7 Seath Valley und seine Bewohner. Vielleicht eine der ödesten nnd trost losesten Landstriche ist die tiefe Eimrn tung, welche mitten in der großen Mo jave-Wüste genau zwischen dem südliche» Ealisornien und Nevada belegen ist, und welche den bezeichnenden Namen „Death Valley' führt. Begrenzt wird dieser Landstrich anf einer Seite durch die Bergkette der Funeral Mountains, welche zu einer Höhe von livVO Fuß inii schwindelerregender Steilheit fast un mittelbar aus der Ebene emporsteigen, und auf der andern Seite durch di« kahlen nnd öden Felsgipfel der Pana mint-Kette, welche sogar eine durch schnittliche Höhe von Iv,OOV Fust errei chen. Die dazwischen liegende Mulde —eben unser Death Valley bietet die nur an wenigen Punkten der Erde sich wiederholende Erscheinung einer Sen kung unter dem Wasserspiegel des Mee res. In allen solchen Fällen hat man es mit ausgetrockneten MeereSbecken zu thun, und so auch hier. Auf viel« Quadratmeilen hin glänzt der Boden in blendender Meiste, wie ein winterli ches Schneefeld. ES ist das Salz, wel ches in Krystallen ansgewittcrt ist und weithin den Boden bedeckt. Auch Borar tritt massenweise in reinen Krystallen zu Tage. Von Regen oder selbst Thau ist in diesen Breiten niemals die Rede; es istsast ein Wunder zu nennen, daß in diesem Gürtel absoluter Trockenheit noch eine dürftige und spärliche Vege tation überhaupt fortkommt. Und doch findet man hier das dornige Mesquit- Gestrüpp, den harzigen Greafe - Busch und die Kreosot-Pflanze. Die steilen Bergwälle auf beiden Längsseiten hindern das Eindringen frischer Luftströmungen. Wochen und Monate lang strahlt d>e Sonne ihre Gluthen von dem ungetrübten Blau des Himmels herab, und da keine Ab kühlung während der Nacht stattfindet, haust sich der Hitzvorrcith dieses Gluth osens von Tag zu Tag in beängstigen der Höhe. >s?o erreicht das Ouccksilber auf der Fahreuheit'fche Scala im Hoch sommer eine Temperatur von 120 bis Grad im Schatten. Die Trocken heit der Luft erreicht sogar unter ganz besonders günstigen Umständen den Stand des absoluten Nullpunkts, d. h. es ist der Atmosphäre auch nicht ein Moni Wasserdampf beigemischt. Unter normalen Berhältnissen zeigt die Lust im Death Valley während des Som mers wenigstens einen Proccntsatz von fünf Procent, wozu man zum Ver gleich erwägen mag, dast in unserer ge mäßigten Zone der Feuchtigkeitsgehalt 7<) Proccnt betrügt. Wir verdanken diese Angaben den soeben gedruckten und veröffentlichten Reiseerlebnissen der von unserem Ackerbaumiuister Rusk ausgerüsteten Expedition, deren botani sches Mitglied, Frederick Vernon Eoville, sich der Redaction der gemach ten Aufzeichnungen unterzogen hat. ch- Ii l K i ' ' X/ P anainlnt-Indianer. Ontfetzl ich und verheerend sind die glühenden Staubstürme dieser Gegend, nur den Versen genden und blendenden Samum der Wüste Sahara in Afrika einigermaßen vergleichbar. Menschen und Thiere, die von ihnen ereilt wer den, sind einem sicheren Untergänge ge weiht. Gluth und Trockenheit steigen während drS Staubsturines zu taum glaublicher Höhe. Nach dem Vorstehenden scheint diese Region des Todes, die sich die Phan tasie eines Tante leicht als würdigen Vorhos der Hölle au-malen könnte, als Wohnort menschlicher Wesen geradezu unmöglich zu sein. Und doch entdeckten Eoville und seine Begleiter hier einen Jndiancrstanini, die Panamiut-India ner, welche hier schon seit undenklichen Zeiten Hausen und ihrem Aussehen und ihrer Lebensweise nach keineswegs zu den erbärmlichsten und ain tiefsten stehenden Familien der weitverbreite ten kiipscrrothen Rasse gehören. Die Pefcherähs an der Südspitze des Erd theils, die Botokuden in Brasilien, die Utes in Nordamerika stehen in jeder Beziehung unter den Panamints —ein Beweis sür die bewunderungswüidige Anpassungsfähigkeit des Menschen selbst an die ungünstigsten Existenzbedingun gen. Dieser Stamm ist allerdings so be deutend zusammengeschmolzen, daß man von einem Volksstamm der Pana mints taum noch reden tann. Eoville hat nur sünfuudzwanzig Exemplare zu Geficht bekommen, obwohl damit nicht gesagt ist, daß in den Schluchten und .Seitenthälern der beiden Gebirgsketten nicht noch mehr Familien sich aushal ten. Daß gerade diese Indianer sich diesen öden Gluthosen, Death Valley genannt, zum Wohnsitz erkoren haben, erklärt sich leicht. Verfolgungen und schlechte Ernten, auch Uedrrvdlkerung und Verdrängung durch mächtige Nach barn sind die Ursachen, welche die Be siedelung öder, rauher und kalter Land striche veranlassen. So wurden die Polarländerund Alpengürtel einerseits, so die Fieber- und Sninpfgegeiiden der tropischen Zone andererseits coloiüsirt. sMB? Doch wie machen es diese Panamink- Jitdianer möglich, im Death Valley zu leben und ihren Lebensunterhalt zu er werben? Nun, einmal üben sie dort, wo Eovillesie antraf, die nützliche Kunst ver Berieselung. Man nimmt an, dast diese bei ihnen sehr jungen Datums ist, und dast sie dieselbe von einem ver sprengten Mormonen gelernt haben. Unsere Regierung hat sie dabei nicht durch Subventionen unterstützt. Ruhig und friedliebend,wie sie sind, haben sich die Panamint nicht, wie die skalpiren den Chippewahs oder die pferdestehlen den Komantfches, jbei den Meisten in Respekt zu setzen gewustt, und man hat ihnen deshalb auch keine fette Reserva tion abgetreten. Trotz der Unwirth lichkeit der umgebenden Natur haben es die Panamints verstanden, durch kluges Haushalten mit der spärlichen Feuchtigkeit der tiefen Gebirgsschluchten einen Theil der Einöde in einen blühen den Garten zu verwandeln. Kartof feln, Bohnen, Erbsen und Wassermelo nen gedeihen vortrefflich. In den Bergen gibt es wildes Geflü gel, namentlich Ptarmigan, in Masse. Auch das scheue Bergschaf, dessen Jagd für weihe Jäger meist zu mühsam ist, fällt dem ausdauernden und schlauen Indianer häufig zur Beute. Aus den Nüssen der Zirbelkiefer, den Körner» des Bündelgrases und den fleischigen Stengeln gewisser Eacteen verstehen die Panamints nahrhafte und gut sctzmek kende Kost zu bereiten. vieiscndc Althorpe: Also glücksich wieder zu rück, alter Junge, von deinen langen Reisen! Du mnstt aber auch viel gese hen und viel erlebt haben! Newlands: Und mitgebracht noch mehr, Freundchen! Der ganze Schrank hier ist voll davon! Hier hast Dil ein vaar Goldsransen. die ich von Kaiser Wilhelms Thronst siel im Berliner Schlosse abgeschnitten habe da ist eine bronzene Thürklinke, abgebrochen von einer Flügelthür im Vatikan Ai ein Ohr aus weistem Marmor, das ich heimlich einer Athene auf der Akro polis abgeknipst habe hier ein L?tück Pergament, abgerissen von einem Ma nuskript im Klosier San Juste in Spanien! Und Alles umsonst, mein Junge! Der Ehemann aIS Probierstein Praktische Ehefrau (zn ihrer sie um Rath fragenden Freundin): Wie ich da» mache, um gute Dienstmädchen zu bekommen? Nichts einfacher, liebe Freundin! Wenn sich ein neues Mäd chen bei mir meldet, rufe ich allemal in-iucn Mann. Gefällt ihn das Mäd chen. so schicke ich sie augenblicklich fort. Die ihm nicht gefällt, behalte ich! Der spanische General Morillo begann seine kriegerische Lauf bahn als gemeiner Soldat. Bei der Erhebung gegen die Franzosen war er nichts als Sergeant bei der Marine. Bald darauf wurde er wegen seines braven Verhaltens Alferes (Fähnrichs, als solcher brachte er eine Menge be waffneter Bauern zusammen, mit denen er Vigo angriff. Nachdem er die Fran zosen geschlagen nnd sie in die Stadt „i'-iickgetrieben hatte, forderte er sie auf, sich zu ergeben. Der französische Kom mandaul weigerte sich, dies zu thun, einzig aus der Ursache, weil er gehört habe, da« bei dem Feinde kein Offizier von hinlänglich bedeutenden Range sei, mit dem er unterhandeln könne. Mo rillo eninnnte sich daher selbst zum Oberstlieutenant und liest den Fran zosen wissen, Oberstlieutenant Morillo werde seine Kapitulation annehmen, worauf auch der Platz übergeben ward. Als die Regierung von der Eroberung und der Art, wie diese sich vollzogen hatte, ersuhr, ertheilte sie Morillo nicht nur die verdienten Lobsprüche, sondern ermächtigte ihn auch, den Rang, den er »ch selbst beigelegt hatte, ferner zu be ! halten. Der Fall Luna. Liebt ein Mann seine Frau Heist und innig, nnd erfährt er, dast sie ihn hi»- tergangen hat, so wirkt diese Thatsache wie der zuckende Blitz. Gelähmt, ge blendet fühlt er, wie die versengende Flamme in sein Innerstes dringt und dort das stolze Gebäude seines Glückes vernichtet. Nichts bleibt als ein trau riges Häuschen Asche. Unter dieser aber glimmt ein Funke ein ganz kleiner Funke, der letzte Rest seiner Liede. Wäre dem nicht so, wie wäre es dann möglich, dast betrogene Män ner im Stande sind, ihren Franen zn verzeihen, ja in die Wiederaufnahme des ehelichen Lebens mit der Fran zu willigen? Freilich der Gniiidpsciler der Ehe, das Vertrauen, ist dem furchtba ren Blitzstrahl zum Raube geworden. A» dem kleine» Funken dort in dem armen leer gebrannte» Herze» aber ver mag wohl die Fran durch ein konse quentes hingabevolles Leben das Ver traue» auss Neue anzufachen, die Fackel des ehelichen Glücks aufs Neue zu ent flammen. Die Fälle sind selten, aber sie kom men vor und brauchen nicht durch äustere Rücksichten, wie die auf die Kin der, den Skandal, bestimmt zu sein. Auch ist der RehabililirungSprocest der Frau ein langwieriger, schwieriger, aber er ist nicht unmöglich. Aber wehe, wenn das Opfer persönlicher Wurde, welches der Mann hat bringen wollen, ein vergebliches gewesen, wenn die Frau die Verzeihung verschmäht. Riesen haft, gigantisch schlägt dann von dein Altar der Liebe, auf dem dieses Opfer gebracht wurde, die Flamme des Hasses uud der Rache sür die doppelt erlittene Schmach aus. Nur wenn man sich diese Reflexionen macht, kann man sich das surchtbare Verbrechen erklären, welches der in den weitesten Kreisen be kannte Maler begangen hat, über das wir bereits kurz berichtet haben, und das augenblicklich ganz Paris be schäftigt. Herr Luna ist ein in Belloc (Philip pinen) geborener Mestize, der einen sehr charakteristischen Malayen-TypuS hat. Seit seiner Jugend zeigte er seinen Ge schmack und eine große Begabung sür die Malerei, so dast die Stadtgemeindc von Manilla ihm ein Stipendium aus warf und ihn zu feiner Ausbildung nach Madrid schickte.' Hier protegirten ihn Ramon Rodnguez Corrca und der frühere Staalsmiuister Manuel Sil vela. Die Madrider Akademie sandte ihn nach vollendeter Lehre in der spa nischen Hauptstadt auf die Hochschule der Kunst nach Rom. Dort oben auf dem JaniculnS malte er, am Ende sei ner Studienzeit angekommen, im Wett bewerk mit den Kameraden sein !>»«,- liariuin, mit welchem er de» ersten Preis errang, und den die Provinzial- Depntation von Barcelona sür die stattliche Summe von Frcs. ankanste. Herr Luua hat serner ein anderes ossicielles Bild, das der Schlacht von Lepanto, für den spani schen Senat gemalt. Was ich hier von seine» Werken in den verschiedenen Salons gesehen habe, trägt einen schwermiuhigen Eharakler. In seinen letzten Bildern beschäftigten ihn die vom Glück Vernachlässigten, die Armen, wenn er sich nicht an die schau rigen Darstellungen der Arena hielt. Wo er aber eiiimal seinem Hiimor die Zügel schießen liest, da war dieser ein bitterer und beißender. Auch sein Ko lorit war, wenn ich mich recht >r nnere, ei» trübes, dunkles, leicht in s Bläu liche gehendes. Unwillkürlich kam Einem aus den Bildern der Gedanke, daß der Mann starte Eindrücke von derNoth des Lehens empfangen haben müsse. Das Talent V?S jugendlichen, erst 3üjährigen Meisters ist ein h.rvorragcndes, allge mein ancrtannteS. In Paris lernte Luna vor etwa sechs Jahren die spa nische Familie Pardo de Tavera kennen und heirathete die einzige Tochter. Die Heirath war >ine NeigungSheirath. Das junge Müdchm hatte keine eigent liche Mitgift, obwohl die Fainilie Ta vera, die kreolischen Ursprungs ist und ebenfalls von den Philippinen stammt, sehr wohlhabend ist. Die Mutter, welche die Tochter zärtlich liebte, hatte das jungt Paar in das einzige HauS ge nommen, nnd dort fehlte es ihnen um so weniger an Allem, was das Leben schmückt, als nicht nur der junge Künst ler seine Bilder gut bezahlt bclam. sondern auch die Mutter jedeu Wunsch ihrer Tochter zn erfüllen bestrebt war. Die ersten Jahre der Ehe verflossen in ungetrübtem Glück. An Scenen hat es wohl, wie in so vielen Hansständcn. später nicht gefehlt, und daß sie heftiger als anderwärts, war weniger die Schuld des Ernstes der Differenzen als des in den Adern dieser Südländer Hei ster rollenden Blutes. Zwei Kinder wurden ihnen geboren, ein Knabe, der heute süns Jahre ist, und der, während der schrecklichen That sür das Leben der Mama stehend, die Hände zu dem ra senden Vater emporstreckte, und ein »ei nes Mädchen, welches vor einigen Mo naten gestorben ist. Im Monat Jiili klagte der Knabe über Brustschmerzen, und Madame Luna ging mit deni Kinde aus den Rath des Arztes und uuter Zustim mung ihres Mannes nach Mont Dore, woliin sie eine englische Gouvernante Mist Baley begleitete. Herr Luna er hielt nach einiger Zeit von dort anonyme Briese, die ihn von der Un treue seiner Frau be»t,chrichtigen. Er telegraphirte ihr sosort »ach Paris zuruckzukeliren, was geschah. Bald nach der Rücktehr verliest die Gouver nante das Haus und trat in eine andere Stellung. Es scheint, dast sie das Benehmen der Mutter ihres kleinen kranlcn Pflege befohlenen empört hat. die sie allabend lich im Hotel allein und ost bis ties in die Nacht hinein auf ihre Rückkehr war ten liest. Luna klagte fein Leid seinen Schwägern, die beide Mediziner sind. Es scheint, dast Beide Partei sür ihn ergriffen nnd ihrer Schwester die ein dringlichste» Vorstellungen machten. Diese leugnete jede unerlauble Bezie hung mit Herrn Dussacq, das war der Name des angeblichen Verführers. Der selbe, ein hochangeschener Kaufmann, dessen Bruder Inhaber eines der ersten Bordeaux-Häuser, während er selbst Präsident der Handelskammer der Ha vanna und Ritter der Ehrenlegion, ver heiralhet und Vater mehrerer Kinder ist, hat das stattliche Alter von 45 Jah ren. Frau Luna erklärte, ihr Verkehr mit diesem Herrn sei kein anderer gewe sen, als ihn jede Danie im Bade mit dort angeknüpsten Bekanntschaften zu üben pflegt. Die Annäherung hatte dadurch stattgefunden, dast HerrDuffac,' vortrefflich spanisch spricht. Herr Lnna hatte sich schon mit den Erklärungen seiner Fran zufrieden ge geben. ja er hatte Herrn Dussacq in seinem Hanse empsangen, und es wa ren sogar srcuudschaftliche Beziehungen zwischen beiden Männern entstanden, so dast der neue Haussreund. nachdem er Lnna den hygienischen Sport des ZweiradS gtrühmt hatte, diesem ein elegantes Bicycle zum Geschenk machen tonnte. Da erhielt der unglückliche Gatte eines Tages einen neuen anony men Brief, worin ihm mitgetheilt wurde, daß Herr Dussacq mit seiner Frau Hii einem Hause der Rue du Mout-L,hubor heimlich zusammcnlresse. Vor etwa vierzehn Tagen folgte Luna feiner Frau nud sah sie thatsächlich im gedachten Hause verschwinden, er kam aber zu spät, um ermitteln zu können, in welche Etage sie gegangen ivar. Der Portier zeigte sich gegen jede Re cherche widerspenstig, und schon wollte Luna, ohne ein positives Ergebnist er langt zu Habens das Haus wieder ver lasse», als ihm Herr Dussacq von de' Straße ciilgegcnkam. „Als ich in den Hansflur trat," so erzählte Herr Dnssacq, „sah ich Luna bleich, mit verstörtem Gesicht uud flie gendem Athem auf mich zukommen." „Wie kommen Sie de»» hierher?" fragte ich ihn. ihm die Hand reichend. „Ich wollte Sie aussuchen, ich glaubte Sie wolmten hier." „Wie denn? Sie wissen doch, dast ich Avenue Kleber wohne. Ich selbst wollte einen hier wohnenden Freund besuchen." „Nun! ich will Ihnen die Wahrheit sagen," siel- inir Luna in'S Wort. „Ich bin meiner Frau nachgegangen und habe geglaubt, sie hier eintreten zu sehen, habe sie jedoch nicht mehr ge funden." „Ich weist natürlich nicht, ob Fran Luua hier in das Haus gegangen ist, aber ich kann Sie versichern, dast ich si? nicht gesehen habe." „Ich reichte Luna die Hand, der sich eilig entfernte, ich selbst trat bei meinem dori wohnenden Freunde Fremy, ei nem Junggesellen, ein. Sechs Tage xergingen, ehe ich wieder von Herrn Luna hörte, als ich den Besuch der Dok toren Felix und Trinidad di Tavera, der Schwäger Lunas. erhielt, welche er klärten, dast sie als Zeugen desselben kämen. Luna behauptete, ich hatte galante Beziehungen zn seiner Frau unterhalten, uud verlange Genugthu ung mit den Waffen. Ich begriff nicht recht, was man von mir wollte, den noch beauftragte ich zwei meiner Freuilde, den eben in der Nne du Mont-Zhabor wohnenden Paul Fremy und einen Herrn Eloszenton, mit den Verhandlungen. Meine Zeugen er klärten nach meiner Jnstriution den Zeugen LunaS turz uud bündig, dast ich teinerlei unerlaubte Beziehungen zu Frau Luna unterhalten habe, und dast mein Berkehr mit ihr kein anderer ge wesen sei als der, welcher sich zwischen einem Herrn und einer Dame, die sich täglich an einem Badeorte sehen, herausbildet. Auf die Fragen der Zeugen Lunas, ob ich eine bezügliche Erklärung unterzeichnen würde, willigte ich anch darein und liest Herrn Felix und Trinidad Pardo Tavera folgende? Schriftstück überreichen: „Herr Dnssacq erklärt auf Ehren wort, dast er mit Frau Luna weder in Korrespondenz gestanden, noch irgend welche Rendezvous gehabt hat. Er wurde dieser Dame im Monat Juli im Mont-Dore vorgestellt." Meine Zeuge», die auf meine münd liche Erklärung hin sich geweigert hat ten, mich aus das Terrain zn begleiten, legten, nachdem ich dieses Documeut niedergeschrieben, nnd die gegnerische Partei keinerlei Beweise des Gegen theils beigebracht hatte, ihr Mandat in meine Hände zurück. Seit jenem Tage habe ich nichts wieder von der Familie Lima gehört bis vorgestern, wo ich das schreckliche Drama aus de« Zeituugei' ersuhr." Der eine der Zeugen, Herr Fremy. der Bewohner des Hauses Mont-Tha bor, ivar bei diesem Berichte, den Herrn Dussacq einem Mitarbeiter der Temps erstattet hat, zugegen und bestätigte di< Richtigkeit der Angaben. Wir erlauben uns dennoch, dieselbe anzuzweifeln, da Madame Luna nach den Aeustcrungen ihrer Brüder ihrem Manne selber gestanden hat, dast sie mehrfach mit Herrn Duffacq in der Nne du Mout Thabor Zusammenkünstc ge habt hat. Herr Dussacq hat —und das ist begreiflich—um die Ehre der Frav Luna zu retten, gelogen. Trotz alledem vergab der Mann sei ner reuige» Frau! Die Familie Luna beschlost, Paris zu verlasse» und »ach Vigo zu gehen. Das Verzeihen schliestt aber leider nicht ein Vergessen, nicht ein Heilen der geschlageneu Wunde ein. Bei der geringsten Berührung schmerzt dieselbe wieder auf das Heftigste, uud dieser Schmerz ruft wilde Aeusjerniigen hervor. Vielleicht hat Frau Luna die Schwere ihres Unrechts »ach Art der Südländerinnen nicht in ihrem ganzen Umsange empsunden, vielleicht ist die verwöhnte Frau und Tochter nicht de müthig genug während der Borberei tungen zur Reise ausgetreten, vielleicht hat der Gedankr. Paris und die Mutter verlasse«, um mit dem mit Recht mißtrauisch gewordenen Manne fern von der glänzenden Metropole, fern von ihren nalürlichen Freunde» uud Beschützer» zu leben, eine gewisse Em pörnng in ihr erzeugt. Gcnng, wäh rend der Vorbereitungen znr Abreise kam es zn den kcstigstcn Scenen zwi schen Fran »nd Mann, die i» Thätlich keiten ausarteten. Am Freitag vor acht Tagen sollte die Abreise der Fa milie stattfinde». Am Abend vorher entstand abermals ein heftiger Konflikt, und am Morgen äusterte Frau Luna zu ihrer Mutter: „Du sollst sehen, er bringt mich »och um." Diese, die ihre Tochter vergötterte, veranlastte ihre Söhne, niinmchr die Vertheidigung ihrer Schwester zu über nehmen. Die Brüder telegraphirte» a» eine» Hausfreund, einen i» London doniizilirten spanischen Advocaten Re gidor Jurada, damit er ihnen bei der von der Familie Pardo nunmehr beab sichtigten Trennung der Gatten bei stehe. Jiuado kam und ward Zeuge de« Dramas. Wir folgen seinem Bericht über dasselbe, obwohl ivir uns der An sicht nicht verschliesten köniim, dast der kluge Jurist schon heute Stimmung gegen Luna machen will, ein Beginnen, welches dein hochherzigen nnd gerade» Charakter der Gebrüder Plado geradezu widerspricht, die »och gestern ihren juri stischen Freund beschworen, Luna nicht Fremden gegenüber übermästig zu' be lasten. Es gälte im Gegentheil jetzt, wo so viel Unheil über die Familie her eingebrochen, wenigstens den Kops des unglückliche» Luna zu retten, der, ahnend, dast man die Galtin und daS Kind von ihm trennen wolle, die schreck liche That offenbar in einem Anfall" von Wahnsinn begangen habe. Ueber das Drama felber erzählt Herr Regidor Jurado Folgendes: „Ich bin gestern (am 22. September) angekom men, um die Bedingungen der Tren nung zu regeln, n»d begab mich sosort zum Doltor Trinidad, den ich nicht zu Hause tras. Ich ging darauf zur Villa Dnpont, Ivo mich Herr Luua empfing. Wir sprachen über allerhand, aber lein Wort von der Scheidung. Felix, sagte er mir schliestlich, ist oben bei dem Kua- l den, der an einer leichte» Lniigencon- 5 gestio» leidet. In demsclbe» Augen blick trat der Dr. Trinidad in das! Zimmer uud fragte kurz: „Was ist! hier eigentlich im Haufe los?", worauf ihm fein Schivager antwvrtete: „Was - soll denn los sein? Das Kind ist nicht wohl, Felix ist bei ihm." Der Doltor! Trinidad stieg in das Krantenzimmer! hinauf und kehrte bald daraus mit sei-! »ein Bruder zurück. Dann brachen I wir aus, um über die Trennnug in j aller Ruhe z» verhandeln, über deren , Gründe ich noch nichts wnstte. Der Doltor Trinidad hatte einem der Mäd- che» den Auftrag ertheilt, uns, sobald ! Luna irgend etwas gegen seine Fran oder gegen deren Mntter u»ler»ähnie, aus dem benachbarten Ease herbeizuru fe». Unsere hatte ihn offenbar erbittert, da er sich sage» »ittstlc, dast jede Aussöhnung mil seine'' Iran nunmehr nninöglich sei. Kaum batteu wir in dem Ease Platz genommen, als das Mädchen wie eine Wahnsinnige schon von Weilern uns zuries: „Kommen Sie, so schnell Sie Ihre Füße tragen, der Herr will Ma dame um6riugcn." Wir stürzten uns! auf das Haus, von dem uns der Hilfe ruf der beiden Frauen cnlgcgentönte. Die Villa, ia der Herr Luna wohnte, liegt gegen die anderen etwas zurück, und ein schmaler Gang führt zu der selben. Jünger und schneller als ich, hatten die beiden Brüder den Gang zu-! erst betreten, als ihnen die beiden Frauen, von denen Frau Luua ihr Kind auf dein Arme halte, zuriefen: „Geht nicht weiter, er hat einen Revol ver in der Hand." In der That be merkte» wir an einem Fenster der erstcu Etage Luna mit einen, Revolver, der uns andonnerte: „Steht, oder ich schieße!" Da er keine Autwort erhielt, und seine Schwäger auf die Eingang-» thür losstürzten, so schoß er. Die Kugel traf den Doktor Felix über der rechten Brnst. Er fuhr mit der Hand »ach der verletzten Stelle und brach mit den Worten: „O, ich bin verwundet!'' zusammen. In demselben Augenblick erreichte ich die Thür, die den schmalen Gang von ! der breiten Allee trennt, ich öffnete und wir konnten den Verwundeten in ei» Nachbarhaus tragen und ihm die erste Pflege angeoeiheu lassen. Inzwischen hatte Luna, der in diesen wilden Zorn erst durch die Weigerung seiner Frau versetzt worden war, ihm die Thür zum Schlafzimmer zu öffnen, i» das sie sich mit ihrer Mutter eingeschlossen hatte, die Thür eingeschlagen, die Frauen hatten sich darauf in das Badezimmer geflüchtet nnd auch dieses hinter sich verschlossen. Aber auch diese Thür widerstand nicht der durch die wahn sinnige Aufregung verdoppelten Kraft Lunas. Sie flog in Trümmer und nun schoß er ans die beiden Frauen in ! unmittelbarer Nähe zwei Schüsse ab. von denen der eine Frau Pardo tödtete und Frau Luna tödttich verwundete. Ich lies, um Polizei herbeizuholen, sand anch einen Schutzmann, der aber, als er Herrn Luna mit der Waffe in der Hand sah, erklärte, er wolle erst einen Eollegcn hinzurufeu. Endlich erschienen zwei Polizisten und bemäch tigten sich LuiiaS. der keinen Widcr> stand leistete. Vor den Polizeicommisiär geführt, trat nun die Reaction aus den Wuth ansall ein. Erschöpst brach der drei fache Mörder zusammen, und ein Weinkrauips löste den entsetzlichen Zu stand. Man hat auch gestern Luua noch nicht verhört, da er noch immer in vollständiger Theilnahmlosigkeii gegen die äußere Umgebung dasitzt, wobei ihm die Thränen über die Wangen fließen." Der Zustand der Frau Luna ist. obwohl die KugA nicht in'S Gehirn ge drungen ist, bis jetzt hossnuugsloS. sie soll unsagbare Schmerzen leiden und denrlsch vielleicht.nicht so gewaltige, wie sie ihr Mann erdui'Bste, bis ihm der Wahnsinn den Revolver in die Hand drückte. Man hofft, dm Doctor Felix Pardo zu retten. Nicht Eifersucht war es, die den Mann zur verzweiselten Zhat getrie ben, sonder» die verichniähte Verzei hung. der doppelte Schlag gegen seine Würde als Mann. Ktuscr und Tytere. „Ich kann es gar nicht begreifen, wie > eS möglich ist. dast eine erwachsene Per son von einem Thier, wie etwa einer > Maus, einem Wurm, einer Spinne oder dergleichen, Furcht haben kann. Das liegt aber nur au der Erziehung! Würden die Menschen als Kinder schon daran gewöhnt, derartige Thiere zu sehen oder aufzufassen, so würden sie auch später keine Scheu davor haben. Zum guten Theil aus diesem Grunde gehe ich' alle Jahre ein paar Wochen aufs Land, damit meine Kinder dort Gelegenheit haben, etwas von der Na tur kenne» zu lernen, denn hier, mitten in der Groststadt. ist so etwas doch nicht möglich!" —. So hörte ich eines Tages einen Herrn sprechen, und die> Ansicht, die er da äusterte, schien mir eine ganz vernünftige zu sei». Ein Zufall wollte es, dast ich einige Zeit darauf wiederum mit dein Herrn zusammentraf es war dies i» einem idyllisch gelegenen Dorfe—und ich hatte dort Gelegenheit, zu beobachten, wie der Herr feine Theorie in die Praxis übertrug. Ich traf den Herrn, als er in Begleitung feiner Gattin und feiner beiden Kinder den schmale» Fußsteig über die sastig grüne Wiese dahinschntt, dem nicht allzu fernen Vorwerk zu. Ich folgte der Aufforderung des Herrn, mich auzuschlicßeii, um so lieber, als die ganze Familie im besten Zn e war, Naturstudicii auf ihre Art zu treiben— auf ihre Art, das heistt: Elise und Benno, die beiden Kinder, anf der Wiese umherlaufend, das Mädchen Blumen pflückend nnd wieder wcgmer- send, der Junge mit einem Schmetter > lingsnetz bewassnet. alles fangend, was ihm gerade in den Weg kam: Schmet terlinge, Käfer, Heuschrecken n. s. w., ! und damit seine Botanisirtrommel, in der sich bereits einige Eidechsen besan > den, füllend! der Vater hielt Umschau Illach weitere» Thiere», auf die er feine» l hoffnnngSvollen Spröstling aufmertfam I iiiacheu konnte, und Frau Ludmilla, ! die Mutter, hielt krampfhaft mit beiden ! Händen ihr Kleid geschürzt, von Zeit ! zn Zeit, wenn, ein Käser vorüber lief oder ein Wurm über den Weg kroch, eine» Schreckensruf ausstostend uud ! einen kleinen Luftsprung machend —sie „hatte eben keine richtige Erziehung ge- d. h, sie wir als Kind nicht mit den Schöpsnngen der Natur genü gend vertraut gemacht worden Benno hatte sich eben wieder einen goldglänzende» Laufkäfer gefangen, und brachte ihn triumphirend seinem Baler. Fran Ludmilla wandte sich, fröstelnd beim Anblick des mit ängstli- ! eher Hast seine Beine bewegenden Kä- l sers ab, während der Vater die Gelegen- > heit wahrnahm, mich von dem Werth ' seiner Erziehungsmethode zu überzen-! gen. „Wieviel Beine hat der Käser?" ! examinirte er den Jungen. „Sechs," antwortete Jung-Bcuno prompt und rist > dem Thiere, um zu zeige», daß seiue! Angabe richtig sei, alle sechs Beine ! nach einander aus. „Sehen Sie", wandte sich dann der Vaier triumphirend an mich, „so lernt der Junge svielend die Thierwelt ken nen, und Furcht kennt er nicht." Nein, Furcht tannte er nicht, davon hatte ich mich überzeugt. Er wars den aus so grausame Weise verstümmelten Käser weg nnd ich machte deu Leiden des gequälten Geschöpfes durch einen Fnsttritt ein Ende, war allerdings dar nach lange Zeit noch im Zweifel, ob der kräftige Tritt au die einzig richtige Adresse gelangt war. Aus dem Vorwerk konnten die weib lichen Glieder der Familie, Frau Lud milla und Schön-Elfa, bethätigen, dast auch sie ein nicht geringes Interesse an der Thierwelt nahmen. Dort watschel ten nämlich kleine, taum mehr als acht Tage alte Gänschen ans dein Hos her um. Die drolligen gelben Dingerchen mit ihren noch etwas unbeholfenen Be wegungen sahen mir allerdings aller liebst aus liud rechtfertigten die ver schiedenen Ausrufe des Entzückens und liesten auch den Wunsch Elsens, so ein niedliches Geschöpfchen zn besitzen, be greiflich finden. Die Mutter unter stützte ElsenS Bitten, der Vater war nicht abgeneigt, dem Mädchen den Wunsch zu crsüllen, und nur der Bauer schüttelte bedenklich den Kopf. „Das Gänschen geht drauf, wenn wir'S von den Altea nehmen und wcnn's keine richtige Pflege hat." sagte er, allein ein blanke» Martslück verscheuchte foins Be deuten und Else ward somit gluckliche Besitzerin eines lleinen Gänschens. Benno mußte die Insassen seiner Botanisirbüchse an die Lust setzen, und an ihrer Stelle ward das gelbe Ge schöpfchen hinein gebettet. ' Daheim räumte dann Elfe ihren Puppenwagen für ihr lebendiges Spielzeug ein, was an Backwerk nnd sonstigen Süßigkeiten aufgetrieben >verdcil>lonntc, ward dem kleinen Pflegling vorgesetzt, nnd als dann am Abend Elfe ihr Bettchen aus suchte, nahm sie dos Gän-Zchen mit zu sich. Am nächstm Morgen aber gab's reichlich Thräne»,: Schoa-Else hatte im Schlase ihr lebendiges Spielzeug er drückt. Ja „lebendiges Spielzeug", das ist wohl der richtige Ausdruck dafür, wenn Kindern Thiere in die Hände ge geben werden. Und Scenen, wie di« eben geschilderten, stehen durchaus nicht vereinzelt da, sondern wiederholen sich leider gar zn oft. Und auch wenn das Bejchäsligen mit Thieren anscheinend geschieht, um den Kindern wirkliche:- Verstä>jd»ist für die Natur und ihr ge heimnisvolles Walten beizubringen, dann läuft es. es ohne ein» sachgemäße Anleitung ui:V ohne stetes Uebnwacheil vor sich geht, auf nichts weiter hinaus als auf Spielen mit Ge schöpfen, die für Schmerz ebcvfo em pfänglich sind wie wir Menschen. „Aber eine Schmetterlings- oder Kä fersammlung darf sich doch mein Ittngi anlegen!" höre ich da Diesen und Jenen ausrufen. Aber auch hier tann und darf die Antwort nur lauten: nur dann, wenn die Sammlung vernünftig, unter Anleitung eines Erwachsenen, der von der Sache etwas versteht, am besten etwa niiter Aufsicht des Lehrers vor genommen wird. Wie viele Taufende uudAbertaufende von Schmetterlingen, Käfern nnd anderen Thieren werden alljährlich aus grausame Weise zu Tode gequält von Kindern, die angeblich ihre naturgeschichtlichen Kenntnisse durch Anlegen von Sammlnngen bereichern wollen. Da tomint es zumeist nicht darauf an. von den verschiedenen Arten je ein Exemplar z» besitzen, sondern von einer Art möglich viele. Und wenn auch eine Sammlung nach einem guten Buche oder unter sachgemäster Anleitung angelegt wird, hat sie denn wirklich sür den Knaben eine» so große» Werth, dast sie das mitunter recht grausame Tödten so vieler Insekten rechtfertigt? In der Schule, beim llnterricht ist jede Samm lung am Platze, fönst aber hat sie einen zumeist nur eingebildeten Werth. Von viel grösterer Bedeutung ist es für die Kenntnist der Natur, dieselbe drausten im Freien, gewissermaßen an der Quelle zu studiren. Daß dies aber nicht in einer Weise zu geschehen hat. wie es oben geschildert wurde, liegt auf der Hand. Um dem Knabe» zu bewei sen. dast ein Käfer sechs Beine brauche» dieselben noch lange nicht ein zeln ausgerissen -zn werden. Jener oben erwähnte Vater gestattete ja aller nm zu beweisen, daß sein Junge keine Furcht vor Thieren kenne. Allein auch in der Furchtlosigkeit ist Maß zu hal ten, denn allzu große Dreistigkeit kann gar zu leicht auch Schaden bringen. So gilt ein Junge surchtloS eine Blindschleiche oder etwa eine Ringel natter greift, ebenso furchtlos wird er auch jedes andcre Reptil sassen, uiid kann z. B. bei einer Kreuzotter recht schlimm ablaufen. Auch der Einwand kann gemacht werden, daß sich unter den Tausenden von Insekten, die alljährlich durch sammelwüthige Kinder zu Grunde gehen, ein gut Theil schädlicher Thiere besindet. Ganz recht, aber wir haben ja im Haushalt der Natur ein grosteS Heer von Mitarbeitern an der Ver tilgung schädlicher Insekten aufzuwei sen, die der Unterstützung durch Kin der in ihrem Vernichtungskriege durch aus nicht bedürfen. Und dast sich unter den vielen Tausenden gelödteter Infek te» auch eine ganz erkleckliche Anzahl recht nützlicher, von Forst- und Land wirthen hochgeschätzter Exemplare be findet. fällt doch auch mit ins Gewicht. Ja, wenn die schädlichen Insekten we nigstens noch schnell gelödlet würden! So aber werden sie nieist langsam zu Tode gequält, und das ist eine Er scheinung. die auf das Gemüth eines Kindes eine Wirkung ausüben must, ' die von den schlimmsten Folgen be gleitet sein kann. Ein Knabe, der sich keine Gedanken darüber macht, ein kleines Geschöpf langsam z» Tode zu martern, quält kalte» Blutes Hun!» und Katze, und ist ein Gemüth erst einmal soweit verhärtet und gegen jeg liche weiche Regung abgcstiimpst. dann macht die Verrohung leistende Fort schritte und sührt zum schlimmsten D e r L o nd o n er P o l ize?i». inspector Shannon hat einen großar tigen Gedanken gehabt, Personen, di» während einer Theatervorstellung.ein schlafen, in Polizeistrase zu nehmen. Als er jüngst in Begleitung eines Po-- lizeiagentcn das Alhambra-Theater be» suchte, »m pslichtgemäst einen Rund gang zu »lachen, bemerkte er ans der Galerie drei Männer, die, ohne sich um die Vorgänge auf der Bühne zu tüm mcrn, den Schlaf der. Gerechten schlie fen. Für den amtseifrigen Polizeiin spector stand es sofort fest, da st solche unausmcrksame Individuen betrunken sein müssen; er erklärte sie also sür vcr hastet und sührte sie am nächsten Mor gen dem Polizcirichler vor, der sie indes sen sosort cntlicst. Die Künstler der Alhambra müssen sich durch die hohe Meinnng, die der Jnspector Shannon von ihnen hegt, ungemein geschmeichelt suhlen. Aber wenn der Schlaf ein Verbrechen wird, sobald man sich ihm im Theater hingibt was soll aus den armen Theaierdirectoren werden?! E» gibt eine Menge Leute, die nach einem guten Diner es lieben, in einem Orche sterfauteuil oder in einer Loge ihr Schläfchen zu halten. Sollen sie nun jetzt sämmtlich sestgenommen und vor den Polizeuneister gesührt werden? Und » wenn man gar erst in einer Kirche wäh rend der Predigt einschläft, wie es so viele Engländer beim Sonntag - Nach niittags-Gvttesdienst thun, —z» welchen furchtbaren Strafen wird man diese Sunde»! verurtheilen? Denn man fällt nicht immer is die Hände eines so mil den, einsichtsvollen Polizeimeisters, wie es d:r von Malborough Street ist, und die Shan»»ns gehören im Lande durch aus nicht zu den Au»nabme». Ei. nzig er Ausweg. Nnva hat von ihrem Bräutigam, der prakti sicher Arzt ist, den ersten Bries erhallen und rhu hochtlopsenden Herzens geöff net. Beim Anblick der unentziffirba ren Hieroglyphen aber steht sie rathloS. „Komin'", tröstet sie ihre kleine Schwe ster, .gehen wir zum Apotheker de» liest ihn Dir vor!" Ein Muthige». .Also wirklich, Herr Major, Sie wollen mich heiratheii?"—„O gewist. Gnädigste, ich kann'S wagen, bin ja aus allen lügen heil zurückgekommen!-