Teutsch« Localnachrichte». Provinz Brandenburg. 112 Aus dem Gute Tolzig die Wittwe des General? Bogel v. Fnlkenstcm, geb. Gärtner. 112 In Spandau dcr Rentier Rühlc. t Der Zimmcrmei stcr Ernst Brcttschncider in Spandau. Er gehörte eine lange Reihe von Jah ren der Stadtverordneten - Versamm lung an, deren Borsteher cr auch eine kurze Zeit war. Unter großcn Feier lichkeilen wurden in Strasburg i. Um. die beiden Denkmäler der Kaiser Wil helm I. und Friedrich enthüllt. Dem Begründer dcr ersten sreiwilligen Feuer wehr der Mark, Albert Mahler, soll in Wriezen ein Denkmal gesetzt werden. Albert Mahler war Bürgermeister in Wriezen. Ihn drängte cs, nachdem im Jahre 1853 in Berlin die Berufsseuer wchr entstanden war, zu dem Versuch, ebenso militärisch organisirte Feuerweh ren auch in kleinen Städten zu grün den, ohne die Gemeindekassen sonder lich zu belasten. Seinen Bemühnngeu gelang cs. im Jahre 1855 die erste freiwillige Feuerwehr zu begründen. Am zehnjährigen Todestage Mahlers (29. Januar 1894) hofft man, da« Denkmal enthüllen zu können. ProvinzOstPreußen. s Der praktische Arzt Dr. I. Laafer tn Memel. Vom Schwurgericht in Allciisteiii wurde der schon mehrmals bestraste Kausmann Simon Lichtenstcin von Ortclsberg wegen wissenschastlichen Meineides nnd Gebrauchs einer falschen Urkunde vor Gericht zu drei Jahren vier Monaten Zuchthaus verurtheilt. Er hat den Meineid in einem Civil prvleß wegen Zahluug einer Geld summe geleistet. Der Bauer Woi towsle in Ruckezanny kam ermüdet vom Felde heim. Um sich zu stärken, griff er im Spiud an die gewohnte Stelle nach dcr Braiinlweinflasche. Unglück licher Weise haltc die Frau diese mit eincr kurz vorher gebrauchten Flasche mit Schwefelsäure vertauscht. Ohne vieles Besinne» trank er einen kräftigen Schluck und schon nach wenige» Stun den war er eine Leiche. t In Sens burg dcr Landrath von Schwerin. — Provinz Westpreußen. In der Ortschaft Ostrowitt wurden durch eine FciierSbrunst acht große Ge höstc eingeäschert. Es wird Brand stiftung vermuthet. DaS Mensteiiier Schwurgericht verurtheilte dcn Sattlcr mciftcr Karl Brodowsky und dessen Frau in Soldau wcge» vorsätzlicher Brandstiftung, und zwar dcn Mann zu zwei, und die Frau zu drei Jahreu Zuchthaus. Bei dem diesjährigen Schützenfeste in Tuchel errang der Bau u»lcr»ehiner Lewandowski die Königs würde für den Prinzen Heinrich; und dieser nahm die Würde auch au. Nun mehr ist dem Vorstand der Schützen gilde ans dem Kllbinett des Prinzen eine silberne Medaille zugegangen, welche dein Schützenkönig im Austrag des Prinzen ausgehändigt worden ist; dieselbe trägt auf der einen Seite das Bildniß des Prinzen mit der Unter schrift: „Heinrich, Prinz von Preußeu". auf der andere» Seite die mit Eichen laub umkränzte Jahreszahl 1392. Provinz Schleswig-Holstein Der Pächter Andersen in Röllum wars mit einem Fuder Korn um und erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er in der folgenden Nacht starb. 5 In Flensburg der Inhaber. der Pa pierfabrik, H. R. Walther, in früheren Jabren durch feine deutschpatriotische Thätigteit weit bekannt und geachtet.— 112 In der Tiakvnissciianstalt zn Flens burg der als deutscher Patriot und nicht weniger hervorragender Landwirth in weiten Kreisen bekannte frühete Hofbe sitzer von Kieholni, G. A. Ziese, in seinem 78. Lebensjahre. Im Jahre 1848 war er Mitglied der konstituircn den schleswig-holsteinischen Landesver saininlniig und später die Hauptseele des sog. passiven Widerstandes gegen die Dänen. Provinz Schlesien. Der Bäckermeister Adolf Dintner in Beuthen 0.,5. wurde Abends als Leicht in seinem Keller ausgefunden. Wie seine Frau behauptet, hatte Dint ner sich betrunken uud war vbii ihr mit einer Prise weißen Pulvers (nach ihrer Angabe mit Szlz) traktirt worden, da mit er ernüchtere. Jetzt ist die Frau unter dem Verdacht, ihren Mann ver gütet zu haben, verhaftet worden. Der Feldwebel Kühne von der ostafri tanifchen Schutztruppe.welcher vor eini gen Tagen auf Urlaub in feine Hei inathsstadt Beuthen zurückgekehrt war, ist hier an einer Lungenentzündung ge storben- Feldwebel Kühne ist in wei teren Kreisen bekannt geworden durch seinen Zug nach Uganda während der Zeit der dortigen bei welchem eS ihm gelang, den katholi schen Bischof Hirth nnd den König Mwanga.in Sicherheit zu bringen. Provinz P e s.c n. Ten Wirthschaftsbesitzer Andreas Trczccziak aus Kucharki, welcher in der ?i.acht zum 22. Maid.J. den Gendarm erschoß, ?at das Schwurgericht in Ostrowo zum Tode verurtheilt. Kaufmann Theophil in Santomischel erhielt vom Schwurge richt in Posen wegen betrügerischen Bankerott» 4 Birnate und sein Bruder Stanislaus -t Wochen Gesauguiß. Ter Lehrer Strehlow in KamiUenthat hatte einen Hasen aufschössen; als dieser nochmals aufsprang,tehrte Si. die Flinte um, um dem Hasen mit den Kolben den Garaus zu inachen. Dabei ging aber die Flinte los und die ganze Schrotladung drang dem «schüren in den Unterleib, so das, er nach wenigen Stunden starb. —Trei Bruder Stuczinsti in dem Torf Lssowiccz begaben sich des NachlS in dos Haus des Büdners F. und ver laagten Geld von dem im Litte liegen den F. Ta der alte Mann betheuerte, daß er nichts habe, schlugen die drei aus den Aermsten ein, bis er unter ihren Mißhandlungen verstarb. Auf den Hilferuf dcr Frau wurde auch diese so lange geschlagen, bis sie todt war. Darauf legte» die Thäter die Leichen auf den Strohsack, zündeten letzteren an und eilten davon. In kurzer Zeit war das Haus ein Raub der Flammen geworden. Herbeieilende Leute fanden die beiden Unglücklichen halb verkohlt unter den Trümmern. 112 In Mee schen DistrictscommissariuS Gloger. Die bisherige Stadtgemeinde Zaborowo ist in eine Landgemeinde umgewandelt worden. Die Bolkszählüng von 1899 gab die Einwohnerzahl von Zaborowo auf 887 an. ProvinzSachfen. Der Raubmörder Hermann aus Athleben, welcher im Mai d. I. den Kaufmann und Konditor O. Witte in Magdeburg mit einem Beil erschla gen hat, ist vom Schwurgericht wegen Raubmords zum Tode verurtheilt wor den. Knabe, der früher als Geschästs reisender bei Witte engagirt war, hatte auf Grund einer von Witte erstatteten Anzeige eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten verbüßt. Nach seiner Ent lassung aus dem Gefängniß erschien er bei Witte, um von diesem ein gutes Zeugniß zu erhalten, es kam zu einem heftigen Wortwechsel, zu dessen Schluß Knabe dem Witte mit einem Beil dcn Schädel einschlug.—ln Reinstedt ver wundete dcr Hofmeister Mingrem dcn Wilderer Held tödtlich. Jener wollte diesem das Gewehr und einen frisch ge schossenen Hasen abnehmen, aber Held fetzte fich zur Wehr und in dem sich ent sinnenden Kampfe machte der Hof meister von feiner Waffe Gebrauch. In einer Strecke des Ernstschachtes stürzte eine acht Meter lange Bergwand ein nnd begrub vier Bergleute. Zwei derselben waren sofort todt; die beiden anderen, welche anfänglich noch laut um Hülfe rieien, konnte» trotz der so fort mit größtem Eifer in Angriff ge nommenen Rettungsarbeiten ebenfalls nur als Leichen hervorgezogen werden. s In Erfurt Privatmann Friedrich Orth, 73 I.; Wittwe des JustizratheS Fischer, Bertha geb. Giesche, 77 I.; Gensdarm a. D. Heinrich Gutfahr, 9-t I.; Pens. Weichensteller Samuel Streichhardt, 94 I.; Rentrzerin Pau liue Reinhold, 52 I.; Wittwe Ida von Lemcke, geb. v. Tettau, 74J.;Rent ncrin Regina Reichardt, 99 I.; Frau des Kaufmanns Saupe, Caroline geb. Schafft. 29 I.; Rentner Friedrich For berg, 92 I.; Privatmann Ferd Heß hanS, 58 I.; Wittwe Henr. Kahlert, geb. Krüger, 93 I.; Wittwe Magda iene Frey, geb. Toelle, 79 I. Ein Mitglied des Bürger-Schutzencorps in Erfurt, Richard Fahrig, errang wäh rend des Schützenfestes in Gotha den ersten Preis, den vom Herzog gestifteten Ehrcnbecher. In Hohheim hat der Pfarrer fein fünfzigjähriges Priester jubiläum gefeiert. Ter Ausschuß dcr deutschen Turnerschaft hat beschlos sen. mit dem Bau der projectirten RuhMeshalle über Jahns Grab und der ErinnerungStnrnhalle in Freiburg a. R. im Frühjahr 1893 beginnen zu lassen. Bis dahin solle» die bezügliche» Geld sammlungen in den Turnvereinen sort gesetzt werden. Die Errichtung eines „Volkmann-Denkmals" vor dem Ein gange zur chirurgische» Klinik in Halle wird nnnmehr der Verwirklichung ent gegengeführt. Die Aufstellung foll noch in diesem Herbst stattfinden, und als Tag dcr Enthüllung ist der Geburts tag VolkiWinnS in Aussicht genommen. Das Denkmal wird nach dem Entwurf des Bildhauers Volkmann in Rom ausgeführt und zeigt die Gestalt des berühmten Gelehrten uud Arztes in UeberlebenSgröße. Provinz Hannover. 112 In Emden der Rabbiner der Land rabbinatsbczirkc Anrich, Osnabrück uud Stade, Dr. phil. Buchholz. Vor Jah ren wurde sein Name viel genannt we gen einer Streitschrift zwischen ihm und Pastor Hascrmann. Göttingen. Landgerichtspräsident Geheimer Ober- Justizrath Dr. Roscher beging sein s>>jährigcS Dienstjubiläum. Der An schluß der Gemeinde Lauenbruch an die Stadt Harburg wurde iu einer zu Lauenbruch abgehaltenen Gemeindcvcr sammlnng mit großer Stimmenmehr heit beschlösse». Der Lienteiiant Eo qui, Adjutant des 2. Bataillons des Infanterie-Regiments No. 79 in Hil desheim, wurde auf einem Spazierritt von seinem plötzlich scheu gewordenen Pserde aus dem Sattel geworfen nnd, da er mir einem Fuß im Steigbügel hängen blieb, von dem Thier in rasen dem Lause auf den Boden geschleift. Kurze Zeit darauf ist er iuf«lge der er haltenen schweren Berletzungen gestor ben. Die Smyrnateppichfabrit von Erblich Michels in Linden erhielt .aus der Internationalen Ausstellung .in Scheveningen auf die von ihr aus gestellten Fabrikate die goldene Me daille. Im Beisein des Laudrabbi ,nerS Dr. Gronemann, der den ersten und lästigsten Anstoß zur Erbauung .eines neuen Gotteshauses der israeliti schen tHemeinde in Lüneburg gegeben hat, fand die Grundsteinlegung einer neuen Synagoge statt. Die königliche und die städtische Behörde waren bei der Feier vertreten durch Regierungs präsident Kammerherr v. (ioliuar- Meyenburg. Oberregierungsrath v. Massow, Regicrungsrath Meier, Gc heiliicu Regicrungsrath Oberbürger meister Laliciistci». Stadtsyndikus Ke serstLiu. nnd außerdem das Bürgcrvor stehcr-Kollegium durch dcn Bürgcrvor stcher Jcnckcl. Provinz Westfalen. Das Ramertagcr zu Rüntc soll aus Anordnung des Kriegsmmisleriums eingehend erforscht und es sollen Bor tehrungeu getroffen werden, damit das inieressante Bauwerk der Römerzeit er halten werde. Behuss Feststellung des Arbeitsplanes war dort vor einigen Zügen ein Ossicier des Gencralstnbcs anwesend. Mit diesem Vorgehen wird ein ehedem vom Kaiser Friedrich, der als Kronprinz dem historischen Bau großes Interesse entgegenbrachte, ge- äußerter Wunsch erfüllt. Auf Zeche .Ptuto", Schacht Thics, sind durch die Unachtsamkeit eines Kesselwärters drei Kessel der Kokerei verbrannt, wodurch der Gewerkschaft ein Schaden von mehr als 29.999 M. erwachsen ist. Rhe in pr ov in z. Ein vor ungefähr 1t Jahren in Düsseldorf verübter Mord sand jetzt erst seine Sühne. Der Tagelöhner Peter Sauer bekannte dem AnstaltSgeist lichen zn Branweiler, daß er am 39. Mai 1878 unweit Mörsenbroich ein drei Jahre altes Kind in einen Tümpel geworfen habe, wo dasselbe ertrunken sei. Der Mensch gestand serner, daß er das Kind, welches sich aus dem Was ser, das nur 1H F»ß tief war, habe retten wolle», so lange mit dem Kopf unter Wasser gehalten habe, bis der Tod eingetreten sei. Sauer wurde zu acht Jahren Gefängniß verurtheilt. Im St. Josephs Spar- und Dar lehensverein zu Elberfeld sind Unregel mäßigkeiten schwerster Natur entdeckt worden. Eine zum Zweck dcr Umän derung des Vereins in «ine Genossen schaft mit unbeschränkter Hastpflicht niedergesetzte Commission hat entdeckt, daß der Reservesonds, der in der letzten Bilanz mit 31,999 Mk. angegeben war, thatsächlich nur 5999 Mk. ent hält. Ueber den Verbleib der übrigen 29,999 Mk. ist nichts bekannt. M.- Gladbach ist jetzt „Universitätsstadt" geworden, denn kürzlich wurde hierselbst die von dem „BolkSverein für das ka tholische Deutschland" in's Leben geru fene „Bolksuniversität", d. h. der prak tisch-sociale Kursus eröffnet und zwar im großen Saale des GesellenvereixS. Die Betheiligung au dem Kursus ist eine sehr große; 393 Herren sind, zum Theil aus weiter Ferne, erschienen. Die Theilnehmer sind Arbeiter, Theolo gie-Studirende, Geistliche, BercinS- PräsidcS, Fabrikanten und Fabrik- Directoren, Ingenieure und Journa listen. Das geistliche Element ist über wiegend vertreten. In dem Proceß gegen Versasser und Verleger dcr Bro schüre .Tie Rocksahrt nach Trier" wurde Reichard zu sechs Wochen Ge fängniß und Sonne»bürg zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt, wegen Beschim pfung einer Einrichtung der katholischen Kirche und Beleidigung des Bischofs Korum. Provinz Hessen-Nassau, 112 Der Polizeirath a. D. Bodicker in Cassel. Der erste Gerichtsschreiber des Oberlandesgerichts, Kanzleirath Fagiewiez in Frankfurt a. M., feierte sein 59jähriges Dienstjubiläum.--'ln Hüufeld brannte die Brückenmiihle, die erst vor kurzer Zeit unter großen Kosten aufgeführte Schneidemühle, sowie die Mahlmühle und der Dachstuhl des Wohnhauses nieder. Königreich Sachsen. Der Fabrikbesitzer Wilhelm Uebel Firma Gebrüder Uebel-Netzschkau nnd Plauen hatderKinderbewahraiistalt zu Netzschkau als Mitbegründer dersel ben ein Legat von 19,999 M. gestiftet. Baurath Otto Hofmann, welcher seit einer langen Reihe von Jahren in hervorragender amtlicher Stellung in Pirna wirkt, beging sein goldenes Be amten-Jubiläum. Der Jubilar hat mit der Erbauung der Pirnaer und Schandauer Etbbrücke ganz besonders hervorragende Momente seiner amtlich technischen Wirksamkeit zu verzeichne». Ein gar stattlicher Kreis von Gra tnlonteu war cs, welcher zur goldenen Jubelfeier des Pirnaer Gesangvereins „Lieacrkräuz" im sestlich geschmückten Saale des Adler-Hotels um die Fahux dieser in dem dahingerauschten halben Jahrhundert zu so schönen Resultaten gelangten Sangesvereinigung sich schaarte. Die Ricsenpfarrei Schöne feld, b>S vor Kurzem 59,999 Seelen stark, ist nunmehr in fünf Gemeinden getheilt, indem Poltmarsdorf, Auger- Erottendorf, Neustadt und Sellerhausen ausgepsarrt sind. Die Muttcrgemeinde umsaßt nur noch die beiden Orte Schö neseld und Abtnaundorf mit ungefähr 5999 Seelen. Der Postdesraudant Grahmann, der bekanntlich nachßerübung beträchtlicher Unterschlagungen vor Kurzem aus Grimma entflohen war, ist in Ham burg festgenommen worden. Auf feine Ergreifung war, wie bekannt, von der kaiserlichen Lberpostdireetion eine Be lohnung von IVA» Mark ausgesetzt worden. Ein Unglücksfall mit tödt lichem Ausgange hat sich in Schönheide ereignet. Der Eisengießer Mehnert sie in der Nähe der Papierfabrik von ei nem mit Holz beladenen Wagen, kam unter die Räder nnd wurde fo schwer verletzt, daß er bald darauf starb. Der socialdemokratische Landtagsabge ordneter Stolle-Meerane. ein Bruder des Reichstags- und Landtagsabgeord neten Stolle-Gesau, ist vor einigen Tage» "om Landgericht we e.eo Gfi n » ,en Geiangaiß oeeurlhcilt worden. Die Anklage gründete sich daraus, daß Stolle einem 9jährigen Knabe», den ein Wei chenwärter festgenommen hatte, weil er eines Kohlendiebstahls verdächtig er schien. nach Feststellung des Namens zur Freiheit verholsen hat. Das Schöf fengericht zu Meerane hatte auf Frei» sprechung erkannt. Königreich Bojern. Wegen Vergehens wider die Sittlich keit wurde der Eigarrcnhändler Ealman Pagir in München z» sechs Monaten Gesüngniß verurtheilt. Ter Mörder Leopold aus Württemberg, welcher in Eggen seine Geliebte Josefa Eichmann ermordet hat. wurde in einer Heu scheune bei Lenzfried verkästet. Tie 27jährige Inwohnerin Kurz in Ams ham verletzte sich ganz leicht am Fuße und muhte nach einigen Tage» an Blutvergiftung sterbe». Ter Aints gerichtssecretär Haftmann in Boge», welcher sich verschiedene Unterschlagun gen « von amtlichen . Geldern zu Schulden konimcn ließ, stellte sich frei« willig im Straubinger Landgerichtsge. sänaniffe. Er wurde in Haft bebal. teil und vom Dienste suspendirt. Der Borschneider Huber in der Dampf» sägemühle des Herrn Mayr in Dachau erhielt von dcr Maschine einen Schlag ans den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat. Die 15jährige Stieftochter des Söld ners RieS in Dindolfingen hat ihr vor einigen Tagen geborenes Kind gleich nach der Geburt erdrosselt und in eincr Grube vergraben. Der Stiefvater erscheint dcr Anstiftung zu dem Ver brechen dringend verdächtig. Die Grunderwcrbungen sür das Baupro jekt Ebern-Breitengüßbach beginnen im Winter; die Bahn soll im Herbst 1894 eröffnet werde». Aus Liebeskummer erschoß sich in Erlangen dcr Baderei- Jnhaber Beißbarth. —ln der Sta tion Freilassing wurde der Packer des Güterzuges, Namcns Zschaska, bei dem Ueberschreiten des Geleises von der Maschine des eikifahrenden Personenzu ges überfahren und sofort getödtet. Bei einer Treibjagd in Neudorf hat der Privatier Strattner den Kaufmann Neumeyer von GroßhaberSdorf erschos sen. Der in den kleinen Hausern bei Schösweg wohnende Häusler Reitber ger wurde von seinem Sohne mit Hilfe seiner Frau durch ein Stoßmesser er mordet. Der 9jährige Oekonomen sohn Nepomuk Holzbock in Günzburg spielte mit seinem IMHrigen Brüder chen Wilhelm mit einem geladenen Re volver, als die Waffe plötzlich losging upd die Kugel dem Kleinen in den Mund drang. Der Tod trat fosort ein. Dcr in baycrischcn Schützcnkrei sen bcstcns bekannte Gastwirth Neußin ger in HerSbrnck verletzte sich beim Pa tronenmachen infolge einer Explosion so, daß er in eine Augenklinik gebracht werden mnßte. In unmittelbarer Nähe des Hauptlaboratoriums in In golstadt werden Arbcitcrwohnungen sei tens dcr Direktion des Etablissements erbaut. Die nöthigen Grundstücke wur den vom MititärsiskuS erstanden. Aus der Rhe in Pf alz. I» Hütfchcuhaufen wurde dcr Witt wer Jakob Kopp wegen eines Sittlich teits-Vergehcns verhaftet. Mißlicher Vermögensvcrhältnisse halber hat sich in Ludwigshafen dcr Bäckermeister Pe ter Klingert erschossen. Ebensalls durch einen Reoolverschuß machte dcr Kaufmann Karl Rahm, Reisender ei nes Ludwigshafener Manufactur waaren-Geschäfts, feinem Leben eitl Ende. ' Ter im 22. Jahre stehende junge Mann hatte Unterschlcife began gen, deren Folge» cr sich entziehen wollte. Dcr in Ludwigshasen wohn hafte Zugführer Dittlcr wurde in Worms vom Monshcinier Zuge über fahren und blieb sofort todt. In der Dunkelheit stürzte der Schuhmacher meister Konrad Lind in Ludwigshafen durch die aus Unachtsamkeit offen ge lassene Kcllerthüre in den Keller und brach das Genick.'—Ueber das Ver mögen der Brüder Franz und Andreas Roih in Maikammer, welche ein Manu factur- und Kurzwaarengeschäst betrei ben, wurde vom Amtsgericht Edenkobe» das Eoncursvcrfahrc» eröffnet. Auf Grube Frankenholz wurden drei Berg leute verschüttet. Zwei wurden getödtet, dcr dritte schwer verletzt. In Lachen siel der Maurer und Metzger Friedrich Kausmaun von Speyerdorf beim Holz niache» im Gemeinde-Gauwalde so un glücklich von einer sehr hohen Eiche, daß er nach wenigen Stunden seinen Geist ausgab. Maurermeister Barth. Dörr in Pirmasens gerieth in der Nähe sei nes Hauses unter einen Wage» nnd er litt einen sowie innere Verletzungen, an deren Folgen er ge storben ist. Dcr Ackerer Adam Tod weiler aus Rciseiibcrg, welcher schon längere Zeit an Geistesstörung litt, hatte sich im dortigen Gemeindewalde beim Sturz von einem Felsen einen Knöchelbrnch zugezogen. Als mau ihn am solgeiiden Tage auffand, war sein Zustand bereits so schlimm, daß der alsbald zugezogene Arzt ihn nicht mehr retten konnte. In Zweibrücken ist das neue Waisenhaus nunmehr fertig gestellt und kann schon in nächster Zeit bezogen werden. Die Gesainmtkosten des Baues, einschließlich der inneren Einrichtung, stellen sich auf rund 159,- 999 Mk. Die Leitung der Anstalt ist der seit 27 Jahren als Kindergärtnerin thätige» Anna Wolf übertragen wor dm. Dem Sinne des hochherzigen Stifters des Waisenhauses, Herrn Hil gard (Henry Villard in New Uork) entsprechend, werden Kinder ohne Un terschied dcr Eonsession aufgenom men. Schwarzburg - Rudolstadt. 112 In Volksstadt der Fabrikbesitzer Ed. Eckert, dcr Leiter der Porzellan sabrik von Triebner, Ens ck Eckert. Schwarzburg-SonderShau s e n. Den mit dem Bergwerksunternehmer Brügmann in Brünninghausen ver einbarten Staatsvertrag betreffs Er schließung und Ansbeutung des Kali» salzlagcrS bei Jecha hat dcr Landtag noch in seiner letzten Sitzung einstim mig angenommen. Die erforderlichen Geldmittel folle» sich a»s acht Millionen belausen. Die zu bildende Bergwerks- Gesellschast hat ihren Sitz in Sonders hausen zu nehmen. Der Staat hat sich l 5 Procent des Reingewinns gesichert. 112 In Sondershausen Regierungs rath a. D. Hermann Gerber. Man plant den Bau einer Bahn von Arn stadt nach Ersnrt, welche eine ganze Reihe tandwirtbschastlich productiver Ortschaften mit Erfurt verbinden und bei Kranichfeld auch die Weimarer vahn erreichen soll. Schweiz. Herr Pfarrer von Ah in KcrnS hat letztyin mit feiner Gcmcindc in allcr Stille das 25jährige Dienstjubilänm gcsciert. Als Dankeszeichen verab folgte die Gemeinde dem Gefeierten eine aus dem obwaldnerifchen Staatsarchiv erworbene hübsche goldene Denkmünze mit der paffenden Widmung: „Für 25jährige gedeihliche Wirksamkeit als Seelsorger. Die dankbare Gemeinde Kerns." Dcr Avers zeigt den Tag zu Sinas, dcr Revers die Blendung des alten Melchthal. Letzthin brannte in Aeppenried bei Belp das für 7899 Fr. brandversicherte Wohnhaus nebst ange bautem Scheucrwerk bis aus den Grund nieder. Das Haus gehörte dem Ge meindepräsident Steffen in Belp. 112 In Herzogenbnchsee Posthalter Kauf mann. Genau auf dcn Zeitpunkt, dcr in Ehur für den Beginn der Wein lese bestimmt wurde, stellte sich recht unfreundliches, naßkaltes Wetter ein; der Schnee legte sich bis unter den Vo°l gelboden und Mühlerain, somit bis! iiahe an die Rebbergc, und im Thale regnete es in Strömen. Die Weinlese liesert das erwartete Resultat: Wenig, aber gute, vollkommen ausgereifte Trauben. Der Kurvcrein St. Mo ritz beschloß, für eine elektrische Bahn 39,999 Franken >r koncl porclu zu ge ben, und die Gemeinde bewilligte der Äahngesellschaft einen Vorschuß von 109,999 Fr. zu 3 Procent, rückzahlbar 59 Jahren. - Ferner will die Ge meinde dcn nöthigen Gcisieindcboden, sowie das Material für dcn Unterbau gratis hergeben, was jedoch noch der Genehmigung durch die Bürgerge meinde bedarf. 112 Redacteur F. A. Stocker von dcn „Basler Nachrichten". Stocker stammte aus dem Luzernischen. Er hat sich einen Namen in der schwei zerischen Literatur erworben. Nieder- und Oberösterreich. Bei eincr letzthin abgehaltenen Berg jagd nächst Kaltenhausen hatte der Kausmaun Schmiedl aus Hallcin das Unglück, durch einen auf ein flüchtiges Reh abgegebenen Schrotschuß einen Treiber tödtlich zu verwunden. Der so unglücklich Getroffene starb bereits nach einer Viertelstunde. Der Stadt Krems wurde ein seltenes Glück zu Theil. Hier wurde jüngst eine Re gional-Ausstelluiig veranstaltet und nach Schluß derselben ein Ueberschuß von 599 sl. festgestellt! Und der lako nische Schlußbericht konstatirt noch fol gende, sür Krems ganz gewiß sehr er freuliche Ergebiiisse: Die Wohnungen in den Gasihöscn waren regelmäßig „ausverkauft" und auf dcm Ansstel luugsplatze allciu wurde» 13,999 Liter Bier und 9999 Liter Wein vertilgt. Wie hieraus ersichtlich, waren also die AnssteUuugsbesucher auch stets bei gutem Humor. Dieser Tage ist hier dcr ehemalige Postbeamte Philemo» Zalewski nach Verbüßuug seiner Strafe aus dcr Strafanstalt Stein entlasse» worden und ist sofort mit dem Mittags zuge nach Wien gefahren. Der Prozeß Zalewski hat vor fünf Jahren großes Aufsehen erregt; es handelte sich um Postmalversationen von außerordent lichem Umsangc und die Auslieferungs verhandlungen wegen des nach Amerika geflüchteten Verbrechers stießen auf große Schwierigkeiten. Zalewski wurde schließlich doch nach Wien gebracht und vom Schwurgericht zu 7 Jahren schille ren Kerkers verurtheilt, welche er durch Einzelhast so weit abzukürzen ver mochte, daß seine am 7. Februar 1888 angetretene Haft heute bereits abge büßt ist. Die ledige Modistin Fräu lein Emilie Kellner in Mödling trank jüngst in ihrer Wohnung, Hauptstraße No. 83, ein größeres Quantum Zink- Vitriol und starb trotz der sofortigen Verabreichung kräftiger Gegenmittet noch am jelbe» Tag. Die Selbstmör derin hatte bis Mitte April d. I. in dcr Klostcrgassc in Mödling cin gut gehendes Geschäft. In Folge säumi ger Zahlungen verschiedener Schnldne rinncn gcricth sie selbst in Zahlnngs stockuiige» und einige Gläubiger ließen ihr Alles pfänden. Ans Verzweiflung stürzte sich die Arme bald darnach bei Laxenburg in den Wiener-Neustädter- Canal, wurde jedoch damals gerettet. Seit dieser Zeit kränkelte sie in Folge einer Erkältung, die sie sich zugezogen hatte, konnte sich nicht mehr erhole» und litt ost die bittersten Entbehrun gen. Großes Aussehen erregt in Wie ner-Neustadt unter der Bevölkerung und unter dem gesammten Osficicrs corps dcr Selbstmord des Oberlieute nants C. Cropf des 52. Infanteriere giments, derzeit Lchrer der ungarischen Sprache an dcr hiesigen Militäraka demie. Der Streckenwächter der Süd bah», Karl Böhm, bemerkte, als er letzthin srüh um 4 Uhr seine Strecke zwischen Zhcresienseld undWicner-Neu staht beging, an cincr Telegraphen säulc Kropfs Leichnam hängen. Die Wiener Presse schil dert folgende Scene: Ort und Zeit der Handlung: Die jüngste Sitzung der Gesellschaft der Aerzte. Hofrath Pro fessor Diltel: Hochverehrte Herren! Ich begrüße Sie (Man hört ein lau tes: Müh!) Prose»or Dittel setzt nochmals ein: Ich begrüßt Sie und gebe der Hoffnung Ausdruck Maääh Professor Dittel (einiger maßen irritirt): daß Ihre rege Theil nahme auch fernerhin Müäüääh! .... Allgemeine schallende Heiterkeit. Auflösung des Räthsels sür den Leser: Dr. von Edelsberg hatte zum Zwecke der Demonstration über die Wirkung der Schilddrüsen - Exstirpation zwei junge Schase in den Saal bringen lassen, und diese waren so vorlaut, dem Herrn Hosrath mit ihrem Mäh in die Begrüßungsrede zu fallen.... Türkische Blätter bri»- gen folgende officielle Mittheilung: Um der langen Trockenheit, welche feit vie len Monaten herrschte, ein rasches Ende zu bereiten, ordnete der Sultan, wie üblich, öffentliche Gebete an. Ent sprechend diesem Auftrage, hat der Hafiz Mustapha Efendi, der zweite Jmam der Heiligen Sophia, sich nach Keat-Hane begeben, um mit funszig Hasizen (Korangelehrten) das Gebet zu verrichten. Augenblicklich nach dem Gebete l>egann ein wohlthätiger Regen zu fallen. Der Sultan hat geruht, dem Jmam zebn Pfund und jedem Ha fiz, welcher sich an dem Gebet bethei ligte, zwei Pfund zu schenken. Bor der >Straslammcr in Nürnberg hatte sich vor einigen Ta gen der Braumeister Georg Wagner aus Grund des Nahrungsmittclgcsctzcs zu verantworten. Es lag ihn» zur Last, daß cr vor einigen Jahren wissentlich verdorbenes Bier an die Kunden der Denk'schen Brauerei abgab, da ihm be kannt war, daß in einem Sud Bier eine Katze oder ein anderes zur mensch lichen Nahrung ungeeignetes Thier initgesottcn worden war. Tie Straf kammer am Nürnberger Landgericht halte beschlossen, Wagner außer Ver folgung zu setzen: in Folge des von der Staatsanwaltschaft ergriffenen Rechts mittels verwic-Z jedoch das Oberlandes gericht München die Sache zur Straf kammer. Wagner erklärte im Ter min. er wisse nichts von einer Katze, es seien ihm vor Jahren einmal, als das noch nicht gegohrene Bier von der Psanne in den Bottich geschüttet wurde, einige Knöchlein gezeigt worden, er habe nachsehen lassen, ob die vier Katzen der Brauerei noch vorhanden seien, und es sei keine fort gewesen. Medici nalrath Dr. Merkel gab in seinein Gutachten an, in strictem Sinne des Wortes könne nicht von einem verdor benen Bier im concreten Falle gespro chen werden, da durch die Gährung der etwaige Einfluß vorhandener thierischer Körper beseitigt worden sei. Eine andere Frage sei es für Diejenigen, welche wissen, daß ein Thier mitgesotten wor den Dies sei der ideale, ethische Standpunkt, das Bier sei nur verdor ben für Diejenigen, welche wissen, daß ein Thier mitgesotten worden sei, da wohl die meisten Personen, wenn sie hiervon Kenntniß erhalten, Ekel em pfinden würden. Stoffe, die das Bier alterire», feien in dem vorliegenden Falle nicht anzunehmen. Der Bor sitzende erklärte, nach den bayerischen Gesetzen dürse zur Bereitung von Bier nur Wasser, Hopfen und Malz genom men werden, und datz nach reichsgericht licher Rechtsprechung die Nahrungsmit tel als gefälscht zu betrachten seien, wenn der normale Instand verändert und dadurch Ekel erregt wird. Darauf erwiderte Dr. Merkel, ekelerregend sei ein solches Bier nur für Denjenigen, welcher Kenntniß vom Vorgange hatte. Dr. Prior erklärte ebenfalls, daß das Bier absolut nicht verdorben gewesen sei, weder vom technischen noch vom medizinischen Standpunkte aus. Nach den Acten sei der fragliche Sud nicht sofort mit Bier aus einem anderen Sud vermengt worden, es sei dies erst geschehe», als sich hera»sstellte, daß das Bier unverdorben sei. Im Verlause der Verhandlung wurde auch erwähnt, daß der Vorfall erst durch den letzten Bierbrauerstrike zur weiteren Kenntniß gekommen sei, während früher die Brauergehilsen hierüber nichts verbrei teten. ES ersolgte Freisprechung. Ausßudapestwirdfol gendes Geschichtchen gemeldet: „Anläß lich des jüngsten Empfanges der Dele gaten bei Hofe entdeckte ein österreichi scher Delegirter, tiicht lange bevor er sich in die Festtoilette Wersen wollte, zu seiner nicht geringen Ucberraschung, daß ihm seine Orden fehlten. Er durchsuchte feine Koffer auf das Sorg fältigste, durchstöberte alle seine Effec ten, aber nirgcnd waren die Orden zu finde». Das Fehle» der Auszeichnun gen würde nun dem Politiker leine all zugroße Verlegenheit bereitet haben, winn nicht just zur Zeit die Reichenber ger Affaire sich abgespielt hätte. Bor den cntsetztcn Augen des Delcgirtcn stieg das mahnende Knopfloch des Bü»- germeisters von Reichenderg auf u. eine Reihe dcr ui'.licbsamstcn politisch?» Mißverstände schien unserem Mauuc iiuvermeibtich, ivcnn cr ohne die ihm verlichenc» DecoratiPncn bei Hofe er scheinen würde. Rasch entschlossen, be stieg der Dclcgirtc seinen Wagen uud suchte den Ministerpräsidcntcn Grase» Taafe auf. um ihm den Sachverhalt darzulegen und ihm über die wahre Ursache dcr z» gewärtigen Schmuck losigkeit seiner Festbrust Auskläruug zu geben. „Denken Sie sich nur, Excellenz," rief dcr Volksvertreter in verzwciftnngsvollem Tone, „mcinc Frau hat vergessen, mir meine Orden einzupacken!" Graf Taaffc, dcr auch ein wenig präoccupirt schien, erwiderte aber mit milder Gelassenheit: „Trösten Sie sich! Meine Frau hat vergessen, mir meine Beinkleider einzupacken". Gegenüber dem ernsteren Mißgeschick des Ministers sank das kleine Ordens malheur des Delegirlen zur Bedeu tungslosigkeit herab und seiner eigenen Lage vergessend, frug cr ängstlich: „Und was werden Excellenz machen?" Graf Taaffc, der sich bekanntlich in jeder kritischen Lage zurechtzufinden weiß, er widerte aber mit dem Gleichmnth des erfahrenen Staaismanncs: „Andere an ziehen!" Aus Schweningen in Württemberg wird ein Fall von Be urtheilung eines Unschuldigen berichtet, der wiederum geeignet ist, die Gegner der Entschädigung' stutzig zu machen. Wegen angeblichen Diebstahls von 30V M. wurde der Pferdeknecht Andreas Psau von Dornhan im Jahre 1889 zu 2z Jahren Gefängniß verurtheilt, welche Strafe er am 15. Sept. auch richtig verbüßt hat. Nach feiner Jn haftiruiig gelangte ein anonymer Brief an die Staatsanwaltschaft, in dem es hieß, Pfau sei der Tieb nicht; dieser selbst bethciierte immer, auch noch brieflich im Gesängniß,. seine Unschuld. Jetzt, da er wieder aus freiem Fuße ist, .bekennt wie die „Neckarquelle" be-- richtet ein unter dem falschen Na men Friedrich Keller von Steinhofen seiner Zeit neben ihm arbeitender Tagelöhner in Wirklichkeit der Schneider Ludwig Stöhr von Fecken hausen der inzwischen wegen ver» schiedener Berbreche» in s Zuchthaus kam, er habe das fragliche Geld gestoh len. Tieser Tage wurden nun durch das Gericht Erhebungen angestellt, ob seine Angabe auch auf Wahrheit be ruhe. Peinliche Zwischenfalle sind während der madrider ColuinbuS feste vorgefallen. In dcr Ausstellung der schönen Künste zu Madrid kam es noch vor dcr eigentlichen Eröffnung zu großem Skandal, dcr mit einer Pro testkundgebung dcr Maler und Bild hauer gegen die Regierung und das Ausstellungsconiitc endete. Die Räume, in denen die Kunstwerke untergebracht sind, erweisen sich als vollständig unge nügend; sie sind nicht nur schlecht be leuchtet, sondern auch so cng und nied rig, daß kein Bild und kcinc Statue zn voller Geltung kommen kann. Daß sich die Künstler daneben noch über viele Begehung?- und Unterlassungssünden dcr sogenannte» Hängecommission zu beklagen haben, ist selbstverständlich. Am 15. Oct., dem Firnißtage, kam der lang verhaltene Groll zum Ausbruch. Die Maler rannten wild in dcn Ausstel lungsräumen umher, ihre Bilder zu suchen, und schrieen zum Himmel, wenn sie sie endlich in irgend einer heimlichen Ecke fänden. Mehrere Künst ler gingcn in ihrer Wuth so weit, die Bilder wieder von de» Wanden zu rei ßen, und einen sehr bekannten madrider Maler übermannte der Schmerz so sehr, daß cr einen Borstenpinsel ergriff und sein prachtvolles großes Geinälde mit schwarzer Farbe übermalte. Als man ihn von diesem Zerstörungswerke zu rückhalten wollte, rief er mit grimmiger Ironie: „Ist heute nicht Firnißtag? Nun, das ist der Firniß, der mir ge fällt !" Auch sonst sind die madrider Eolumbusscstc gerade nicht sehr harmo nisch ciiigelcitct. Ganz abgcschcn von der unerwarteten Auflöfuug des Frei denkercongrcfses, sind auch die anderen in der Hauptstadt Spaniens zusam nicngctrctencn Versammlungen durch verschiedene uncrauickliche Vorfalle gestört worden. So erschien wäh rend einer Sitzung des Pädago gischen Eongresses ein alter, in ärmliche, zerrissene Gewänder gekleide ter Mann in der Festhalte, der vorn an der Brust ein Täfelchen trug mit der Inschrift: „Dcr Lchrer von Caneneia. dcr nichts zu essen hat, weil ihn die Re gierung nicht bezahlen will." Man kann sich denken, welchen peinlichen Eindruck dieser Austritt hervorrief. Tic Kongreßmitglieder und einige im Saale anwesenden Studenten veran stalteten eine Tellcrsanimluug für den armen Lehrer und übergaben ihm s><> Pesetas. Daraus wurde der alte Herr von zwei dicnstcisrigen Guardias zur Polizeiwache gesührt, wo cr angab, er schon seit vier fahren kcincn Sold erhalten habe, uurdaß ihm die Regie rung 5999 Pesetas schulde. Da er demnach auch keine Steuern zahlen könnte, habe man ihm vor einigen Ta gen auch noch sein Häuschen in Canen cia gcpfändct und öffentlich versteigern lassen. Die Angaben des Lehrers er wiesen sich als vollständig richtig, und für diesen Fall, dcr in Spanien durch aus Glicht vereinzelt dastcht, hat dcr Minister Linares Rivas strenge Unter suchung eingeleitet. Elsaß-Lothringen. Weißenburg hat das auf dem Markt- Platze gelegene Eafe Wüst erstanden und wird dasselbe behnfs Vergrößerung des Marktplatzes demnächst abbrechen. Dadurch wird ein sür Weißenburg ge schichtlich wichtiges Gebäude verschwin den, da cs das einzige alte Haus ist. das in dem am 25. Januar 1677 voin französischcti Obrist Labrosse angeord nete» großcn Stadtbrande gerettet wurde. Das Haus stammt aus dem Jahre 1594 uud gehörte damals dein hiesige» Bürgermeister Georg Schwarz erde, einem Oheim von Philipp Me lanchton (Schwarzerde), nach dessen wiederhole» Predigten die ganze Stadt 1524 zum Protestantismus überging. s Major Schubert, Kommandeur des 2. Bataillons des hier garnisoni rende» 99. Jnsaiiterie - RcgimciitS in. Gcrtweiler, wo er während der Manö ver einguartirt war. Ueber Beschädigungen der Zelegraphenanlagen in Deutsch- Ostafrika durch Giraffen berichtet die neueste Nummer der „Deutsche» Ver kehrsztg." Folgendes: Die von'der Rcichstclcgrapcnvcrwaltuug in Deutsch-- Ostasrika hergestellte uud am 8. Okt. d. I. vollendete erste oberirdische Tcle graphenlinie von Bagamoyo nach Tanga ist bereits wäl>rcnd der Bauaussührung wiederholt durch Giraffen beschädigt worden. Die erste Beschädigung war im Monat März erfolgt und bestand darin, daß unweit des Dorfes Karabaka eine der aus Maunesmannröhrcn in Siemens - Martin - Stahl gefertigten Stangen abgebrochen und zu beiden Seiten derselben je drei Stange» gebo gen waren. Außerdem war der Lei tungsdraht (Gußstahldraht von 4 Millim. Durchmesser) von diesen sieben Stangen herunter gerissen, ohne einen Bruch erlisten zu haben. Eine zweite Beschädigung fand Anfang Juni ebenfalls in der Nähe von Karabaka einige Kilometer nördlich der ersten BeschäbignngSstellc statt, und es ergab sich, daß vier Stangen verbö ge» oder schies gedrückt, bei drei folgen de» Stangen der Leitungsdraht mehr fach durchgerissen, in einen Knäuel zn samniciigewirrt nnd ein Stück landein wärts geschleppt worden warl Die Stangen mußten in beiden Fällen zum Theil durch neue ersetzt, der Draht er neuert und neu regulirt werden. Wie durch Nachfragen festgestellt worden ist., konimcn die Giraffen in jener Gegend ab und zu aus dem Inner» zur Kusle. in deren Nähe die Telegrapheulinie iin Allgemeinen angelegt ist, und lausen, da sie größer sind als der Abstand der Leitung von der Erde, bei ihren Zügen gegen de» Leitungsdraht. Die Giraf fen bilden mithin eine ernste Gefahr für die Telcgrapheuanlagen. Beschädigun gen durch andere Thiere, namentlich Assen, Gnus und die in den Flußmün dungen zahlreich vorkommenden Fluß pserde, sind bisher noch nicht beobachtet worden. 7