Neutsch» Loeamachrichtttt» Provinz Brandenburg, Berlin: Ein neuer Bankkrach ist zu melden. . Die Inhaber der Firma Schulz und Viert haben sich selbst der Staatsanwaltschaft mit der Angabe ge stellt, daß sie Depots in Höhe von 14 Millionen Mark veruntreut hätten. Die Selbstdennnzianten habe» sich direct an die Staatsanwaltschaft ge wandt. um nicht erst von der Crimi nalpolizei gesaßt zu werden. Als das Geschäst geschlossen, spielten si>h Scenen ab. die lebhaft an diejenigen eriXnerten, wie sie sich vor kaum JahreSsrisNin der Krachperiode bei Friedländer u. Som merfeld. Hirfchfeld u. Wolfs spielt haben. So kam ein Landmann, der über 70,000 Mark in Papieren bei Schulze liegen hakte, um noch weitere Einzahlungen zu machen. Als der Be dauernSwerthe im Hause ersuhr. daß Schulze bankerott sei. brach er aus der Straße zusammen und mußte nach einer in demselben Hause befindlichen Destillation geschafft werden, wo er wie ein Kind weinte. Eine Frau, die ihre dem Schulze übergebenen Erspar nisse in der Höhe von 6000 Mark ab holen wollte, brach ohnmächtig zusam men, und wurde mittelst Droschke nach ihrer in der Brunnenstraße belegenen Wohnung überführt. Im Proceß Hugo Löwy wurde der Angcklcigle we gen einfachen Bankerotts, Betruges in 2 Fällen und Unterschlagung in 5 Fällen zu 2 Jahren 6 Monaten Ge fängniß verurtheilt, ferner zn2OOOM. Geldbuße. Im Beisein seiner zwölf jährigen Tochter und seines sieben Jahre alten Sohnes erschoß sich der Locomotivsührer Jlsch in Charlotten burg. Er hatte vor etwa Jahresfrist den Tod seiner Gattin zu beklagen und seitdem eine geschiedene Frau zur Füh rung seines Haushalts angenommen. Hierdurch kam er in seinen Verhültnis fen zurück und wurde von materiellen Sorgen gedrückt. Kürzlich beabsichtigte er. mit seinen Kindern auszugehen. Als diese sich in der Wohnstube bereits fertig gemacht hatten, rief ihnen der Bater aus der daneben liegende» Kam iner plötzlich zn : „Kinder, wenn Ihr Vater noch einmal lebend sehen wollt, kommt rasch!" Kaum waren die Klei nen in der Kammer eingetreten, da zog er einen Revolver und schoß sich in die rechte Schläfe. Der Tod trat auf der Stelle ein. Kürzlich kam eine Dorf schöne in die Apotheke in Crossen und forderte allen Ernstes: „Doppelioh len kauendes Nashorn !" Sie wurde verstanden und erhielt nicht etwa einen solchen ungeschlachten Dick häuter, sondern Doppeltkohlensaures Natron. Provinz Ost Preuße n. 112 In Königsberg Prof. Fr. Aug. Müller. Pros. Mäller nahm unter den Orientalisten der Gegenwart eine hervorragende «stelle ein. Die dies jährige landwirthschastliche Ausstellung in Königsberg hat mit einem Tesicit von 62,000 M. abgeschlossen. In Bartenstein hat der Äckerbürger K. un ter Zurücklassung von Frau und Kind und vieler Schulden das Weite gesucht. Man spricht von 40,000 M.. welche er mitgenommen haben soll. Durch den Tod des Organisten Bitthin zu Gr.- Peisten ist eine Lehrer-Dynastie ausge storben, welche die dortige Kirch-Schul lehrerstelle über 200 Jahrc innegehabt, indem immer der Sohn auf den Vater im Amte gefolgt ist. Eine helden müthige That haben der Landbriefträ ger Staschinsky und der Häusler Rat tay aus Przyvoschetn vollbracht. Der Arbeiter Piepiora war aus seinem kcn ternden Kahne in den Niederste gestürzt und lämpsle vergeblich gegen die Wel len. Nicht achtend der eigenen Lebens gefahr, stürzten Beide in die Fluth und brachten, selbst zu Tode crschöpst. den fast zu Tode Erstarrten an s Land. Seitens des Regierungspräsidenten ist jetzt den beide» wackeren Mannern eine öffentliche Belobigung erlheilt. Das Geburtshaus Herders in Mohrungm, welches bereits arg,in Versall gerathen war, wird nunmehr ein neues, festeres Gefüge erhalten. Die ,alten bausälli gen Theile, mit Ausnahme des vorde ren au der Straße gelegenen Giebels mit der daran befindlichen Jnschristta fel, sind abgebrochen worden und werden durch neue ersetzt. Es sollen wiederum vier Wohnstuben eingerichtet werden. Danach dürste diese Erinnerungsstätte an den Dichter uafenn Nachkommen er halten bleiben. Provinz W>eftH r?eu ß en. Nicht geringes Aufsehen erregt du Nachricht, daß der General-Secretär des westpreußischen Landwirthschaftlicbeu CentralvereinS, Oekonomieralh Dr. Oeinlcr in Danzig, einen längeren Ur laub angetreten hat. Wie vcrlaulet, Tr. O. von einem Wanderlehrer ides Vereins mehrerer Berniitreuungen ibezichtigt und die Angelegenheit bereits «an die Staatsanwaltschaft gebracht sein. Man ist den Ausgang des Processes Hehr gespaisut. Da die Zerschlagung .einiger Girier im Eulmer Kreise zu Rentengutstellen geglückt ist, werden -immer größere Güter zertheilt. So mi sechsjähri gem Ehrverlust und 3000 M. Geldbuße Der Arbeiter Nieolajewzli uud der FasHlnenhändl>tr Kiedrowsli wurden wegen Beihilfe zn 18 Monaten Gefingniß, die Krau Kiedr»wsli wegen Beihilfe zu 6 Monaten Gefängniß ver urtheilt. —In Könitz feiere der Amls- GerichtS-Secretär Aoch sein 50>ahriges Amts ? Jubiläum. Landes, Vmchl«. Präsident BeleiteS beglückwünschte nn Gerichtslocal in Gegenwart der Sub alternbeamten dcs Land- und Amtsge richts den Jubilar und übernichtc ihm das Patent, nach welchem dcr Kaiser ihn zum Kanzlei-Rath ernannt hat. Die Iljährige Tochter eines Arbeiters in Rose hatte ihre Stubennachbarn wiederholt bcstohlcn und war dasür von ihrem eigenen Bater gezüchtigt worden. Wie sie selbst gestanden haben soll, hat sie aus Rache dafür das zweijährige Söhnchen des Bcstohlcnen in dem nahen Bcha ertränkt. Im Torie Waldeck hat eine Fcuersbrunst 14 Gebäude in Asche gelegt. Provinz Pommern. Ein großes Schadenseuer wüthete aui dem Rittergute Latzig, Kr. Schlanze. Es sind die Brennerei, die Stärkefabrik, der Kornfpeicher und der Ochsenstal! heruntergebrannt. Das Vieh konnte gerettet werden. 112 Bäckermeister Allert in Folge einer Blntvergistung. Der Bauerhofbesitzer Gottfried Hohn in Sa bes, welcher während eines Gewitters aus einem Wagen vom Felde zurück kam, wurde vom Blitz im Genick ge troffen und starb sofort. Provinz Schleswig ° Hol st e i n. Der Alterlhumsvercin Hai in der Nähe von Benz und Kummersee die Herdstelle ciner Ansiedelung aus altger» manischer Zeit und auf der Höhe einer früher bewaldet gewesenen Koppel eine Begräbnißstälte aufgedeckt. Um der Arbeitslosigkeit abzuhelfen und den durch die bisherigen Absperrungsmaß regeln brotlos gewordenen Altonaer Arbeitern nach Möglichkeit Verdienst zu schaffen, hat die Stadtverwaltung be schlossen. größere städtische Arbeiten so wohl aus dem Gebiet zwischen Pinne berger Chaussee uud Eimsbllttlerstraße wie auch in Ottensen beschleunigt in Regie aussühren zu lassen. Der Ches-Jngenieur der stadtischen Wasser werke in Attona, Nepolski, ist wegen Unterschlagung städtischer Gelder im Betrage von 40,000 Mk. in Unter suchungshaft genommen worden. 112 In Beidenfleth der Rentier Michel Frauen. Derselbe zählte zu den intel ligentesten Männern der Marsch und war lange Jahre Mitglied der holstei nischen Ständeversanimlung. Frauen war es auch, der 1882 die Versuche des Seth Green in Amerika ausnahm und hatte er die Freude, daß er der erste war, welcher in Europa auf künstlichem Wege Störbrut erzielte. Provinz Schlesien. Der älteste Bewohner der Stadt Gör litz, Wirthschaft beamte Gottfried Nitschke, beendete sein 94. Lebensjahr. Der alte Herr, welcher im Jahre 1798 zu Tommendors geboren ist, entstammt noch jener Zeit, wo in der Schule mit Kreide aus eine Holztafel geschrieben wurde und die Günfcfeder noch das Privilegium des Herrn Lehrers war. „Als ich noch in die Schule ging." so erzählte der Bierundneunziger, „herrsch ten in der Schulstube gar seltsame Zu stände. denn der Herr Magister nahm sein Frühstück, das ihm seine Ehehälfte bereitet hatte uud aus Mehlsuppe be stand, auf dem Katheder ein. Während der KriegSzeit. als die Franzose» nach Rußland gingen, sind wir mit unsern wenigen Habseligkeiten und dem Vieh nach versteckten Sümpfen getrieben worden. Unseren Durst löschte» wir, indem wir von den Kühen, die wir mit uns führten, die Milch auf den Mutzen deckel melkten. Als I2jähriger Knabe habe ich in Tommondorf an dem Trauergeläut mitgewirkt, das nach dem Tode der Königin Louise abgehalten wurde. Damals war cß auf dem Lande Brauch, daß das Glockenläuten die Schuljugend besorgte. —ln der Woh nung eine- Restaurateurs in Oppeln belustigten sich Abends einige junge Leute durch Tanz. Hierbei stieß einer der Tänzer an den Tisch, sodaß die daraus stehende Petroleumlampe auf das Sopha fiel, auf dem zwei Kinder des Restaurateurs schliefen. Durch den Fall zerbrach der Petroleumbchälter der Lampe, der Inhalt ergoß sich über die Knaben und im Augenblick brann ten die Betten der Kinder. Alles ver lor den Kops und stürzte hinaus. Als die Eltern auf das Geschrei hinzuka men, löschten sie zwar die Flammen, doch retteten sie die Kinder nicht mehr. Noch an demselben Tage starb der alten achtjährige Knabe, und am anderen Morgen solgtc ihm sein sünsjähriger Bruder. Die Auffindung von Sil bererz bei Knuro im Rybniker Kreis! erregt bedeutendes Aussehe». Die von der Bergbehörde veranstaltete» Bohr versuche wurden, nachdem Kohle und Solz erschlossen waren, zum Zweck wissenschaftlicher Ersorschung der Ge steinsschichten tieser gesührt. Bei die ser Gelegenheit merkte der anfsichsfüh- Bohrmeister, daß der Bohrer aus .ganz eigenthümliches Gestein gekommen sei. Als dieses zu Tage gesördert .wurde, fand sich reichlich Silbererz vor. Die weitere Bohrung und chemische Untersuchung ergab, daß man auf eine Silberader gestoßen war. Die Aus beutung wird eifrig betrieben werden, zumal das Silbererz sehr Hochpro centig ist. Eiircm HanShälter in Strehlen ist e>ui Lottcriegewmn der Mecklenburg - Schwerin'schen Landes loltcr.ie im Betrage von 20.4,00 Mk. zugefallen. Das Loos war ihm kurz vorher von einer armen Frau angetre ten worden. Der auswärtige Collec tor hat Sein Gewinner nur lÄ.OOO Mk. ausbezahlt, de» Rest aber u«ter nichtigen Gründen vorenthalten, ines halb die Sache noch ein gerichtlichls Nachspiel haben wird. Provinz P-sen. In der Sitzung des KreiSauSschusseZ wurde beschlösse«, mit der Errichtung von Kleinbahnen im Landkreise Brom berg vorzugehen und die dazu erforder lichen Mittel zu bewilligen. Mit den Vorarbeiten soll unverzüglich begonnen werden. Dieselbe.-? sind dem Iliiterneh. vier Schwede in Bkiün übertragen worden. Bei dem Gewitter, welches vor einigen Tagen über Hohenstein hin zog, tras ein Blitzstrahl die Brennerei des Gutes Hascnberg. Der Blitz zün dete zwar nicht, aber er tödtcte die älteste Tochter des BrennerciführcrS. dessen Wohnung sich in dem Gebäude befindet. Auch der Brennereisührer wurde getrof fen und gelähmt. Nachts ist aus dem Rittergut? Schönwiese (Nicmojeivo) Feuer ausgebrochen und hat in kurzer Zeit eine große, mit Getreide gefüllte Scheune, einen Stall, die Slcllmacher wcrtstelle und noch einige angrenzende kleine Gebäude in Asche gelegt. Etwa .sechshundert Schafe, hundert Schweine, 25 Arbeits- und etwa fünf andere Wa gen. sowie das gejammte Stellmacher- Handwerkszeug. ist ein Raub der Flam men geworden. Provinz Sachsen. Der im Krankenhause zur Bcobach tung seines Geisteszustandes unterge brachte Schuhmachermeister Ehristian Bohnaaen i» Ascherslebe», welcher vor einiger Zeit seine Ehesrau in so schänd licher Weise mit einem Genicksanger tractirte, hat seinem Leben durch Er hängen ein Ende gemacht. Ueber Freiburg entlud sich ein sehr starkes Gewitter. Zum Schaden für unsere Weinberge brachte es neben heftigem Regen auch Hagel mit sich, der die Größe von Taubeneiern erreichte und stellenweise die Fenster zertrümmerte. Ein Blitzstrahl entzündete die gesüllte Scheune der Wittwe Thenring in Pöde list, wodurch diese uud ebenso die sünf angrenzende» Gebäude in Asche gelegt wurden. Tic Frechheit der Brand stifter in Hohenziatz kennt keine Gren zen mehr. Seit dem 8. v. M. sind dort Eriminalbeamte aus Magdeburg in Thätigkeit, um den Urheber des Schadenfeuers vom 1. September zu ermitteln, anf dessen Feststellung Herr Bodenstein aus Hohenziatz bekanntlich einen Preis von 1000 Mk. ausgesetzt hat. Trotzdem brannte es in voriger Nacht wiederum in Hohenziatz, zum siebten Male in de» beiden Ortschaften Lüttgen- und Hohenziatz feit dem 1. September. Nachträglich wird ge meldet, daß dort der Kutscher August Lüte nach einem Verhör als der Brandstiftung verdächtig festge nommen ist. Provinz Hannover. Von Hannover sind nach bedeuten den Betrügereien die Bankiers See mann und Nosenbeig flüchtig gewor den. In Altenwalde feierte der Ve teran Altenheiler Heinrich Kohlmann seinen 100jahrigcn Geburtstag. Am 1. October 1812 wurde K. beim 127. Füsilier-Regiment in Namur als Re krut eingestellt und hat als solcher den Feldzug gegen Rußland mitmachen müssen. 112 In Göttingen Prof. Ru dolf von Jhering. Jherich. der im Jahre 1818 zu Aurich geboren war, hatte im Jahre 1848 schon als Dozent des römischen Rechts in Berlin habili tirt. Sein bedeutendstes Werk, „Der Geist des römischen Rechts auf den ver schiedenen Sinsen seiner Entwickelung" erschien im Jahre 1852. Jhering nahm bekanntlich vor einigen Jahren in der Trinkgeldersrage das Wort und legte in geistvollen Aussätzen die Ver werflichkeit dieser Sitte dar, was zu einem lange» u»d hitzigen Streit in der Presse sühne. Große Berbreitung sand feine Schrift: „Der Kampf um's Recht. Ter Kaifer hat auf ein Ge such des PastorS Tegener der Kirche in Ritterhude zum Guß neuer Glocken zwei bronzene Geschützrohre geschenkt.— In Sittensen, wo bereits vor zwei Jahren eine Typhu-cpitemie herrschte, sind seit Juli d. I. wieder 6 Erkran kungen am Typhus vorgekommen. Schlechtes Wasser aus einem Brunnen ist der Grund der Seuche, die hoffent lich nach der angeordneten Schließung leS Brunnens wieder erlischt. Provinz Westfalen. 112 In Gütersloh Commercienrath Wilhelm Bartels. —Der Landgerichts director Geh. Justizrath Plato in Ha gen feierte sein 50jährigcS Amts- und Dienst-Jubiläum. Der LandgcrichtS präfident überreichte dem Jubilar den vom Kaiser verliehenen Rothen Adler- Orden 3. Klasse mit der Zahl 50. Stationsvorsteher Eckardt, z. Zt. der älteste Stationsvorsteher der deutschen Eisenbahnen, beging sein 50jährigeS Tienstjubiläum. Tie StatioiiSbeam ten überreichten ihm ein prachtvolles Photographie-Album, die Zugsührer ein silbernes Bierseidel. Abends sond in der „Harmonie" FestcommerS statt. Der Eisenbahnschasfner Wittemüller in Huckarde glitt vom Trittbrett eines Personenwagens aus, fiel unter die Räder und wurde so schwer verletzt, daß er bald nach seiner Ausnahme im Dortmunder Krankenhause starb. 112 In Menden der Ehrenamtmann des Amtes Menden, Frhr. Theodor v. Ducker igeb. 1822). Derselbe war rühmlichst bekannt durch seine hervor ragende Thätigkeit auf dem Gebiete des FischerciweseuS. Königreich Sachsen. 112 Auf seinem Rittergute Biehla Her Theodor Heinrich Reich, Er war Mit glied des KreiSauSschusscs. Bezirks ausschusses und der BezirkSvcrsamm luug in Bautzen, sowie des Kirchcn- und Schnlnorstsndes und geborte in der Ersten Sländekuiiimer verschiedenen Deputationen an. Weiter war er von 1877 bis 1889 im dritten sächsischen Wahlkreise gewähltes Mitglied des Reichstages. verzichtete im letztgenann ten Jahre aber auf eine Wiederwahl. Der i»i einer Privatvjlln befindliche Gärtner Zeitz aus Aschersleben schoß Abends versehentlich eine in der näm lichen Villa als Gartenarbeiterin be schäftigte Frau Heyne mit einem Te fchin in den Hals. Hierüber war Zeitz so bestürzt, da« er in voller Aufregung in ein Gewächshaus lief und sich hier mittelst eines Rev»lvers zweimal in die Brust schoß. Schwerverletzt wnrde er nack dem'Krankenbüvj gebracht. Eben- daselbst fand auch die Heyne Aufnahme, deren Wunde sich übrigens als keines wegs bedenklich herausstellte. Vom Landgericht wurde der Bankier Lücke in Crimmitfchau wegen Wechselfälschung, begangen in 112 Fällcn, zu 8 Jahren ZuchtyauZ, sowie zum Berlust der bür gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurtheilt. Beim Stützen von Balken in dem von Deu ben nach Tharandt im Ban begriffenen Grabe» verunglückte» drei Arbeiter; zwei wurde» verwundet, der Polier Franke blieb todt. Die Gemüther der Bewohner von Hcrisau besinden sich in großer Auslegung. Nachdem erst vor Kurzem zwei Gutsbesitzer insolge Brandstistung um de» grüßten Theil ihrer Güter und sonstigen Habe ge kommen sind, ist verschiedenen Anzei chen zusolge abermals versucht wor den, die Gebäude zweier Einwohner in Brand zu stecken. In dem einen Gute sand man am Morgen das Thor auf gesprengt vor und in einem anderen Gute war in der Nacht die Lehmwand der Scheune theilweije eingeschlagen und Stroh herausgezogen worden. Wahrscheinlich sind in beiden Fal!«n die Thäter bei ihrem verbrecherischen Trei ben gestört und verscheucht worden. In einem zum Rittergute Rauenstein bei Dorchheim gehörigen Teiche wurde Krau Lehrer Müller von Lcngeseld ent seelt ansgesundcn. In Gegenwart dej Bundesvorstandes des Elbgau- Sängerbuudcs erfolgte die Ablegung der Rechnung über das im August dS. IS. in Neustadt abgehaltene Bundes sangerscst. Dasselbe schloß mit einem Deficit von ca. 400 Mk. In Ober seiserSdorf hat sich der Bäckermeister Flügel in einem Schuppen durch Er hängen sein Lebcn genommen-, Flügel hatte sich das vorige Woche erfolgte Ab leben seiner zweiten Frau so sehr zn Herzen genommen, daß er in Schwer- Auth vcrsicl. Thüringische Staat» n. Für die Landcsstistung zur goldenen Hochzeit des Großherzoglich Sachfen- Weimarischen Fürstenpaares sind in der Stadt Eiseiiach 19,874 Mk. gesammelt worden. Das macht auf den Kopf der Bevölkerung etwa eine Mark. In diesem Jahre feiert die frühere Henne berg'fche Porzcllanfabrik in Golhu, de ren gegenwärtige Bcsitzer dic Gebrüder Simson sind, ihr 125 jährigeS Jubi läum. Tie Fabrik ist im Jahre 1707 gegründet worden und soll das Zweit älteste Geschäft in dieser Branche in Teutschland sein. Telegraphensecre tär Peist in Gotha feierte das 50jäh rige Amtsjubi äiim. —Jn Meinin ,en wurde cine Anstellung für Gewerbe, Landwirthfchaft und Obstbau eröffnet. Der Herzog hat zu derselben 1000 Mk. gespendet. Die vielfachen Störun gen. welche in letzter Zeit bei den Trau ungen in der Kirche zu Pößneck vorge kommen sind, haben das herzogliche Lberpsarramt in Pößneck veranlaßt, den Zutritt des Publikum» zu diesen Feierlichkeiten fortan nur gegen Ent richtung von 10 Pfennig pro Person zu gestatten. Königreich Bayern. 112 Die älteste Frau von Nürnberg, Sophie Klatzkops, im Alter von 98 Jahren und 3 Monate». Postbote Wetzet in Aitrang wurde wegen Verun treuungen im Amte entlassen. Ter 17 Jahre alte Malergehilfe Ludwig Kiemingcr in Passau kam AbendS an gctrnntcn nach Hause. Als ihm seine Mutter hierüber Vorhalt machte, ging Kieminger vor die Thür nnd stieß sich ein Dolchmesser in die Herzgegend. Tie Verwundung ist voraussichtlich eine tödtliche.—l» der Pfarrkirche in Sal iern fand die Trauung des Kunstmalers Braun von München mit der Branerei- und OckonomiebesitzerStochter Zach von Weichs, ciner allbekannten Schönheit, statt. Dem Motzenbanern Sebastian Lcitncr in Nistfcucht wurde jüngst in ununterbrochener Reihenfolge der sie bente Knabe geboren. Auf gestellte Bitte hat nnn der Prinz-Regent die Palhenstelle übernommen. Groß herzogthu m Baden. Darlanden wurde letzthin in nicht geringe Auslegung versetzt durch den Ausbruch eines großen Feuers in der Brauerei Ganz, welche auch total nie derbrannte. Ueber 100 Säcke Malz sind verbrannt.—ln Emmendingen feierte der Kirchenrath Dr. Schringer am Sedanlag scincn 90jährigen Ge burtstag zu gleichtut scinem 60 jährigen Jubiläum als Seelsorger der Stadt. Rührend war cS. als dcr älteste Mann der Gemeinde, der 92jährige Höring, feinem nm 2 Jahre jüngeren Seelsor ger gratulirte. Zwei Kindei im Alter von 9 und 11 Jahren, aus einem Orte bei Breisach gebürtig, begaben sich kürzlich vom Freiburger Bahnhof auf die Reise nach Amerika. Sie waren ohne jede Begleitung nnd trugen je ein Täsclchen auf der Brust, woraus Na men und Bestimmungsort verzeichnet stand. Ein Berwandter hatte dic Kin der. die arm und elternlos sind, kom men lasscn. Seit einiger 'Pit wer den die Ausgrabungen des römischen GrenzwallcS unter dcr sachkundige» Leitung des Professors Konradi soitge sctzt. Nachdem die Grundmauern des Kastells im Hettinger Walde bloßgelegt sind, wurde nun in nächster Nähe des selben ein neues noch größeres Kastell entdeckt und bloßgelegt. Ter Bür gerausschuß in Gengen dach beschloß die Errichtung einer erweiterten Volks schule und bewilligte einen Beitrag von 20,000 Mark aus den Ueberschüssen der Spar- und Waisenkasse zur Restau ration der Pfarrkirche. Elsaß-Lothringen. Tie Weinlese im Ober-Elsaß ver spricht ein gutes Ergebniß und scheint der Ernte des Jahres 1865. die für un sere Gegend als die beste unseres Jahr hunderts gilt, in nichts nachgeben zu sollen. Ter Besuch von Weinkäufern aus den Nachbarlanden, besonders aus Bauern und Boden, ist dezhalb ein starker, und die Weinsticher erhalten schon jetzt zahlreiche Bestellungen. Großes Aufsehen erregt die Perhaftung zweier Bürger in Mosheim Bater und Sohn, von denen der erstere Ge meiudcrathZmitglied ist. Dieselben haben einen hiengen Hiwdler auf dem Heimwege vom WiNhShaufe aus An laß eines kleinen Wortwechsels durch Fußtritte aus den Kops derart mißhan tztlt. daß der Verletzte wahrscheinlich irrsinnig wei den wird. —Der Bürger meisler Utzschneider im beiiachbarlcn Neunkirchen hat dem Saargemiinder Hospital 10.000 M., dem Armenrath 4000 M. geschenkt. 112 Der pensio nirte katholische Hanptlehrer H. Mörsch bacher in Snargeniünd. Die Ge meinden Tambach, Schcrweiler, Blientschwcilcr und Epsig in Unter- Elsaß sind am 1. October, Abends, schwer vom Wetter betroffen worden; ein aus dem Mastriner Thal herziehen des Gewitter, verbunden mit Hagel schlag. hat den armen Winzern den ganzen Herbst zerschlagen. Hagelkör ner, wie Hühnereier groß, bedeckten den B"den; ein Eigenthümer verliert über 300 Ohm Wein. In Sierk wird jetzt eine nene Moselbrücke gebaut, nachdem der preußische Kriegsminister seinen Widerstand gegen dic AuSsüh ning dcs Baues ausgegeben hat. Schweiz. Die aargauische Wcinbaugescllschafr hat die Trauben in ihrem Weinberge zu Klingnan an öffentlicher dem Herrn Steigmeier zum Rebstock zu 00 EtS. das Kilo zugeschlagen. In Elsingen sind die Trauben ab den Re ben der aargauischen Wcinbaugefell schast auf öffentlicher Versteigerung ebenfalls zu 00 Cts. per Kilogr. ver kauft worden. Die nachtheiligen Folgen der Cholera werden wohl in keiner Ortschast der Schweiz stärker ver spürt, wie in Einsiedel«, indem nicht nur ganze Pilgerzüge ausgeblieben sind, sondern auch die familienweise» Wall fahrte» sich auf Null reducirten. 112 In GcrZau Oberlieutenant Martin Cainmcnzind, Bezirksrichter. Derselbe war ein scingebildeter Mann, begabter Publizist und tüchtiger Pomologe, wo von die sorgsältig behandelten Baum- Pflanzungen im väterlichen Heim, in den schönen Gärten des Fleckens GerSau, bis weit hinauf in die Berge, beredtes Zeugniß geben. 112 In Galgenen Hr. Franz Joseph Schattin, ein tüchtiger Landwirth, ein guter Familienvater und trefflicher Bürger, der verschiedene Aemter bekleidete, so als Gemeinde rath, Genossenvogt und 24 Jahre als Bezirksrath. Am 1. October wurde bei wundervollem Wetter die Wengern alpbahn von etwa zwanzig eingeladenen Vertretern der Presse besahren. Man fuhr in Jnterlaken um 9 Uhr 15 ab und kam um 11 Uhr 30 aus Wen gernalp an. Nach der überaus ange nehmen Fahrt durch die über alle Be schreibung reizvolle Landschuft war hier den Gästen ein Mittagessen bereitet, bei dem es äußerst fröhlich herging. Bei dem Brandunglück in Grindelwald haben nicht weniger als dreizehn pa kentirte Bergführer ihre Wohnhäuser und allen ihren Hausrath verloren. In Witteusbach bei Trüllikon seien ei nige Weinkäuse gegangen und zwar Rother zu 85 Fr. per Saum. Die Gemeinde Dielsdors leistet an das dort zu errichtende Bezirks-Krankenasyl eine Subvention von 1700 Fr. —In Breiten bach kam Joseph VcUbeisen ans Wah len beim Dreschen mit der rechten Hand in die Maschine, was eine sofortige Amputation der Hand nöthig machte. Bernhard leger, Zimmermann von Meltlingen, geb. 1837, kehrte von Fehren heim nach Mellingen. Er ge rieth dabei in den stark angeschwollenen Meltingerbach nnd fand in dem reißen den Wasfer den Tod. Die Leiche blieb an einem Strauche hängen, wo sie am folgenden Morgen von Vorübergehen den entdeckt wurde. 112 I» Langen thal Herr Major Fritz Lehmann. Wein- Händler. Zn Langenthal hat der Gemeinderath einstimmig als Platz für ein eidg. Postgebäude in dieser Ortschast den „Letzten Batzen" bezeichnet. O e st e r r e i ch Wien: Leopold Hofmann, proto kollirter Mannfactiirwaareiihändler, hat sich insolvent erklärt. Die Passiven werden mit 140,000 fl. angegeben. Eine Nachricht, die nicht nur in dem Wiener Geschäftsviertel, sondern i» den gesammten Handelskreisen der Mo narchie Aussehe» erregte, ereignete sich dieser Tage. Eines der bedeutendsten Gioßhäuser in Mode-und Manusac turwaaren, die Firma Jacob Moor u. Comp, hat sich insolge der andauernd schlechten Verhältnisse des Zwischenhan dels entschloffen, ihr Geschäst z» liqui dire». Herr Jacob Moor, welcher die Firma vor 44 Jahren gründete, ist vor einigen Jahren aus derselben geschie den. Die Firma, welche seit langer Zeit in dem Hause Gonzogastrasn No. 1 ihre Eomptoirs und Lagerräume inne hat, gerieth vor einem Jahre in finan cielle Verlegenheiten. Die Höhe, der Pafsiven übersteigt eine Million Gul den. Im Gastho-e zur „Kaiserin von Oesterreich" in Dornbach nahm letzthin Abends eln junges Paar Ab steigequartier. Am nächsten Tage iand man Beide ols Leichen mit durchichosse ner Schläse. Der Mann heißt Wenzel Sntschek, ist ans Döbling uud verhei rathet. Unglückliche Liebe icheint das Motiv des Selbstmordes gewesen zu sein. Aus einem hinterlassenen Zettel baten sie um ein gemeinschastücheS Grab. Den „Münchener Neu e sten Nachrichten" zusolge ist der Haupt mann z. D. Tanera, bekannt durch seinen offenen Brief an Emile Zola, in welchem er dessen Roman „I.»-tsbnclo" einer abfälligen Kritik unterzog, mit der Erlaubniß zum Tragender Uniform pcnsionirt worden. Ein Mu ihriger. „Also wirklich, Herr Major, «Äe wollen mich heirnthcn?" —„O gewiß. Gnädigste, ich kann's wagen, bin ja aus allen Feld jügen heil zurückgekommen!" Eine wahrhaft vorbild liche und erhebende Eintracht der Be kenner verschiedener Konfessionen hat sich unlängst in London gelegentlich der bevorstehenden Demolirung eines jüdi schen BethauseS gezeigt. Insolge eines Beschlusses des County Council muß nämlich das alte jüdische BcthauS „listl, lisnnili-sscti" wegen Bausällig keit abgetragen werden. Bevor dieser Beschluß zur Ausführung kam. wurden noch die jüngsten jüdischen Feste ge feiert. Ans Anlaß des NeujahrssesteS hattc ber Vorsitzende Mr. Simon Cohen die üblichen Glückwünsche an die her vorragendsten Persönlichkeiten ausge sendet iin» von Allen kamen die herz lichsten Danksagungen zurück. „Evening News and Post" theilt diese Dank schreiben mit und erwähnt, daß die Königin, der Prinz von Wales, SaliS bury, Gladstone, Rosebery, der Erz bischof von Canterbury u. A. Tant briefe an den Vorsitzenden gelangen ließen. Der Lordmayor schrieb, „er hoffe, es werde niemals eine Zeit kommen, in der ein Lordmayor seines wichtigen Amtes vergessen werde, der Almosenier, der ös fentlichen Wohlthätigkeit, der Dol metsch seiner Mitbürger in Werken der Philanthropie und des Wohlwollens zu sein, allen Klassen und allen Secten ge genüber, die verletzt und unterdrückt sind." Und der Erzdechant Sinclar schrieb : „Wir Alle beten zu demselben Gott. Wir Christen glauben, daß er derselbe ist im neuen wie im alten Te stamente." Der Bischof von London sagte in seinem Briefe: „Bon ganzem Herzen bete ich zum himmlischen Bater, dem Eurigcn, der auch der unsrige ist, er möge Euch mit irdischem und gei stigem Glücke segnen das ganze Jahr hindurch, das Ihr soeben beginnt. Ich werde mich glücklich sühlen, wenn ich, geleitet von seiner himmlischen Liebe, irgendwie beitragen kann, um Euer Wohlergehen in dieser wie in jener Well zu fördern." Die Briefe machten auf Alle, die sie hörten, den tiefsten Ein druck. Dann fand in feierlicher Weise der Abschied vom alte» Bethause statt. Nun wird ein neues Haus ge baut werden, wo wie im altcn, für die ärmsten Inden Gottesdienst wird gehal ten werden und wo diese Armen in der Zeit der Noth auch eine Zufluchtsstatt« sinden werde». —„O Hei delberg!" Diesen Seuszer stellen die „Grcnzbotcn" an die Spitze der folgende» Zuschrift: „Am badischen Neckar, oberhalb von Zwingenberg, liegt einsam und noch bis vor Kurzem von der unvermeid liche» „Zngänglichcrmachnng" sast gänzlich verschont, schön in ihren Trüm mern, lieblich in ihrer Umgebung und durch ihren Namen die Ruine Minnc burg. Den Namen hat ihr auch die grobherzoglich badische OrtSstatistit nicht nngcsochkcn, und so sollte man gewiß meinen, es sei in Ordnung da mit. Da kommen wir nun neulich zur schönen Sommerszeit wieder einmal die sogenannte Anlage in Heidelberg ent lang, erblicken da einen offenbar städti schen oder gemeinnützigen „Oricnti rungspavillon" für die Fremden und blsehen uns denn auch folgsam und mit einer gewissen dankbare» Befriedigung die aufgehängte» Karten. Ansichten und Erklärungen. Aber o weh! da ist sie ja auch mitten drunter, unsere nn> bekannte Bürg, unser trauliches Idyll vom Neckar, breit photographirt. und darunter steht noch breiter: Minna burg. Ja, Miunaburg! Da sind wir also wieder einmal die Blamirten! Freilich, wenn eS Jemand heutzutage nicht wüßte, daß es in feinem Hoch deutsch Minna heißt, und wie eine dumme Bauersmagd Minne sagte, so wäre das in der That sehr „ungebil det" Ein blutiges S ch ar> mützcl hatte in der Nähe von Burg steinfurt (Rgb. Münster) der Forster Mittelstädt des Fürsten zu Bentheim- Steinsurt mit zwei Wilderern, den Ko lonatsbesitzeru Brüdern Hüging, zu be stehen. Er traf diese Leute, als sie im Begriff waren, Kramnietvögel aus den Schlingen zu befreien, und wollte des halb zur Verhaftung schreiten. Als die Wilderer ihn kommen sahen, ergriffen sie zunächst die Flucht, lehrten dann aber ptvtzlich um uud gingen ihm mit einem langen Messer und einem Beile zu Leibe. Dem erste» der Wilderer stieß der Förster die Läuse seines Ge wehres so wuchtig in den Mund, daß er wie leblos zn Boden stürzte, dann schoß er dein zweiten, der schon die Waffe zu tödtlichem Schlage erhoben hatte, eine Kugel in den Unterleib, daß auch dieser, schwer verwundet, zur Erde fiel. In demselben Augenblick aber krachte ein zweiter Schuß: dem Förster war der linke Arm zerschmettert. Der zuerst unschädlich gemachte Wilderer hatte in dem Augenblick, wo der Beamte sich gegen seinen Bruder vertheidigen mußte, das Gewehr erhoben und den Schuß abgefeuert. Die Verletzung des Försters ist schwer, der Arm wird wahr scheinlich abgenommen werden müssen. Der durch den Schuß zu Boden ge streckte Wilderer ist inzwischen an der Verwundung gestorben. Eine Skandalgeschichte wird in Pariser diplomatischen Kreisen lcbhast besprochen. Herr Georgando pulo, der griechische Biceconiul dcs griechischen Konsulats, hat insolge von Klagen, die gegen ihn eingereicht wor den, plötzlich Paris verlassen. Er wird angellagt, der in Paris wohnen den Wittwe eines griechischen Bankiers, Frau V., die Zurückziehung bedeuten der Summen, die sür ihre minderjäh rigen Kinder in einer großen Kredit anstalt niedergelegt waren, erleichtert zu haben. Bon einer Erbschaft von einer Million sollen so zum Nachtheil dieser Kinder binnen wenigen Monaten 80V,VW FreS. verschwendet worden sein. Herr Georgandopulo, der sich übrigens in ziemlich bedrängten Um ständen besän», ist sofort abberufen worden. Der Sohn eines her vorragenden Advokaten und nebenbei sehr reichen nnd kunstsinnigen Mannes Namens Umberto Luzzatto in Venedig unterhielt seit drei Jahren ein intimes Verhältniß mit einer schönen, mehr aber noch interessanten Dame der Halb welt, mit der Bologneserin Ines Bo schs, di»' dnrch ihren Hang zur Eleganz nnd Verschwendung sich eines gewissen Ansehens in der Welt hiesiger Lebe männer erfreute, deren sie schon einige finanziell zu Grunde gerichtet haben soll. Umberto Lazzatio, seines Zei chens Jurist uud seit Kurzem auch Ge richtsbeamtcr, ein strebsamer und ern ster junger Mann, wünschte längst nichts sehnlicher, als mit Ines zu bre chen, zumal seine Familie sich mit dem Gedanken trug, ihn an der Seite eines schönen und jungen Mädchens in den Hasen der Ehe einlaufen zu lassen. Als Luzzatto endlich die Kraft gefunden hatte, mit Ines, wenn auch »l'smiadls zu brechen, erwachte in ihr die „Leiden schaft für den Mann" und sie beschloß, ihn und sich zu tödten. Mch ciner an geblich endgiltig letzten Unterredung, zu der sie sich bräutlich in weiße Seide gekleidet und bei der es, wie das Stu benmädchen aussagt, sehr stille zu ging, feuerte sie gerade, als er das elegante Appartement, welches sie seiner Großmuth dankte, zu verlassen im Be griffe stand, aus einem zehnkalibrigen Revolver eine Kugel aus ihn ab. Der erste Schuß ging fehl-, Luzzatto jagte instinktiv die wenigen Stufen des ersten Stockwerkes hinab, ehe er jedoch unten anlangte, drang eine zweite Kugel hin ter dem rechten Ohr in das Hinter haupt des Unglückliche», welcher gerade noch die Straße erreichte, wo er blut überströmt zusammenbrach. Zur Stunde lebt Luzzatto noch, allein man fürchtet, ihn nicht retten zu können. Während dieses Borganges hatte sich eine große Mcnschcnmcnge vor dein Hause der Ines Boschi versammelt und verlangte ungcstüm Eintritt. Da Nie mand die Thür öffnete, denn auch das Stubcnmädche» war in ihrem Schreck auf die Straße geeilt und sah sich nun hinnusgesperrt, wurde diese gewaltsam geöffnet und man fand Ines noch im weißen Seidenkleid, blutüberströmt und mit dem Tode ringend, auf dem Boden liegend; Theile ihres Gchinis hafteten a» de» Wänden und auf den Teppichen. Wenige Minuten später verschied sie. I m „B er l. Tag c b l." vom 14. v. M. ycivt es: Die „Neue Deut sche Oper", welche seit Ansang dieser Saison im Bclle-Alliaiicc-Thcater ih rc» Wohnsitz aufgeschlagen hatte, hat seit gestern zu eristircn aufgehört. Ei ner der Direktoren, Herr Kart Junker inann, der Sohn des bekannten Reuter- Darstellcrs, wird fcit gestern früh ver mißt, und die Vermuthung liegt nahe, daß er, um dem drohenden Krach aus dem Wege zu gehen, flüchtig geworden ist. Am schwersten geschädigt sind na türlich die Mitglieder der Oper und des Ballets. Man spricht davon, daß schon zu Anfang des Unternehmens die Ga gen unpünktlich und die Spielhonorare gar nicht gezahlt worden seien. Herr Director Karl Junkerniann hat seine Mitglieder durch Ausflüchte so lange hinzuhalten gewußt, bis er sich in Si cherheit gebracht hatte, und als die Be klagenswerlhen vorgestern auf dem DirectionSbüreau erschienen, konnte ihnen der Compagnon des Flüchtigen, Herr Hock, nur von dem Vorgefallenen Kenntniß geben. Eine ganze Anzahl von Beamten des Theaters vertiert durch den Krach namhafte Summen. So der Ober-Controleur Unger 8500 Mark, der Kafsirer Volkman» die von ihm gestellte Caiitio» in Höhe von 2000 Mark. Ferner verliert die Dar stellerin der „Pandora" außer ihren Spielhonorar- uud Gagenansprüchen noch 1000 Mark, dic sie dem Herrn Director Junkermann baar geliehen hat; cin Oberkellner vom Cafe Bauer büßt 1000 Mark cin. Vorläufig haben sich die Besitzer des Belle-Älliance- Theaters, die Directorcn Stcrnheim und Bruckhoff, der Bedrängten ange nommen und werden zunächst bis zum 1. November das Ballet „Pandora" bei allerdings wesentlich reducirten Ga gen weitergeben. So wird sich ihre Menschenfreundlichkeit scheinbar recht gut belohnen. —A u s Göt ti n ge li. 12. Oc k. schreibt man: Heute, am 400 jährigen Gedenktage der Entdeckung Amerikas, wurde in unserer Universitüts-Biblio lhek eine Jubilüums-AuSstelluug eröff net, in der alle Werke der Bibliothek ausgelegt sind, wclchc aus die Geschichte der Entdeckung Amerikas Bezug gaben. Es befinden sich darunter alte Drucke von großer Seltenheit, z. B. das Tage buch dcs ColumbuS über seine erste Reise, der Bericht von Ferdinand Cor tez über dic Eroberung Mexikos und cin Wcrk in lakcinischer Sprache, in wel chem zuerst vorgeschlagen wird, den iieuenkdecktcn Erdthcik „Amerika" zu nennen. Unter den Handschriften find interessant dic in mchrere» Bänden vvrhändeuen saksimilirlcu Bücher des ColumbuS über seine Entdeckungen, sämmtlich unterschriebcn : Christofe-- rcns. Fcrncr sind cine große Zahl interessanter Karten ausgelegt, u. A. MercatorS Karte von Amerika (1595); dic erstc Kartc, auf welcher der Name „Amerika" vorkommt (l 520) u. f. w. Welcher Herrscher hat dic mcistcn Frauen? Der Kaiser von Marokko. Muley Hassan, ist der Gälte von 0000 Frauen, welche in den drei Hauptstädten seines Reiches, Marokko, Fez uud Meskines vertheilt sind. Die ihm an Fraucnbcsitz nächststchendcii orientalischen Herrscher sind: der König der Aschantis, welcher 3000 Weiber hat, der König von Siam, welcher deren 000 besitzt, der Schah von Persien mit 400 und der König von Dahoniey mit 250. Der Sultan der Türkei besitzt wohl 300 Frauen, von diesen haben je doch nur 7 den Titel „Kadin", welcher sie als die eigentlichen Frauen erklärt, während die übrigen „Odalik" gekiannt werden. 8