Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 16, 1892, Page 6, Image 6

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    6 zu den EolumbnS-Aeste«»
Wenn sieben Städte des Alterthum!
Bich um die Ehre stritten, daß in ihnen,
»ie sich ein französischer Witzbold aus-
Hritckt, der blinde Homer das Licht der
Welt erblickt habe, so haben sich als Ge
burtsorte des Christoph Kolumbus bei
läufig zwanzig italienische Städte an
gemeldet. davon nicht zu rede», daß der
Entdecker der neuen Welt nach einer
IKB2 erschienenen Schrift in England
geboren und nach einer neuern Flug
schrift „!>, rokl Irisdmkn" gewesen sein
soll. Ob alle diese Geburtsorte in letz
ter Zeit ihren berühmten Landsmann
würdig gefeiert haben, wissen wir nicht.
Aber die Bewohner van Calvi aus Kor
sika haben eS sich nicht nehmen lassen,
besonders feierliche Umzüge mit einer
Rachbildung des Admiralschiffes,,Santa
Maria" zu veranstalten, dem bei den
Seesesten von Palos auch eine Haupt
rolle zugewiesen war.
Nicht weniger als drei korsische Geist
liche hatten sie ja in ihrem stolzen An
sprüche durch Schristen bestärkt, in
denen klärlich dargethan war, daß sich
in einer Straße von Calvi ein Stein
finde mit dem Wappen „des Helden der
Meere", daß es in Calvi Familien mit
dem Namen Torre, Ballestrieri und
Mgnese gebe, offenbar Verwandte der
Aegteitcr des Columbus, Torrcz. Bal
lestrer und Agnez. uud daß Columbus
leine Meute korsischer Hunde gehabt
Habe, als ein echter Korse, der so wenig
von feinem Hunde läßt, wie ein Araber
von feinem Pferde. Daß der große
Entdecker als Genuese bezeichnet wurde,
machte die korsiiche» Gelehrte» nicht be-
denn die Einwohner von Calvi
besaßen ja genuesisches Bürgerrecht.
Als freilich der amerikanische Forscher
Henry Harrisse auf Grund femer Un
tersuchungen in den Archiven von Ge
nna diese Legenden alle, namentlich
aber die von den „c»,ni oorsi", die
nichts anderes bedeuten, als Blut
hunde, einfach in das Reich der Dumm
heilen verwies, zog sich die korsische Ge
lehrtcuwelt aus die bescheidene Bitte
zurück, „man möge doch Calvi er', ü
ben. aus dem Zweifel Nutzen zuziehen,
ber über dem Ursprünge des.großen
Seefahrers schwebe".
ES ist ja in der That auch durch die
neuesten Forschungen noch nicht jeder
Zweifel in dieser Hinsicht behoben wor
den. Daß Genua die Hcimalh des
<solumbuS war und demnach mit Recht
den Reigen der ColumbuS-Feste eröff
nete. daß wird allerdings wohl ausrecht
bleiben müssen. Allein ob seine Wiege
in der Ort>chask Savona bei Genua,
wie man aus einer kürzlich ausgcfun
denen Madrider Urkunde wissen will,
in der Genueser Vorstadt vor der
Mßrta >san Andrea in dem Hause ge-
Äoiidcn, das eine Inschrift kurzweg als
xfein Geburtshaus bezeichnet und das
uns letzter Tage die illustrirten Blätter
gezeigt haben, das ist bis zur Stunde
ibenso bestreitbar, wie die Frage, ob
fein SterbehauS in Valladolid, jenes
fiattlichc Kloster, daß uns spanische
Maler abgebildet haben oder, wa« viel
leicht wahrscheinlicher ist, irgend eine
ärmliche Herberge war. Man hat in
Wallado id einen Preis auf die Lösung
dieser Frage gesetzt, aber wir haben ge
ringes Vertrauen, daß diese Frage
überhaupt noch gelöst werden könne.
Nicht viel besser als mit derßestimmung
des Ortes und Hauses der Geburt des
Holniubns stehl es mit derjenigen seines
Geburtsjahres. Ist er am ZI. October
1446 und 1447 geboren, oder können
wir mit Harrisse nur feststellen, daß er
zwischen den Jahren 1446 und 1451
«in letzten Octobertage auf die Welt
gekommen sei? Wie die Tausbücher
seiner Zeit, so läßt uns auch die Bild
nißmalcrei von damals im Stiche. Bei
Kolumbus ist dies noch besonders be-
weil er in d n letzten Jahren
seines Lebens aufgehört hatte, für die
Spanier ein berühmter Mann zu sein,
so zwar, daß die Nachricht von seinem
Zode kaum beachtet wurde. Von den
vielen „echten" Bildnissen des Kolum
bus. die uns mährend der jüngsten Fest
zeiten vorgelegt wurden, ist aber keines
auf einen Zeitgenossen zurückzuführen,
der ihn von Augenschein getannt hätte.
Ein als besonders „echt" gepriesenes
Columbnsbild entstammt jener berühm- j
ten Bildersammlung des Paolo Giovio, !
in der sich nur leider auch „echte" Bild- '
nisse Jesu Christi und des Archimedes
be-anden! Und das allerccht.'ste Kolum
busbildniß, das von einem Yankee kürz- j
lich um einen ungeheuren Preis in
Aenedig gelaust wurde und das mit
dem Namen Loreuzo Lotto gezeichnet j
nächstes Jahr in Khieago ausgestellt
sein wird, zeigt uns den großen Ent-
ecker. eine Karte Amerikas in der Rech- j
in. die von Joh. Ruysch 1508, volle
zwei Jahre nach dem Tode des Kolum
bus, herausgegeben wurde!!
Wenn aber so manche Lücke in unse
rer Kenntniß von Wesen und Leben des
Holnmdns namentlich deswegen un
ausgesüllt bleiben wird, weil sein erster
Diograph, der einem Liebesverhältnisse
mit einer spanischen Hofdame ent
flammte Sohn Fernando Sohl, um ein
Dunkel über seine Herkunft zu laffen.
über das Vorleben seines Baters vor
Zier Ankunst in Spanien nichts berich
tet, so sind doch über viele einzelne
Punkte ans Anlaß der Kolumbus-Feste,
namentlich in Spanien, wichtige neue
Mittheilungen gemacht, viele überlie
ferte Irrthümer zerstört worden. Durch
die neu« LcdeiiSgcschichte des kolumbusl
«oii Asensto und durch den reichen In
halt der Zeitschrift I. Valeras .KI
<z«n>»nitrio", ktnnen wir besser als
iseitbcr die Lebens- und Familienver-
des Entdeckers Amerika?,
die alle Kultur des neuen Welttheils,,
»ie EntdectungSfahrten vor Kolumbus,
die deutschen Amerikasahrer zu seiner
Heit. seine spanischen Genossen, den
Antheil de« Hofe« und einzelner Großen
„nid Geistlichen an seinem Unterneh.
znen.
Ersetzen wir uns einmal auf den
«Schauplatz der jüngsten großen Festes
Äi Quelva. d:e durch die Anwesenheit
der Königin-Regentin und des jungen
Königs einen so außerordentlichen
Glanz erhalten ! Wir stehen auf einem
kahlen Vorgebirge vor jenem Franzis--
kanerkloster Sankt Maria de la Rabida,
an dessen Pforte nach dcr Legende
Christof Kolumbus und sein sechsjähri
ges Söhnchen Diego aus Portugal
flüchtig, eines Tages, etwa gegen Ende
des Jahres klopfte, „um Wasser
und Brot" bittend. In allen während
dieser letzten Zeit nn-Z zu Gesichte ge
kommenen Erzählungen war auch der
Irrthum wiederholt worden, der Prior
Juan Perez de Marchena habe ihn auf
genommen. Nun hat es aber, wie
jetzt ein Franziskanerpater Josef Cod
nachgewiesen, einen Juan Perez
Marchena niemals gegeben.-
Der Prior jenes Kloste«« hieß viel
mehr Juan Perez, er war Beichtvater
der Königin Jsabella gewesen; er wurde
der Freund des Kolumbus, begleitete
ihn an I«n Hof, unterstütz e ihn dafelbst,
führte ihm in Palos seine besten Fahrt
genossen. die Brüder Pinzon, zu uud
stand, wie es in der amtlichen Urkunde
heißt, ihm zur Seite am 23. Mai 1492,
als in der Kirche von Palos der könig
liche Befehl über die Ausrüstung von
zwei Karadelen verlesen ward. In den
indischen Archiven von Sevilla aber be
findet sich eine Urkunde über den Auf
enthalt des Kolumbus in Palos, wo es
heißt, er habe im Kloster La Rabida
sich über die Mittel seiner Entdeckung
mit einem „Fraile Astrologo" (einem
der Astrologie kundigen Attnche) „be
rathen, der im Kloster als Psörtner
war, wie auch ein Mönch Juan, der in
seiner Jngend der Königin Jsabella ge
dient hatte."
Kolumbus selbst schrieb an den Kö
nig und die Königin: ~Nie habe ich
Hilse bei Jemand gefunden, außer bei
dem Mönche Antonio de Marchena;"
und diese wieder riethen ihm in einem
Schreiben, „einen guten Astrologen
mitzunehmen, und zwar am liebsten
den Mönch Antonio de Märchens weil
er ein guter Astrologe ist und offenbar
Eure Ideen zu den seinigen gemacht
hat." Den Irrthum aber, den Prior
Juan Perez nnd den Pförtner Anionio
de Marchena zu einer einzigen Persön
lichkeit zu verschmelzen, bat zuerst der
GeschichtsschreiberLope de Gomara 1552
begangen; und erst unseren Tagen war
es vorbehalten, das Luum
herzustellen.
Jenes äußerlich so unscheinbare Klo
ster La Rabida aber, das seit vier
Jahrhunderten seinen Platz in der
Weltgeschichte besitzt nnd in diesen Ta
gen Abgesandte aller Kulturvölker in
leinen gastlichen Räumen empsing,
wurde nicht bws so, wie es einst
Kolumbus gesehen, sondern in einzelnen
Theilen so wieder hergestellt, wie es
Jahrhunderte vor Kolumbus ausge
sehen. Der mit dieser Angabe betraute
Madrider Baukünstler Ricardo Velaz
quez hat daselbst arabische Thüren und
Fenster blosgelegt und damit auch für
den Sprachunkundigen dargethan, daß
der Name Rabida, über den so viel
gesäbelt worden, arabischen Ursprungs
ist und nichts anderes bedeutet als
„Morabut": Heiligeneinsiedelei. Auf
diesem klassischen Boden aber, weithin
über die Wogen des atlantischen Mee
res sichtbar, ragt jetzt zum Himmel das
von demselben Velazquez in der Höhe,
von 65 Metern aus dem weißen Mar
mor der Provinz Huelva säusenartig
erbaute, von einer bronzirten Weltku
gel mit dem Kreuze gekrönte Denkmal
des Kolumbus, das eigenartigste, das
Spaniens Dankbarkeit dem großen
Manne im Mutterland errichtet hat.
Aber auch jenseits des Meeres, auf
einem der wenigen Punkte, die Spa
nien noch von seinem ungeheueren Be
sitze in der neuen Welt geblieben, wird
das Andenken des Kolumbus durch ein
Werk der spanischen Kunst geehrt wer
d n, so eigenartig und schön, wie in
neuerer Zeit kaum eines geschaffen wor
den.
Dasselbe, von der Hand des Madri
der Künstlers Arluro Melida sür die
Kathedrale der Havana entworfen und
von der Akademie der schönen Künste in
Madrid preisgekrönt, soll als Behält
niß für die Ueberreste des Kolumbus
dienen, die angeblich im Jahre 1795
von Santo Domingo nach der Havana
überbracht wurden. Man denke sich
einen Sockel im Style der azieküchen
Tempel als Sinnbild des amerikani
schen Bodens: ans demselben vier He
rolde als Vertreter der vier Königreiche
der alten spanischen Monarchie. Kasti
lien, Leon, Aragon und Navarra, den
Sarg mit der Äsche des Kolumbus tra
gend.
Zwischen ihnen, auf dem Sockel,
liegen die eisernen Ketten, die Kolum
bus tragen mußte, mit dem Lorbeer
und der Märtyrerpalme bedeckt. Das
Denkmal ist polychrom gehalten, in der
Art der Grabdenkmäler Karls V. und
Philipps l). im Eseorial; die Herolde
in reichem Wappenschmucke sind aus
verschiedenfarbiger Bronze gebildet, ihre
Gesichter aus gefärbtem Alabaster, ihre
Augen mit gemalten Pupillen, nach
dem Borbilde der berühmten Büste des
Seneca. Melida wollte eben für den
unvergleichlichen Mann ein Denkmal
sch.iffen, das seinesgleichen nicht unter
den Denkmälern der großen Männer
aller Zeiten hätte. Die Vierzahl der
Sargträger auf seinem Denkmale soll
aber zugleich des Kolumbus vier Ent
deckungssahrlen und seine vier Begräb
nisse und Wanderungen nach dem Tod»
versinnbildlichen.
Ruht die Asche des Kolumbus aber
auch wirtlich in der Kathedrale der
Havanna? Man bezweifelt e§ heute
noch und aus Washington ist vor eini
ger Zeit eine Nachricht gekommen, die
wie ein Hohn auf alle ColumduS-Feste
der gesitteten Welt klang. Hiernach
hätte der Präsident der Republik von
Santo Domingo die Reste des Ko
lumbus der Regierung, der Ver. Staa
ten als Unterpfand sür ein Anlehen
von 100,000 Pesos, oder auch zum
einfachen Kause angeboten! Und wenn
dieses unedle Angebot nicht angenom
, wen wurde, so lag der Hauptgrund
doch wohl kaum in der Furcht, da»
man falsche Gebeine aus Santo Do
mingo liefern werde.
W. Lauser.
Das Bettelwesen in Italien.
Dem italienischen Bettelwesen ir
Italien liest ein Mitarbeiter der „Köl.
Ztg." der sein Herz von seinen „Reise
schmerzen in Italien" entlastet, gehörig
den Text. Wenn an fast jeder Kirchen
thür, an fast jedem Eingang einei
Kunstsammlung, an fast jedem schönen
AnSsichlspunkte eine zahnlose Alte, ein
Krückenmann, ein schmutziger Land
streicher, ein paar halbnackte Kinder
uns anbetteln; wenn in den Kirchen
die Betrachtung von Altären oder son
stigen Kunstwerken durch ein zudringli
ches Bettelweib gestört wird, so ist das
wahrlich kein sogenannter Genuß. Das
Häßlichste dieser Art erlebten wir in
Bologna: vor dem Besuche der Ma
donna di San Luca daselbst muß ge
radezu gewarnt werdeni Die Marien
kirche liegt auf ziemlich hohem Vorberg!
des Apennins; der Weg hinauf führt
durch eine fast eine halbe Stunde lange,
ansteigende Bogenhalle mit Wallfahrt
stationen.
Nun liegen oder sitzen an jedem Sta
tionsbilde und »och an vielen anderen
Punkten der ermüdend langen Hall«
vereinzelt oder in Gruppen bettelndei
Weiber und Männer, und zwar meist
aus beiden Seiten des Weges gleichzei
tig, so daß der Fremde hindnrch schrei
ten mnß wie durch eine Lästerallee.
All dieie 50 oder 60 Bettler beschenken
zu wollen, wird wohl Niemandem bei
kommen; auch der anfangs Weichher
zige stellt die Gaben bald ein. In jede
Bettlergruppe geräth Bewegung, sobald
sie den oder die Fremden wahrnehmen!
der Eine bringt seine verstümmelte
Hand in die am meisten mitleiderre
gende Haltung, der Andere fällt auf
jeine bloßen Knie und rutscht damit
über die Steinplatten, eine Frau legt
ihr anscheinend in Krämpfen zuckendes
Kind an die Brust. Lahme und Krüp
pel bringen ihre Krücken oder hölzernen
Arme in die gebührende Jammerstel
lung. Verwachsene stellen ihre Höcker
oder L-Beine in Positur. Dieie Scene
wiederholt sich sünzehn, zwanzig Mal;
immer jammerndes Beten beim Heran
nahen der Fremden, ichimpfende Nach
rufe denen, die ohne Verabreichung von
Gaben die Gruppe durchschritten haben.
Auf dem Rückwege suchten wir strecken
weise neben der Säulenhalle her zu
wandern, um die Lästergruppen zu um
gehen.
Eitles Bemühen: Krüppel und
Kranke schwangen sich über und krochen
durch die Brüstung und brachten sich
höhnend in die gewohnte Jamnierstel
lung! Freundliche Leserin, die Aus
sicht von dem Berge der Madonna di
San Luca ist zwar sehr schön, wir aber
rathen Dir: bleibe nnlen! Es muß
indessen zugestanden werden, daß mit
unter der Bettel in Massen auch erhei
ternd wirken kann. In Fiesole, wohin
uns die elektrische Bahn von Florenz
sührte, stürzte, sobald der Zug still
stand, ein schwärm zerlumpter Kin
der und angehender Jungfrauen und
Jünglinge aus uns zu; dreißig Hände
streckten sich nnS entgegen mit der
freundlichen Bitte: unc, solclo, uno
soläo, UN<l «oläo. Wir wanden uns
durch diese Nachkommenschast des edlen
Etruskervolkes, aber die einzelnen Bit
tenden folgten uns, wo sie ihre Forde
rikng ermäßigten: clus osntssimi, <tus
osnlszimi, <lus osntisimi. Als auch
diese immerhin anerkennenswerthe Er
mäßigung keine Gegenliebe fand, ver
suchten sie es mit dem geringstmöglichen
war drollig genug.
Eine moderne Vhe«
(In vier Bildern.)
Der Humor.
Zwischen Narrenhxit und Liebe
Pendelt dieser Welt Getriebe.
Lacht mein Witz die eine fort.
Reißt'S mein Herz zur Andern dort.
Gott sei Dank! Daß ich erkor.
Mir die Mitte: Den Humor!
EinOfsenherziger. Com
merzienrath: Ich muß Ihnen ganz
offen gestehen, Ihre Werbung um
meine Tochter überrascht mich im hohen
Grabe. Sie sind noch nichts, Sie
haben noch nichts ja. was verstehen
Sie denn eigentlich ? Freier: Die
Mitgist Ihrer Tochter mit Anstand
auSluacben Qerr Commeruenratb!
Die reichste »mer»an«rin.
Die seHS obersten Stufen in der
Nangcrdnung der amerikanischen Mil
lionäre sind von Männern besetzt: die
siebente aler nimmt eine Dame ein,
nämlich die bekannte Frau Hattie How
land Robinson Green. „Bekannt"
kann man eigentlich nur in ganz be
stimmtem Sinne von ihr sagen; sie ist
in den Gcrichtshösen und bei den An
wälten in sast allen Theilen unseres
Landes wohlbekannt, denn sie ist eine
eisrige Proceßsührerin, und sie hat in
vielen Landestheilen ausgedehnte Ge
schästsinteressen, wegen deren sie sich,
mit mehr oder weniger Recht, häusig
mit Gegnern in den Berichten herum
streitet. Außerhalb der Rechtstempel
jedoch ist sie, abgesehen von ihrem Na
men, blutwenig bekannt. Und doch
dürste namentlich das schöne Geschlecht
Interesse daran nehmen, seine geschäft
lich so ersolgreiche Schwester, die 40-
sache Millionärin Hattie, etwas näher
kennen zu lernen. '
Hrm Green, die Milllouilrin.
Hattie steht jetzt „ungefähr" im Alter
von 55 Jahren: Angabe
möchten wir nicht riskiren, und eS
kommt auch gar nicht weiter darauf an;
denn erstens ist sie Gattin nnd Mutter
von drei Kindern, und zweitens ist
ohnedies ihr ganzer Reiz ihr G.'ld, und
ihr ganzes Vermögen in diesem irdischen
Jammerthal (höchstens ihren
Sohn ausgenommen, der ihc sehr an's
Herz gewachsen ist.) das Geschäft, vder
vielmehr die Geschäste!
Schon in ihrem Aenßeren unterschei
det sie sich wesentlich von ihren meisten
GeschlcchtSgcnossinnen. Ihr Kopf hat
fast gar nichts von dem Kopf eines
typischen Weibes. Das Gefühlvolle
und SchönheitSsinnige fehlt an den
Gesichtszügen ganz. Der Kops hat
wohl eine normale, regelmäßige Gestal
tung. aber er ist nicht, wie die meisten
Frauenköpfe, vorwiegend rund, sondern
er ist fast ganz rechtwinkelig, von dem
fast viereckigen Kinn an bis zum Schei
tel; kühle Verstandstraft und Ent
schlossenheit sind offenbar in diesem Ge
sicht stark ausgebildet. Ziemlich her
vorragend macht sich die Nase bemcrk
lich. Die Augen sind grau, von schar
fem Blick.
Vielen der ärmeren Geschlechtsgenos
sinnen HattieS wäre wohl die Gesell
schaft derselben gar nicht angenehm,
wenn sie zusällig auf der Straße mit
ihr zusammentreffen würden. Für
fashionable Kleider hat Hattie gar kei
nen Sinn, und wenn es auf sie ankäme,
könnten alle Putzläden und Mode
journale eingehen. Sie tauft sich
lauter fertige Kleider, und wenn sie je
eines gekauft W, das mehr als SlO
kostete, so ist sie mit diesem wenigstens
außerordentlich zurückhaltend! Jni
Winter trägt sie ganz einfaches, aber
warmes Wollzeug, und stets hält sie
nur darauf, daß ein Kleid ihr bequem
sitzt und ja nicht zu vergessen!
nicht zu bald zerreißt. Sie hat an
ihren Kleidern ungewöhnlich lange, und
könnte darin kaum vom ärmsten deut
schen Dorffchulmeisterlein überboten
werden. Wie mit den Kleidern, hält
sie es auch mit der Wohnung nnd dem
Essen. Sie'sucht überall, wo sie hin
kommt, nur die bescheidensten Kosthän
ser oder die billigsten Hotels auf.
Wen» man dazu noch ihre beständige
Lesorgniß vor zänkischen Gegnern und
lieidern auf ihr ewiges Prozesfeführen
nimmt, so kann man leicht ermessen,!
vas diese 40fache Millionärin von!
hrcm Mammon eigentlich hat. Dasi
Heid, an dem sie so gierig hängt, hat
>ei ihr kläglich seinen Beruf verschlt.
ES ist an der Zeit zu bemerken, daß
Niemand sagen kann, wie reich sie
nzentlich ist. ObigeS ist nur eine
»ngesähre Schätzung, und sicher ist,
»aß die Wirklichkeit nicht dahinter zu
rückbleibt. Wahrscheinlich weiß sie
selbst nicht genau, wie viel sie werth ist.
Was sie aber davon weiß, verräth sie
selbst ihren besten Freunden nicht, denn,
sagt sie, „das wollen nur Männer wis
sen, die fortwährend ihre Nase in meine
Angelegenheiten stecken, ohne ein Recht
dazu zu haben, und die erlangte Aus
kunft-nur dazu verwenden wollen, mir
uud meinen Kindern zu schaden."
Bis oor Kurzem wußte auch Nie
mand etwas Sicheres darüber, wie sie
ihren Mammon erworben hat. Erst
dieser Tage ließ sie sich einige Mitthei
lungen darüber von einem Bekannten,
welcher seinerseits Verbindung mit dem
Druckerteufel hat, entlocken. Völlig
aufrichtig sind zwar ihre Aeußerungen
nicht zu nehmen; denn wenn sie ganz
nngenirt von der Leber sprechen würde,
so würde sie wahrscheinlich auf die
Frage, wie sie ihr Geld erworben, ein-
lfach aMworten : .Indem ich es nicht
ausgegeben habe," und ein gutes Stück
chen Wahrheit läge sicherlich darin.
Green ist zum Theil wenigstens
immerhin eine sehr geschickte Mehrerin
ihres Gutes gewesen ist. Doch geben
wir ihr selbst das Wort; ihre interes
santen Angaben sind sicherlich zntres
send, „soweit sie gehen," uud zeigen
eine selbst in unserer Zeit und in un
serem Lande nicht gewöhnliche Lauf
bahn eines Weibes :
„Einen großen Theil meines Vermö
gens habe ich nicht erworben, sondern
geerbt. Meine Vorsahren waren eng
lische Ouäker. Ein Robinson (das ist
ihr Mädchenname), war Tory-Gouver
neip der Massachusetts-Bai, und ich
habe noch heute das silberne Siegel,
mit welchem er seine amtlichen Schrist
stücke beglaubigte; auch besitze ich noch
das Haus unweit New Bedsord, das er
aus dem Grunde baute, welchen er
direct den Indianern abgekauft hatte.
Ich war die einzige Erbin auf des
Baters, des Großvaters, der Mutter
uud der Großmutter Seite. Meine
Wiege stand in New Bedford. und ich
ging zu Mrs. Lowe» in Boston, der
Schwägerin des berühmten Schriftstel
lers James Russell Lowell. in die
Schule.
Wie ich zu meinen Gefchäftskenntnis
ten gekommen bin? Da ich das einzig«
Kind meines Vaters war und allein mit
ihm und meinem Großvater lebte, fo
gewöhnte ich mich allmälig, daran, mei
nem Vater die eingegangenen Geschäfts
briefe vorzulesen und schließlich auch die
Antworten darauf nach feinem Dictat
zu schreiben. So eignete ich mir, ohn«
es von vornherein darauf abgesehen zu
haben, Kenntniß der vielen Geldanlagen
an, an dmcn ich jetzt auf eigene Hand
betheiligt bin. Mein Vater war auch
lange Zeit einer der Pioniere der Jn
dustricen an der Küste des Stillen
Oceans, und er hat die erste Straßen
bahn in San Francisco gebaut. Auch
war er an Handels- und an vielen
Schissahrtsunternehnittngen betheiligt.
Durch die Verbindung meines Vaters
mit Seesahrtsgeschästen habe ich auch
meinen Galten Edward Henry Green
kennen gelernt (der noch am Leben ist):
er war im ostindischen Handel beschäf
tigt nnd brachte seinerseits ein großes
Vermögen mit; sein Vater war Richter
nnd ein enger Frennd des berühmten
Abenteurers Kapitän Marryatt. I»
New Hork heivMhetcn wir uns. Unsere
Geschästs- unif Handelsintercsscn er
streckten sich bald fast auf Alles, in das
man überhaupt Geld stecken kann. Abe
ich interessire mich eigentlich gar nichi
für Geschäftsangelegenheiten bei
Gott, nein ! Ich hasse sie; befasse
mich damit nur meiner Kinder wegen."
Als man sie fragte, was sür eine
Zukunft sie für ihren jetzt 23jährigen
Sohn beschlossen habe (ihre Kinder sind
übrigens gleichfalls stets sehr knapp
gehalten worden), welcher jüngst im
„7)ale Kollege" ausstudirt hat, ant
wortete sie nur .Geschäft!" Sie
hätte vermuthlich, auch wegen ihrer
Vorliebe für wohlfeile Kleider, eine
geradezu vormgliche Lebensgefährtin sür
den 17 - Kcnts-Halsb'indcii-Millionär
Russell Sage abgegeben.
Sharfe Antwort.
Herr: e »
nen Ochsen gesehen, mein Fräulein?"
„Um Got
teswillen, Sie wollen aber auch nichts
wie Komplimente!"
WetSveit.
„Wer das Glück hat, kriegt die Braut"
Schreit das alte Sprichwort laut:
Doch wohl mancher denket: Wehe!
Schon drei Monat nach der Ehe:
Jetzt hab' ich die Braut genommen.
Doch das Glück nicht mitbekommen.
Aus dem Leben.
Eitelkeit ist die Muhme
Von manchem Heldenthume,
Egoismus der Vater
Und Neid der Berather.
JmExamen. Professor (bei
der Behandlung des Erbrechts): „Und
wie heißt derjenige, der beerbt wird?"
Kandidat: „Der Erblasser."
Professor : „Gut, Herr Kandidat, und
können Sie mir wohl sagen, weshalb
er so heißt ?" Kandidat: „Weil er
gestorben ist. dabei muß jeder erblas
, sen
Di« »«schichte d«» «a» d«
Cologn«.
AuS der Geschichte des Eau de Co
logne werden jetzt Einzelheilen bekannt.
Danach war der Erfinder des Kölni
schen Wassers, der italienische Händler
Giovanni Maria Farina, im Jahr«
1709 im Alter von 25 Jahren aus
seiner Vaterstadt Domo d'Ossola aus
gewandert, um an den Usern des
Rheins sein Glück zu suchen. Er ver
kauste Seise, Parsümerien nnd andere
Toiletkngegenstände, die er aus Italien
bezog.7
Auch fand man in seinen
Geschäftsräumen in Köln am Irlich-
Platz ein neues Parfüm, dessen Berei
tung sein Geheimniß war. Kr hat ihm
den Namen der Stadt gegeben, die er
zu seinem Wohnsitz erkoren hatte, um
sich das Wohlwollen seiner neuen
Landsleute zu sichern. Viele Jahre
hindurch drang der Ruf des von ihm
erfundenen Erzeugnisses kaum über die
Grenzen der rheinischen Lande hinaus.
Erst der siebenjährige Krieg und der
Durchmarsch der sranzösischen Heer«
verschaffte dcr Entdeckung einen euro
päischen Ruf.
Fariua lebte lange genng. um den
Triumph seiner Entdeckung noch zu
schauen, und starb 1766. sast 8V Jahr
alt. Sein Nesse erbte sein Vermöge»
und sein Geheimniß. Dieser Erbe dcr
ersten Firma hat die Fabrit aus dem
Jülichplatz bis 1792 geleitet. Er hin
terließ drei Söhne: Johann Baptist,
Johann Maria und Karl Anton. Der
gegenwärtige Leiter des Hauses, Jo
hann Maria Farina, ist der knick von
Karl Anton. Sein Theiliiehmcr ist
Johann Maria Hermann. Seit 1709
sind nnr zehn Personen in das Geheim
niß der Herstellung des Kölnerwasjers
eingeweiht: niemals ist ein Staatsge
heimniß mit größerer Wachsamkeit ge
hütet. Das von der Hand des ersten
Farina geschriebene Rezept ruht in
einem Krystallbecher uud dieser selbst in
einer dreisuch verschlossenen Truhe. In
dem Zimmer, welches dem krsinder als
Laboratorium diente, findet sich noch
die mächtige Maschine, in der die Oele
mit Hilse einer Kurbel gemischt werden.
Der Mechanismus erinnert an ein»
Buttermaschine.
Dieser ganze Theil deZ Gebäudes ist
aus Stein und Eisen erbaut und wird
von doppelt verschließbaren Thüren
abgesperrt. Beim Betreten dieses Rau
mes erblickt man eine alte Truhe aus
geschnitztem Holz, die mit Hähnen ver
sehen ist und einst zur Füllung dcr
Flaschen diente. Die Keller sind in
verschiedene Abtheilungen zerlegt, die
durch dicke Mauern vou einander ge
trennt sind. Um bei ausblechendem
Feuer den Brand zu beschränken, ist
jede Zelle sür sich abgeschlossen. In
diesen Abtheilungen lagern mächtige
Fässer, die mit Kölnischem Wasser ge
füllt sind. Die Tonnen sind aus Ce
dernholz gefertigt; dieses ist das best«
zur Ausbewahrung von Parfüms, eS ist
ungemein widerstandsfähig und übxr
trägt tcincn Geruch auf die Flüssigkei
ten. Die Fässer werden in Marseille
angefertigt und kommen in Köln mit
sranzösischem Weingeist gesüllt an.
Der Alkohol stammt aus der Dcstilli»
riing von Trauben, die in der Umge
bung von Narbonne gekauft werde».
Dort befindet sich eine Filiale des Hau
ses Farina. Um den Alkohol in Köl
nisches Wasser zu verwandeln, gießt
man i» eine halb mit Alkohol gefüllt«
Tonne die Oel-Essenzen und füllt sie
dann ganz mit Alkohol. Nach 14 Ta
gen hat sich die Mischung vollzogen und
man braucht nur noch die Flüssigkeil
abzulassen. Der am Boden des FasseZ
bleibende Satz ist eine grünliche Hesi
und soll, wie Optimisten versichern, ein
wirksames Mittel gegen Rheumatismus
sein. Die Mischung der Oel-Essenzen
ist noch immer ein Geheimniß, das
jedoch durch die moderne Chemie zum
größten Theil bereits aufgeklärt ist.
In den Kellern am Jülichplutze zu Köln
nihen noch Flaschen aus dem Jahre
1750.
Von» Maftstanvpunkt».
Vater: „Wenn Du Krle ne Sl'U
geworden w.nst, da wärst gut g'rathen,
da könnt' incr mit Dir a r>ch:e Freud'
haben!"
Nein.
.Was meinst Tu, Bruder, innken
wir noch eins?"
„Nein."
.Wie? Auf einmal so solide?"
„Bewahre, ich trinke noch viel meh»
als eins."
Splitter. Der Lebensweg
vieler Ehepaare wäre friedlicher, wenn
sie nicht zu viele Stationen machten
«r im Wirthshaus, sie im Pntzgeschäst.
Frauenlogik. Vater:
„Heutzutag' ist mit den Kindern ein
Kreuz»— von dreien mißrathet gewiß
eines!" —Mutter: „Nun, da ist'S ein
Glück, das ich nur zwei hab'!"
Fatale Saftfrenndlichkett.
Benjamin Schnutterer traf zufällig
bei einer Reise durch ein Landstädtchen
feinen ehemaligen UniversitätSsreund
Rennler. Die Freude des Wiedersehen»
war um so größer, als sie intime Ju
gendfreunde gewesen und in srüheren
Jahren Freud' und Leid' mit einander
getheilt hatte».
Obgleich Schnutterer Eile hatte,
so zwang ihn sein Freund doch zu dem
Versprechen, einige Zage bei ihm ver
weile» zu wollen. I» seiner Wohnung
aiigelangt, nahte der Abend nnter trau
lichen Gesprächen heran, dann wurden
einige Gläser Punsch verabreicht, die sich
indessen nach und nach zn einer Bowle
erhöbe», welche i» Erinner»»g an die
flotten Burschenjahre geleert wurde.
Indessen zeigte sich bald, daß sie das
Trinken bereits verlernt hatten, denn
der Schlaf begann nach I Uhr fein Recht
zu fordern, worauf Nennker, Benjamin
sein Bett einräumte, indem jener selbst,
um am anderen Morgen seine Beruss
geichäste nicht zu verschlafen sich ange
kleidet anf'S Sopha legte, während sein
Diener, der den Rest des Punsches ge
leert hatte, taumelnd sein Lager auf«-
suchte.
Kaum mochte Schnutterer eine halbe
Stunde geschlafen haben, als er durch
ein Geräusch geweckt wurde, und beim
Schimmer des Nachtlichtes gewahrte er,
daß sein guter Wirth, dem das unge
wohnte Nachtlager doch wohl zu frostig
fein mochte, der Rumflasche fleißig zu
sprach, wobei er sein Uebergewicht meh
reren Stühlen mitgetheilt hatte.
Schnutterer verhielt sich ruhig und
wollle eben wieder einschlummern, als
er ein Ziehen und Reißen an seinem
Bette beinrrkte. Sein Freund mochte
vergessen haben, daß er am Abend zuvor
Besuch bekomme», und forderte mit
drohendem Ungestüm sein Lager. Be
lehrungen halfen nichts, denn der Aus
spruch jener griechischen Weisen vor
2200 Jahren, daß die Trunkenheit ein
kurzer Wahnsinn sei, bewährte sich auch
jetzt, und eben kündigte der Nachtwäch
ter die zweite Stunde an. als sein Ju
gendsreuud besinnungslos zum Fenster
lies, die Glasscheiben einstieß und i» die
Worte ausbrach:,, Nachtwächter! Nacht
wächter! hier hat sich ein verwegener
Kerl in's Haus geschlichen."
Der Wächter pfiff sogleich die Noth
pfeife, um seine Kollegen herbei zu ru
fen, und nahm Posto vor der Haus
thüre. Dieser Vorgang machte Schnut
terer sogleich nüchtern. Während sein
Frennd in der Aufregung den Tisch mit
Bowle nnd Gläsern umstürzte, suchte er
sich schnell anzukleiden, und öffnete dann
das Fenster, um die Wächter zu beruhi
gen; aber vergebens. Sie drangen in
das Zimmer und in seinem Diensteifer
packte ihn der Eine beim Arm, drohend,
im Falle der Widersetzung handgreiflich
zu werden. Vergebens suchte er nun
durch Worte den Frennd zn ermuntern,
der jetzt schnarchend auf dem Bette lag.
einem Todten ähnlich, mit blutenden
Händen, die er wahrscheinlich beim Ein
stoße» der Glasscheiben erhalten. Die
Wächter hielten für einen
Raubmörder, denn die Vorstellungen
des »och halbbetrunkenen Dieners, der
sich mit lallender Stimme als Vermitt
ler zwischen ihm uud den Nachtwächtern
stellen wollte, wurde verworfen. Man
führte Schnutterer in s Gefängniß, nw
er wahrlich keine angenehme Nacht ver
brachte.
Endlich brach der helle Morgen durch
das li'ernc Gitter seines Gefängnisses,
es rasselte am Schlosse, und unter
Staunen und scherzhaften Glückwün
schen umarmte ihn Rennler, der eine
solche Wendung des fröhlichen Abends
nicht vermuthet hatte: nur dunkel hatte
er sich einiger Thatsachen aus der ver
wichenen Nacht erinnert, und erst durch
die Aussage» der Nachtwächter und des
Bedienten war ihm der Hergang llar
geworden. Es gelang ihm ohne Mühe,
Schnutterer aus den, Gcsängniß zu be
freien, dieser aber nahm sich sest vor.
sich fortan vor solcher Gastfreundschaft
zu hüten.
Sachfisckie Romanze.
Aus der Knebbchenburg im Saal-'
Sitzt der Nidder Knebbchcnhart,
Ter schon seit 'ner halben Stunde
Auf ä frisches Debbchen wart't,
Das der Knabbe sollte holen
Aus dem „Krug zur wilden Sau";
Doch der Knabbe kommt nich wieder.
Und der Nidder macht Radau.
Aus der Debbchenbnrg geniber
Sitzt die Gräfin Dcbbchcnhart,
Die schon seit 'ner halben Stunde
Auf ä' Handschuhknebbchen wart't.
Das de Zofe sollte holen
Aus en' großen Butzgeschäst;
Doch de Zofe kommt nich wieder,
Und de Gräfin zankt und kläfft.
Unden, dies im schadd'gen Thale,
Steht der Knabb' vom Knebbchenhnrt
Schäkernd bei der scheenen Zofe
Von der Gräfin Tebbchenhart!
Darum bringt er nicht das Debbche»,
Sie das Kiicbbchen nich herzu:
Debbchen. Knebbchen sin vergessen
Iber ihrem Rangdewuh.
Seltene Triumphe. A.:
„Das gestrige Lustspiel wurde also mit
ungetheiltem Beifall aufgenommen?"
B.: ..Allerdings: bei jedem Akte
wurde geklatscht. Beim ersten, weil »
uus aii den Fingern fror, beim zwei
ten, um uns munter zu erhalten —*
A.: „Und beim dritten?" 8.l
„Weil's alle war."
Grs äl, rliche Probe. „Wenn
ich nur wüßte. ob mein Robert mich
wirklich ernstlich liebt!" .Nun, das
kannst Du doch leicht erfahren! Sei
ihm zum Schein untreu und gib einem
Andern ein RcndezvouS —doch so, dag
er davon ersährt. Wenn er Dich ernst
lich liebt, wird er Dich sofort umbrin
gen: weuu er dies nicht thut, liebt er
Dich nicht.
Alle Männer sind
borene Junggesellen.