»»«tscht Lo«al»achrichten. Provinz Brandenburg. Ein Zeichen der Zeit ist es. daß sie ben Fainilie» mit Hinterlassung von Schulden aus dem Kreise Nauen an ein und demselben Tage mit Sack und Pack abgezogen sind uud nunmehr po lizeilich gesucht werden. —Während die Familien des Seminars und die Semi naristen in Ncuzelle Sedan feierten, brach im Sommersaat des Seminar anscheinend an oder in der Orgel ein Feuer aus. welches das ganze Seminar, bekanntlich die Raume eines noch gut erhaltenen, ehemaligen Zisterzienser- KlosterS. einäscherte. —Die Handwebe rei, welche zur Zeit den Haupterwerbs zweig Strausbergs bildet, geht von Jahr zu Jahr schlechter und wird so gering bezahlt, daß auch der fleißigste Arbeiter kaum im Stande ist. den Un terhalt sür sich und sein« Familie zu erwerben. Provinz Westpreußen. Der seit dem Jahre 1836 bestehende „Deutsche Schulverein zur Erhaltung des Deutschthums im Auslande" hat trotz seines kurzen Bestehens schon 850 t) Mark Unterstützungen an bedürftige Gemeinden in Oesterreich-Ungarn durch Vermittelung der Central-Leitung in Berlin gesandt. Der Berein hat drei Gruppen. Die Ortsgruppe in Königs berg ist die größte; sie zählte bei ihrer Gründung 1886 nur 92 Mitglieder und eine Corporation, jetzt dagegen iiber 890 Mitglieder und sünf Eorpo rationen. DaS von dieser Gruppe jüngst aus Anlaß des Eintritts des tauiendsten Mitgliedes veranstaltete Gartenfest erzielte einen Reingewinn von mehr aIH 1000 Mk. Ein Theil des Gerüstes, welches im Königsberger Schlosse wegen vorzunehmenden Repa raturen angebracht war, stürzte ein. 12 Personen wurden dabei verschüttet. 4 noch lebend hervorgezogen: einer ver starb jedoch aus dem Transport nach dem Krankenhaus. Die übrigen 8 Verschütteten waren sosort todt. Vor Kurzem wurde die „Till" Allg. Ztg." auf Verfügung der Staatsanwalt>chaft mit Beschlag belegt. Grund zu der Beschlagnahme soll ein die Eholerage sahr betreffender Artikel gegeben haben, in welchem hervorgehoben wurde, daß der Tilsiter Arzt Dr. Brotzelt „ei i un fehlbares Mittel zur Erzielung völliger Gesundung bei etwa eintretender „Eho lera-Erkranluiig" besitze, weshalbKran ken empfohlen wurde, sich sosort an Dr. Brozelt zu wenden. Die Beschlag nahme wurde wegen groben UnjugS bewirkt. Provinz Hannover. Der Hüttemann Schwabe aus Zeller feld war zur Hochzeit seines Sohnes nach Hamburg gereist, kehrte zurück und hatte, um seine Anwesenheit in Hamburg zu verheimlichen, ein Billet bis HildeSheim und nach der Untersu chung dort ein weiteres nach hier ge nommen. Am nächsten Tage erkrankte er, in der Pacht war er todt; die bac tenologische Untersuchung ergab asiati sche Eholera. Das Hans ist sofort aus Wochen gesperrt, sämmtliche Borräthe des darin wohnenden Schlächters wur den vernichtet; die durchgreifendste Desinsi.'irung ist ausgeführt. Jede Volksversammlung in Elauslhal- Zellerseld wurde verboten, selbst die nächsten Wochenmärkte. Im Moritz bergc bei HildeSheim ist ein zweiter Eholcrasall vorgekommen. Es ist dort der 14jährig5 Bäckerlehrling Wulf ver storben. Die „Ouellendurg" bei Os nabrück ist durch Feuer vollständig in einen Trümmerhaufen verwandelt wor den. Von dem früheren Schreiber Rudolf German, der seit einigen Mo naten in Amerika weilt, ist die Nach richt in Verden eingetroffen, daß der frühere Sparkassen-Direktor 80ß in bürstigen Verhältnissen in New Port lebe und erst nach vieler Mühe Beschäs tigung in einem Weißwaarengeschiste als Buchhalter mit wöchentlich 6 Dollar Salär gefunden habe. Königreich Sachsen^ 112 Ein alter Achtundvierziger, der vormalige Landtagsabgeordnete Rechts anwalt Dr. Meischner. Der auf ca. 10,000 Quadratmeter Flächenraum, im Osten der Altstadt, an Marschall-, Ziegel- und Lothringerstraße gelegene, seit 1890 im Bau begriffene riesige Amtsgerichts-Neubau in Dresden ist im Laufe des September in allen fei nen Theilen fertiggestellt worden. Be reits gegen Ende März statteten diesem Riesenbau, der über drei Millionen Mark kostet, die Landtagsabgeordneten einen Besuch ab. Die drei Straßen fronten sind zusammen etwa 325 Me ter lang. Drei Höse werden durch die drei Haupt- und drei Zwischenflügel umfchlofftn. Hunderte von Dienst- und Aufbewahriings- (Archiv), sowie Wohn räume, Arresträume nicht ausgeschlos sen. werden durch Granittreppen ver bunden. Das Ganze mit seinen hohen, thurmartigen Eckbauten nnd seiner massiven Sandsteinarbeit gewährt ei nen imposanten Anblick. —Das fes selnde Schauspiel eines althistorischen Bergaufzuges vollzog sich gelegentlich des bekannten Bergfestes der Alienber ger und Zinnwalder Bergknappfchaft. In Gegenwart mehrerer Hunderte aus der ganzm Gegend bewegte sich der schöne, aus 14 Abtheilungen gebildete Zug vom Factoreigebände nach der Kirche. Zwei Bergmusikchöre, von At tenberg und von Zinnwald, waren im Zuge vertreten. Alle an der Berg parade betheiligten Beamte», Häuer und Knappen, nahmen sich in ihrer Paradetracht sehr schmuck aus. Nach dem BerggotteSdienste löste sich aus dem Markte der Zug auf. Während die Zinnwalder am Abend den Heimweg antraten, vergnügten sich die Alten berger Bergleute an den veranstalteten Bällen.—ln Bautzen brach in Thrä ne's Restauration auf dem Holzmarkt, angeblich durch Blitzschlag, Feuer aus, welches außer diesem Gebäude noch acht Wohngebäude und eine Scheune io Asche legte. Soviel ermittelt worden ist, sind 44 Familien obdachlos gewor den.— In Großröhrsdorf ist das dem Aaumeiiicr Th. Nitfche gehörige, aus fünf Gebäuden bestehende Bauergut vollständig niedergebrannt. Als Ent stehuiigsursache wird Brandstiftung angenommen. In Buchholz hat sich der Bahnhofs - Jnfpector E. aus bis jetzt noch unbekannten Gründen durch Erhängen entleibt. In erschreckender Weife nehmen im Erzgebirge die Feuersbrünste zu. Kaum war kürzlich die Ortsfpritze von Burkersdorf von einem in Kirchberg stattgehabten Scha denfeuer zurückgekehrt, als dieselbe auch im Orte selbst wieder in volle Thätig keit hat gesetzt werden müssen. Neben Mädlcr's Restauration brach in einem Gut Feuer aus, das durch Holz und Stroh reichliche Nahrung fand und das Gebäude einäscherte. Thüringische Staaten. Eine Feuersbrunst zerstörte in Alten ourg das Hotel Löwen, die Mohren apothete uud vier Wohnhäuser nebst Hintergebäuden in der Nähe des Rath hauses. Andere Gebäude wurden be schädigt. Die Handschuhfabrik Fra kenfeld und Teckert in Arnstadt hat ihre Zahlungen eingestellt. An Passiven sind 230,000 Mk. vorhanden; die Ak tiven sind nur gering. s In Mönch röden der Schultheiß und Landtagsab geordnete Joh. Nik. Dusch. Wäh rend eines dieser Tage vom Krieger verein in Greiz veranstalteten Eoncerts wurde ein Hoch aus Deutschland aus gebracht. Ein mit anwesender einge ladener junger Franzose, der in einem dortigen Wollwaarengeschäft als Vo lontär thätig ist, blieb bei dem Hoch demonstrativ sitzen. Diese Unhöflich keit brachte einige Mitglieder des Ver eins derart in Zorn, daß sie den jun gen Mann an die Luft setzten. Jetzt ist der Schaden des Hagelwetters, das am 31. Juli in der Flur Dreißigacker 300 Morgen Ernte total vernichtet hat, abgeschätzt worden. Der Schaden be trägt 150,000 Mk. Bahnhosin spector Rudolf in Neustadt a. d. Orla feierte in aller stille sein 25jähriges Amtsjubilänm. Die Pößnecker Brieftaube» haben eine außerordentlich schwierige Aufgabe gelöst. Nachdem sie 30 Tage lang in dem Taubenschlag der Festung Königsberg cingeschlossc» waren, setzte man sie am 31. Juli trüh 5 Uhr in Freiheit. Die erste kehrte am 3. August, Abends 6 Uhr 25 Mi»., die zweite am nächsten Mor gen nach Pößneck zurück. Der zurück gelegte Weg beträgt 775 Kilometer. Steindrncker P. 0.. in Saalfeld a. S. wurde todt ausgefunden; neben ihm befanden sich die Reste des Gifttrank » mit welchem er seinem Leben ein Ende gemacht. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß dem fleißig«:! und ordentlichen Manne die Katastrophe der Bercinsbank, deren Mitglied er war, den Giftbecher in die Hand ge drückt. Ein:n plötzlichen Tod starb Pahnhofsrestaurateur Leukert in Schleiz. Derselbe hatte bis gegen halb 11 Uhr Nachts seine Gäste bedient und war um 11 Uhr zu Bette gegangen. Königreich Bayern. Ein Gewinn von 7,000 Gulden wurde mit einem Pappenheimer Sie benguldenloose bei der letzten Ziehung von einem Metzgermeister in Augsburg gemacht. Der hoch in den 50er ste hende Kiuderiihrenfabrikant Winter von Fürth wurde Abends am Ludwigs bahuhof in Nürnberg von einem ein fahrende» Zug überfahre» und sosort getödtet. In einem Stadel zu Eggen wurde die Fabrikarbeiterin Josefa Eich mann ermordet aufgefunden. Der Mörder Leopold hatte die Frechheit, wenige Tage darauf bei feinem frühe ren Dienstherr,! Hold, in dessen Hause die blutige That geschah, in aller Ge müthsruhe, als ob nichts geschehen wäre, einzukehren und dort eine von ihm zurückgelassene Joppe zu holen. Als später Gendarmerie kam, war der Verbrecher, der wohlbcwaffnet sein soll, wieder verschwunden. Fast kein Jihr vergeht, ohne daß nicht in irgend einer Dorfgemeinde Oberbayerns ein H iber feldtreiben stattgesunden hätte. Die selben fallen gewöhnlich zu Herbstan fang. wenn die Erntearbeiten in der Hauptsache erledigt sind. Diesmal be gann die „Saison" in Egmating bei Glam. Von dort wird gemeldet, daß ocim dortigen Pfarrer, dem Wirth nnd einem Sattler tüchtig gehadert worden sei. Wie bei allen derartigen Fällen ist es der Polizeibehörde nicht gelungen, irgend eines der Betheiligten habhaft zu werden, ja nicht einmal den N.imen -ines der Hadernden zu erfahren. Auch aus dem Tegernsee! Gebiet kommt die Kunde, daß etwas wie Gewitterschwüle über dem dortigen alten Hab-rseldwin kel lagere. Ein Forstmeister hat sich nämlich die bäuerliche Ungnade dadurch Einweihung der neuen Mainbrücke statt. Die ersten Bestrebungen um den Brückenbau greisen auf das Jahr 1876 zurück. Die Brücke ist binnen anderthalb Jahren ausgesührt von der Firma Büchner in Würzburg, welche damit ihre sünste Mainbrücke herstellte. - Die Gesanimtkosten find mit Anfahrts damm 260,000 Mk.. wo«u der Kreis 8000 Mk., der Staat 545.000 Mk. und der District einen mehrjährigen Jahreszuschuß von je 800 Mk. ge währte.—lhren 100. Geburtstag lei erte in Waging die Hirschbauerswittwe Rosa Moosmüller. Dieselbe geht noch tägl ch in voller Rüstigkeit zur Kirche und befindet sich in diese tn höchst selte nen hohen Alter ganz wohl.—Di« Nürnberger Strafkammer hat den Thierarzt FrZr. Roth in Wimpfen we gen verleumderischer Beleidigungen und falscher Anschuldigungen zu neun Monatcn Gefängniß verurtheilt und ihm die Ehrenrechte auf die Dauer von sünf Jahren aberkannt Roth als er in Altdors wohnte, an das Ju stizministerium. das Oberlandesgericht in München, das protestantische Konsi storium in Ansbach, den Obersten Schulrath anonyme Pamphlete mil grundlosen Verdächtigungen des Amts richters Schwarz in Lauf, Seminar lehrers Landtagsabgeordneter Böhm und der Lehrer Weiß und Ettmeyer in Altd»rf gerichtet. s Infolge wieder holter Schlaganfälle Domkapitular Dr Johannes Renninger. Großherzogthum Baden. Von einem harten Schickfalsschlage wurde die Familie des Stadtrechners Mock in Enge» betroffen. Dessen älte rer, 27jähriger Sohn, ist während einer zwölstägigen Rerserveübung in Zorbirg bei Halle am Herzschlag gestorben. Mit dem hoffnungsvollen Sohne begraben die Eltern das sechste von sieben Kin dern. Der in sehr guten Verhältnis sen lebende Mehlhändler Rettig in Ettingen hat sich einer schmerzhaften Krankheit wegen erhingt. Der dritte im Bunde der in letzter Zeit mit ver untreuten Geldern flüchtig gegangenen Socialistenführer (Häusler-Mannheim, Bcycrle-Ichönau) ist der bekannte So cialdemotrat Joseph Wehrle von Frei burg. Er hatte in feiner Heimaths gemeinde Schwärzenbach Abonnenten für das hier erscheinende Socialisten blatt gesammelt, hatte sich das Abo»ne mentsgeld gleich vorausbezahlen lassen, später aber keine Zeitungen gesandt. Als er nun w.'gen Unterschlagung in Anklagezustaud versetzt wurde, zog er es vor, zu verschwinden. —s Der älteste Mann Heidelbergs, der 101 Jahre 5 Monate alte Michael Schuck, im Volks miind nur der „Schucke-Michel" ge nannt. Zwei fleißige, achtbare Fa milienväter. PhilippStrobel und Ma urermeister Oesingcr von Klengen fuh ren auf einem Wägelchen mit einem jungen feurigen Pferde von Ueberauchen gegen die Station Klengen, während gerade der Zug vou Nillingen daher brauste. Das Pferd durchbrach die Barriere, riß unmittelbar vor der Ma schine aus und entkam unbeschädigt, während das Wägelchen zertrümmert und die beiden Unglücklichen sofort ge tödtet wurden. Die Kunstausstel lung im Konziliums-Äaal zu Konstanz wurde feierlich eröffnet. Die über 200 Nummern zählende Ausstellung weist eine bedeutende Zahl künstlerisch her vorragender Gemälde auf. Wegen Betruges wurde der Eouvertfabrikant August Ruf in Konstanz zu drei Jah ren Gefängniß verurtheilt. Der zweite Angeklagte, Director Hämmerli der Papierfabriken in Landquart (Grau bünden), hatte sich zur Verhandlung nicht eingestellt. Die Kaution von 20,000 Mark i't somit der badischcn Staatskasse ve> fallen. Die Betroge nen sind die hiesige» Kaufleute August Aittman» (Verlust 170,000 Mk.) i>n) Christ. Friede. Hauch (Verlust 60,000 Mk.) s In Konstanz: Wittwe Kath. Knecht, geb. Gratwohl; Frau Therese Merk, geb. Zelter; Frl. Karline Eng esser: Frau Lina Müller, geb. Schul leS; Privatiersehefrau Julie Walser, geb. Wimmer: Eoiffeur Franz Joseph Mayer: Landwirlhswittwe Sophie Mundhaas. geb. Bock. —> Der' 26 Jahre alte Sohn des Tapetenfabrikankcn Hä berle, Kaufmann Anton Häberle, ist auf einer Geschäftsreise in Berlin un erwartet rasch einem gastrischen Fieber -rlegcn. Elsaß-Lothringen. Der in Sulzmatt wohnende Güter- Händler Dreysus und seine Frau wur den ermordet aufgefunden. Die Schränke waren aufgebrochen, das Geld und die Werthsachen gestohlen. Tie Betten waren unberührt und das Nachteijen stand noch auf dem Herde. Tie Ermordeten fand man im Stalle, der Mann war mit Futter zugedeckt, die Frau lag unter der Thüre. Beide hatten schwere Wunden am Kopfe. Die beiden waren über 80 Jahre alt und lebten sehr zurückgezogen. Die Hey landt'sche Spinnerei in Urbeis ist abge brannt. Sämmtliche Maschinen sind zerstört. Der bisherige Oberstlieute nant im 140. Jnsanterie-Regiment, Lademann, ist. unter Beförderung zun« Obersten, zum Kommandeur des in Weißenberg garnisonirenden Jusante rie-Regimciits Markgras Karl (7. brandenburgischeS) No. 60 ernannt worden. Er ist der einzige altive Osfizier in der preußischen Armee, der aus dem Stande der Gemeinen hervor gegangen. Beim Sturm auf Düppel war es, wo der damalige Pionier im dritten brandenburgifchen Pionierba taillone. Lademann, im heftigsten feindlichen Kugelregen Pulverfäcke füllte, welche bestimmt waren, an den Pallisaden entzündet zu werden, um diese zu zerstören. Er war ein Kame rad des Pionier Klinke, der mit dem gefüllte» Puloerfack auf dem Rücken, den Kameraden zurufend: „Sorgt für Frau und Kinder!" an die Pallisaden lief, den Pulversack entzündete nnd da bei den Heltentod starb. Für die stür menden preußischen Truppen war der Weg freigemacht. Herr Lademann hat später als Major im 61. Regiment in Thorn in Garnison gestanden. Der Bahnwart in Eckartsweiler wurde von seinem Sohne mir einem Messer er stochen. In der Scheune, wo beide arbeiteten, war wegen der vom Sohne beabsichtigen Heirath ein Streit ausge brochen. der zu der unglüeslichen That führte. Der Thäter eilte auf den Speicher und nahm sich dort durch einen Revolverschuß das Leben. Der hoch betagte Pensionär B. in Forbach wollte seine um acht Jahre ältere Frau, nach dem er sich mit derselbe» in seiner Küche eingeschlossen hatte, erschießen. Die Frau war aber rascher wie er, de»» als er sie beim Hals griff und ihr de» Revolver aus die Brust setzte, riß sie ihn herum, sodaß zwei Schüsse durch das Fenster drangen und ein dritter Schuß ihn selbst traf, der ihn jedoch nur ungefährlich verletzte. Momen tane Geistesstörung soll die Urjache des Attentats gewesen sein. Braun schweig. Der jüngste, das vorige Jahr um>! fassende Bericht der Handelskammer jfür das Herzogthum kann ein erfreut liches Gesammtbild nicht entwerfen: Die Kaufkraft ließ nach, die Eoncurfe nahmen fast um ein Viertel (gegen 189(1) zu, die Ernte war schlechi, die Preise stiegen, der Hagelschlag fügte dem Lande einen Schaden von ru»d3j Millionen Mark zu, die Industrie ar beitete ohne Gewinn, der Absatz stockte, das Eapital hielt sich zurück. Die Hauptstadt zählt jetzt etwa 106,009 Einwohner gegen 100,300 bei der letz ten allgemeinen Zählung und gegen 78,000 vor zwanzig Jahren. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts hat sich die Einwohnerzahl Braunschweigs vervierfacht. Dementsprechend hat sich auch die Zahl der Wohnhäuser erheb lich vermehrt. Wir haben jetzt in der Stadt etwa 6400 Wohnhäuser gegen 3900 vor zwanzig Jahren. 112 Geh. Medicinalrath Pros. Dr. Theodor Engelbrecht in Braunschweig. Ueber das Vermögen der Handelsfirma Karl HelmS in Braunschweig ist derEoiicurs eröffnet worden. A n h a t t. Ueber das Vermögen der Firma Otto Abelmann in Eöthen ist der ge richtliche Concurs eröffnet worden. Der in Nienburg a. S. verschwundene Eominercienrath Jacoby, Theilhaber der sehr bedeutenden Mühlenfirma Th. Schmidt »k Eo., ist in der Nähe von Taiigermünde als Leiche von der Elbe an s Ufer gespielt worden. —ln einem Walde bei Herrnskrelt'chen am Ein gange der „Böhmiichni Schweiz" wurde ei» durch einen Schuß in den Kopf schwerverletzter Mann und die Leiche einer etwa 40jährigen Frau aufgefun den, die eine tödliche Kopfwunde hatte. Rebe» dem Manne lag die Pistole und ein Kistchen mit Patronen. Der Mann wurde in das Aussiger Krankenhaus gebracht, wo er starb, ohne eine Angabe über feine Person gemacht zu haben. Wie die Nachforschungen ergaben, wa ren die srciwillig aus dem Leben Ge schiedenen der 54jährige Webermeister Rößler von Roßlau und dessen 41 Jahre alte Ehefrau. Rösler hatte eine auf feinem Grundstück hastende Hypo thekenschiild nicht bezahlen können und aus Verzweiflung darüber war das Ehepaar gemeinsam in den Tod gegan gen. Mecklenburg. 112 Die Diakonissin Friederika Wag-- ,ier vom Stift Bethlehem in Ludwigs lust in Boizenburg, wohin sie zur Pflege der dortige» Elwlerakrankcn geeilt war. als Opfer ihres barmherzigen Dienstes. s Reltor Ehlers in Ludwigslust. Im Dorfe Werder war der Erbpächter Karl Prüßing auf dem Felde b.'im Ha fermähen beschäftigt, als er vom Hitz schlag betroffen wurde und verstarb. Der Schuhmachergesclle Ludwig Draube aus Malchin, der in Mirow seinen Meister Träger, bei dem er mehrere Jahre in Arbeit gestanden, sowie dessen Frau und drei Kinder auf schändliche Weise ermordete, hat sich dem Arme der strafenden Gerechtigkeit durch Selbst mord entzogen. Gastwirth Karbe aus Berlin fand beim Angeln im Glam becker See die Leiche. Fritz Reuters Standbild, zu welchem seit Jahren von den Deutschen in- und außerhalb des Reiches Beiträge zusammengebracht sind, ist jetzt vollendet und wird im October in Neubrandenburg ausgestellt und voraussichtlich am 10. October ent hüllt werden. ES besteht in einer bronzenen Statue in Ueberlebensgröße aus granitenem Sockel. Die Ernte statistik des Großhcrzogthums Mecklen burg-Strelitz für das Ewtsjahr 1891 bis 1892 weist folgende Ernte-Erträge »ach: Es wurde» geerntet 17.481 Ton nen Weizen, 32,530 T. Roggen, 6812 T. Gerste. 22.079 T. Hafer, 270 T. Buchweizen. 2583 T. Erbsen, 1736 T. Bohnen. 372 T. Wicken. 1762 T. Lu pinen. 73,981 T. Kartoffeln, 3120 T. Raps und Rübsen. Unter den Kar toffeln waren 14 p?t. kranke. Aus unserem Großherzogthum sind im zwei ten Quartal d. I. 76 Personen nach den Ver. Staaten ausgewandert. Schweiz. Jüngst ertrank in der Zihl der SchneidermeisterFlückiger in Madretsch. Sein Leichnam wurde oberhalb der Ei senbahnbrücke zu Brügg ausgefuuden. Letzthin verunglückte eine Magd in Worblaufen, indem sie beim Feiieran machen aus einer Blechflasche Petroleum in das Feuer goß. bei welchem, schon so ost vorgekommenen Anlasse, die Flasche cxplodirte. Die Kleider der Unglückli chen geriethen sosort in Brand und wurde dieselbe drart verbrannt, daß sie ihren Leisen erlegen ist. s In Zü rich in Folge Hirnschlages der treffliche Primarlehrer I. Schneider. s In Turbenthal Theodor Beer, Lehrer, wel cher seit 1875 an der dortigen Primar schule wirkte. 112 In Bern Herr I. Hasler, Adjunk der Oberdirektion. Major der Feldpost uud gew. Eentral kassier des Allgem. Schweizer Steno graphen-Vereins. s In Lern Herr Bundesweibel I. Ziegler. s In Flums Herr PH. A. Blcß. 20 Jahre hindurch der treue, zuverläfsigeVcrwal ter der Spar- und Leihkasse in Wallen» ftadt. —Färber I. Wildhaber in Flu«» rettete bei einem Brande mit eigener Llbtngefahr aus dem obersten Stock des Hauses noch zwei Kinder, ansonsten dieselben unretbar verloren gewesen.— Am 5. Okt. hat Kirchheim den ersten Jahresmarkk innerhalb seiner Mauern gesehen. Als Platz für den Jahnnarlt war derjenige ausersehen, wie für die ViehauZstellung derjenige vor der Scheune zum „Adler". In Gähwil wurde der älteste Bürger der Gemeinde Kilchberg. Herr Jos. Seb. Baiinwart, beerdigt. Er wurde gebore» im März 'lBOO und starb somit im 93. Lebens jahre. Die Spar- und Leihkasse in St. Immer erleidet durch die Treulo sigkeit des Berwalters Blattner einen Schaden von 90,000 Fr., von denen durch Bürgschast 14,000 Fr. gedeckt sind. Blattner hat 51,000 Fr. unter schlagen, 30,000 Fr. sollen durch leicht fertige Kreditgewährung verloren ge hen. — In Aarau wurde im Schachen die Leiche eines Lithograph Studer aui Trimbach, an einem Baum gelehnt, erschossen ansgesunden. Die Schiit zengesellschast Baden trägt sich mit dein Gedanken der Uebernahme des nächsten Kantonal - Schützenfestes. —ln Rei nach brach am 20. September in dem Jakob Haller, Landwirth, gehörenden Hause Feuer aus. welchem dasselbe sowie das danebenstehende Gebäude des Johann Haller, Fuhrmann, gänzlich zum Opser sielen. —s In Zosingen der langjährige Forstkassirer von Zo singen. Herr Fritz Lehmann. In Zofingen Hr. R. Leupold-Wirth, früher Fabrikant, im Alter von 74 Jahren.— Zur Verhaftung des Frl. Dr. med. Farner in Zürich wird gemeldet: Die Farner war feit Jahren Hausfreundin in der begüterten Züricher Familie Pfrunder. Als solche üble sie in der Familie einen unbegreiflichen Einfluß aus, besonders auf die Fräulein Pfrunder. Oberrichter Wittelsbach in Zürich ist Vormund über zwei ihm nahe verwandle Kinder, denen aus der Psrundcr'schen Hinterlassenschast ein Erbtheil zufiel. Wittelsbach mußte die Ueberzeugung gewinnen, man habe sei ne» Mündel» einen Theil der Erb quote vorenthalten durch Erbschleiche rei, als deren Urheberin er die Farner ansah. Gestützt auf das Zürcherische Vormundschastsrecht, führte Wittels bach seit einiger Zeit gegen die Docto rinFaruer einen Administrativproceß. Im Verlaufe desselben entschlossen sich die Behörden, gegen die Farner straf rechtlich vorzugehen, zu welchem Zwecke sie verhaftet wurde. Besteht ein Nach laß aus Werthtiteln, so ist es gar nicht schwer, Erbschleicherei zu üben. Ueber aus schwer sällt es jedoch jeweilen de» Erbberechtigten. Fälle von Erbschlei cherei im Eivilproeeß dem Richter nach zuweisen. Zumal mit der Doctorin hatte Vormund Wittelsbach einen schwierigen Stand. Die Verhaftung der Farner und die nachher vorgenom mene Haussuchung ist nicht ohne Er folg geblieben: wie bereits telegraphisch gemeldet, fand man in der Wohnung der Farner Werthpapiere im Betrag« von 300,000 Francs. Sie selbst hal bis jetzt nur ein Gesammtvermögeii von 25,000 Francs versteuert. Dil Farner soll eine geldgierige und geizige Person sein. Ihr liegt nun ob. übe, die Herkunst des großen Vermögen? Auskunst zu geben. In Kairo. Konstantino pel und in anderen E-tädten des Orients gibt es, wie der französische Aegyplo loge Lenormaiid mittheilte, eine «änder bare berufsmäßige Einrichtung. Unter dem Vorsitze eines hohen nnd mächtigen Herrn, der der „Scheich der Diebe" genannt wird, waltet dort regelmäßig ein Spitzbuben-Syndikat feines Amtes, Der Scheich wird von der Polizei als Ehef der Körperschaft der Pick-Pockets, die sich in die von ihm geführten Listen eintragen lassen und sich verpflichten, ihn von allen Diebstählen, der sie aus geführt, in Kenntniß zu fetzen, bestä tigt; es ist selbstverständlich, daß die vom Scheich geführten Bücher nicht zur Basis einer Verfolgung der Diebe die nen dürfen. Jeder friedliche Bürger, der beraubt worden ist und dem mehr daran liegt, wieder in den Besitz des geraubte» Gegenstandes zu gelangen, als den Dieb bestraft zu wissen, braucht sich nur zum Scheich zu begeben uud ihm den vierten Theil des Werthes der ihm gestohlenen Objecte zu zahlen. 24 Stunden später befindet er sich bereits wieder im Besitz des Seinigen, und der Diebstahl, der als nicht geschehen betrachtet wird, ist nicht mehr strasbar, zumal auch Niemand erfährt, wer ihn eigentlich begangen hatte. Diodorus der Siculer berichtet, daß die geschil derte „praktische Einrichtung" schon zur Zeit der Pharaonen bestanden habe; Lenormand gibt den „guten" Rath, sie auch in den europäischen Hauptstädten 'inzusühren. Der Moskauer Ober polizcimeislcr Wtajsowstlihat ani 14.j2. September folgenden sehr charakteristi schen Tagesbefehl an die ihm unter stellten Polizeibeamten veröffentlicht: „Es wird beständig bemerkt, daß so wohl in Bier- und Schnapsbuden, als auch in besseren Kneipen die männlichen Brücher derselben sich herausnehmen, bedeckten Hauptes dazusitzen, wodurch sie eine vollständige Abwesenheit aller Ehrfurcht vor den in diesen Lokalen befindlichen Heiligenbildern an dm Tag lege» und außerdem bei dem nen hinzukominendtn Publikum Unzufrie denheit erwecken, was wiederum z» Streitigkeiten und zu Störung der öffentlichen Ordnung Anlaß gibt. Um diese dem 'Anstand und der Schicklich keit widersprechende Gewohnheit aus der Hauvtstadt auszurotten, besehle ich den Stadtthcilsauffehcrii, die Inhaber von Trinkanstalten zu verpflichten, in ihren Lokalen an einer Allen sichtbaren Stelle eine schriftliche Betaiintniachuiig des Inhalts anzubringen, daß jeder Gast beim Eintritt seine Kopfbedeckung abzunehmen hat. Ueber die stritte Er füllung dieser Aufforderung seitens des Publikums hat der Znnkhalleninhaber »u wachen." In ei »er Skizze llbcrda- Studium der Medicin in England schildert Dr. Straßmann die Einrich tungen, welchcfür den medicinilchcn Un terricht der Frauen jenseits des Eauals blicklich 107 Mebicinerinnen. darunter auch ein Hindumädchen. AIS Bedin gung für die Zulassung zum Studium ist für die Studentinnen, die übrigens das achtzehnte Lebensjahr vollendet ha ben müssen, das gleiche Examen, wie bei ihre» männlichen Eollegen, erfor derlich. Die Docenten sind zum größ ten Theil nach Männer: doch werden einzelne Fächer, wie innere Medicin. Gynäkologie, gerichtliche Medicin und demonstrative Anatomie, von Frauen gelesen, die auch das Dekanat. Secre tariat u. s. w. übernommen haben. Die ärztlichen Stellen im lioz'-U frs« Heirat, in welchem die Schule ihren Sitz hat, sind an Männer vergeben. Sonst sind in London den Stu dentinnen nur je ein Hospital für Kinder-, Augen-, Fieber-, Zahn uud Hüftkrankheiten man fpeciali firt in England noch viel mehr als auf dem Eontinent geöffnet, abge sehen allerdings von den Entbindungs anstalten, die ihnen zumeist zugänglich sind. Außerdem besteht noch zur be sonderen Ausbildung für den Dienst in Krankenanstalten das „Neue Hospital sür Frauen", an welchem nnr Aerztin nen wirken, und zwar besonders solche, die später nach Indien gehen und sich eine vorbereitende Hospitalschulung er werben wollen. Dr. Straßmann rühmt die Einrichtungen dieses Krankenhau ses, in welchem ihm besonders die außer ordentliche Sauberkeit augenehm aus gefallen ist. Die Zahl der in England approbirten Aerztinnen ist in den letz ten Jahren stetig gestiegen; 1889 wa ren 72. 1890 87 und 1891 schon 113 in das medicinische Register eingetra gen. Bon diesen hatten sich 30 in London, 19 in den Provinzen und 3 in Edinburg niedergelassen. Die Mehr zahl von ihnen, besonders in London, ist an Krankenhäusern angestellt, zu meist in Frauen- und Kinderkliniken. In London und Manchester hat auch die Post sür ihre weiblichen Beamten eine Aerztin angenommen. 26 sind nach Indien, 3 nach China gegangen, sast ausnahmslos im Misfionsdicnste der englischen oder schottischen Kirche. Ueber die Erkrankung des Prinzen Karl Radziwill werden noch einige Einzelheiten bekannt. Es scheint, daß der Ausbruch der geistigen Störung bei dem Prinzen durch einen Streit veranlaßt worden ist. den der Prinz am Tage seiner Erkrankung auf dem Bahnhof in Lodz mit einem War schauer Architekten L. gehabt hat. Anf dem Lodzcr Bahnhof, wo der Prinz, von einem Jagdausflug zurückkehrend, längere Zeit auf feine Equipage war tete, ist es zu diesem Streit gekommen, und zwar, wie von Freunden der Rad ziwill'schcn Familie behauptet wird, durch Provokation des Architekten, der schließlich den Prinzen gefordert hat. Dieser verweigerte die verlangte Genug thuung und begab sich in das ~Graiid Hotel", mit dessen Wirth Herrn Schwarz der Prinz sich längere Zeit unterhielt, ohne das sein Wesen Anf fäuizcs verrieth. Bald darauf erschien L. im Hotel, überreichte dem Prinzen seine Visitenkarte und verlangte noch mals Satisfaction, die ihm abermals verweigert wurde. Nachdem er sein Abendessen eingenommen hatte, begab sich der Prinz nach feine»! im ersten Stockwerk belegenen Zimmer und hier wurde er zum zweiten Male von dem Archiiccten L. ausgesucht. Die Aerzte sind der Ansicht, daß diese Auftritte mit dem Prinzen, der bereits zweimal im Jahre 1870 nnd 1872 irrsinnig ge wesen ist, dieWahnvorstcllung, daß er be obachtet und verfolgt werde, erzeugt und schnell bis zum Irrsinn gesteigert haben. Die ersten Anzeichen der aus brechenden Tobsucht bestanden darin, »aß der Fürst ohne scheinbare Veran lassung ein anderes Zimmer verlangte und als er keins angewiesen erhalten konnte, da das Hotel vollkommen be setzt war, eine Zimmerthüre demolirte uud den elektrischen Signalapparat zer trümmerte. Gleich darauf sing ver Prinz an zu feuern nnd hat im Gan zen nicht weniger als 60 Schüsse abge geben. Bon den Leuten, welche der Prinz verwundet hat, befindet sich der ille Hausknecht des Hotels, dem eine ftugel aus der einen Seite des Körpers oberhalb der Hüfte in den Leib gedrun gen und auf der anderen Seite wieder herausgegangen ist, noch immer in Le bensgeiahr. Prinz Radziwill ist in die Nervenheilanstalt von Dr. Kohlkaul >n Görlitz überfuhrt worden. Die historischen Ueber lieferungen und Nichtübcrlicserungen der Muhamedaner in Bosnien bereiten den österreichischen Beamten viel Kopf zerbrechen. So erschien jüngst vor der Krundbuchscomniission in Eazin eine Frau, und zwischen ihr und dem fuuctio nirenden Beamten entspann sich fol gende Unterhaltung: »Wie heißt Tu?" „Wer?" „Du! Wie ist Dein Name?" „Wessen Name? Der meine?" „Ja, der Deine!" „Gleich, Herr, ich muß zuerst den Muk lar fragen!" Der Muktar wird ge rufen und befragt, weiß aber kein« Auskunft zu geben, wohnt er doch vier Stunden von dem Dorfe des WeibeS entfernt. Da erinnert er sich, daß der Gatte der klugen Frau neben ihr steht und die Scene neugierig betrachtet. „Wie heißt Deine Frau?- n»m (Ich weiß nicht, Herr.) Er strengte sein Hirn mächtig an. der Angstschweiß perlt ihm auf der Stirne, aber auf den Namen feiner Frau kann er sich doch nicht besinnen. Endlich erscheint ein Nachbar des selt samen Ehepaares, der zu erzählen in der Lage ist, das merkwürdige Weib heiße Gjutfa Kovacsevis „vo n,»tsn", d. h. ihre Mutter habe so geheißen. Nun war die Eommission genau s» klug, wie früher. Die E Holerae pidemie in Hamburg scheint glücklicher Weise ihrem Erlösche» entgegenzugehen: ho seutlich verschwindet nun auch allmäh lich die Angstcpidemie in den deutsche» Gauen, die an einzelne» Orten in hellen Wahnsinn ausgeartet ist. So wird de richtet, daß ein Privatgelehrter am 28 August Hamburg verlassen hat, zunächst Unterkunft in Cleve fand, dann aber sich in einem Orle in der Nähe dieser Stadt auf vier Woche» eine Wohnung miethete. Unbehelligt hatte der Herr dort vier Tage gewohnt, als es ruchbar wurde, daß er ein Ha»ibi»gcr sei. Drohend umstanden die Ortseingeses senen das Logis und der Ortsvorstant» ordnete ein peinliches Gericht an. So viel stand von vornherein sest, der Delinquent mußte gründlich deSinficirt werden. Nun waren aber in diesen Erdenwinlel moderne DesinfcctionS mittel noch nicht gedrungen uud zu der Frage, swie die Reinigung vorzuneh men sei. entstanden Schwierigkeiten. JinLrte befand sich auch vater eines Weinbergbesitzers. Jener, aus Dithmarschen gebürtig, erinnerte sich, daß man dort im Herbst vorder Ausstattung das Bich, um es von aller- Hand Hospitanten zu reinigen, mit Ar senik abwäscht. Dem biederen Dith marschen schien cs bewiesen, daß das. was gut für Ungeziefer, gewiß auch den Eholerabacill vernichten müsse, und er schlug deshalb vor, den Gelehrten mit einer Arsenillösung, die er anzufertigen sich erbot, gründlich abzuwaschen. Ter Vorschlag fand Anklang und man schickte sofort eine» Bote» nach der Apo theke, um die Ingredienzien zu der Rei nigung zu holen. Glücklicherweise ist im Rheinland«: das Vichwafchcn nicht modc und die Apotheker sind dort nicht, wie dieses in Schleswig-Holstein üblich ist, daran gewöhnt, Arsenik pfundweise zu verkaufen. Deshalb forschte der Apotheker nach und sandte, als er das beabsichtigte unsinnige Vorhaben er fuhr, sosort einen Arzt an Ort und Stelle, welcher das arme Opfer von der Arsenikwäsche und deren gefähr lichen Folgen rettete. Einen Wunderknabcn und Wundergreis hat, falls ein sonst ernsteres Fachblatt, der müi t-lirs nicht flunkert, die französische Armee gezüchtet und noch aufzuweisen. Das Blatt behauptet, daß sich im Grei senhospital zn Lyon ein Invalide be fände. der in derselben Stadt am 28. Juli 1786 geboren ist, also das hnn- dertiechste Lebensjahr bereits überschrit ten hat. Ter alle Herr behauptet, sehr frühzeitig an den Kriegsthaten Na poleons Theil genommen zu haben. Er will schon mit dem General Bona parte in Egypten ein Zwölfjähriger alio gewesen, dann mit ihm über den Großen Sanct-Bernhard gezogen uud in Mailand eingerückt sei». Spä ter focht er in Spanien, machte den Feldzug von 1812 in Rußland mit uud wurde an der Berefina durch fünf Kugeln verwundet, von denen er eine noch bei sich trägt. Schließlich nahm er unter Eainbronne in der Kaisergarde an der Schlacht bei Waterloo Theil. Er hat also die ganze napoleonrsche Le gende dichten helfen und überlebt. Ausgeschlossen ist sreilich nicht, daß er seine eigenen Märchen erzählt oder das; man dem militärischen Fachblatt eine Fabel aufgebuudent hat. Der ?r»x-i«s militmi-s bezieht sich sreilich ans ein amtliches Zeugniß, in dem er weiter be richtet. Bei einem Besuch, welchen vor kurzem der Präfect des Rhone-Departe ments dem Hospize abstattete, antwor tete auf des Beamten Frage nach feinem Befinden der alte Soldat, daß er über haupt nie krank gewefeu sei, keine Be schwerde des Alters fühle und noch fünf zig Jahre zu leben hoffe! Man berichtet au! Pe tersburg: Der russische Finanzmiilister a. D. Wyfchiiegraski hat in einem der vornehmsten Stadttheile eine Wohnung gemiethet, welche zu einem eine eigen thümliche Vorgeschichte besitzenden Haufe gehört. Der palastartige Bau wurde ursprünglich von einem reichen Vrannt weinSpächter Utin für drei Millionen Rubel aufgeführt. Als der Utin'sche Glanz bald darauf über Nacht ver schwand, gelangte das Haus iu den Be st» des Unternehmers Owsjänikow. Dieser Mann spielte lange Zeit in der Newaresidenz durch seinen sürstlichen Reichthum eine bedeutende Rolle. Seine- Feste waren die prächtigsten Peters burgs und wurden von aller Welt be sucht. Schließlich zündete Owsjänikow eines Tages seine hoch versicherter« Dampfmühlen an, wofür er freie Reise nach Sibirien erhielt. Dort soll er sich inzwischen wieder herausgearbei tet haben. Nach Owsjänikow laufte der bekannte Bankier Baron Günzburg das Haus, dessen Reichthum ist nun mittlerweile auch den Weg alles Flei sches gegangen. .Jetzt ist der Finanz man» Wyschnegradsli i» dieselbe Woh nung gezogen, welche den Sturz so vieler Finanzgrößen bereits gesehen hat. InNea pel geriethen, wie der „Magdbg. Zeitg." von dort geschrie ben wird, aus offener Straße zwei Zündholzverkäufer in Streit. Der eine, ein zerlumpter, graubärtiger Mensch von augenscheinlich hohem Aller, geriet!) dabei so in Wuth, daß er ein Messer zog uud seinen jüngeren Eollegen niederzustechen versuchte. Aber er kam nicht dazu. Ein Polizist schritt ein und führte den alten Messerhelden nach der Wache. „Wie hcißt Du?" fragte man ihn dort. „Guifeppo Eap-- piello". „Wie alt?" Rechnen Sie selber nach. Ich bin Neunzig geboren.- Und so war es. Der Verhaftete war im Jahre 1790 geboren, zählte also 102 Jahre. Als dieser Umstand nach einigen Stunden zweifellos festgestellt war, ließ man den Alten laufen. Vor Gericht wird er freilich noch er scheinen müssen, aber der Richter wird wohl gegen den heißblütigen Greis die möglichste Milde walken las sen. 7