du weißt, schon aus Klugheit jeder Einmischung: sie würde boch nur mit einer Niederlage enden." Gras Alsons suchte jetzt seine Mut ter auf. „Du hast Dir Zeit genommen, mei ner Aufforderung zu folge»," rügte die alte Gräfin, welche vor ihrem Schreib tisch saß und einen Bries kouvertirte. „Verzeih', Du weißt, ich war bei meiner Frau." Sie sah überrascht auf. „Ich dächte, das wäre kein Grund, mich warten zu lassen. Im Uebrigen, da wir bei Deiner Frau find: ich hielt eS für gerathen, Doktor Langfeld zn konfultiren. Ich habe soeben an ihn geschrieben." „Doktor Lang:eld. welcher die Anstalt für Nervenkranke hat?" fragte Graf Alfons mit zusammengezogenenßrauen. „Und für meine Frau?" „Ganz richtig, für Deine Frau. Ich halte es für da» Beste, sie einige Zeit dort hinzugeben." Die Adern auf feiner Stirn schwol len an. „Du mußt sehr auf meine Bereit willigkeit, mich von meiner Frau zu trennen, gerechnet haben, liebe Mut ter, daß Du, ohne Dir vortrst meine Zustimmung zu sichern, diese Bestimm mung getroffen." „Du vergißt, mein Sohn, daß Du verreist warst, als Marys Zustand sich verschlimmerte, und meine Pflicht als Mutter gebot mir, zu handeln. Der Brief ist jedoch noch nicht abgeschickt, denn ich wünschie, Dich vorher mit meiner Bestimmung bekannt zu ma chen." „Ich danke Dir sür diese Rücksicht," sagte Graf Alfons kühl höflich, „die Abiendung kann mithin unterbleiben. Ich freue mich, daß meine Frau dieser mütterlichen Fürsorge nicht bedars. Ich finde sie bei weitem wohlcr und auch heiter, so daß ich ihr d'n Vor schlag gemacht, mit ihr eine länge« Reise anzutreten." Der Gräfin Hand sank schwer auf die Tischplatte. Sie sah ihren Sohn an. als habe sie ihn nicht recht ver standen. „Du Du wjllst mit Deiner Frau eine längere Reise unternehmen, und davon ersahre ich jetzt erst?" „Liebe Matter, dieser Entschluß ist mir selbst überraschend trotzdem steht er fest." Mutter und Sohn maßen sich mit einem langen, langen Blick. Graf Alfons war kein zu unterschätzender Gegner. Was sollte sie thun? „In Sachen, bei denen meiner Mut ter die Hauptstimme zufällt, enthalte ich mich schon aus Klugheit jeder Ein mischung," hatte vor wenigen Minuten Gras AlsonS zu seiner Frau gesagt, .sie würde dach nur mit einer Nieder' läge endigen." Wie der Sohn, so dachte auch jetzt die alte Gräfin. Mit fester Hand zer riß sie den Brief. „So wäre dieser überflüssig," sagte sie kurz. „Das ist er." gab Graf Alfons zu. „Ich bedaure nur. liebe Mama, daß Du in Deiner allzu großen Fürsorge bereits an Dr. Laffeld geschrieben. Ich danke Dir." Er ergriff ihre Hand und küßte sie. Bei aller ritterlichen Galanterie ihres Sohnes hatte sie doch ihren Meister ge sunden. VII. Der Herbst hatte sein Ende erreicht. Ans der Haide war die dustige Erika längst abgeblüht und im wilden Spiel jageen sich die unfreundlichen Novem-- berstürme. Die Tage wurden kürzer und kürzer. Der Winter hielt frühzeitig feinen Ein zug. Draußen fiel der Schnee und legte sich auf die nackten Zweige der Bäume, die unter der schweren Last zu brechen drohten. Ange stand am Fenster von Graf Leonces Zimmer, welcher mit seiner Mutter und Marguerite über Land gefahren war, »m ein'n Besuch zu ma chen. Sie hatte aus alter Gewohnheit zur Zeit ihrer Lesestunde sich in fein Zimmer begeben und blickte gedanken verloren hinaus in die winterliche Schneelandschast. den Tanz der Flok ken. Eine wohlthuende Wärme durch strömte das Gemach. In dem offenen Kamin von weißem Marmor knisterten und knackten die großen Buchenfcheite und eine klösterliche Stille herrschte in ganzen Schloß. Ihr war seltsam bange zu Muthe. Sie fühlte sich als ein verlorenes Blatt, vom Sturme hinweggetragen. Sollte sie da deu einzigen Freund, der diesem verwehten Blatt ein Heimathsgefühl gegeben, verlassen, weil sie unter den kalten, strengen Augen seiner Mutter nicht melir srei zu athnien können glaubte und in steter Furcht lebte, sie möchte rücksichtslos das Band der der Freundschaft zerschneiden, das sich leise, unlösbar zwischen ihnen ge> wunden. Unter dieser Freundschaft verlor sich mehr und mehr die quälende Erinne rung an das schreckliche Verhängniß, an die kurze Blüthezeit einer Liebe, die ihr zu viel Enttäuschung und Demü thigung gebracht, um sie uicht empfäng lich sür die Neigung eines Mannes zu machen, der ihr Selbstgefühl hob und aus dem entweihten Tempel ihres Her zens alles auswies, was demselben sei nen Frieden zu raube» gedroht hatte. Es war damit ihre alte Fröhlichkeit zurückgekehrt, die sie ost übermüthig machte und ihr zuweilen einen erstaun ten Blick Margnerites eintrug, die den Winter ans Tanncr entsetzlich öde fand. Alle srohen Erwartungen aus eine lu stige Karnevalszeit in Münster hatte im Herbst ein Schlaganfall ihrer Großmutter, deren rechte Seite ge lähmt. ein Ende gemacht, und wenn sich die Grafin auch wieder so weit er holt hatte, um am Krückstock mit ge wohnter Energie vorwärts zu schreiten, so waren doch immerhin ihre Kräste einer längeren Reise nnd gesellschaft lichen Strapazen niche gewachsen. Was Marguerite eine bittere Ent täuschung war, konnie für Ange nur erfreulich fein, da sie ja die Ausfüh rung der geplanten Reise nach Münster von ihrem gütigen Beschützer, dem Grasen Leonce, getrennt Hütte. Und doch konnie sie sich mit dem Gedanken beschäftigen. Tanner zn Verlaffen? Sie preßte die heiße Stirn gegen die kalten Scheiben und Thräne» traten ihr in die Augen. Niedergeschlagen wandte sie sich von dem winterlichen Bilde ab und ließ sich in einen Sessel am Kamin fallen: sie vergrub das Ge sicht in die Hände und gab sich ihren Befürchtungen hin. Weshalb überkam sie jetzt ost in sei ner Nähe ein so seltsames Bangen, weshalb fühlte sie es fast wie ei» Gebot der Pflicht, Tanner zu verlassen uud damit sich und ihn gegen eine ausstei gende Gesahr zu schützen? „Aber ach, der Weg der Pflicht ist so rauh und hat keinen anderen Horizont als den Tod," klagte sie. „Wenn nur aus diesem beschwerlichen Weg ein grüner Pfad gezeigt wird, sollen wir ihn nicht betreten und diese leichte, liebliche Wanderung, die wohlthätige Ruhe, welche ivir hierbei empsinden. uns nicht gewähren. Ich gehöre mir allein an, Niemand macht sich mit mir zu schaffen: ich habe weder Vater noch Mutter, da führt mich das Schicksal mit einen! Mann zusammen, dessen Freundschaft mir alles, alles gegeben, was Vater, Mutter. Bruder hätte» ge be» können und ich soll ihn fliehen? Blos weil die Furcht vor einem Uner klärlichen in Gegenwart der Gräfin mich nm alle Ueberlegtheit und Beson nenheit bringt. Mit welchen spitzen Worten hatte sie nicht Gras Leonces Bitte, sie heute von der Partie sein zu lassen, zurückgewie sen? „Man pflegt bei einem Besuche seine Frennde nicht mit seiner Gesellschaf terin zu belastigen," hatte sie erklärt, und er hatte dazu geschwiegen. Tie Tlnänen drängten sich zwischen den Fingern durch. Da suhlte sie sich leicht an's Knie ge stoßen. Hektor war es, der vor dem Kamin gelegen. Sie schlang ihre Arme um seinen zottigtn Hals, drückte ihre Wange a» sein Fell und weinte bitterlich. Plötzlich machte sich Hektor mit einem Ruck frei und bellte freudig auf. Ange erhob sich und trocknete sich die Augen. Schritte näherten sich. War es mög lich, kam er schon zurück? Der Huud stürzte ibr voran der Thür zu. Sie eilte zu öffnen. Ja, da stand die hohe Gestalt des Grasen in seinem Fuchspelz, über und iiber mit Schneeflocken besäet. Sie jauchzte ans wie ein großes Kind und hätte sich beinahe in seine Arme gewor fen, wenn sie nicht den Diener bemerlt hätte, der ihm den Pelz abnahm. Graf Leonce trat ein und reichte ihr beide Hände entgegen, indeß Hektar ihn um kreiste. „Nicht wahr, so früh hat man mich nicht erwartet?" „Nein," gestand Ange. seine kalten Hände mit ihren kleinen warmen an sich drückend. „Haben Sie Döllens nicht zu Hause getroffen?" „Ja, ich habe meine Mutter und Marguerite nur hin begleitet. Es war gar nicht meine Absicht, bort zu bleiben." „Das ist herrlich ach, wenn Sie wüßten—" Sie brach ab. „Nun, Angelie, was soll ich wissen?" ermuthigte er sie lächelnd. „Ach, es. ist besser, ich sage das nicht!" Aber da kam sie schlecht an. Ihr freudiges Willkommen, die Winterlust. welche ihn erfrischt und belebt, das traulich durchwärmte Gemach, die Ge wißheit, ungestört zu sein, alles wirkte zusammen, jede Ueberlegung und Zu rückhaltung über den Haufen zu wer fen. Er erfaßte von Neuem ihre Hand, die sie ihm leise entzogen und scherte: „So entkommen Sie mir nicht, eS mußgebeichtet werden! Slill. Hektor," als dieser sich eifersüchtig zwischen ihn und Ange drängen wollte, „geh' auf deinen Platz!" Der Huud gehorchte. Ange versuchte, ihre Hand zu de» freien, aber er hielt sie sest. „Soll ich einmal wieder Gedanken leser sein?" suhr er fort, als sie schwieg. „Ange, werden Sie sich nie mals an meiner Mutter Härte gewöh nen? Habe ich Ihnen nicht oft erklärt daß sie eine alte Frau ist, die in den Vorurtheilen ihres Standes groy ge worden, welche sich in ihrem Alter schwer bekämpfen lassen?" .Ich weiß das aber —" .Ange. Sie b ginnen immer Sätz» und vollenden sie nicht. Vergessen Sie nicht, daß dieses für eine» Blin den, der sie nicht durch Blicke ergänzen kann, besonders hart ist." „O. Sie sind ja ein so guter Gedan kenleser!" wandte sie ein, „und ach. wie oft täuschen, uns Blicke!" „Nicht bei Ihnen, Auge. Ich bin überzeugt, daß sie bei Ihnen kein Werkzeug der Koketterie sind. Wenn ich in Ihren Augen lesen könnte, ich würde viel eher den Muth zu einer Frage finden, die sich lange, lange schon auf meine Lippen gedrängt würde Ihnen gestehen, daß ich alle Vorzüge meiner Geburt, alle Borur theile meines Standes "freudig der Hoffnung opfern würde, Ihr Herz, Ihre Liebe zu gewinnen!" Das war es, was sie sich kaum ein zugestehen wagte. Er warb um ihre Liebe er, von dem sie die uuüber steigliche Schranke adelsstolzer Borur theile trennte, er. der Sohn jener stolzen Frau, an deren kalte Augen sie nur mit einem leisen Schauder denken tonnte. Der aufquellende Jubel, wel cher sich bei seinem Geständniß ans ihre Lippen drangen wollte, erstarrte bei diesem Gedanken. .Und Ihre Mutter vergessen Sic Ihre MuUer?" ries sie in hervorbre chender Herzensangst und entzog ihm ihre zitternden Hände. .Meine Mntter!" wiederholte er und ließ Hand und Stimme sinken. „Sie hat viel, viel an mir gut zu machen. Sie wissen, ihr Familienstolz entriß mir die Geliebte meiner Jugend, zwang uns zum Entsage». Sie nahm den Schleier, mich aber packte die Verzweif lung. Ich wollte nicht leben, ich stürzte mich in den See ich wurde gerettet, um mein Leben Hinsort als Blinder von Neuem zu beginnen! Alle stolzen Pläne meiner Mutter mit mir wurden dadurch für immer vernichtet, und wenn nicht, so wird sie nach jenem Vorgang es kaum wagen, mit rauher Hand noch einmal in mein Schicksal einzugreisen, wenn Sie einwilligen, des armen Blinden Weib zu werden." Ein Schauer des Entzückens durch rieselte Auge. Er, der Edle, begehrte sie zu seinem Weibe! „O, Graf Leonce," stammelte sie fassungslos, „vergessen Sie denn, an wen Sie Ihre Werbung richten?" .Nein. Ange, das vergesse ich nicht!" erwiederte er. sest. innig. „Ich richte sie an das Wcib, welches ich liebe, das mir über alles theuer geworden ist, und verlange nichts als Gegenliebe jene Liebe, die bereit ist. alle Unschuld uud Rechtschaffeuheit alles sür mich zu opfern, die sich an mich bindet in Wohl nnd Weh, im Leben uud im Tod. Diese Gabe gebe ich und diese wünsche .ch als Gegengabe." Ange preßte die Hände gegen das Herz. O, wie anders klang dieses Be kenntniß. als die Liebeswerbung Kelk heims. Er hatte sich in seiner Liebe nur berauschen wollen, weiter nichts; an ihre Seele hatte er nicht gedacht, sie mochte dabei zu Grunde gehen. .Sie schweigen, Ange." sagte er be unruhigt, traurig. „Wie habe ich Ihr Verstummen zu deuten? Fürchten Sie das Opser, welches das Leben an der Seite eines Blinden von Ihnen for dert?" Das ging nun doch über ihre Kräfte. .Nein, nein," rief sie leidenschastlich, fürchte ich nicht!" „So sürchten Sie den Widerstand meiner Mutter?" Sie schwieg: beiier, er glaubte das Eine als das Andere. .Geben ohne Kampf meint Liebe auf?' Ohne jeden Kamps? O, wenn er ahnte, wie dieser ihre Seele zerriß. „Nein," rief sie außer sich. „Ihre Liebe gebe ich nicht aus. Ich will sie hüten wie einen köstlichen Talisman, und Sie sollen mir bleiben, was Sie mir diese ganzen Monate iiber gewesen: mein einziger, meia bester, theuerster Freund!" , Und wenn Marguerite heirathet, wenn man Ihrer aus Tanner nicht mehr bedarf? Dieser Zeitstunlt liegt nicht so fern!" , .Weshalb sollte ich nicht als Ihre Vorleserin aus Tanncr bleiben tonnen? Wenn Sie mich als solche zu behalten wünschen, würde sicherlich Ihre Mutter nichts dagegen haben." (Sortierung folgt.) —K a s ern en ha fbl ü t he. lln terofficier: „Sie. Meier, auf Sie paßt auch, was der selige Lessing in seinem „Wallenftein" sagt: Und so ein Roß sah mau niemals wieder!" Schlagfertig. Er: „Mein Fräulein, ich liebeSie wahnsinnig!"— Sie: .Bitte, sprechen Sie mit mei nem Papa, der ist—lrrenarzt !" Vorgebeugt. A.: „Oeffnet Ihre Frau Ihre Briese?" B.: .Nein, denn ich habe es ihr erlaubt." Aha! ?l.: „Nun. wie ist Ihr erster Ausritt verlausen?" B.' .Im Sand!" »a» Murpyy-Vro». Wohl selten hat ein Amerikaner in» Auslande so schnell bei Alt und Jungt und unter allen Klassen der Bevölke rung sich Ruf und Bekanntschaft er worben, als Herr Murphy. Vielleicht hört sogar mancher seiner Landsleute von dem Manne bei dieser Gelegenheit zum ersten Male, und sragt erstaunt? „Aber wer in aller Welt ist denn dieser Murphy? Von den« Manne habe ick» ja noch gar nichts gehört!" LiinbcScommissZr Murphy. Mit dieser Verwunderung käme er aber bei der Berliner Hökerfrau in der Centralmarkthalle da unten im Mittel« p inkte des brausenden Berkehrs, am Bahnhos Alcxanderplatz, dort wo di: Neue Friedrichstraße mit der KöMA» straße zusammentreffen, schön aiu „Wat, Männeken? Sir sind woll nich von hier? Det Murrvieh-Brod is Ihnen lauter böhmsche Dörfer ? Na. da hört doch Allens uf! Det kennt ja mein Jüngster schon so genau, det er immer noch eene Stulle will, wo er von det olle preußische Brod blos eene ge prepelt hatte! Na. über Ihnen aber ooch ! Det Murrvieh-Brod hat ja aber ooch so jroße Oojen, wie so'n richtiger Schweizerkäse. aber det ausn Effeff!" Und da wendet sich unsere Freundin schon mit ihrem süßesten Lächeln zu einer vorbeipassirende« Dame, welche mit kritischen Blicke? ihren Kram mustert: „Man immer ran, schönstet Ma damken ! Sie wer'n mir doch nich vorbeijehn ? Det könnt ick ja bei Leibe nich verknusen, und dieJören zu Hause schreien nach Brod! Kieken Sie doch man her, wie schön det Gemüse is l Blumenkohl eene wahre Pracht!" In demselben Augenblick erschallt eine jugendlich Helle Stimme: „Ach, Mutter Patzken, orejen «e sich man nich so us! Se thun ja wahrhaftig s» bramsig, wie Großkohtz aus Kleen- Pankow! Oder hab'n Se vielleicht den Mann mit'n Kohks geheirathet? Jratulire!" und der Bäckerjunge denn ein solcher mar es. und noch dazu einer, der auch Murphy-Brod aus trägt macht sich lachend rechtzeitig aus dem Staube, ehe ihn das Wurf geschoß aus der Hand der tiesgekränkten Hallendame in Gestalt einer handsestei» Kartoffel erreichen kann. »Nf dem Spazierwege. Lieutenant: „Gnädiges Fräulein behandeln mich auffallend kühl. Bin ich langweiliq geworden?" Junge Dame (zum Regen drohen den Himmel blickend!: „Ach auf richtig gesagt, mein Herz sehnt sich für den Augniblick nach einem Civilisten mit Schirm!" Aufrichtig. Gast (zum Hau firer): .Wie kommt e», daß Sie jedem hier anwesenden Herrn Ihre „echten Meerschaum - Eigarrenspitzen" angebo ten haben, nur mir nicht? Ich sehe, Ihnen wohl zn gering aus?" firer: „Zu gecing nicht, lieber Her«» aber zu gliche.dt!" 3