6 Z>«r Herr mit dem «ylinder» „Wer ist der Herr dort mit dem Cy linder?" „Kenne ihn nicht." Frage und Antwort kamen von zwei «ms dem oberen Verdeck eines Salon dampserS stehenden Herren, die sich ge legentlich eines Ausfluges nach dem Starnberger See zufällig trafen und von denen der erstere Secretär, der an dere Assessor titulirt ward. „Kuno, wer ist der Mann mit dem Eylinder?" fragte die Frau Secretärin ihren Gatten. „Ich weiß eS nicht, aber ich will mich «kundigen; der Herr ist mir bekannt, er sieht einem Studiengenossen von mir Ähnlich. Ich werde den Capitän um TluSlunft bitten. Er sprach vorhin mit ihm." Der Capitän stand gerade in der Rühe des Steuermannes, als ihn der Secretär fragte: „Herr Capitän, können Sie mir vielleicht sagen, wer der Herr mit dem Cylinder ist?" Der Capitän hielt Umschau. „Sie meinen jenen dort mit dem kur zen hellen Sommerrock nnd dem Hoheit, schwarzen Cylinder?" „Ja. Sie sprachen vorhin mit ihm." „Das wohl," entgegnete der Capitän, „aber ich kenne ihn nicht persönlich. Sie entschuldigen, ich muß auf meine Brücke. Leoni kommt." Er grüßte und ging. Zwei nebenan stehende Damen hatten die Frage des Secretärs gehört und blickten neugierig nach dem auf einem Schiffsstuhle fitzenden und auf deu See hinaiisblickenden Eigenthümer des Cy linderhuteS. „Wer der nur sein mag?" sagte die eine. „Jnteressirt er Dich?" fragte die an dere lachend. Ann lachten beide und sprachen leise ihre Vermuthungen aus. Die Mutter der beiden jungen Da men sah sich dadurch veranlaßt, näher zu kommen und nach der Ursache ihres Gekichers zu fragen. Die Mädchen zeigten nach dem Mann mit dem Cy linder; doch geschah dies in ziemlich ausfälliger Weise, so daß mehrere Her ren und Damen in ihrer Umgebung wie auf Kommando nach dem Bezeich neten blickten. „Wer ist der? Wer ist der?" fragte eS die ganze Sitzreihe links und bald «uch rcchtS hinauf und hinab. Alle Blicke waren nach dem Mann mit dem Cylinder gerichtet. Dieser war dergestalt von der Ge birgsansicht entzückt, daß er das Inter esse, das er allgemein hervoigeruien, gar nicht bemerkte. Endlich siel es ihm aber doch auf. Wohin er blickte nichts als Augen. Er glaubte, er müsse etwas an sich haben, was die Aufmerk samkeit der Mitreisenden errege, viel leicht schwarze Flecken vom Kohlen dampf im Gesichte, oder einen Riß in der jtleidnng kurz, er eilte rasch die Treppe hinab auf das Schiffsverdeck und fragte einen Bediensteten: „Sie, sehen Sie mich an, sehen Sie etwas ait mir?" Der Angeredete sah nur einen mittel großen. in den Dreißigern stehenden Mann mit kurzem, Hellem Jacket und hohem schwarzem Cyliiiderhut. Deshalb antwortete er: „Nein, gar «ichts!" Das genügte dem Fremden nicht. Er wandte sich an einen zweiten Ma trosen: „Sie, haben Sie die Güte, sagen Sie mir—sehen Sie etwas an mir?" „Was soll ich denn an Ihnen sehen?" Mehrere Umstehende hatten Frage und Antwort gehört und lachten laut mit. „Was will der Herr?" fragte ein Wassagier den Matrosen. „Ich weiß nicht, entgegnete dieser, er ist ein komischer Kauz, er fragt je den. der ihm begegnet, ob man etwas «n ihm sieht. Eine Gruppe von Studenten hatte dies mit angehört, und.es gewährte ihnen lein geringes Gaudium, als der Mann mit dem Cylinder einen von ihnen fragte: „Erlauben Sie mir gütigst, sehen Sie etwas Auffälliges an mir?" Das hatte ein allgemein schallendes Gelächter zur Folge. Alles blickte nun mehr auch auf diesem Verdecke »ach dem interessant gewordenen Manne, die Einen lachend, die Anderen bedauernd, denn daß es bei ihm im Oberstübchen nicht ganz richtig, das war eine ausge machte Sache. Der Unglückliche aber flüchtete in die Wauchkabine und besah sich im Spiegel, prüfte feine Kleider, betrachtete seinen Hut von allen Seiten, nichts Unge wöhnliches war zu sehen. Er konnte nicht begreifen, was die Veranlassung zu dem sonderbaren Benehmen der ganzen SchiffSgcscllschaft gegen ihn war. Bcrstimmt zog er die blauen Bor- Hänge vor die Fenster der Kabine und „ahm sich vor, hier zu bleiben, bis sein Landungsort erreicht sei. In Tutzing war mit mehreren Passa- Mieren auch der am See begüterte ehe malige König von Neapel eingestiegen. lynesien. Dazu gehören die bekannten Sandwichinseln oder Hawaii, Neusee land, Fidschi, Tonga, Samoa, die Her veyinieln, die Gesellschasts-Jnsel», die Anstralinseln, die Suamobu- und die MarquesaZ-Inseln. Polynesien wird von einer lichtbraunen, schön gebauten, civilisirburen nnd außerordentlich see tüchtigen, den Malaien nahestehenden Bevölkerung bewohnt. Die dritte aus letzter Gruppe nennt man Mikronesien, bestehend ans den Inselgruppen, die im nordwestlichen Theile des Stillen Oceans gelegen, im Norden und Westen bis an die Philippinen reichen nnd von einer Bevölkerung bewohnt werden, die sich in vielen Beziehungen, namentlich durch verschiedene Bildung der Sprache, von den eigentlichen Polqncsiern unter scheidet. Äe zerfallen in die Marianen (Ladronen) und die Archipel der Caro linen sowie der neuerdings so viel genannten Gilbert- und MarshallS- Ägielii. Jap Nische Fischcrdschunke. Die Besiedelung der größeren Län dercompleze sowie der in Gruppen ver einigten und dem Festlaude benachbar ten Inseln reicht in vorhistorische Zei ten zurück nnd läßt sich nicht bis auf die ersten Anfänge verfolgen. Aben teuerlust, Durst nach Reichthum und der Reiz des Gehcimnißvollen, Unbe kannten verlockten einen großen Theil der in der Schiffahrt wohlbewanderten asiatischen Küsteiibewohner zu Expedi tionen in die neblige Ferne. Unter dem fast immer klaren tropischen Himmel, an welchem allnächtlich die südlichen Sternbilder, die unfehlbaren Weg weiser des einsamen Schiffers, in wun derbarem Glänze erstrahlen, war es schwer. Richtung und Weg zu verlieren. Die Fahrzeuge, anscheinend gebrech lich und unzuverlässig, vermochten selbst der Wuth des entsetzlichen Teisuns zu widerstehen. Das gebräuchliche Sy stem der „Ausleger" verlieh diesen schmalen, langen Kähnen eine außer ordentliche Stätigteit, und Wind und Wellen konnten ihnen so leicht nichts anhaben. Ein wichtiger Förderer der Besiedelung des polyiiesischen Ostens von Westen her war auch die warme Meeresströmung, Kuro-Skvo genannt, welche für Japan ungefähr dieselbe Rolle spielt, wie der Golfstrom für England. Auch dieser mächtige MeereSstrom gabelt sich, und entsendet einen breiten Arm nach der amerikanischen Westküste hinüber. So sind häufig genug Fischer aus Japan in einen Teisun gerathen, der sie in seinen Wirbeln weit, weit fort von der heimathlichen Küste mit führte. bis sie nach langer Reise an scheinend planlos, thatsächlich aber in der stetigen Strömung des Kuro-Sivo nach Samoa oder Hawaii getrieben wurden. Ja, der Ethnologe Sittig schreibt sogar die den sonstigen Polyne sien überlegene Intelligenz der Hawaii- Insulaner der Verschmelzung mit sol chen verschlagenen Ankömmlingen aus Japan oder China zu. Großmütftige« Anerbieteu. Tramp: Min leiw Fründ, wull'n S' mi net än Beeten in Ehren schünen Kahn fpazeeren söhren? Hamburger Ewerführer- Wenn Sei ollen Kirl nicht so verflüchtig cholerasüchtig utseihen dähten, schull ich em woll umsünst mitnähmen, denn so'» Kropzeug niöten we je eher je leiwer all äwer't groote Water spedee ren! Der vierjährige Kurt so erzählt der „Zeitgeist" rumort fürchterlich in der Stube umher, ohne ÄUcksicht auf eine Tame, die sich gerade zum Besuche daselbst aushält. Endlich gebietet diese dem kleinen Strick Ruhe. Der ist aber ganz perplex, er weis nicht, ob er die Autorität der Fremden anerkennen muß. und endlich verdichten sich seine Zweisel zu der Frage: „Darfst Du mich auch hauen?" Weiße» Haar. In einem der zahlreichen Salons des neuentstandlnen Städtchen Albu querque in New-Mezico sitzen zwei ver wegen aussehende Individuen. Es bedarf nicht des typischen rothen Wol lenhemdes. auch nicht der erzbestaubten Beinkleider, welche sie tragen, um sie auf den ersten Blick als Bergarbeiter zu erkennen. Die eigenthümliche bleiche Gesichtsfarbe und der heisere Ton ihrer Stimme lassen darüber keine Zweisel. Es sind wieder zwei jener leichtsinnigen Geschöpfe, die mit vollem Bewußtsein ihr Leben an einen Menschen verkau fen, der die schwere Arbeit in den gifti gen Bleiminen theuer bezahlt. Der eine von ihnen ist ein kurz ge drungener. stiernackiger Mann, eine echte Ärbeiterfigur. Er sitzt, auf beide Arme gestützt, an einem jetzt unbenutz ten Spieltische und lauscht andächtig der Erzählung seines Partners. Dieser beansprucht von dem Zuschauer ein weit größeres Interesse. Er ist noch jnng. und denxoch zeigen sich ganz eigenthümliche Linien in seinem bleichen Gesicht, wie sie eigentlich nur das Alter trägt. Schwerer Kummer und ein hartes, mühevolles Leben haben diese Linien gezeichnet. Das edle geformte Antlitz ist noch bartloS; ein außergewöhnlich blitzendes Auge und ein Zug wilder Entschlossen heit um den Mund kennzeichnen es be sonders und mahnen uns zur Vorsicht. Was aber besonders auffällt, ist das schneeweiße Haar des jungen Mannes, kein gewöhnliches Semmelblond, son dern das weiße Haar des Greisen alters. Die schreckliche Erfahrung einer einzigen Nacht hatte dies Haar ge bleicht. Er sprach eigentlich nie von dieser dunklen Stunde seines Lebens, aber einmal brachte ich die Geschichte doch heraus, und ich muß gestehen, etwas Fürchterlicheres hat wohl Niemand er lebt. Auch heute ist es einem Freunde ge lungen, in die traurige Erinnerung des armen Mannes einzudringen, und so eben erzählt er seine Geschichte. Lassen wir ihn selbst sprechen: „In der Nähe von Silver City in Arizona lag an der Straße nach El Paso eine einsame Holzhütte mitten in einer größeren Besitzung an Wiesen nnd Feldern. Hier wohnte mein Vater, einer jener rastlosen Vorkämpfer der Civilisation, ein Missionar der presby terianischen Kirche. Meine gute Mut ter, drei kleine Schwesterchen, die da mals »och mit Puppen spielten, und ich hauste» bei ihm und halfen bei der schweren Urbarmachung des wilden Bodens, so gut wir es vermochten. Ich zählte vielleicht fünfzehn Jahre und war ein kräftiger Bursche, der das Leben im Westen unter wilden Thieren und Menschen kennen gelernt hatte. Wir wohnten mitten in der Reservation der Apache-Indianer. An der bestia lischen Wildheit dieses schlimmsten aller wilden Stämme scheiterten alle Bekeh rungSversuche meines Baters, der schon sieben Jahre unendliche Geduld und Güte an ihnen verschwendet hatte. Alle Arbeit war fruchtlos geblieben. Man lohnte ihm mit Undank. Die hinter listige Bande kroch öffentlich zu Kreuze und stahl heimlich, wo sie tonnte. Das wäre nun schließlich nicht allzu schlimm gewesen. Mein Vater pflegte in seiner christlichen Milde und Nächstenliebe sich mit dem Gedanken zu trösten, daß sein verlorenes Gut doch einem andern Men schen zu gut kommen würde. Aber es sollte noch fürchterlicher kommen. An dem verhängnißvollen Tage war ich nach dem einige Meilen entfernten Fort Mma hinüber geritten, um dort Einkäufe zu machen. Ich wurde einige Zeit länger als nöthig aufgehalten und langte erst spat zu Hause an. Obgleich ich jeden Stein und jeden Strauch kannte, namentlich je näher ich mewcr Heimath kam, schien mir die Gegend doch eigenthümlich verändert. Von einem Hügel aus schimmerte mir sonst das wohlbekannte Dach meines Vater hauses entgegen, heute war nichts da von zu entdecken. In jener Richtung zeichnete sich eine dünne Rauchsäule ge gen den Himmel ab. Eine bange Ahnung erfaßte mich, ich spornte mein Maulthier an und ritt mit fliegender Gangart dem heimathlichen Herde zu. Und was entdeckte ich? An Stelle des kleinen Häuschens fand ich einen rauchenden Trümmerhaufen vor. Ue berreste von Balken, verkohlte Möbel, zerbrochenes Fensterglas und einige ver bogene Gesäße war Alles, was übrig geblieben war. Aber noch etwas, viel Entsetzlicheres fand ich: die verkohlten Rest« von drei kleinen Menfchen, von meinen drei Schwesterchen —" Hier machte der Erzähler eine Pause und wischte mit der umgekehrten Hand eigenthümlich über die obere Halste sei nes Gesichts. Dann fuhr er fort: „Halb wahnsinnig vor Schmerz stöberte ich in den Trümmern umher und sand nach und nach folgende haar sträubende Geschichte: In meiner Ab wesenheit hatten die Indianer mein Vaterhaus überfallen. Der alte Mann war wohl ohne Gegenwehr bald über wältigt worden. Man schleppte ihn vor die Thür und band ihn an einen dort stehenden Baum, so daß er Zeuge sein inußte des Kommenden. Meine arme Mutter und die kleinen Mädchen waren draußen aus dem Felde. Man zerrte sie herbei, und mit emer Grau samkeit, wie sie eben nur ein Indianer kennt, schlachtete man sie vor den Au gen meines Vaters. Die Leiche meiner Mutter trug die Spuren eines un menschlichen Verbrechens und lag zu den Füßendes Gatten. Die Bestien ban den die unschuldigen Kinder an die Bettpfosten und steckten dann das ganze Haus in Brand, nachdem sie Alles Werthvolle geraubt hatten. Das Fürchterlichste aber war, daß mciw armer Vater am Leben bleiben mußte, um die Quälender Seinigen mit anzusehen. Als ich ihn aus sei ner entsetzlichen Lage befreite, als ich in das sonst so liebe, treue A,ge sah, aus dem mir nun der Wahnsinn in der schrecklichsten Form hervorleuchtete, da glaube ich habe ich einen furcht baren Schrei ausgestoßen. Was dann geschah, war fürchterlich. Mein Vater muß mich in feiner Tobsucht für einen Indianer gehalten haben er stürzte auf mich zu und im nächsten Augenblick fühlte ich sein Messer in de»- Brust und sank zu Boden. —" Doch, was ist das für ein merkwür diger Ton, der da durch den Raum schallte. Ich glaubt fast, die beiden wilden Männer liegen sich da weinend in den Armen. Solche Laute hat dies Haus nicht ost gehört. Hier erschallen sonst nur Flüche und Ausruse wilder Leidenschaft. Aber lieber Leser, ich muß gestehen, auch ich, der ich ein Freund des armen Jim geworden bin, ich wische mir die Thränen aus mej. nen nicht oft feuchten Augen. Nachdem sich die Freunde gefaßt hat ten, fragte der Stiernackige: „Nun, was thatest D" dann?" Jim antwortete: „Dann wurde ich ein Skalpjäger. Ein aktiver Verfol gungSwahnfinn ergriff mich. Ich wurde eine ebenso grausame Bestie wie mein Todfeind, der Indianer. Ich habe drei Jahre la».g in rastlosem Elfer die Ur heber meines Unglücks von der Erde vertilgt, wo ich sie fand; ich habe das Christenthum an den Nagel gehängt, das „Liebet Eure Feinde" vergessen und bin Muhamedaner geworden. „Auge um Auge, Zahn um Zahn!" —Schau her, lieber Freund, hier der Kolben meiner treuen Winchester-Büchse zeigt Dir meine Thätigkeit. Hier sind 36 Kreuze eingeschnitten; das sind die Grabkreuze der von mir erschossenen Apache-Indianer. Jetzt übrigens habe ich mich beruhigt. Die Zeit heilt alle Wunden; sie vernar be»; die acht Jahre, die ich als friedli cher Bergmann thätig bin, haben das Rachegefühl verdrängt. Ich sehne mich nach Ruhe und will mir nur Geld ver dienen, daß ich d ese Gegenden fliehen und »ach dem Osten ziehen kann, wo der Anblick der verhaßten Thiere in Menschengestalt die Erinnerung an die schrecklichste Nacht meines LebenS «ich» fortwährend weckt." Und er hat feinen Vorsatz wirklich ausgeführt. Jim ist nun wohlsituirter Gastwirth in Chicago, wo ich ihn ein Jahr spater tras undkoiistatiren konnte, daß die alles besänftigende Liebe aus diesem schwergeprüften Manne wenn auch keinen Optimisten, so doch wenig stens einen ganz glücklichen Menschen machen kann. Grausamer Witz. Davidsohn: Wie ich se doch anbete, de Sarahleben. Herr Schwiegervater! Se glaube» gar nicht, wie se mir an'S Herz gewachsen ist, das Goldpüppchen! Bantier Aaron: Wie haißt? Anbe ten? Goldpüppchen? Sollt' ich mei nen! Ist doch die Sarah werth ihr Gewicht in Gold! Gerade wie de Kin der Israel in der Wüste, da sie anbe teten das Kalb von Gold! Burschenklugheit. Siegreicher Distanzreiter: Habe nun den Ehrenpreise gewönne?, aber Gaul für 20,000 Thaler ist elend krepirt! Bursche (pfisfig): Da verlaufen der Herr Lieutenant den Ehrenpreis, und dafür taufen wir uns schon zwei neue Gäule wieder, daß wir nach Berlin zu rückreiten könne»! Vena« auög«rech»«t. Willy (der eben das kleine Einmal eins gelernt): Liebe Mama, nicht wahr, ich bin jetzt acht Jahre, und doppelt so alt. wie Brüderchen Paul? Mutter: Gewiß, mein Kind! Willy: Aber wenn dann Paulchen acht Jahre ist. inuß ich doch sechzehn sein, wenn ich immer noch mal so alt bleibe, wie Paulchen? Der »ackfisch. Wir würdigen Frauen allzumal sind zumeist so überbürdet von des Alltags lebens tausenderlei Anforderungen und bei aller Selbstvergötterung manchmal so übersättigt von dem eigenen Ich. von den mehr oder minder lebenswah ren Frauen-Portrats, denen wir in „Unter uns Frauen" begegne», daß wohl Niemand von den freundlichen Leserinnen Einwand dagegen erheben wird, wenn ich einen Scenenwechsel vorschlage. Und zwar wollen wir sämmtliche Kinderstuben heute konse quent vermeiden, allen Herren- und Frauen-Zimmern womöglich ganz aus dem Wege gehen nnd lieber in das duf tige Gemach des Backfischchens eintreten und seiner jugendlichen Besitzerin einen kurzen Besuch abstatten. Ich brauche sie kaum erst eingehend schildern» wir kennen es ja Alle, das langzöpfige. kurzkleidige, lebensfrohe, holdselig frische, liebliche Persönchen, das man gewöhnlich mit dem wenig schöne» Tilel Backfisch zu bezeichnen pflegt. Ich weiß wohl, daß dies Wort allein schon genügt, um die betreffende junge Dame in Harnisch zu bringen, denn welcher Backsisch hätte je diesen holden Nammen voll und ganz gewür digt! Und doch kenne ich gar manch' betagtes Fräulein, manche eisgraue Frau, welche Alles d'rumgäbe, um sie wieder zurückzugewinnen, die schönen leid- und freudvollen Backfischjahre! Was gibt eS schöneres als diese Zeit, wo die ganze weite Welt vor uns liegt, gehüllt in rosiges Licht. Alles erscheint uns noch gut und lieb und begehrenswehrt! Während das Kind noch in den Tag hinein lebt, ohne sich Rechenschaft geben zu können von dem Leben und Treiben, das es umgibt, so erwacht mit der Vorahnung der Weiblichkeit in dein Mädchen mei stens ein wahrer Schatz, ein über quellendes. überströmendes Gesühl von Liebe. Diese Liebe theilt das Mädchen Allem mit, was ihrem jungen erwa chenden Gefühlsleben in den Weg tritt. Sie schließt Freundschaft mit ihrer „einzigen", „besten", „angebeteten" Schulkameradin für's ganze Leben, täglich müssen sie sich unbedingt ihr Herz ausschütten, mündlich und schrift lich. Wohl der Mutter, die ihrem Kinde so nahe steht, daß sie theNnimmt an dem überquellenden Strom von Liebe, der die Mädchenseele erfüllt, denn der Blick in diesen klaren, heitere» Quell ist eine reine Freudc. Wie hüpst er so leicht dahin über alle harten Steine oder Untiesen, immer nur den lebhaf ten Blick in eine ideale Zukunft gerich tet. Schwärmend, voll Begeisterung durchzieht er das Land der Poesie, und die hohen Reckengestalten, die blond haarigen Aergfräulein spiegeln sich wi der i» der lauteren Tiefe der flecken losen Seele. Und erst die Kunde von jener großen, weltbewegenden Liebe der Aungsrau zum Manne, wie erscheint sie dem Mädchen als ein holdseliges. wonnevolleS Zauberland! Wie keusch trrötheiid schließt sie das Bild des er sten männliche» Ideals tief in ihr Herz und vertraut diese welterschlltternde, selige Entdeckung nur den verschwiege nen Blättern des Tagebuches au, das gewissenhast erfährt von allen Leiden und Freuden des wonnig-schaurigen Gefühles, bis zu jenem Tage, wo der zukünftige Bräutigam dem Backsisch den Todesstoß versetzt und in dem Mädchen das vollbewußte, liebende Weib er weckt. Durch die vielen freudevollen Jahre des Backfifchthums zieht sich zumeist nur lin rother Faden des bitteren Leides, und das ist der Mangel an Anerken nung feiner würdevollen Stellung. ES ist oft entsetzlich schwer,, die Leute davon zu überzeugen, daß man endlich ausgehört hat, ein Baby zu sein, man also ein gewisses, respektvolles Entge genkommen von der Außenwelt erwar tet und ein Anrecht darauf hat, an der Unterhaltung teilzunehmen, Abends nicht mehr wie die Kleinsten ins Btt't geschickt oder durch irgend einen nichts sagenden Vorwand aus dem Zimmer entfernt zu werden, wenn interessante Dinge auf's Tapet kommen. Ja, Ziese etwas geringschätzige Vehandlnng von Seiten der Herrenwelt und schließ lich das mit sieben Siegeln verschlossene Wunderland der Romanliteratur und modernen Dramas sind die Veranlas sung. wenn so viele thörichte Mädchen sich aus der schönen Backfischzeit hinaus lehnen. Und ich bin überzeugt l>aß neben all diesem Leid die Haupt sache der unzufriedenen Seufzer der jungen Mädchen viel weniger in dem Stande als in dem Namen des „.Back fisches" liegt. Warum haben auch die bösen Menschen für jene kleinen lieben, süßen, ausblühenden Mädchenknospen. die so lsichtbeweglich, leichtherzig, leicht lebig. leicht beschwingt und leichtfüßig vurch'S Leben hüpfen, keinen poetische ren. ästhetischeren Namen ersonnen als eben den häßlichen Backfisch! So viel Mühe man sich auch geben mag, nie mals wird man eine recht hübsche, nette Erklärung des Wortes finden können. Die Einen sagen, ob im Ernst oder Scherz, daß weiß man kaum, da» Wort hieße eigentlich „Bachsisch" und sie er klären dies als ein Wesen, welches aus dem Bächlein des PeusionssüßwasserS oder gar aus der Kinderstubenpsütze in die siebenfach gesalzene See der Welt hinausgeworfen wurde. Andere hingegen heben ausdrücklich hervor.die erste Silbe habe mit dem deut schen Worte „backen" nichts zu thun, sondern sei das englische Wort „k-ok", also zurück oder hinter, und sllgen noch folgende sehr erbauliche Erklärung hinzu: Wenn nämlich der Fischer in seinem Netze junge und alte, auSge. wachsen«: und unausgewachsene Fische gefangen habe, so werfe er diese letzte ren wieder in das Wasser „zurück oder hinter sich", um sie noch weiter wachsen zu lasten, ein Backsisch sei also ein sol cher vs?!Susia unbrauchbarer, aber zu den schönsten Erwartungen berechtigen der Hinterfisch. Das Geschmacklose einer solchen Er klärung werden alle Leute, die sich sür Backfische ein mitfühlendes Herz be wahrt haben, einsehen. Nicht viel schmeichelhafter ist' die Deuting, mit welcher sehr praktische Hausfrauen auf warten. Dies« wissen angeblich sehr gut, daß kleine, unausgewachsene, un reife Fische sich besser zum Backen oder Braten eignen, da sie das Sieden und Kochen nicht so gut vertragen können. Selbst der beschränkteste Backfisch wird also einsehen, daz der Bergleich mit diesen unreifen, zappeligen Fischlein für die jungen, halbwüchsigen Mädchen kein großes Kompliment fein kann. Au ßerdem wird man durch den Fisch un willkürlich an die Bezeichnung „nicht Fisch, nicht Fleisch" erinnert, die docb das Urbild der Halbheit ist. Der einzige Trost, welcher den armen weiblichen Backfischen geblieben, ist der Umstand, daß man mit den unfertigen JungenS nicht viel besser verfahren ist. Für diese an der Grenze des KindeS- und Jünglingsalters stehenden Knaben hat man den hübschen Namen Gelb schnabel (von den gelben Schnäbeln der jungen Vögel) ersonnen und auch unter den F chnamen wurde der Gründling als passendes Bild sür einen halbreifen Burschen befunden. Aber Backfische, Grünschnäbel und Gründlinge sind allesammt mit so viel Keckheit, Jugeudmuth und Elastizität begabt, daß sie sich über alle zulässigen Deutungen pnd Mißdeutungen ihrer Namen mit bewunderungswürdigem Humor hinwegzusetzen verstehen und diese unvergleichlich schöix Zeit lieber nach Kräften genießen. So stolz wir alten Hechte und Haifische auch auf un sere Würde bedacht sein mögen, wir kön nen uns doch eines gewissen Erfühle? von Eifersucht und Wehmuth nicht erwehren, wenn wir zurückdenken an die längst vergangene Gründlings- und Backsisch - Herrlichkeit! Ehe wir nun von diesen schönen Bildern schei den, wollen wir dem liebenswürdigen Backfischchen zur Erinnerung an unse ren heutigen Besuch noch ein kleines Gedicht ins Stammbuch schreiben ; es lautet: „Ihr wißt doch, was man Backfisch nennt? Ein frisch und fröhlich Element. Halb sinnend Mägdlein, halb noch Kind, Unartig oft, launisch gesinnt. Die Backsischtage ziehen vorbei Reich blüht der Jungfrau holder Mai: Die hat man drum nicht ungalant Die süßen Maisische benannt. Weh aber, wenn zur Maienzeit Kein Bursch das Jungierlcin sich freit ' . Nur allzu oft wird aus dem Maifisch Ein beutegier'ger, wilder Haifisch." Der Irrwisch. Da hubbl Sie ä flackernder Errwlsch: Er soff Sie beständig bei Dag un bei Nacht, Bald Kcsyr un svnst'ge Gedräntc. Oft sagde sein Uabba: „Dir gehd es noch D 'l d ch d K bbch bs ! Jrpl sumblst moralisch. gib-mal Du endest «och sakdisch im Sumbfe!" Mei' Derrwisch, der lachde, un soss Sie egal. Und sprach zu der Schcnki» Bnqiddchcn: chen!" «abbrauchst Tu kaiUhjl Nun hadd' er'sch? Allnilchdllch bei Jspaha» Da dudbl jetzt der schändliche Sei»,,! Als Sirwisch endwickelt der Derrwisch noch I. Nacht ' Eckstein. Berliner Kinder. Herr (zu einem kleinen Betteljungen): Hast Du denn noch Brüder und «schwerster». Kleiner? Junge (stolz): Nee, ick bi>» die janzen Kinder, die wir haben! Einfach. .Sieh'nur einmal, der Sludiofus Schlund ist am frühen Morgen schon wieder betrunken!" „Ach, der hat's billig! der braucht de» Morgens blos ein wenig nachzufüllen, dann ist er gleich wieder voll!" Naturgesetz. A.: Ich sag« Ihnen, seine Rede im Fraucnvernn zündete sofort. B.: Pah! Muß da aber viel Stroh im Saale gewesen fein!