2 »altbltttts-r tl«t««r SNmro». Ueber ein wahrhast verblüffendes Exemplar von Jung-Amerika, wenig stens von der westlichen Schattirung derselbe,,, erzählt der Teilnehmer einer Jagdpartie in Colorado: Wir waren von Pueblo aufgebro chen, um eine Woche lang am Ärtan sasflnß zu jagen und zu fischen; um im Freie» campiren zu können, halten wir Zelte mitgenommen. Ein Mann Na mens Britton hatte sein zehnjähriges Göbrichen bei sich; der Kleine war der männlichste Knabe, der mir je vorge kommen, und er konnte mit bem Besten von uns um die Wette Antilopen erle gen und Forellen ati's Land bringen. Wir erlebten ein Abenteuer, das mir ewig in lebhafter Erinnerung bleiben wird, obwohl dic Hauptpirson in dem selbe»«durchaus nichts Besonderes darin zu sehe» schien. Eines TageZ kam der Knabe, zufällig «der absichtlich, von dor übrigen Partie ab, verirrte sich dann noch und brachte die Nacht in den Bergen zu. Er hatte eine 38-kalibrige Flinte bei sich, die eine sehr geeignete Waffe sür kleines Wild war, aber in dieser Gegend wohl nicht zu seinem Schutz hinreichen tonnte, denn wir hatten in der Umgebung der Stelle, wo wir unser letztes Lager aus geschlagen hätten, bemerkt, daß es von Berglöwen wimmelte. Gott sei dem Kleinen gnädig! Sein Bater war vor Angst fast außer sich, und wir suchten nach dem aben teuerlichen Bengel die ganze liebe Nacht hindurch, jedoch ohne Ersolg. Gerade als die Sonne wieder aufging, traten wir niedergeschlagen den Rückweg nach unserem Lagerplatz an. Wir snegen eine Thalschlucht hinab, da plötzlich bemerkten wir, was wir so lauge um sonst gesucht hatten, aber in welch'>ent lsetzlicher Lage! Der Ktzine schlief fest (wenn nichts Schlimmeres mit ihm der Fall war), und sein Kopf ruhte, wie auf einem Kissen, aus einem riesigen Berglöwen, welcher zusammcngcrollt war und sich gleichfalls eines gesunden Schlafes zu erfreuen schien. Was sollten wir thun? Es war eine Art Wilhelm Tell-Afsaire, nur daß wir nichts über, sondern etwas >unter dem Kopf des Knaben gut zu treffen hatten, etwas Größeres zwar, als einen Apfel, aber im Uebri gen viel bedenklicher. Doch es durfte nicht länger gezaudert werden; die Bestie tonnte ja jeden Augenblick erwachen und dann.... Unsere drei besten Schützen näherten sich vorsichtig bis auf 50 HardS; dann nahmen sie passende Siellung. zielten gut und auf ein gegebenes Signal ga ben sie Feuer. Sie hatten ,in der That gut getroffen. Die Bestie rührte sich nie mehr, wenn >nnr weiter nichts passirt.ist, ach, es wärt entsetzlich! Da richtete sich plötzlich der Junge halb auf, reibt sich die Augen und fragt uns schnippisch: ...Was zum Teu fel macht Ihr denn da? Das Biest hier habe ich ja schon vor vier S.t.un den tob t.g escho ssc,n!" Hetlwerth deS reis zu vcrgcjsen !- ahn? Zucker genießt, viel mehc dazu dienk. dic Säure im Magen zu vermindern, als sie zu fördern, denn ihre Säfte wer den in Verbindungen von Knlium und Kohlenstifs .verwandelt, ivelche stets der Saure entgegenwirke». I» der jetzigen Jechreszeit kann daher nichts Besseres angerathcn werden, als „bei einem Wirthe wundermild" (wie il.hland den Äpselbauui so sinnig nennt) recht fleißig einzukehren. Splitter. Biel« Männer widersprechen nur dann, Wcnn es die Frau nicht hören kann ! Wer schnell gibt, gibt ooppelt. den» bei längerer Ueberlcgung aäbe er vielleicht nur die Hälfte. Ei« Wtedersehe«. Ruf der nenen Straße von Meta nach Amalfi fuhr ein leichter Wagen in jenem ichlanken Trabe die Höhe hinauf, zu dem italienische Kutscher stets ihre Rosse antreiben, gleichviel, ob es berg auf oder bergab geht. Die beiden klei nen Pferde schienen auch wirklich an diese Gaugart gewöhnt zu sein, denn sie trabten selbst dann immer unver drossen weiter, wenn sie nicht durch die Peitsche, sondern nur durlh einen Anruf des Kutschers angetrieben wurden. Im Wagen saß ein sehr ungleiches Menschenpaar. - Trotz des fremdländi schen Schnittes der Kleider und trotzdem der Herr seinen Cylinder etwas in den Nacken geschoben hattc, ließ sich un schwer seine Nationalität erkennen. Der Mann m«ßte Italiener sein, das verriethen die dunklen, unruhig fun kelnden Augen, das krause schwarze Haar und die gebräuntx Gesichtsfarbe, noch mehr vielleicht dic Lebhaftigkeit seiner Bewegungen und das Feuer nes Temperaments. An Alle, die cr unterwegs traf, rich tete der vornehm« Reisende zum Erstau nen der guten Leute ihrer Landes sprache freundliche Worte, und jetzt, als das Gefährt das wie in einer präch tigen Wiege gebettete Posidana erreicht hatte, warf der Herr den auf der Straße umherhockenden, halbnackten Kindern einige Kupfermünzen zu und ergötzte sich dann daran, wie die zer lumpte Schaar über die Beute herfiel und sich sörmlich zu einem Knäuel sammenballte. Sieh, Mary, ist das nicht lustig? wandle sich der Mann zu der blonden, hochaufgeschossenen Frau an sciner Seite, dic ihn beinahe überragte und deren blasses, scharf geschnittenes Ge sicht mit dem Ausdruck der entschieden sten Langeweile in s Blaue starrte. Die seidenweichen Wimpern der Dame senkten sich mit allen Zeichen der Er müdung über dic grauen Augen, als fahre sie durch die flachste und reizloseste Gegend und nicht durch eine Landschast, die allen Zauber des Südens in be rückendster Schönheit vor ihr entfaltete; aber diese neue Straße war noch nicht in ihrem Reisehandbuch als eine der wundervollsten, eine Paradicslandschast öffnenden ausgeführt, und so fühlt« sich auch die echte Tochter Amerikas nicht verpflichtet, sich sür die Schönheit einer Gegend zu begeistern, die das dauernde Entzücken jedes Malers werden muß, der das Glück hat, sie zu erschauen, de»n hier bietet jede Biegung des We 'ges ein anderes, farbenprächtiges Bild. Die in de» phantastischstcn Formen zerklüftete, duntelglUhendc Felsenkette umgürtet einen Erdenwinkel, der allen Sonnenglanz des Südens gierig in sich ausgetruntcn und die Gelände dafür mit dem üppigsten Grün geschmückt hat. Da tnmmelt' über Orangen- und Li monenhaincn kühn die Rebe hinweg und schmückt in köstlichen Guirlanden jeden Winkel,; dort «schimmert aus dem Duntel die rothglühende Blüthe der Granate; Feigen. Oliven und Johan niSbrvtbäume überbieten sich darin, ihre Aeste in die phantastischsten Formen im Sonnengold zu baden; überall grünt und wuchert eS, als könne die Erde am Blühen und Früchtezeit?gen sich nie genug thun und gar kein Ende finden. Und drunken das blaue, son nenbeglänzte Meer, das mit dem licht getränlten Himmel über ihm zu wett eifern sucht, wer von ihnen den mär chenhastesten Zauber in die dasiir empfängliche M«nschcnseele zu senken vermag. Für die blpnde, blaffe Frau im Wa gen hatte biete lachende Landschast keine Sprache, noch weniger schienen die zerlumpten, sich aus der Straße umher tuinmelndrn Kinder chren Beifall zu finden. Pfui! die -kleine«, schmutzigen Ge schöpse! murmelte sie verächtlich und sie wandte sich mit allen Zcichcn des Ab' schcus von der Gruppe ab. Ich war auch einmal ein solch' schmutziges, kleines Geschöpf, sagte der Mann lachend, und er griff von Neuem -in seine Tasche, um andern Kindern, die jetzt im Dauerlauf dem Wagen folgten und dabei unermüdlich um ei nen „Soldo" bettelten, einige Kupfer' «münzen z»zMveiMl. Die Frau an seiner Seite verzog daZ Gesicht; sie schien bei dieser.Erinne rung ihres GlMcn au seine Jugendzeit noch jetzt einen Ekel vor ihm'zu em pfinden; dann aber sagte sie gelassen, wie zu ihrer cigenen-Beruhigung: Bah, das ist schon lange her! und sie mu sterte dabei noch einmal sorgfältig das Aeußere ihres Lebensgefährten. Es war zu ihrem Trsst tadel- nnd makel IoS. Der sorglose S«ho kes Südens küm merte sich wenig um den Abscheu, den seine in ganz andern Lebensverhält nissen ausgewachsene Gattin vor seiner Vergorgenhcit empfand, ja, er schien mit wahre», Vergnügen- sich in seine Jugenderinnerungen zu verseilten, ohne daraus zu achte», daß sich a«s dem taltcn. schmale« Gesicht der Frau ein wahrer Widerwille malte, je länger er davon sprich: ja, sie rückte nnwillllür lich etwa» von ihm ab. als sei ihr seine Nahe widerwärtig und verhaßt. Sie preßte unwillig die scharf geschnittenen Lippen sestvr übereinander, und zu«! ersten Male fragte sie sich heimlich, tnarnm sie eigentlich diesen Menschen «eheirathet habe. Er hatte ihr gesallen. «ut seinen feurigen Augen, seinem noch immer hübschen Gesicht,' obwohl er nich' einmal mehr zu den Jüngsten zählte. Antonio Feraldi war ans seiner ita lienische» Heiinath herübergekommen, um in Amerika sein Glück zu machen: nachdem cr einige Jahre recht hübsches Geld verdient hatte, war er plötzlich »m all seine Ersparnisse gekommen, und als ihn Miss Blacksmith kennen lernte, hatte ihm das Schicksalsrad wieder so tief »ach unten geschleudert, daß ei schon froh war, in ihrem Hause einen Dienst zu sindeii, der ihn vor dem V». hungern schützte. Aber sie war ja reich und unabhängig und wenn sie die Laune anwandelte, diesen armen, ita lienischen Schelm zu ihrem Gatten zu machen, so hatte niemand ein Wvrt mit drein zu reden und sie war überzeugt, daß manche sie um den Besitz des hüb schen Menschen beneiden würde. Der Mann war in seiner Heimath zwar schon einmal verheirathct gewesen; er hatte sogar eine Familie dort zurück gelassen, aber scineFrau war inzwischen verstorben; er besaß einen von der Be hörde ausgestellten «schein über das Ab leben seiner ersten Lebensgefährtin und so war alles in bcftcr Ordnung; die reiche Amerikanerin konnte ihren Ein fall verwirklichen und den armen ita lienischen Teusel zu ihrem Gatten ma chen. Sie hatte auch bisher die „Er werbung" nicht zu bereuen gehabt; sie konnte sich mit ihrem „Herrn Gemahl" überall sehen lassen; er war-cin voll kommener Gentleman geworden, der in seinem Aeußern durch nichts von seinen jetzigen Standesgenossen abstach. Ach, und sie empfand bei dem Gedanken keine kleine Befriedigung, daß ihr Mann sich doch beständig sagen mußte, wie er all sein jetziges Glück ihr allein zu danken habe; er konnte wohl mit der Wand lung seines Geschicks zufrieden sein, selbst wenn sie ihn ihre Herrschaft, wie sie das ganz in der Ordnung fand, zu weilen scharf und entschieden fühlen ließ. Heute kam der reichen, verwöhnten Amerikanerin zum ersten Mal der Mann an ihrer Seite so „vulgär" vor; er hatte doch gar nichts von einem „Gentle mau" nnd daß er auch einmal ein solch' schmutziger, zerlumpter Junge gewesen, wie sie dies kleine Gesindel zu ihrem Ueberdruß schon überall in Italien und jetzt wieder gesehen, konnte sie ihm nicht verzeihen. Was hatte er nöthig, ihr seine Bettlerarmuth aufzutischen, die ihr nur Ekel einflößte. Antonio dagegen härmte sich wenig um die heimlichen Empfindungen seiner Gattin; cr ahnte gar nicht, was soeben in ihrer Seele vorging, ja. er schien mit wahrem Vergnügen sich in seine Ju genderiiinerungen zu versenken, und ohne weiter darauf zu achten, daß cr an seiner Frau eine sehr mißmuthige Zu- Hörerin hattc, erzählte er von der bitte ren Noth, die in dem Hause seiner El tern geherrscht habe, und wie cr noch zerlumpter umhergelaufen, als jene Knaben, die jetzt schon im Staube der Landstraße ihren Blicken entschwunden waren. Schwatze nicht länger davon, sonst wird mir übel, sagte die Amerikanerin endlich schars und verweisend, denn sie mochte nichts mehr von diesem geradezu ekelhasten Elend hören. Der Mann sah seine Gattin ganz verwundert an; er vermochte ihren Zorn gar nicht zu begreisen, die Vergangen heit stürmte zu mächtig auf ihn ein: das Gefährt näherte sich ja immer mehr seinem Heimathsort und nun weckte jeder Winkel in ihm Erinnerungen an die trübe und dennoch so selige Jugend zeit und es überkam ihn wie in einem Rausch. Sieh, Mary, dort auf dem Berge habe ich die Ziegen gehütet, mit den nackten Füßen habe ich mir manchen Dorn eingetreten; aber wie mich auch zuweilen der Hunger plagte, ich habe doch den ganzen Tag gesungen, ich wußte ja nicht, wie arm ich war, und kannte es nicht besser! Und jetzt siehst du deine Heimath als reicher Mann wieder. Wie werden deine alten Freunde dich anstaunen und be neiden. Beneiden?! Wer weiß! Sie sind in all ihrer Armuth nicht so unglücklich, wie du denkst. Hör doch, wie sie dort lärmen und jauchzen! und der Italie ner zeigte mit der Hand nach dem Orte, der mit seinen weiß getünchten Häusern aus dem leuchtenden Grün freundlich hervorschimmerte. Es ist heut Ma rienseft. fügte er eifrig hinzu, da wirst du sehen, wie prächtig wir das feiern und wie fröhlich und glücklich heute alle sind! Ich habe diese Feste in Italien zum Utderdruß genossen und gähne schon, wenn ich daran denke. Ader mir geht das ganze Herz auf! Ach. schade, daß wir ein wenig zu spät kommen; die Procession ist vorüber, jetzt schießen sie schon, und wirtlich dröhnte bereits der erste Böller in das Thal und die Berge brachten ein mehrfaches Echo zurück. Der Italiener wurde immer aufge regter. seine dunkeln Augen leuchteten seltsam und er richtete sich in die Höhe, während die blasse, schlanke Frau an seiner Seite sich bequem zurücklehnte und mit allen Zeichen der Ermüdung und Laygweile die Augen schloß. Ah. dort steht auch noch die alte Caraube, in deren Schatten ich mit Assunta so ost gesessen habe! Wir wan derten jeden Abend bis hierher und ich —er stockte, ein leiser Seuszer hob seine Brust. Und du warst damals wohl glückli cher als heute? fragte seine Gattini während dabei um ihre scharsgeschnitte nen Lippen ejn sarkastisches Lächeln spielte, blickte sie halb verächtlich, halb mitleidig über de» armen Tropf hin weg, der ihr »och niemals so lächerlich und albern vorgekommen war als ebe» jetzt. War cS nicht geradezu einsaitig, sich mit solcher Schwärmerei an seine Bettelarmuth zu erinnern, und jetzt wagte der freche Patron sogar, von sei ner ersten Frau, und »och dazu in die! sein Tone zu sprechen, von einem Geschöpf, das sicher ebenso zerlumpt und schmutzig unihergelaufeii wie all das arme Gesindel, das ihr in Italien einen solchen Ekel eingeflößt Hütte. Antonio gab auf diese Frage keine Antwort: er mochte doch nich! offen be kennen, was er fühlte und dachte, denn er tonnte den höflichen Italiener noch immer nicht ganz verleugnen, obwohl er schon manche Jahre in dem sreien Amerika zugebracht hat,,, wo niemand die blasse Scheu kennt, sein innerstes Empfinden bloßzulegen. Das Gefährt hatte jetzt die ersten Häuser des kleinen BergnesteS erreicht, das heute in seinem festlichen Schmuck einen recht freundlichen Eindruck machte. Ueber die Straße hinweg waren eine Menge Guirlanden gezogen, die Fenster und Ballone bedeckten bunte Tücher und Teppiche und der Boden war noch mit gelben Ginsterblüthen übersät, die bei dem tirchlichc» Umzngc von den Kindern ausgestreut worden. Nicht nur die ganze Bevölkerung des Ortes schien aus den Beinen zu sein. «S muß ten auch aus der Umgegend sich noch visle cingcsiinden haben, denn in der lang hingestreckten Gasse wimmelte es von lustig plaudernden und fröhlich »reinschauenden Menschen. Wie immer bei solchen Gelegenheiten in Italien hatte das Kirteufest auch eine Menge Bettler herbeigelockt, die bei der heute freigebiger gestimmten Be völkerung ihre Ernte halte» wollten. Den Insassen des Wagens streckten sich von allen Seiten verlangende Arme entgegen und Antonio sand in dem Al mosenaustheilen ein solches Vergnügen und gab sich dieser Beschäftigung so ?isrig hin, daß sein Vorrath an kleiner Münze bald völlig erschöpft war. Da näherte sich eine Frau in Lumpen, mit einem Mädchen an ihrer Seite, das sich iiigstlich an ihrem verschossenen, arg geflickten Kleide festhielt. Die Frau hatte ein Tuch so um den Kops ge schlungen, daß von ihren« Gesicht sast »ichtS zu sehen war, nur ein paar große, dunkle, ties eingesunkene Augen richteten sich aus der Verhüllung auf den vornehmen Reisenden in dein Wa ken. Ich habe leider nichts mehr, liebe Frau, sagte Antonio mitleidig und mochte dabei nach Art der Italiener line verneinende Bewegung mit dem Zeigefinger. Bei diesen Worten öffneten sich die großen Augen der Bettlerin noch mehr; iie blieben eine Secunde unruhig sor schcnd auf dem Antlitz des Sprechers haften, dann stieß die Frau einen Schrei der Ueberraschung aus und streckte die zum Himmel. Heilige Madonna. Antonio, du bist es?! Du bist vom Tode auscrstaiiden! und sie starrte ganz verstört und wie geistes abwesend auf den Fremden. Das Tuch Dar ihr bei der raschen Bewegung vom stopfe gefallen: ihr abgehärmtes, mage res und trotzdem noch Spure» chcniali zer Schönheit verrathendes Antlitz wurde sichtbar. Gott im Himmel! Assunta! auch du lebst, du bist nicht gestorben! rief der Ztaliener aus und mit einem Satz sprang er aus dem Wagen, und alles vergessend, schloß er die arme, zerlumpte Frau in seine Arme, die, noch immer kaum ihrer Sinne mächtig, sich an seine Brust lehnte und mühsam hervorleuchte: lind du, Antonio, bist nicht todt, wie e- mir doch.der Sindaco gesagt hat! Und mir Haider Schurke geschrieben, daß du gestorben seiest und mir sogar seinen Todtenschein geschickt! Das ist ja zum Tollwerdcn! rief der Italiener heftig aus. Ah, und du lebst wirklich?! O, Ma donna! und das arme Weib begann vor freudiger Aufregung laui zu schluchzen und blickte dem plötzlich so wunderbar wiedergefundenen Gatten I-irtlich-forschend in die Augen, als könne sie sich noch immer nicht von der Wahrheit vö'ig überzeugen, daß der Todtgeglaubte und,schmerzlich Beweinte sie jetzt lebend und leibhastig in seinen Armen hielt. Und das ist unsere kleine Rafaella?! Wie hübsch sie geworden! rief Antonio, und cr beugte sich zu dem Mädchen hin ab, das sich scheu und furchtsam vor dem fremden Manne hinter dem Rücken der Mutter verkriechen wollte. Rafaella, das ist dein Vater, wandte sich die Frau zu ihrem Töchterchen, und sie drängte die noch immer Widerstre bende zu ihrem Gatten, der das zer lumpte Kind zärtlich in seine Arme schloß und es mit heißen Küssen be deckte. Um die Gruppe hatte sich bald eine Menschenmenge gedrängt, die ganz ver wundert die Vorgänge betrachtete und sie noch nicht begreifen konnte. Der vornehm gekleidete Herr sollte der arme Feraldi Antonio sein, den alle gekannt hatten und der vor Jahren ausgewan dert und von dem dann die Kunde ge kommen war, daß er gestorben sei. Der Bürgermeister hatte es allen so ge sagt und die arme Assunta, die von ihrem Manne, so lange er am Leben war. eine tleine Unterstützung erhalten hatte, war seitdem zur Bettlerin herab gesunken. Es war wohl Antonio sie kannte» ihn jetzt alle wieder, denn die Italiener haben ein vorzügliches Gedächtniß sür Gesichter, und doch wie war das alles möglich, daß der Todtgeglaubte plötzlich hier wieder erschien und noch dazu als vornehmer Herr und in Be gleitung einer Dame, deren ganzes Aeußere verrieth, da>- sie sehr reich sei» müsse, denn all die großen Brillante» in ihrem Ohr und an ihrem Busen mußten einen Werth von vielen Tau senden haben, so blendend und prächtig funkelten sie in der Sonne. Ein Murmeln des Erstaunens ging durch die Menge; aber man wagte sich noch nicht mit wettern Fragen an das so seltsam wieder vereinte Ehepaar her an. Nur auf die Frau im Wagen schien der ganze Austritt keinen tiesen Ein druck zu machen: anfangs hatten die grauen Augen der Anierilanerin etwas erstaunt das wunderliche Benehmen ihres Mannes beobachtet. War er denn närrisch geworden, daß er plötzlich ans dem Wagen sprang und eine Bettlerin in die Arme schloß?! Allmählich wurde ihr der Vorgang doch klar, obwohl sie kein Wort von den Sprechenden verstand: aber der Name Assunta schlug an ihr Ohr und aus der ungeheuren Bestürzung und dem dar auf folgenden Jubel der Beiden konnte sie wohl entnehmen, daß ihr Mann hier wider alles Erwarten feine erste, als tidt angesagte Frau wiedergefunden habe. In ihrem praktischen Sinne zergrü belte sich die Amerikanerin nicht weiter den Kops darüber, wie dies möglich ge worden sei, sondern sie suchte nur rasch ihren Entschluß zu fassen. Ein Mann, der ihr die Kränkung zufügen und von ihrer Seite hinweg sich in die Arme dieses zerlumpten GeschöpseS werfen und dann die schmutzige Kleine jubelnd an seine Brust ziehen tonnte, niit dein war sie sertjg. der verdiente nicht eine reiche, vornehme Dame zur Fran, der mußte mit dem elende» Bettclvolk wei ter leben, zu dem er gehörte. Er ver diente einen Fußtritt, nichts weiter, und sie empfand es wie ein Glück, daß sie aus diese wunderliche Weise einen Mann IoS wurde,, der ihr heute gerade zu widerwärtig und unerträglich gewor den war. Als sich nun der Italiener plötzlich seiner zweiten Frau erinnerte und ihr nun doch etwas verlegen erzählen wollte, in welche Verwirrung cr durch die Schlechtigkeit des Sindaco gerathen sei, sagte die Amerikanerin mit eine abweisenden Handbewegung: Schon gut, du hast deine todtgesagle Frau wiedergesundeil und ich sehe ja. wie glücklich du darüber bist. Ich will dich weiter nicht stören, behalte die 10,000 Franken, die du in deiner Tasche hast sie werden für euch Lumpcnvolk genügen und sage dein Kutscher, daj> cr sofort umkehrt! Und als Antonio jetzt mit der ganzen Beredtsamkeit des Italieners sich ent schuldigen und vertheidigen wollte, ent- sie kühl: Verlier weiter keine Worte, und all ihre italienischen Sprachkennlnissc zu sammenraffend, wandte sie sich scharf befehlend zu dem Kutscher: t!oc!liisrs. ihrem Gatten noch einen Blick zu schen ken, fuhr sie den Weg zurück, de» sie eben gekommen war, und aus ihrem Antlitze zeigte sich auch nicht die leiseste Spur von Erregung. Wer war die Frau? fragte setzt As sunta und schaute nun der Fremden mit einem Blicke nach, der verrieth, daß sie sich bereits im Stillen dies» Frage beantwortet hatte. Ich werde dir alles sagen, Assunta — aber erkläre mir nur zuerst, wer dir mitgetheilt hat, daß ich gestorben sei. Der Sindaco gab mir es wird letzt ein Jahr zehn Lire und sagte dabei: das ist das letzte Geld, das ich Ihnen bringe; der arme Antonio ist leider drüben am gelben Fieber gestor ben und das ist alles, was cr Ihnen interlassen hat. Vor Schmerz und Ausregung bin ich schwer erkrankt und dann sie vollendete nicht und blickte traurig auf ihre Lumpen herab, die ja alles sagten. Und mir schrieb rr, eben um dieselbe Zeit, daß du gestorben seiest nnd er schickte mir einen Todtenschein, de> nichtswürdige Halunke! Du hattest alle Vierteljahre 10 Fran ken an den Sindaco geschickt: es war nicht viel: aber ich war dir doch dankba' und.... Ah, der Schurke! Nun begreife ich illes! schrie Antonio und ballte wüthend die Fäuste. Du sagtest 10 Franken! ich habe dir jedesmal IVO Franken ge schickt und zuletzt 1000 Franken, damit du mit der Kleinen und deinem jüngern Bruder nach Amerika nachkommen konntest, und der Schuft hat das schöne Geld in seine Tasche gleiten lassen, und damit sein Betrug niemals an den Tag koinmeii sollte, uns beide schon bei un sern Lebzeiten in das Jenseits spedirt! Das war freilich bequem! Wo ist der Hallunke, daß ich ihm den Hals um drehe?! Wo ist der Sindaco?! wandte er sich zornig fragend an die Menge, die nun schon mit allen möglichen Aus rufen die Unterhaltung der beiden Eb»- leute begleitet hatte. , Ja, wo ist der Sindaoo?! Niemand weiß es, antworteten meh rere fast zu gleicher Zeit. Er ist vor sechs Monaten ausgewandert, man sagt, nach Brasilien, und er wird wohl nicht wiederkommen, dcikn es hat sich hinterher herausgestellt, daß der ehren werthe Herr ggr viele betrogen hat. Antonio Feraldi trug dem entflohe nen Bürgermeister seinen Schurken streich nicht weiter nach; er mnßte sich sage», daß er ohne die Spiegelfechterei des schlaue» Patrons gar nicht mehr das Glück wicdergesunden hätte, daß ihm jetzt von neuen« zuthcil wurde; dem Schurken, der ihn hinterrücks und mit dem gefälschten Todtenschei» Assuntas zum Wittwer gemacht, hatte er es dach allein zu danken, daß er die reiche Ame rikanerin heirathen gekonnt, denn aus eigener Kraft hatte er sich wohl „drü ben" niemals wieder emporzuarbeiten vermocht, nachdem ihn eine einzige ver fehlte Spekulation in den Abgrund ge schleudert. Nun war alles viel hüb scher gekommen, als er zu träumen ge wagt. das harte Joch, das ihn, seine zweite Gemahlin auserlegt, war ihm doch zuweilen schon recht drückend ge worden; die reiche, verwöhnte Aineri lanerin hatte ihn ihre Herrschaft zu sehr fühlen lassen und im Stillen war er schon oft empört darüber gewesen: aber cr hatte die Tyrannei weiter ertragen, weil er nicht gewußt, was cr beginnen solle, wenn seine Gattin plötzlich die Laune angewandelt wäre, ihn wie ein Spielzeug, dessen man müde geworden, beiseite zu Wersen und er kannte seine holde Mary, sie verstand in all' solchen Dingen wcnig Spaß und ging stets turz und entschieden auf ihr Zie' los. Nun war er wieder frei;—seine liebe, einzige Assunta, deren theures Bild niemals in seinem Herzen erloschen war. halte er wiedergefunden: sie allein paßte für ihn und er für sie, und er tam sich vor wie ein Fisch, der nach langer Irrfahrt in das für ihn allein geeignete und für sein Leben nothwen dige Gewässer zurückversetzt worden. Die zehntausend Franken, die ihm die Amerikanerin überlassen hatte, reichten für Antonio Feraldi hin, ihn hier in der Heimath zum reichen Manne zu machen; er tonnte sich damit ein hübsches Bcsitzthum kaufen und mit den Seinen im goldenen Sonnenschein da» Dasein nach Herzenslust genießen. An tonio lebte mit sciner wiedergcsnndencn AsDiita glücklich und zusriedcn, die reiche Amerikanerin war bald vergessen und sie blieb auch sür ihn ans immer verschollen. Eine Pariser Nachtcafescelie. Ein sehr amüsantes Abenteuer spielte sich jüngst in einem großen pari ser Nachtcase ab. Es war zwei Uhr Morgens, die Stunde, zu der sämmt liche Kaffeehäuser geschloffen werden müssen; zwei Polizisten bemerkten, daß in dem bcwußtcn Nachtcafe noch Licht brenne und traten ein, um den Wirth zur Rede zu stellen und ein Protokoll aufzunehmen, der Wirth fetzte den bei den gewissenhaste» Polizciagenlen jedoch auseinander, daß er sich nur noch mit einer seiner Kellnerinnen ein wenig ge zankt habe und nachdem es den Gar dicns gelungen war, zwischen den strei tende» Parteien Frieden zu stisten, er klärte er sich bereit, eine „VersöhnungS runde" zum Besten zu geben. Die Polizisten ließen sich den Ab sinthliqueur wohl schmecken, aber kaum wäre» die Gläser gclccrt, als man von draußen an dic Thür des KaffcehauseS klopste. „Das ist der Unter-Briga dier!" riefen dic Gardiens zü gleicher Zeit, „schnell, verbergen wir uns!" „Schlüpft nur hier in das Kellerloch hinein, dann wird er Euch nicht sehen." sagte der Wirth, und die Polizeiagen ten versteckten sich wirklich im Keller. ES war in der That der die'Ronde machende Unter-Brigadier, dem gleich falls das Licht im Kaffeehause ausge sallen war und der jetzt, nachdem er sich überzeugt hatte, daß sich kein Gast mehr im Saale besünde, sich bereit erklärte, einen kleine» Imbiß zu sich zu nehme». Eben wollte er das Local wieder ver lassen. als man zum dritte» Mal an die Thür schlug und zwar so heftig, daß der ganze Schanktisch in's Wanken gerieth. „Ich wette, daß es der Bri gadier ist," murmelte schreckensbleich der llnter-Brigadier; „er darf mich hier nicht sindeii." Da der Keller bereits besetzt war. war »er Wirth in großer Verlegenheit; er wußte nicht, wohin er den dicken Unter- Brigadier schaffen sollte, und draußen schrie der Brigadier fortwährend mit gellender Stimme sein bedrohliches „Ouvrg? äooo!" durch die Nacht. End lich hatte der schlaue Wirth Rath gr ünden und brachte den Unter-Brigadier .n einem hinter dem Osen befindlichen Berschlag unter, in dem außer einigen Centner Kohlen ein großer Kater lag. der sich mit den« würdigen Beamten in einen ungleichen Kampf einließ und ihm einige schmerzende Kratzwunden beibrachte. Unterdeß war der Briga dier in das Locol eingetreten, undilach' dem er sich eingehend über die Bedeu tung des verdächtigen Lichtscheines halte unterrichten lassen, bestellte cr ein Paar Würstchen mit Sauerkraut (Lliou orolits), „ich sterbe vor Hunger!" fügte r hinzu. Während der Wirth stöhnend und seufzend die Würstchen kochte, knüpste der alte Brigadier mit der jungen Kell nerin. die zu dieser ganzen Lustspiel secne die Veranlassung gegeben hatte, ein zartes Verhältniß an, versicherte sie der Gunst der Polizei, lud sie zum Sitze» und Mittrinken ein und „tno belte" später mit dem Wirth die ganze Zeche aus, der Wirth verlor natürlich pflichtschuldigst Es mochte so gegen vier Uhr Mor gens sein, als sich der Brigadier „schwer beladen" aber leichte Liedchen vor sich hinträllernd, entfernte; während der ganzen Zeit hatten seine Untergebenen natürlich nicht zu mucksen gewagt. Als der Höchstcommandirende zur großen Besriedigung des Wirthes verdustet war, wurde erst der arme Unter-Briga dier gerufen, der lendenlahm, zerjchun den und mit pechschwarzem Gesicht aus seinen, Versteck hervortroch. Als man dann aber die beiden Polizeiagenlen aus dem Keller holen wollte, fand man sie schlafend und schnarchend neben einem großen Faß Rothwein. Sie hatte» nämlich, da ihnen der Anseilt halt im Keller zu langweilig geworden war, eine sidele Zecherei veraiistaltct und dem Wirth für fünfzehn Francs Bordeaux ausgetrunlen. In dem kleinen fran» Mschen Stadlchen Pontarlier war kürzlich eine Schanspielerlruppe ange langt, die mit der „Belagerung Trojas durch die—Argonauten" den feierlich verheißenen „Cyklus von Vorstellun gen" begann. Schon sind zwei Acte überstanden, der Vorhang hebt sich 'abermals: Ein Krieger tritt ans oder vielmehr strauchelt schwer bezecht auf die Bühne! Unverständliche Worte lallt er von der Eroberung Troja - und der schönen Helena, dann sinkt er schwer aus den Thron, lüftet seinen Helm, um sich den Angstschweiß von der Stirne zu wischen, und sagt ganz gelassen zum erstaunten Publikum: „Ja. meine Da men und Herren, ich bin bezecht! Aber bevor Sie mich auszischen, warten Sie gefälligst» bis dsr König Agamemnon austritt, der hat sich noch einen ganz anderen angesäuselt!" Man stelle sich den Sturm der Heiterkeit und Ent rüstung im Zuschauerraum vor! Ter bckneiple Kommödiant erhebt sich da rauf von seinem Thron«, um zu flüch ten, macht jedoch einen gehltritt und fliegt, init dem Kopse zuerst, in den Soussleurkastcn hinein! Schleunigst fiel nun der Vorhang und die ..Be lagerung von Troja" wnrde „aus gehoben". „Gleich!" „Wollen Sie gleich zu Mittag essen oder erst spa ter?" „Lieber gleich. Herr Oberkell- ner!"— „Wie Sie befehlen! Nur müf- ° sen Sie dann noch eine Viertelstunde warten." UebleAolgen der »»wohnt»««. Meine kleine Geschichte spielt m einen, entlegenen Winkel unseres lieber» Vaterlandes, das bemerke ich gleich im Voraus. Und zwar in einen, solchen, wo es noch Landposten gibt, richtige, wirkliche Landposten mit zerbrochenen Wagenrädern und schnapstrinkenden Postilloncn. Der alte Herr Kiclmann aber, ich meine den von der Firma Schubert, K'elman» 6 Sohn, liebte solche Gegen den, denn er hatte in seinem großen Hambnrger Exportgeschäft das ganze Jahr hindurch Trubel und Lärm ge nug; deshalb suchte cr im hohen Som mer gern derartige weltfremde Punkte aus, wo die Menschen noch vyn dicker Milch und Schafkäse leben und man den Schau», eines frischen Glases Bier für ein Weltwunder hält. So hatte er denn auch Heuer wieder ein Städtchen in's Auge gefaßt, welches nur aus dem Wege der holprigsten "Landpost zu erreichen, auf der Land karte nur mit Hilfe eines scharfen Mikroskops zu cntdeckcn war und hart an der Grenze der hentigen Cultur lag. Aber das schadete nichts. Kiclmann ging frohen Muthes auf die Post, schrieb sich daselbst slolt als Passagier cin, zahlte dafür ohne Murre» den ge forderten Preis von 22 Mark »nd 50 Pfennige, niid saß wenige Minuten spatcr in cincm alten, gelben R mpel tasteii. in welchem sich außer seiner herkulische» Hamburger Gestalt von beinahe AOO Psund nur noch ein ganz kleines hageres Mämichrn befand, das ihn somit weiter nicht besonders genirie. Gleichzeitig halte cr aus der Post aber auch noch cin blankes Markstück depo iiirt, mit der Bitte, dafür sosort in dem besprochenen Städtchen ein einfa ches Hotelzimmer und ein gutes Diner zu bestellen in soviel Worten, als man eben für eine Mark beim Telegraphen erhält. >wo saß er denn nun also seclenver gniigt in der schwerfällige» alten, gel ben Kuifche, und da Kielmann trotz sei ner Corpuleiiz cin sehr gesprächiger Herr war, so fing cr alsbald mit dem Un glückwurm ihm gegenüber eine Unter haltung an: „Ist wohl eine recht tüchtige Strecke, die wir heute in diesem Prachtsuhrwcrk mit einander zurücklegen müssen, nicht wahr? Wie lange dauert denn die Fahrt?" „Oh. nur fünf Stunden!" meinte der Kleine bescheiden. „Was? Das ist ja rein unmöglich!' Es kostet doch so schweres Geld!" „Ja. sreilich,'das thut es wohl, aber der Weg ist auch sehr schlecht!" „Hm! Recht angenehme Perspektive! Doch scheint mir der Preis sür sünf Stunden dennoch etwas sehr hoch ge griffen von der guten Postverwal tung." „„Gewiß, das sage ich auch immer. Ich muß dcn Wcg nämlich häufig ma chen und 7 Mark 50 Pfennige sind eine Masse Geld!" Kielmann horchte hoch auf. „Was? Sieben Mark sünszig," wiederholte er in Buchstaben, „das wäre ja gar nichts. Ich habe zweinndzwanzig Mark, auch fünfzig Pfennige bezahlen müssen, also netto dreimal so viel!" ' „„Unmöglich!"" ries der kleine Reise genossc ganz erschrocken rein'unmög lich! Oder,"" fügte cr bedächtig hinzu, „„die hohe Postverwaltung hat neuer dings eine andere Taxe nach dem Ge wicht eingeführt!"" „Unsinn, mein bester Herr, solche haarsträubende Ungerechtigkeit w.ne ja ganz undenkbar!" Und so dedattirten sie denn die sämmtlichen sünf Stunden über dieses Thema, zerbrachen sich die Köpse über diese unglaubliche Preisdifferenz nnd kamen schließlich körperlich und geistig ganz zerrüttet im Stadtchen an. Wie erstaunte aber unser braver Kiclmann, als cr dort bereits von dem höflichsten aller Gastwirlhe n«t cincm tiesen Bückling empfangen und in der licbcnswürdigstc» Wcise gefragt wurde, wo denn die beiden andere» Herren seien? Das Zimmer mit drei Betten ist bereits hergerichtet »nd auch das Di ner sur Drei Personen auf das Beste servirt. Er wäre bald auf den Rücken ge ' fallen. Am ander» Tage stellte sich allerdings der Irrthum heraus: ,stiel man» hatte nach alter Kausinannsge wohiiheit i» das Postbuch eingetragen: Schubert, 'stielmann Sohn! wroß« Männer. Einige bcdeutendcndt Männer sind aus den niedrigsten Bollstlassen hervorgegangen. Watt war der Sohn , eines SchiffZziinmerckanneS, Franklin ; eines Seisensicdcrs, Laplace eines Pach ! ters, Limite eines arme» Pfarrers, ! Farads« eines Hufschmieds, Lamarck , eines Schreibers, Fraunhofer eines Glasers, staut eines Sattlers. son war Kohlenarbeiter, Davy Apothe kergehilsc, Livingstone Fabriksarbeiter: Galilei, stepler, Euvier, W. Herschel waren armer Eltern u. s. w. ' Gedankensplitter. Die Conscqncnz. wir loben sie. Doch soll man nicht zuweit sie treiben, Und wenn Man dumm ist, soll man nie Aus Consequcn» ein Kiel bleiben. Eine neue Krankheit. Ein Bauer erhält von seinem Sohne, welcher aus der Wanderschast ist, einen Bries, Rasch öffnet cr ihn und liest laut seiner Frau vor. was Hannes schreibt: „Liebe Eltern, ich liege hier in, straiitenhause zu Halle an der Saale sehr trank, sendet mir etwas Geld,,, — „Na, sichste Frau, was mer heil zu Tag net all ver neie Krank - heite hat, die „Saale" hat mer in frü here Zeit all net gekannt!" ruft er er- staunt aus.